| Titel: | Die neuesten Erfolge der Silos in der Provinz Sachsen. Ein Beitrag zur Verhütung der Noth in Theuerungsjahren; von Richard Schück, Regierungs-Assessor in Merseburg. | 
| Autor: | Richard Schück | 
| Fundstelle: | Band 132, Jahrgang 1854, Nr. LXV., S. 221 | 
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                        LXV.
                        Die neuesten Erfolge der Silos in der Provinz
                           								Sachsen. Ein Beitrag zur Verhütung der Noth in Theuerungsjahren; von Richard Schück,
                           								Regierungs-Assessor in MerseburgMagdeburg.
                        Mit einer Abbildung.
                        Schück, über die neuesten Erfolge der Silos in der Provinz
                           								Sachsen.
                        
                     
                        
                           Auch in diesem Jahre bedroht die unbemittelten Classen die Getreidetheuerung. Schon
                              									jetzt legt sie den Aermeren schmerzliche Entbehrungen auf. Die schlechten Ernten
                              									kehren von Zeit zu Zeit wieder. Der Staat sowie der Gemeingeist der Mitbürger ist
                              									alsdann vergeblich auf ausreichende Mittel bedacht, den Schrecknissen der Noth zu
                              									begegnen. Unter solchen Umständen liegt die Aufforderung nahe, in Jahren des
                              									Ueberflusses für spätere Zeiten des Mangels zu sammeln; allein die Kostspieligkeit
                              									und Schwierigkeit der Magazinirung größerer Getreidevorräthe hat sich stets als
                              									hinderlich erwiesen.
                           Es wird unter diesen Umständen wichtig seyn, von den günstigen Erfahrungen Kenntniß
                              									zu nehmen, welche die Mannsfeld'sche Kupferschieferbauende Gewerkschaft auch in diesem Jahre mit der unterirdischen Aufbewahrung
                              									großer Getreidevorräthe in den sogenannten Silos gemacht
                              									hat.
                           Die Silos verdienen im Interesse der Militärverwaltung und der Finanzwirthschaft des
                              									Staates, sowie des Getreideverkehrs der Privatbesitzer eine um so ernstere
                              									Beachtung, als ihre Einrichtung bei weiterer Anwendung noch mancher Vervollkommnung
                              									fähig ist.
                           Die großen Vortheile, welche die Aufbewahrung des Getreides in Erdgruben, vor der in
                              									Magazingebäuden, sowohl hinsichtlich der Wohlfeilheit der Anlagen und der
                              									Unterhaltung, als der Sicherung des Getreides vor Wurmfraß, Diebstahl und
                              									Feuersgefahr gewährt, sind bereits vielfach bekannt und gaben der Mannsfelder
                              									Gewerkschaft im Jahre 1825 Anlaß, die ersten Silos versuchsweise anzulegen. Das
                              									bereits im polytechnischen Journal, Jahrgang 1822, Bd. IX S. 329 ausführlich
                              									besprochene Verfahren bei Anlegung der Silos nach ungarischer Methode, welches Hr.
                              										Ternaux für seine Silos zu St. Ouen benutzte, wurde
                              									hier ebenfalls beobachtet.
                           Die solchermaßen angelegten Silos haben sich vollkommen und namentlich auch dieses
                              									Jahr von Neuem bewährt, so daß die Gewerkschaft die Zahl derselben gegenwärtig
                              									auf 10 vermehrt hat. Die Gewerkschaft wird durch diese Magazinirung mit geringen
                              									Opfern in den Stand gesetzt, ihren zahlreichen Arbeitern den bestimmungsmäßig zu
                              									liefernden Roggen niemals höher als mit 1 Rthlr. 5 Sgr. pro Scheffel zu berechnen. Auch einzelne Privat-Grundbesitzer in
                              									den Kreisen Mannsfeld und Sangerhausen haben das obige Verfahren mit erfreulichem
                              									Erfolge versucht.
                           Ueber die gewonnenen Erfahrungen geben die nachfolgenden an Ort und Stelle erlangten
                              									Nachrichten ausführliche Auskunft.Die Aufbewahrung des Getreides in unterirdischen Gruben findet man schon im
                                    											frühesten Alterthum bei den Aegyptern, Arabern und Hebräern, auch
                                    											gegenwärtig noch in Afrika, Ungarn, Italien, Frankreich, in Lithauen und in
                                    											der Ukraine.
                              								
                           
                        
