| Titel: | Ueber die Füllung der Barometer-Röhren mit Quecksilber, die Reinigung des Quecksilbers und einen zum Auskochen desselben im Rohr dienlichen Apparat; von L. Georg Treviranus. | 
| Autor: | Ludwig Georg Treviranus [GND] | 
| Fundstelle: | Band 132, Jahrgang 1854, Nr. LIV., S. 187 | 
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                        LIV.
                        Ueber die Füllung der Barometer-Röhren mit
                           								Quecksilber, die Reinigung des Quecksilbers und einen zum Auskochen desselben im Rohr
                           								dienlichen Apparat; von L. Georg
                              									Treviranus.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									III.
                        Treviranus, über die Füllung der Barometer-Röhren mit
                           								Quecksilber und das Auskochen derselben.
                        
                     
                        
                           In Bd. CXXVI S. 90 dieses Journals befindet sich ein Aufsatz von mir unter der
                              									Aufschrift: „Ueber eine Vereinfachung der
                                    											Construction und des Gebrauchs der stationären Barometer“,
                              										in welchem die
                              									Möglichkeit dargethan wurde, Barometer in der Art einzurichten, daß sich der
                              									Quecksilberspiegel des Gefäßes, oder auch der Flasche, selbst regulirt. Von den
                              									Vortheilen, welche dieses in Bezug auf die Bequemlichkeit im Gebrauch des
                              									Barometers, in der Zeitersparung und der Richtigkeit der Beobachtungen gewährt, bin
                              									ich selbst so sehr überzeugt, daß ich den Wunsch nicht unterdrücken konnte,
                              									mindestens ein Gefäß-Barometer ausgeführt zu sehen, welches, nebst den obigen
                              									Vortheilen, allen andern Forderungen, welche man sonst an Barometer der bessern Art
                              									zu machen berechtigt ist, ein Genüge zu leisten geeignet sey.
                           Zu diesen Erfordernissen gehört bekanntlich unter anderm auch: daß das Quecksilber im
                              									Rohre selbst ausgekocht wird, worin ich aber zu jener Zeit, als ich den oben
                              									angezogenen Aufsatz schrieb, noch gar keine Erfahrung hatte, sondern mir dachte, ich
                              									müsse vor allem den Auskoch-Proceß von Jemand verrichten lassen, welcher in
                              									dieser Sache ganz bewandert sey. Jedoch was ich seitdem darüber las und mir mündlich
                              									über den Gegenstand mitgetheilt wurde, brachte mich auf die Vermuthung, daß wenn
                              									sichs wirklich so verhielte, man bei dem Auskochen wohl noch nicht die rechte
                              									Methode getroffen hätte. Da soll es so starke Schwankungen der Säule und so heftige
                              									Schläge im Rohr geben, daß man jeden Augenblick gewärtigen muß, es in Trümmer gehen
                              									zu sehen. In dem Glauben, daß dieß nicht so seyn könne, wenn die Sache besser
                              									angegriffen würde, wurde ich durch den Umstand bestärkt, daß das Auskochen des
                              									Quecksilbers im Rohr bei den Verfertigern gewöhnlicher Barometer ganz aus der Mode
                              									gekommen zu seyn scheint, und daß sie, wenn sie ja einmal Bedürfniß dafür haben, die
                              									Sache so betreiben, wie sie sie von dem infalliblen Meister gelernt haben, gar nicht
                              									denkend und zugeben wollend, daß es auch wohl auf andere und bessere Art geschehen
                              									könnte.
                           Als ich hierüber nachdachte, schien mir gleich anfänglich der Gebrauch eines offenen
                              									Kohlenfeuers, dessen Hitze nicht auf einen Punkt hin concentrirt ist, keine
                              									Nachahmung zu verdienen; sowie auch die schräge Lage, in welcher man das Rohr dem
                              									Feuer aussetzt, weil es eben als keine leichte Aufgabe erscheint, ein solches mit
                              									Quecksilber gefülltes, dabei stark erhitztes Rohr in den Händen in der Art zu
                              									handhaben, daß keine Ungleichheit in der Erwärmung des Umfanges stattfindet, welche
                              									den Bruch veranlassen kann.
                           Ich kam nun auf die Idee, eine Weingeistlampe mit doppeltem Luftzug zu benutzen, und
                              									zwar so, daß das Glasrohr nach und nach in dem Innern des Rohrs der Lampe sich in
                              									senkrechter Richtung herabsenkt, während die Hitze des brennenden Weingeistes durch
                              									einen über dem Gefäße der Lampe befindlichen Schirm concentrirt, gleichförmig und
                              									ohne daß das Rohr mit
                              									den Händen berührt wird, immer nur auf einen kleinen Theil von dessen Höhe und
                              									Umfang wirkt.
