| Titel: | Ueber den nachtheiligen Einfluß eines nicht unbedeutenden Blei- und Zinkgehaltes in einem silberhaltigen Kupferstein auf die Entsilberung desselben durch die Augustin'sche Extractionsmethode; von C. Fr. Plattner, Professor der Hüttenkunde an der königl. sächs. Bergakademie etc. | 
| Fundstelle: | Band 133, Jahrgang 1854, Nr. X., S. 32 | 
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                        X.
                        Ueber den nachtheiligen Einfluß eines nicht
                           unbedeutenden Blei- und Zinkgehaltes in einem silberhaltigen Kupferstein auf die
                           Entsilberung desselben durch die Augustin'sche Extractionsmethode; von C. Fr. Plattner, Professor der Hüttenkunde an der
                           königl. sächs. Bergakademie etc.
                        Aus der berg- und hüttenmännischen Zeitung, 1854,
                              Nr. 16.
                        Plattner, über die Anwendbarkeit der Augustin'schen
                           Extractionsmethode.
                        
                     
                        
                           Es sind bereits gegen 11 Jahre her, als die Augustin'sche
                              Extractionsmethode zur Entsilberung des Kupfersteins im Mansfeld'schen mit sehr
                              gutem Erfolg eingeführt wurde; und es würde dieselbe jedenfalls daselbst noch in
                              Anwendung seyn, wenn sie nicht durch die neuere Ziervogel'sche, noch etwas weniger kostspielige Entsilberungsmethode, die für
                              die dortigen sehr reinen Kupfersteine ganz geeignet ist, verdrängt worden wäre.
                           Obgleich die Augustin'sche Entsilberungsmethode für
                              silberhaltige Kupfersteine nicht mit Schwierigkeiten verbunden ist, sobald die
                              Bedingungen erfüllt werden, unter welchen sie sich mit Vortheil anwenden läßt, und
                              man sie deßhalb auch hier und da, wo es die Umstände zuließen oder sogar verlangten,
                              eingeführt hat, so hat man ihr aber doch nicht überall den Vortheil, welchen sie
                              gegen die Entsilberung des Kupfersteins durch Amalgamation sowohl, als auch gegen
                              die Entsilberung des aus dem Kupferstein erzeugten Schwarzkupfers durch den
                              Saigerproceß oder durch Amalgamation gewährt, in vollem Maaße abgewinnen können. Die
                              Entsilberung geschah entweder zu unvollkommen, oder es stellte sich, wenn das
                              ausgebrachte Silber mit dem in den Rückständen und in dem aufgefangenen Flugstaub
                              vom Rösten noch verbliebenen Silber zusammen gerechnet, und die Summe mit derjenigen
                              Silbermenge verglichen wurde, die in der ganzen Quantität des zur Extraction
                              gelangten Kupfersteins enthalten war, ein zu hoher Verlust an Silber heraus. Gibt
                              man auch zu, daß eine zu unvollständige Entsilberung zum Theil in einem noch nicht
                              vollständig geregelten Betriebe zu suchen sey, so scheint eine solche doch auch zum
                              Theil, sowie ein auffallend hoher Silberverlust, noch einen ganz andern Grund zu
                              haben. Der mechanische Verlust, welcher durch Verstäubung beim Sieben und Mahlen des
                              gerösteten Kupfersteins entsteht, dürfte doch wohl zu gering seyn, als daß er
                              mehrere Procente Silberbetragen könnte; weßhalb derselbe auch hier, da er durch
                              zweckentsprechende Vorrichtungen bei den betreffenden Maschinen sehr zu vermindern
                              ist, unbeachtet bleiben kann. Berücksichtigt man aber, daß der Kupferstein nicht an
                              allen Orten so rein von Nebenbestandtheilen ist, als gerade der Mansfelder, sondern
                              daß mancher Kupferstein neben seinen wesentlichen Bestandtheilen an Schwefelkupfer
                              und Schwefeleisen, außer Schwefelsilber öfters auch verschiedene Nebenbestandtheile,
                              namentlich Schwefelblei, Schwefelzink, Schwefelantimon etc. in merklicher Menge
                              enthält, so liegt die Frage sehr nahe: ob nicht dergleichen fremdartige
