| Titel: | Ueber essigsaure und andere Verbindungen der Thonerde; von Walther Crum zu Glasgow. | 
| Fundstelle: | Band 133, Jahrgang 1854, Nr. XXXV., S. 121 | 
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                        XXXV.
                        Ueber essigsaure und andere Verbindungen der
                           Thonerde; von Walther Crum
                           zu Glasgow.
                        Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, Februar 1854, S.
                              156.
                        Crum, über essigsaure und andere Verbindungen der
                           Thonerde.
                        
                     
                        
                           Das Salz, von welchem bei der Darstellung der meisten in dieser Abhandlung
                              beschriebenen Verbindungen ausgegangen wurde, ist das schwefelsaure Thonerdesalz Al₂ O₃, 3SO₃, welches jetzt in dem nördlichen Theil von
                              England unter der Handelsbezeichnung „concentrirter Alaun“ in
                              großen Mengen bereitet wird. Es wird durch directe Einwirkung von Schwefelsäure auf
                              Thon gebildet, und wenn es bis zu einem gewissen Grade gereinigt ist, eingedampft
                              und in Form von Kuchen in den Handel gebracht.
                           Die hauptsächlichste Verunreinigung dieses Handelsartikels ist Kalialaun. Zur
                              Abscheidung des letztern läßt sich die Unlöslichkeit desselben in einer gesättigten
                              Lösung der schwefelsauren Thonerde benutzen. Käuflicher „concentrirter
                                 Alaun“ wurde in einer Quantität siedenden Wassers gelöst, welche bei
                              niedriger Temperatur nicht Alles aufgelöst halten konnte; bei dem Erkalten schied
                              sich ein Theil der schwefelsauren Thonerde und fast aller vorhandene Kalialaun ab
                              und wurde mittelst Filtriren durch Baumwollenzeug von der Flüssigkeit getrennt. Das
                              Filtrat wurde abgedampft und bei dem Abkühlen schied sich die schwefelsaure Thonerde
                              in körnigschwammigen Massen aus. Diese wurden durch Ablaufenlassen und starkes
                              Auspressen zwischen dicken Schichten Baumwollenzeug möglichst von der Mutterlauge
                              befreit, dann in siedendem Wasser aufgelöst, wiederum zum Krystallisiren gebracht
                              und ausgepreßt.
                           So wurde ein Salz erhalten, das kaum noch Spuren von der arsenigen Säure und dem Kali
                              enthielt, welche das Rohmaterial verunreinigt hatten, nebst etwas Eisen und
                              Chlornatrium. Dieses Salz hat die Zusammensetzung Al₂ O₃, 3 SO₃
                              + 18 HO, welche zuerst von Boussingault 1825 einer
                              haarförmigen Substanz beigelegt wurde, die sich in dem schwarzen Thonschiefer der
                              Anden in Columbia, nahe bei Bogota, findet. Er fand nachher dieselbe Substanz an dem
                              Vulkan von Pasto (im nördlichen Quito), wo sie durch die Einwirkung der schwefligen
                              Dämpfe auf den Thonschiefer gebildet wird. Sie kommt hier in solcher Menge vor, daß
                              die Einwohner von Pasto in den Stand gesetzt sind, sie für den Bedarf der ganzen
                              Umgegend darzustellen. Sie lösen sie in Wasser auf, dampfen die Lösung zur Trockne ein und formen
                              den Rückstand in kugelige Massen, wie Kampher, die vollkommen frei von Eisen
                              sind.
                           Dieselbe Substanz bildet sich in der Nachbarschaft aus einem Schwefelkies führenden
                              Thonschiefer, in welchem Falle sie mit schwefelsaurem Eisen vermischt oder verbunden
                              ist.
                           
                              
                                     Die Menge
                                    des „concentrirten Alauns,“ welche jetzt jährlich
                                    inNewcastle und Sowerby-Bridge dargestellt wird, beträgt nach
                                    dendurch Hrn. Wilson von Hurlet mir
                                    mitgetheilten Angaben
                                   1,500 Tonnen
                                 
                              
                                 die des krystallisirten Alauns
                                    (hauptsächlich Ammoniakalauns)    in
                                    England
                                 13,200     „
                                 
                              
                                 die desselben in Schottland
                                   4,200    
                                    „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 zusammen wird in Großbritannien
                                    bereitet
                                 18,900     „
                                 
                              
                           Nach einer Schätzung des Hrn. Wilson wird etwa ein Viertel
                              dieser Quantität in den Kattundruckereien verbraucht, und mehr oder weniger
                              vollständig in essigsaure Thonerde verwandelt. Es existirt wohl kaum ein anderes
                              Beispiel, daß eine so wichtige und im Gewerbswesen in so ausgedehntem Maaßstab
                              angewendete Substanz, wie die essigsaure Thonerde, so wenig die Aufmerksamkeit der
                              Chemiker auf sich gezogen hat.
                           
