| Titel: | Ueber den Apparat zum Filtriren trüben Wassers von Hrn. Fonvielle in Paris; Bericht von Hrn. J. T. Silbermann. | 
| Fundstelle: | Band 133, Jahrgang 1854, Nr. VIII., S. 23 | 
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                        VIII.
                        Ueber den Apparat zum Filtriren trüben Wassers
                           von Hrn. Fonvielle in Paris;
                           Bericht von Hrn. J. T.
                              Silbermann.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, Mai 1854, Nr. 9, S. 261.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. I.
                        Silbermann, über Fonvielle's Apparat zum Filtriren trüben
                           Wassers.
                        
                     
                        
                           Da ein Apparat zum Filtriren trüben Wassers, womit sich diese Operation in
                              vollkommener Weise, schnell, bequem und insbesondere wohlfeil ausführen ließe,
                              sowohl für das Publicum im Allgemeinen als für die Industrie sehr wünschenswerth
                              wäre, so habe ich genaue Versuche mit dem neuen Apparat des Hrn. Fonvielle
                              Derselbe ist den HHrn. Fonvielle, Brun und Comp.,
                                    rue Laffitte No. 32 in Paris, patentirt. angestellt, welchen der Erfinder Filtre plongeur
                              (eingetauchtes Filter) nennt. Ich beschreibe zuerst die Construction desselben.
                           Apparat. – Zwei Behälter (Fig. 27) von
                              verschiedenem Rauminhalt befinden sich über einander. Der erste dieser Behälter ist
                              1,25 Meter hoch, 0,80 Meter lang und 0,60 Meter breit; er enthält das zu filtrirende
                              Wasser und den ersten Filtrirapparat. Der zweite Behälter, von kleinerm Inhalt, hat
                              nur 0,50 Met. Höhe auf 0,50 Met. Länge und 0,30 Met. Breite; er enthält den zweiten
                              Filtrirapparat und das filtrirte Wasser. Der Boden des ersten Behälters befindet
                              sich 0,50 Met. über demjenigen des zweiten. Diese zwei Filtrirapparate sind durch
                              ein 8förmiges kupfernes Rohr von 5 Centimeter Durchmesser mit einander verbunden,
                              dessen beide Enden durch die Wand des oberen und unteren Behälters bei 15 Centimeter
                              über ihrem Boden gehen. Dieses Rohr ist in der Mitte seines aufsteigenden Theils mit
                              einem Hahn versehen, um die Verbindung zwischen den zwei Behältern nach Belieben
                              unterbrechen zu können.
                           Die an beiden Enden dieses Rohrs befestigten Filtrirapparate bestehen in zwei
                              (Mindern von galvanisirtem (verzinktem) Eisenblech, welche mit zahlreichen kleinen
                              Löchern versehen sind und das Filtrirmaterial enthalten; der erste dieser Cylinder,
                              Vorbereitungscylinder (cylindre dégrossisseur) genannt, ist horizontal an die
                              Eintrittsöffnung des Rohrs im obern Behälter geschraubt; der andere Cylinder, welchen ich Vollendungscylinder (cylindre
                                 finisseur) nennen werde, ist horizontal an die Austrittsöffnung des Rohrs
                              im untern Behälter geschraubt.
                           Der Vorbereitungscylinder hat 53 Centimeter Länge auf 20 Centimeter Durchmesser. Sein
                              vorderer Boden, welcher an das Rohr geschraubt wird, läuft zu diesem Zweck in ein
                              außerhalb mit Schraubengewinden versehenes Rohrstück aus; auf einer mit zahlreichen
