| Titel: | Ueber zweckmäßige Dimensionen der Decimal- oder sogenannten (Quintenz-) Brückenwaagen; von Hrn. Prof. Dr. Rühlmann. | 
| Fundstelle: | Band 132, Jahrgang 1854, Nr. LXXVI., S. 255 | 
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                        LXXVI.
                        Ueber zweckmäßige Dimensionen der Decimal-
                           								oder sogenannten (Quintenz-) Brückenwaagen; von Hrn. Prof. Dr. Rühlmann.
                        Aus den Mittheilungen des hannoverschen
                                 								Gewerbe-Vereins, 1854, Heft 1.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV.
                        Rühlmann, über zweckmäßige Dimensionen der Decimal- oder
                           								Brückenwaagen.
                        
                     
                        
                           Eine im Königreiche Hannover seit dem 3. November 1836 bestehende Vorschrift über das
                              									Eichen der gewöhnlichen, doppelarmigen, aus einem einzigen Hebel gebildeten
                              									Gewichtswaagen hatte sich in Bezug auf die immer mehr in Anwendung gekommenen
                              									sogenannten Brückenwaagen, nach der Erfindung des Mechanikers Quintenz in Straßburg, in vielen Fällen als unzulänglich erwiesen; das
                              									königliche Ministerium des Innern veranlaßte demzufolge die Direction des
                              									Gewerbevereins zur Entwerfung besonderer auf das Eichen dieser Waagen hingerichteten
                              									Bestimmungen.
                           Bei dieser Gelegenheit stellte sich auch zugleich eine Instruction zur Beurtheilung
                              									der erforderlichen Stärkenverhältnisse für die Eichmeister als höchst wünschenswerth
                              									heraus, namentlich um bei sonst richtig und gut construirten Waagen Unrichtigkeiten
                              									zu vermeiden, die aus nachtheiligen Biegungen bei zu großen Belastungen der Waagen
                              									hervorgehen konnten. Gedachten Zweck glaubte man am besten dadurch zu erreichen, daß
                              									man sich die Zusammenstellung einer Tabelle zur Aufgabe machte, aus welcher die
                              									Tragfähigkeit einer jeden Waage ohne Weiteres zu entnehmen seyn würde.
                           Mit letzterer Arbeit wurde von der Direction des Gewerbevereins der Hr.
                              									Maschinendirector Kirchweger und der Berichterstatter
                              									beauftragt.
                           Was bei den eigenthümlichen, fast unregelmäßigen Formen der verschiedenen
                              									Brückenwaagenhebel im Voraus beinahe erwartet wurde, bestätigte sich bald, nämlich
                              									daß eine Ermittelung der erforderlichen Stärkenverhältnisse gedachter Hebel auf rein
                              									theoretischem Wege zu keinem der Praxis entsprechenden Resultate führen konnte. Eben
                              									so wenig Erfolg ließen Biegungsversuche mit besonders hierzu gefertigten Hebeln
                              									hoffen, weil man kostspielige Versuchsapparate nicht anschaffen wollte, wozu noch
                              									der fernere Grund trat, daß durch die mancherlei Vorbereitungen und anderweitigen
                              									oft vergeblichen Bemühungen zur Erreichung des gesteckten Zieles, die Zeit längst
                              									verstrichen war, binnen welcher vom königlichen Ministerium des Innern die
                              									Abgabe der gedachten Instruction verlangt wurde.
                           Man entschloß sich daher, unter Controle durch einige theoretische Sätze, aus den
                              									Dimensionsverhältnissen zahlreicher, eben so gut construirter wie ausgeführter
                              									Brückenwaagen anerkannter inländischer und benachbarter Meister (wie Inspector Meyerstein in Göttingen, Hofmechaniker Hohnbaum und Mechaniker König
                              									in Hannover, ferner Schlossermeister Bornemann in
                              									Bückeburg u.a.) durch Auftragung von Curven ein Zunahme-Gesetz der
                              									Querschnittsverhältnisse für die größte Belastung der Waagen abzuleiten, und aus den
                              									so gefundenen Resultaten mittelst Interpolirens eine Tabelle der Dimensionen nach
                              									runden Zahlen der Belastungsgewichte zu entwerfen, wie sie nachstehend abgedruckt
                              									ist.
                           Auf die Länge der Balken brauchte in der Tabelle keine Rücksicht genommen zu werden,
                              									weil sich diese bei allen für dasselbe Maximalgewicht bestimmten Waagen ziemlich
                              									übereinstimmend zeigte.
                           Selbstverständlich konnten ferner nur die Punkte B, C und
                              										G, in Fig. 1, theoretisch
                              									verglichen werden, da auf dem Wege der Rechnung die Punkte A,
                                 										D, F und H eine Stärke gleich Null erhalten
                              									würden.
                           Zum Ueberfluß wird noch in Erinnerung gebracht, daß nach dem Charakter der
                              									Brückenwaage als Decimalwaage BC gleich 1/10 AB ist, und BC
                              									zu BD sich verhalten muß wie HG zu HF; so
                              									daß, wenn (wie gebräuchlich) BC gleich 1/6 BD, auch HG
                              									gleich 1/6 HF. Dabei sind die Entfernungen von
                              									Schneide zu Schneide der Zapfen in geraden Linien – wie xyz am Hebel FH
                              									– zu messen.
                           Die Tragfähigkeit der Brückenwaagen ist nach den aus der beigefügten Tabelle zu
                              									entnehmenden Dimensionen der Waagbalken zu bestimmen.
                           Die in der Tabelle gebrauchten Buchstaben beziehen sich auf Fig. 1 und 2.
                           Durch die in der zweiten und vierten Spalte der Tabelle angegebenen Höhenmaaße (Höhe
                              									bei B und C ausschließlich
                              									der Zapfenhöhe) wird die Summe der kleinsten Dimensionen bezeichnet, nach welchen
                              									der Waagbalken, wie in Fig. 3 angedeutet ist,
                              									durchbrechen würde.
                           Die Tragfähigkeit ist nur dann als vorhanden anzunehmen, wenn sämmtliche in Frage kommende Dimensionen des Waagbalkens die aus der
                              									Tabelle ersichtliche Größe haben.
                           
                           Tabelle zur Feststellung der Tragfähigkeit einfacher
                                 										Decimal-Brückenwaagen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 132, S. 257
                              Größte Belastung der Waage; Oberer
                                 										Balken; Unterer Balken; Höhe bei B ausschließl. der Zapfenhöhe; Dicke bei B;
                                 										Höhe bei C ausschließl. der Zapfenhöhe; Dicke bei C; Höhe bei A und D
                                 										ausschließl. der Zapfenhöhe; Dicke bei A und D; Entfernung von B bis C; Höhe bei
                                 										G ausschließl. der Zapfenhöhe; Dicke bei G; Höhe bei F und H ausschließl. der
                                 										Zapfenhöhe; Dicke bei F und H; Entfernung von G bis H; Zoll; Pfund
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 132, S. 258
                              Größte Belastung der Waage; Oberer
                                 										Balken; Unterer Balken; Höhe bei B ausschließl. der Zapfenhöhe; Dicke bei B;
                                 										Höhe bei C ausschließl. der Zapfenhöhe; Dicke bei C; Höhe bei A und D
                                 										ausschließl. der Zapfenhöhe; Dicke bei A und D; Entfernung von B bis C; Höhe bei
                                 										G ausschließl. der Zapfenhöhe; Dicke bei G; Höhe bei F und H ausschließl. der
                                 										Zapfenhöhe; Dicke bei F und H; Entfernung von G bis H; Zoll; Pfund
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
