| Titel: | Anleitung zum Emailliren der gußeisernen Kochgeschirre. | 
| Fundstelle: | Band 133, Jahrgang 1854, Nr. LVIII., S. 257 | 
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                        LVIII.
                        Anleitung zum Emailliren der gußeisernen
                           Kochgeschirre.
                        Aus Karmarsch's und
                                 Heeren's technischem
                                 Wörterbuch oder Handbuch der Gewerbkunde, Prag 1854, Bd. I S.
                              719.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
                        Anleitung zum Emailliren der gußeisernen Kochgeschirre.
                        
                     
                        
                           Die Anwendung gußeiserner Kochgeschirre statt der thönernen oder kupfernen hat in der
                              Neuzeit einen sehr bedeutenden Aufschwung genommen, weil solche Gefäße gegen
                              thönerne den Vortheil ungleich größerer Dauer und Wirksamkeit (letztere wegen der
                              größeren Wärmeleitungsfähigkeit des Eisens), gegen kupferne aber den Vorzug der
                              Wohlfeilheit haben. Da sie aber dem Rosten unterliegen und von den Pflanzen-
                              und Fettsäuren angegriffen werden, wodurch die Speisen eine schwärzliche Farbe,
                              selbst einen unangenehmen tinteartigen Geschmack annehmen können, so überzieht man
                              sie auf der Innenseite mit weißem Email. Richtig ausgeführt, ist eine solche
                              Emaillirung nicht nur sehr dauerhaft und den in Speisen vorkommenden Säuren
                              vollkommen widerstehend, sondern sie ertheilt durch ihre glatte, weiße, glänzende
                              Oberfläche den Kochgeschirren ein höchst reinliches appetitliches Ansehen.
                           Die Hauptschwierigkeit, welche bei dieser Aufgabe zu überwinden war, lag in dem
                              Umstande, daß sich alle Metalle, so auch das Gußeisen, bei Temperaturänderungen weit
                              stärker ausdehnen und zusammenziehen, als glasartige Körper, daß daher bei raschem
                              Temperaturwechsel die Glasur leicht abspringt. Es ist nun gelungen, diesem auf den
                              ersten Blick sehr wesentlichen Uebelstande dadurch zu begegnen, daß man dem Eisen zwei Ueberzüge gibt, deren ersterer, die Grundmasse, beim Aufschmelzen nicht vollkommen flüssig
                              wird, sondern eine teigige Consistenz und einige Porosität, daher auch einen
                              gewissen Grad von Nachgiebigkeit beim Ausdehnen des Eisens behält; deren zweite
                              aber, die Deckmasse, zur vollkommenen Schmelzung kommt,
                              und der Emaillirung die erforderliche glatte Weiße Oberfläche ertheilt.
                           Grund- und Deckmasse werden einzeln und zwar folgendermaßen bereitet:
                           a) Grundmasse. Es wird zu
                              ihrer Darstellung zuvörderst eine Glasmasse durch Zusammenschmelzen von Quarzmehl
                              mit Borax und Feldspath bereitet; das erstere (welches übrigens aus dem Handel
                              bezogen werden kann) wird aus Feuersteinen oder gemeinem Quarz, auch wohl Sand
                              gewonnen, indem man dieselben in einem Glühofen zum starken Glühen bringt, sodann in
                              kaltes Wasser wirft (abschreckt), um sie mürbe zu machen und hierauf auf der
                              Glasurmühle zum feinsten Pulver mahlt. Dasselbe geschieht mit dem Feldspath. Der
                              Borax wird im gewöhnlichen krystallisirten Zustande angewandt.
                           Die Schmelzung wird in einem großen hessischen Tiegel vorgenommen, dessen Boden zum
                              Abfluß der Masse durchlöchert ist. Fig. 3 zeigt die
                              Einrichtung eines solchen Ofens im verticalen Durchschnitt; a der Tiegel, b ein durchlöcherter Untersatz,
                              der auf dem Halse einer Scheidewand c steht. d der Rost, durch dessen Mitte dieser Hals hindurch
                              reicht; e ein Gefäß zur Aufnahme der abtröpfelnden
                              Glasmasse. Der Ofen ist viereckig aus feuerfesten Steinen gebaut, hat aber an der
                              einen, vorderen, Seite eine große Oeffnung zum Besetzen des Tiegels, die während der
                              Schmelzung mit einer, mit Thon ausgefütterten Eisenplatte m geschlossen wird. Das Loch des Tiegels wird mit ein wenig angefeuchtetem
                              Quarzmehl verstrichen, damit die Masse zum vollständigen Fluß und zu gleichförmiger
                              Mischung komme, bevor sie abfließt. Ist bei langsam gesteigerter Hitze, nach Verlauf
                              von etwa 1 1/2 Stunden, die Masse geschmolzen, so öffnet man von unten mit einem
                              spitzen Eisen die Tiegelöffnung, läßt den Inhalt in ein Gefäß mit kaltem Wasser, um
                              ihn abzuschrecken und zum Mahlen vorzubereiten, abfließen, verschließt die Oeffnung
                              wieder, beginnt eine neue Schmelzung u.s.f.
                           Die so erhaltene Glasmasse wird getrocknet, vorläufig durch Stampfen zerkleinert, und
                              mit dem sogleich anzugebenden Zusatz auf der Glasurmühle feingemahlen.
                           