                              Beimischungen als Ursache eines zu hohen Silberverlustes anzusehen seyn dürften?
                           Faßt man die im Großen schon oft gemachte Erfahrung: daß
                                 gewisse Verbindungen, die bei erhöhter Temperatur flüchtig werden, andere
                                 weniger flüchtige zur Verflüchtigung disponiren, ins Auge, und verfolgt den
                              Proceß des Röstens, so findet man, daß beim Vor- und Todtrösten des
                              Kupfersteins, die denselben bildenden Schwefelmetalle sich anfangs größtentheils in
                              basisch schwefelsaure Metalloxyde, und erst später bei erhöhter Temperatur, mit
                              Ausnahme der an Schwefelsäure bereits gebundenen Oxyde des Bleies, Zinkes und
                              Silbers, in freie Oxyde umändern, und daß sich dabei hauptsächlich nur Säuren des
                              Schwefels, und bei Gegenwart von Schwefelantimon, auch antimonige Säure
                              (Antimonoxyd) verstüchtigen; dagegen beim Gutrösten des todtgerösteten
                              Kupfersteinmehles mit Kochsalz, sich, wenn der Kupferstein sehr unrein war, außer
                              Chlorsilber noch verschiedene andere Chlormetalle bilden, die zum Theil ebenfalls
                              flüchtig werden. Wenn nun auch nicht anzunehmen ist, daß die genannten Säuren viel
                              zur Verflüchtigung von Silber beitragen werden, so scheint es aber bei den sich
                              verflüchtigenden Chlormetallen der Fall zu seyn: denn die beim Gutrösten eines
                              silberhaltigen unreinen Kupfersteins sich bildenden und flüchtig werdenden
                              Chlormetalle, die man neben den vielleicht durch den Luftzug mechanisch
                              fortgeführten feinen Kupfersteintheilen in besonderen, mit den Röstöfen in
                              Verbindung stehenden, Condensatoren aufzufangen sucht, zeigen stets einen nicht
                              unbedeutenden Gehalt an Silber. Ist der Kupferstein z.B. nicht frei von
                              Schwefelblei, so findet sich, trotz eines sorgfältigen Todtröstens, in den
                              Condensatoren ein silberhaltiger Niederschlag, der eben so reich und öfters noch
                              reicher an Kupfer ist, als an Blei; wodurch sogar die Vermuthung hervorgerufen wird,
                              es müsse sich neben Chlorblei auch Chlorkupfer bilden, welches bekanntlich ebenfalls
                              flüchtig ist.
                           Ueberzeugt man sich durch Versuche im Kleinen, wie sich diejenigen freien und
                              schwefelsauren Metalloxyde, welche nach dem Todtrösten eines mit Schwefelblei, Schwefelzink
                              und Schwefelantimon verunreinigten Kupfersteins, neben freiem Kupfer- und
                              Eisenoxyd und schwefelsaurem Silberoxyd noch vorhanden seyn können, zu Kochsalz
                              verhalten, wenn sie mit demselben gemengt in offenen, hinreichend weiten Glasröhren
                              über der Spirituslampe mit doppeltem Luftzuge bis zum Glühen erhitzt werden, so
                              gelangt man zu folgenden Resultaten:
                           1) freies Bleioxyd. Dieses erleidet von Kochsalz keine
                              Veränderung.
                           2) schwefelsaures Bleioxyd. Schmilzt mit einer zur
                              Zersetzung hinreichenden Menge von Kochsalz schon bei eintretender dunkler
                              Rothglühhitze zur klaren Flüssigkeit und gibt Dämpfe von Chlorblei, die bei
                              zunehmender Hitze sich vermehren und um so bedeutender sind, je stärker der Luftzug
                              ist.Um einen stärkeren oder schwächeren Luftzug in einer horizontal gerichteten
                                    offenen Glasröhre hervorzubringen, dient am besten ein Löthrohr oder eine zu
                                    einer feinen Spitze ausgezogene dünne Glasröhre, mit welchen Instrumenten
                                    man vor dem einen offnen Ende der Glasröhre die Luft ganz behutsam in
                                    Bewegung setzt.
                              
