| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 132, Jahrgang 1854, Nr. , S. 154 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Anwendung des photographischen Stahlstichs für Werke über
                              									Naturgeschichte.
                           Der photographische Stahlstich, nach dem Verfahren der HHrn. Niepce und Lemaitre (beschrieben im polytechn.
                              									Journal, 1853, Bd. CXXX S. 275), wird gegenwärtig für die Tafeln eines Werkes
                              									benutzt, welches die HHrn. L. Rousseau und A. Deveria in Paris über Zoologie herausgeben. Im Juni v. J.
                              									wurden der französischen Akademie der Wissenschaften vier solche Stahlplatten,
                              									welche zur ersten Lieferung des genannten Werkes gehören, durch Hrn Chevreul vorgelegt; die zweite Lieferung folgte bald
                              									nach; und im December überreichte Hr. Milne-Edwards die dritte Lieferung, so daß im Ganzen 18 mittelst
                              									Lichteindruck gravirte Stahlplatten in einigen Monaten hergestellt wurden. Die
                              									Akademie erkannte den Herausgebern des Werks als Aufmunterung die Summe von 2000
                              									Franken zu.
                           Die Wichtigkeit dieser neuen Anwendung der Photographie leuchtet ein, wenn man
                              									bedenkt, daß die Lichtbilder auf Papier veränderlich und ziemlich theuer sind, und
                              									daß deren Vervielfältigung durch Copiren mittelst des Lichts ziemlich schwierig und
                              									mit nicht unbedeutendem Verlust verbunden ist; wenn hingegen eine Stahlplatte auf
                              									photographischem Wege das Bild empfangen hat und dasselbe auf ihr fixirt worden ist,
                              									so ersetzt der gewöhnliche Druck das photographische Papier und eine Platte kann
                              									3000 Abzüge liefern.
                           Die Herausgabe des erwähnten Werks (welches unter dem Titel Photographie zoologique, par MM. L. Rousseau
                              									et A.
                              									Deveria erscheint), hat zum Zweck die reichen
                              									Sammlungen des Pariser Museums kennen zu lehren. Bei der unbestreitbaren Richtigkeit
                              									dieser Platten, wovon so leicht Abzüge gemacht werden können, dürfte das neue
                              									Verfahren rasch in Aufnahme kommen, um naturgeschichtliche Werke mit wohlfeilen
                              									Abbildungen zu versehen. Dem Februarheft des Bulletin de la
                                 										Société d'Encouragement sind zwei Probeblätter solcher
                              									Abdrücke (das eine Astrophyton verrucosum, das andere
                              										Varanus Bellii und Varanus
                                 										Varius darstellend) beigegeben.
                           
                        
                           Ueber ein neues Verfahren Bleidraht zu verfertigen; von Hrn.
                              										Poulet zu Paris.
                           Hr. Poulet hat schon seit 1843 sich mit einem verbesserten
                              									Verfahren beschäftigt, um Bleidraht selbst bis zu den feinsten
                                 										Nummern zu ziehen. Das bisher allgemein befolgte Verfahren ist schwierig
                              									und erfordert viel Zeit, daher der Bleidraht nur zu hohen Preisen abgelassen werden
                              									kann. Aus diesem Grunde blieb auch die Benutzung des Bleidrahtes bis jetzt
                              									beschränkt. Das Verfahren des Hrn. Poulet ist einfach,
                              									und es ist nicht nöthig, dazu die, Beschaffenheit des Bleies zu verändern. Er hat
                              									der Société d'Encouragement viele Proben
                              									seines Drahtes vorgelegt und sein Verfahren, welches er geheim hält, den Berichterstattern der Gesellschaft mitgetheilt, worauf es
                              									genau beschrieben und versiegelt in dem Archiv der Gesellschaft deponirt wurde, so
                              									daß also das Geheimniß für die Gewerbe nicht verloren gehen kann.
                           Seitdem Hr. Poulet seinen Draht in den Handel brachte, hat
                              									dessen Benutzung eine große Ausdehnung erlangt, nicht bloß in Frankreich, sondern
                              									auch in England, Italien und selbst in Rußland. Hauptsächlich wird der Bleidraht in
                              									der Gärtnerei verwendet, und die Fabrikanten plattirter Maaren benutzen ihn jetzt
                              									fast ausschließlich bei Anfertigung der Ränder; die Wagenfabrikanten bedienen sich
                              									seiner bei Anfertigung gewisser Theile ihrer Modelle. In vielen französischen
                              									Fabrikstädten benutzt man ihn bei den Jacquardstühlen, auch wenden ihn die
                              									Pianofortefabrikanten an. In der Galvanoplastik benutzt man ihn als elektrischen Leiter. Man darf daher
                              									annehmen, daß die Bleidrahtzieherei in der Folge einen nicht unbedeutenden
                              									Aufschwung nehmen werde.
                           Hr. Poulet beabsichtigt auch Zeuge von allen Graden der
                              									Feinheit mit seinem Bleidrahte zu weben, deren sich die Industrie bald bemächtigen
                              									dürfte. – Der Poulet'sche Bleidraht kann von dem
                              									Verfertiger, rue Pierre-Levée, 17, Faubourg du Temple in Paris, bezogen werden. (Bulletin de la Société d'Encouragement,
                              									Januar 1854, S. 49.)
                           
