| Titel: | Chesterman's Verbesserungen im Härten und Anlassen, Schleifen etc. des Stahls. | 
| Fundstelle: | Band 133, Jahrgang 1854, Nr. LVII., S. 253 | 
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                        LVII.
                        Chesterman's Verbesserungen
                           im Härten und Anlassen, Schleifen etc. des Stahls.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, 1854, Nr. 1606.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Chesterman's Verbesserungen im Härten und Anlassen etc. des
                           Stahls.
                        
                     
                        
                           Hr. Chesterman in Sheffield ließ sich am 1. Nov. 1853
                              mehrere schätzbare Verbesserungen beim Härten und Anlassen des Stahls, sowie beim
                              Schleifen, Smirgeln und Poliren von Stahl und anderen Metallen patentiren. Sein
                              Proceß des Härtens und Anlassens ist hauptsächlich für dünne Stahlartikel, z.B.
                              Sägenblätter, anwendbar.
                           Das Härten wird auf folgende Weise ausgeführt: Man nimmt
                              ein Blatt Sägenstahl von 10 bis 30 Fuß Länge, windet es
                              spiralförmig auf und steckt es in eine gußeiserne Büchse, welche ungefähr dieselbe
                              Höhe hat als das Stahlblatt breit ist. An der Seite der Büchse befindet sich eine
                              Oeffnung, durch welche das Ende von der äußern Windung des Stahlblattes hervortritt.
                              Die obere Oeffnung der Büchse wird alsdann mit einem metallenen Deckel verschlossen.
                              Die Büchse wird nun in einem Ofen bis zum Rothglühen erhitzt, worauf sie ein
                              Arbeiter herausnimmt, während ein anderer Arbeiter das Ende des Stahlblattes mit
                              einer Zange faßt und das Blatt durch ein paar kalte stählerne, metallene, oder
                              steinerne Scheiben oder Platten zieht, wodurch der Stahl gehärtet wird.
                           