                           3) freies Zinkoxyd. Erleidet durch Kochsalz keine
                              Veränderung.
                           4) schwefelsaures Zinkoxyd. Verhält sich zu Kochsalz
                              ebenso wie schwefelsaures Bleioxyd; es bildet sich schon bei eintretender dunkler
                              Rothglühhitze eine klare Flüssigkeit, die bei Zutritt von Luft sehr flüchtige Dämpfe
                              von Chlorzink ausgibt.
                           5) eine Verbindung von antimoniger Säure mit Antimonsäure
                                 (antimonsaures Antimonoxyd). Gibt mit Kochsalz bis zum schwachen Rothglühen
                              erhitzt, zwar flüchtige Dämpfe von Chlorantimon, jedoch selbst bei starkem Zutritt
                              von atmosphärischer Luft in nicht sehr bedeutender Menge.
                           Nimmt man an, daß in einem todtgerösteten Kupferstein noch eine geringe Menge von
                              Kupferoxyd an Schwefelsäure gebunden sey, so wäre auch noch zu berücksichtigen
                           6) schwefelsaures Kupferoxyd. Dieses schmilzt mit der zur
                              Zersetzung erforderlichen Menge von Kochsalz bei dunkler Rothglühhitze zu einer
                              undurchsichtigen Masse, wobei sich Kupferchlorid und schwefelsaures Natron bilden;
                              das Kupferchlorid wird bei Zutritt von Luft dampfförmig frei, jedoch schon bei
                              schwacher Rothglühhitze unter Entwickelung von Chlorgas größtentheils in
                              Kupferchlorür umgeändert, welches sich etwas weniger flüchtig zeigt, als das
                              unverändert gebliebene Kupferchlorid.
                           Da nun Chlorblei und Chlorzink in der Glühhitze bei Zutritt von Luft sich nicht
                              vollständig verflüchtigen, sondern ein Theil des Chlorbleies sich in
                              Bleioxyd-Chlorblei (basisches Chlorblei) und das Chlorzink sich zum Theil in
                              freies Zinkoxyd umändert, wobei aus beiden Chlormetallen Chlor frei wird, welches,
                              wenn es bei hinreichend hoher Temperatur mit Wasserdampf in Berührung kommt, sich
                              sofort in gasförmige Chlorwasserstoffsäure umändert, so läßt sich hieraus auch
                              erklären, warum bei einem völlig todtgerösteten, von schwefelsaurem Kupferoxyd
                              beinahe befreiten Kupferstein, wenn derselbe z.B. bleihaltig ist, während des
                              Gutröstens mit Kochsalz, neben Chlorblei sich auch viel Chlorkupfer bildet. Treffen
                              nämlich die Dämpfe des Kochsalzes, welche sich in der Röstpost verbreiten, mit
                              schwefelsaurem Bleioxyd zusammen, so erfolgt sofort eine gegenseitige Zerlegung; es
                              bildet sich Chlorblei und schwefelsaures Natron, von welchen Producten das erstere
                              geneigt ist, sich zu verflüchtigen. Während nun die Röstpost mit dem Röstkrähl so in
                              ihrer Lage verändert wird, daß jeden Augenblick von den untersten Schichten neue
                              Partien auf die Oberfläche, und folglich mit den gasförmigen Verbrennungsproducten
                              des Brennmaterials, als auch mit atmosphärischer Luft in Berührung kommen,
                              verflüchtigt sich von dem freiliegenden Chlorblei ein Theil unverändert, ein anderer
                              Theil wird aber unter Entwickelung von Chlor in basisches Chlorblei umgeändert,
                              welches zurück bleibt. Das frei werdende Chlor verwandelt sich auf Kosten des in den
                              gasförmigen Verbrennungsproducten des Brennmaterials enthaltenen Wasserdampfes in
                              demselben Augenblicke als es frei wird, in gasförmige Chlorwasserstoffsäure, die auf
                              die mit ihr in Berührung kommenden Theile von Kupferoxyd einwirkt und dieselben in
                              Chlorkupfer (Kupferchlorid und Kupferchlorür) umändert. Das gebildete Chlorkupfer
                              wird neben dem flüchtig gewordenen Chlorblei ebenfalls verflüchtigt; ein geringer
                              Theil desselben wird aber am Fuchse des Röstofens durch den in den gasförmigen
                              Verbrennungsproducten des Brennmaterials enthaltenen Wasserdampf zerlegt, so daß
                              sich daselbst Kupferoxyd ausscheidet, welches sich zuweilen in krystallinischem
                              Zustande ablagert.
                           Ebenso, wie die Bildung von Chlorkupfer durch Chlorblei hervorgerufen werden kann,
                              geschieht dieß auch – vielleicht in etwas geringerem Grabe – durch
                              Chlorzink.
                           Enthält also ein durch Extraction mittelst Kochsalzlauge zu entsilbernder Kupferstein
                              merkliche Mengen von solchen Schwefelmetallen, die beim Tobtrösten noch
                              schwefelsaure Metalloxyde hinterlassen, so darf es beim Gutrösten nicht an Kochsalz
                              fehlen, sobald alles schwefelsaure Silberoxyd und die vielleicht vorhandenen
                              geringen Mengen metallischen und unzersetzten Schwefelsilbers vollständig in
                              Chlorsilber umgewandelt werden sollen.
                           