                        
                           Ueber die Bereitung der rauchenden Salpetersäure; von
                              									Professor C. Brunner.
                           Man übergießt in einer Retorte ein Gemenge von 100 krystallisirtem Salpeter und 5
                              									Schwefel (Schwefelblumen) mit 100 gewöhnlicher englischer Schwefelsäure. Bei etwas
                              									größern Mengen ist zu empfehlen, die Säure in mehreren Antheilen zuzusetzen, da sich
                              									die Mischung nicht unbedeutend erwärmt. Es wird nun bei gelinder Wärme und gut
                              									abgekühlter Vorlage destillirt, wobei sogleich von Anfang an eine stark roth
                              									gefärbte und rauchende Säure übergeht. Nach einiger Zeit macht sich der Schwefel aus
                              									dem Gemenge los und schwimmt mit rein gelber Farbe auf der flüssigen Mischung. Von
                              									diesem Zeitpunkt an geht wenig mehr rauchende, sondern meist nur gewöhnliche
                              									Salpetersäure über. Man thut daher gut, die Vorlage zu wechseln. Wenn von der oben
                              									angegebenen Menge etwa 50 Theile übergegangen, so ist dieses das richtige
                              									Verhältniß.
                           Die so erhaltene Säure ist von sehr stark rauchender Beschaffenheit und rother Farbe.
                              									Sie enthält eine nicht ganz unbedeutende Menge von Schwefelsäure, wie solches die
                              									Reaction mit Chlorbaryum anzeigt. Destillirt man sie noch einmal für sich in einer
                              									mit einer langen Röhre, die an den Retortenhals (ohne Verkittung) angesteckt ist,
                              									versehenen Retorte, so geht bei sehr gelinder Wärme eine sehr stark rauchende von
                              									Schwefelsäure gänzlich freie Säure über, die sich in zwei Schichten trennt, wovon
                              									die obere die bekannte flüssige Substanz ist, welche von Berzelius als salpetersaures Stickoxyd, von andern als Untersalpetersäure
                              									aufgeführt wird und die man allgemein als das rauchende Princip der gewöhnlich
                              									rauchenden Salpetersäure betrachtet. Dasselbe ist ungemein flüchtig und läßt sich in
                              									gewöhnlichen Temperaturen nicht gut aufbewahren, kann jedoch zweckmäßig dazu
                              									verwendet werden, durch Beimischung die gewöhnliche Salpetersäure in beliebigem
                              									Grade in rauchende zu verwandeln. (Mittheilungen der naturf. Gesell. in Bern.)
                           
                        
                           Ueber Herstellung des sogenannten Wiener Kalkes; von Professor
                              									C. Brunner.
                           Unter dieser Benennung wird bei uns seit langer Zeit ein gebrannter Kalk in den
                              									Handel gebracht, dessen sich die Metallarbeiter zum Schleifen und Poliren
                              									bedienen.
                           Derselbe stellt ein vollkommen weißes zartes Pulver dar. Mit Wasser befeuchtet,
                              									erhitzt er sich nicht. Trocken der Luft ausgesetzt, zieht er in einigen Tagen kaum
                              									eine merkliche Menge Kohlensäure an, wohl aber in längerer Zeit, etwa in 8 oder 14
                              									Tagen. Wird er aber feucht der Luft ausgesetzt, so findet man ihn den folgenden Tag
                              									schon stark kohlensäurehaltig.
                           Der Umstand, daß er (in gut verschlossenen Flaschen verwahrt gehalten) nur sehr wenig
                              									Wasser beim Glühen abgibt, beweist, daß er in dem gebrannten Zustande entweder
                              									mechanisch gepulvert oder wahrscheinlicher nach dem Löschen noch einmal gebrannt
                              									wurde. Daß er sich jedoch, obgleich fast wasserfrei, durch Befeuchten nicht merklich
                              									erhitzt, schien auf eine chemische Verbindung zu deuten.
                           
