| Titel: | Ueber die Verfälschung der Oele; von Professor F. Crace Calvert in Manchester. | 
| Fundstelle: | Band 132, Jahrgang 1854, Nr. LXXXV., S. 282 | 
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                        LXXXV.
                        Ueber die Verfälschung der Oele; von Professor
                           									F. Crace Calvert in
                           								Manchester.
                        Aus dem Philosophical Magazine, Februar 1854, S.
                              									101.
                        Calvert, über die Verfälschung der Oele.
                        
                     
                        
                           In Folge des großen Verbrauchs von Oelen in den Wollenmanufacturen etc. werden
                              									dieselben jetzt in vielen Sorten zu Markte gebracht, und nicht selten die theuersten
                              									derselben gemischt oder verfälscht. Ich wurde schon öfters aufgefordert, Oelproben
                              									zu untersuchen, und überzeugte mich dabei, daß die bekannten Verfahrungsweisen, um
                              									Verfälschungen zu entdecken, keine befriedigenden Resultate liefern können. Dahin
                              									gehört die von F. Boudet empfohlene Methode zur
                              									Entdeckung der trocknenden Oele im Baumöl durch die Einwirkung der
                              									Untersalpetersäure; dann Rousseau's Diagometer,Polytechn. Journal Bd. XIII S.
                                       											220. welches auf dem im Vergleich mit andern Oelen viel geringern elektrischen
                              									Leitungsvermögen des Baumöls beruht.
                           Um eine Classe von Oelen von einer andern zu unterscheiden, besitzen wir Fauré's Verfahren,Polytechn. Journal Bd. LXXVII S.
                                       											350. welches auf der braunen oder schwarzen Färbung beruht, welche ausschließlich
                              									die Thrane (Fischöle) annehmen, wenn ein Strom Chlorgas durch dieselben geleitet
                              									wird, und dasjenige von Maumené
                              									Polytechn. Journal Bd. CXXVI S.
                                       											204. wonach die trocknenden Oele von den nichttrocknenden dadurch unterschieden
                              									werden können, daß die letzteren, mit concentrirter Schwefelsäure vermischt, sich
                              									viel mehr erhitzen.
                           Obwohl Prof. Fehling
                              									Polytechn. Journal Bd. CXXIX S.
                                       											53. sich kürzlich bemühte, dem Maumené'schen
                              									Verfahren eine größere Genauigkeit zu geben, ist dasselbe doch noch bei weitem nicht
                              									befriedigend.
                           