                           Schon der erste Versuch, welchen ich mit dem obgleich noch unvollkommenen Apparat
                              									anstellte, fiel zu Gunsten der neuen Auskochungsmethode aus. Schläge im Rohr, welche
                              									entstehen, wenn es zu viele Feuchtigkeit vermischt mit Luft im Innern enthält, gab
                              									es gar nicht, wohl aber wurde ein ziemliches Schwanken der Quecksilbersäule, auf und
                              									nieder, bemerkt. Solche Oscillationen entstehen zwar zum Theil aus dem Entweichen
                              									der Luft und des Wasserdampfes, und sie lassen sich wohl nicht ganz beseitigen; aber
                              									der Hauptgrund liegt, wie ich beobachtete, in dem Umstand: daß, wenn man den
                              									Auskochproceß übereilt (nämlich schon einen höhern Punkt des Rohres dem Brennpunkt
                              									der Lampe aussetzt, ehe der niedrigere Theil, vergleichsweise wie beim Silber,
                              									geblickt hat, so daß man genöthigt ist das Rohr am Seil und der Rolle wieder zu
                              									heben), dann die Masse des kochenden Quecksilbers zu groß wird, und die Dämpfe nicht
                              									mehr mit der Leichtigkeit als beim regelmäßigen Verlauf des Processes entweichen
                              									können.
                           Es geht in diesem Falle, wo immer nur beiläufig ein 3/4 Zoll der Quecksilberhöhe sich
                              									im Kochen befindet, dasselbe so ruhig vor sich, daß man das Rohr bis auf beiläufig 1
                              									1/2 Zoll unter dem offenen Ende mit Quecksilber füllen, nebstdem das Ende mit einem
                              									Korkstöpsel, ohne daß er herausfliegt, schließen darf. Auch schienen
                              									Quecksilberdämpfe nicht eher ins Freie zu treten, als bis das Auskochen nahe
                              									beendiget, nämlich zum offenen Ende des Rohres vorgeschritten ist. Die
                              									Quecksilberdämpfe, welche sich früher entwickeln, schlagen sich in den höhern
                              									kältern Theilen des Rohrs wieder nieder.
                           Bei dem letzten Rohr von 3 1/4''' Weite, welches ich auskochte, betrugen die
                              									Oscillationen der Säule, soviel ich während einzelnen Blicken bemerken konnte, nur
                              									etwa 1/2''; denn nur ganz kurze Zeiträume darf man das Auge von dem Punkt, wo es
                              									kocht, wegwenden. Kocht man zu wenig, dann ist es, wie gesagt, nicht recht; kocht
                              									man zu viel, dann gibt es braune Flecken im Rohr. Ist aber alles ganz regelrecht von
                              									statten gegangen, dann zeigt sich weiterhin beim Umwenden des Rohrs die übrigens
                              									schon von Anderen beobachtete sonderbare Erscheinung, daß sich die Säule in der
                              									Spitze des Rohrs aufhängt, d.h. ohne daß man vorher am Rohr etwas rüttelt und
                              									klopft, gar nicht herunter auf den dem Druck der Luft entsprechenden Höhenstand
                              									sinken will. Das Auskochen erfordert nur eine Zeit von etwa 10 Minuten und an
                              									Weingeist 1/4 Seidel, welches hier im Kleinhandel 3 Kreuzer kostet.
                           
                           Bei zwei in der Weite wenig verschiedenen Röhren, welche beide mit gleich gut
                              									gereinigtem Quecksilber gefüllt und dann ausgekocht wurden, war (nachdem sie lange
                              									genug gestanden hatten, um gleiche Temperatur anzunehmen) mit Berücksichtigung der
                              									Capillar-Depression gar kein Unterschied in der Quecksilberhöhe, über dem
                              									Spiegel des Gefäßes gemessen, bemerkbar; wogegen sich bei unausgekochten, aber
                              									anscheinend gut gefüllten Röhren, im Vergleich mit ersteren, ein Minus von 1 bis
                              									6''' ergab, woraus ich folgere: daß man bei Anfertigung der sogenannten
                              									Normal-Barometer das Auskochen des Quecksilbers im Rohr selbst nicht
                              									entbehren kann.