                        
                           Unlösliche essigsaure Salze der Thonerde.
                           I. Unlösliche zweifach-essigsaure Thonerde mit 5 At.
                                 Wasser. – Ein essigsaures Thonerdesalz wurde gebildet durch Mischung
                              concentrirter Lösungen von schwefelsaurer Thonerde (die in der eben angegebenen
                              Weise gereinigt war) und essigsaurem Bleioxyd. Die Lösungen wurden langsam in ein
                              mit kaltem Wasser umgebenes Gefäß zusammengegossen und darin umgerührt, um die
                              Temperatur der Mischung niedrig zu halten. Das Filtrat wurde mit Schwefelwasserstoff
                              behandelt, um das Blei des gelöst gebliebenen schwefelsauren Bleioxyds auszufällen,
                              und dann mit essigsaurem Baryt, um die Schwefelsäure niederzuschlagen.
                           Die concentrirteste Lösung, welche auf diese Art erhalten wurde, enthielt etwa 5
                              Procent Thonerde.
                           Wird eine solche Lösung (oder auch eine solche, die nur 4 Procent Thonerde enthält)
                              ruhig bei 15 bis 21° C. stehen gelassen, so beginnt sie nach 4 bis 5 Tagen,
                              ohne daß sie erheblich an Durchsichtigkeit verliert, an der Wandung des Gefäßes eine
                              Kruste abzusetzen, deren Dicke allmählich zunimmt. Läßt man nach dem Ausgießen der
                              Flüssigkeit die Kruste trocknen, so löst sie sich leicht in harten porzellanartigen
                              Platten von dem Gefäße
                              ab. Läßt man die Flüssigkeit nicht ganz ruhig stehen, so trübt sie sich nach einigen
                              Tagen, und die dann gebildete Kruste ist leichter zerreiblich. Bei niedriger
                              Temperatur bleibt die Lösung viel länger unverändert. Wird das Salz zum Rothglühen
                              erhitzt, so schwärzt es sich durch die Zersetzung eines Theils der darin enthaltenen
                              Essigsäure, und verändert dann nur sehr schwach die Farbe von befeuchtetem
                              Lackmuspapier, zum Beweis, daß es nur wenig Alkali enthält. Bei der Prüfung der
                              Lösung in Salpetersäure mit salpetersaurem Silberoxyd ergab sich eine Spur Chlor;
                              auch enthielt es etwas Eisen. Von diesen Verunreinigungen wurde es auf die weiter
                              unten angegebene Weise gereinigt.
                           Zur Bestimmung der in einem solchen Salz enthaltenen Menge Thonerde genügt es,
                              dasselbe in einem Platintiegel mit rectificirter starker Schwefelsäure zu
                              befeuchten, die überschüssige Säure über einer Weingeistlampe zu verdampfen und den
                              Rückstand eine halbe Stunde lang in einem Ofen weiß zu glühen. Durch die
                              Schwefelsäure wird die Essigsäure ausgetrieben und damit die Beimengung von Kohle
                              vermieden. Die Entweichung des Wassers wird auch auf diese Art befördert, und das
                              rückständige Pulver – welches ohne Anwendung von Schwefelsäure beim Glühen so
                              fein ausfällt, daß ein Verlust an demselben durch Verstäuben kaum zu vermeiden ist
                              – ist cohärenter.
                           Ich versuchte zuerst, den Gehalt an Essigsäure alkalimetrisch zu bestimmen, indem ich
                              Kalialaun von bekannter Reinheit als Mittel zur Vergleichung der Resultate wählte.
                              Die Substanz wurde während des Zusatzes von Alkali (Natron) in Wasser bei der
                              Siedehitze erhalten, und die Färbungen von Lackmuspapier genau verglichen; es schien
                              zuerst, als ob Röthung des Lackmuspapiers eintrete, so lange ein Theil des Salzes
                              unzersetzt geblieben sey. Aber bei öfterer Wiederholung der Versuche fand sich, daß
                              wenigstens 5 Procent des unlöslichen Salzes noch nicht durch das Alkali zersetzt
                              waren, wenn keine Spur von saurer Reaction mehr wahrzunehmen war, und daß diese
                              Methode nicht einmal bis auf 3 bis 4 Procent genaue Resultate gab. Doch ließ sich
                              diese Methode im Laufe der vorliegenden Untersuchung mit Nutzen bei der Prüfung von
                              Thonerdelösungen anwenden, für welche genauere Resultate erhalten wurden, als für
                              die unlöslichen Salze.
                           33,24 Grains der Substanz, welche erst an der Luft, dann gepulvert während 20 Stunden
                              bei 38° C. getrocknet worden war, wurden mit 80 Grains rectificirter
                              Schwefelsäure in einem Platintiegel befeuchtet und wie oben angegeben geglüht. Der
                              Rückstand wog 8,64 Grains; nach dem Behandeln desselben mit Wasser gab die filtrirte
                              Flüssigkeit keine Spur von Schwefelsäure, und der Rückstand war reine Thonerde; dieses Resultat
                              entspricht 25,99 Procent Thonerde. – Bei einem andern Versuch ließen 32,64
                              Grains Substanz, welche vier Stunden lang bei 38° C. getrocknet worden war,
                              8,4 Grains Thonerde, entsprechend 25,74 Procent. Das mittlere Resultat ist 25,86
                              Proc. Thonerde.
                           Bei der Verbrennung mit Kupferoxyd gaben 2,985 Grains 5,526 engl. Kubikzoll trockenes
                              Kohlensäuregas, = 2,612 Grains, entsprechend 50,69 Procent Essigsäure. Ein anderer
                              Versuch ergab den Gehalt an Essigsäure = 50,58 Procent. Das Mittel ist 50,63
                              Procent.
                           Unter der Voraussetzung, das Fehlende sey Wasser, entspricht die Zusammensetzung der
                              Formel Al₂ O₃, 2 A + 5 HO.
                           
                              
                                 
                                 Berechnet.
                                 Gefunden.
                                 
                              
                                 Essigsäure
                                   51,41
                                   50,63
                                 
                              
                                 Thonerde
                                   25,91
                                   25,86
                                 
                              
                                 Wasser
                                   22,68
                                   23,51
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00.
                                 
                              
                           II. Unlösliche zweifach-essigsaure Thonerde mit 2 At.
                                 Wasser. – Wird die im Vorhergehenden erwähnte concentrirte Lösung
                              von essigsaurer Thonerde erhitzt, so trübt sie sich rasch unter Ausscheidung eines
                              schweren weißen Pulvers, welches sich schnell absetzt. Bei 38° C. wird im
                              Lauf einiger Tage eine beträchtliche Menge dieses Pulvers abgeschieden, aber die
                              ganze Menge des aufgelösten Salzes wird bei 71° in 2 bis 3 Stunden, und in
                              viel kürzerer Zeit bei der Siedehitze ausgefällt, und in der Flüssigkeit bleibt
                              außer Essigsäure nur eine Spur von Thonerde, die sich eben noch durch kohlensaures
                              Natron nachweisen läßt.
                           Der Niederschlag sieht im feuchten Zustand krystallinisch und glänzend aus, und
                              scheint unter dem Mikroskop betrachtet aus kleinen ovalen Partikelchen von
                              gleichförmiger Größe zu bestehen. Er zerfällt beim Trocknen zu einem feinen Pulver,
                              und bleibt dann mit Wasser gemischt lange Zeit darin suspendirt. Durch Behandlung
                              mit siedendem Wasser wird er nicht frei von Chlornatrium, von welchem er etwa 0,1
                              Proc. enthält. Zur Beseitigung dieser Verunreinigung löst man die Substanz in der
                              Wärme in 2 Aequivalenten rectificirter Schwefelsäure, die mit ihrem dreifachen
                              Gewicht Wasser verdünnt ist. Die Lösung wird mittelst basisch-essigsauren
                              Bleioxyds zersetzt:
                           Al₂ O₃, 2 Ā + 2 SO₃ + 2 Pb O,
                              Ā = Al₂ O₃, 3 Ā + 2 (Pb O, SO₃)
                           und das Filtrat wie oben angegeben von Blei und Schwefelsaure
                              befreit. Wird diese Flüssigkeit erhitzt, so erhält man einen Niederschlag, in
                              welchem sich keine Spur von Alkali oder Chlor nachweisen läßt.
                           Ein Theil der Substanz, die bei Siedehitze niedergeschlagen und während 24 Stunden
                              bei 38° C. getrocknet worden war, gab 29,83 Procent Thonerde; ein anderer Theil gab
                              nach 48stündigem Trocknen 30,54 Proc. Thonerde. Die Verbrennung mit Kupferoxyd wies
                              bei einem Versuch mit bei 38° getrocknetem Salz 59,87, bei einem andern
                              58,88, im Mittel 59,37 Proc. Essigsäure nach. Die Zusammensetzung entspricht somit
                              der Formel Al₂ O₃, 2 Ā + 2 HO:
                           
                              
                                 
                                 Berechnet.
                                 Gefunden.
                                 
                              
                                 Essigsäure
                                   59,51
                                   59,37
                                 
                              
                                 Thonerde
                                   29,99
                                   30,18
                                 
                              
                                 Wasser
                                   10,50
                                   10,45
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00.
                                 