                           I.
                              									Die Silos der Friedeburger Hütte bei Gerbstädt.
                           
                              A. Geschichtliches
                                    											Vorwort.
                              Das unter dem Namen „Haupt-Getreide-Depot“ auf
                                 										Friedeburger Hütte etablirte unterirdische Getreide-Magazin der genannten
                                 										Gewerkschaft besteht zur Zeit in 10 ausgemauerten Silos, welche ein
                                 										Gesammtquantum von etwas über 28,000 Scheffel preuß. fassen. Dieselben haben den
                                 										Zweck, das zur Versorgung der Berg- und Hütten-Arbeiter nöthige
                                 										Brodkorn für theuere und solche Zeiten im Vorrath zu halten, in welchen die
                                 										Herbeischaffung des Bedarfs (gegenwärtig beiläufig 3600 Scheffel pro Monat, excl.
                                 										Sangerhäuser und Riestädter Werke, für welche besondere Silos bestehen) mit
                                 										Schwierigkeit verknüpft ist, ja zur Unmöglichkeit werden könnte.
                              Im Jahre 1825 wurde die erste Grube angelegt und im J. 1826 und 1829 die Zahl bis
                                 										auf 6 Stück gebracht, welche zusammen einen Kostenaufwand von 550 Rthlr.
                                 										verursacht hatten. 4 Stück davon füllte man im Jahre 1834 mit 10,900 Schffl.
                                 										Roggen zu den Einkaufskosten von 10,540 Rthlr., also zum Durchschnittspreise von
                                 										29 Sgr. pro Scheffel, und öffnete die erste
                                 										versuchsweise zu Anfang des Jahres 1838, um welche Zeit der Roggenpreis
                                 										durchschnittlich auf 1 1/4 Rthlr. stand. Im letzten Quartale desselben Jahres
                                 										war indeß der Roggenpreis bis auf 2 Rthlr. gestiegen und man hielt es für
                                 										rathsam, auch die übrigen 3 Silos zu leeren, nämlich eines im December 1838 und
                                 										die beiden letzten im Januar 1839. Es hatte sich dabei ein Verlust von circa 80 Schffl.  ergeben und der effective
                                 										Gewinn stellte sich, bei den eigentlich doch nicht hohen Preisen, unter
                                 										Berücksichtigung eines Abnutzungswerthes von 10 Proc. der Anlagekosten, ferner
                                 										der Zinsen, Verwaltungs- und Arbeitskosten, Fuhrlöhne etc. für das
                                 										Gesammtquantum auf 6300 Rthlr.
                              Der Roggen hatte sich gut erhalten, und lieferte ein gesundes nahrhaftes Brod,
                                 										wenn gleich mit röthlichem Aussehen und erdigem Beigegeschmack, welcher letztere
                                 										sich jedoch, nachdem der Roggen längere Zeit der Luft ausgesetzt gewesen, fast
                                 										ganz verlor.
                              Der so gelungene Versuch gab Veranlassung die Zahl der Silos zu vermehren, und im
                                 										Jahre 1841 noch 2 Stück zu erbauen und 2 andere schon in den Zwanziger Jahren
                                 										von Privaten daselbst angelegte anzukaufen. Zur Füllung der sämmtlichen 10 Silos
                                 										eigneten sich die niedern Roggenpreise vom August 1848 bis Juli 1849, in welcher
                                 										Zeit das erforderliche Quantum Roggen zu durchschnittlich 1 Rthlr. 1 Sgr. 8 Pf.
                                 											pro Scheffel incl.
                                 										aller Unkosten angekauft, rein gefegt, und damit die Gruben angefüllt wurden,
                                 										wovon bis jetzt erst 2 Stück zu 6406 Schffl. Inhalt mit günstigem Erfolge
                                 										geleert worden sind. Auf das Resultat dieser Leerung kommen wir weiter unten
                                 										zurück.
                              
                           
                              B. Construction und Bau des
                                    											Silos.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 132, S. 223
                                 