                           Es gibt noch andere Verfahrungsweisen, deren Merkmale aber nicht augenfällig genug
                              									sind, um mit einiger Sicherheit angewandt werden zu können; so dasjenige von Fauré, welches darin besteht, den Oelen eine
                              									bestimmte Menge Aetzammoniak zuzusetzen, wo dann nach der Vermischung die weißen
                              									oder gelben dicken Flüssigkeiten eine eigenthümliche Erscheinung darbieten. Dasselbe
                              									gilt von Heidenreich's
                              									Polytechn. Journal Bd. LXXXV S.
                                       											58. Verfahren mit concentrirter Schwefelsäure, und jenem von Diesel mit concentrirter Salpetersäure; denn die
                              									chemischen Einwirkungen sind so heftig, daß die anfangs hervorgebrachten
                              									charakteristischen Färbungen in Folge der Zerstörung der Oele rasch
                              									verschwinden.
                           Diese Thatsachen veranlaßten mich zu untersuchen, welche Wirkung obige Säuren im
                              									verdünnten Zustande auf die Oele haben, und meine befriedigenden Resultate sollen in
                              									Folgendem beschrieben werden.
                           Die entstehenden Färbungen kann man als von zwei verschiedenen chemischen Wirkungen
                              									herrührend betrachten. Sie sind erstlich den im Oel aufgelösten fremdartigen
                              									Materien zuzuschreiben, welche in der Substanz, woraus das Oel gewonnen wurde, schon
                              									enthalten waren; zweitens wirken die verdünnten Säuren wahrscheinlich auf die
                              									Bestandtheile der Oele selbst ein, denn wenn man den so behandelten Oelen Aetznatron
                              									zusetzt, so ist das Resultat ein anderes, als wenn keine Säure vorher in Anwendung
                              									kam. Dieß läßt sich deutlich mit französischem Nußöl zeigen, welches bloß mit
                              									Aetznatron von 1,340 spec. Gew. vermischt, eine halbverseifte flüssige Masse gibt,
                              									hingegen eine faserige Masse, wenn es vor dem Zusatz des Alkalis mit verdünnter
                              									Salpetersäure behandelt worden ist.
                           Ich will hier sogleich bemerken, daß die Fischthrane andere Reactionen gaben als die
                              									übrigen Thier- und Pflanzenöle; es hat daher, nach meiner Ansicht, nicht nur
                              									der Stockfischleberthran eine andere Zusammensetzung als andere Oele, wie Winkler's Untersuchungen ergaben, sondern wahrscheinlich
                              									ebenso der Wallfischthran und der Robbenthran.
                           Um mir Oele zu verschaffen, auf deren Reinheit ich mich verlassen konnte, war ich in
                              									manchen Fällen gezwungen, mir Muster von den Oelfabrikanten auf dem Continent kommen
                              									zu lassen, und selbst dann gebrauchte ich noch die Vorsicht, mich von ihrer Reinheit
                              									mittelst der verschiedenen Prüfungsmethoden zu überzeugen, welche ich im Folgenden
                              									beschreibe.
                           Der Grund, warum ich so viele Reagentien anwandte, ist, weil auch die Verfälschungen
                              									zahlreich sind, überdieß die Reactionen organischer Substanzen, und namentlich der
                              									Oele, außerordentlich zart sind. Ich empfehle dringend, die der Verfälschung
                              									verdächtigen Oele vergleichend mit Proben des reinen Oels zu prüfen und niemals bloß ein einziges
                              									Prüfungsmittel anzuwenden, sondern alle diejenigen welche mit einem gegebenen Oel
                              									charakteristische Reactionen liefern.
                           Da die Reactionen der verschiedenen Oele von dem Concentrationsgrad und der Reinheit
                              									der Reagentien abhängen, so müssen diese nicht nur sehr sorgfältig bereitet seyn,
                              									sondern es muß auch das Verfahren und die Zeit welche erforderlich sind, damit ihre
                              									chemische Wirkung eintreten kann, genau beachtet werden. Ich habe dieselben bei
                              									jedem Reagens angegeben.
                           Aetznatronlösung von 1,340 spec. Gew. – Die in
                              									folgender Tabelle angegebenen Reactionen erhält man durch Zusatz von 1 Volum der
                              									Probeflüssigkeit zu 5 Vol. des Oels, gutes Mischen und nachheriges Erhitzen der
                              									Mischung bis zum Sieden derselben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 132, S. 284
                              Dunkle Färbungen; Fischöle;
                                 										Pflanzenöle; Wallfischthran; Robbenthran; Leberthran; roth; Hanföl dick,
                                 										gelbbraun; Leinöl gelb, flüssig; Helle Färbungen; Thierische Oele; Pflanzenöle;
                                 										Oel aus Ochsenfüßen; Speck; schmutzig-gelblichweiß; röthlich-weiß;
                                 										Blasses Rüböl; Mohnöl; Franz. Nußöl; Sesamöl; Ricinusöl; Indian. Nußöl (dick);
                                 										Gallipoliöl; Olivenöl; schmutzig gelblichweiß; weiß; gelb
                              
                           Das Aetznatron von 1,340 spec. Gewicht ist besonders geeignet, um Fischöl von andern
                              									thierischen Oelen und von Pflanzenölen zu unterscheiden, weil selbst 1 Procent
                              									Fischthran in jedem Oel durch die rothe Farbe noch angezeigt wird. Diese Tabelle ist
                              									auch zu Rath zu ziehen, wenn es sich darum handelt einige Oele von einander zu
                              									unterscheiden; so nimmt z.B. das Hanföl eine braungelbe Farbe an und wird so dick,
                              									daß das Gefäß umgekehrt werden kann, ohne daß etwas herausläuft; das Leinöl hingegen
                              									nimmt eine viel hellere gelbe Farbe an und bleibt flüssig. Das indianische Nußöl ist
                              									daran zu erkennen, daß es eine weiße Masse gibt, welche in fünf Minuten nach dem
                              									Zusatz des Alkali's fest wird, was auch beim Gallipoli- und blassen Rüböl der Fall
                              									ist, bei den andern aber nicht, die flüssig bleiben.
                           Der Grund warum mehrere Oele durch dieses Reagens ein schleimiges Aussehen erhalten,
                              									während andere faserig werden, ist wahrscheinlich die größere oder geringere
                              									Leichtigkeit womit sie sich verseifen.
                           