                           Unter den vielfältigen ZusammensetzungenWir verweisen auf die patentirten Verfahrungsarten von Clarke und Kenrick im polytechn.
                                    Journal Bd. LXXIX S. 3 und Bd. CIII S. 369; ferner auf Walton's Verfahren für schmiedeiserne Gefäße, Bd.
                                    CVI S. 362.A. d. Red. der Grundmasse sind die folgenden empfehlenswerth:
                           
                              
                                 30 Gewichtstheile
                                 Quarzmehl,
                                 
                              
                                 16 1/2    
                                    „
                                 Borax,
                                 
                              
                                   3            „
                                 Bleiweiß.
                                 
                              
                           Diese geschmolzen, liefern etwa 39 Theile Masse, welche mit 9 Theilen Quarz und dem
                              nöthigen Wasser feingemahlen und mit 8 2/3 Theilen geschlämmtem Pfeifenthon und 1/2
                              Theil Magnesia alba innig gemischt werden. Oder
                           
                              
                                 30 Theile
                                 Quarzmehl,
                                 
                              
                                 30    „
                                 feingemahlener Feldspath
                                 
                              
                                 25    „
                                 Borax
                                 
                              
                           nach dem Schmelzen mit
                           
                              
                                 10 3/4 Theilen
                                 Thon,
                                 
                              
                                   6          „
                                 Feldspath,
                                 
                              
                                   1
                                    3/4    „
                                 Magnesia alba
                                    gemischt.
                                 
                              
                           Die in diese Zusammensetzungen eingehenden Zusätze von Thon, Feldspath etc. dienen
                              dazu, der Grundmasse die teigige, halbgeschmolzene Beschaffenheit zu verleihen.
                           b) Deckmasse. Dieselbe kommt
                              im Wesentlichen mit der Grundmasse überein, unterscheidet sich aber einmal durch
                              einen bedeutenden Zusatz von Zinnoxyd, sowie ferner dadurch, daß ihr kein Zusatz von
                              Thon gegeben wird. Unter den vielen Zusammensetzungen wählen wir die folgenden zwei
                              aus, deren eine mit, die andere ohne Bleigehalt, indem wir bemerken, daß ein so
                              kleiner Bleigehalt als völlig unschädlich zu betrachten ist.
                           
                              
                                 37 1/2 Theile
                                 Quarzmehl,
                                 
                              
                                 27
                                    1/2    „
                                 Borax,
                                 
                              
                                 30        
                                    „
                                 Zinnoxyd,
                                 
                              
                                 15          „
                                 kohlensaures Natron,
                                 
                              
                                 10        
                                    „
                                 Salpeter,
                                 
                              
                                   5        
                                    „
                                 
                                    Magnesia alba
                                    
                                 
                              
                           geben nach dem Schmelzen 92 Theile Email.
                           
                           Da dasselbe durch den starken Gehalt an Zinnoxyd sehr theuer zu stehen kommt, so wird
                              die Menge dieses kostbaren Ingrediens oft bedeutend verringert, was dann allerdings
                              eine weniger rein weiße Farbe zur Folge hat. Ein bleihaltiges Email wird durch
                              folgende Zusammensetzung erhalten:
                           
                              
                                 37 1/2 Theile
                                 Quarzmehl,
                                 
                              
                                 24          „
                                 Borax,
                                 
                              
                                 25          „
                                 Zinnoxyd,
                                 
                              
                                 15          „
                                 Bleiweiß,
                                 
                              
                                 11
                                    1/4    „
                                 kohlensaures Natron,
                                 
                              
                                 10          „
                                 Salpeter,
                                 
                              
                                   5          „
                                 Magnesia alba.
                                 