                              Die Gestalt der Silos ist auf zwei Drittel der Höhe von der Sohle aus
                                 										cylindrisch, beim oberen Drittel kuppelförmig und schließt mit einem
                                 										cylindrischen Halse, wie aus beistehender Figur zu ersehen. Die Größe derselben
                                 										ist nicht gleich; betrachten wir das größte Silo. Sein Durchmesser ist 18, seine
                                 										Höhe bis zum Halse 28 Fuß, der Hals 2 1/2 Fuß weit, 2 Fuß hoch; auf dem Halse
                                 										ruht ein Geviertrahmen von Holz, in welchem eine steinerne Deckplatte von 4 Fuß
                                 										im Quadrat und 4 Zoll Stärke Platz hat. Das Silo steht mit seiner Deckplatte 4
                                 										Fuß unter der Erdoberfläche auf seine ganze Höhe im trockenen Lehmgebirge. Die
                                 										Cylinderwand wie das Kugelgewölbe und der Hals sind aus geformten Schlackenwürfeln von circa 10 Zoll in Kubus und mit Kalkmörtel
                                 										ausgeführt, und nur zur Ausgleichung beim Bogenschluß Barrensteine mit
                                 										angewendet. Das Sohlenpflaster ist aus gleichem Material hergestellt, und
                                 										sämmtliche Fugen des ganzen Baues sind möglichst glatt verstrichen, auch die bei
                                 										der Anlage um das Mauerwerk herum entstandenen offenen Räume mit Lehm fest
                                 										verstampft worden. Die Anlagekosten eines solchen Silos auf die angegebene Weise
                                 										erbaut, betragen circa 100 Rthlr. Es muß jedoch
                                 										dabei hervorgehoben werden, daß diese billigen Anlagekosten auf sehr günstigen
                                 										Umständen beruhen, welche sich anderswo selten, wenigstens nicht in allen
                                 										Beziehungen wieder finden werden, und zwar:
                              1) weil das Terrain, auf welchem die vorgedachten Silos angelegt sind, durch ein
                                 										trockenes und mächtiges Lehmlager gebildet wird, welches nur unbedeutende
                                 										Feuchtigkeit durchläßt und daher gestattet, als Mauerbindemittel den
                                 										gewöhnlichen Kalkmörtel anzuwenden, und
                              2) weil die Bausteine nirgends so billig zu haben seyn werden, wie die als solche
                                 										benutzten Formschlacken, deren Kosten zu dem beschriebenen Silo höchstens 15
                                 										Rthlr. betragen, einschließlich der geringen Löhne für den Transport von der
                                 										Hütte zur nahen Baustelle.
                              Wo also diese günstigen Bedingungen fehlen, kann natürlich von so billiger Anlage
                                 										der Silos keine Rede seyn, indessen möchte es, bei der Wichtigkeit und den ins
                                 										Auge springenden Vortheilen eines derartigen Etablissements, hierauf weniger
                                 										ankommen, als vielmehr darauf, ob überall dergleichen Anlagen gemacht werden
                                 										können. Es möchte diese Frage zu bejahen seyn und sich jede nicht stark
                                 										durchlassende Bodenart zur Anlage von Silos eignen, wenn man die Silos nur auf
                                 										hochgelegenem, dem Wasser niemals ausgesetzten Terrain, von hart gebrannten
                                 										Barrensteinen und Cement errichtet. Ueberschläglich würde eine Grube von der
                                 										beschriebenen Größe mit diesem Material gut ausgeführt, auf 350 bis 400 Rthlr.
                                 										zu stehen kommen. Noch größere Silos sind jedenfalls vortheilhafter, da sie
                                 										unter gleichen Umständen verhältnißmäßig weniger Verluste geben werden, als
                                 										kleinere. Das Getreide ist nämlich dem Verderben hauptsächlich an der Wandung
                                 										wegen der nicht ganz abzuhaltenden Feuchtigkeit ausgesetzt, wodurch Verluste
                                 										entstehen. Diese müssen also um so geringer seyn, in je kleinerem Verhältnisse
                                 										die Wandfläche zu dem Rauminhalt des Silos sich befindet. Bezüglich der Form
                                 										möchte das eine vollkommene Kugel bildende Silo jedenfalls das beste zur
                                 										Verringerung der Wandfläche seyn, wenn dessen Herstellung nicht mit
                                 										Schwierigkeit verknüpft wäre, und daher viel theurer zu stehen kommen würde.
                              
                           
                              
                              C. Verfahren bei der Füllung
                                    											der Silos.
                              Die Silos sind auch leer fest verschlossen, mit Erde bedeckt, an der
                                 										Erdoberfläche geebnet und nur durch Nummersteine über den Oeffnungen markirt, so
                                 										daß darüber weg geackert werden kann.
                              Soll gefüllt werden, so wird die Erde bis zur Deckplatte aufgeräumt, letztere
                                 										gereinigt und abgehoben, die Grube, wenn sich Feuchtigkeit an den Wänden zeigen
                                 										sollte, mit Reisholzfeuer getrocknet und gereinigt, und alsdann mit der Füllung
                                 										begonnen. Wesentlich ist, daß diese Füllung mit sehr trockenem Getreide und so
                                 										rasch als möglich erfolgt. Um dieß zu können, ist es nothwendig, daß das ganze
                                 										Füllungsquantum beisammen ist, ehe man mit der Füllung selbst beginnt. Ein
                                 										ausreichender Schüttboden darf daher nicht fehlen. Durch eine Fege staubfrei
                                 										gemacht, wird das Getreide in die Grube geschüttet und gleichzeitig
                                 										festgetreten, auch wohl gestampft; hauptsächlich muß unter dem Halse, wo die
                                 										Wölbung der Horizontale nahe kommt, das Getreide seitwärts der Wandung
                                 										zugeschoben, und so viel als thunlich festgestoßen werden, damit kein leerer
                                 										Raum bleiben kann.
                              Bis zur Hälfte der Halshöhe wird die Füllung fortgesetzt, darüber Papier
                                 										gebreitet und dieses mit einem genau in den Hals paffenden Brettdeckel belegt,
                                 										sodann der Hals vollends mit Kohlengestübe gefüllt und mit der Deckplatte
                                 										geschlossen, über welcher die Erde bis zur Oberfläche festgestoßen wird, womit
                                 										das Füllungsgeschäft vollendet ist.
                              
