| Titel: | Das Tempern von Eisenbahnrädern. | 
| Fundstelle: | Band 132, Jahrgang 1854, Nr. XCII., S. 335 | 
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                        XCII.
                        Das Tempern von Eisenbahnrädern.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, 1854, Nr.
                              								1597.
                        Das Tempern von Eisenbahnrädern.
                        
                     
                        
                           Die Räder der Locomotiven und Eisenbahnwagen bestehen in Amerika sehr häufig aus
                              									hohlen gußeisernen Scheiben. In einer großen Fabrik zu Philadelphia werden dieselben
                              									aus folgende Weise getempert.
                           Die Räder werden nach dem Abguß, sobald das Eisen eine solche Festigkeit erlangt hat,
                              									daß es fortgeschafft werden kann ohne seine Form zu verändern, und bevor die
                              									Abkühlung darauf einwirken konnte, aus der Form genommen. Sie werden in diesem
                              									Zustande in einen runden Ofen gebracht, der vorher bis zu einer Temperatur erwärmt
                              									worden ist, die fast eben so hoch als diejenige ist, welche die Räder haben, wenn
                              									sie aus der Form genommen worden sind. Sobald der Ofen mit ihnen gefüllt ist, wird
                              									die Einsatzöffnung luftdicht verschlossen und die Temperatur in dem Ofen fast bis
                              									zur beginnenden Schmelzhitze gesteigert. Darauf werden alle Oeffnungen und Zugänge
                              									zum Innern des Ofens genau verschlossen und die ganze Masse muß darauf nach und nach
                              									erkalten, indem die Hitze durch die Ofenmauern dringt; diese bestehen aus 4 1/2 Zoll
                              									starken feuerfesten Ziegelsteinen und sind mit einem Mantel von 1/8 Zoll starkem Blech umgeben.
                           Durch dieses Verfahren werden die Räder, ehe sie sich abkühlen, auf eine gleichmäßige
                              									höhere Temperatur gebracht, und da die Wärme nur durch die Ofenwände entweichen
                              									kann, so kühlen sich alle Theile der Räder gleichzeitig ab und ziehen sich eben so
                              									zusammen. Die Zeit, welche zur Abkühlung eines mit Rädern angefüllten Ofens
                              									erforderlich ist, beträgt etwa vier Tage.
                           Auf diese Weise kann man Räder von jeder Form und von fast allen Verhältnissen mit
                              									einer festen Nabe herstellen.
                           Die Verfertigung dieser Räder wurde im Jahre 1847 begonnen und im Jahre 1850 wurden
                              									15 Tonnen täglich gegossen. Jetzt ist es sogar möglich, 40 Tonnen täglich
                              									darzustellen.
                           In einem andern Etablissement werden die Räder noch heiß aus der Form genommen, und
                              									der mittlere Theil wird in eine Vertiefung gebracht, welche mittelst eines Canals
                              									mit einer hohen Esse in Verbindung steht, wogegen der Rand mit Sand umgeben wird. Es
                              									wird so ein Zug veranlaßt, welcher die Eisenmasse an der Mitte des Rades abkühlt und
                              									in gewissem Grade eine ungleiche Schwindung verhindert.
                           In einer Gießerei in Worcester werden die Räder, wenn sie abgegossen sind, noch heiß
                              									aus der Form genommen und in eine mit weißem Sand angefüllte Vertiefung geworfen,
                              									worin man sie nach und nach abkühlen läßt.
                           Zur Erlangung guter Schalen oder Kapseln muß man nothwendig bei kaltem Winde und mit
                              									Holzkohlen erblasenes Roheisen anwenden.