| Titel: | Das Schlichten des wollenen Kettgarns zur Weberei; von Hrn. Croutelle, Spinner zu Reims. | 
| Fundstelle: | Band 133, Jahrgang 1854, Nr. XXIV., S. 95 | 
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                        XXIV.
                        Das Schlichten des wollenen Kettgarns zur
                           Weberei; von Hrn. Croutelle, Spinner zu Reims.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, April 1854, S.
                              203.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. II.
                        Croutelle, über das Schlichten des wollenen Kettgarns zur
                           Weberei.
                        
                     
                        
                           Das jetzt im Allgemeinen angewendete Verfahren beim Schlichten der wollenen Fäden
                              besteht darin, die Kette nach dem Scheren in Leimwasser zu tauchen, welches etwas
                              erwärmt ist, dann das überflüssige Wasser durch Ausringen oder dadurch zu entfernen,
                              daß man die Kette durch einen Ring zieht und sie hierauf mittelst Ausspannens in
                              ihrer ganzen Länge trocknen läßt, entweder in der Luft oder in einer
                              Trockenstube.
                           Dieses Verfahren hat viele Nachtheile, z.B. das Ankleben der Kettfäden an einander,
                              während sie vollkommen getrennt seyn müssen. Man hat daher schon seit längerer Zeit
                              ein Verfahren gesucht, wodurch das wollene Kettgarn auf dieselbe Weise vorbereitet
                              wird, wie die Ketten bei der Baumwollweberei; letztere Methode besteht nämlich
                              darin, die Kette zu gleicher Zeit zu schlichten, zu trocknen und auf den Garnbaum zu
                              wickeln, wobei ein constanter Parallelismus, eine regelmäßige Länge und eine
                              vollkommene Theilung der Kettfäden erlangt wird.
                           Die bis jetzt zum Schlichten der wollenen Ketten mit Leim angestellten Versuche,
                              wobei sogenannte Schlichtmaschinen angewendet wurden, wie
                              sie bei der Baumwollweberei gebräuchlich sind, gelangen aus folgenden Gründen
                              nicht:
                           1) wegen der Schwierigkeit, das Leimwasser aus einer gleichmäßigen Temperatur zu
                              erhalten;
                           2) wegen der Abkühlung des obern Druckcylinders, welcher mit der Flüssigkeit nicht in
                              Berührung steht und auf welchem der Leim gerinnt;
                           3) weil während der Zeit des Stillstehens der Leim an der oberen Walze trocknet, so
                              daß die Fäden daran hängen bleiben, welche überdieß mit zu vielem aufgenommenen Leim
                              trocknen, nachdem sie aus der Flüssigkeit heraustraten, bevor sie zwischen die
                              Walzen gelangen;
                           4) wegen der Unmöglichkeit, einen veränderlichen Druck nach Erforderniß der
                              Fabrication hervorzubringen, da bei Anwendung von bloß zwei Walzen der Leim nur
                              mittelst eines sehr starken Drucks in das Innere der Fäden eindringen kann, welcher
                              sich bei solchen Maschinen nicht modificiren läßt, ohne daß das Gelingen der
                              Operation gefährdet wird.
                           