                           
                              D. Leerung der
                                    										Silos.
                              Die Oeffnung der Silos geschieht wie im Abschnitte C
                                 										angegeben, nur daß hier der Hals von dem Kohlengestübe und dem Brettdeckel noch
                                 										zu befreien, auch über dem Silo ein entsprechender Ueberbau von Holz und Bohlen
                                 										zum Schutz gegen ungünstiges Wetter herzustellen, und ein Haspel zum Auffördern
                                 										des Getreides aufzustellen ist, bevor an die Leerung gegangen werden kann.
                              Wie unter Abschnitt A erwähnt, sind in diesem Jahre
                                 										bis jetzt erst zwei Silos mit 6406 Scheffel Inhalt geleert, wovon Nr. 1 im
                                 										August 1848 und Nr. 2 im März 1849 gefüllt wurde und somit der Roggen in dem
                                 										einen 5 Jahre 2 Monat, in dem andern 4 Jahre 7 Monat dem Schooß der Erde
                                 										übergeben war.
                              
                              In beiden Silos fand man die Füllung trotz dem Festtreten und Stampfen circa 6 Zoll tief unter dem Halse eingesunken, und
                                 										in der obern Schicht feucht, diese Feuchtigkeit aber nach unten successive bis
                                 										zur Trockne in circa 8 Zoll Tiefe abnehmend.
                              Diese Schicht, deren Daseyn wohl weniger äußerer Einwirkung, als vielmehr der
                                 										Ausdünstung der Kornmasse von unten zuzuschreiben seyn möchte, war verdorben,
                                 										und zum Vermahlen und Verbacken nicht tauglich. Sie wurde behutsam abgeräumt, an
                                 										der Luft einigermaßen getrocknet und nach Qualität zu verschiedenen Preisen als
                                 										Viehfutter verkauft. Beide Silos lieferten hiervon 66 Scheffel, die sich jedoch
                                 										im gesunden, unaufgequollenen Zustande gedacht, auf 50 Scheffel werden reduciren
                                 										lassen.
                              Unter der verdorbenen Schicht war der Roggen durchweg bis zur Sohle des Silos
                                 										vollkommen gesund, sehr trocken und von schöner gelber Farbe, jedoch von saurem
                                 										Geruche und nur an der Wandung hatte sich eine filzartige Substanz, die zwischen
                                 										1–2 Zoll Stärke variirte, mitunter und zwar an einzelnen glatt verglasten
                                 										trockenen Schlacken auch gar nicht vorhanden war, gebildet. Diese Substanz
                                 										wurde, nachdem man die stellenweis bis zu 8 Zoll anklebenden gesunden Körner
                                 										behutsam abgerieben hatte, von Zeit zu Zeit im Fortschreiten der Leerung von der
                                 										Wandung abgelöst und abgesondert aus der Grube geschafft. Diese Masse enthielt
                                 										100 Scheffel aus beiden Gruben, wovon 12 Scheffel noch zu geringen Preisen
                                 										verwerthet werden konnten, der Rest als gänzlich unbrauchbar, höchstens zu
                                 										Dünger geeignet, zurückgeworfen wurde.
                              Die Aufförderung des Roggens aus der Grube geschah mittelst des aufgestellten
                                 										Haspels und zweier Säcke, sowie das Fortschaffen nach dem Schüttboden in
                                 										Hohlkarren. Ich muß noch erwähnen, daß namentlich in der größern Grube Nr. 2 auf
                                 										die untern 3 Fuß Höhe der Roggen so fest gepreßt gefunden wurde, daß er mit
                                 										einer Hake aufgelockert werden mußte, dennoch aber so trocken wie der übrige
                                 										sich ergab; auch daß die Wandung der Silos sich vollkommen trocken erhalten
                                 										hatte. Durch diesen Umstand könnte man zu der Annahme versucht seyn, daß die
                                 										Entstehung der filzigen Substanz nicht durch Feuchtigkeit von Außen, sondern wie
                                 										bei der obern Schicht, von der Ausdünstung der Roggenmasse herrühre, wenn
                                 										dagegen nicht die Thatsache spräche, daß an einzelnen glatten Schlacken diese
                                 										Filzrinde vermißt wurde, während solche an den Kalkfugen um die Schlacken herum
                                 										vorhanden war.
                              