                           Die Analyse ergab von 100 Theilen
                           
                              
                                 Kalk
                                   63,457
                                 
                              
                                 Talkerde
                                   33,808
                                 
                              
                                 Thonerde mit einer Spur von
                                    											Eisenoxyd
                                     2,550
                                 
                              
                                  Kohlensäure, Wasser und Verlust
                                     0,185
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,000
                                 
                              
                           Um zu versuchen, ob er künstlich dargestellt werden könnte, löste ich in dem durch
                              									die Analyse gegebenen Verhältniß kohlensauren Kalk und kohlensaure Talkerde in
                              									Salzsäure auf und fällte beide gemeinschaftlich mit kohlensaurem Natron. Der gut
                              									ausgewaschene und getrocknete Niederschlag wurde in einem hessischen Tiegel zwei
                              									Stunden lang heftig geglüht. Er zeigte ziemlich genau das chemische Verhalten des
                              									Wiener Kalks. Auch in technischen Beziehungen erklärten ihn einige Metallarbeiter
                              									für vollkommen brauchbar, obgleich etwas weniger gut als der Wiener Kalk.
                           Da es aus diesen Erfahrungen hervorzugehen schien, daß der Wiener Kalk wahrscheinlich
                              									durch Brennen von Dolomit dargestellt wird, so versuchte ich ein solches Präparat
                              									auf diesem Wege zu bereiten. Ich wählte hiezu denjenigen von Monte Salvadore bei
                              									Lugano, dessen Analyse in 100 Theilen
                           
                              
                                   56,250
                                 kohlensauren Kalk
                                 
                              
                                   36,825
                                         „          Talkerde
                                 
                              
                                     3,200
                                 Thonerde u. Eisenoxyd
                                 
                              
                                     3,725
                                 Wasser und Verlust
                                 
                              
                                 –––––––
                                 
                                 
                              
                                 100,000
                                 
                                 
                              
                           gegeben hatte. Derselbe wurde in einem hessischen Tiegel stark
                              									geglüht, alsdann mit Wasser gelöscht und noch einmal mehrere Stunden lang heftig
                              									geglüht.
                           Der so erhaltene ätzende Kalk erhitzte sich mit Wasser, doch weniger stark als der
                              									gewöhnliche gebrannte Kalk. Als er trocken 24 Stunden an der Luft gelegen hatte,
                              									erhitzte er sich nicht mehr merklich, ohne daß er eine bemerkbare Menge von
                              									Kohlensäure angezogen hatte. Als er nun zu feinem Pulver gerieben wurde, schien er
                              									so ziemlich die Eigenschaften des Wiener Kalks zu besitzen.
                           Bei einem Versuche zu technischem Gebrauch, den Hr. Mechaniker Hipp anzustellen die Güte hatte, zeigte er sich dem Wiener Kalk wenigstens
                              									gleich an Werth, wenn nicht vorzüglicher. Immerhin zeigte es sich, daß der
                              									unmittelbar nach dem Glühen zerriebene und sogleich in gut verschlossenen Flaschen
                              									verwahrte dem an der Luft zerfallenen vorzuziehen sey.
                           Die Vorzüglichkeit dieses Polirmittels beruht theils auf der Härte des fein
                              									geriebenen Pulvers, theils auf dem Umstande, daß derselbe wegen seines
                              									Talkerdegehaltes weniger leicht Wasser und Kohlensäure anzieht als der gewöhnliche
                              									Kalk. Immerhin ist es nöthig, ihn in gut verschlossenen Flaschen aufzubewahren,
                              									indem er gleich dem Wiener Kalk nach längerer Zeit dennoch kohlensauer und dadurch
                              									unwirksam wird, oder wie die Arbeiter sagen: verraucht.
                              									(Mittheilungen der naturf. Gesellsch. in Bern.)
                           
                        
                           Wasserdichter Leim-Anstrich.
                           Man kocht 1 Loth gepulverte Galläpfel mit 12 Loth Wasser auf 2/3 ein, seiht durch ein
                              									Tuch und überstreicht damit den trocken gewordenen Leimanstrich, wodurch derselbe
                              									fast eben so fest und unauflöslich wie jeder Oelanstrich wird. – Der
                              									Gerbstoff wirkt nur auf den weichen Leim, das Bestreichen muß daher in solchem Maaße
                              									geschehen, daß der Leimanstrich gehörig durchweicht wird. (Nass.
                              									Gewerbereins-Blatt.)
                           