                           Diese Scheiben oder Platten werden durch Wasser, welches man äußerlich auf dieselben
                              einwirken läßt, kalt erhalten; wenn sie aber hohl sind, leitet man einen Wasserstrom
                              durch dieselben. Kürzere und stärkere Artikel, z.B. Sägenblätter, werden dadurch gehärtet, daß man sie in einem Ofen
                              rothglühend macht und dann so schnell als möglich zwischen zwei Scheiben oder
                              Platten bringt, die in einem Gerüst befindlich sind, so daß sie eine Presse bilden,
                              wodurch sie verhindert werden sich zu werfen oder zu krümmen. Die Platten, mögen sie
                              nun aus Metall oder aus Stein bestehen, müssen durch Wasser kalt erhalten, und es
                              muß der zu härtende Stahl einem gewissen Druck unterzogen werden.
                           Das Anlassen dieser Artikel wird auf gewöhnliche Weise,
                              das Anlassen der dünnen Blätter aber auf folgende Weise
                              bewirkt: Nachdem das Stahlblatt durch die Scheiben oder Platten gezogen worden ist,
                              gelangt es zu einer Strecktafel, wo das eine Ende zwischen einer Schraubenkluppe
                              oder auf sonstige Weise befestigt wird, während das andere Ende ebenfalls mit einer
                              Schraubenkluppe gefaßt wird, welche an einem ledernen Riemen sitzt, der an einer
                              Walze befestigt ist, die sich um Zapfen und in Lagern dreht und mit einem Hebel
                              versehen ist, den man so belastet, daß er einen mäßigen Zug auf den Stahl ausübt.
                              Das Stahlblatt wird alsdann mit Oel oder Fett bestrichen und mittelst eines
                              tragbaren Ofens oder eines Gaslichtes, welches an einer biegsamen Röhre befestigt
                              ist, so weit erwärmt, daß das Oel oder Fett verdunstet, wodurch der Stahl eine
                              Federhärtung erhält, während er eben und gerade bleibt. Es kann auch ein
                              feststehender Gasofen angewendet werden, durch welchen man das aus den Scheiben oder
                              Platten kommende Stahlblatt zieht, um das Härten und Anlassen zu bewirken.
                           Um beide Seiten eines ebenen Artikels, oder die ganze Peripherie eines kreisförmigen
                              oder ähnlichen zu schleifen, befestigt der Erfinder auf
                              einer Welle einen walzenförmigen Schleifstein, und gibt demselben eine ebene oder
                              mit halbkreisförmigen oder anders geformten Vertiefungen versehene Oberfläche, je
                              nachdem dieß die Gestalt des zu schleifenden Artikels erfordert; über dieser
                              Schleifwalze bringt er noch eine zweite ähnliche an Es werden nun diese Walzen in
                              Bewegung gesetzt, und nachdem das Ende des zu schleifenden Artikels zwischen
                              dieselben gesteckt worden ist, ziehen sie ihn durch, aber ohne ihn zu schleifen; das
                              zu schleifende Stück wird alsdann von dem Arbeiter in der der Rotation der Walzen
                              entgegengesetzten Richtung gestoßen, worauf bei seinem Durchgange zwischen den
                              Walzen das Schleifen desselben erfolgt. Die Seiten von der einen Walze sind, wenn
                              die zu schleifenden Artikel eine ebene Form haben, mit Kränzen versehen, die auch
                              aus Schleifstein bestehen und einen größern Durchmesser als die Walzen haben; man ist dadurch in Stand
                              gesetzt, die Kanten der metallenen Artikel eben so zu schleifen wie die Seiten. Die
                              Schleifmaschinen sind so eingerichtet, daß die Walzen nach der Stärke der zu
                              schleifenden Artikel gestellt, und daß die Steine auch auf ihrer Welle (Achse)
                              adjustirt werden können. Um nur eine Seite eines stählernen oder metallenen Artikels
                              bei einer Operation zu schleifen, wird statt des einen Schleifsteins eine massive
                              hölzerne Walze angewendet; auch verbindet man mit dieser Vorrichtung Leitwalzen, um
                              übers Kreuz schleifen zu können.
                           Die erwähnten Verbesserungen gewähren einen großen Vortheil beim Schleifen von
                              Sägenblättern, weil sich bei dieser Arbeit nach dem gewöhnlichen Verfahren die
                              Schleifer über den Schleifstein lehnen müssen, wodurch Brust- und
                              Lungenkrankheiten veranlaßt werden, welche oft auch jüngere Arbeiter ergreifen und
                              sie zu weiterer Beschäftigung unfähig machen. Mittelst des neuen Verfahrens werden
                              diese Uebel größtentheils vermieden, da der Arbeiter in einiger Entfernung von den
                              Steinen steht und sich nicht über dieselben zu lehnen braucht; auch kann ein
                              Zerspringen der Schleifsteine nicht die gefährlichen Folgen haben, wie es jetzt so
                              häufig der Fall ist, wobei Menschen nicht selten beschädigt oder gar getödtet
                              werden, da sie sich zu nahe an den mit großer Geschwindigkeit umlaufenden Steinen
                              befinden.
                           Zum Smirgeln und Poliren von Stahlblättern und andern metallenen Artikeln benutzt der
                              Erfinder zwei ähnliche Walzen, welche aus weichem Holz angefertigt und auf der
                              Oberfläche mit Smirgel versehen sind; dieser ist entweder unmittelbar auf dem Holze
                              oder auf einem Lederüberzuge, oder auf Bürsten aufgetragen.
                           Fig. 9 ist
                              eine vordere Ansicht einer Maschine zum Schleifen ebener Flächen, nach den erwähnten
                              Verbesserungen construirt. A, A ist das Gerüst; B, B sind die Schleifsteine; C,
                                 C ihre Wellen (Achsen) welche sich in Lagern drehen, die in den Ständern
                              des Gerüstes angebracht sind. D, D sind Federn, und E, E Stellschrauben, womit der Druck der Walzen auf den
                              Artikel, welcher zwischen dieselben eingeführt worden ist, regulirt wird. F, F sind Rollen, über welche die Treibriemen laufen,
                              welche die Schleifsteine in Bewegung setzen. G, G sind
                              Kränze von Schleifstein, um die Kanten der Artikel zu Schleifen. Zum Schleifen von
                              Röhren und andern Artikeln mit kreisrundem Querschnitt dient ein Paar Walzen mit
                              runden Kalibern oder Vertiefungen, von denen in jeder Walze die Hälfte befindlich
                              ist; übrigens werden solche Walzen auf dieselbe Weise montirt und betrieben, wie die
                              Walzen B, B.
                           Fig. 10 ist
                              eine Seitenansicht und Fig. 11 ein senkrechter
                              Durchschnitt von einer Schleifmaschine, um einen ebenen Artikel bloß auf einer Seite zu bearbeiten. A, A ist das Gerüst, in welchem der Schleifstein
                              angebracht ist; B der Schleifstein; C die Welle oder Achse worauf er befestigt ist, und D die Rolle, durch welche er umgetrieben wird. E ist eine hölzerne Walze, welche sich in Berührung mit
                              dem Stein umdreht, und F, G sind Federn und
                              Stellschrauben, wodurch der Druck von E gegen den
                              Schleifstein regulirt wird. H ist eine Frictionsrolle,
                              von denen auf jeder Seite des Schleifsteins eine angebracht ist, um Artikel, welche
                              der Quere nach oder übers Kreuz geschliffen werden, sollen, in Berührung mit dem
                              Stein zu erhalten. – Zum Poliren werden statt der Schleifsteine in Fig. 9
                              Smirgelwalzen eingesetzt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