                           Um nur eine Linie stellte sich das Quecksilber niedriger bei einem Rohr von (+
                              									–) 2 1/2''' Weite, welches ich vor der Füllung mit Baumwolle möglichst rein
                              									ausgeputzt, dann in kochendem Wasser erwärmt hatte, worauf ich das Quecksilber bis
                              									auf 120° R. erhitzte und, nachdem es auf etwa 80° wieder abgekühlt
                              									war, es ins Rohr füllte, endlich die kleinen Blasen welche sich noch zeigten, mit
                              									einer größeren Luftblase sich vereinigen ließ und aus dem Rohr entfernte. Das
                              									Verfahren hiebei besteht darin, daß man das Rohr bis auf etwa 1/4 oder 3/8'' unter
                              									dem Korkstöpsel (womit man das offene Ende schließt) mit Quecksilber füllt; dann
                              									durch eine etwas über die Horizontale erhöhte Lage des Kopfes bewirkt, daß sich die
                              									Blase zum Kopfe hinauf, und endlich (indem man das Rohr senkrecht auf den Kopf
                              									stellt) wieder nach dem verstöpselten Ende begibt, auf ihrem Wege dahin die kleinen
                              									Blasen mitnehmend. Diese Manipulation muß so oft wiederholt werden, bis das
                              									Quecksilber und die Luftbläschen keine Neigung mehr zeigen sich im Stamm des Rohres
                              									festzusetzen, dasselbe also durch die Luftblase noch besser als die Baumwolle es
                              									vermochte, gesäubert ist.
                           Dasselbe Verfahren wende ich auch bei den zum Auskochen bestimmten Röhren an, und
                              									diese Vorbereitung mag wohl mit Ursache seyn, daß bei mir das Auskochen selbst so
                              									leicht von statten geht.
                           Ist aber das Rohr nur etwa 1 1/2'' und darunter weit, dann kann man nach meinen
                              									Beobachtungen die Luftblase gar nicht zum Laufen bringen, sondern muß suchen durch
                              									Schütteln und Stoßen das Quecksilber zu vereinigen; daher nicht zu bezweifeln ist,
                              									daß ein solches Rohr weit mehr Luft und Feuchtigkeit birgt als ein weiteres, bei
                              									welchem das Putzen und die laufende Blase noch anwendbar ist. Das Rohr bei welchem
                              									sich das Quecksilber um 6''' zu niedrig stellte, hatte wirklich nur 1 1/2 Weite, was
                              									hinreichend erklärt, daß es sich so schlecht bewährte.
                           Ich habe noch versucht, dasselbe zu einem Flaschen-Barometer gehörige Rohr
                              									(welches ich eben so wenig als ein Anderer gut füllen konnte) auszukochen, und bei dieser
                              									Gelegenheit stellten sich dann in der That alle die mißlichen Umstände ein, welche
                              									mir als die gewöhnlich den Auskochproceß begleitenden bezeichnet wurden. Die
                              									Oscillationen des Quecksilbers im Rohr betrugen mindestens 5 Zoll; die Schläge waren
                              									continuirlich, und als das Auskochen bis zu der halben Rohrslänge gediehen war,
                              									zerbrach das Rohr mit einem heftigen Knall.
                           Ich will jedoch keineswegs behaupten, daß es gar kein Mittel gäbe, auch solche und
                              									noch engere Barometer-Röhren vollkommen von Luft und Feuchtigkeit zu
                              									befreien, aber die vermehrte Arbeit, welche dieses wahrscheinlich erheischt und das
                              									größere Risico welches man dabei läuft, dürfte den erwarteten Nutzen in der
                              									Ersparung an Quecksilber wohl überwiegen; es sey denn, daß auf das Auskochen
                              									Verzicht geleistet wird und man wegen der Luftleere eben nicht ängstlich ist,
                              									sondern sich wie gewöhnlich begnügt, die Scala am Brett des Wetterglases beiläufig
                              									übereinstimmend mit derjenigen eines guten Barometers zu befestigen.
                           Wenn ein gehörig weites, in der angegebenen Art aufs sorgfältigste gefülltes Rohr,
                              									beim Tages- oder auch beim Kerzenlichte, mit dem Ansehen eines ausgekochten
                              									verglichen wird, dann hält es wirklich schwer einen Unterschied zu finden. Man
                              									glaubt freilich mehr Glanz und Feuer in dem ausgekochten Quecksilber zu bemerken,
                              									dieß kann aber trüglich seyn und mitunter seinen Grund nur in der Beschaffenheit des
                              									Glases und dessen Wandstärke haben, so daß ich längere Zeit in Zweifel war, ob es
                              									ein äußerliches Unterscheidungszeichen gäbe, bis ich es kürzlich durch Zufall
                              									entdeckte.