                           Hr. Croutelle hat diese Nachtheile dadurch zu vermeiden
                              gesucht, daß er an der für Baumwolle gebräuchlichen Schlichtmaschine einen Apparat
                              mit Druckwalzen anbrachte, der bestimmt ist die Wollfäden mittelst flüssigen Leims
                              zu schlichten; dieser Apparat läßt sich übrigens an allen Maschinen anbringen, die
                              sich zum gleichzeitigen Schlichten, Trocknen und Aufwickeln der wollenen Kettfäden
                              eignen; er ist in Fig. 6 im senkrechten Durchschnitt dargestellt.
                           Die Kettfäden k, welche vorher auf die Walzen a aufgewickelt worden sind, die sich durch den bloßen
                              Zug der Fäden abwickeln, gehen über die Leitung D in das
                              mit Leim gefüllte Schlichtgefäß und laufen alsdann über die drei metallenen Walzen
                              A, B und C.
                           Die beiden oberen Walzen A und B sind mit Tuch oder mit Filz überzogen.
                           Die Kettfäden gehen hierauf durch die Platte I, welche
                              mit Löchern versehen ist, wodurch die Fäden getheilt werden, so daß sie einzeln
                              mittelst Ventilirung oder Wärme trocknen, ehe sie sich auf den Kettbaum
                              aufwickeln.
                           Die Walzen A und C liegen mit
                              ihren Zapfen in einem gemeinschaftlichen Hebel. Der Druck zwischen diesen beiden
                              Walzen wird mittelst einer an dem Hebel angebrachten Schraube bewirkt; durch diesen
                              Druck werden die Fäden von der Luft befreit, welche sie enthalten, so daß das
                              Leimwasser in sie eindringen kann.
                           Der Druck zwischen den Walzen A und B wird mittelst des Hebels L
                              erlangt, der seinen Stützpunkt an dem Gerüst hat. Dieser Druck kann mittelst des
                              Gewichts P modificirt werden; er muß den überschüssigen
                              Leim aus den Fäden drücken, so daß bloß die erforderliche Menge Leim in ihnen
                              zurückbleibt.
                           Nur die Walze B wird von Räderwerk bewegt, die beiden
                              anderen Walzen erhalten ihre Bewegung durch die Reibung. So dreht die Walze B die Walze A, und letztere
                              die Walze C.
                           Das Leimwasser befindet sich in dem Behälter R. und nimmt
                              dessen obern Theil h ein. Der untere Theil m ist mit Wasser gefüllt; ein Hahn r dient zum Einlassen von Dampf, der seine Wärme dem
                              Wasser mittheilt, so daß das Leimwasser durch ein sogenanntes Wasserbad auf der
                              gehörigen Temperatur erhalten wird.
                           Ein Auslaßhahn, welcher an der entgegengesetzten Seite von dem Einlaßhahn angebracht
                              ist, und eine am obern Theil des Behälters vorhandene Oeffnung zur Erneuerung des
                              Wassers, vervollständigen den Apparat.
                           
                           Es versteht sich, daß das Wasser auch durch andere Mittel als durch Dampf erwärmt
                              erhalten werden kann. Die Walze B wird durch eine Reihe
                              von Zahnrädern, die ihre Bewegung von Winkelrädern und einer Querwelle erlangen, in
                              Bewegung gesetzt; ein so complicirtes Räderwerk ist nothwendig, um die
                              Geschwindigkeitsverhältnisse zwischen den verschiedenen Theilen der Maschine, wie
                              dem Ventilator und dem Kettbaum, herzustellen.
                           Die übrigen Theile der Figur 6 bedürfen keiner
                              Erläuterung, da die Maschine dieselbe Einrichtung hat wie die gewöhnliche
                              Baumwoll-Schlichtmaschine.
                           Die hauptsächlichsten Vortheile, welche dieser Apparat gewährt, sind folgende:
                           1) es ist stets möglich, das Leimbad auf einer regelmäßigen Temperatur zu
                              erhalten;
                           2) diejenigen Theile der Walzen, welche sich außerhalb des Bades befinden, behalten
                              nie überschüssigen Leim; ihre Temperatur ist in Folge ihrer drehenden Bewegung stets
                              dieselbe wie die der Flüssigkeit, worin sich ihr unterer Theil dreht, und ihre
                              Feuchtigkeit ist diejenige der Kettfäden, aus denen sie den Leim ausdrücken;
                           3) beim Stillstand der Maschine kann der obere, in der Luft befindliche Theil der
                              Walzen trocken werden, ohne daß ihm die Fäden ankleben;
                           4) da die Fäden sogleich nach ihrem Austritt aus dem Leimwasser ausgedrückt werden,
                              so können sie nicht mit überschüssigem Leim trocken werden;
                           5) der Druck zwischen den beiden ausdrückenden Walzen kann nach Erforderniß der
                              Fabrication verändert werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