                              
                           Zahlreiche Präparate dieses Salzes stellte ich dar durch Fällung von Lösungen von
                              verschiedener Concentration bei verschiedenen Temperaturen unterhalb des Siedepunkts
                              des Wassers, und bestimmte die Menge der darin enthaltenen Essigsäure und Thonerde.
                              Diese Präparate enthielten Essigsäure und Thonerde in demselben Verhältniß, aber
                              verschiedene Mengen Wasser, zwischen 3 und 5 Aeq. Die zwei im Vorhergehenden
                              beschriebenen Salze, deren eines bei 15°, das andere bei Siedehitze
                              ausgeschieden wurde, gaben nahezu constante Resultate.
                           Wird eine Lösung von dreifach-essigsaurer Thonerde, die schwächer ist als die
                              oben besprochene, z.B. eine, welche nur 3 Proc. Thonerde enthält, erhitzt, so bildet
                              sich gleichfalls das unlösliche zweifach essigsaure Salz, aber in diesem Falle
                              bleibt nicht nur Essigsäure, sondern auch eine erhebliche Menge essigsaure Thonerde
                              in Lösung. Lösungen, welche 2 Proc. Thonerde enthalten, werden beim Kochen gefällt,
                              wenn sie schon einige Wochen gestanden haben, aber nicht, wenn sie frisch bereitet
                              sind. Aus diesen Versuchen geht hervor, daß die Gegenwart freier Essigsäure auf
                              irgend eine Art die Bildung der unlöslichen zweifach-essigsauren Thonerde in
                              einer Lösung des dreifach-essigsauren Salzes begünstigt. In Uebereinstimmung
                              hiermit wurde gefunden, daß eine Lösung von dreifach-essigsaurem Salz, welche
                              3/4 Proc. Thonerde enthielt und durch Kochen nicht gefällt werden konnte, letztere
                              Eigenschaft erhielt, wenn man ihr so viel Essigsäure zusetzte, daß sie ebensoviel
                              davon wie eine Lösung des dreifachessigsauren Salzes mit 4 Proc. Thonerde
                              enthielt.
                           In welcher Weise das zweifach-essigsaure Salz abgeschieden worden seyn mag,
                              ist es ungemein unlöslich in kaltem und in heißem Wasser, und auch in Essigsäure.
                              Wird Ein Theil desselben während 1 1/2 Stunden mit 200 Theilen siedenden Wassers
                              behandelt, so löst es sich auf; und die Lösung enthält lösliche
                              zweifach-essigsaure Thonerde, Essigsäure und das Thonerdehydrat mit 2 At.
                              Wasser, welches weiter unten beschrieben werden wird.
                           
                           Es löst sich in 2 Aequivalenten Schwefelsäure oder Salzsäure oder Salpetersäure,
                              indem sich zweifach-saure Thonerdesalze bilden und die 2 Aequivalente
                              Essigsäure frei werden. ES löst sich in der Hitze auch in concentrirter Lösung von
                              dreifach-schwefelsaurer Thonerde, wobei sich zweifachschwefelsaure Thonerde
                              bildet und Essigsäure frei wird:
                           2 (Al₂ O₃, 3 SO₃) + Al₂ O₃,
                              2Ā = 3 (Al₂ O₃, 2 SO₃) + 2 Ā.
                           Diese Flüssigkeit wird durch Zusatz von Wasser nicht gefällt, wie das
                              zweifach-schwefelsaure Salz für sich, und muß also nach dem Zusatz von Wasser
                              dreifach-schwefelsaure Thonerde und zweifach-essigsaure Thonerde, 2
                              (Al₂ O₃, 3 SO₃) + Al₂ O₃, 2 Ā
                              enthalten.
                           Eine Lösung von Kalialaun löste unter denselben Umständen das
                              zweifach-essigsaure Salz, aber als die Erhitzung noch einige Zeit fortgesetzt
                              wurde, entstand wiederum ein Niederschlag, welcher nach einer qualitativen Analyse
                              das Salz KO, SO₅ + 3 (Al₂ O₃, SO₃) zu seyn schien, das
                              sich beim Kochen von Thonerdehydrat mit Alaun bildet. Dieselbe Substanz findet sich
                              natürlich, als Alaunstein, bei la Tolfa, dem Sitz der berühmten Fabrik von römischem
                              Alaun in der Nähe von Civita Vecchia; darin sind nach Collet-Descotils enthalten:
                           KO, SO₃ + 3 (Al₂ O₃, SO₃) + 9 HO.
                           
                        
                           Lösliche essigsaure Salze der Thonerde.
                           Lösliche zweifach-essigsaure Thonerde, Al₂
                              O₃, 2 Ā + 4HO. – Ungeachtet eine concentrirte Lösung der
                              dreifach-essigsauren Thonerde eine große Neigung hat, unlösliches Salz
                              abzusetzen, läßt sie sich doch unter gewissen Vorsichtsmaßregeln zu einer in Wasser
                              löslichen trockenen Substanz eindampfen. Zu diesem Ende muß sie in sehr dünnen
                              Schichten über eine Fläche von Glas oder Porzellan ausgebreitet und einer 38°
                              C. nicht übersteigenden Temperatur ausgesetzt werden; da die Flüssigkeit, wie Wasser
                              auf einer fettigen Oberfläche, stets in Tropfen zusammenläuft, muß man sie mit einer
                              dünnen Platin- oder Silberklinge anhaltend ausbreiten. Werden diese
                              Vorsichtsmaßregeln vernachlässigt, so erhält man ein Gemenge von unlöslichem und
                              löslichem essigsaurem Salz.
                           Das lösliche Salz erhält man auf diese Art in Blättchen, welche befeuchtet das
                              Ansehen von Gummi haben und beim Auflösen in Wasser keinen Rückstand lassen.
                           Behufs der Analyse wurde dieses Salz gepulvert und 24 Stunden lang an der Luft bei
                              38° getrocknet. Mittelst der zuerst versuchten alkalimetrischen Methode
                              wurden darin 54,8 Proc. Essigsäure gefunden; die genauere Bestimmungsweise
                              mittelst Kupferoxyd ergab 55,82 Proc. Der Thonerdegehalt wurde = 26,4 Proc.
                              bestimmt. Die Zusammensetzung dieses Salzes scheint im Wesentlichen zu seyn:
                              Al₂ O₃, 2 Ā + 4 HO, nach welcher Formel sich auf 26,40 Thonerde
                              berechnen:
                           
                              
                                 
                                 Berechnet.
                                 Gefunden.
                                 
                              
                                 Essigsäure
                                   52,38
                                   55,82
                                 
                              
                                 Thonerde
                                   26,40
                                   26,40
                                 
                              
                                 Wasser
                                   18,49
                                   17,78
                                 
                              
                                 
                                   –––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                   97,27
                                 100,00.
                                 