                           Bringt man an einem an der Wand hängenden Barometer, dessen Rohr seitwärts unter
                              									einem Winkel von etwa 45° vom Lichte getroffen wird, auf dessen Brett eine
                              									Blende (ein schmales Lineal) in der Art an, daß die dem Lichte zugekehrte Seite des
                              									Rohrs im Halbschatten zu liegen kommt, so bemerkt man bei einem ausgekochten Rohr an dessen etwas verdunkelter Seite
                              									nichts, was nicht naturgemäß wäre; bei einem unausgekochten Rohre hingegen die im Schatten liegende Seite, wie die
                              									Milchstraße am Himmel, von unten bis oben mit unzähligen feinen weißen Pünktchen
                              									übersäet. Dieß beobachte ich wenigstens an dem Rohr eines gewöhnlichen Barometers,
                              									welches ich besitze, dessen Quecksilber-Säule sich um 2 1/2''' niedriger als
                              									die eines ausgekochten Rohrs stellt, und ich zweifle nicht, es wird sich auch,
                              									wiewohl wahrscheinlich im geringeren Grade, bei Röhren so finden, welche mit mehr
                              									Sorgfalt als das genannte Rohr gefüllt sind.
                           Diese Luft- und Wasserbläschen im Rohr werden beim Auskochen desselben sehr
                              									bemerklich, und ich wiederhole, nicht eher darf an dem betreffenden Punkt das Kochen unterbrochen
                              									werden, als bis sie sich in einer Blase vereiniget haben und entwichen sind.
                           Aus dem Vorhandenseyn der Bläschen und weil sie sich bis zur Kuppe des Quecksilbers,
                              									also auch bis zum Vacuum erstrecken, läßt sich entnehmen, daß beim unausgekochten
                              									Rohr wenig Hoffnung vorhanden ist, daß das Vacuum wie Anfangs erhalten wird, sondern
                              									es muß in dem Maaße als die Bläschen hineingelangen, aufhören, also der
                              									Barometerstand niedriger werden. Eine Gleichheit in der Angabe zweier Barometer und
                              									ein constantes Vacuum läßt sich demnach nur, wie abermals folgt, von den
                              									ausgekochten Röhren erwarten.
                           Für erstere ist freilich auch noch erforderlich, daß das Quecksilber welches zur
                              									Füllung verwendet wird, stets gleiches specifisches Gewicht, also auch gleichen Grad
                              									der Reinheit besitzt. Auf diesen Punkt wird indessen, wie ich gefunden habe, von
                              									Seite der Barometer-Verfertiger weit mehr Sorgfalt als auf die Wahl der
                              									Röhren in Bezug auf die Weite und auf die Füllung verwendet, wohl hauptsächlich
                              									weil, wenn das Quecksilber bis zu einem gewissen Grad verunreinigt ist, man mit der
                              									Füllung des Rohrs gar nicht fertig wird; das Quecksilber hängt sich bald hier bald
                              									dort an dem Glase an, verunreinigt dasselbe, zeigt sich zu träge, und die Kuppe ist
                              									nicht mehr regelmäßig abgerundet, so daß der Fehler dem Auge sichtbar wird und das
                              									Wetterglas keinen Käufer findet.
                           Anfänglich schien es mir, nach demjenigen was ich über die Anfertigung der Barometer
                              									von Andern hörte und darüber las, daß chemischreines, durch Destillation aus dem
                              									Zinnober dargestelltes Quecksilber, unentbehrlich sey. Solches chemisch-rein
                              									seyn sollendes Quecksilber habe ich mit dem doppelten und dreifachen Preis bezahlt,
                              									wofür man gutes Quecksilber hier bei den Materialisten bekommt, und doch fand ich
                              									später, als ich selbst mehr Einsicht in der Sache gewonnen hatte, daß man durch
                              									Kochen mit wenig sehr verdünnter Salpetersäure, bei etwa 1 Procent Verlust am
                              									Material, das Quecksilber in kurzer Zeit so reinigen kann, daß es mindestens eben so
                              									brauchbar ist als das auf jenem Wege dargestellte.Es besitzt nämlich die nöthige Lebendigkeit und ist hinreichend rein, um
                                    											mindestens das Glas nicht zu schwärzen und sich daran anzulegen. Stellt sich
                                    											aber ein solches Quecksilber bei einem Barometerstand von 28'' oder 336''',
                                    											z.B. um 1/10''' höher, so kann dieß ja von der Capillar-Depression
                                    											abgezogen werden.Nach Regnault's Untersuchung (Bd. CXVII S. 12
                                    											dieses Journals) hat chemisch-reines Quecksilber von 0° im
                                    											Vergleich mit destillirtem Wasser von + 4° C. ein spec. Gewicht von
                                    											13,596, wie auch Kopp fand. Nehmen wir nun an,
                                    											ein für Barometer noch ganz brauchbares Quecksilber habe 13,592 spec.
                                    											Gewicht, so stellt sich die Säule von 336''' auf: 13,592 : 13,596 = 336 :
                                    												x = 336,1, also wie gesagt nur um 0,1'''
                                    											höher. A. d. Verf.