                        
                           Wirkung der verdünnten Schwefelsäure auf die Oele.
                           Da diese Säure bei verschiedenen Concentrations-Graden auf die Oele
                              									verschieden reagirt und dieses Verhalten zur Entdeckung mancher notorisch
                              									vorkommenden Verfälschungen dienen kann, so werde ich jede Reihe von Reactionen
                              									besonders aufführen.
                           Schwefelsäure von 1,475 spec. Gew. – Die
                              									Anwendungsweise besteht im Schütteln von 1 Volum dieser Säure mit 5 Volumen Oel bis
                              									zur vollkommenen Mischung und nachherigem fünfzehn Minuten langen Stehenlassen,
                              									worauf die Reaction als eingetreten zu betrachten ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 132, S. 285
                              Nicht gefärbt; Thierische Oele;
                                 										Pflanzenöle; Speck schmutzig; Indianisches Nußöl; Blasses Rüböl; Mohnöl;
                                 										Ricinusöl; Gefärbt; Fischöle; Thierische Oele; Pflanzenöle; Wallfischthran;
                                 										Robbenthran; Leberthran, purpurroth; hellroth; Oel aus Ochsenfüßen; gelber Ton;
                                 										Olivenöl; Gallipoliöl; Sesamöl; Leinöl, grün; Hanföl, intensiv grün; Franz.
                                 										Nußöl, bräunlich; grüner Ton
                              
                           Die auffallendsten Reactionen sind diejenigen des Hanf- und Leinöls; denn die
                              									grüne Farbe, welche sie annehmen, ist so stark, daß wenn man sie zum Verfälschen
                              									irgend eines der andern Oele im Verhältniß von 10 Procent zusetzen würde, ihre
                              									Gegenwart durch den grünen Ton, welchen die andern Oele dadurch bekämen, angezeigt
                              									würde. Auch die rothe Farbe, welche die Thrane mit diesem Reagens annehmen, ist
                              									augenfällig genug, um sie dadurch im Verhältniß von 1 Thl. in 100 Thln. eines andern Oels entdecken zu
                              									können; die Farbe ist besonders an dem Berührungspunkt des Oels mit der Säure, wenn
                              									man sie durch Stehenlassen sich trennen läßt, auffallend wahrzunehmen.
                           Schwefelsäure von 1,530 spec. Gew. – Um auch den
                              									Einfluß einer stärkern Säure zu beobachten, schüttelte ich 1 Vol. derselben mit 5
                              									Vol. Oel und ließ die Mischung fünf Minuten lang stehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 132, S. 286
                              Helle Färbungen; Thierische Oele;
                                 										Pflanzenöle; Speck, schmutzigweiß; Ochsenfußöl; bräunlich-schmutzigweiß;
                                 										Olivenöl, grünlich-weiß; Sesamöl; schmutzig-grünlich-weiß;
                                 										Indian. Nußöl; Mohnöl; Ricinusöl; Blasses Rüböl, blaßroth;
                                 										schmutzig-weiß; Dunkle Färbungen; Fischöle; Pflanzenöle; Wallfischthran;
                                 										Robbenthran; Leberthran, purpur; roth; Gallipoliöl; Franz. Nußöl; Hanföl,
                                 										intensiv grün; Lenöl, schmutzig-grün; grau
                              
                           Da das Hanf- und Leinöl, die Thrane, das Gallipoli- und französische
                              									Nußöl die einzigen sind, welche mit diesem Reagens entschiedene Färbungen annehmen,
                              									so können solche in jedem andern Oel entdeckt werden.
                           Schwefelsäure von 1,635 spec. Gew. – Die Anwendung
                              									derselben geschah in gleicher Weise wie bei den obigen, und die entstandene Färbung
                              									wurde nach zwei Minuten notirt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 132, S. 286
                              Nicht gefärbt; Pflanzenöle; Mohnöl;
                                 										Sesamöl; Ricinusöl
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 132, S. 287
                              Deutlich gefärbt; Fischöle;
                                 										Thierische Oele; Pflanzenöle; Wallfischthran; Robbenthran; Leberthran; intensiv
                                 										braun; Ochsenfußöl, braun; Speck, hellbraun; Olivenöl (hell); Hanföl (intensiv;
                                 										Leinöl; Gallipoliöl; Blasses Rüböl; Franz. Nußöl; indian. Nußöl(hell); grün.;
                                 										braun
                              