                              
                           Ein zu diesen Mischungen noch vorgeschlagener Zusatz von kohlensaurem Ammoniak ist so
                              offenbar nutzlos, daß wir ihn weggelassen haben.
                           Die Schmelzung geschieht ganz so, wie bei der Grundmasse beschrieben worden, wird
                              aber, falls die abgelaufene Masse noch blasig seyn sollte, nochmals wiederholt.
                           Das nach der einen oder anderen dieser Vorschriften gewonnene und abgeschreckte Email
                              wird sodann mit 6 1/8 Theilen Quarzmehl, 3 2/3 Theilen Zinnoxyd, 2/3 Thln.
                              kohlensaurem Natron und 3/4 Thln. Magnesia alba mit
                              Wasser in der Glasurmühle zu einem unfühlbar feinen Schlamme gemahlen.
                           Hinsichtlich der zum Emailliren sich am besten eignenden Eisensorte wird behauptet,
                              daß weißes, mit Holzkohlen erblasenes Roheisen den Vorzug verdiene. Es werden aber
                              in England, wo nur Kohks-Eisen vorkommt, emaillirte Kochgeschirre in einer
                              Vollkommenheit angefertigt, die nichts zu wünschen übrig läßt. Es ist wichtig, daß
                              die zu emaillirenden Stücke überall möglichst gleiche Dicke und nicht zu bedeutende
                              Größe besitzen, weil mit zunehmender Größe die Schwierigkeit das Stück in allen
                              Theilen gleichmäßig stark zu erhitzen, in hohem Grade wächst.
                           Man fängt damit an, die Oberfläche durch Beizen mit verdünnter Schwefelsäure, aus
                              etwa 24 Gewichtstheilen Wasser und 1 Th. Schwefelsäure gemischt, vollkommen von
                              allem anhängenden Oxyd und Sand zu reinigen. Nach 12stündigem Liegen in der Beize
                              werden die Geschirre im Inneren oder da, wo das Email aufgetragen werden soll, mit
                              feinem recht scharfem Sande so lange gescheuert, bis sie eine reine metallische
                              Oberfläche besitzen, dann mit Hülfe einer Bürste zuerst mit kaltem, dann mit kochend
                              heißem Wasser ausgespült, worauf sie augenblicklich trocknen.
                           
                           Es folgt nun das Auftragen der Grundmasse. Zu dem Ende
                              wird die, wie oben beschrieben, durch Mahlen mit dem angegebenen Zusatz erhaltene
                              Masse mit Wasser bis zur Consistenz von fettem Milchrahm angemacht, das Geschirr in
                              einem Wärmeofen auf etwa 50° R. erwärmt und nun einige Löffel voll der Masse
                              hineingegossen, diese dann durch Streichen mit einem Pinsel, Schwenken, Klopfen mit
                              einem Hammer und dergleichen Manipulationen überall so gleichmäßig wie möglich
                              vertheilt, der Ueberschuß der Masse wieder ausgegossen. Nachdem auf solche Art die
                              Wände mit einer dünnen Lage der Glasur bedeckt sind, stellt man sie zum Trocknen in
                              einen Trockenofen, worin sie erst bei gelinder, dann bei steigender Hitze scharf
                              getrocknet werden.
                           Zum Einbrennen dient ein Muffelofen, welcher eine dem Umfange der Fabrication
                              angemessene Anzahl von Geschirren faßt, wobei jedoch zu bemerken, daß es der
                              vorzunehmenden Manipulationen wegen unbequem ist, sehr viele Geschirre gleichzeitig
                              im Ofen zu haben. Die erforderliche Temperatur ist die hellrothe Glühhitze, bei
                              welcher innerhalb 15 bis 20 Minuten der Ueberzug so weit gefrittet seyn muß, daß er
                              nach dem Erkalten mit den Fingern gerieben nicht im Geringsten abfärbt.
                           Die Geschirre müssen während des Einbrennens mehrmals umgewendet und auf verschiedene
                              Seiten gelegt werden, um jedes Abfließen des Ueberzuges zu verhindern, was übrigens
                              bei der nur teigigen Consistenz ohnehin nicht leicht möglich ist. Die Thür der
                              Muffel muß nur beim Ausnehmen und Einsehen der Geschirre geöffnet werden, sonst aber
                              stets geschlossen bleiben; zum Wenden der Geschirre befindet sich in der Mitte der
                              Thür ein schmaler Schlitz, durch welchen der Arbeiter eine Art Gabel steckt und mit
                              ihr die Geschirre an den Henkeln faßt.
                           Das Auftragen und Einbrennen der Deckmasse oder Glasur
                              geschieht ganz in derselben Art, nur muß dabei mit größter Sorgfalt zu Werke
                              gegangen werden. Nur durch lange Uebung und Erfahrung erlangen die Arbeiter die
                              Geschicklichkeit, eine recht schöne Glasur hervorzubringen.
                           Kennzeichen einer guten Emaillirung sind: 1) eine ganz ebene glatte, nicht rauhe oder
                              runzliche Oberfläche; 2) eine rein weiße Farbe; 3) Abwesenheit feiner Sprünge,
                              Haarrisse.
                           Eine eigenthümliche Anwendung der Emaillirung auf Eisen wird bei den Siederöhren der
                              Locomotiven gemacht. Solche, äußerlich mit einem hellgrauen Email überzogene Röhren
                              haben den großen Vortheil, daß sich an ihnen nicht leicht Pfannenstein ansetzt; sie
                              werden sehr vollkommen in England angefertigt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
