| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 133, Jahrgang 1854, Nr. , S. 311 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Eine Schlämm-Vorrichtung für Ziegeleien,
                           wie sie in einer nassauischen Backsteinfabrik sich findet, ist
                              in den Mittheilungen des dortigen Gewerbevereins Nr. 8 folgendermaßen
                              beschrieben:
                           Die Hauptvorrichtung zum Zerkleinern und Schlämmen ist ein mit Backsteinen
                              ausgemauertes, rundes, 2 1/2 Fuß hohes Bassin von etwa 12 Fuß im Durchmesser, in
                              welchem drei vom Mittelpunkte nach dem Rande sich hinziehende Reihen von senkrecht
                              und feststehenden eisernen Stacheln angebracht sind. In dem Bassin bewegt sich eine
                              Art Rechen, um eine in der Mitte befestigte senkrechte Achse, dessen Balken
                              horizontal liegt und ebenfalls mit nach unten gerichteten eisernen Spitzen versehen
                              ist, so daß letztere die am Boden befestigten Reihen von Stacheln passiren, wie man
                              zwei Kämme mit weiten Zwischenräumen durch einander hindurchführen könnte. Die
                              Bewegung des Rechens geschieht durch ein Pferd. In der Nähe des Bassins befinden
                              sich 6 oder 9 ausgemauerte Thongruben, in welche der rohe Thon, wie er aus der Grube kommt, eingetragen
                              und eine zum starken Durchfeuchten hinreichende Quantität Wasser geleitet wird;
                              dieses Einsumpfen soll das Zerkleinern ungemein erleichtern. Aus den Gruben wird der
                              Thon in das Bassin geschöpft, wo er, während unaufhörlich Wasser durch eine geignete
                              Leitung einfließt, durch die Bewegung der Stacheln durcheinander gearbeitet wird,
                              ohne daß irgend eine andere mechanische Bearbeitung
                                 – wie etwa das Treten mit den Füßen – erforderlich wäre. Die
                              dünne Thonmasse fließt dabei unaufhörlich in einen durch die Wand des Bassins
                              gehenden, etwa 3 bis 4 Zoll breiten Canal, dessen Oeffnung im Bassin mit einem Rost,
                              der etwa 2 Linien breite Spalten hat, versehen ist, so daß die gröbern Steine etc.
                              in dem Bassin zurückbleiben, und wird von diesem über ein horizontales Drahtsieb
                              ausgegossen, welches ungefähr 1 1/2 bis 2 Quadratfuß Oberfläche und Oeffnungen von
                              nicht ganz einer Quadratlinie hat. Durch das Sieb fließt die Thonschlempe in einen
                              Trog von ähnlichen Dimensionen und wird von da in zwölf Pfannen geleitet, wo der
                              Thon sich absetzt und das Wasser abgelassen wird. Diese Pfannen sind unbedacht, und
                              daher kann ein vorläufiges Trocknen nur bei anhaltend trockenem Wetter statt haben.
                              Regen bewirkt aber wegen der Zähigkeit des einmal sich niedergesetzt habenden Thons
                              auch keine stärkere Durchfeuchtung.
                           Das Trocknen des Thons geschieht, so weit es erforderlich ist, durch künstliche Wärme
                              in einer, beiläufig 20 Fuß langen und 5 bis 6 Fuß breiten, theils mit Backsteinen,
                              theils mit gußeisernen Platten versehenen Pfanne, unter welcher ihrer ganzen Länge
                              nach die heißen Gase einer kleinen mit Steinkohlen geheizten Feuerung hinziehen. Der
                              Thon muß in dieser Pfanne jedoch von Zeit zu Zeit umgeschaufelt werden, um zu
                              verhindern, daß er an den untersten Theilen zu trocken werde, während die obern noch
                              zu viel Wasser halten. Hier wird der Thon fertig gemacht, bis er zur Verarbeitung zu
                              Backsteinen mittelst eiserner geölter Formen gelangt.
                           Diese Einrichtung ist einfach, und der Thon wird in weit kürzerer Zeit zur
                              Verarbeitung geeignet, als bei dem gewöhnlichen Verfahren. Außerdem wird ein großer
                              Aufwand von Arbeit bei dem Durcharbeiten und Vermengen gespart. Der Aufwand an
                              Steinkohlen zur Heizung der Trockenpfannen ist nicht bedeutend, und der Fabrikant
                              versichert, daß er es höchst vortheilhaft finde, die Bearbeitung des Thons auch für
                              die ordinärste Sorte gewöhnlicher Backsteine in der geschilderten Weise
                              auszuführen.
                           
                        
                           Betriebs-Telegraphen der deutschen Eisenbahnen.
                           Nach der „deutschen Eisenbahn-Statistik
                                 für 1852“ hatten von den dem Vereine deutscher
                              Eisenbahn-Verwaltungen angehörigen Bahnen im Jahre 1852 nur sechs oder sieben
                              noch keine elektrische Betriebs-Telegraphen; während eben so viele Bahnlinien
                              doppelte Leitungen für den Bahnbetrieb besaßen. Die in Anwendung befindlichen
                              Telegraphen-Apparate sind großentheils Zeigerapparate von verschiedener
                              Construction, seltener Morse'sche Schreibapparate. Die
                              Niederschlesisch-Märkische Bahn hat die größte Anzahl Apparate (86 Kramer'sche Zeigerapparate), die Cöln-Mindener
                              Bahn hat deren 83, ebenfalls Kramer'sehe. 18 Bahnen
                              besitzen als Signalmittel zugleich Glockenwerke für die Bahnwärter etc. Die Zahl
                              derselben beträgt bei der Niederschlesisch-Märkischen Bahn 453, bei der
                              preußischen Ostbahn 333, bei der Cöln-Mindener Bahn 305. Für die Leitung sind
                              theils kupferne, theils eiserne Drähte, beide so ziemlich in gleicher Ausdehnung in
                              Anwendung gekommen. Mit wenigen Ausnahmen sind neben den elektrischen auch optische Telegraphen vorhanden, deren Zahl sich nach der
                              Zahl der Bahnwärter-Stationen richtet. (Zeitschrift des
                              deutsch-österreichischen Telegraphen-Vereins, Juni 1854, S. 160.)
                           