                              								
                           
                           Durch eine zweimalige Behandlung mit Salpetersäure habe ich Quecksilber, welches eine
                              									hiesige Materialhandlung um einen mäßigen Preis liefert, in dem Maaße gereiniget,
                              									daß die Lösung durchaus kein Blei (die gewöhnlichste Verunreinigung des
                              									Quecksilbers) mehr enthielt und bei einer Temperatur von + 10° R. das
                              									salpetersaure Quecksilber in großen schneeweißen
                              									Krystallen anschoß, was bei dem zuerst genannten theuren Quecksilber nicht so der
                              									Fall war. Ob jenes theure Quecksilber von den Lieferanten wirklich aus
                              									Schwefel-Quecksilber durch Destillation dargestellt wird, ist freilich sehr
                              										zweifelhaft.Eine Methode chemisch-reines Quecksilber darzustellen, gab Millon an, im polytechn. Journal, 1847, Bd. CIII
                                    											S. 398. Ebendaselbst ist das Verfahren von Ulex
                                    											mitgetheilt, das Quecksilber durch Behandlung mit Eisenchlorid zu reinigen,
                                    											welche Methode für die Anwendung desselben zu Barometern vollkommen
                                    											ausreichend seyn dürfte. A. d. Red.
                              								
                           Es wäre nach meiner Ansicht wünschenswerth, ein in der Praxis (von den Barometermachern etc.) leicht anwendbares Mittel zu
                              									besitzen, wodurch sich erkennen
                              									Um das Quecksilber von Oxyd zu befreien, welches
                                    											dasselbe schwer beweglich macht, schüttelt man dasselbe nach Dr. Mohr's Vorschrift
                                    											mit kalter verdünnter Salpetersäure oder mit warmer verdünnter
                                    											Schwefelsäure, und wascht es dann mit viel Wasser aus. A. d. Red. ließe, ob ein Quecksilber ganz frei von Oxydul
                              									ist. Man hat vorgeschlagen, das Quecksilber durch eine Tute von weißem Papier laufen
                              									zu lassen, wobei man, wenn das Papier nicht geschwärzt wird, schließen dürfe, daß
                              									das Quecksilber frei von Oxyd ist; ich muß jedoch bemerken, daß ich mir bis jetzt
                              									kein Quecksilber verschaffen konnte, welches das Papier der Tute gar nicht
                              									schwärzte; diese Anforderung dürfte, streng genommen, zu den Unmöglichkeiten gehören
                              									und der Natur des Quecksilbers entgegen seyn, da es bei einer solchen Filtration
                              									ohne Reibung des Quecksilbers nicht abgeht.
                           Zur Füllung der Barometerröhren ist, wie ich schon bemerkte, ein Quecksilber von
                              									möglichst großer Lebendigkeit erforderlich, welches mindestens, wenn man es auf
                              									einem ganz reinen glasirten, also ganz glatten Teller im Cirkel herumlaufen läßt,
                              									dann keine Schwärze absetzt. Bei solchen vergleichenden Versuchen über die
                              									Beweglichkeit und Reinheit verschiedener Quecksilberproben muß aber nothwendig der
                              									angewandte Quecksilberkörper stets gleiche Größe, etwa 3/4 Zoll im Durchmesser,
                              									haben. Bei allem Quecksilber, welches ich besitze, lassen sich durch gewisse
                              									Bewegungen des Tellers zwar die sogenannten Schwänzchen darauf erzeugen; aber je
                              									reiner das Quecksilber ist, desto schwieriger ist deren Erzeugung und desto kürzer und glänzender
                              									fallen sie aus; sind sie im mindesten geschwärzt, so folgere ich daraus, daß das
                              									Quecksilber noch nicht zu Barometern brauchbar ist.
                           Ein anderes Mittel zur Prüfung des Quecksilbers auf seine Reinheit soll darin
                              									bestehen, daß man ein kleines Quantum davon, etwa 1/4 Loth, in einem ganz reinen
                              									eisernen Löffel abdampft und aus der Größe und der Farbe des zurückbleibenden Flecks
                              									auf die Qualität schließt. Es hat mir jedoch nicht gelingen wollen, auf diese Art zu
                              									constanten Resultaten zu gelangen; der Fleck fiel bei demselben Quecksilber mehr
                              									oder minder groß, auch mehr oder weniger braun gefärbt aus, und selbst das aus dem
                              									Zinnober dargestellte Quecksilber hinterließ eine Marke. Eine weiße Einfassung des
                              									braunen Fleckes, welche mitunter auch vorkam, scheint auf die Anwesenheit von Zinn
                              									zu deuten.