                        
                           
                           Verfälschung des Tischlerleims und des Kölnischen
                              									Wassers.
                           Hr. Barreswil bemerkte in einer Sitzung der Société d'Encouragement zu Paris, daß
                              									gegenwärtig im Handel ein Tischlerleim vorkommt, welcher durch Zusatz von Bleizucker
                              									gegen die Fäulniß geschützt ist. (In Deutschland kam unseres Wissens bisher bloß
                              									solcher Leim vor, welcher mit einem unauflöslichen Bleisalz, schwefelsaurem
                              									Bleioxyd, versetzt ist, also der Gesundheit nicht gefährlich ist; man sehe die
                              									Analysen des sogenannten russischen Leims im polytechn. Journal Bd. CXXVI S. 238.)
                           Ferner theilte Hr. Barreswil die Thatsache mit, daß in den
                              									Straßen zu Paris als Kölnisches Wasser eine Flüssigkeit verkauft wird, welche bloß
                              									eine Auflösung von Bleizucker ist; die Trübung welche entsteht, wenn man diese
                              									Flüssigkeit in gewöhnliches Wasser gießt, wird zur Täuschung des Publicums benutzt.
                              										(Bulletin de la Société
                                 										d'Encouragement, Novbr. 1853, S. 709.)
                           
                        
                           Einige Regeln der Kunstwäsche.
                           Atlaß, Bänder (seidene), Brocat und Damast. Man nimmt entweder Eidotter
                              									oder venetianische Seife, bestreicht die Zeuge damit, wäscht sie in lauwarmem
                              									Wasser, worauf sie in kaltem Wasser abgespült und dann getrocknet werden. Hierauf
                              									wird gutes Gummitraganth in gleichen Theilen Weinessig und frischem Brunnenwasser
                              									aufgelöst, welches man durch ein Tuch seihet, damit das Gummi von aller Unreinigkeit
                              									befreit werde; doch darf man auch nicht zu viel Gummi auflösen, damit die Lösung
                              									nicht zu dick wird. In diese Gummilösung taucht man den Zeug recht gut ein, so daß
                              									er überall gleich stark durchfeuchtet werde, drückt sodann das Gummiwasser wieder
                              									aus, schlägt ihn mit der Bürste auf das Brett und läßt ihn schnell an der Sonne oder
                              									an einem warmen Ofen trocknen. Sind es aber Bänder, so werden solche mit dem
                              									Bügeleisen trocken gebügelt.
                           Eine andere Art, seidene Bänder zu waschen, ist folgende:
                           Man wäscht die Bänder mit Rindsgalle und Seife in Regenwasser und gibt ihnen den
                              									Glanz durch Honig und Eiweiß, oder man zieht sie einigemale durch eine mit
                              									Candiszucker versetzte Gummitraganthlösung, läßt sie trocknen und bügelt sie
                              									endlich, doch nicht zu heiß, zwischen zwei Papierbogen.
                           Bänder, seidene, mit Gold und Silber durch wirkt. Diese
                              									werden mit Wasser, worin Rindsgalle und Seife aufgelöst ist, bestrichen, während man
                              									mit der anderen Hand Regenwasser darüber gießt. Damit kein Nachtheil für die Farbe
                              									entstehe, bestreicht man sie vor dem Waschen mit Honigwasser. Nach dem Waschen
                              									taucht man sie in klares Gummiwasser, wickelt sie zwischen zwei Tüchern um ein
                              									Mangelholz, rollt sie ein wenig, befestigt an das eine Ende der Bänder Gewichte, und
                              									hängt sie zum Trocknen auf. (Siehe Atlaß.)
                           Blonden. Blonden trenne man von den Hauben oder Kleidern
                              									ab und lege sie drei- bis vierfach so übereinander, daß die Zacken
                              									aufeinander fallen, nähe sie dann leicht zusammen, feuchte sie in kaltem Wasser,
                              									reibe sie gut mit weicher, feiner Seife ein und mache leichten Schaum darauf. Sind
                              									sie sehr schmutzig, so wiederhole man das Waschen, dann ringe man sie leicht in
                              									kaltem, weichem Wasser aus, blaue und stärke sie nur ganz leicht, drücke sie aus und
                              									lege sie zwischen Leinen. Halb trocken lege man sie ganz auseinander und bügle sie,
                              									jedoch so, daß man das Bügeleisen in kurzen Stößen der Quere nach von der Sahlleiste
