| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 133, Jahrgang 1854, Nr. , S. 395 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Formel zur schnellen Berechnung der rohen Wasserkraft.
                           Ein Kunstwesensbeamter hat so unzähligemale die rohe Wasserkraft in Pferdekräften aus
                              der gegebenen Wassermenge per Secunde und dem Gefalle zu
                              berechnen, daß es sicher langweilig wird, hiebei stets die Q Kubikfuß Wasser mit 56,4 und mit H zu
                              multipliciren, und das Product durch 424 zu dividiren. Da nun zufällig 56,4/424 für
                              jeden praktischen Fall vollkommen hinreichend genau = 4/30 ist, (nämlich 56,4/424 =
                              0,13302 und 4/30 = 0,13333), so kann man ohne alles Bedenken die Anzahl Pferdekräfte
                              = 4/30 QH setzen, was nicht nur sehr leicht zu
                              merken, sondern auch im Kopfe zu berechnen ist, indem in der Regel Q und H einfache Zahlen
                              sind, und häufig eine oder die andere derselben durch 3 theilbar ist. z.B. Q = 3/2 Kubikfuß per
                              Secunde, H = 20', also
                           N = 4/30 . 3/2 . 20 = 4 Pferdekräfte.
                           (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen,
                              1854, Nr. 34.)
                           
                        
                           Versuche über die Festigkeit kupferner und eiserner Stehbolzen
                              an Locomotivkesseln; von W. Fairbairn.
                           Fairbairn's Versuche über die Festigkeit der
                              Locomotivkessel (deren Resultate im polytechn. Journal Bd. CXXXI S. 10 mitgetheilt wurden), sind
                              kürzlich in einer besonderen Broschüre erschienen. Der Abhandlung ist ein Anhang
                              über die Festigkeit von Stehbolzen beigegeben, welchem noch folgende Resultate
                              entnommen werden.
                           Versuch I. Eiserner Stehbolzen, 3/4 Zoll stark, in eine Kupferplatte von 3/8 Zoll
                              Dicke eingeschraubt. Bei 18,260 Pfd. oder 8,1 Tonnen Belastung wurde das Gewinde in
                              der Kupferplatte abgestreift, nachdem der Bolzen das Gewicht einige Secunden
                              getragen hatte.
                           Versuch II. Eiserner Stehbolzen, 3/4 Zoll stark, in eine Kupferplatte von 3/8 Zoll
                              eingeschraubt und vernietet. Bei 24,140 Pfd. oder 10,7 Tonnen Belastung wurde der
                              Nietkopf abgerissen und der Bolzen mit den Gewinden im Kupfer durch die Platte
                              durchgezogen.
                           Versuch III. Eiserner Stehbolzen, 3/4 Zoll stark, in eine Eisenplatte von 3/8 Zoll
                              Dicke eingeschraubt und vernietet. Bei 28,760. Pfd. oder 12,5 Tonnen Belastung riß
                              der Bolzen in der Mitte entzwei; Schraube und Platte blieben unverletzt.
                           Versuch IV. Kupferner Stehbolzen, 3/4 Zoll stark, in eine Kupferplatte von 3/8 Zoll
                              Dicke eingeschraubt und vernietet. Bei 11,540 Pfd. Belastung wurde der Rumpf des
                              Bolzens schwach ausgedehnt; bei 14,900 Pfd. wuchs diese Ausdehnung bedeutend. Der
                              Bruch erfolgte bei 16,265 Pfd. oder 7,2 Tonnen, nachdem der Bolzen dieses Gewicht
                              ungefähr 3 Minuten getragen hatte. Die Verlängerung, welche der ursprünglich 3 Zoll
                              lange Bolzen zuletzt angenommen hatte, betrug 0,56 Zoll.
                           Bei Vergleichung dieser Resultate ergibt sich, daß eiserne Platten und eiserne Bolzen
                              einen weit größeren Widerstand bieten, als die kupfernen. Doch ist es aus Rücksicht
                              auf die Leitungsfähigkeit und Dauerhaftigkeit nicht rathsam, die Wände der
                              Feuerbüchse aus Eisen herzustellen.
                           
                           Die Verhältnisse der verschiedenen Festigkeiten sind in der folgenden Tabelle
                              zusammengestellt.
                           