                           Daß es übrigens nur der Beimischung sehr kleiner Quantitäten der fremden Metalle
                              									bedarf, um das Quecksilber wesentlich zu verschlechtern, dürfte sich aus
                              									nachfolgenden Beobachtungen, welche ich in dieser Hinsicht machte, schließen lassen.
                              									Man liest hin und wieder, daß das Quecksilber im Kleinhandel bisweilen mit anderen
                              									Metallen von geringerem Werth, am häufigsten mit Blei, verfälscht wird. Ich wollte
                              									daher ermitteln, wie weit eine solche Fälschung getrieben werden kann, wozu ich
                              									einen Posten Quecksilber mit 1 Proc. Blei, einen zweiten mit 1 Proc. Wismuth, und
                              									einen dritten mit 1 Proc. Zinn versetzte, welche drei Metalle sich vollständig darin
                              									auflösten. Das im Verhältniß von 1 Proc. zugesetzte fremde Metall bewirkte jedoch in
                              									den drei Fällen, daß das Quecksilber fast alle Beweglichkeit und allen Glanz verlor,
                              									und sich in einen halbflüssigen Brei verwandelte, welchen man beliebig formen
                              									konnte. Diese Versuche dürften es demnach außer Zweifel setzen, daß Niemand in
                              									betrügerischer Absicht eine Fälschung des Quecksilbers vornehmen kann, ohne daß es
                              									leicht entdeckt wird.
                           Das Quecksilber, welches ich zu diesen Versuchen anwandte, war ein sehr reines; ich
                              									untersuchte nun noch mit den drei Posten, deren jeder 1 Procent von einem der
                              									genannten Metalle enthielt, wie sich die Rückstände nach dem Verdampfen des
                              									Quecksilbers in Form und Farbe zeigen. Aber die Verdampfung war bei jeder Post
                              									schwieriger als ich mir gedacht hatte; während ich mittelst der Flamme einer Kerze
                              									stets 1/4 Loth gewöhnliches Quecksilber innerhalb 15 Minuten verdampfte, ging der
                              									Proceß jetzt so wenig von statten, daß ich genöthigt war eine Weingeistlampe unter
                              									den Löffel zu stellen; aber auch mit deren Hülfe dauerte es ungewöhnlich lange bis
                              									das Quecksilber beiläufig auf 1 1/2''' im Durchmesser reducirt war, worauf in allen drei Fällen die
                              									Verdampfung bald mit einer Explosion des Kügelchens endigte, so daß ich über den
                              									erwarteten Rückstand keinen Aufschluß erhalten konnte.
                           Diese Erscheinung ist von einigen Chemikern, welchen ich sie mittheilte, als bisher
                              									unbekannt erklärt worden, und ich glaubte sie daher um so mehr erwähnen zu müssen,
                              									weil sie hinsichtlich der Destillation des unreinen Quecksilbers im Großen
                              									beachtenswerth ist.
                           Aus obigen drei Versuchen folgte, daß man reines Quecksilber nicht mit 1 Proc. Blei,
                              									Zinn oder Wismuth versetzen darf, wenn es zu physikalischen Zwecken nicht ganz
                              									unbrauchbar werden soll; seitdem habe ich mich durch einen vierten Versuch
                              									überzeugt, daß das Quecksilber vom Blei selbst nicht 1/5 Proc. verträgt, und sehr
                              									wahrscheinlich selbst 1/10 Proc. noch zu viel ist.
                           Aber angenommen, dieses sey noch zulässig, dann läßt sich nach der Vermischungsregel,
                              										unter der Voraussetzung, daß bei der Auflösung des Bleies
                                 										im Quecksilber der körperliche Raum beider Metalle nicht verändert wird,
                              									ein Schluß auf das spec. Gewicht der Mischung wie folgt machen:
                           
                              
                                 beim Quecksilber
                                 ist das
                                 spec. Gew.
                                 = 13,596; das absol.
                                 = 100,0;
                                 das Product
                                 = 1359,6
                                 
                              
                                     „   Blei
                                   „  
                                    											„
                                       
                                    											„
                                 = 11,330;  
                                    											„      „
                                 =     0,1;
                                   
                                    											„        „
                                 =      
                                    											1,1
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 die Summen sind:
                                 = 100,1
                                       und
                                 = 1360,7
                                 
                              
                                 
                                 und als spec. Gewicht der Mischung folgt:
                                    											1360,7 :  100,1
                                       
                                    											=
                                    13,593
                                 
                              
                           Dasselbe ist also noch um 0,001 besser, als ich Seite 192 in der Anmerkung annahm; es
                              									würde sich aber auf 13,590 und zwar im Minimum stellen, wenn in dem Amalgam Zinn,
                              									welches nur ein spec. Gewicht = 7,291 hat, anstatt Blei angenommen würde.