                              									zu den Zacken führt und zuletzt ein Paar Züge der Länge nach thut
                           Borden, silberne und goldene. Man legt sie 24 Stunden in
                              									geronnene Milch. Hierauf wird ein Stück venetianische oder andere gute Seife klein
                              									geschabt, in ein Maaß Regenwasser gerührt, hierzu eine verhältnißmäßige Quantität
                              									Jungfernhonig und eine frische Rindsgalle gethan und das Ganze einige Stunden
                              									gequirlt. Wird es zu dick, so gießt man noch Regenwasser hinzu, so daß es ein
                              									schwacher Brei wird; man läßt es dann einen halben Tag stehen und bestreicht die
                              									nassen Borden mit dieser Masse; hierauf umwickelt man ein Mangelholz mit einem
                              									nassen Tuche, worüber
                              									man die Borden windet, über diese wickelt man abermals ein nasses Tuch und mangelt
                              									sie, während man sie dann und wann mit Regenwasser anfeuchtet und ebenso auch
                              									einigemale mit obiger Masse bestreicht. Hierauf weicht man Gummi 24 Stunden in
                              									Wasser, drückt es durch ein Tuch, thut eine gleiche Quantität feinen Zucker hinzu,
                              									läßt ihn auflösen und das Ganze abklären, und taucht die Borden hinein, mangelt sie
                              									zwischen zwei reinen Tüchern glatt, und hängt sie zum völligen Trocknen auf, wobei
                              									man ebenfalls an das herunter hängende Ende Gewichte befestigt. Um goldene Borden zu
                              									waschen, legt man sie eine Nacht in Urin oder Wein, und wäscht sie dann wie die
                              									silbernen Borden. Farbe und Glanz gibt man ihnen, wenn man klein gestoßenes Gummi,
                              									etwas Safran und, je nachdem es viel oder wenig Wäsche ist, entweder 1/2 Nößel
                              									Wasser, 1/2 Nößel Branntwein, oder mehr oder weniger, in einem Topf heiß werden
                              									läßt, die Borden auf einen Tisch breitet und mit einem zarten Würstchen überall
                              									gleich gut mit diesem Wasser bürstet und wie die silbernen Borden zum Trocknen
                              									aufhängt.
                           Flor, weißer, seidener. Man weicht denselben eine Nacht
                              									in Milch, worunter man weiße venetianische Seife sehr klein geschabt hat, damit sie
                              									sich gut auflöst, drückt ihn dann, ohne ihn zu reiben oder zu verschieben, darin
                              									aus, gießt frisches Wasser, in welches man ebenfalls Seife schabt, hinzu, und läßt
                              									ihn noch eine Nacht darin liegen, drückt ihn nochmals gelinde aus, breitet ihn
                              									zwischen zwei nassen Tüchern in einem Korbe aus, und schwefelt ihn auf folgende Art.
                              									Man legt etwas Schwefel in einen Tiegel, setzt denselben in ein erhabenes Gefäß,
                              									welches mit einem vierfachen Tuche wohl verdeckt ist. Hierauf zündet man den
                              									Schwefel in dem Tiegel an, setzt den nassen Korb mit dem Flor darüber, und läßt den
                              									Schwefel eine Zeit lang brennen und den Korb darüber stehen. Alsdann nimmt man den
                              									Flor heraus, spannt ihn recht gleich auf ein mit Tuch beschlagenes Brett aus, taucht
                              									einen Schwamm in gekochte weiße Stärke, und drückt damit den Flor auf das Brett.
                              									Sollten einige Bläschen von der Stärke auflaufen, so kann man sie mit einem feuchten
                              									Schwamme herausziehen.
                           Gaze. Um weiße Gaze zu waschen, wird dieselbe in zwei
                              									Blätter geschlagen, venetianische Seife dazwischen geschabt, in eine zinnerne
                              									Schüssel gelegt, lauwarmes Wasser darüber gegossen, ein doppelt gelegtes Tuch
                              									darüber gebreitet, mit einem Gewichte beschwert, damit es gepreßt wird, und
                              									einigemal das kalt gewordene Wasser ab- und anderes lauwarmes hinzugegossen.
                              									Dann läßt man es eine Nacht unter dem Drucke des darauf liegenden Gewichtes oder
                              									Steines stehen, drückt es, wie den seidenen Flor, einigemal aus, wobei man aber
                              									zuletzt statt der Milch und des kalten Wassers besser lauwarmes Wasser nimmt. Die