                              
                           Die Lösung, aus welcher dieses Salz erhalten wurde, war ein dreifachessigsaures Salz
                              und enthielt auf 26,40 Thonerde 78,58 Essigsäure. Bei dem vorsichtigen Eindampfen
                              war somit nahezu ein Drittheil der Essigsäure aus der Lösung weggegangen. Der
                              Ueberschuß von 3,44 Procent Essigsäure, welchen der Versuch in dem gebildeten
                              zweifach-essigsauren Salze mehr ergab als der Theorie entspricht, erschien
                              mir als von anhängender freier Säure herrührend. Zur Beseitigung dieses
                              Ueberschusses wurde ein Theil des Salzes im Wasserbad erhitzt und dann mit Wasser
                              behandelt. Es blieb hierbei eine erhebliche Menge unlöslicher Substanz zurück, und
                              die Lösung ergab nach dem Eindampfen zur Trockne bei gelinder Wärme ein lösliches
                              essigsaures Salz, welches 49,55 Proc. Essigsäure und 32,47 Proc. Thonerde enthielt,
                              somit in der Zusammensetzung einem anderthalbfach-essigsauren Salze
                              entsprach. Doch kann ich diese Zusammensetzung nur als die eines zufällig gebildeten
                              Gemenges betrachten, denn jede Wiederholung dieser Darstellungsmethode gab ein
                              anderes Resultat, und der Gehalt des Products an Säure wechselte, je nachdem die
                              Hitze stärker oder länger eingewirkt hatte.
                           Die zweifach-essigsaure Thonerde kann man sofort in Lösung darstellen, und da
                              sich diese Verbindung am besten zur Bereitung des trockenen löslichen
                              zweifach-essigsauren Salzes und anderer Verbindungen eignet, will ich die
                              Darstellungsweise der ersteren etwas genauer beschreiben. Man löst 24 Theile
                              gefällter zweifach-essigsaurer Thonerde in 15 Theilen rectificirter
                              Schwefelsäure und 40 Theilen Wasser, verdünnt noch mit 80 Theilen Wasser und setzt
                              zur Ausfällung der Schwefelsäure etwa 44 Thle. kohlensaures Bleioxyd zu:
                           Al₂ O₃, 2 Ā + 2 SO₃ + 2 (Pb O,
                              CO₂) = Al₂ O₃, 2 Ā + 2 (Pb O, SO₃) + 2
                              CO₃.
                           Man filtrirt die Flüssigkeit, leitet Schwefelwasserstoff durch das Filtrat bis zur
                              vollständigen Ausfällung des Bleies, und setzt dann essigsauren Baryt zu, so lange
                              er noch mit der Schwefelsäure einen Niederschlag gibt, welche in dem gelöst gebliebenen
                              schwefelsauren Bleioxyd enthalten war. Durch halbstündiges Umrühren in einem offenen
                              Gefäße läßt sich die Flüssigkeit vom überschüssigen Schwefelwasserstoff befreien und
                              nun filtriren, ohne daß ein späteres Milchigwerden des Filtrats zu befürchten
                              wäre.
                           So wird eine Lösung von zweifach-essigsaurer Thonerde erhalten, die etwa 5
                              Proc. Thonerde enthält, nebst einer Spur Eisen. Die letzten Spuren dieses Metalls,
                              welches sich in allen Lösungen und in den beiden unlöslichen
                              zweifach-essigsauren Salzen fand, wegzuschaffen, zeigte lange Zeit große
                              Schwierigkeiten; Spuren desselben fanden sich selbst in dem durch eine zweite
                              Fällung von allen anderen Verunreinigungen befreiten zweifach-essigsauren
                              Salz. Zuletzt beobachtete ich, daß eine Lösung von zweifach-essigsaurer
                              Thonerde, die etwa 5 Proc. der letztem enthält und somit concentrirt genug ist, um
                              nach einiger Zeit eine Kruste des unlöslichen Salzes abzuscheiden, mit den ersten
                              hierbei sich absetzenden Portionen der Kruste den Eisengehalt ausscheidet, so daß
                              eine von Eisen freie Lösung zurückbleibt. Die dreifach-essigsaure Thonerde
                              scheidet unter denselben Umständen den Gehalt an Eisen nicht aus, und dieß
                              verschiedene Verhalten beruht wohl darauf, daß das zweifach-essigsaure
                              Eisenoxyd leichter zersetzbar ist als das dreifach-essigsaure.
                           In dünner Schichte auf einer Glasfläche ausgebreitet, verdampft diese Lösung bei 16
                              bis 38°, ohne, so wie das dreifach-essigsaure Salz, in große Tropfen
                              zusammenzulaufen und ohne eine solche Neigung zu haben in das unlösliche
                              zweifach-essigsaure Salz überzugehen. Die Schuppen, welche sich beim
                              Eintrocknen der Lösung bilden, sind durchsichtig und löslich in Wasser. Die
                              Verbrennung mit Kupferoxyd und die Bestimmung des Thonerdegehalts durch Glühen
                              ergaben in dem trocknen Salz 55,21 Procent Essigsäure und 31,31 Thonerde, aber nach
                              alkalimetrischen Bestimmungen war in der Lösung dieselbe Menge Thonerde mit 59,13
                              Essigsäure vereinigt gewesen, so daß mehr als 4 Procent Essigsäure bei dem Abdampfen
                              bei 38° C. entwichen waren.
                           Noch einige andere erfolglose Versuche brachten mich zu dem Schluß, daß der einzige
                              Weg zur Darstellung des trocknen zweifach-essigsauren Salzes in reinerem, den
                              atomistischen Verhältnissen nahe kommenden Zustand in dem unbefriedigenden Verfahren
                              bestehe, eine Mischung der Lösungen von zweifach-essigsaurem Salz mit freier
                              Essigsäure oder dreifachessigsaurem Salz in solchen Verhältnissen, wie sie die
                              Erfahrung als zweckentspechend kennen lehrt, an der Luft einzudampfen.
                           Hinsichtlich der Frage, welche von den löslichen Verbindungen der Essigsäure mit
                              Thonerde als eine in bestimmten Proportionen zu betrachten sey, wurde bereits
                              angegeben, daß bei hinlänglich raschem Eindampfen einer Lösung von
                              dreifach-essigsaurem Salz bei einer so niedrigen Temperatur, daß sich kein
                              unlösliches Salz bildet, ein Rückstand bleibt, dessen Zusammensetzung der des
                              zweifach-essigsauren Salzes nahezu entspricht. Ich will noch hinzufügen, daß
                              die Lösung des dreifach-essigsauren Salzes schon in der Kälte Essigsäure
                              abgibt, wie wenn der dritte Theil der Essigsäure darin frei wäre. Bei Anstellung
                              eines Versuches mit zwei Auflösungen von essigsaurem Bleioxyd, deren eine mittelst
                              Schwefelsäure und die andere (dreimal so concentrirte) mittelst
                              dreifach-schwefelsaurer Thonerde zersetzt wurde, ergab sich, daß die letztere
                              Flüssigkeit einen beträchtlich stärkeren Geruch nach Essigsäure ausstieß, als die
                              erstere, in welcher freie Säure bestimmt enthalten war. Es läßt sich deßhalb
                              bezweifeln, ob eine der dreifach-schwefelsauren Thonerde correspondirende
                              Verbindung der Essigsäure mit Thonerde besteht. Die Lösung des
                              zweifach-essigsauren Salzes riecht bei gewöhnlicher Temperatur nicht nach
                              Essigsäure.
                           