                        
                           
                           Beschädigung der Telegraphenstangen durch Spechte.
                           Bei einer Revision der Berlin-Hamburger Linie fanden sich in der Nähe von Paulinenaue (Eisenbahnhaltepunkt zwischen Nauen und
                              Friesack), wo die Linie ein kleines Laubholzgebüsch durchschneidet, alle
                              Telegraphenstangen, so weit jenes Gebüsch reicht, mehr oder weniger, einige aber
                              ganz erheblich von dem graubunten Spechte beschädigt. Die Vögel kehrten stets wieder
                              zu den angehackten Stangen zurück und diese konnten nur durch Bestreichen mit Theer
                              gegen vollständige Zerstörung geschützt werden. Ein an die
                              Telegraphen-Direction eingesendetes Stück einer solchen Stange zeigte neben
                              mehreren weniger erheblichen Beschädigungen ein großes tonisches Loch, welches außen
                              3 Zoll im Durchmesser hatte und 4 Zoll tief war, so daß seine Spitze fast bis zur
                              anderen Seite der Stange reichte. In ähnlichem Maaße waren noch mehrere Stangen
                              beschädigt. Nach der Aussage der Bahnwärter soll ein Specht zum Aushacken eines
                              solchen Loches nur ganz kurze Zeit gebraucht haben.
                           Auch von der Thüringischen Linie sind ähnliche Meldungen eingegangen. Zwischen Cassel
                              und Melsungen haben sich an mehreren Orten Stangen gefunden, an welchen Spechte
                              Löcher von etwa 3 Zoll Durchmesser und entsprechender Tiefe ausgearbeitet
                              hatten.
                           Also ein neuer Feind der Telegraphen. Bisher waren unseres Wissens dergleichen
                              Beschädigungen noch nicht bekannt geworden. (A. a. O.)
                           
                        
                           Thomé's Thaumesser.
                           Mademoiselle Thomé gibt folgendes einfache
                              Verfahren an, um das Thauwasser quantitativ zu bestimmen. Man nimmt ein dickes (oder
                              aus mehreren auf einander liegenden Schichten gebildetes) wollenes Gewebe (Tuch,
                              Flanell, Etamin) von einem Decimeter Oberfläche, welches selbst den
                              durchdringendsten Thau absorbiren und zurückhalten kann. Am Abend, bei untergehender
                              Sonne, wägt man dieses Gewebe in sehr trockenem Zustande auf einer empfindlichen
                              Waage, und befestigt es dann ausgespannt mittelst vier starker Stecknadeln auf einem
                              Brett, welches man während der Nacht auf der Ebene auslegt, wo das Gewebe den seiner
                              Oberfläche zukommenden Theil des auf den Boden fallenden Thaues absorbirt. Bei
                              Sonnenaufgang nimmt man das als Thaumesser (Drosometer) benutzte Gewebe vom Brett
                              ab, wiegt es wieder auf einer empfindlichen Waage und erhält nach Abzug der am
                              vorigen Abend ermittelten Tara das Gewicht des Thauwassers, welches während der
                              Nacht auf einen Quadratdecimeter niederfiel.
                           Wenn man sich begnügen wollte die Menge des Thaues zu messen, so wäre der geeignetste
                              Drosometer ein Quadratdecimeter von einer Lammhaut. welche vollkommen entfettet und
                              mit ihrer Wolle versehen ist; eine solche bietet die größte Analogie mit der
                              Erhabenheit einer Wiese oder eines Getreidefeldes dar. – Um die chemische
                              Zusammensetzung des Thauwassers je nach der Jahreszeit oder der Gegend zu bestimmen,
                              müßte man als Drosometer sammtartige Zeuge von Baumwolle anwenden, weil diese frei
                              von den thierischen Substanzen sind, welche selbst die am besten gewaschene Wolle
                              noch immer enthält. (Cosmos, Revue
                                 encyclopédique, August 1854, S. 116.)
                           
                        
                           Chisholm's Versahren das Kohlengas zu reinigen.
                           William Chisholm bringt ein Gemisch von Torfkohle und
                              Kochsalz in den trockenen Kalkreiniger der Leuchtgasfabriken, wo sich beim
                              Durchgange des Gases das Schwefelammonium des letztern mit dem Kochsalz in
                              Schwefelnatrium und Chlorammonium zersetzen soll. Die löslichen Salze werden dann
                              entweder mit Wasser ausgezogen, die Losung verdampft und der Rückstand erhitzt, um
                              den Salmiak zu sublimiren; oder die trockene Masse als solche wird sublimirt, wobei
                              in der Retorte, Soda und Kehle zurückbleibt.
                           
                           Der Patentträger schlägt auch vor, kohlensaures Ammoniak in eine Retorte, die Kohle
                              und Kochsalz enthält, zu leiten, wobei Soda und Salmiak entstehen sollen. (Chemical Gazette, 1854, Nr. 270.)
                           