                           
                              
                              E. Resultate.
                              
                                 
                                    Die beiden Silos waren gefüllt
                                       												mit
                                    
                                    
                                    6406 Scheffel,
                                    
                                 
                                    die Leerung schüttete an gesundem
                                       												Roggen
                                    6419
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    an verdorbenem, aber zu 46 3/4
                                       												Rthlr.   verwerthetem Roggen
                                        78
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    an gänzlich unbrauchbarem
                                        80
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    
                                    6577    
                                       												„
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––––––––––––––––
                                    
                                 
                                       Es ist mithin ein
                                       												Uebermaaß erfolgt von unddarunter 13 Scheffel gesunder
                                       												Roggen.
                                    
                                    =
                                      171 Scheffel
                                    
                                 
                              Bei Ermittelung der Geldwerthe und des Gewinns wollen wir das gefundene
                                 										Uebermaaß, als aus Zufälligkeiten entstanden, unberücksichtigt lassen und
                                 										vielmehr zur Sicherheit einen Naturalverlust von 1 Proc. annehmen, auch das zur
                                 										Füllung der 10 Silos aufgewendete Capital mit 4 Proc. auf 5 Jahre verzinsen, und
                                 										zwar Zins von Zins, dagegen aber auch die Berechnung eines Abnutzungswerthes von
                                 										den Anlagekosten weglassen, weil sich erwiesen, daß die Silos seit einer Reihe
                                 										von Jahren auch nicht im mindesten beschädigt worden sind, also eine Abnutzung
                                 										derselben nicht stattgefunden hat.
                              Es sind im Ganzen 28284 Scheffel Roggen angekauft und nach Wegrechnung des
                                 										Verlustes durchs Fegen beim Füllen in die Silos gekommen = 28119 Scheffel; diese
                                 										haben gekostet incl.
                              
                                 
                                    390 Rthlr. Verwaltungs- und
                                       												Arbeitskosten
                                    29630 Rthlr.
                                    
                                 
                                    hierzu die Zinsen auf 5 Jahre
                                      6420  
                                       												„
                                    
                                 
                                    Arbeitslöhne bei der Leerung,
                                       												Verwaltungskosten und etwaiger   Materialverlust an
                                       												dem Ueberbau von 28119 ÷ 1 Proc. Verlust   ad 281 = 27838 Scheffel ad 3 1/2 Pf., rund
                                        270   „
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––––––
                                    
                                 
                                    Gesammtkosten auf gewonnene 27838
                                       												Scheffel Roggen =
                                    36320 Rthlr.
                                    
                                 
                                    thut pro
                                       												Scheffel nahe 1 Rthlr. 9 Sgr. 3 Pf., also eine
                                       												Vertheuerung   von 7 Sgr. 7 Pf. pro Scheffel in 5 Jahren, 1 Sgr. 6 Pf. pro anno.
                                    
                                    
                                 
                                    Gegenwärtig haben diese 27838 Scheffel
                                       												Roggen Werth, zu   70 Rthlr. à Wispel berechnet
                                    81230 Rthlr.
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––––––
                                    
                                 
                                    Es ist also mit einem
                                       												Anlage-Capital von 29630 Rthlr. in noch  
                                       												nicht 5 Jahren ein Gewinn gemacht wordenProben des gesunden Roggens (Nr. 1), des verdorbenen Roggens der
                                             														bessern Qualität, welcher mit 25 Sgr. pro Scheffel verwerthet worden (Nr. 2). und eine
                                             														geringere Probe mit 20 Sgr. pro
                                             														Scheffel verwerthet (Nr. 3), endlich eine Probe der filzigen
                                             														Substanz (Nr. 4), wie sie dicht an der Wandfläche anklebt,
                                             														liegen bei dem Verfasser zur Ansicht vor. von
                                    44910 Rthlr.
                                    
