| Titel: | Röhrenmaschine für die Flachsspinnerei, von Hrn. Moignet zu Saleux bei Amiens. | 
| Fundstelle: | Band 132, Jahrgang 1854, Nr. XCIV., S. 337 | 
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                        XCIV.
                        Röhrenmaschine für die Flachsspinnerei, von Hrn.
                           									Moignet zu Saleux bei Amiens.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, März 1854, S.
                              								145.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. V.
                        Moignet's Röhrenmaschine für die Flachsspinnerei.
                        
                     
                        
                           Das von Hrn. Moignet vorgeschlagene System läßt sich beim
                              									Verspinnen aller Arten von Faserstoffen anwenden; jedoch ist sein specieller Zweck,
                              									die Nachtheile zu vermeiden, womit das Verspinnen des befeuchteten oder trockenen
                              									Flachses mit den gewöhnlich gebräuchlichen Spindelbänken verbunden ist.
                           Der Hals und die Büchse der gewöhnlichen Spindeln haben den Nachtheil, sich mit
                              									Wasser zu füllen, wenn man den Flachs feucht verspinnt, oder mit den Flachsscheven,
                              									wenn man trocken spinnt. Dadurch werden die Spindeln schwer, ihr Gang wird verzögert, und
                              									ihre Abnutzung wird größer, besonders ist sie bei der trockenen Verspinnung sehr
                              									bedeutend.
                           Das hier vorgeschlagene System von Spindeln ist in Fig. 16 im senkrechten
                              									Durchschnitt (in 1/3 natürlicher Größe) dargestellt.
                           Die eigentliche Spindel a ist mittelst eines Fußes a' und einer Schraubenmutter b auf der Querstange A befestigt, die auf dem
                              									Gestell der Maschine ruht. Das obere Ende dieser Spindel bildet die Büchse, deren
                              									Mitte auf eine gewisse Tiefe mit einer kleinen senkrechten Oeffnung versehen ist, um
                              									das Oel aufzunehmen.
                           Ueber der Spindel steckt eine eiserne Röhre c, die unten
                              									in einen bronzenen Hals i ausläuft, auf welchen die Nuß
                              										d befestigt ist. Das obere Ende der Röhre hat
                              									ebenfalls einen kleinen Hals j, der im Innern mit einem
                              									Schraubengewinde versehen ist, um darin mittelst einer Schraube o den Flügel f zu
                              									befestigen. Diese Schraube, deren unteres Ende einen conischen Stift bildet, ist mit
                              									dem Flügel fest verbunden.
                           Die Länge der Schraube o ist so berechnet, daß wenn ihr
                              									Stift die Büchse der Spindel a trifft, nachdem sie
                              									gänzlich in den Hals j eingeschraubt ist, sie die Röhre
                              										c um etwa 1 Millimet. hebt, damit keine unnütze
                              									Reibung am Fuß der festen Spindel entsteht.
                           Eine Spindel dieses Systems (von der angegebenen Größe) macht ohne Erschütterungen
                              									5500 bis 6000 Umgänge in der Minute.
                           Bei den ersten Versuchen, welche Hr. Moignet anstellte, um
                              									eine so große Geschwindigkeit zu erzielen, bemerkte er, daß an dem Faden Härchen
                              									entstanden. Um diesen Uebelstand zu vermeiden, wendete er einen Führer oder
                              									sogenannten Schweinsschwanz n an dem Flügelkopf an, um
                              									den Faden zu halten und das sogenannte Tanzen desselben zu verhindern, wobei die
                              									Bildung der Härchen aufhörte.
                           Man schmiert die Spindel, wenn der Flügel abgeschraubt ist; der kreisförmige Raum,
                              									welcher zwischen der Röhre c und der Spindel a vorhanden ist, dient zur Aufnahme des Oeles, welches
                              									sich im Innern der Röhre gänzlich verbraucht, ohne auszufließen oder verloren zu
                              									gehen.
                           Das hier beschriebene System ist gegen die jetzt üblichen sehr vortheilhaft. Eine
                              									gewöhnliche Spindel kann unter den besten Verhältnissen nur 4500 Umläufe in der
                              									Minute machen, und diese Zahl vermindert sich in dem Maaße als die Spindel Spielraum
                              									erhält und folglich die Erschütterungen zunehmen.
                           Die Abnutzung der Moignet'schen Spindeln ist sehr gering,
                              									indem Staub und Flachsabfälle nicht ins Innere gelangen können, und weil das Schmieren derselben sehr
                              									zweckmäßig eingerichtet ist. Außerdem sind die neuen Spindeln auch leichter als die
                              									gewöhnlichen, denn während diese mit den Flügeln beiläufig 520 Gramme wiegen, wiegt
                              									eine Spindel nach dem neuen System nur 235. Eine gewöhnliche Spindel, welche mit
                              									einer Spule wie B in unserer Abbildung versehen ist, hat
                              									nur eine Geschwindigkeit von 4500 Umläufen in der Minute, wenn Leinengarn Nr. 40 zur
                              									Kette, mit einer Drehung von 6 Umgängen per Centimeter
                              									der Entwickelung gesponnen wird. Der Cylinder muß dann 7,50 Meter in der Minute
                              									abwickeln; läßt man ihn mehr abwickeln, so wird das Garn nur zum Einschuß gut seyn,
                              									denn da die Spindel ihre Geschwindigkeit nicht verändert, so wird es weniger
                              									gedreht.
                           Die neue Art der Röhrenmaschine kann 6000 Umgänge in der Minute machen, und beim
                              									Verspinnen von Kettgarn Nr. 40 wird die Drehung 6 Umgänge per Centimeter der Entwickelung betragen; der Cylinder muß alsdann 10
                              									Meter in der Minute abwickeln, was eine Differenz von mehr als 2,50 Meter per Minute zu Gunsten des Moignet'schen Systems ausmacht.
                           Der Erfinder wendet Röhrenspindeln dieser Art seit Juni 1853 mit sehr gutem Erfolg
                              									an.
                           
                        
                     
                  
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