                        
                           Kitt für emaillirte Zifferblätter auf Uhren.
                           Von Wien aus kommt ein Kitt für beschädigte emaillirte Zifferblätter auf Uhren in den
                              Handel. Derselbe ist ziemlich spröde und zeichnet sich durch feine schöne weiße
                              Farbe und leichte Schmelzbarkeit aus. Die Analyse einer Probe desselben ergab als
                              Bestandtheile: ein Gemenge von in Alkohol schwer löslichen und sehr farblosen Harzen
                              mit Zinkweiß. In der untersuchten Probe waren 30 Proc. Zinkoxyd.
                           Versuche über Herstellung eines solchen Kitts leiteten mich auf folgendes Verfahren,
                              das mich zum Ziele führte:
                           Dammarharz und Copal, in möglichst farblosen Stücken, rieb ich zu gleichen Theilen zu
                              einem feinen Pulver; hiezu setzte ich auf 5 Theile dieser Mischung 2 Thle.
                              venetianischen Terpenthin und rieb das Ganze mit so viel Weingeist zusammen, daß die
                              Masse einen dicken Brei bildete. Hierauf wurden 3 Theile vom feinsten Zinkweiß
                              zugerieben. Die Masse hatte nun die Consistenz einer angeriebenen Oelfarbe; beim
                              Erwärmen, bis aller Alkohol fort war, war die Masse geschmolzen und nach dem
                              Erkalten hatte sie ganz Ansehen und Eigenschaften des zum Muster dienenden Kitts.
                              Nur zeigte letzterer einen schwachen Stich ins Blaue, während bei meiner Probe ein
                              sehr schwacher Stich ins Gelbe nicht zu verkennen war. Durch Zusatz einer äußerst
                              geringen Spur von Berlinerblau zu dem mit Alkohol angeriebenen Brei, bis derselbe
                              den schwachen Stich ins Blaue zeigte, konnte ein dem gegebenen ganz analoges Product
                              erhalten werden. Dasselbe Resultat wurde auch erhalten durch Zusammenschmelzen der
                              Harze in dem oben angegebenen Verhältniß und durch Zureiben von Zinkweiß zu den
                              Harzen im geschmolzenen Zustand. Das Schmelzen der Harze muß sehr vorsichtig
                              geschehen, damit sie sich nicht färben; auch hier ist ein geringer Zusatz von
                              Berlinerblau für die Farbe der Masse von Vortheil. Carl Knauß in Stuttgart. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1854, Nr. 35.)
                           
                        
                           Bernsteinfirniß für Photographen; von Hrn. Diamond.
                           Man verwandelt 1 Unze Bernstein in feines Pulver und schüttet dasselbe in eine
                              Flasche welche 8 Unzen Chloroform enthält; man schüttelt das Gemisch lebhaft in
                              verschiedenen Zwischenräumen. Nach 24 Stunden wird das Chloroform den ganzen
                              durchsichtigen harzigen Theil des Bernsteins ausgelöst haben, welcher allein einen
                              guten Firniß liefert; die erdharzige Substanz, welche einen beträchtlichen Theil des
                              Bernsteins ausmacht, wurde durchaus nicht angegriffen und ist schwammig geworden; um
                              dieselbe abzusondern, drückt man die Auflösung durch ein Stück feiner Seide oder
                              dichten Musselins, ehe man sie auf das Filtrirpapier gießt, weil man sonst einen
                              bedeutenden Verlust an verschluckter Flüssigkeit erleiden würde.
                           Es gibt mehrere Sorten von Bernstein, und man findet überdieß im Handel verschiedene
                              Substanzen welche dem Bernstein so ähnlich sind, daß selbst Kenner dadurch getäuscht
                              werden. Den besten Firniß liefert der Bernstein von zerbrochenen
                              Pfeifenrohr-Mundstücken. Die kleinen perlenförmigen Körner der Halsbänder
                              bestehen oft aus einem orientalischen Product welches viel weniger hart ist als der
                              Bernstein; dasselbe gibt daher einen Firniß worauf die Finger bleibende Eindrücke
                              hinterlassen.
                           Ein ganz gut bereiteter Bernsteinfirniß ist sehr durchsichtig und so flüssig, daß
                              eine sehr geringe Menge hinreichend ist um die Bilder auf Collodium zu überziehen;
                              kalt aufgetragen, trocknet augenblicklich und wird so starr, daß er kaum vom Glase zu unterscheiden ist.
                              (Cosmos, Revue encyclopédique, August 1854,
                              S. 121.)
                           
                        
                           Untersuchung französischer farbiger Siegellacke.
                           Bei Untersuchung französischer farbiger Siegellacke von ausgezeichneter Schönheit,
                              unter welchen sich namentlich das rein weiße und rosenrothe auszeichneten, ergab
                              sich, daß die färbende Substanz wesentlich aus basisch-salpetersaurem
                              Wismuthoxyd (Wismuthweiß, Magisterium bismuthi, Blanc
                                 d'Espagne) bestand, welchem in dem rosenrothen Siegellacke durch Carmin die
                              schöne Rosafarbe ertheilt war. Auch das Violett war durch ein vegetabilisches
                              Pigment in Verbindung mit Wismuthweiß gefärbt.
                           Es scheint, daß das Wismuth zu diesem Zweck durch kein anderes weißes Pigment
                              vollkommen ersetzt werden kann, da kein anderes in gleichem Grade deckend und
                              zugleich geeignet ist, das Substrat für die organischen Pigmente zu bilden, mit
                              welchen allein die zarten Farben einiger feinen farbigen Siegellacke erzeugt werden
                              können.
                           Kohlensaure Salze, wie Bleiweiß und Kreide, eignen sich zu diesem Zwecke gar nicht,
                              da sie beim Zusammenschmelzen mit dem gebleichten Siegellack aufschäumen, indem
                              wahrscheinlich das Harz sich mit der Basis verbindet und Kohlensäure ausgetrieben
                              wird.
                           In mehreren Recepten zur Bereitung farbiger Siegellacke findet man Talkerde als weiße
                              Farbe vorgeschrieben; besser würde sich wohl Zinkweiß eignen, um ein wohlfeileres,
                              wenn auch minder schönes Product zu liefern, als das mit Wismuthweiß hergestellte.
                              O. L. Erdmann. (Journal für praktische Chemie, 1854, Nr.
                              14.)
                           