                              kleinen Löchern versehenen Platte, im Niveau des Bodens, liegen die
                              Filtrirmaterialien über einander; damit sich die Löcher der Platte nicht verstopfen,
                              ist eine Handvoll grober Quarzsand auf diesem ganzen Boden ausgebreitet, durch
                              dessen Zwischenräume das Wasser bis zum Rohr dringen kann. Auf diese Kieselsteine
                              kommt beiläufig 1 Kilogr. gut gewaschener Wolle (bester Sorte), welche eine 18
                              Centimeter dicke Schicht bildet. Die übrigbleibenden 35 Centimeter des Cylinders
                              werden mit einem Gemenge von gleichen Raumtheilen feinen Kieses und zerstoßener
                              Holzkohle (welches durch Oeffnungen von der Größe einer halben Linse gesiebt worden
                              ist) gefüllt; diese 15 Liter körniger Substanzen werden durch eine Scheibe oder
                              einen Deckel zurückgehalten, den man auf das Ende des Cylinders schraubt. Der Boden
                              und auch das Ende des Cylinders auf eine Länge von 15 Centimeter, sind mit Löchern
                              von 3 Millimeter Durchmesser versehen, welche 16 Millimeter von einander entfernt
                              sind; durch eben diese Löcher kann das Wasser in den Cylinder dringen. Dieser
                              durchlöcherte Theil wird mit einem Sack von Binsen- oder Heugeflecht
                              überzogen, um die gröbsten im Wasser suspendirten Substanzen vor ihrem Eintritt in
                              das Filter zurückzuhalten.
                           Der Vollendungscylinder hat 30 Centimeter Länge auf 20 Centimeter Durchmesser; die
                              mit Schraubengewinden versehene Röhre, welche auf die Oeffnung des erwähnten Rohrs
                              geschraubt wird, geht, nachdem sie an den Boden des Cylinders gelöthet wurde, durch
                              denselben in seiner ganzen Länge, und ist an ihrem entgegengesetzten Ende mit einem
                              Schraubenbolzen verschlossen, dessen Mutter die Scheibe zurückhält, womit der
                              Cylinder geschlossen ist. Diese Röhre ist mit dem Cylinder concentrisch, und beide
                              sind auf ihrer ganzen Oberfläche mit Löchern von 3 Millimeter Durchmesser versehen,
                              welche jedoch auf der Röhre näher an einander angebracht sind; der ringförmige Raum
                              zwischen der Röhre und dem Cylinder wird mit 2 Kilogr. gewaschener (feinster) Wolle
                              ausgefüllt, die man schwach eindrückt.
                           Filtriren. – Nachdem der obere Behälter mit trübem
                              Wasser gefüllt worden ist, sehen sich die schwersten Substanzen auf dem Boden
                              desselben ab; wenn man dann den Hahn des Verbindungsrohrs öffnet, so dringt das Wasser durch den Sack
                              von Flechtwerk, wo es einen andern Theil seines Schlammes zurückläßt, dann gelangt
                              es in den Cylinder durch die Löcher seiner Bodenplatte, und durchdringt das Gemenge
                              von Sand und Kohle, welche es von den gasförmigen und organischen Substanzen
                              reinigen; hierauf dringt es durch die Schicht schwach eingedrückter Wolle, worin es
                              die feinsten noch zurückgehaltenen Substanzen absetzt; es läuft dann durch das
                              Verbindungsrohr hinab, gelangt in die Röhre des Vollendungscylinders und entweicht
                              durch die Löcher derselben, um zuletzt durch die ringförmige Schicht von Wolle zu