                                 
                              
                           
                        
                           
                           II.
                              									Die Silos der Kupferhütte bei Sangerhausen.
                           1) Die erste Korngrube, welche überhaupt Seitens der Mansfeld'schen
                              									Kupferschieferbauenden Gewerkschaft angelegt worden ist, wurde im Jahre 1825 auf
                              									vorgedachter Kupferhütte hergestellt. Dieselbe befindet sich einige hundert Schritte
                              									nordwestlich von der Hütte in einem mächtigen und vorzüglich reinen, zu den
                              									hangenden Gebirgsarten der in dieser Gegend ziemlich verbreiteten
                              									Braunkohlenformation gehörenden Lehmlager, unter welchem sich als Liegendes blauer
                              									und weißer Braunkohlenthon befindet.
                           Zwei andere dergleichen Korngruben sind später, nachdem man diese Aufbewahrungsart
                              									des Getreides als sehr vortheilhaft erkannt hatte, in etwas größerem Maaßstabe in
                              									den Jahren 1829 und 1834 unmittelbar neben der ersterwähnten angelegt worden.
                           2) Die Dimensionen dieser Silos anlangend, so haben dieselben eine flaschenartige
                              									Form wie die Silos der Friedeburger Hütte, in der Art, daß sie von unten bis auf
                              									zwei Drittel ihrer Höhe cylinderförmig sind, und auf diesem Cylinder ein einen
                              									Kugelabschnitt bildendes zirkelförmiges Gewölbe aufgesetzt ist, was wieder ein
                              									Drittel der ganzen Höhe im Lichten einnimmt und in einen 3 Fuß hohen und 2 Fuß im
                              									Quadrat weiten Hals endigt. Sowohl die Seitenwände als der Boden der Gruben sind mit
                              									geformten Schlackenziegeln ausgemauert; wo man diese nicht hat, kann man eben so
                              									zweckmäßig stark gebrannte Backsteine (sogenannte Klinker) dazu verwenden.
                           Das Gewölbe besteht hier aus sogenannten Wickelschlacken und der beim Mauern
                              									verwendete Mörtel ist gewöhnlicher, etwas scharf bindender Gyps. Die Größe der
                              									Gruben ist je nach dem Quantum Getreide das sie fassen, verschieden; die erste,
                              									welche circa 1500 Scheffel Roggen faßt, ist im Lichten
                              									vom Boden bis zum Halse des Gewölbes 24 Leipziger Fuß (damals wurde in der Gegend
                              									von Sangerhausen noch allgemein nach Leipziger Fuß gearbeitet) hoch, wobei das
                              									Gewölbe ein Drittel der ganzen Höhe, 8 Fuß einnimmt; der aus Ziegelbacksteinen
                              									aufgemauerte Hals oder Schlott ist 3 Fuß hoch und 2 Fuß ins Gevierte. Die später
                              									angelegten Silos, welche jedes circa 2000 Scheffel
                              									Roggen fassen, sind verhältnißmäßig größer.
                           3) Die Anlagekosten eines Silo der Kupferhütte, welche allerdings wegen der hier sehr
                              									billig bezogenen, zur Ausmauerung verwendeten Schlackenziegel für einen andern Ort
                              									keinen Anhalt geben, betrugen bei dem zuerst angelegten, etwas kleinern 84 Rthlr., bei den
                              									spätern beiden größeren 90 und einige Thaler. Die Kosten werden bei Verwendung von
                              									Backsteinen etwas höher ausfallen, sind aber, wenn man bedenkt, daß eine solche
                              									Korngrube eine Jahrhunderte lange Dauer hat, daher zu vielmaligem Füllen benutzt
                              									werden kann, und daß die Aufbewahrungskosten des Getreides außer den
                              									Füllungs- und Entleerungskosten, sich auf Nichts reduciren, gegen die theure
                              									Magazinirung von Getreide und die damit verbundenen Verluste fast gar nicht in
                              									Anschlag zu bringen.
                           4) Das Schließen eines mit Getreide angefüllten Silo geschieht hier in folgender
                              									Weise. Der zum Einfüllen und Aufbewahren bestimmte Roggen wird vorher durch
                              									mehrmaliges Rollen möglichst vollständig gereinigt und dann so rasch als möglich bis
                              									an die Mündung des Schlotes in die Grube eingeschüttet. Wenn dieß geschehen, wird
                              									die Grube vorläufig bloß durch zwei- bis dreifach über einander gelegte
                              									Bretter geschlossen, zwei bis drei Tage ruhig gelassen, in welcher Zeit sich der
                              									Roggen vollständig zusammengesetzt hat, so daß man noch mehrere Scheffel nachfüllen
                              									kann. Nach einer abermaligen Pause von einigen Tagen, falls man kein weiteres
                              									Zusammensetzen des Getreides bemerkt, wird zum eigentlichen Verschließen der Grube
                              									vorgeschritten in der Art, daß man unmittelbar auf das Getreide eine Lage trockenes
                              									Packpapier legt, darauf einige Zoll hoch trockenes Kohlengestübe (ganz klare
                              									Holzkohle) schüttet, über dieses wieder eine Lage Packpapier breitet, und letztere
                              										circa 3 Zoll hoch mit trockenem Langstroh sorgfältig
                              									überdeckt. Ueber das Stroh werden noch zwei Lagen gut an einander passende Bretter
                              									dergestalt gelegt, daß die Fugen der obern die der untern Lage rechtwinkelig
                              									schneiden und nun darauf ein Gewölbe von scharf gebrannten Backsteinen, die durch
                              									scharf bindenden Gypsmörtel möglichst gut verbunden werden, gebracht. Um die im
                              									Gewölbe etwa sich noch befindende Feuchtigkeit völlig zu entfernen, wird unmittelbar
                              									auf demselben ein gelindes Feuer von Holzkohlen circa 24
                              									Stunden lang unterhalten, endlich der noch circa 2 Fuß
                              									hohe leere Raum bis an den obern Rand des Schlotes mit geschlagenem Thon fest
                              									ausgestampft, um das ganze Gewölbe incl. des Schlotes
                              									noch ein 1 Fuß starker Mantel von dergleichen geschlagenem Thon wasserdicht
                              									aufgestampft und zuletzt das Ganze zunächst mit Lehm und oben mit Fruchterde
                              									überdeckt, so daß nach beendigter Arbeit bloß ein circa
                              									1 Fuß über den gewöhnlichen Boden emporragender Hügel übrig bleibt.
                           5) Bei dem vorgedachten Werke werden in drei Silos circa
                              									5000 Scheffel Roggen aufbewahrt (doppelt so viel auf den Mansfeld'schen Werken in
                              									der Gegend der Friedeburger Hütte unterhalb Gerbstädt sub I).
                           