                              									weitere Behandlung, so wie das Schwefeln, ist wie beim seidenen Flor.
                           Linon, siehe Mousseline.
                           Mousseline. Mousseline, Linons und Battiste werden zuerst
                              									gut in Flußwasser eingeweicht. 1 Pfund Seife, 1 Loth Alaun und 2 Loth Weinsteinsalz
                              									(kohlensaures Kali) werden zu einer Masse gekocht, abgeschäumt, und zu Stücken oder
                              									Kugeln geformt, womit man die Zeuge dem Faden nach bestreicht, ohne die Fäden zu
                              									verschieben, ausdrückt und dieses Alles einigemal wiederholt. Alsdann spült man sie
                              									mehreremal in reinem Wasser aus, weil hängenbleibende Seifentheile die Wäsche gelb
                              									machen. Hierauf gießt man einige Tropfen Indigotinctur in reines Wasser, spült die
                              									Zeuge nochmals darin aus, drückt sie gut aus, klopft sie und legt sie zum Trocknen
                              									in den Schatten.
                           Mousseline de Laine. Kleider von Mousseline de Laine
                              									werden gänzlich zertrennt und mit Seifenschaum in kaltem, weichem Wasser gewaschen,
                              									was man wiederholen muß, wenn die Kleider sehr schmutzig sind. Dann werden sie
                              									zwei- bis dreimal gespült, aber nicht ausgerungen, sondern nur ausgedrückt
                              									und darauf zum Trocknen aufgehängt, dann halbtrocken gebügelt, und dieß wiederholt,
                              									bis sie ganz trocken sind.
                           Nanking. Wie leicht der Nanking durch Waschen verdirbt,
                              									ist bekannt genug. Durch folgende Behandlung soll man dem vorbeugen können. Man
                              									nimmt zum Brühen des Nankings auf ein zu brühendes Stück 2 Loth gewöhnlichen grünen
                              									Thee, kocht denselben in der nöthigen Menge Wassers, gießt die Abkochung noch
                              									siedend durch ein reines leinenes Tuch auf den Nanking und läßt diesen bis zum
                              									Erkalten darin liegen, alsdann nimmt man ihn heraus und trocknet ihn im Schatten,
                              									ohne ihn auszuwinden. Zum Waschen der Kleidungsstücke aus Nanking nimmt man warmes, nicht heißes
                              									Seifenwasser; nachher brühet man, dann spült man die Stücke rein und hängt sie mit
                              									der verkehrten Seite nach außen, ohne sie auszuringen, auf einen luftigen Boden im
                              									Schatten zum Trocknen auf, bis sie zum Bügeln hinreichend trocken sind. Das Bügeln
                              									erfolgt auf der Rückseite der Kleidungsstücke und mit einem nicht zu heißen
                              									Eisen.
                           Sammet. Zwei Rindsgallen werden mit etwas Honig und Seife
                              									in weiches Wasser gethan, gekocht und fleißig umgerührt. Der Sammet wird auf ein
                              									reines angefeuchtetes Brett gelegt und mit obiger Mischung mittelst eines Läppchens
                              									ziemlich stark befeuchtet; darauf wickelt man ihn auf ein Mangelholz und rollt ihn,
                              									bis der Schmutz verschwunden ist, alsdann wird er durch reines Wasser gezogen,
                              									nochmals gerollt, und endlich aufgehängt, damit er halb trocken wird. Mit in Wasser
                              									geweichter und aufgekochter Hausenblase wird der halb trockene Sammet naß gemacht,
                              									zwischen ein Tuch geschlagen, und so lange bis er trocken ist, gerollt und zuletzt
                              									mit einem Tuche wieder aufgerieben.
                           Schleier. Weiße Schleier werden in blutwarmem
                              									Seifenwasser gewaschen, leicht ausgerungen, dann in kaltem Brunnenwasser gespült,
                              									gebläut, gestärkt und zwischen den Händen halb trocken geklopft, dann aber zum
                              									vollständigen Trocknen aufgestellt. Schwarze Schleier
                              									taucht man in warmes Wasser, in welchem Ochsengalle aufgelöst ist, und spült sie
                              									dann kalt nach. Um sie zu steifen, zieht man sie durch Gummiwasser, klopft sie
                              									zwischen den Händen halb trocken und steckt sie dann auf.
                           Seide oder seidene Zeuge. Seidene Zeuge und Tücher wäscht
                              									man am besten entweder in Theewasser, spült sie dann in Branntwein aus, worin etwas