                           Aus dem Vorhergehenden dürfte sich entnehmen lassen: daß die
                                 										Unrichtigkeit der Angabe, welche bei mehreren Barometern aus der Verschiedenheit
                                 										des spec. Gewichtes ihres Quecksilbers entspringen kann, jedenfalls viel
                                 										geringer ist als die Differenz, welche aus einer schlechten Füllung und
                                 										Unterlassung des Auskochens entspringt; ferner, daß das spec. Gewicht von
                                 										chemisch-reinem Quecksilber und solchem, welches zur Füllung der
                                 										Barometer nicht mehr tauglich ist, wahrscheinlich in
                                 										noch engern Gränzen eingeschlossen ist, als sich aus den Zahlen 13,596 und 13,593 ergibt.
                           Was endlich die specielle Einrichtung des Auskoch-Apparates für das
                              									Quecksilber der Barometer-Röhre anbelangt, so dürfte sie mit Hülfe der Abbildungen aus dem, was
                              									ich anfänglich bereits darüber bemerkte und jetzt noch hinzufügen werde, ganz
                              									verständlich werden.
                           Fig. 1 ist der
                              									Aufriß des Apparates von vorne, in welchem übrigens die vordere Stütze für das
                              									Tischblatt fehlt und dieses unterhalb der Lampe durchbrochen ist. Fig. 2 ist ein
                              									vollständiger Aufriß von der Seite. Fig. 3 zeigt im
                              									Verticaldurchschnitt das Rohr eines Flaschen-Barometers und wie beim
                              									Auskochen ein Verlust an Quecksilber zu verhindern ist; nebstdem, wie der erhitzten
                              									Luft und den Dämpfen ein Ausweg ins Freie verschafft wird, und wie die Leitung für
                              									das Rohr einzurichten ist, damit die Flasche durchpassiren kann, wenn die Leitung
                              									nicht mehr nöthig ist. Fig. 4 zeigt einen
                              									Eisendraht, an dessen Obertheil ein aus dünnem Kupferblech bestehendes
                              									durchbrochenes Körbchen befestigt ist, in welchem der Kopf des Barometerrohrs
                              									während des Auskochens ruht; Fig. 5 zeigt den Grundriß
                              									des Bleches vor dem Biegen. Dieselben Theile sind in den Figuren mit gleichen
                              									Buchstaben bezeichnet. Zwischen Figur 1 und 2 befinden sich
                              									die einzelnen zwischen und an den Säulen angebrachten Theile von oben angesehen.
                           In Fig. 1 ist
                              										B der Kopf einer Schwelle, die mit einer zweiten A, A in der Mitte im rechten Winkel zusammengeplattet
                              									ist und welche zusammen die vier Füße des Apparates bilden. In A, A sind zwei viereckige Säulen C, C und C', C' eingezapft, durch Keile darin
                              									befestigt und oben nochmals durch das Joch D, D zusammen
                              									verbunden. An jede der beiden Säulen ist das Blatt G, G,
                              									worauf die Lampe ruht, seitwärts durch eine Holzschraube befestigt; zu weiterer
                              									Befestigung des Blattes dienen oben die Knaggen d, d und
                              									unten die Stützen E und E'.
                              									Zwischen dem Fuß des Gestelles und dem Blatte befindet sich der Schieber F, F; in dessen Mitte der Eisendraht a, b mit dem Körbchen oder der Spur b für das Glasrohr; außerhalb den Säulen die Gehänge F, g von Eisendraht zur Befestigung der Seile g, l daran. Wegen der Erhöhung des Punktes b über F ist eine directe
                              									Befestigung der Seile an dem Schieber nicht anwendbar, weil dadurch dessen leichte
                              									Bewegung zwischen den Säulen mehr oder weniger gehindert würde.
                           Die beiden Schnüre gehen von g aus über die Rollen I, I; sie sind hinter dem Gestell an den Enden des
                              									Querholzes K, K und eine dritte Schnur ist in dessen
                              									Mitte befestigt. Diese dritte Schnur K, L, Fig. 2, welche
                              									durch ein Loch des Tischblattes passirt, dient um den Schieber F, F sammt dem Barometerrohr nach Erforderniß hinauf
                              									oder herunter bewegen, ihn auch auf einer gewissen Höhe feststellen zu können. Zu
                              									diesem Ende wird die Schnur zwischen den Einschnitt des Holzes L eingeklemmt und herumgeschlungen.
