| Titel: | Ueber Bereitung des Calomels auf nassem Wege; von Professor Wöhler. | 
| Fundstelle: | Band 132, Jahrgang 1854, Nr. CXIX., S. 435 | 
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                        CXIX.
                        Ueber Bereitung des Calomels auf nassem Wege; von
                           								Professor Wöhler.
                        Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, April
                              								1854, S. 124.
                        Wöhler, über Bereitung des Calomels auf nassem Wege.
                        
                     
                        
                           Durch die Versuche von Vogel d. ä. ist es schon längst
                              									bekannt, daß aus der Lösung des Quecksilberchlorids durch schweflige Säure
                              									Quecksilberchlorür gefällt wird. Mir scheint dieses Verhalten für die praktische
                              									Bereitung des officinellen Calomels anwendbar zu seyn. Man erhält ihn auf diese
                              									Weise als ein sehr zartes, blendend weißes, im Sonnenschein schimmerndes Pulver. Man
                              									würde also dadurch den schwierigen Sublimationsproceß und das mühsame Präpariren
                              									sparen. Seine Bereitung in den Apotheken würde eine ganz leichte Arbeit seyn. Man
                              									würde ihn unmittelbar in dem feinen Zustand bekommen, in welchem der pulverförmige
                              									Dampfcalomel erhalten wird, ohne daß man eine so gefährliche und nur im Großen
                              									ausführbare Operation, wie die Dampfcalomel-Bereitung ist, nöthig hätte. Da
                              									der durch schweflige Säure gebildete Calomel krystallinisch ist, sich also in
                              									demselben Zustand befindet wie der sublimirte, so ist nicht zu zweifeln, daß er auch
                              									in der medicinischen Wirksamkeit von diesem nicht verschieden seyn wird. Schon bei
                              									100facher Vergrößerung erkennt man, daß er aus scharfen Krystallen besteht, die
                              									meist zu regelmäßigen Kreuzen verwachsen sind.
                           Um ihn zu bereiten, hat man nichts nöthig, als käuflichen Sublimat in Wasser von
                              									ungefähr 50° C. bis zur Sättigung aufzulösen und in die noch heiße Auflösung
                              									schwefligsaures Gas bis zur Sättigung zu leiten. Das Gas wird durch Erhitzen von
                              									grobem Kohlenpulver mit concentrirter Schwefelsäure entwickelt. Die Ausscheidung des
                              									Calomels beginnt sogleich. Die mit Gas gesättigte Auflösung wird noch eine Zeit lang
                              									digerirt, dann erkalten gelassen, der Calomel abfiltrirt und ausgewaschen. Die
                              									abfiltrirte Flüssigkeit enthält gewöhnlich noch etwas unveränderten Sublimat, den
                              									man durch Erhitzen bis zum Sieden oder durch neue Sättigung mit schwefliger Säure
                              									und Erhitzen in Calomel verwandelt. Es muß noch durchprobirt werden, welches die
                              									geeignetste Temperatur ist, um auf einmal alles Chlorid als Calomel auszufällen.