                        
                           Ueber ein im Oriente gebräuchliches Mittel zum Schwarzfärben
                              der Haare; von X. Landerer.
                           In Konstantinopel finden sich einige Menschen, die sich nur mit der Bereitung einiger
                              Cosmetica abgeben, womit sie sich viel Geld verdienen. Besonders sind es einige
                              Armenier, welche dieses Geschäft gut verstehen und sich von denjenigen, die es
                              erlernen wollen, eine große Summe bezahlen lassen. Zu diesen Mitteln gehört eins,
                              welches zum Schwarzfärben der Haare dient und dessen Bereitung ich hier mittheilen
                              will.
                           Fein gepulverte Galläpfel werden mit etwas Oel zu einem Teige zusammengeknetet,
                              welchen man in einer eisernen Pfanne so lange röstet, bis keine Oeldämpfe mehr sich
                              entwickeln, worauf man ihn zerreibt und mit etwas Wasser zu einem Brei anrührt, den
                              man von neuem austrocknet. Zu gleicher Zeit wird ein Metallgemisch, das aus Aegypten
                              auf die Handelsplätze des Orients gebracht wird, und das Rastikopetra oder Rastik-Tuzi auf
                              Türkisch genannt wird, dazu verwendet. Dieses Metall, das einer Schlacke ähnlich
                              sieht, wird von einigen Armeniern absichtlich zusammengeschmolzen und besteht aus
                              Kupfer und Eisen. Dasselbe erhielt seinen Namen von dem Gebrauche zur Färbung der
                              Haare und besonders der Augenbraunen, denn Bastik heißt
                              Augenbraunen und Tusi Stein, also Augenbraunenstein. Das
                              feine Pulver dieses Metalls wird der feuchten Masse so innig als möglich beigemengt
                              und daraus ein Teig gebildet, den man an einem feuchten Orte aufbewahrt, wodurch
                              derselbe an schwärzender Kraft zunehmen soll. In einigen Fällen wird dieser Masse
                              auch ein Pulver aus wohlriechenden Substanzen, das man im Serail als Räuchermittel
                              gebraucht und Kursi, d.h. Wohlgeruch, nennt, und
                              worunter die Ambra als Hauptingredienz ist, beigemischt. Um sich nun die Haare zu
                              schwärzen, wird etwas davon in der Hand oder zwischen den Fingern zerrieben und
                              damit die Haare oder der Bart eingerieben. Nach einigen Tagen werden die Haare sehr
                              schön tiefschwarz, und es ist eine wahre Freude, solche prächtige schwarze Bärte zu
                              sehen, wie man sie im
                              Oriente bei den Türken und den Imans, d.h. den Geistlichen antrifft, die sich dieser
                              schwarzfärbenden Masse bedienen. Ein anderer und bedeutender Vortheil in dem
                              Gebrauche dieses Färbemittels besteht darin, daß die Haare weich und geschmeidig,
                              und im Falle sie einmal gefärbt sind, für lange Zeit gefärbt bleiben. Daß die
                              schwarzfärbende Eigenschaft dieses angeführten Gemisches größtentheils nur der
                              Pyrogallussäure, die sich in der Lösung findet, wenn man das Mittel mit Wasser
                              auskocht, zuzuschreiben ist, dürfte mit Gewißheit anzunehmen seyn. (Buchner's neues Repertor. für Pharmacie Bd. III S.
                              168.)
                           
                        
                           Anfertigung wasserdichter, aber luftdurchlassender Zeuge, nach
                              H. Bessemer.
                           Die gewöhnlichen wasserdichten Zeuge sind zur Kleidung, die anhaltend getragen wird,
                              deshalb wenig geeignet, weil sie auch für die Luft und für die Ausdünstung des
                              Körpers undurchdringlich sind. Bessemer ließ sich am 8
                              Junius 1853 eine Methode für England patentiren, welche darin besteht, statt das
                              fertige Gewebe mit einem das Wasser nicht durchlassenden Ueberzuge zu versehen, dieß
                              mit den Baumwoll- oder anderen Fäden vor dem
                                 Verweben vorzunehmen. Das aus solchen Fäden gebildete Gewebe ist für Luft
                              und für die Ausdünstung durchlässig, ohne doch dem Wasser den Durchgang erheblich zu
                              gestatten, da die Fäden selbst wegen des ihnen ertheilten Ueberzuges das Wasser
                              nicht einsaugen und die Zwischenräume zwischen ihnen sehr klein sind. Als Ueberzug
                              für die Fäden empfiehlt Vessemer eine nach Art eines
                              Lackfirnisses bereitete Lösung von Copal oder Anime und gekochtem Leinöl in
                              Terpenthinöl, die man in der Wärme mit etwa der Hälfte ihres Gewichts einer dicken
                              Lösung von Kautschuk in Terpenthinöl vermischt hat. Das Ueberziehen des Fadens mit
                              diesem oder einem anderen ähnlichen Firniß geschieht auf die Weise, daß man ihn
                              durch denselben hindurch, und dann durch einen Einschnitt in einem Stück Leder oder
                              Kautschuk passiren läßt, wobei der Uederschuß des Firnisses zurückbleibt. Nach dem
                              Ueberziehen wickelt sich der Faden auf eine Walze, auf welcher er in gelinder Wärme
                              getrocknet wird, worauf er verwebt werden kann. Da solche Fäden sehr glänzend sind,
                              so haben die daraus oder mit Hinzunahme nicht überzogener Fäden gebildeten Gewebe
                              auch ein hübsches Ansehen, (Repertory of
                                 Patent-Inventions, Januar 1854, durch polytechn. Centralblatt, 1854,
                              Lief. 13.)
                           
                        
                           Die Fabrication von Eiweißstoff (Albumin) aus Blut.
                           Nach einer Mittheilung des Hrn. Universitäts-Professors Dr. Scherer zu Würzburg, besteht die
                              Darstellung des Albumins in Paris einfach darin, daß das
                              Blut in unter den Schlachthäusern befindliche, gehörig ausgedämmte, Gruben
                              abgelassen und darin so lange aufbewahrt wird, bis der Blutkuchen sich abgeschieden
                              hat. Die überstehende, das Eiweiß im gelösten Zustande enthaltende Flüssigkeit wird
                              sodann abgezogen und zu jeder Jahreszeit an der freien
                                 Luft verdunsten gelassen. Das Product dieser Verdunstung ist zwar nicht
                              reines Albumin, aber als Bindemittel für Ultramarin und ähnliche Farbmaterialien
                              ausreichend.
                           Eine reinere, aber auch theurere Sorte wird übrigens in Paris auch aus dem Eierweiß
                              – durch Verdunsten – gewonnen. (Würzburger gemeinnützige
                              Wochenschrift, 1854, Nr. 35.)
                           
