| Titel: | Verfahren, die für Lichtbilder mit Collodium überzogenen Glasplatten längere Zeit empfindlich zu erhalten; von Hrn. Shadbolt. | 
| Fundstelle: | Band 133, Jahrgang 1854, Nr. CVII., S. 433 | 
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                        CVII.
                        Verfahren, die für Lichtbilder mit Collodium
                           überzogenen Glasplatten längere Zeit empfindlich zu erhalten; von Hrn. Shadbolt.
                        Aus dem Cosmos, Revue encyclopédique, August 1854,
                              S. 119.
                        Verfahren die Glasplatten für Lichtbilder längere Zeit empfindlich
                           zu erhalten.
                        
                     
                        
                           Hr. Shadbolt bereitet zu diesem Zweck einen schützenden
                              Syrup auf folgende Weise: er versetzt drei Raumtheile reinen Honig mit fünf
                              Raumtheilen destillirtem Wasser und rührt das Gemisch mit einem Glasstab um, bis der
                              Honig gänzlich aufgelöst ist; dann filtrirt er durch Papier (was mehrere Stunden
                              dauert) und setzt einen Raumtheil Alkohol zu. Nachdem er die Glasplatte mit
                              Collodium überzogen und in das empfindlich machende Bad getaucht hat, läßt er nach
                              ihrem Herausnehmen aus demselben so gut als möglich die salpetersaure Silberlösung
                              abtropfen, welche die Oberfläche benetzte, indem er nöthigenfalls ein Eck der Platte
                              mit Fließpapier berührt, um die Flüssigkeit besser zu absorbiren; er gießt dann
                              sogleich auf die nasse Platte genug von dem erwähnten Syrup, um sie mit einer
                              Schicht desselben zu überziehen, indem er dabei mit der größten Sorgfalt Luftblasen
                              oder Schaum vermeidet. Er wiederholt diese Operation drei bis viermal mit derselben
                              Portion von Syrup, wodurch das salpetersaure Silber immer mehr entfernt wird.
                              Alsdann stellt er die Platte senkrecht auf Fließpapier, so daß sie dasselbe nur mit
                              einem ihrer Ränder berührt, wobei er ihre mit Collodium überzogene Seite der Wand
                              zukehrt, damit sie gegen den Staub in der Luft besser gesichert ist; nach zehn Minuten steckt er die
                              Platte entweder in einen dunklen Rahmen oder in einen luftdicht verschließbaren
                              Kasten, und bewahrt sie so bis zu dem Zeitpunkt auf, wo sie dem Licht in der camera obscura exponirt werden soll.
                           
                              „Die Empfindlichkeit der so präparirten Platte, sagt Hr. Shadbolt, ist allerdings verringert, und soweit ich
                                 es zu beurtheilen vermag, muß sie beiläufig doppelt so lange Zeit exponirt
                                 werden, als wenn man sie unmittelbar nach dem Herausnehmen aus dem empfindlich
                                 machenden Bad in die camera obscura gebracht hätte;
                                 ich habe aber nicht bemerkt, daß die Empfindlichkeit sich während der folgenden
                                 vierundzwanzig Stunden noch vermindert; einmal wartete ich drei Wochen, bevor
                                 ich ein Bild nahm; es war schön, aber die Zeit der Exposition mußte viermal
                                 länger seyn, als wenn ich mit einer frischen Platte operirte.“
                              
                           
                              „Ich versuchte nacheinander den Stärkezucker, Traubenzucker, Milchzucker,
                                 Mannit, Honig, für sich allein oder mit Glycerin gemischt; der Honig gab die
                                 besten Resultate.“
                              
                           
                              „Anfangs machte es mir viele Mühe das Bild zu entwickeln, weil die dazu
                                 dienende Lösung stoß und sich schlecht auf der Oberfläche der Platte
                                 verbreitete; endlich gelang es mir aber, diese Schwierigkeit auf folgende Weise
                                 zu besiegen: ich tauche zuerst die Platte mit ihrem latenten Bild lange genug,
                                 fünf bis zehn Minuten, in ein Bad von destillirtem Wasser, damit die
                                 Collodiumschicht hinreichend befeuchtet wird; um aber auch den schützenden Syrup
                                 so viel als möglich zu entfernen, ist es gut die Platte von Zeit zu Zeit
                                 herauszuheben und wieder hinein zu stecken; hernach nehme ich sie heraus, lasse
                                 alles überschüssige Wasser ablaufen, tauche sie einen Augenblick in das Bad von
                                 salpetersaurem Silber, ziehe sie sogleich wieder heraus, lasse in ein Glasgefäß
                                 die Tropfen von salpetersaurem Silber ablaufen, und entwickle auf gewöhnliche
                                 Weise. Das zum Entwickeln des Bildes dienende Bad ist folgendermaßen
                                 zusammengesetzt: Pyrogallussäure 8 Gran; destillirtes Wasser 5 Unzen;
                                 gewöhnliche (nicht krystallisirte) Essigsäure 2 Unzen; Alkohol 1 Unze. Die
                                 Platte wird hierauf gewaschen und durch die bekannten Verfahrungsarten
                                 fixirt.“
                              
                           
                              „Ich bin überzeugt, daß wenn man die hier beschriebene Methode befolgt,
                                 man ziemlich sicher gute negative Bilder in einer Expositionszeit darstellen
                                 wird, welche für die Objective mit langem Focus 30 Secunden bis 2 Minuten, für
                                 die doppelten Objective 10 bis 40 Secunden beträgt. Ich pflege meine Platten am
                                 Abend zu präpariren, am folgenden Tage zu exponiren und am Abend darauf zu
                                 entwickeln; sie sind übrigens nach mehreren Tagen noch sehr gut, wenn der sie enthaltende
                                 Kasten dem Licht gar keinen Zutritt gestattet.
                              
                                 
                                 Wir verweisen noch auf das zu demselben Zweck dienende Verfahren von Spiller und Crookes,
                                    S. 287 in diesem Bande des polytechn.
                                    Journals.
                                 A. d. Red.