                        
                           Lösliches Thonerdehydrat, Al₂ O₃ + 2
                              HO.
                           Hydrat aus dem löslichen zweifach-essigsauren
                                 Salze. – Bei andauernder Einwirkung der Hitze auf eine schwache
                              Lösung von zweifach-essigsaurer Thonerde geht eine fortwährende Scheidung der
                              Bestandtheile des Salzes vor sich, obgleich keine Säure entweicht und keine Thonerde
                              ausgefällt wird. Die Eigenschaften der Thonerde werden zu derselben Zeit wesentlich
                              abgeändert.
                           Eine so weit verdünnte Lösung von zweifach-essigsaurer Thonerde, daß sie nicht
                              mehr als 1 Theil Thonerde auf 200 Theile Wasser enthielt, wurde in einem
                              verschlossenen Gefäß bis an den Hals des letztern in siebendes Wasser eingetaucht
                              und darin während zehn Tagen und Nächten ununterbrochen gelassen. Sie hatte nun den
                              adstringirenden Alaungeschmack fast gänzlich verloren und dafür den nach Essigsäure
                              angenommen. Die Flüssigkeit wurde nun in ein weites flaches Gefäß gebracht, worin
                              sie auf einer gleichmäßigen Tiefe von einem Viertel-Zoll gehalten wurde, und
                              als sie darin so stark erhitzt wurde, daß sie lebhaft auf der ganzen Oberfläche
                              kochte, entwich die Essigsäure in Zeit von etwa anderthalb Stunden, so daß die
                              Flüssigkeit nicht länger auf Lackmuspapier reagirte. Bei dieser Operation darf die
                              Flüssigkeit nicht mehr als 1 Theil Thonerde auf 400 Theile Wasser enthalten, und der
                              bei dem Verdampfen eintretende Verlust an Wasser muß stetig ersetzt werden.
                           Die so erhaltene Flüssigkeit ist fast ebenso durchsichtig und klar, wie sie vor dem
                              Austreiben der Säure war. Bei längerem Kochen und namentlich wenn sie
                              concentrirter wird, nimmt sie immer mehr gummiartige Consistenz an, welche
                              Eigenschaft ihr durch Zusatz von Essigsäure wieder theilweise genommen werden kann.
                              Sie ist gänzlich geschmacklos.
                           Mischt man 1 Grain Schwefelsäure (SO₃) in 1000 Grains Wasser mit 8000 Grains
                              der Lösung, welche 20 Grains Thonerde enthalten, so verwandelt sich das Ganze in
                              eine feste durchsichtige Gallerte. Durch Auspressen in einem Beutel läßt sich der
                              flüssige Theil dieser Gallerte leicht von dem festen trennen, dessen Volum im
                              comprimirten Zustand nur 1/60 bis 1/70 von dem Volum der Gallerte beträgt. Bei der
                              Untersuchung fand sich, daß der feste Theil des Coagulums fast alle Schwefelsäure
                              enthielt, durch welche es hervorgebracht worden war, etwa 1 Aequivalent
                              Schwefelsäure auf 15 Thonerde.
                           1 Atomgewicht Citronsäure (dreibasische Säure) coagulirt ebenso wirksam wie 3
                              Atomgewichte Schwefelsäure, und 1 Atomgewicht Weinsäure (zweibasische Säure) ebenso
                              wirksam wie 2 Atomgewichte Schwefelsäure. Zwei Atomgewichte Oxalsäure sind nöthig,
                              um dieselbe Wirkung wie 1 Atomgewicht Schwefelsäure auszurichten. Von Salzsäure und
                              Salpetersäure müssen nicht weniger als 300 Aequivalente angewendet werden, damit die
                              Wirkung der von Einem Aequivalent Schwefelsäure gleich sey.
                           Von den andern Säuren, welche untersucht wurden, zeigen die Chromsäure,
                              Molybdänsäure, Traubensäure, Korksäure, Salicylsäure, Benzoësäure,
                              Gallussäure, Milchsäure, Zimmtsäure, Buttersäure, Valeriansäure,
                              Kohlenstickstoffsäure, Kamphersäure, Harnsäure, Meconsäure, Comensäure und
                              Hemipinsäure coagulirende Wirkung, aber die Intensität derselben wurde nicht genauer
                              ermittelt.
                           Essigsäure, Ameisensäure, Borsäure, arsenige Säure und Cyanursäure wirken, wenigstens
                              wenn nur mäßig cencentrirt, nicht coagulirend ein, und von den Opiumsäuren, welche
                              prüfen zu können Prof. Anderson mich in den Stand setzte,
                              zeigen die Pyromeconsäure und die Opiansäure nicht coagulirende Wirkung.
                           1 Grain Kali in 1000 Grains Wasser coagulirt 9000 Grains der Lösung, was etwa das
                              Verhältniß von 1 Aequivalent Kali auf 20 Thonerde gibt. Die Mischung reagirt schwach
                              alkalisch. Natron, Ammoniak und Kalk wirken gleich kräftig. Das durch sie
                              hervorgebrachte Coagulum wird bei Sättigung des Alkalis mit Essigsäure oder
                              Salzsäure theilweise wieder aufgelöst. Die hierbei entstehenden Salze machen die
                              Lösung etwas ölig.
                           Eine siedende Lösung von Kali oder Natron löst das Coagulum und verwandelt es
                              zugleich in die gewöhnliche Modification der Thonerde, welche bei der Sättigung des Alkalis
                              mit einer Säure als das gewöhnliche Hydrat mit 3 Atomen Wasser ausgeschieden
                              wird.
                           Concentrirte Schwefelsäure löst gleichfalls den festen Theil des Coagulums, auch nach
                              dem Trocknen, auf, namentlich beim Erhitzen. Starke Salzsäure bewirkt beim Kochen
                              dasselbe, obgleich schwieriger, und es entstehen hierbei das gewöhnliche
                              schwefelsaure und salzsaure Salz der Thonerde.
                           Große Mengen von essigsauren Salzen können der Thonerdelösung zugesetzt werden, bevor
                              Coagulation eintritt.Bei der Bereitung der zweifach-essigsauren Thonerde, welche zur
                                    Darstellung des löslichen Hydrats dienen soll, ist es deßhalb besser, einen
                                    Ueberschuß von essigsaurem Baryt anzuwenden, als die geringste Spur von
                                    Schwefelsäure in der Flüssigkeit zu lassen. Als der feste Theil des durch eine concentrirte Lösung von essigsaurem
                              Natron hervorgebrachten Coagulums von diesem Salz durch Auspressen befreit worden
                              war, löste er sich in reinem Wasser wieder auf, und die Lösung wurde durch Zusatz
                              einer neuen Menge dieses Salzes wiederum coagulirt. Ein Versuch mit essigsaurem Kalk
                              ergab dasselbe Resultat.
                           Auch die salpetersauren Salze und die Chlorsalze bringen das Coagulum nur sehr
                              schwierig hervor.
                           Lösungen der schwefelsauren Salze von Natron, Magnesia und Kalk bringen das
                              Coaguliren eben so rasch hervor, wie eine Flüssigkeit, welche dieselbe Menge
                              Schwefelsäure im freien Zustande enthält. Bei der Untersuchung eines solchen
                              Gemenges fand sich auch wieder die Schwefelsäure im festen Theile des Coagulums, und
                              die Mischung reagirte neutral.
                           Ein kleiner Theelöffel von der Flüssigkeit wird in den Mund genommen sogleich fest,
                              durch die Wirkung des Speichels.
                           Die bei höherer Temperatur digerirte Thonerdelösung, aus welcher die Essigsäure noch
                              nicht durch Kochen ausgetrieben worden, erfordert zum Coaguliren etwa das Doppelte
                              an Schwefelsäure, als die gekochte Lösung.
                           Eine der charakteristischen Eigenschaften der durch Digeriren veränderten Lösung von
                              essigsaurer Thonerde ist der Umstand, daß sie nicht mehr als Beizmittel wirken kann.
                              Das gewöhnliche essigsaure Salz bildet bekanntlich mit einem Quercitron-Absud
                              einen gelben undurchsichtigen Niederschlag. Die hinlänglich lange digerirte Lösung
                              des Salzes wird durch einen solchen Absud nur coagulirt, während die Farbe des
                              letzteren nur wenig verändert wird und das Coagulum durchsichtig ist. Dasselbe tritt
                              ein bei Anwendung der Abkochungen von Campecheholz, Brasilienholz u.a.
                           
