| Titel: | Verfahren zum Schwarzfärben der Seide; von den HHrn. C. F. Torne, Seidenfabrikant zu St. Denis, und L. M. Riot, Chemiker zu Paris. | 
| Fundstelle: | Band 133, Jahrgang 1854, Nr. XIII., S. 47 | 
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                        XIII.
                        Verfahren zum Schwarzfärben der Seide; von den
                           HHrn. C. F. Torne,
                           Seidenfabrikant zu St. Denis, und L. M. Riot, Chemiker zu Paris.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, Juni 1854, S.
                              301.
                        Torne's Verfahren zum Schwarzfärben der Seide.
                        
                     
                        
                           Dieses am 2. März 1853 in Frankreich patentirte Verfahren erfüllt einen doppelten
                              Zweck: es macht das Schwarz ächter, ohne daß es an Glanz und Schönheit verliert, und
                              bewirkt ein solches Uebergewicht, daß die Seide mit größerem Gewinn verkauft werden
                              kann.
                           Bekanntlich benutzt man seit langer Zeit das Galläpfel-Extract, entweder für sich allein oder in Verbindung mit
                              einem Eisensalz, um die Dichtigkeit der Seide zu erhöhen, nämlich den
                              Gewichtsverlust, welchen sie beim Färben erlitt, auszugleichen. Indem die Erfinder
                              ein Mittel suchten, die sehr theuer gewordenen Galläpfel zu diesem Zweck zu
                              ersetzen, beabsichtigten sie zugleich den Faserstoff geschmeidig zu machen und ihm
                              mehr Glanz zu ertheilen,
                              als er bei den bisherigen Verfahrungsarten behält; bei den sieben bis acht Passagen,
                              welche die mit dem schwarzen Grund versehene Seide erhält, verliert dieselbe nämlich
                              durch die Wärme und den sauren Zustand der Bäder an Festigkeit und auch an
                              Glanz.
                           Das Princip des neuen Verfahrens beruht einerseits auf der Anwendung des reinen
                              salpetersauren Eisens als Beizmittel; und andererseits auf der Anwendung von
                              basischem und neutralem essigsaurem Blei, in dem geeigneten Verhältniß, je nachdem
                              man eine mehr oder weniger dunkle Nuance erhalten will.
                           Bereitung der Metallsalze. – Das Bad von
                              basisch-essigsaurem Blei bereitet man durch Auflösen von Bleiglätte in
                              verdünnter Holzsäure; man behandelt z.B. 84 Pfd. Bleiglätte mit 13 bis 14 Pfd.
                              Holzsäure und soviel Wasser, daß das Bad, nachdem es von dem Bodensatz klar
                              abgezogen worden ist, bei 32° Reaumur Temperatur an Baumé's Aräometer
                              44 bis 45 Grade zeigt. – Um neutrales essigsaures Blei zu erhalten, braucht
                              man nur mehr Holzsäure anzuwenden.
                           Um das reine salpetersaure Eisen darzustellen, stellt man in Salpetersäure neue
                              Eisenstangen, welche eine gewisse Dicke haben, damit die Auflösung langsam
                              geschieht.
                           Schwarzfärben der Seide. – Angenommen, man wolle
                              Seide mehr oder weniger dunkel schwarz färben, so wird sie zuerst ausgekocht, und
                              dann gehörig gewaschen. Nach dieser Vorbereitung bringt man sie in das Bad von
                              salpetersaurem Eisen, welches bloß die gewöhnliche Temperatur hat; man läßt sie in
                              diesem Bad beiläufig eine Viertelstunde verweilen, indem man sie herumzieht, damit
                              alle Fäden gleich gut imprägnirt werden.