                           Auf diese Säure möchte ich vorzüglich aufmerksam machen, weil sie deutliche und von
                              									jenen der erstern sehr abweichende Resultate gibt. Die Färbungen sind so
                              									augenfällig, daß sie bei vielen Verfälschungen sehr vortheilhaft benutzt werden
                              									können; so konnte ich z.B. 10 Procent Rüböl im Olivenöl, ebenso viel Speck im
                              									Mohnöl, oder französisches Nußöl im Olivenöl, oder Thran im Ochsenfußöl deutlich
                              									entdecken.
                           Sehr auffallend war mir die stufenweise Zunahme der Färbung mancher Oele durch
                              									Schwefelsäure von verschiedener Concentration. So fand ich, daß das Gallipoliöl,
                              									welches mit der Schwefelsäure Nr. 1 weiß blieb, mit Nr. 3 braun wurde; blasses
                              									Rüböl, welches mit Säure Nr. 1 weiß blieb, gibt mit Nr. 2 eine blaßrothe und mit Nr.
                              									3 eine braune Färbung; während Ochsenfußöl mit Nr. 1 hellgelb, mit Nr. 3 aber braun
                              									wird. Diese Resultate weisen daher die zersetzende Einwirkung der Schwefelsäure auf
                              									die Oele klar nach, sowie daß eine Säure von 1,635 spec. Gew. die stärkste ist,
                              									welche man anwenden darf, weil sich sonst die Oele zu verkohlen beginnen und ihre
                              									deutlichen Färbungen folglich zerstört werden.
                           
                        
                           Wirkung der Salpetersäure auf die Oele.
                           Aus den oben schon angegebenenangegebeneu Gründen wandte ich verdünnte Salpetersäure an und erhielt eine Reihe von
                              									Reactionen, wovon einige sich in besondern Fällen von Verfälschung benutzen lassen
                              									werden; sie sind auch deßhalb interessant, weil sie den Einfluß stufenweiser
                              									Oxydation auf die Oele zeigen.
                           Salpetersäure von 1,180 spec. Gew. – 1 Vol. dieser
                              									Säure wurde mit 5 Vol. des Oels geschüttelt und die Erscheinungen waren nach fünf
                              									Minuten langem Stehen folgende:
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 132, S. 288
                              Nicht gefärbt; Fischöle; Thierische
                                 										Oele; Pflanzenöle; Leberthran; Speck; Indian. Nußöl; Blasses Rüböl; Mohnöl;
                                 										Ricinusöl; Gefärbt; Fischöle; Thierische Oele; Pflanzenöle; Wallfischthran;
                                 										schwach gelb; Robbenthran, hellroth; Ochsenfußöl, hellgelb; Olivenöl;
                                 										Gallipoliöl; grünlich; Hanföl, schmutzig-grün; Franz. Nußöl; Sesamöl
                                 										(orange); Leinöl; gelb
                              
                           Diese Probe ist empfindlich genug, um 10 Procent Hanföl im Leinöl deutlich zu
                              									entdecken, da das letztere die charakteristische grünliche Farbe des erstern
                              									annimmt. Obwohl auch das Olivenöl eine grüne Farbe annimmt, ist doch die Nüance
                              									derselben so, daß sie von derjenigen des Hanföls leicht unterschieden werden
                              									kann.
                           Salpetersäure von 1,220 spec. Gew. – Ich bediente
                              									mich dieser stärkern Säure in der Absicht, die Färbungen gewisser Oele zu erhöhen,
                              									so daß sie augenfällig genug werden, um die Gegenwart dieser Oele, wenn sie andern
                              									beigemischt sind, anzuzeigen. Die angewandten Mengenverhältnisse und die Zeit der
                              									Berührung waren wie oben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 132, S. 288
                              Nicht gefärbt; Fischöle; Thierische
                                 										Oele; Pflanzenöle; Leberthran; Speck; Indian. Nußöl; Blasses Rüböl; Ricinusöl;
                                 										Gefärbt; Fischöle; Thierische Oele; Pflanzenöle; Wallfischthran, hellgelb;
                                 										Robbenthran, hellroth; Ochsenfußöl, hellgelb; Mohnöl (gelb-); Franz.
                                 										Nußöl; Sesamöl; roth; Olivenöl; Gallipoliöl; grünlich; Hanföl; grünlich,
                                 										schmutzigbraun; Leinöl, gelb
                              