                           Wenn nun die beim Gutrösten flüchtig werdenden und in den Condensatoren sich
                              niederschlagenden Chlormetalle (welche, wenn die beim Vor- und Todtrösten
                              frei werdenden Säuren des Schwefels ebenfalls in dieselben Condensatoren geleitet
                              werden, sich zum Theil wieder in schwefelsaure Metalloxyde umändern), wie schon oben
                              bemerkt, einen nicht unbedeutenden Silbergehalt besitzen, so ist auch anzunehmen,
                              daß das beim Gutrösten sich bildende Chlorsilber durch die gleichzeitig sich
                              bildenden flüchtigen Chlormetalle zur Verflüchtigung disponirt wird, und, wenn die
                              Condensatoren bei zu geringen Dimensionen in Folge der heißen gasförmigen
                              Verbrennungsproducte des Brennmaterials zu heiß werden und deßhalb eine zu starke
                              Strömung der Gase und Dämpfe zulassen, sogar zum Theil mit in die Atmosphäre
                              übergeführt werden kann.
                           Um hierüber völlige Gewißheit zu erlangen, unternahm ich folgenden Versuch im
                              Kleinen. Ich setzte ein Gemenge zusammen, aus:
                           
                              
                                 
                                 10,0
                                 Grammen
                                 reinem
                                 Kupferoxyd,
                                 
                              
                                 
                                   3,0
                                       „
                                     „
                                 Chlorblei und
                                 
                              
                                 
                                   0,6
                                       „
                                 geschmolzenem, feinzertheiltem
                                    Chlorsilber.
                                 
                              
                                 –––––––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Sa.
                                 13,6
                                 Grammen.
                                 