                        
                           
                           Ueber das Schönen des Weins; von Bronner.
                           Da das Schönen an manchen Orten noch mit so vielen
                              Umständlichkeiten und Zwecklosigkeiten verrichtet wird, und sogar viele
                              Kellerbesitzer und Küfermeister der bedeutendsten Kellereien die Sache nicht mit dem
                              gehörigen Vortheile zu behandeln wissen, so soll hier kurz die Manipulation
                              angegeben werden, wie man in der Champagne damit
                              verfährt.
                           Es wird nämlich die Hausenblase in Ringeln zuerst mit
                              einem Hammer geschlagen, daß sie sich losblättert, oder man nimmt Hausenblase in Blättern, thut sie in ein Gefäß und
                              übergießt sie mit Wein, so daß derselbe die Hausenblase ganz bedeckt. Nach Verlauf
                              von etwa 24 Stunden ist das Ganze zu einer dicken Gallerte aufgequollen, die ganz
                              durchscheinend ist. Nach Verlauf dieser Zeit knetet man mit einer Hand die ganze
                              Masse so durch, daß man keine zusammenhaltenden Theilchen mehr darin spürt. Während
                              dieser Arbeit setzt man allmählich so viel Wem zu, daß die Masse einen dünnflüssigen
                              Brei bildet; diesen läßt man wieder 24 Stunden stehen, während welcher Zeit er zu
                              einer festen Gallerte angeschwollen seyn wird. Hierauf knetet man die Masse unter
                              Zusatz von Wein abermals zu einer dünnflüssigen Consistenz, läßt sie wiederum 24
                              Stunden stehen, und verfährt damit noch einigemale so fort, bis die Masse sich nicht
                              mehr verdickt, d.h. bis sie nicht mehr wächst, wie man sich kunstgerecht ausdrückt.
                              Nimmt sie nicht mehr an Umfang und Consistenz zu, dann ist die Schönung fertig.
                              Zeigt sie noch einige unaufgelöste Punkte, so kann man sie durch ein Suppensieb
                              laufen lassen, wo die etwa unzertheilten Körper zurückbleiben, die sich leicht durch
                              Zusatz von etwas Wein zur gleichartigen Masse bringen lassen. Bei Anwendung zur
                              Schönung thut man die Schöne in einen Kübel oder besser in eine hohe Bütte, stößt
                              sie unter Zusatz von Wein mit einem Besen stark durch und verdünnt sie allmählich so
                              viel wie möglich. Sie wird dann in den Wein geschüttet, und dieser einige Minuten
                              stark durchgestoßen, wo dann nach 12 bis 24 Stunden der Wein hell seyn wird.
                           Die Schöne wird in der Champagne lediglich aus Hausenblase bereitet, und man rechnet
                              auf hundert der dort üblichen kleinen Fässer (ein solches kleines Faß hält 200
                              Liter) 1 Pfd. Hausenblase, insofern der Wein sich schön klar abzog; war dieß aber
                              nicht der Fall, so nimmt man auf das Fäßchen 1/2 Loth, was ungefähr das Doppelte des
                              Ersteren ist. (Aus des Verfassers: „Weinbau und Weinbereitung in der
                                 Champagne.“)
                           
                        
                           Ueber die Reaction der frischen Milch; von Prof. J. Schloßberger.
                           Die Ansicht, welche in letzter Zeit fast allgemein angenommen wurde, daß die frische normale Milch alkalisch reagire, erleidet
                              nach Schloßberger's neuen Versuchen sehr viel
                              Einschränkungen, ja sie behält nur für die menschliche Milch ihre völlige
                              Gültigkeit. Vielleicht ist die Mich der andern Fleischfresser eben so gut normal
                              sauer, als die des Menschen alkalisch.
                           Im Stuttgarter Gebärhaus wurden im Monat Mai und Juni 385 Proben Milch genommen,
                              unter denen keine einzige sauer und 45 neutral reagirten, alle andern alkalisch. In
                              der Klinik des Hrn. Prof. Breit wurden unter 272
                              Beobachtungen nur 2 mit leichter saurer Reaction gefunden.
                           Dagegen reagirten unter 94 Proben Milch der Kühe zu Hohenheim 44 sauer, unter 46
                              Proben Stutenmilch 19 sauer. Bei Schafen wurde eben so oft saure als neutrale oder
                              alkalische Milch, bei Hunden und Katzen immer nur saure
                              beobachtet.
                           Die Reactionen wurden mit besonderer Sorgfalt beobachtet, die Milch nur ganz frisch
                              unmittelbar aus dem Euter auf das Papier gespritzt oder in die eben gemolkene sofort
                              das Papier eingetaucht.
                           Der Einfluß des Futters der Pflanzenfresser zeigte keine Entscheidung für das
                              Vorwalten der einen oder andern Reaction. Denn
                           
                              
                              bei Kühen
                                 
                              a) Stallfütterung mit Heu, Spreu und Runkelrüben,
                                 war unter 20 Fällen die Milch 4 Mal schwach säuerlich, 1 Mal stark sauer:
                              b) Stallfütterung mit Topinambur und Futterroggen in
                                 39 Fällen 8 Mal schwach sauer;,
                              c) Stallfütterung mit grünem Futter (Klee) unter 35
                                 Fällen 16 Mal schwach und 16 Mal stark sauer;
                              
                           
                              bei Stuten (zur Zeit des
                                 Abfohlens)
                              a) Stallfütterung, Hafer, Heu (April), unter 9
                                 Fällen 1 Mal säuerlich;
                              b)        
                                 „                
                                 „
                                       „   (Mai),
                                 unter 11 Fällen keinmal säuerlich;
                              c) Theilweiser Weidegang, Abends Heu, unter 9 Fällen
                                 1 Mal sauer;
                              d) Voller Weidegang, ohne Heu, 6 Pfund Hafer
                                 täglich, unter 15 Fällen alle sauer;
                              
                           
                              bei Mutterschafen
                                 
                              a) Morgens im Pferch untersucht, volle Weide, alle
                                 Milch (8 Fälle) sauer;
                              b) 1–8 Tage nach dem Lammen, ausschließliche
                                 Stallfütterung, alle neutral oder nur zweifelhaft säuerlich;
                              c) 8–14 Tage nach dem Lammen,
                                 ausschließlicher Weidegang, Nachts im Stalle, unter 8 Fällen 2 sauer;
                              d) bei ausschließlicher Grünfütterung im Stalle alle sauer.
                                 (Annalen der Chemie und Pharmacie Bd. LXXXVII S. 317.)
                              