                           Ein Theil der Lösung von Thonerdehydrat wurde bei der Siedehitze des Wassers zur
                              Trockne eingedampft. Es wurde dann gepulvert, nochmals bei derselben Temperatur
                              getrocknet, dann, wie oben angegeben, mit Schwefelsäure befeuchtet und zum
                              Weißglühen erhitzt. Es verlor 25,67 Proc. seines Gewichts.
                           Hydrat aus dem unlöslichen zweifach-essigsauren
                                 Salz. – Es wurde bereits oben erwähnt, daß das gefällte
                              zweifachessigsaure Salz bei ein- bis zweistündigem Zusammenbringen mit der
                              200fachen Menge kochenden Wassers in das lösliche zweifach-essigsaure Salz
                              übergeht. Es muß während dieser Zeit beständig umgerührt werden. Aus der so
                              hervorgebrachten Lösung läßt sich, wie aus der ursprünglichen, das vorstehend
                              beschriebene eigenthümliche Hydrat mit 2 At. Wasser darstellen. 30- bis
                              36stündiges Digeriren reicht hin, diese Umwandlung hervorzubringen, denn nach dieser
                              Zeit schmeckt die Flüssigkeit nicht mehr alaunartig, und ihr Vermögen, auf Zusatz
                              von Säuren zu coaguliren, nimmt nicht weiter zu.
                           6,93 Grains dieses Hydrats, welches in der Hitze von Wasserdampf getrocknet worden
                              war, wurden mit Schwefelsäure befeuchtet, die dann allmählich mittelst einer
                              Spirituslampe ausgetrieben wurde, und der Rückstand hinterließ nach 40minutigem
                              Weißglühen 5,20 Grains Thonerde, wornach das Hydrat 75,03 Proc. Thonerde und 24,97
                              Proc. Wasser enthielt. Das Mittel aus diesem und dem im Vorhergehenden angeführten
                              Versuch ergibt für die Zusammensetzung des Hydrats:
                           
                              
                                 Thonerde
                                   74,68
                                 
                              
                                 Wasser
                                   25,32
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Die Formel Al₂ O₃, 2 HO verlangt:
                           
                              
                                 Thonerde
                                   74,06
                                 
                              
                                 Wasser
                                   25,94
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           
                        
                           Essigsaures Eisenoxyd.
                           Die Analogie zwischen den Thonerdesalzen und den Eisenoxydsalzen veranlaßte mich zu
                              der Untersuchung, ob nicht auch allotropische Modificationen von essigsaurem
                              Eisenoxyd existiren, welche denen der essigsauren Thonerde correspondiren.
                           Eine mit einem halben Aequivalent Schwefelsäure versetzte Lösung von schwefelsaurem
                              Eisenoxydul wurde mit starker Salpetersäure behandelt, und das so erhaltene
                              dreifach-schwefelsaure Eisenoxyd durch Zersetzung mit
                              einfach-essigsaurem Bleioxyd in dreifach-essigsaures Eisenoxyd
                              verwandelt. Auch ein zweifach-essigsaures Salz wurde dargestellt durch
                              Zersetzung mittelst mm Mischung von essigsaurem und kohlensaurem Bleioxyd. Beide so
                              erhaltene Lösungen besaßen die intensiv rothe Farbe, welche dem essigsauren
                              Eisenoxyd eigenthümlich ist.
                           Das dreifach-essigsaure Eisenoxyd ist sowohl in concentrirterer als in
                              verdünnterer Lösung der Zersetzung in der Kälte nur wenig unterworfen. Bei dem
                              Kochen scheidet sich Eisenoxydhydrat ab, aber die Zersetzung geht nur theilweise vor
                              sich und das ausgeschiedene Hydrat läßt sich nur schwierig sammeln.
                           Das zweifach-essigsaure Salz scheidet schon in der Kälte Oxyd aus, und bei der
                              Hitze des siedenden Wassers tritt vollständige Zerlegung ein. Tiefgefärbtes
                              Eisenoxydhydrat scheidet sich reichlich und rasch ab, und alle Essigsäure bleibt in
                              der nun vollkommen farblosen Flüssigkeit. Allotropische Modificationen von
                              essigsaurem Eisenoxyd, die denen der essigsauren Thonerde correspondiren, scheinen
                              somit nicht zu existiren.
                           