                           Hierauf muß die Seide mit der Luft in Berührung gebracht werden, um das von ihr
                              aufgenommene Eisen höher zu oxydiren; dazu breitet man sie auf einem Tisch in Bünden
                              oder Quantitäten von 1 Pfd. aus. Man wäscht dann alle diese Strähnen im Fluß, um
                              Alles abzuspülen, was nicht darauf befestigt ist. Bei dieser Operation oxydirt sich
                              das Eisensalz noch; es war olivengrün und wird rostgelb oder nankinfarbig.
                           Man behandelt dann die Seide ein zweites Mal im Bad von salpetersaurem Eisen, um
                              sicherer zu seyn, daß jede Faser gehörig imprägnirt wird, und man nimmt dieselben
                              Operationen wie vorher wieder vor, um noch ein drittes Mal zu beizen, wenn dieses
                              erforderlich seyn sollte.
                           Nachdem man ein Färbebad mit Campecheholz-Extract und einer gewissen Menge
                              Wau, Quercitronrinde oder Gelbholz bereitet hat, die man gut vermischte, löst man
                              Kupfervitriol in heißem Wasser auf und gießt ihn in das Bad bei der Temperatur von
                              20 bis 24'' R. Man taucht
                              dann die mit salpetersaurem Eisen imprägnirte Seide hinein und läßt sie beiläufig 20
                              bis 25 Minuten darin, indem man das Ganze umrührt, damit die Mischung recht
                              gleichartig wird; beim Herausnehmen aus dem Bad zeigt dann die Seide ein prächtiges
                              Schwarz, welches allen Anforderungen genügt; nur hat sie 25 Procent ihres
                              anfänglichen Gewichts verloren, so daß 100 Pfd. Seide auf 75 Pfd. vermindert
                              sind.
                           Nun wäscht man sie neuerdings im Fluß; dann füllt man einen Zuber mit lauwarmem
                              Wasser, in welches man 1/2 bis 1 Proc. Baumöl gießt, das vorher mit Soda verseift
                              worden ist; in dieses Bad wird die Seide kurze Zeit eingetaucht, um ihr einen
                              weichern Griff zu ertheilen; nach dem Herausnehmen wird sie tun Pfahl so gut als
                              möglich ausgerungen.
                           Die letzte Arbeit besteht darin, daß man die Seide in einen Kessel taucht, welcher
                              das basisch essigsaure Blei enthält; dieses Bad, durch welches die erforderliche
                              Gewichtszunahme hervorgebracht wird, muß die Temperatur von 32° Reaumur haben
                              und 44 bis 45 Grade an Baumé's Aräometer zeigen; die Seide wird darin einige
                              Stunden gelassen, man kann diese Zeit aber verkürzen, indem man die Temperatur des
                              Bades auf 56 bis 64° R. erhöht.
                           Nach dieser letzten Passage zeigt sich der schwarze Ton etwas geschwächt; um ihm die
                              frühere Reinheit und Intensität wieder zu ertheilen, nehmen wir mit der Seide noch
                              eine Operation vor; wir ringen sie nämlich am Pfahl aus, so daß nicht zu viel Bad im
                              Innern zurückbleibt, und lassen sie dann in einem geschlossenen Raum bei schwacher
                              Wärme, aber unter dem Einfluß eines starken Stroms von Schwefelwasserstoffgas
                              trocknen; man läßt sie in diesem Trockenraum eine ganze Nacht, oder zehn bis zwölf
                              Stunden und darüber, damit das Trocknen ganz langsam von statten geht. Man hat dann
                              durch dieses Mittel das reinste und lebhafteste Schwarz, welches man wünschen kann,
                              und dasselbe ist wenigstens eben so acht wie das mit Galläpfeln dargestellte.
                           In gewissen Fällen kann man jedoch letztere Operation weglassen.
                           Für andere Farben kann man ebenfalls basisches oder neutrales essigsaures Blei
                              anwenden, um das Gewicht der Seide zu vergrößern, nämlich anstatt des Syrups und der
                              übrigen bisher zu diesem Zweck benutzten Substanzen.