| Titel: | Unvertilgbare Tinte. | 
| Fundstelle: | Band 132, Jahrgang 1854, Nr. LXII., S. 215 | 
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                        LXII.
                        Unvertilgbare Tinte.
                        Kindt's unvertilgbare Tinte.
                        
                     
                        
                           Das Bedürfniß einer unvertilgbaren Tinte bei Ausfertigung von Documenten, Reisepässen
                              									u. dgl. m. ist schon oft gefühlt. Es fehlt auch nicht an Vorschriften dazu, aber
                              									schwerlich wird irgend eine Flüssigkeit verwendet, die in gleichem Maaße diese
                              									Eigenschaft besitzt, wie die folgende.
                           
                              
                                   1
                                 Theil Honig,
                                 
                              
                                 14
                                 Theile Wasser,
                                 
                              
                                   2
                                     –      englische
                                    											Schwefelsäure
                                 
                              
                           werden zusammengemischt und so viel Indigo, welcher in
                              									Schwefelsäure gelöst ist, hinzugefügt, daß die Flüssigkeit hinreichend gefärbt wird,
                              									um auf Papier eine gut sichtbare Schrift zu liefern.
                           Hat man mit derselben geschrieben (wobei man keine Stahlfeder benutzen darf), so muß
                              									das Papier auf einem geheizten Ofen, über Kohlenfeuer, mit der Flamme einer Lampe,
                              									oder vermittelst eines heißen Plätteisens so stark erwärmt werden, bis die Schrift
                              									vollkommen schwarz erscheint.
                           Da hiedurch nicht nur der Honig, sondern auch das Papier selbst an den beschriebenen
                              									Stellen zum Theil verkohlt wird, so widersteht die Schrift sowohl der Einwirkung von
                              									Säuren, als auch allen anderen chemisch wirkenden Mitteln, ja sie ist selbst durch
                              									Radiren schwer, oder gar nicht zu entfernen, nach der Dicke des Papiers, da sie zu
                              									tief in dasselbe eindringt.
                           Fürchtet man, bei Anwendung von sehr dünnem Papier, oder wenn die Schriftzüge sehr
                              									dick sind, einen zerstörenden Einfluß der Säuren auf das Papier, so kann man
                              									dasselbe, nachdem es in angegebener Weise beschrieben und erhitzt worden, mit
                              									Salmiakgeist benetzen, oder in einen gut verschließbaren Kasten legen, auf dessen
                              									Boden kohlensaures Ammoniak ausgebreitet worden und es darin einige Zeit liegen
                              									lassen.
                           Bremen, im April 1854.
                           G. C. Kindt.