                        
                           Zweifach-basische schwefelsaure Thonerde, 2
                              Al₂ O₃, SO₃ + 10 HO.
                           Bekanntlich entsteht bei dem Kochen der dreifach-essigsauren Thonerde mit
                              schwefelsaurem Kali ein gallertartiger Niederschlag, welcher sich bei dem Erkalten
                              der Flüssigkeit wieder auflöst. Hr. Köchlin-Schouch
                              Polytechn. Journal, 1828, Bd. XXX S. 30. erkannte denselben als basisch-schwefelsaure Thonerde.
                           Wird Alaun, in seinem sechsfachen Gewicht Wasser gelöst, mit drei Aequivalenten
                              essigsauren Bleioxyds behandelt – mit einer solchen Menge, daß zwar die
                              dreifach-schwefelsaure Thonerde, aber nicht das schwefelsaure Kali zersetzt
                              wird – so findet sich eine große Menge (74 Proc.) des schwefelsauren Kalis
                              zusammen mit dem bei der Zersetzung gebildeten schwefelsauren Bleioxyd
                              niedergeschlagen. Einer so dargestellten Flüssigkeit wurde dieser Verlust an
                              schwefelsaurem Kali durch Zusatz dieses Salzes ersetzt und ein Gemische von KO,
                              SO₃, mit Al₂ O₃, 3 Ā dargestellt. Diese Lösung, so weit
                              verdünnt, daß sie etwa 0,3 Procent Thonerde enthielt, wurde erwärmt. Bei etwa
                              32° C. begann sich der gallertartige Niederschlag zu bilden, und nach
                              zweistündigem Kochen, wo kaum noch eine Spur von Thonerde in der Lösung war, wurde
                              durch Baumwollenzeug filtrirt, welches bis zu dem Durchlaufen der Flüssigkeit in
                              einem mit Dampf
                              geheizten Raume warm gehalten wurde. Der gesammelte Niederschlag wurde zwischen
                              dicken Schichten von gebleichtem Baumwollenzeug ausgepreßt und so allmählich in den
                              Zustand eines steifen Thons gebracht, dessen Volum nur den 40sten Theil des Volums
                              der ursprünglichen Lösung betrug. Er wurde dann in solche Portionen getheilt, welche
                              mit eben so viel Wasser, als in der ursprünglichen Lösung enthalten gewesen war, in
                              Flaschen geschüttelt und gut vermischt werden konnten; die Mischung wurde wie vorher
                              filtrirt, fast bei Siedehitze, und der Filterrückstand zwischen Baumwollenzeug
                              ausgepreßt; nach nochmaliger Wiederholung dieses Verfahrens war der Niederschlag von
                              jeder Beimischung einer löslichen Substanz befreit.
                           Ein Theil desselben gab nach dem Auflösen in Salpetersäure und Filtriren mit
                              salpetersaurem Baryt eine reichliche Fällung. Als der Niederschlag bis zum
                              Weißglühen erhitzt und der Rückstand gepulvert und mit Wasser ausgekocht wurde,
                              ergab das Filtrat nicht mehr eine Fällung mit salpetersaurem Baryt, und mit
                              Lackmuspapier keine oder nur eine zweifelhafte Andeutung auf Alkali; zum Beweis, daß
                              die Schwefelsäure bei dem ersten Versuch mit Thonerde und nicht mit Kali verbunden
                              gewesen war. Auf Zusatz von Schwefelsäure entwickelte die Substanz nicht den Geruch
                              nach Essigsäure, und bei dem Verbrennen derselben mit Kupferoxyd bildete sich nicht
                              mehr Kohlensäure, als auf Rechnung der paar Baumwollenfasern zu schreiben war, die
                              in der Flüssigkeit unterschieden werden konnten. Die Substanz trocknete zu einer
                              harten, weißlichen, halb-durchsichtigen, leicht pulverisirbaren Masse
                              ein.
                           Behufs der Analyse wurden 33,93 Grains bei 38° C. getrockneter Substanz in
                              Salzsäure gelöst, und die Lösung wurde bei Siedehitze genau durch 15,25 Grains
                              Chlorbaryum zersetzt.Durch Anwendung erhöhter Temperatur wird die möglichst genaue Auffindung des
                                    Punktes der vollständigen Zersetzung wesentlich erleichtert, namentlich da
                                    dann das Filter sofort klare Flüssigkeit, um von Zeit zu Zeit zu prüfen,
                                    liefert.Bei der Anwendung von salpetersaurem Baryt zur Zersetzung eines
                                    schwefelsauren Salzes wird nach Mitscherlich's
                                    Beobachtung ein Theil des salpetersauren Salzes mit dem schwefelsauren Salze
                                    niedergerissen. Diese Fehlerquelle, welche bei Zersetzung in der Kälte den
                                    Schwefelsäuregehalt bis zu 5 Proc. irrig ausfallen lassen kann, wird
                                    gänzlich dadurch umgangen, daß man die Zersetzung bei der Siedehitze vor
                                    sich gehen läßt.Doch ist auch bei Siedehitze die Zersetzung eines schwefelsauren Salzes durch
                                    ein Barytsalz nur dann vollständig, wenn ein beträchtlicher Ueberschuß des
                                    letztern vorhanden ist, und ebenso im umgekehrten Fall. Der Punkt; der in
                                    dem vorliegenden Fall aufzusuchen war, ist der, bei welchem ein gleich
                                    starker Niederschlag auf Zusatz jedes der beiden Salze entsteht. Hiernach waren darin 5,867 Grains oder 17,29 Proc. Schwefelsäure enthalten.
                              19,715 Grains der Substanz wurden nach dem Mischen mit 16 Grains Schwefelsäure in
                              einem Platintiegel
                              erst über der Spirituslampe erhitzt und dann einer Weißglühhitze ausgesetzt; es
                              blieben 8,51 Grains Rückstand = 43,16 Proc. Thonerde. Ein anderer Versuch gab 42,94
                              Proc.; das Mittel ist 43,05. Die Zusammensetzung ist somit:
                           
                              
                                 
                                 Gefunden.
                                 
                                 Berechnet.
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                   17,29
                                    SO₃
                                   17,18
                                 
                              
                                 Thonerde
                                   43,05
                                 2 Al₂ O₃
                                   44,16
                                 
                              
                                 Wasser
                                   39,66
                                  10 HO
                                   38,66
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Wurde die mit Alaun und Bleizucker bereitete Flüssigkeit erhitzt, ehe die Ergänzung
                              des Gehalts an schwefelsaurem Kali statt hatte, so bildete sich ein nur sehr
                              schwacher Niederschlag. Auf Zusatz dieses Salzes trat die Bildung des Niederschlags
                              vollständig ein, aber derselbe war dann durchsichtiger und trocknete zu einer
                              bräunlichen hornartigen Masse ein. Doch ergab er bei der Analyse nahezu dieselbe
                              Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Schwefelsäure
                                   17,23
                                 
                              
                                 Thonerde
                                   43,51
                                 
                              
                                 Wasser
                                   39,26
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Wird indeß die Lösung vor dem Zusatz von schwefelsaurem Kali zwei Stunden lang
                              gekocht, so scheint eine gewisse Menge Thonerde sich mit dem
                              basisch-schwefelsauren Salze auszuscheiden, denn die Analyse eines solchen
                              Niederschlags ergab:
                           
                              
                                 Schwefelsäure
                                 13,73 Proc.
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 50,71 Proc.
                                 
                              
                           Das äußere Ansehen dieses Niederschlags war dasselbe wie das des vorhergehenden
                              Products. Im feuchten Zustand löst sich das basischschwefelsaure Salz in kalter
                              Essigsäure so gut wie in den Mineralsäuren. Es löst sich in 3 Atomen Schwefelsäure,
                              um 2 Atome des zweifachschwefelsauren Salzes zu bilden, welches bei Einwirkung von
                              Wasser zu dreifach-schwefelsaurer Thonerde und unlöslicher
                              einfach-schwefelsaurer Thonerde wird.
                           2 Al₂ O₃, SO₃ + 3 SO₃ = 2 (Al₂
                              O₃, 2 SO₃) = Al₂ O₃, SO₃ + Al₂ O₃,
                              3 SO₃.
                           Dieselbe Mischung von dreifach-essigsaurer Thonerde und schwefelsaurem Kali,
                              welche bei größerer Verdünnung in der Hitze basisch-schwefelsaure Thonerde
                              gibt, gibt im concentrirten Zustand beim Erhitzen einen Niederschlag von
                              zweifach-essigsaurer Thonerde. Doch bleibt der unlöslichen
                              zweifach-essigsauren Thonerde selbst nach längerem Waschen ein Gehalt an
                              schwefelsaurem Kali.
                           