                           6) Bei dem bereits mehreremale erfolgten Entleeren dieser Silos haben sich auch hier
                              									so ungemein günstige Resultate gezeigt, daß diese Aufbewahrungsweise von Getreide
                              									nicht dringend genug empfohlen werden kann. Um dieß zu beweisen, können willkürlich
                              									einige dergleichen Resultate heraus gegriffen werden. Die zuerst angelegte Korngrube
                              									auf der Kupferhütte im Jahre 1825 mit 1486 preuß. Scheffeln Roggen gefüllt, wurde im
                              									Jahre 1832 entleert. Man hatte dabei dadurch, daß sich unter dem Gewölbe eine in der
                              									Mitte circa 2 Zoll starke pelzige Rinde von völlig
                              									verdorbenem Getreide gebildet hatte, die sich nach dem Rande des Gewölbes zu
                              									vollkommen verlief, circa 15 Scheffel verdorbenes
                              									Getreide, welcher Verlust aber durch Ausmaaß, das wahrscheinlich durch geringes
                              									Anquellen des Roggens erfolgte, vollständig gedeckt wurde, so daß in der
                              									Wirklichkeit gar kein Verlust stattfand. Eine zweite Entleerung eines Silo wurde im
                              									Jahre 1839 vorgenommen; dasselbe war mit 1478 Scheffel Roggen gefüllt und man
                              									erhielt bei der Entleerung:
                           
                              
                                 1414 Scheffel
                                 ganz fehlerfreien Roggen,
                                 
                              
                                     41    
                                    											„
                                 zum Theil angegangenen, aber noch ganz gut zum
                                    											Verbackenbrauchbaren, und
                                 
                              
                                     15    
                                    											„
                                 unbrauchbaren Roggen.
                                 
                              
                                 ––––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 1470 Scheffel
                                 in Summa, sonach 8 Scheffel Manco.
                                 
                              
                           Eine dritte Entleerung eines solchen Silo, welches im Jahre 1834 mit 1720 Scheffel
                              									Roggen gefüllt worden war, erfolgte gegen das Ende des Jahres 1846; man erhielt
                              									dabei:
                           
                              
                                 1644 Scheffel
                                 gut erhaltenen, sogleich zum Vertheilen
                                    											geeigneten,
                                 
                              
                                     70    
                                    											„
                                 etwas angegangenen, aber noch vollkommen brauchbaren,
                                    											und
                                 
                              
                                     15     „
                                    										
                                 ganz verdorbenen Roggen.
                                 
                              
                                 ––––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 1729 Scheffel
                                 in Summa, folglich wieder 9 Scheffel Uebermaaß.
                                 