                           
                           Im Anfange der Auskochung eines Barometerrohrs, wo der Schieber F, F nur etwa 1 1/2 Zoll unter dem Tischblatt steht, und
                              									bis das Quecksilber beiläufig auf die Hälfte seiner Länge ausgekocht ist, bedarf das
                              									Rohr aber einer Leitung, die es in der Mitte des Brettes H,
                                 										H in dem viereckigen Loche m des Grundrisses
                              									findet. Das Brett hat zwei Federn r, r, um es an den
                              									Säulen auf dem erforderlichen Höhenpunkt leicht stellen und festhalten zu können.
                              									Drei Seiten des viereckigen Loches m werden durch das
                              									Holz von H und die vierte Seite wird durch die innere
                              									Kante des kleinen Schiebers n gebildet. Zieht man
                              									letztem mittelst des Stiftes p gehörig, dann kann beim
                              									Auskochen eines Flaschen-Barometers (weil m vorne
                              									erweitert ist) die Flasche ungehindert das Brett passiren. Dasselbe gilt auch von
                              									dem Rohr eines Heber-Barometers. Nachdem das Rohr aus m getreten ist, findet es hinreichende Leitung und Stütze im Obertheil der
                              									Lampe.
                           Die Lampe besteht aus einer aus Kupferblech getriebenen Schale e, e, Fig.
                                 										1, von 3'' Weite und 1'' Tiefe, in deren Mitte sich ein Rohr von 7/8''
                              									Weite befindet, das nach oben bis i, i reicht und unten
                              									mit dem Fuß der Lampe eben ist. Dieses Rohr paßt in eine Büchse, welche in dem
                              									Tischblatt festsitzt und etwa 1/4'' vorspringt.
                           Zur Concentrirung der Hitze des in dem Gefäße brennenden Weingeistes ist der
                              									umgekehrte Trichter c, u, u, c etwa 1/2'' über dem
                              									Gefäße und mit drei Füßen auf dessen Rand ruhend angebracht; oben endigt er sich in
                              									einen Cylinder von 1/4'' Höhe und 1'' Weite. Nur innerhalb dieses Cylinders und 5/8
                              									bis 3/4'' darüber findet das Kochen des Quecksilbers im Glasrohre statt.
                           Einestheils zur Ablenkung der Flamme von den höhern Theilen des Glasrohrs,
                              									anderntheils um dieses nicht ohne Leitung zu lassen, nachdem es diejenige in dem
                              									Holze verlassen hat (zugleich auch um es möglichst central in der Flamme zu
                              									erhalten), befindet sich über dem umgekehrten Trichter ein zweiter v, v in gewöhnlicher Lage mit nach unten gestülptem
                              									Rand.
                           Die Trichter sind durch zwei Blechstreifen von 3/8'' Breite und Nieten mit einander
                              									verbunden. In den oberen wird ein Ring von Kupfer- oder Messingblech gelegt,
                              									mit so weiter Oeffnung im Centrum, daß das Glasrohr noch den nöthigen Spielraum
                              									behält.
                           Ist ein gerades Rohr bis zum höchsten Punkt seiner Füllung mit Quecksilber
                              									ausgekocht, dann hat es keine Schwierigkeit, die Lampe an dem hölzernen Handgriff
                              									abzunehmen; hat man aber das Rohr eines Flaschen- oder
                              									Heber-Barometers ausgekocht, dann muß es vorher mittelst einer am gebogenen Theil
                              									befestigten, durch das Auge x am Joch D, D laufenden Schnur in die Höhe gezogen werden.
                           Man kann wohl ohne Gefahr für das Glasrohr den Aufsatz v,
                                 										v weglassen, wenn dafür dem Rohr in dem cylindrischen Theil u, u des umgekehrten Trichters eine Leitung, bestehend
                              									aus drei oder vier Stiften von Platindraht, gegeben wird. Der Vortheil bestünde
                              									darin, daß sich in der senkrechten Richtung weitere 2 1/2 bis 3'' der
                              									Quecksilberhöhe auskochen ließen, als die jetzige Einrichtung der Lampe für gebogene
                              									Röhren gestattet.
                           Wer indessen auch bei diesen das Auskochen bis zum äußersten Punkt treiben will, mag,
                              									wenn er in senkrechter Richtung nicht weiter kam, das Rohr aus der Lampe
                              									herausnehmen und den Rückstand des Quecksilbers, mit Hülfe derselben Weingeistlampe,
                              									wie gewöhnlich in schräger Richtung des Rohrs auskochen. Die Hauptarbeit hat dann
                              									auch in diesem Fall schon der Apparat verrichtet.
                           Bezüglich Fig.
                                 										3 ist noch zu bemerken, daß das Röhrchen z von
                              									Schwarzblech angefertigt seyn muß, weil Kupfer von heißem Quecksilber angegriffen
                              									wird.
                           Brünn, im April 1854.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
