| Titel: | Neues Verfahren um Schiffe durch Dampf zu treiben; von Hrn. Seguier. | 
| Fundstelle: | Band 132, Jahrgang 1854, Nr. XLIII., S. 169 | 
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                        XLIII.
                        Neues Verfahren um Schiffe durch Dampf zu
                           								treiben; von Hrn. Seguier.
                        Aus den Comptes rendus, Febr. 1854, Nr.
                              								9.
                        v. Seguier, über ein neues Verfahren um Schiffe durch Dampf zu
                           								treiben.
                        
                     
                        
                           Jetzt, wo alle Anstrengungen gemacht werden, um die Schifffahrt durch Anwendung der
                              									Kraft des Dampfes oder der warmen Luft zu verbessern, glaube ich der (französischen)
                              									Akademie der Wissenschaften ein Modell vorlegen zu müssen, welches gleich nach Her
                              									allgemeinen Industrie-Ausstellung zu London von Hrn. Accarié ausgeführt worden ist.
                           Ueberzeugt, daß das mechanische Organ, welches zu London unter der Benennung
                              										„Centrifugalpumpe“ ausgestellt warPolytechn. Journal Bd. CXXX S.
                                       											334., und welches darin besteht, daß Combes'
                              									Ventilator mit gekrümmten Flügeln zur Bewegung des Wassers statt der Luft angewendet
                              									wird, – ein vortreffliches Organ zum Schiffsbetrieb werden könnte, wenn ihm
                              									die erforderliche Rotationsgeschwindigkeit unmittelbar und ohne irgend eine
                              									Transmission ertheilt würde, hat Hr. Accarié, wie
                              									sein sinnreiches Modell beweist, den glücklichen Gedanken gehabt, auf der Welle des
                              									Wasserventilators einen Arm anzubringen, auf den der Dampf reagirt. Indem er so zwei
                              									Organe von großer Geschwindigkeit verkuppelte, konnte er mittelst einer sehr
                              									einfachen Vorrichtung (obgleich sein Modell in der Eile ausgeführt und daher noch
                              									sehr unvollkommen ist) eine weit größere Wirkung erlangen, als bisher unter gleichen
                              									Umständen mittelst der Dampfkraft erzielt worden ist.
                           Hr. Accarié hat dadurch, daß er den Motor und den
                              									Fortschaffungsapparat auf derselben Welle anbrachte, alle Kraftverluste vermieden,
                              									welche die Organe zur Verwandlung der wiederkehrend geradlinigen und sehr langsamen
                              									Bewegung des Motors in eine ununterbrochen rotirende und sehr schnelle, nothwendig
                              									verursachen.
                           Der Wasser-Ventilator, welcher in der Mitte die Flüssigkeit ansaugt und sie
                              									nach der Tangente in dem Raum, worin er eingeschlossen ist, rings um sich
                              									wegschleudert, nöthigt das Wasser, durch eine am hintern Theil des Schiffes
                              									angebrachte Oeffnung zu entweichen, so daß letzteres durch Reaction vorwärts
                              									getrieben wird, ohne daß die Achse des Ventilators, dessen Arbeit sich rings um
                              									seine Peripherie ausgleicht, den geringsten Stoß erhält. Dasselbe ist der Fall bei dem Reactionsarm,
                              									welcher auf der (verticalen) Ventilatorwelle angebracht ist und daher eine
                              									gemeinschaftliche Achse mit dem letztern hat. Da die Ausströmungsöffnungen des
                              									Dampfes an den Enden des Reactionsarms so angebracht sind, daß sie ihm ein Bestreben
                              									zu steigen ertheilen (in Folge der schiefen Stellung dieser Oeffnungen zur
                              									Rotationsebene), so wird das Gewicht des ganzen Apparates überwältigt und dadurch
                              									der untere Zapfen der Achse gänzlich entlastet.
                           Hr. Accarié war besorgt, die so beträchtlichen
                              									Verluste durch die Reibung der Wellen bei derartigen mit großer Geschwindigkeit
                              									umgehenden Apparaten zu vermeiden; zu dem Ende ließ er einen merklichen Spielraum
                              									zwischen dem Ende der Dampfröhre und demjenigen der hohlen Triebachse (welche als
                              									Dampfleitung für den Reactionsarm dient), und ertheilte dem ganzen Apparat das
                              									Bestreben, während der Kreisbewegung aufzusteigen, um die Verbindung des Dampfrohrs
                              									mit der Triebachse herzustellen.
                           Den Reactionsarm hat Hr. Accarié nur deßhalb als
                              									Motor angewendet, weil ein solcher am leichtesten auszuführen war; nach meiner
                              									Ansicht könnte man ihn sehr vortheilhaft durch eine Dampf- oder
                              									Warmluft-Turbine ersetzen.
                           Die Dampfschifffahrt ist von solcher Wichtigkeit, daß jeder Versuch zu ihrer
                              									Verbesserung von Interesse ist, und aus diesem Gesichtspunkte habe ich Obiges
                              									mitgetheilt.