                              
                           Bei der in diesem Jahre vor Kurzem erst erfolgten Entleerung eines Silo bei der
                              									Kupferhütte, welches im Frühjahr 1849 mit
                           
                              
                                 1508 Scheffel
                                 Roggen gefüllt worden war, ergaben sich
                                 
                              
                                 1447    
                                    											„
                                 ganz gutes, sogleich zum Vertheilen geeignetes
                                    											Korn,
                                 
                              
                                     71    
                                    											„
                                 etwas angegangenes, aber ebenfalls noch brauchbares,
                                    											und
                                 
                              
                                     12    
                                    											„
                                 ganz verdorbenes Korn.
                                 
                              
                                 ––––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 1530 Scheffel
                                 in Summa, sonach 22 Scheffel Uebermaaß.
                                 
                              
                           7) Endlich dürfte nach den hier gewonnenen Erfahrungen im Allgemeinen über die Anlage
                              									von Silos noch zu bemerken seyn, daß das erste wohl unerläßliche Bedingniß dabei die
                              									Verhinderung des Zutritts von atmosphärischer Luft und Feuchtigkeit ist, daß sonach
                              									ein dazu qualificirtes Terrain und zwar ein vielleicht 30 und mehrere Fuß mächtiges
                              									Lager von festem gutem
                              									Lehm erforderlich ist, wie man solchen in Thüringen und im Mansfeld'schen, überhaupt
                              									da, wo sich Braunkohlenformation sehr ausgebreitet zeigt, vielfältig findet. Ferner
                              									muß das zum Aufbewahren in Silos bestimmte Getreide trocken und gut gereinigt seyn,
                              									damit einestheils die etwa noch darin enthaltene Feuchtigkeit, anderntheils sonstige
                              									Unreinigkeiten keine Veranlassung zum Verderben geben. Endlich muß ein Silo, wenn es
                              									entleert werden soll, gleich vollständig entleert werden, indem bei nur theilweiser
                              									Entleerung das in der Grube zurückbleibende Getreide sehr bald verderben würde.Zum Beweis, daß das in einer Korngrube aufbewahrt gewesene Getreide
                                    											vollkommen gut und untadelhaft ist, liegt eine Probe von Roggen aus der im
                                    											Jahre 1849 gefüllten und vor Kurzem entleerten Grube der Kupferhütte dem
                                    											Verfasser vor.
                              								
                           In Betreff der möglichen Dauer der aufbewahrten Getreidevorräthe hat die Erfahrung
                              									bereits gelehrt, daß der Roggen eben so schön und untadelhaft seyn würde, wenn er
                              									auch mehrere Jahre länger in der Grube gelegen hätte. Denn wenn eine solche
                              									Korngrube im trockenen festen Lehmboden angelegt ist, welcher den Zutritt von
                              									Feuchtigkeit abhält; wenn solche sehr sorgfältig verschlossen und durch Umhüllung
                              									mit einem wasserdichten Thonmantel vollkommen vor dem Zutritt von atmosphärischer
                              									Luft und Feuchtigkeit verwahrt ist, so wird sich zwar durch Zersetzung der beim
                              									Füllen der Grube ganz unvermeidlich zwischen dem Getreide zurückbleibenden
                              									atmosphärischen Luft und der wenigen in dem Getreide befindlichen Feuchtigkeit, auf
                              									der obersten Schicht des Getreides eine oben einige Zoll starke pelzige Schicht
                              									bilden; wenn diese Zersetzung aber einmal vor sich gegangen ist, so wird das
                              									Getreide auch gut erhalten bleiben, und wenn es Jahrhunderte lang in der Grube
                              									aufbewahrt bleibt. Eine völlig luft- und wasserdichte Anlage einer solchen
                              									Korngrube wird man jetzt unstreitig durch Anwendung des in neuerer Zeit so
                              									vielfältig in Gebrauch gekommenen wasserdichten Cements erreichen.
                           Es ist auffallend, daß bei diesen mit den Silos erzielten so ungemein günstigen
                              									Resultaten nicht schon längst in Gegenden, wo es das Terrain gestattet, der Staat
                              									sich die Vortheile dieser Erfahrungen angeeignet hat, oder Gesellschaften und
                              									Communen zur Verhütung der in Nothjahren eintretenden Mißstände sich zu dergleichen
                              									Anlagen entschlossen haben.
                           Die vorstehende, nach zuverlässigen Quellen gegebene Auskunft beweist unwiderleglich
                              									die Möglichkeit und Ersprießlichkeit der unterirdischen Magazinirung. Es wäre
                              									unnöthig noch Weiteres zum Lobe hinzuzufügen.
                           Möge dieses Wort nicht verloren seyn für Diejenigen, welche mit berufen sind in Staat
                              									und Gemeinde für das Wohl des theuren Vaterlandes zu arbeiten!