                           
                           Die Hauptcharaktere in dieser Tabelle sind diejenigen des Hanföls, Sesamöls,
                              									französischen Nußöls, Mohnöls und Robbenthrans; dieselben sind der Art, daß durch
                              									sie diese Oele nicht nur von einander unterschieden werden können, sondern auch ihre
                              									Gegenwart, wenn sie andern Oelen zu 10 Procent beigemischt sind, sicher angezeigt
                              									wird.
                           Salpetersäure von 1,330 spec. Gew. – 1 Vol. dieser
                              									Säure wurde mit 5 Vol. des Oels gemischt und fünf Minuten lang damit stehen
                              									gelassen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 132, S. 289
                              Nicht gefärbt; Pflanzenöle; Indian.
                                 										Nußöl; Blasses Rüböl; Ricinusöl; Gefärbt; Fischöle; Thierische Oele;
                                 										Pflanzenöle; Wallfischthran; Robbenthan; Leberthran; roth; Speck, sehr hell
                                 										gelb.; Ochsenfußöl, hellbraun; Mohnöl; Franz. Nußöl (dunkel-)roth;
                                 										Sesamöl (dunkel-)roth; Olivenöl; Gallipoliöl; grünlich; Hanföl; grünlich
                                 										schmutzigbraun; Leinöl, grün, braun werdend
                              
                           Diese Färbungen sind sehr augenfällig und sehr brauchbar zur Entdeckung mehrerer
                              									vorkommenden Verfälschungen, so z.B. wenn sich im Olivenöl 10 Procent Sesamöl oder
                              									französisches Nußöl befinden; das Mohnöl im Olivenöl betreffend, kann, da die
                              									entstehende Färbung nicht so intensiv ist als die vorhergehenden, ein so geringer
                              									Zusatz nicht mit Sicherheit entdeckt werden. Sollte man im Zweifel bleiben, ob das
                              									verfälschende Oel Sesam-, franz. Nuß- oder Mohnöl ist, so kann man
                              									sich durch die in der nächsten Tabelle beschriebene Probe hierüber Gewißheit
                              									verschaffen, wo man finden wird, daß franz. Nußöl eine faserige, halb verseifte
                              									Masse gibt; Sesamöl eine flüssige, mit einer rothen Flüssigkeit darunter; Mohnöl
                              									ebenfalls eine flüssige Masse, die aber auf einer farblosen Flüssigkeit
                              									schwimmt.
                           Die aufeinanderfolgende Anwendung der Salpetersäure von 1,330 spec. Gew. und des
                              									Aetznatrons von 1,340 spec. Gew., läßt sich zur Entdeckung folgender sehr häufig
                              									vorkommenden Verfälschungen mit sehr gutem Erfolg benutzen:
                           
                           1) Zur Erkennung der Verfälschung des Gallipoliöls mit Thranen, indem das Gallipoliöl
                              									mit der Säure keine deutliche Farbe annimmt und mit Natron eine Masse von faseriger
                              									Consistenz gibt, während die Thrane sich roth färben und mit dem Alkali schleimig
                              									werden.
                           2) Um die Verfälschung des Ricinusöls mit Mohnöl zu erkennen, indem das erstere einen
                              									röthlichen Ton annimmt und die Masse mit dem Alkali viel von ihrem faserigen Ansehen
                              									verliert.
                           3) Um die Verfälschung des Rüböls mit franz. Nußöl zu erkennen, indem die
                              									Salpetersäure dem erstern eine mehr oder weniger rothe Färbung ertheilt, welche auf
                              									Zusatz des Alkalis nicht nur zunimmt, sondern wodurch auch die halb verseifte Masse
                              									faseriger wird.
                           Die Färbungen, welche die verschiedenen Oele durch Salpetersäure von den drei
                              									angegebenen Concentrationsgraden annehmen, beweisen daß meine Vorgänger deßhalb
                              									keine befriedigenden Resultate hinsichtlich der Unterscheidung der Oele und ihrer
                              									verschiedenen Verfälschungen erhielten, weil ihre Säuren so concentrirt waren, daß
                              									alle unterscheidenden Färbungen verloren gingen, indem die Oele gelb oder orange
                              									wurden.
                           Aetznatron von 1,340 spec. Gew. – Folgende
                              									Reactionen erhielt man durch Zusatz von 10 Vol. dieser Probeflüssigkeit zu 5 Vol.
                              									des Oels, auf welches kurz vorher 1 Vol. Salpetersäure gewirkt hatte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 132, S. 290
                              Eine faserige Masse entsteht mit;
                                 										Thierische Oele; Pflanzenöle; Ochsenfußöl, weiß; Gallipoliöl; Indian. Nußöl;
                                 										Ricinusöl; weiß; Franz. Nußöl, roth; Hanföl, hellbraun; Eine flüssige Masse
                                 										entsteht mit; Fischöle; Wallfischthran; Robbenthran; Leberthran; Speck;
                                 										Olivenöl; Blasses Rüböl; weiß; Leinöl, gelblich; Mohnöl (hell-); Sesamöl
                                 										(darunter braune Flüssigkeit); roth
                              