                              filtriren und durch die Löcher an der Oberfläche des Cylinders auszutreten und den
                              untern Behälter zu füllen, an dessen Boden ein Hahn zum Abziehen des klaren Wassers
                              angebracht ist.
                           Reinigung. – Die schwersten Theile des trüben
                              Wassers, welche sich auf dem Boden des obern Behälters absetzen, werden durch
                              Aufziehen einer Klappe entleert und dann in einen Canal geleitet.
                           Wenn es nöthig wird, die Filter zu reinigen, läßt man zuerst alles Wasser aus den
                              Behältern ablaufen, man nimmt die zwei Cylinder heraus, und ersetzt sie durch andere
                              bereit gehaltene, um den Gang des Apparats so wenig als möglich zu unterbrechen.
                           Um die aus diesen Cylindern genommenen Filtrirmaterialien zu reinigen, werden die
                              gleichartigen vereinigt, um sie gesondert zu waschen; die Wolle und der Kies
                              erleiden beim Waschen keinen Abgang, wohl aber die Kohle, daher man den Verlust
                              durch eine Handvoll frischer grob gepulverter Kohle ersetzen muß. Nachdem die
                              Cylinder wieder gefüllt und geschlossen wurden, sind sie zum weitern Gebrauch
                              bereit.
                           Versuche. – Es wurde die Leistung des Apparats bei
                              verschiedener Füllung mit Wasser, sowohl des obern als des untern Behälters,
                              bestimmt, und jedesmal die Beschaffenheit des filtrirten Wassers erprobt.
                           Man verwendete zu diesen Versuchen Quellwasser, und um dieses trübe und unrein zu
                              machen, brachte man in den obern Behälter 20 bis 30 Liter Gossenschlamm. Wenn dieser
                              Behälter bei dem benutzten Apparat mit Wasser gefüllt ist, steht dasselbe 1 Meter
                              hoch über der Achse des Vorbereitungscylinders; von dieser Achse bis zu derjenigen
                              des Vollendungscylinders sind noch 0,5 Meter; die ganze Druckhöhe ist also 1,5
                              Meter. Bei den drei ersten Versuchen variirte der obere Wasserspiegel nicht.
                           Bei dem ersten Versuch tauchte der untere Cylinder nicht ins Wasser; die Filtration
                              lieferte fast 8 Liter Wasser per Minute, welches
                              vollkommen klar und
                              geruchlos war, und unter einem Mittlern Druck von 1,5 Meter ausfloß.
                           Bei dem zweiten Versuch war der untere Cylinder gerade vollständig untergetaucht; man
                              erhielt 1,5 Liter filtrirten Wassers per Minute, unter
                              einem Druck von 1,4 Meter.
                           Bei dem dritten Versuch war der untere Behälter mit Wasser voll gefüllt; die
                              Filtration lieferte noch 7,5 Liter per Minute, unter
                              einem Druck von 1,20 Meter.
                           Aus diesen drei Versuchen ersieht man, daß, so lange der obere Wasserspiegel
                              unveränderlich bleibt, das Product wenig variirt, obgleich der mittlere Druck bei
                              diesen Versuchen um 30 Centimeter differirte. Es handelte sich also bloß noch darum,
                              den obern Wasserspiegel variiren zu lassen und im untern Behälter den Wasserspiegel
                              constant zu erhalten, was geschah, indem man den vorhergehenden dritten Versuch als
                              ersten dieser neuen Reihe nahm:
                           