                           
                        
                           Braunheu.
                           Es ist eine bekannte Sache, daß man in der Schweiz, in Friesland, Holland, England
                              und einigen Thälern von Salzburg sogenanntes Braunheu bereitet, indem man das nicht
                              vollkommen getrocknete Gras entweder in großen Schobern fest eingetreten oder wohl
                              auch unter offenen Schoppen aufbewahrt. In neuerer Zeit hat man dieser
                              Heubereitungsmethode in England größere Aufmerksamkeit zugewendet, und es sind in
                              Folge dessen auch im kaiserl. Park zu Larenburg während der drei letzten Jahren
                              umfassende Versuche angestellt worden, welche so günstig für die Ernährungsfähigkeit
                              des Braunheus sprachen, daß die Braunheubereitung im verflossenen Jahre auch bei der
                              ganzen Heufechsung des k. k. Hofgestütes zu Kladrub in Böhmen, und theilweise auch
                              der k. k. Militärgestüte in Ungarn angewendet wurde. In Larenburg wurde das ganz
                              nach gewöhnlicher Weise behandelte Gras im halbgetrockneten Zustande in große, bei
                              500 Centner Heu fassende kegelförmige Schober fest eingetreten, und diese mit einem
                              Strohdache versehen. Das Wichtigste dabei bleibt, das Gras im günstigsten
                              Trockenheitsgrade einzufeimen, was nur durch Uebung erlernt wird. In diesen Kegeln
                              tritt eine sehr bedeutende Erwärmung ein, welche hei so großen Massen mehrere Monate
                              dauert: das Heu verwandelt sich in eine braune compacte Masse von angenehmem,
                              brodähnlichem Geruche, welche bei vielfältigen Versuchen, denen Referent selbst
                              beiwohnte, auch von solchen Pferden, denen es zum erstenmale und zwar gleichzeitig
                              mit grünem Heu vorgelegt wurde, diesem unbedingt vorgezogen wird, so zwar, daß
                              dieselben erst dann das grüne Heu fressen, wenn sie alles vorgelegte Braunheu schon
                              verzehrt haben, und grünes Heu, mit dem man das braune bedeckte, jedenfalls
                              wegschnuppern, um zu dem braunen zu gelangen. Die Kutscher des k. k. Hofmarstalls
                              sprechen sich sämmtlich günstig über das Braunheu aus, und gewiß werden die mit dem
                              Braunheu heuer und in den nächsten Jahren in den k. k. Gestüten vorzunehmenden
                              Fütterungsversuche bestimmte Resultate über die Ernährungsfähigkeit desselben im
                              Verhältnisse zum Grünheu liefern. (Allg. land- und forstw. Zeitg.)
                           
                        
                           