                           Nachdem ich schon oben einige der nützlichsten in dieser Tabelle enthaltenen
                              									Reactionen angegeben habe, mache ich bloß auf folgende Mischungen aufmerksam:
                              									Ochsenfußöl mit Rüböl, Gallipoliöl mit Mohnöl, Ricinusöl mit Mohnöl, Hanföl mit Leinöl,
                              									Wallfischthran mit franz. Nußöl, und Gallipoliöl mit franz. Nußöl. – Auch muß
                              									ich hier erwähnen, daß die braune Flüssigkeit auf welcher die halb-verseifte
                              									Masse von Sesamöl schwimmt, eine sehr empfindliche und charakteristische Reaction
                              									ist.
                           Phosphorsäure. – 1 Vol. syrupartiger Phosphorsäure
                              									(Trihydrat) wurde mit 5 Vol. des Oels geschüttelt und gab folgende Resultate:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 132, S. 291
                              Nicht gefärbt; Thierische Oele;
                                 										Pflanzenöle; Speck; Ochsenfußöl; Indian. Nußöl; Blasses Rüböl; Mohnöl; Sesamöl;
                                 										Ricinusöl; Gefärbt; Fischöle; Pflanzenöle; Wallfischthran; Robbenthran;
                                 										Leberthran; dunkelroth; Olivenöl (schwach-); Gallipoliöl
                                 										(schwach-); Hanföl; Leinöl (braungelb-); Franz. Nußöl, braungelb;
                                 										grün
                              
                           Die einzige hier zu bemerkende Reaction ist die dunkelrothe, bald ins Schwarze
                              									übergehende Farbe, welche die Phosphorsäure ausschließlich in den Fischölen
                              									hervorbringt, da uns dieß in den Stand setzt, 1 Thl. Thran in 1000 Thln. irgend
                              									eines thierischen oder vegetabilischen Oels zu entdecken; selbst bei dieser großen
                              									Verdünnung wird die Mischung noch deutlich gefärbt.
                           
                        
                           Mischung von Schwefelsäure und Salpetersäure.
                           Folgende Resultate erhält man durch Schütteln von 1 Vol. einer Mischung aus gleichen
                              									Volumen Schwefelsäure von 1,845 spec. Gew. und Salpetersäure von 1,330 spec. Gew.,
                              									mit 5 Vol. des Oels und zwei Minuten langes Stehenlassen.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 132, S. 292
                              Wenn gefärbt; Fischöle; Thierische
                                 										Oele; Pflanzenöle; Wallfischthran; Robbenthr.; Leberthran; dunkelbraun; Speck;
                                 										Ochsenfußöl (dunkel-); braun; Gallipoliöl; Blasses Rüböl; Franz. Nußöl;
                                 										Sesamöl (wird intensiv roth); Hanföl (wird schwarz); Leinöl (wird schwarz);
                                 										Olivenöl (hell-orange-); Mohnöl (hell-); Indian. Nußöl
                                 										(orange-), weiß; Ricinusöl, bräunlich-roth; dunkel-braun;
                                 										grün; gelb
                              