                              
                                 1)
                                 für
                                 1,20 Met.
                                 von
                                 einem Wasserspiegel
                                 zum andern,
                                 hatte man in 1 Min.
                                 7,5. Lit.
                                 
                              
                                 2)
                                  –
                                 0,95 Met.
                                 –
                                             –
                                         –
                                         
                                    –
                                 6,4    „
                                 
                              
                                 3)
                                  –
                                 0,70 Met
                                 –
                                             –
                                         –
                                         
                                    –
                                 5,0    „
                                 
                              
                                 4)
                                  –
                                 0,50 Met.
                                 –
                                             –
                                         –
                                         
                                    –
                                 2,5    „
                                 
                              
                           Aus diesen Versuchen ergibt sich:
                           1) Daß es nicht nothwendig ist, daß das Vollendungsfilter unter Wasser getaucht sey,
                              was vielleicht die Leistung des Apparats sogar beeinträchtigt;
                           2) daß zwei Apparate, jeder von 0,7 Meter Niveau-Differenz, welche über
                              einander gestellt 1,4 Meter Höhe hätten, 10 Liter per
                              Minute geben würden, während ein einziger Apparat von 1,5 Meter
                              Niveau-Differenz nur 8 Liter gibt, obgleich sein Druck etwas über das
                              Doppelte des Drucks von einem der vorhergehenden ist;
                           3) daß das gleichförmige Resultat in der ersten Reihe seine Regelmäßigkeit wenigstens
                              theilweise, der Endosmose zu verdanken scheint, welche durch die Natur und
                              Beschaffenheit der filtrirenden Schichten oder auch bloß durch die Wolle
                              erfolgt;
                           4) das filtrirte Wasser war stets so klar, daß man mit der Loupe nie eine Spur
                              schwimmender Körperchen darin entdecken konnte.
                           Dieser Filtrirapparat liefert also bei seiner gewöhnlichen Anwendungsweise, d.h. wenn
                              beide Cylinder eingetaucht sind und der Druck auf den obern Cylinder 1 Meter Wasser
                              beträgt – 7 1/2 Liter per Minute, folglich 450
                              Liter stündlich, und in 24 Stunden oder per Tag 10,800
                              Liter, beiläufig 10 Kubikmeter, eines vollkommen klaren und geruchlosen Wassers.
                           
                           Hr. Fonvielle versichert, daß seine Apparate manchmal zwei
                              bis drei Monate in Gang waren, ohne daß man die Filtrircylinder auswechselte; im
                              Durchschnitt muß dieß jedoch immer nach zehn Tagen geschehen; selbst in den
                              ungünstigsten Fällen, welche jedoch sehr selten sind, gab der Apparat zwei Tage lang
                              das normale Wasserquantum.
                           In den öffentlichen Waschanstalten zu Marseille, wo man dieses Filter zum Klären des
                              Wassers der Durance anwendet, welches bisweilen sehr viel Thonschlamm enthält, der
                              sehr schwer vom Wasser zu trennen ist, werden die Filter nur alle zehn Tage
                              erneuert, und der Apparat liefert beständig 40 Kubikmeter filtrirten Wassers in 24
                              Stunden.
                           Hinsichtlich der Anzahl und Größe der Apparate, welche zur Erzielung einer gegebenen
                              Quantität filtrirten Wassers erforderlich sind, bemerkt Hr. Fonvielle, daß z.B. 6000 Kubikmeter Wasser per
                              Tag an Arbeitern sechzehn Mann zu 2 Fr. 50 C. erfordern, also 40 Francs Arbeitslohn;
                              die Unterhaltungskosten schätzt er auf beiläufig 20 Francs, was in runder Zahl 60
                              Francs per Tag für 6000 Kubikmeter, also nur 1 Centime
                              per Kubikmeter beträgt.
                           
                        
                           Beschreibung der Abbildung.
                           A oberer Behälter, welcher das zu filtrirende Wasser
                              enthält; er steht auf dem Gerüst B;
                           C unterer Behälter, welcher das filtrirte Wasser
                              empfängt;
                           D Vorbereitungscylinder; er liegt horizontal auf einem
                              am Boden des obern Behälters befestigten Träger. Dieser Cylinder ist auf angegebene
                              Weise mit Wolle, Kies und grobgepulverter Kohle gefüllt;
                           E Bodenplatte dieses Cylinders, mit Löchern versehen,
                              durch welche das zu filtrirende Wasser dringt.
                           F Sack von Binsen- oder Heugeflecht, um die
                              gröbsten Substanzen vor ihrem Eintritt in das Filter aufzuhalten.
                           G Rohr welches die Verbindung zwischen dem Cylinder D und dem Cylinder des untern Behälters herstellt.
                           H Hahn dieses Rohrs.
                           I Vollendungscylinder, in den Behälter C getaucht; er ist auf seinem ganzen Umfang mit Löchern
                              versehen und mit schwach eingedrückter Wolle gefüllt.
                           J Rohr im Innern dieses Cylinders; es ist in die hintere
                              Wand des Behälters geschraubt und communicirt direct mit dem Rohr G.
                           
                           K Schraubenmutter mit Ohren, welche dient um die Röhre
                              J mit dem vordern Theil des Cylinders I zu verbinden.
                           L Hahn, zum Abziehen des klaren Wassers.
                           M Zapfen, zum Entleeren des obern Behälters.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