                                 
                                 
                              
                           Dieses Gemenge brachte ich in eine 2 Fuß lange und im Lichten 3/4 Zoll weite
                              Porzellanröhre so, daß es in deren Mitte eine zwischen 1/8 und 1/4 Zoll dicke Lage
                              bildete. Die Röhre legte ich horizontal in einen Röhren-Glühofen, verband das
                              eine Ende derselben mit einem Gasometer, der mit atmosphärischer Luft gefüllt war
                              und mit einem kleinen mit Wasser gefüllten Gefäße in Verbindung stand, damit ich
                              analog dem Röstprocesse im Großen, einen schwachen Luftstrom und, da derselbe in
                              einzelnen Blasen durch das Wasser geleitet werden konnte, auch den nöthigen
                              Wasserdampf auf das Gemenge zu führen im Stande war, wie er sich beim Rösten in
                              einem Flammofen in den gasförmigen Verbrennungsproducten des Brennmaterials
                              vorfindet. Das andere Ende der Porzellanröhre verband ich unmittelbar mit einem 6
                              Zoll im Durchmesser weiten Glasballon, welcher einen doppelten Hals hatte; diesen
                              setzte ich wieder mit einer 4 Fuß langen, 3/4 Zoll weiten Glasröhre in Verbindung,
                              der ich eine senkrechte Stellung gab, und überdeckte das obere offene Ende derselben
                              mit einem geräumigen Glaskolben so, daß die über das Gemenge geleitete Luft
                              unbehindert durch den Ballon und die Röhre in den Kolben, und rückwärts zwischen dem
                              Hals des Kolbens und der Röhre in die Atmosphäre treten konnte.
                           Als ich die Porzellanröhre an der Stelle, an welcher sich das Gemenge befand, durch
                              glühende Kohlen nach und nach in schwaches Glühen versetzte, und einen schwachen,
                              feuchten Luftstrom durch dieselbe hindurch leitete, zeigten sich im Ballon Sublimate
                              von hellbrauner Farbe, die sich im untern Theile des Ballons (der von kalter Luft
                              umgeben war) ablagerten und da, wo sie zuerst erkalteten, eine graulich-weiße
                              Farbe annahmen. Ein Aufsteigen von Dämpfen in der Glasröhre konnte jedoch nicht
                              bemerkt werden. Bei fortdauerndem schwachem Glühen der Porzellanröhre vermehrte
                              sich, trotz dem daß das stark gesinterte Gemenge in seiner Lage nicht verändert
                              werden konnte, der Sublimatanflug im untern Theile des Ballons so, daß er nach
                              Verlauf von beinahe 1 Stunde in der Nähe des Halses, der mit der Porzellanröhre in
                              unmittelbarer Verbindung stand, eine ungefähr 1/16 Zoll dicke Lage bildete. In der
                              Glasröhre und in dem obern Glaskolben hatte sich, da der Ballon nach und nach warm
                              geworden war, ebenfalls ein dünner Anflug gebildet; ja es traten sogar noch Dämpfe
                              in geringer Menge zwischen dem Glaskolben und der Glasröhre in die Atmosphäre. Da
                              sich das Sublimat im Ballon von dieser Zeit an nicht weiter zu vermehren schien, so
                              wurde der Versuch unterbrochen und der Apparat auseinander genommen. Das Resultat
                              des Versuches war nun weiter folgendes:
                           1) Das im Ballon und in dem mit demselben verbundenen Theile der Porzellanröhre sich
                              angesetzte Sublimat, welches nach dem Erkalten eine graulichweiße Farbe angenommen
                              hatte, wog 0,9 Gramme und betrug also (0,9 × 100)/13,6 = 6,61 Procent von dem
                              angewendeten Gemenge.
                           Bei der Untersuchung dieses Sublimates vor dem Löthrohre ergab sich, daß es
                              hauptsächlich aus Chlorblei und Chlorkupfer bestand und 2,6 Procent, oder im
                              100pfündigen Centner = 260 Pfundtheile (nach dem 110pfündigen Centner = 91,5 Loth)
                              Silber enthielt. Bei der Zerlegung auf nassem Wege stellte sich seine
                              Zusammensetzung wie folgt heraus:
                           
                              
                                 63,8
                                 Proc.
                                 Chlorblei und Bleioxyd mit
                                 54,8
                                 metall.
                                 Blei,
                                 
                              
                                 32,8
                                    „
                                 Halb-Chlorkupfer mit
                                 21,0
                                     „
                                 Kupfer und
                                 
                              
                                   3,4
                                    „
                                 Chlorsilber mit
                                   2,6
                                     „
                                 Silber.
                                 
