| Titel: | Zur Photographie. | 
| Fundstelle: | Band 133, Jahrgang 1854, Nr. XI., S. 40 | 
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                        XI.
                        Zur Photographie.
                        Aus dem Cosmos, Revue encyclopédique, Juni 1854, S.
                              766.
                        Verfahren die Collodiumschicht auf Glastafeln für längere Zeit
                              empfindlich zu erhalten.
                        Ueber Photographie.
                        
                     
                        
                           Wir haben bereits (im polytechn. Journal Bd. CXXXII
                                 S. 360) das Verfahren der HHrn. Spiller und Crookes mitgetheilt, um die Collodiumschicht auf
                              Glastafeln längere Zeit feucht (und dadurch empfindlich) zu erhalten; sie benutzen
                              dazu salpetersaures Zink, welches sie durch Zersetzung des schwefelsauren Zinks mit
                              salpetersaurem Baryt bereiten. Neuere und noch nicht veröffentlichte Versuche haben
                              denselben ergeben, daß das salpetersaure Zink sehr vortheilhaft durch ein viel
                              weniger ätzendes Salz, nämlich das essigsaure Kali,
                              ersetzt werden kann.Die Collodiumschicht auf Glastafeln, welche im Laboratorium des Photographen
                                    für längere Zeit empfindlich gemacht worden ist, so daß die Tafeln zur
                                    Verwendung an einen beliebigen Ort transportirt werden können, nennt man in
                                    Frankreich collodion anticipé.
                                    
                              
                           Hr. Lyte, ein ausgezeichneter Photograph in London, wendet
                              zu demselben Zweck folgendes Verfahren an. Nachdem die mit Collodium überzogene
                              Glastafel auf gewöhnliche Weise empfindlich gemacht worden ist, gießt er auf die
                              Oberfläche eine Lösung von Traubenzucker oder Stärkezucker, welcher ein wenig
                              salpetersaures Silber zugesetzt worden ist; er läßt die überschüssige Flüssigkeit
                              dann ablaufen, und um dieß vollends zu bewerkstelligen, stellt er die Tafel eine
                              halbe Stunde lang geneigt an eine Wand; er schiebt sie hierauf in den Rahmen, und
                              man kann nun mehrere Stunden vergehen lassen, bevor man sie dem Licht exponirt.
                              Durch dieses Verfahren wird überdieß die Collodium-Glastafel viel
                              empfindlicher.
                           
                        
                           W. Newton's Verfahren die negativen Bilder, welche auf den mit
                                 Collodium überzogenen Glastafeln Dargestellt worden sind, als solche auf Papier
                                 zu übertragen.
                           Man löst von gut sortirtem, reinem Mastix 1 Unze in 8 Unzen Weingeist von 81 Procent
                              nach Tralles auf, und läßt dieses Gemisch zwei bis drei Tage im Gefäß, indem man von
                              Zeit zu Zeit umrührt; man erwärmt es dann, indem man das Gefäß in einen mit heißem
                              Wasser gefüllten Behälter
                              stellt, wodurch der Firniß dicker und zäher wird.; man läßt ihn nun ruhig stehen und
                              wenn er wieder ganz klar geworden ist, gießt man ihn in eine andere Flasche; man
                              schneidet dann ein höchst dünnes, ganz feines und dabei doch recht festes Papier
                              (feinstes Briefpapier) in derselben Form, nur etwas kleineren Dimensionen, als die
                              mit Collodium überzogene Glastafel. Man gießt nun ein wenig von dem Firniß auf das
                              negative Bild, läßt ihn von einem Eck zum entgegengesetzten laufen, und legt dann
                              die Glastafel flach auf den Tisch, so daß der Firniß sich gleichförmig verbreitet,
                              wozu eine hinreichende Menge von demselben zurückgeblieben seyn muß; hierauf firnißt
                              man das Papier mit einem Pinsel von Kameelhaaren, indem man es vollständig sättigt
                              und auf seiner ganzen Oberfläche überzieht; man legt es mm mit der gefirnißten Seite
                              auf das negative Bild und macht es allmählich darauf haftend, wobei jedoch weder
                              Luftblasen, noch fremdartige Theilchen dazwischen bleiben dürfen, weil sonst der
                              Firniß nicht vollständig adhäriren würde und später die Collodiumschicht auf dem
                              Papier beim Trocknen Risse bekäme. Nachdem der Firniß trocken ist, was man daran
                              erkennt daß das Papier wieder weiß geworden ist, bringt man das Ganze in lauwarmes
                              Wasser (wenn das Papier sehr dünn ist, kann man kaltes Wasser nehmen), die
                              Papierseite nach oben, und läßt es darin, bis sich das Papier von selbst vom Glase
                              trennt; man löst nun das Papier, auf welches das Collodium geklebt ist, vom Glase
                              ab, preßt es zwischen zwei Bogen Fließpapier oder zwischen zwei feinen
                              Baumwollzeugen, und läßt es ausgebreitet trocknen; nachdem es trocken ist, sollte
                              man es sogleich wichsen, denn das Wachs verhindert daß das negative Bild Risse
                              bekommt.
                           Diese Uebertragung des negativen Bildes von der Glasplatte auf Papier kann zu jeder
                              Zeit geschehen, selbst nachdem das Bild schon gefirnißt worden ist; am besten nimmt
                              man sie aber am Ende desjenigen Tages vor, wo man das Bild angefertigt hat. Da bei
                              der beschriebenen Operation das Bild umgekehrt wurde, so muß man, wenn die positive
                              Copie gemacht werden soll, die Collodiumseite obenauf bringen und die Papierseite in
                              unmittelbare Berührung mit dem positiven Papier.
                           Hr. Newton empfiehlt, sich durch Proben mit werthlosen
                              negativen Bildern einzuüben, denn obgleich die Manipulation höchst einfach ist, so
                              gelingt sie doch nur bei einiger Uebung, besonders wenn die Platten groß sind.
                           Hr. Newton bemerkt, daß es ihm gelungen sey, Papier mit
                              empfindlichem Collodium zu überziehen, so daß die Photographen das Mitnehmen der
                              Glasplatten auf Reisen bald werden ersparen können.