| Titel: | Ueber Beleuchtung des photographischen Laboratoriums und den Einfluß des gelben Lichtes auf die Collodiumschicht; von W. Horn. | 
| Fundstelle: | Band 133, Jahrgang 1854, Nr. CVI., S. 431 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        CVI.
                        Ueber Beleuchtung des photographischen
                           Laboratoriums und den Einfluß des gelben Lichtes auf die Collodiumschicht; von W. Horn.
                        Aus des Verfassers W. Hornphotographischem
                                 Journal“, Sept. 1854, S. 39.
                        Horn, über die Beleuchtung des photographischen
                           Laboratoriums.
                        
                     
                        
                           Viele Photographen werden bemerkt haben, daß die Empfindlichkeit des Collodium zu
                              verschiedenen Tageszeiten wechselt, jedoch nicht in dem Grade als die Intensität des
                              Lichtes zu- oder abnimmt. – Wir haben die Wahrnehmung gemacht, daß das
                              Collodium gegen die Mittagszeit viel empfindlicher ist, als die Intensität des
                              Lichtes im Vergleich zu den späteren Nachmittagsstunden, wo die Empfindlichkeit
                              bedeutend nachläßt, es vermuthen lassen sollte.
                           Diesen beträchtlichen Unterschied bemerkt man nicht so auffallend auf Silberplatten,
                              namentlich wenn man die empfindliche Schicht etwas dünner hält und die Platte etwa
                              fünf Minuten in der Cassette ruhen läßt, bevor man sie exponirt.
                           Die Untersuchungen neuester Zeit über die Wirkungen des gelben Lichtes auf das Jod und Brom in Verbindung mit
                              Silber, worüber wir in der vorhergehenden Abhandlung sprachen, sind geeignet, obige
                              Thatsachen zu erklären, denn in den Stunden vor Sonnenuntergang ist das als weiß
                              angenommene Tageslicht stets gelblich gefärbt und verliert dadurch sehr bedeutend an
                              seiner Wirksamkeit auf die empfindliche Schicht, wenn letztere aus Jodsilber besteht. Wie wir in den bezeichneten
                              Untersuchungen gesehen haben, äußert gelbes Licht seine Einwirkung auf die
                              empfindliche Schicht um so vollkommener, je mehr dieselbe Brom- statt Jodsilber enthält, weßhalb
                              die Silberplatte in den Nachmittagsstunden weniger an Empfindlichkeit verliert, als
                              die Collodiumschicht. – Dieser Umstand wird jedoch aufhören, sobald man ein
                              Collodium, so viel möglich mit Brom statt Jod verbunden, anwenden wird, – man
                              wird nicht allein für die Morgen- und Abendstunden eine höhere
                              Empfindlichkeit erreichen, sondern auch die Schattirungen des Fleisches
                              durchsichtiger erhalten, welche die gelben und rothen Farben vorherrschend haben.
                              – Die Erreichung dieses Vortheiles wird sehr erwünscht für jene Photographen
                              seyn, welche ihre Aufnahmen im Zimmer machen.
                           Für die Beleuchtung des Laboratoriums aber wird man an Bequemlichkeit verlieren,
                              indem gelbes Glas dann nicht mehr seinen Zweck so erfüllt, wie dermal bei Collodium mit
                              Jod. Man wird dann jedenfalls entweder neue Strahlen des Sonnenspectrums aufsuchen
                              und anwenden müssen, welche zu beleuchten im Stande sind, ohne auf die bromirte
                              Collodiumschicht chemisch beträchtlich einzuwirken, oder man wird die Manipulationen
                              auf solche Einfachheit und Sicherheit durch das Zusammenwirken aller Freunde dieser
                              Kunst zurückführen müssen, daß in allen Fällen die Bemessung der Zeit mit Sicherheit
                              im Dunkeln zu arbeiten gestattet. – Dieß wird die Aufgabe für die Zukunft
                              seyn!
                           Bei einem Collodium, welches nur wenig Brom enthält, kann man das Laboratorium
                              jedenfalls mit gelbem Licht beleuchten und zwar entweder, indem man das Tageslicht
                              benutzt und das Fenster mit sehr dünnen seidenen goldgelben Vorhängen schließt, oder
                              eine Glastafel herausnimmt und statt derselben zwei lichtgelbe Tafeln, wie sie gewöhnlich im Handel
                              vorkommen, einsetzt.
                           Wenn die Localität dieß nicht erlaubt oder man in einer Abtheilung ohne Tageslicht
                              arbeiten will, empfehlen wir als höchst bequem und entsprechend eine Laterne, in welche obige gelbe Gläser nur einfach
                              eingesetzt sind und die man im Innern nicht mit einem Lichte, das bald höher, bald
                              niedriger steht, sondern mit einer intensiven Oellampe mit Argandischem Docht
                              erleuchtet. – Man kann diese Laterne überall hinstellen wo man sie braucht,
                              und man ist auch ziemlich geschützt vor Entzündung der Aetherdämpfe.
                           In beiden Fällen, ob man nun Tages- oder Lampenlicht anwendet, kann man mit
                              dem gewöhnlichen Collodium ganz beruhigt arbeiten, denn selbst das Sonnenlicht, ganz
                              durch obige doppelte gelbe Scheibe einfallend, würde bei gewöhnlicher Schnelligkeit
                              in den Manipulationen schwerlich einen Einfluß äußern.
                           Man kann sich übrigens vollkommen versichern, ob die Beleuchtung in einem
                              Laboratorium auf die empfindliche Schicht, selbe mag mm Brom enthalten oder nicht,
                              einen nachtheiligen Einfluß bis auf jenen Platz äußere, an welchem man arbeitet,
                              indem man sich notirt, wie lange man zum Sensibilisiren und Hervorrufen braucht,
                              sodann eine Platte mit demselben Collodium überzieht, im Finstern sensibilisirt, sie
                              daselbst in eine Cassette mit Schieber legt, letztere an den Ort im Laboratorium
                              bringt, wo man gewöhnlich arbeitet, daselbst den Schieber halb öffnet, das
                              künstliche Licht auf die Platte durch die doppelte notirte Zeit wirken läßt und
                              selbe im Finstern durch die bekannte Zeit hervorruft; – zeigt sich sodann auf
                              der belichteten Hälfte keine Spur einer Lichteinwirkung im Vergleich zur andern
                              Hälfte der Platte, so kann man über eine etwa vermuthete nachtheilige Einwirkung der
                              Beleuchtung des Laboratoriums vollkommen beruhigt seyn. – Zugleich erhält man
                              durch dieses Mittel den Prüfstein, wie weit man mit den Bädern bis zum gelb
                              verglasten Fenster unbeschadet sich nähern oder auf welche längste Zeit man die
                              Platte an einem solchen Platze der gelben Belichtung, z.B. für bromhaltiges
                              Collodium, aussetzen könne. Man kann diese Prüfung auch für mehrere Zeitlängen auf
                              einmal vornehmen, wenn man den Schieber der Cassette in einzelnen Abschnitten, z.B.
                              alle 10 Secunden, nur so weit herauszieht, daß immer nur ein kleiner Theil der
                              Platte belichtet wird, der letzte aber bedeckt bleibt.