                              
                                 ––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 100.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           2) Der in der Glasröhre und im Glaskolben befindliche Anflug, dessen Gewicht nicht
                              bestimmt werden konnte, weil er nicht vollständig auf mechanische Weise vom Glase zu
                              entfernen war, bestand hauptsächlich aus Einfach-Chlorkupfer (Kupferchlorid)
                              und enthielt nach einer Untersuchung vor dem Löthrohre 1,69 Proc., oder im
                              100pfündigen Centner = 169 Pfundtheile (nach dem 110pf. Centner = 59,5 Loth)
                              Silber.
                           Da nun durch einen solchen einfachen Versuch evident nachgewiesen werden kann, daß
                              das beim Gutrösten des Kupfersteins mit Kochsalz sich bildende Chlorblei Veranlassung
                              zur Bildung von Chlorkupfer gibt, wenn das Kupfer als freies Kupferoxyd vorhanden
                              ist, und daß Chlorsilber geneigt ist, sich mit den Chlormetallen des Bleies und
                              Kupfers gemeinschaftlich zu verflüchtigen und zum Theil mit in die Atmosphäre
                              überzugehen, selbst wenn hinreichende Gelegenheit zur Kondensation gegeben ist, so
                              ist auch anzunehmen, daß ein merklicher Bleigehalt im Kupferstein für die Extraction
                              nur nachtheilig seyn muß, sobald die vom Röstherde in die Kondensatoren übergehenden
                              Dämpfe der flüchtigen Chlormetalle, bei Gegenwart heißer gasförmiger
                              Verbrennungsproducte des Brennmaterials und eines zu lebhaften Luftzuges, nicht
                              genug Gelegenheit finden sich abzusetzen, sondern zum Theil mit in die Atmosphäre
                              übergeführt werden.
                           Zu den Bedingungen, unter welchen sich die Augustin'sche
                              Entsilberungsmethode mit Vortheil anwenden läßt, gehört also auch die, daß der zu
                              entsilbernde Kupferstein möglichst frei von Blei, oder überhaupt möglichst frei von
                              derartigen Schwefelmetallen sey, die beim Vorrösten sich in solche schwefelsaure
                              Metalloxyde umändern, welche beim Todtrösten sich entweder gar nicht oder nur sehr
                              unvollständig in freie Oxyde zerlegen lassen und beim Gutrösten mit Kochsalz
                              flüchtige Chlormetalle bilden; oder, wenn diese Bedingung aus gewissen Gründen nicht
                              hinreichend erfüllt werden kann, man die Rostöfen mit geräumigen,
                              zweckentsprechenden Condensatoren verbinden müsse, in welchen die flüchtigen
                              Chlormetalle Gelegenheit finden sich vollständig niederzuschlagen.
                           Obgleich es nicht ganz leicht ist, einen unreinen silberhaltigen Kupferstein für die
                              Extraction so weit vorzubereiten, daß er sich ohne Schwierigkeiten mit möglichst
                              wenig Silberverlust entsilbern läßt, so gibt es doch Mittel und Wege, einen solchen
                              Kupferstein durch ein Concentrationsschmelzen, am besten in einem Flammofen, zur
                              Erhöhung seines Kupfergehaltes gleichzeitig von den für die Extraction schädlichen
                              Schwefelmetallen größtentheils zu befreien. Es ist bekannt, daß das Kupfer eine
                              größere Verwandtschaft zum Schwefel hat, als das Blei; weßhalb es auch möglich ist,
                              beim Verschmelzen eines, nur bis zu einem gewissen Grade zugebrannten (in Stadeln
                              gerösteten) Kupfersteins, mit zweckentsprechenden Zuschlägen zur Verschlackung des