                        
                           
                           Niederschlag aus essigsaurer Thonerde durch
                                 Chlornatrium.
                           Eine Lösung von dreifach-essigsaurer Thonerde wurde bereitet aus 1 Pfund
                              essigsaurem Bleioxyd in 10 Pfund Wasser und Zersetzung mittelst
                              dreifach-schwefelsaurer Thonerde. Nach der Reinigung der Flüssigkeit wurde
                              Kochsalz zugesetzt, im Verhältniß von 1 Aequivalent desselben auf 1 Aequivalent
                              dreifach-schwefelsaure Thonerde. Die Flüssigkeit wurde beim Erhitzen im
                              Wasserbade weiß gefärbt, durch die Abscheidung eines so feinen Pulvers, daß es fast
                              ganz mit der Flüssigkeit durch das Filter ging. Weder durch Erhitzen noch auf eine
                              andere Art konnte dem abgeholfen werden. Nach mehrwöchentlichem ruhigem Stehen wurde
                              die fast klar gewordene Flüssigkeit abgegossen, und der Niederschlag, dessen Volum
                              etwa 1/64 von dem der Flüssigkeit betrug, wieder mit dem elffachen Volum Wasser
                              gemischt. Im Lauf einiger Wochen hatte sich der Niederschlag wiederum am Boden des
                              Gefäßes ausgeschieden; er wurde wieder mit frischem Wasser gemischt, 4 Wochen später
                              wiederum von der Flüssigkeit getrennt und nun in einer Schale bei 38° C.
                              getrocknet.
                           Bei der Analyse ergab er folgende Resultate (ich gebe nicht das Detail der Versuche,
                              weil ich keine Formel für diese Substanz aufstellen kann, welche atomistischen
                              Verhältnissen entspräche):
                           
                              
                                 Thonerde
                                   44,66
                                 
                              
                                 Essigsäure
                                   21,96
                                 
                              
                                 Salzsäure
                                     5,51
                                 
                              
                                 Wasser
                                   25,90
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                   98,03
                                 
                              
                                 Chlornatrium
                                     1,97
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Salpetersaures Kali bildet bei dem Erhitzen mit essigsaurer Thonerde einen
                              Niederschlag, welcher dem äußeren Ansehen nach dem durch Chlornatrium erzeugten
                              ähnlich ist, aber er wurde nicht genauer untersucht.
                           
                        
                           Schlußfolgerungen.
                           1) Die thonerdehaltige Lösung, welche durch Zersetzung von reiner
                              dreifach-schwefelsaurer Thonerde mittelst einfach-essigsauren
                              Bleioxyds erhalten wird, besteht, wie ich glaube, aus einer Mischung von
                              zweifachessigsaurer Thonerde und einem Aequivalent freier Essigsäure.
                              Dreifachessigsaure Thonerde scheint nicht als wahre chemische Verbindung zu
                              existiren.
                           2) Trägt man dafür Sorge,
                              daß diese thonerdehaltige Lösung bei niedriger Temperatur hinreichend rasch
                              eingedampft wird, so erhält man eine trockene Substanz, welche sich leicht und
                              vollständig in Wasser wieder löst. Diese ist zweifach-essigsaure Thonerde
                              (Al₂ O₃, 2 C₄ H₃ O₃ + 4 HO), in welcher die
                              Thonerde noch ihre gewöhnlichen Eigenschaften hat.
                           3) Wird die ersterwähnte thonerdehaltige Lösung so concentrirt, daß sie nicht weniger
                              als 4 bis 5 Proc. Thonerde enthält, einige Tage hindurch in der Kälte stehen
                              gelassen, so scheidet sich in Form einer weißen Kruste ein Salz aus, welches eine
                              allotropische, in Wasser unlösliche Modification der zweifach-essigsauren
                              Thonerde ist. Durch Erwärmung wird diese Umänderung der thonerdehaltigen Lösung
                              rascher bewirkt, und das neue essigsaure Salz schlägt sich dann in Form eines
                              körnigen Pulvers nieder. Bei der Siedehitze verliert die Flüssigkeit auf diese Art
                              in Zeit einer halben Stunde etwa den ganzen Thonerdegehalt, welcher sich mit zwei
                              Dritt theilen der Essigsäure niederschlägt, während Ein Dritttheil der Säure in der
                              Flüssigkeit bleibt.
                           4) Bei gleicher Behandlung der rothen essigsauren Salze von Eisenoxyd bilden sich
                              keine entsprechenden isomeren zweifach-essigsauren Salze. Bei dem Erhitzen
                              des zweifach-essigsauren Eisenoxyds tritt eine vollständige Trennung der
                              Säure und der Base ein. Auf die Leichtigkeit, mit welcher das
                              zweifach-essigsaure Salz sich selbst in der Kälte zersetzt, ließ sich ein
                              Verfahren begründen, die Lösung der zweifach-essigsauren Thonerde von Spuren
                              von Eisen zu befreien, welche in anderer Weise nicht davon zu trennen waren.
                           5) Die lösliche zweifach-essigsaure Thonerde wird durch Hitze zersetzt und
                              gibt ein neues merkwürdiges Product. Wird eine verdünnte Lösung dieses Salzes
                              während mehrerer Tage erhitzt, so scheint der ganze Gehalt an Essigsäure frei zu
                              werden und die Thonerde in eine allotropische Modification überzugehen, in welcher
                              sie, obgleich in Lösung bleibend, doch die Fähigkeit verliert, als Beizmittel zu
                              wirken oder in eine andere bestimmte Verbindung einzugehen. Wird die Essigsäure
                              durch Sieden ausgetrieben, so bleibt die Thonerde, in der abgeänderten Modification,
                              für sich in reinem Wasser gelöst. Doch ist sie in Essigsäure leichter löslich. Die
                              allotropische Modification der Thonerde hält, bei der Siedehitze des Wassers
                              getrocknet, 2 Aeq. Wasser zurück. Ihre Lösung wird mehr oder weniger stark durch die
                              Mineralsäuren und die meisten vegetabilischen Säuren und die Salze derselben
                              coagulirt, ferner durch die Alkalien und durch die Abkochungen von Farbehölzern. Das
                              Coagulum, welches durch die verschiedenen Säuren gebildet wird, wird durch einen
                              Ueberschuß derselben nicht wieder aufgelöst. Doch wird der feste Theil des Coagulums
                              bei länger dauernder
                              Einwirkung von concentrirter Schwefelsäure, namentlich beim Erhitzen, angegriffen,
                              und es bildet sich gewöhnliche schwefelsaure Thonerde. Auch kochende Kalilösung
                              wirkt auf die Länge darauf ein, unter Bildung von gewöhnlichem Thonerdehydrat. Das
                              Coagulum, welches die allotropische Modification der Thonerde mit den Abkochungen
                              von Farbehölzern gibt, hat die Farbe der letztern, aber es ist durchscheinend und
                              gänzlich verschieden von den dichten undurchsichtigen Lackfarben, welche gewöhnliche
                              Thonerde mit denselben Farbestoffen bildet.
                           6) Die unlösliche zweifach-essigsaure Thonerde wird bei dem Digeriren mit
                              einer großen Menge Wasser allmählich zu dem löslichen zweifachessigsauren Salz,
                              welches indeß zugleich theilweise zu freier Essigsäure und der allotropischen
                              Modification von Thonerdehydrat zerlegt wird.
                           7) Der Niederschlag, welcher durch Erhitzen einer gemischten Lösung von essigsaurer
                              Thonerde und schwefelsaurem Kali entsteht und in kalter Essigsäure löslich ist, ist
                              zweifach-basische schwefelsaure Thonerde.