                              									Zucker aufgelöst ist, und rollt oder bügelt sie noch feucht, oder man wäscht sie
                              									auch (besonders erstere) in starkem Kleienwasser, worin man ein wenig pulverisirten
                              									Alaun thut. Oder man breite den Seidenzeug auf einen reinen Tisch, seife einen
                              									wollenen Lappen gut ein, wende lauwarmes Wasser an und streiche den Zeug immer nach
                              									einer und derselben Richtung. Ist der Schmutz entfernt, so beseitigt man auch die
                              									Seife mit einem Schwamme und kaltem Wasser. Dann nehme man auch die andere Seite des
                              									Zeuges vor, reinige sie ebenso, spüle das Ganze abermals in kaltem Wasser und lasse
                              									es ausgebreitet im Schatten trocknen. Schwarzer oder blauer Zeug wird dann noch
                              									einmal mit etwas Branntwein abgerieben und abermals getrocknet. Zum Bügeln bedient
                              									man sich eines halbwarmen Stahls und legt Papier zwischen Bügeleisen und den Zeug.
                              									Oder man bestreicht die Zeuge zuerst mit Eidotter, wäscht sie in lauem, dann in
                              									kaltem Wasser, zieht sie alsdann durch Wasser mit aufgelöstem Gummitraganth gemischt
                              									und rollt sie.
                           Stickereien auf Zeugen. Gestickte oder mit Gold gewirkte
                              									Zeuge von Leinen, Mousselin, Tücher, Mützen u.s.w. werden nur in kaltes Wasser
                              									eingeweicht und ausgedrückt, dabei aber gar nicht hin- und hergerieben oder
                              									ausgerungen, weil sich hier die Fäden noch leichter verschieben würden, als beim
                              									Seidenzeuge. Hierauf macht man lauwarmes Seifenwasser von weißer venetianischer
                              									Seife, und drückt die gestickten Zeuge nochmals darin aus, legt sie wieder in
                              									frisches Wasser und drückt sie, nach Verlauf von vier Stunden, zum Trocknen aus,
                              									umnäht jedes Blatt an den Kanten mit Leinen, und spannt sie zum Appretiren in den
                              									Nahmen.
                           Strümpfe, seidene. Seidene Strümpfe wäscht man in warmem
                              									Wasser mit guter Seife und spült sie dann in frischem Wasser recht gut aus, damit
                              									alle Seifentheile entfernt werden, löst sodann ungefähr eine Haselnuß groß Lackmus
                              									in einem Berliner Quart Wasser auf und zieht die Strümpfe einigemal, mit der rechten
                              									und nach außen umgewendeten linken Seite durch dieses Wasser. Hierauf hält man die
                              									Strümpfe mit der nach einwärts gekehrten Seite über eine mit glühenden Kohlen
                              									angefüllte Kohlenpfanne, auf welcher man Schwefel brennt, läßt den Dampf
                              									hineinziehen, zieht sodann die wieder umgewendeten und mit dem linken Theile
                              									einwärts gekehrten Strümpfe über die Form, glättet sie, während sie noch feucht
                              									sind, mit einer gläsernen Glätte, und stellt sie zum Trocknen an die Sonne.
                           Taffet. Weißen Taffet weicht man in Flußwasser ein und
                              									wäscht ihn mit Weizenkleie und venetianischer Seife aus. Alsdann wird er ausgespült,
                              									geschwefelt, und endlich mit Gummitraganth, Flohsamen und sächsischem Blau gesteift,
                              									und zuletzt zwischen zwei Tüchern gerollt und gestrichen. Eine andere Art weißen
                              									Taffet zu waschen, ist auch, wenn man 8 Loth venetianische Seife in 8 Maaß Regenwasser durch Kochen
                              									auflöst, bis zur Lauwärme abkühlen läßt, und ihn darin dreimal wäscht. Schwarzer
                              									Taffet wird ebenfalls mit solchem Seifenwasser, welches eine Nacht gestanden hat,
                              									dreimal gewaschen, und dann mit arabischem Gummi und Flohsamen gesteift, gemangelt
                              									und gebügelt. Eine andere Art, den schwarzen Taffet, so wie überhaupt alle
                              									schwarzseidenen Zeuge zu waschen, ist die, daß man einen Schwamm entweder in Bier,
                              									Krausemünzwasser oder Branntwein taucht, damit den Zeug bestreicht, dann zwischen
                              									zwei Tüchern halb trocken rollt, und zuletzt auf der linken Seite bügelt. (Deutsche
                              									Muster-Zeitung, 1853, S. 76.)
                           
