| Titel: | Verbleiete Gefäße zur Fabrication chemischer Producte und zu anderweitigem Gebrauch, vom Mechaniker Hrn. J. P. Lévesque zu Paris. | 
| Fundstelle: | Band 133, Jahrgang 1854, Nr. XXX., S. 105 | 
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                        XXX.
                        Verbleiete Gefäße zur Fabrication chemischer
                           Producte und zu anderweitigem Gebrauch, vom Mechaniker Hrn. J. P. Lévesque zu Paris.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, Juni 1854, S.
                              298.
                        Lévesque's verbleiete Gefäße zur Fabrication chemischer
                           Producte.
                        
                     
                        
                           In sehr vielen Industriezweigen und besonders bei der Fabrication chemischer
                              Producte, muß man bleierne Gefäße anwenden, um mehr oder weniger saure Substanzen
                              aufzunehmen, welche andere Metalle schnell angreifen und zerfressen.
                           Bekanntlich leistet aber das Blei an und für sich nur einen geringen Widerstand gegen
                              den Druck, und man muß daher den bleiernen Gefäßen, bei einer gewissen Größe
                              derselben, eine bedeutende Dicke geben, damit sie ihre Form behalten. Daraus folgt
                              aber der große Nachtheil, daß sie sehr schwer werden und sich nur schwierig
                              transportiren lassen.
                           Der Verfasser war der Meinung, daß man diese Nachtheile gänzlich vermeiden könnte,
                              wenn man die Gefäße aus Schmiedeisen, Messing oder Kupfer, oder aus Gußeisen
                              anfertigte, weil solche die gehörige Festigkeit besitzen, und sie dann, besonders im
                              Innern, mit einem mehr oder minder dicken Bleiüberzuge versieht, welcher mit dem
                              Metall, woraus das Gefäß besteht, so zusammenhängen muß, als wenn beide ein Ganzes
                              wären.
                           Man hat zwar schon seit Jahren Metallbleche verbleiet und verzinkt, allein diese
                              Verbleiung und Verzinkung besteht nur aus einer so dünnen Schicht, daß sie
                              gewissermaßen keine Dicke hat, und daher gewährt diese Verbleiung keinen Schutz
                              gegen den Angriff der Salze oder Säuren. Die Dicke der Verbleiung muß von der Art
                              und ihre Verbindung mit dem bedeckenden Metall so vollkommen seyn, daß sie von den
                              ätzendsten Substanzen nicht angegriffen wird.
                           Dieß ist der Zweck, welchen Hr. Lévesque zu
                              erreichen gesucht hat und den er auch vollkommen erreichte.
                           Sein Verfahren ist sehr einfach und gewährt den Vortheil, mit gleichem Erfolg bei
                              allen Arten von Gefäßen, Pfannen, Kesseln etc. angewendet werden zu können, seyen ihre
                              Formen und Dimensionen welche sie wollen.
                           Angenommen ein Gefäß von Eisen, Kupfer, Gußeisen, oder auch von einer Metalllegirung,
                              soll inwendig stark verbleiet werden, so verzinnt oder verzinkt man dasselbe
                              zuvörderst, entweder gänzlich, wenn man es für nöthig erachtet, oder nur im Innern,
                              wo die Verbleiung bewirkt werden soll.
                           Man verfertigt darauf ein Hemd von dünnem Eisenblech oder von einem andern Metall,
                              welchem man die Form der innern Oberfläche gibt, indem man jedoch eine gewisse
                              Entfernung, z.B. von einigen Millimetern, für die Dicke der Bleischicht zwischen der
                              innern Oberfläche des zu verbleienden Gefäßes und der äußeren Oberfläche des Hemdes
                              läßt. Die Oberfläche dieses letztern darf weder verzinnt noch verzinkt seyn, am
                              besten wäre es sogar, sie mit einer Substanz zu überziehen, welche das Anhängen des
                              Bleies an derselben verhindert.
                           Nachdem man nun das erwähnte Hemd in dem Gefäß und zwar so angebracht hat, daß seine
                              Ränder auf den Rändern des letztern aufliegen, und daß zwischen beiden ein Raum
                              bleibt, der gleich der Stärke des Bleiüberzuges ist, den das Gefäß in seinem Innern
                              erhalten soll, befestigt man dieses Hemd mittelst eiserner Traversen, oder mittelst
                              Bügel und Bolzen, damit es gänzlich fest ist und sich während des Gußes nicht
                              verrücken kann.
                           Während dem hat man eine gehörige Bleimenge zum Schmelzen gebracht, und gießt es
                              alsdann in diese Art Form, welche aus dem Gefäß und seinem Hemde besteht.
                           Damit aber der Bleiguß nicht starr werde und daher nicht kalte Tropfen enthalte,
                              wodurch die Verbleiung undicht werden und an gewissen Punkten nicht fest anhängen
                              würde, muß man das Gefäß warm erhalten. Zu dem Ende wirft man vorher einige glühende
                              Kohlen in das Hemd, wodurch das ganze Metall die gehörige Temperatur erlangen
                              kann.
                           Statt glühender Kohlen kann man auch verschiedene andere Mittel zu dieser vorläufigen
                              Erwärmung anwenden. So schlägt der Verfasser z.B. die Anwendung eines Stromes heißer
                              Luft vor, welche man durch eine mit einem Hahn versehene Röhre in das Innere des
                              Hemdes, oder auf das Aeußere des Gefäßes strömen läßt. Auch einen Strom überhitzten
                              Dampfes könnte man anwenden, wobei man aber das zu verbleiende Gefäß nebst dem Hemde
                              in ein weiteres Gefäß einschließen müßte. Endlich könnte man auch einen Strom von
                              Wasserstoffgas anwenden, welches entzündet bekanntlich eine bedeutende Wärme
                              entwickelt.
                           