                           Da drei Oele fast ungefärbt bleiben, nämlich das Mohnöl, Olivenöl und indian. Nußöl,
                              									so können wir in denselben die Gegenwart eines der anderen Oele entdecken. Wenn
                              									Oliven- oder Mohnöl mit Sesamöl verfälscht sind, so ist die zuerst
                              									entstandene grüne Färbung beständiger als beim Sesamöl, und man muß daher das
                              									verdächtige Oel mit der Säure wenigstens zehn Minuten in Berührung lassen, damit man
                              									die letzte braunrothe Färbung des Sesamöls beobachten kann.
                           Königswasser. – Wenn dasselbe, wie gewöhnlich, aus
                              									3 Vol. Salzsäure und 1 Vol. Salpetersäure bestand, stimmten seine Reactionen
                              									ziemlich mit jenen der Salpetersäure überein. Nach mehreren Versuchen mit
                              									Königswasser von verschiedener Zusammensetzung, blieb ich bei demjenigen stehen,
                              									welches aus 25 Vol. Salzsäure von 1,155 spec. Gew. und 1 Vol. Salpetersäure von
                              									1,330 spec. Gew. gemischt ist, die ich fünf Stunden in Berührung ließ. Die unten
                              									angegebenen Reactionen lieferten eine Mischung von 5 Vol. des Oels mit 1 Vol.
                              									solchen Königswassers, welche geschüttelt und dann fünf Minuten stehen gelassen
                              									wurde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 132, S. 292
                              Nicht gefärbt; Thierische Oele;
                                 										Pflanzenöle; Speck; Olivenöl; Gallipoliöl; Indian. Nußöl; Rüböl; Mohnöl;
                                 										Ricinusöl
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 132, S. 293
                              Gefärbt; Fischöle; Thierische Oele;
                                 										Pflanzenöle; Wallfischthran (schwach); Robbenthran (schwach); Leberthran; gelb;
                                 										Ochsenfußöl, hellgelb; Franz. Nußöl; Sesamöl; Leinöl (grünlich-); Hanföl,
                                 										grün; gelb
                              
                           Vergleicht man diese Reactionen mit den vorhergehenden, so fällt ihre
                              									Uebereinstimmung auf, so daß man folgern möchte, daß keine entschiedene Einwirkung
                              									stattgefunden habe, welcher Schluß aber falsch wäre, weil die meisten derselben auf
                              									Zusatz von Aetznatron von 1,340 spec. Gewicht, eine lebhafte und deutliche Färbung
                              									annehmen, wie folgende Tabelle zeigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 132, S. 293
                              Eine faserige Masse bilden;
                                 										Thierische Oele; Pflanzenöle; Ochsenfußöl, bräunlichgelb; Gallipoliöl
                                 										(gelblich-); Indian. Nußöl; Blasses Rüböl (gelblich-); Ricinusöl,
                                 										blaßrosa; Franz. Nußöl, orange; Hanföl, hellbraun; weiß; Eine flüssige Masse
                                 										bilden; Fischöle; Thierische Oele; Pflanzenöle; Wallfischthran; Robbenthran;
                                 										Leberthran; orange-gelb; Speck, blaßroth; Olivenöl, weiß; Mohnöl,
                                 										intensiv roth; Sesamöl; orange, braune Flüssigkeit darunter; Leinöl, orange
                              