                              oxydirten Eisens, z.B. einen Gehalt an Blei größtentheils, und zwar am sichersten
                              gleichzeitig mit etwas Kupfer metallisch auszuscheiden. Auf welche Weise das neben
                              dem Concentrationsstein sich ausscheidende Product, welches stets silberhaltig
                              ausfällt, weiter so zu gute zu machen ist, daß das Kupfer wieder in Schwefelkupfer
                              umgeändert und das Blei als silberhaltiges Blei abgeschieden wird, hängt von den bei
                              dem betreffenden Hüttenwerke eingeführten Schmelzprocessen ab, so daß sich hierüber
                              etwas Weiteres nicht sagen läßt. Hat man bei der Erzeugung des Kupferrohsteins bereits
                              Rücksicht auf möglichste Entfernung eines Zinkgehaltes genommen, wenn vielleicht die
                              Erze blendig waren, so hat man auch nicht zu befürchten, daß der Concentrationsstein
                              einen merklichen Gehalt an Zink besitzen werde.
                           Nun könnte zur Vermeidung der, der Condensation der beim Gutrösten sich entwickelnden
                              Dämpfe verschiedener Chlormetalle, so hinderlichen heißen gasförmigen
                              Verbrennungsproducte auch in Frage kommen, ob es nicht zweckmäßig sey, zum Gutrösten
                              einen Flammofen von solcher Construction anzuwenden, bei welchem die
                              Verbrennungsproducte des Brennmaterials für sich abziehen und gar nicht in den
                              Arbeitsraum, und folglich auch nicht mit in die Condensatoren gelangen, wie z.B.
                              einen solchen, welcher zu Reichenstein in Schlesien zur Gewinnung des Giftmehles
                              (der arsenigen Säure) aus Arsenkies schon lange mit Vortheil angewendet worden und
                              in Karsten's System der Metallurgie Bd. IV S. 585, so wie
                              in Scheerer's Lehrbuch der Metallurgie Bd. 1 S. 110
                              beschrieben ist. Bedenkt man indessen, daß bei einem solchen Ofen der Herd desselben
                              am stärksten erhitzt wird, und beim Gutrösten des todtgerösteten Kupfersteins,
                              letzterer in Folge der stattfindenden gegenseitigen Zersetzung der vorhandenen
                              schwefelsauren Metalloxyde und des Kochsalzes die Eigenschaft bekommt sich leicht
                              aufzulegen, ferner, daß, wenn die Temperatur im Arbeitsraum nicht hoch genug und der
                              Luftzug nur schwach ist, die gebildeten flüchtigen Chlormetalle zu unvollständig
                              entfernt werden, auch daß ein nicht unbedeutender Rückhalt von Chlorblei in dem
                              gutgerösteten Kupferstein insofern nachtheilig ist, als sich dasselbe in der zur
                              Extraction dienenden Kochsalzlauge gleichzeitig mit dem Chlorsilber auflöst, und das
                              durch Kupfer ausgefällte Cementsilber verunreinigt: so scheint es, noch ganz
                              abgesehen von einem vielleicht etwas höheren Brennmaterialaufwand, doch einigermaßen
                              zweifelhaft, ob ein Flammofen, von solcher Construction wie der Reichensteiner, im
                              vorliegenden Fall den Anforderungen vollständig entsprechen dürfte. Ließe sich ein
                              solcher Flammofen dahin abändern, daß man die Temperatur und den Luftzug im
                              Arbeitsraume nach Erforderniß reguliren könnte, ohne daß dabei der Herd zu sehr
                              erhitzt zu werden brauchte, so würde er, sobald man von einem etwas höheren
                              Brennmaterialaufwand abstehet, einem gewöhnlichen Röstofen, bei welchem die Flamme
                              aus dem Feuerungsraum in den Röstraum tritt, allerdings vorzuziehen seyn.