                           Das Quetschen des Habers für Pferde; von Professor Dr. Haubner in
                              Dresden.
                           Das Quetschen (Zerreißen) des Habers für Pferde ist seit etwa zwei Jahrzehnten in
                              Anwendung gekommen, zuerst in England, dann auch in Frankreich und Deutschland.
                              Ursprünglich geschah es nur für die Füllen, als man
                              erkannte, daß Größe und Stärke derselben im Habersacke stecke, und deßhalb eine
                              reichliche Haberfütterung schon in den ersten Lebenswochen und Monaten einführte, wo
                              das Gebiß noch ungenügend entwickelt erschien zum vollständigen Kauen des Habers.
                              Später wurde es auch für mehrjährige Füllen und ältere Pferde bei reiner Haberfütterung (Vollblutaufzucht) benutzt und
                              zuletzt ganz allgemein für alle Pferde und unter allen Verhältnissen empfohlen und angewendet.
                           Der Nutzen, der dem Haberquetschen beigelegt wird, soll
                              ein ökonomischer und ein diätetischer seyn. Es soll zunächst eine Futterersparung
                              erzielt werden, die nach den aus England und Frankreich uns zugekommenen Angaben im
                              großen Durchschnitt ein Viertheil der Haberration betragen soll, ja selbst bis zur
                              Hälfte bei alten Pferden gesetzt wird. Dann soll gequetschter Haber weit
                              gedeihlicher seyn. Er soll das sogenannte Ueberfressen und Verfüttern verhüten und
                              die daher stammenden Krankheitszustände, wie Unverdaulichkeit, Kolik, Verschlag.
                           Ein Zerkleinern des Habers kann jedoch weiter nichts erzielen, als Erleichterung und Sicherung des
                                 Kauens. Die Futterersparung, die sich herausstellen soll, kann keinen
                              andern Grund haben, als Verhütung des Abganges unverdauter
                                 Körner und hierdurch vollständige Ausnutzung. Der diätetische Nutzen
                              dagegen kann seinen Grund nur finden in der erleichterten Verdaulichkeit des Habers. Es handelt sich demnach wesentlich um
                              Feststellung der Verdaulichkeit des Habers und um die Größe des Abganges unverdauter
                              Körner.
                           1) Verdaulichkeit. Schon vor vielen Jahren hat Waldinger durch Versuche erwiesen, daß unter allen
                              Körnergattungen der Haber am leichtesten verdaulich ist und vollständig ausgenutzt
                              werden kann; ja, daß er selbst dann noch zu verdauen ist, wenn er unzerkleinert in
                              den Magen kommt. Es verbleiben im letzteren Falle nur leere Hülsen, während das
                              Verdauliche aus ihnen vollständig extrahirt wird.
                           Diese Versuche sind durch alle und jede Erfahrung bestätigt. Es hat sich erwiesen,
                              daß der Haber eben wegen seiner leichten Verdaulichkeit das beste und gedeihlichste
                              Nahrungsmittel für Pferde ist und niemals der Gesundheit schädliche Erfolge
                              herbeiführt, wenn anders das Thier eine normal bestellte Verdauung hat. Es ist damit
                              nicht behauptet, daß ein Pferd durchaus nicht an Haber sich soll überfressen können;
                              es kann es, aber es kann es auch an gequetschtem Haber.
                           Damit fällt eine Lobpreisung, der diätetische Nutzen; oder will man sie nicht fahren
                              lassen, dann reducirt sie sich wenigstens auf ein Minimum. Die Waldinger'schen Versuche und weitere Beobachtungen berechtigen aber auch
                              schon von vorn herein zu der Annahme, daß der ökonomische Nutzen kein sonderlich
                              großer seyn kann. Er wäre nur möglich bei Schwerverdaulichkeit des Habers und
                              gänzlicher Unverdaulichkeit im unzerkauten Zustande
                           2) Abgang unverdauter Körner. Alle unbefangenen
                              Beobachter, Thierärzte und Landwirthe sind dahin einverstanden, daß bei
                              Haberfütterung mit Häcksel, in üblicher Weise, d.h. zu
                              gleichen Raumtheilen, kein Abgang von unverdauten Körnern stattfindet, oder wenn er
                              sich ereignet, vollständig = 0 zu setzen ist. Es versteht sich von selbst, daß hier
                              immer nur von gesunden Pferden mit vollständigem Gebiß und normaler Verdauung die
                              Rede seyn kann.
                           Ich ließ bei zwei alten (circa 18- und 22jährigen)
                              Pferden, die zur Anatomie bestimmt waren, eine mehrtägige genaue Untersuchung der
                              Excremente vornehmen und das Resultat war, daß binnen 24 Stunden der Abgang an
                              unverdauten Haberkörnern circa 1/500 bis 1/1000 der
                              Tagesration betrug.
                           Andere Ergebnisse müssen sich allerdings herausstellen, wenn Haber ohne Häcksel gefüttert wird. Ein Theil des Habers wird
                              hier nicht genügend gekaut, noch eingespeichelt; er gelangt unzerkleinert in den
                              Magen, besonders bei gierigen Fressern. Dieses Haberquantum ist zwar nicht ganz
                              verloren, ein Theil wird ausgenutzt werden wie Waldinger's Versuche lehren; aber ein anderer Theil kann allerdings aus
                              dem Verdauungscanale
                              entweichen, ohne dem Verdauungsacte unterworfen zu werden. Hier wird das
                              Haberquetschen am Platze seyn; aber um seine Bedeutung zu schätzen, muß die Größe
                              des Haberabganges bekannt seyn.
                           Die Literatur. hat nur zwei hierher gehörige Versuche aufzuweisen.
                           Der eine Versuch wurde von einer Commission angestellt, welche im Auftrage des
                              französischen Kriegsministeriums den Werth des Haberquetschens zu prüfen hatte. Es
                              wurden bei einem 16jährigen und einem 6jährigem Pferde, während 3 Tagen, alle
                              unverdaut abgegangenen Haberkörner mit größter Sorgfalt aus den Excrementen
                              gesammelt. Das Resultat war: die Menge der abgegangenen Köner betrug bei dem alten
                              Pferde 1/69, bei dem jungen 1/46 der genossenen Haberration. Letzteres war ein sehr
                              gieriger Fresser und daher wohl die Verschiedenheit.
                           Den andern Versuch hat Leblanc angestellt. Er ermittelte
                              bei mehreren Pferden den Abgang an unverdauten Körnern auf 1/20 bis 1/22 der
                              Haberration; bei einem jedoch, welches zu schwerer Arbeit gebraucht wurde und das
                              geringste Quantum Rauhfutter (Langstroh) erhielt, betrug der Abgang 1/10.
                           Zur Vervollständigung stellte ich in der Dresdener
                              Thierarzneischule selbst Versuche an.
                           Der größte Haberabgang, den ich dabei fand, war bei einem
                              10jährigen Pferde, das ein gieriger Fresser und zugleich Kopper war (alles sehr
                              ungünstige Umstände). Er stellte sich dem Gewichte nach auf 1/36 der Haberration an
                              dem einen Tage; für die ganze Dauer des Versuchs betrug er aber nur 1/64. Aber das
                              1/36 wie ein 1/64 bedarf noch einer wesentlichen Ermäßigung. Es hatten nämlich viele
                              der ausgesammelten Körner einen Theil ihres Nährstoffes verloren, waren also mehr
                              Hülsen als Körner. Es enthielt bei vorgenommener Zählung ein Gewichtstheil
                              abgegangenen Habers ungefähr doppelt so viel Körner, als der Haber an sich enthielt.
                              Dabei ist zu bemerken, daß Alles, was nur reine Hülsen waren, gar nicht mit
                              eingesammelt wurde.
                           Betrachtet man die Excremente von Pferden mit reiner Haberfütterung nur so
                              oberflächlich und dann und wann einen Kothballen aufbrechend, so erscheint es, als
                              ob ein reichlicher, selbst sehr bedeutender Haberabgang stattgefunden habe. Sieht
                              man aber die vemeintlichen Körner näher an, so sind es nur leere Hülsen oder Hülsen
                              mit geringem Ueberbleibsel des Kernes. Sammelt man aber nun weiter die Excremente
                              eines ganzen Tages und durchsucht sie mit aller Sorgfalt, dann ergibt sich, daß
                              überhaupt der Körnerabgang gar nicht so bedeutend ist, als die Betrachtung einzelner
                              Kothballen vermuthen ließ.
                           Dem Habergange gegenüber sind aber nun die Kosten des
                                 Quetschens zu setzen. Es sind keine Veranschlagungen derselben weiter
                              bekannt geworden, als diejenige, die dem französischem Kriegsministerium eingereicht
                              wurde. Danach sollen die Kosten 1/20 betragen, wenn das Hektoliter Haber 6 Francs
                              kostet. Nach meiner und der Commission Ermittelungen wäre also beim Quetschen des
                              Habers noch ein pecuniärer Verlust, statt des vermeintlichen Gewinnes. Bei den: Leblanc'schen Versuche (1/20 bis 1/22 Abgang) würden
                              Kosten und Gewinn sich gleichstellen. Nur der eine Versuch, 1/10 Haberabgang, würde
                              einen eigentlichen Gewinn ergeben; aber dieser Versuch steht jedenfalls als eine
                              seltene Ausnahme da. Doch nimmt man ihn in Rechnung, so ergibt sich, nach Abzug der
                              Kosten, eine Ersparung von 1/20. Der Angabe nach sollen aber im Durchschnitt, nach
                              Abzug der Kosten, 1/5 erspart werden. Und ersteres ist nur der Fall – was man
                              wohl erwäge – bei reinem Haberfutter, während
                              letzteres überhaupt seyn soll.
                           Steht dieser erwähnte Versuch von Leblanc nur als Ausnahme
                              da, so kann der Effect des Haberquetschens, der allgemein beobachtet seyn soll und
                              sogar bei Häckselfutter, nicht in der Verhinderung des Abgangs unverdauter Körner
                              seinen Grund haben. Erkann nur in Veränderung des
                                 Nähreffectes liegen. Die erwähnte französische Commission sagt in ihrem
                              gutachtlichen Berichte: „Es scheine allerdings, wie behauptet worden, daß
                                 die Fütterung mit gerissenem Haber die Pferde wohlbeleibter mache, aber die
                                 Erfahrung habe auch erwiesen, daß diese Fütterung die Energie und Muskelkraft
                                 beeinträchtige und die Pferde unfähig würden zum activen Dienst.“
                              Danach wäre ein Erfolg eingetreten, wie man ihn bei Schrot- und Mehlfutter
                              wahrnehmen kann, wo das Einspeicheln und eine vermehrte Wasseraufnahme (extensive
                              Ernährung) im Organismus erzielt wird. Bekannt ist, daß nach allem derartigen Futter
                              die Pferde schnell wohlbeleibt werden, aber es fehlt ihnen an Kraft und Ausdauer. Die
                              Thiere ermüden bald, schwitzen leicht und das aufgeschwemmte Fleisch wird bei
                              schwerer Arbeit bald verloren. So mag es sich denn auch wohl beim gequetschten Haber
                              verhalten. Dafür spricht noch, daß von England aus bereits gegen jede zu weit
                              getriebene Verkleinerung gewarnt wird, weil man dann nur eine extensive Ernährung
                              erziele.
                           Nach allem diesem läßt sich ermessen, ob und wann das Haberquetschen am Platze ist.
                              Dasselbe ist zu empfehlen bei der Aufzucht, auch dann, wenn kein pecuniärer Gewinn
                              damit verbunden wäre, und bei alten Pferden mit schlechtem Gebiß. Bei diesen ist
                              aber nicht bloß Quetschen, sondern geradezu das Schroten zu empfehlen, denn bei
                              solchen Thieren pflegt auch die ganze Verdauung geschwächt zu seyn. Das Quetschen
                              wird sich dagegen nicht eignen, wenn man eine intensive Ernährung beabsichtigt, die
                              Pferde ein gutes Gebiß und Verdauung haben und Haber neben Häcksel verabreicht wird.
                              (Amts- und Anzeigebl. für die landw. Vereine in Sachsen.)
                           