                           Die in dieser Tabelle enthaltenen Merkmale sind der Art, daß man in vielen Fällen mit
                              									Leichtigkeit 10 Procent eines zur Verfälschung zugesetzten Oels entdecken kann, z.B.
                              									Mohnöl im Rüböl, Olivenöl, Gallipoliöl und indian. Nußöl, weil diese alle eine
                              									blasse rosenrothe Farbe annehmen; ist aber Mohnöl mit Oliven- oder Ricinusöl
                              									vermischt, so wird die Consistenz der halb-verseiften Masse eine
                              									geringere.
                           Mittelst dieses Reagens können wir auch die Gegenwart von 10 Procent französischem
                              									Nußöl im Oliven- oder Leinöl nachweisen, da die halb-verseifte Masse
                              									flüssiger wird; franz. Nußöl wird im blassen Rüböl, Gallipoliöl und indian. Nußöl
                              									dadurch erkannt, daß ihre weiße Masse eine helle Orange-Farbe annimmt. Leinöl
                              									wird im Hanföl dadurch entdeckt, daß es die faserige Masse des letztem schleimiger
                              									macht. Das Sesamöl gibt mit diesem Reagens auch dieselben Merkmale wie mit
                              									Salpetersäure und einem Alkali; das Mohnöl unterscheidet sich von allen anderen
                              									Oelen dadurch, daß es in diesem Falle eine halb-verseifte Masse von schön
                              									rosenrother Farbe gibt.
                           Um zu zeigen, wie man sich der vorstehenden Tabellen zu bedienen hat, setze ich den
                              									Fall, es sey Rüböl mit einem sehr schwer zu entdeckenden Oel verfälscht. Ich wende
                              									zuerst die Aetznatron-Probeflüssigkeit an, welche eine weiße Masse liefert
                              									und folglich beweist daß kein Fischthran, so wie auch kein Hanf- oder Leinöl
                              									vorhanden ist; da ferner die zu untersuchenden Oele, mit der Schwefelsäure und
                              									Salpetersäure von dreierlei Concentrationsgraden vermischt, keine deutlichen
                              									Reactionen geben, so fallen das Mohn- und Sesamöl aus, welche geröthet
                              									würden. Es bleiben nun bloß noch Ochsenfußöl, indian. Nußöl, Ricinusöl, Olivenöl und
                              									Speck als mögliche Verfälschungen übrig. Um zu entdecken, welches von diesen dem
                              									verdächtigen Oel beigemischt ist, schüttle ich eine Portion desselben zuerst mit
                              									Salpetersäure von 1,330 spec. Gewicht, und dann mit Aetznatron; ihre gegenseitigen
                              									Wirkungen schließen, da das Muster keine flüssige, halbverseifte Masse gibt, das
                              									Ochsenfuß-, indian. Nuß- und Ricinusöl aus. Die Abwesenheit von
                              									Olivenöl wird dadurch dargethan, daß nach Anwendung der syrupartigen Phosphorsäure
                              									keine grüne Färbung entsteht. Von der Gegenwart des Specks im Rüböl überzeugt man
                              									sich durch Zusatz von Aetznatron zu dem Oel, welches vorher mit Königswasser
                              									versetzt wurde, da das Rüböl eine faserige, gelbliche, halb-verseifte Masse
                              									gibt, während der Speck eine blaßrothe, flüssige Masse liefert.
                           Ich füge noch eine tabellarische Zusammenstellung der vorstehenden Reactionen bei, um
                              									die Untersuchung der Oele auf irgend eine Verfälschung zu erleichtern.
                           
                           Zusammenstellung der Reactionen auf Oele.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 132, S. 294
                              Oele; Aetznatron, spec. Gewicht;
                                 										Schwefelsäure, spec. Gewicht; Syrupart. Phosphorsäure; Schwefelsäure mit
                                 										Salpetersäure; Königswasser + Aetznatron spec. Gewicht; Olivenöl; Gallipoliöl;
                                 										Indian. Nußöl; Blasses Rüböl; Mohnöl; Franz. Nußöl; Gesamöl; Ricinusöl; Hanföl;
                                 										Leinöl; Speck; Ochsenfußöl; Wallfischthran; Robbenthran; Leberthran;
                                 										schwach-gelb; dick und weiß; schmutzig gelblich-weiß; weiß; dick
                                 										bräunlich-gelb; flüssig-gelb; röthlich-weiß; dunkelroth;
                                 										grüne Färbung; bräunlich; intensiv-grün; grün; schmutizg-weiß;
                                 										gelbe Färbung; hellroth; purpurroth; grünlich-weiß; grau; roth; grünlich
                                 										schmuztig-weiß; schmutzig-grün; bräunlich schmutzig-weiß;
                                 										blaßgrün; braun; hellbraun; ints.-braun; gelb; orange-gelb;
                                 										hellgelb; schwach gelb; gelblich-roth; grünlich schmutz. br.; grün, braun
                                 										werdend; sehr schwach gelb; flüssige weiße Masse; hellroth flüssige Masse;
                                 										faserige rothe Masse; flüssige rothe Masse mit brauner Flüssigkeit darunter;
                                 										faserige weiße Masse; faserige hellbraune Masse; flüssige gelbe Masse; flüssige
                                 										Masse; blaßgrün; braungelb; braun gelb-grün; orange-weiß; grün,
                                 										intensiv roth werdend; bräuchlich-roth; grün, schwarz werdend;
                                 										grünlich-gelb; faserige gelblich-weiße Masse; flüssige
                                 										intensiv-rosenroth Masse; faserige orangefarbige Masse; flüssige
                                 										orangefarbige Masse mit brauner Flüssigkeit darunter; faserige
                                 										blaß-rosenrothe Masse; faserige bräunlich-gelbe Masse; flüssige
                                 										orangegelb Masse