                           Es ist nun klar, daß wenn man das zu verbleiende Gefäß und sein Hemd auf einem
                              gewissen Wärmegrad erhält, damit der Guß recht gleichförmig ohne Abkühlung erfolge,
                              alle Schwierigkeiten beseitigt sind; das geschmolzene Blei, welches man in den
                              ganzen freien Raum zwischen der äußern Oberfläche des Hemdes und der innern des
                              Gefäßes gießt, muß denselben vollständig ausfüllen, und da letztere Fläche verzinnt
                              ist, erstere aber nicht, so wird die ganze Bleischicht an dem Gefäß hängen bleiben,
                              so daß, wenn man die Hülle herausnimmt, nachdem vorher die Bügel und die Bolzen
                              weggenommen wurden, man ein Stück hat, welches aus zwei Metallen besteht, d.h. das
                              Aeußere aus Eisen oder aus Kupfer und das Innere aus Blei. Nun hängt aber dieses
                              letztere so an dem ersteren Metall auf seiner ganzen Oberfläche, so daß man beide
                              als ein einziges bildend ansehen kann. Versucht man es, mit dem Meißel oder der
                              Schere einige Theile wegzunehmen, so findet man, daß der Zusammenhang ein ganz
                              fester, wie bei der Löthung ist.
                           Eine solche Verbleiung ist offenbar bei jedem Gefäß anzubringen, habe es eine Form
                              welche es wolle, oder bestehe es aus einem beliebigen Metalle. Die Ausführung kann
                              jedoch wegen der Gestalt des Gefäßes, mehr oder weniger schwierig seyn; man
                              begreift, daß ein Gefäß, welches wie gewöhnlich oben weiter ist als in seinem untern
                              Theil, die Anfertigung des Hemdes, welches die innere Gestalt desselben haben muß,
                              sehr erleichtert, wogegen ein Gefäß, welches unten weiter als oben ist, oder eine
                              Mündung hat, in dieser Beziehung Schwierigkeiten darbietet. Aber auch in letzterm
                              Fall läßt sich das Hemd ausführen, wenn man es aus mehreren Stücken zusammensetzt,
                              die man im Innern des Gefäßes durch Bolzen und Schrauben vereinigt. Folglich ist
                              dieses Verfahren ganz allgemein anwendbar und zwar auf eine Weise, daß man die
                              Verbleiung so dick machen kann wie man will.