                        
                           Verfahren zur Benutzung der erkrankten Kartoffeln für die
                              Haushaltungen.
                           Zum Conserviren der Kartoffeln, welche schon krank aus der Erde kamen und beim
                              Aufbewahren im Keller vollends verderben würden, ist den Landwirthen folgendes
                              Verfahren zu empfehlen. Dasselbe ist übrigens nicht neu, und besteht darin, die aus dem Boden genommenen Kartoffeln sogleich
                                 auszutrocknen.
                           Hierzu müssen die Kartoffeln zuerst mit vielem Wasser gewaschen werden, worauf man
                              sie mittelst eines Apparats, der bloß aus einem Kessel und einem Faß besteht, in
                              Dampf kocht.
                           Das Faß, oder auch eine Kufe, wird auf den Kessel gestellt und dient demselben als
                              Deckel; der Boden des Fasses ist mit etwa 20 Löchern von 9 Linien bis 1 Zoll Weite
                              durchbohrt, und trägt die Kartoffeln. Durch diese Löcher dringt der aus dem
                              kochenden Kessel entweichende Wasserdampf, und das Wasser welches bei dessen
                              Verdichtung entsteht, läuft wieder in den Kessel hinab. Ein einfacher hölzerner
                              Deckel wird auf den obern Rand des Fasses gelegt und mit einigen Steinen beschwert,
                              damit der Dampf nicht frei austreten kann, sondern ein schwacher Druck im Faß
                              entstehen muß. Um zu ermitteln, wie weit das Kochen der Kartoffeln vorgeschritten
                              ist, führt man ein langes hölzernes Stäbchen durch Löcher ein, welche zuvor in
                              verschiedenen Höhen in das Faß gebohrt worden sind, und die man außerdem mit
                              hölzernen Nägeln (Döbeln) verstopft hält. Beim Herausziehen dieser Nägel muß man
                              sich gegen Verletzung durch den ausströmenden Dampf sicher stellen.
                           Sogleich nach beendigtem Kochen werden die Kartoffeln ausgelesen und mit einer
                              Schaufel zerdrückt. Diesen Teig treibt man dann durch eine Fadennudelnmaschine, um
                              ihn besser zu zertheilen und die Berührungsflächen mit der Luft zu
                              vervielfältigen.
                           Die Vorrichtung welche man in den Haushaltungen zur Bereitung der Fadennudeln
                              anwendet, ist zu dieser Operation hinreichend; sie besteht in einem hölzernen
                              Cylinder, dessen Boden wie ein Schaumlöffel durchlöchert ist, und worin ein Kolben
                              mittelst eines Hebelarms bewegt wird.
                           Hierauf folgt das Austrocknen, welches eine besondere Sorgfalt erheischt, denn wenn
                              man die Kartoffeln nicht rasch trocknen würde, so gingen sie in Gährung über. Man
                              setzt den Teig zuerst der Sonne aus und bringt ihn dann in einen geheizten Ofen,
                              etwa von der Temperatur wobei man die Früchte zu trocknen pflegt.
                           Das Product muß in einem Kasten aufbewahrt werden, der sich an einem trocknen Ort
                              befindet; man kann damit alle Speisen darstellen, wozu man sonst durchgetriebene
                              Kartoffeln anwendet.
                           Der Vortheil dieses Verfahrens besteht darin, daß man einerseits das Verderben (die
                              Zersetzung) der Kartoffeln verhüten kann, und andererseits von den angegriffenen
                              Kartoffeln den ganzen gesunden Theil zu benutzen im Stande ist. (Moniteur industriel, 1854, Nr. 1885.)