                        
                           Ueber die Einführung der indischen Ceder, des Deodar, in
                              									England.
                           Auf Anordnung des Generalgouverneurs von Ostindien, schickte Hr. Jameson, Director der botanischen Gärten der
                              									nordwestlichen Provinzen, im vorigen Jahr über 2000 Pfund Deodarsamen nach dem
                              									Mutterland; damit diejenigen, welche diesen Baum schon im Großen cultiviren, sehen,
                              									welche Größe er erreicht, legte er vier 20 Fuß lange, 4 1/2 Fuß breite und 4 Zoll
                              									dicke Bretter aus den Wäldern von Kooloo im Kuhistan des Pundschab bei. Junge
                              									Pflänzchen dieses Baumes, aus frühern Samensendungen gezogen, die vor 10–12
                              									Jahren in England noch um 5–6 Pfd. Sterl. per
                              									Stück verkauft wurden, sind jetzt bei den Kunstgärtnern zu 20 Shilling das Hundert
                              									zu haben.Außer dem Samen des Deodarbaums wurden die Samen mehrerer andern Coniferen
                                    											aus den Wäldern des Himalaya von Ostindien nach England geschickt und zwar
                                    											die von Pinus excelsa, P. geradiana, P. Brunoniana,
                                       												P. longifolia, P. (Abies) Smithiana, Picea Webbiana und Pindrow, Cupressus torulosa, Juniperus excelsa
                                    											und religiosa und kürzlich auch Pinus Royleana. Diese letztere neue herrliche
                                    												Pinus-Art wurde erst in der jüngsten
                                    											Zeit in Nepaul in einer Höhe von 12,000 Fuß entdeckt; sie erreicht eine Höhe
                                    											von 100 Fuß, liefert ein dichtes, dem Deodar sehr ähnliches Holz und kommt
                                    											ohne Zweifel in England gut fort; auch als Zierbaum ist dieselbe eine gute
                                    											Acquisition. Dieser immergrüne Baum ist von ausgezeichneter Schönheit und hält unser
                              									Klima sehr gut aus. Sowohl als eine zum Schlagen sich sehr gut eignende
                              									Forstspecies, wie als Werkholz, kommt dem Deodar kaum eine der bekannten Holzarten
                              									gleich. Die schottische Fichte hat ein so dichtes Tangelwerk, daß sie von den,
                              									untermengt mit ihr wachsenden, Bäumen das Licht abhält und die Circulation der Luft
                              									sehr hemmt; sie wirkt dadurch auf der einen Seite so schädlich, als sie auf der
                              									andern durch Beschützung vor heftigen Winden nützt. Die Lärche, eine viel bessere
                              									Forstspecies, weil sie die erwähnten Uebelstände nicht darbietet, hat dafür den
                              									Fehler, im Frühjahr noch nicht mit Laub (Nadeln) versehen zu seyn, und ist überdieß
                              									der noch wenig erforschten und unheilbaren Fäule ausgesetzt. Der Deodar besitzt
                              									hingegen die Vorzüge dieser Bäume, ohne ihre Fehler zu haben. Auch ist
                              									hervorzuheben, daß er, obwohl nahe verwandt mit der Libanon-Ceder, die ein
                              									schlechtes Bauholz gibt. ein sehr gutes liefert. In Indien wird das Holz des Deodar
                              									sehr häufig zum Bau von Häusern. Tempeln und Brücken angewandt, und es widersteht
                              									Jahrhunderte lang der Einwirkung des Wassers. Beim Häuserbau macht man von demselben
                              									ein festes Riegelwerk und füllt dasselbe mit Steinen aus, so daß die Hauptstärke des
                              									Baues mehr im Deodarholz als im Mauerwerk liegt. – Das Gelingen des neuen
                              									Unternehmens hängt jetzt nur noch davon ab, ob diejenigen, welchen die jungen
                              									Pflanzen behufs der Forstcultur übergeben werden, wissen, wann, wo und wie sie
                              									gepflanzt werden müssen, (Edinburgh new philosophical
                                 										Journal, Januar 1854, S. 70.)