                              
                                 Nummer
                                    des    Versuchs.
                                 Bruchgewicht    in
                                    Tonnen
                                 Festigkeit p.
                                    Qdrtzoll.        
                                    in Tonnen.
                                 Verhältniß der Festigkeiten, Versuch III,
                                    eisernerBolzen und eiserne Platten = 1000 angenommen
                                 
                              
                                     
                                    III.
                                       12,5
                                           
                                    27,7
                                 1000 : 1000, Eisen und Eisen.
                                 
                              
                                       II.
                                       10,7
                                           
                                    23,6
                                 1000 : 856, Eisen u. Kupfer verschraubt u.
                                    vernietet.
                                 
                              
                                        I.
                                         8,1
                                           
                                    18,8
                                 1000 : 648, Eisen und Kupfer verschraubt.
                                 
                              
                                      IV.
                                         7,2
                                           
                                    16,1
                                 1000 : 576, Kupfern. Kupferverschraubt u.
                                    vernietet.
                                 
                              
                           (Aus dem Mechanics' Magazine durch das polytechn. Centralblatt, 1854, Lief.
                              14.)
                           
                        
                           Ueber die Gußstahl-Tyres und Eisenbahnwagenachsen des
                              Hrn. Friedrich Krupp zu Essen.
                           In der Monatsversammlung des österreichischen Ingenieurvereins am 2 Mai l. Js. machte
                              der k. k. technische Rath Hr. Engerth auf die besondere
                              Güte der von Hrn. Fried. Krupp zu Essen an der Ruhr
                              verfertigten Gußstahl-Tyres (Randbandagen aus
                              Gußstahl für Wagenräder) aufmerksam, bemerkend, die an ihrem Materiale aus
                              angestellten Versuchen hervorgehende Zähigkeit müsse bei der sonst so allgemein
                              anerkannten Sprödigkeit des Gußstahles sich Wohl vorzüglich auf die Art ihrer
                              Ausführung gründen; sie würden nämlich im Ganzen ohne
                                 Schweißstelle aus einem Barren angefertigt, der unter Dampfhämmern von 140 Ztr.
                                 Gewicht und 26 Fuß Hub durchgeschmiedet wird, wodurch dem Stahle diese
                                 Sehnigkeit gegeben werden mag. Jeder der Barren werde sodann nahe an seinen
                                 beiden Enden durchlocht, dem ganzen Abstande dieser beiden Oeffnungen nach in
                                 gerader Linie getheilt, hierauf ringförmig ausgeweitet, so um die stehenden
                                 Walzen eines Walzwerkes gelegt und zwischen diesen Walzen dem Ringe die
                                 vollendete Gestalt des Tyre gegeben. (Man sehe die betreffende
                              Patentbeschreibung im polytechn. Journal Bd. CXXX
                                 S. 404, wo aber im Texte statt der angegebenen
                              Figurenzahlen 8, 9 und 10 beziehungsweise 7, 8 und 9 stehen sollte)
                           Ein solcher Tyre von 28'' 9''' Durchmesser, 4'' 10''' Breite, am Spurkranze 2'' 4'''
                              entgegengesetzt 10 1/4''' Dicke und 154 Pfund Gewicht wurde zur Erprobung seiner
                              Elasticität und Festigkeit in verticaler Stellung unter einen Hebel gebracht und
                              nacheinander einem Drucke von 73, 106, 150 und 183 Ctrn. ausgesetzt, unter welchem
                              er beziehungsweise gar keine Form-Aenderung, sodann aber 2''', 2 3/4''', 3
                              1/2''' Verlängerung im horizontalen Durchmesser erlitt, nach aufgehobenem Drucke
                              aber jedesmal wieder seine ursprüngliche Rundung annahm.
                           Unter einer hydraulischen Presse von 800 bis 1000 Ctr. Druck in den aufeinander
                              folgenden Versuchen ergab sich im verticalen Durchmesser eine Verkürzung von 2''
                              1''', 3'' 1''', 3'' 9''' (wobei er nach aufgehobenem Drucke auf 7''' zurückgieng)
                              4'' 9''', 6'' 7''' (mit einem Zurückgehen auf 9 1/2'''). 7'' 2''', 8'' 7''' (mit
                              Zurückgang auf 11''' bleibende Biegung), wodurch der Tyre die einem Achterzeichen
                              ähnliche Gestalt annahm.
                           Ebenso leistete der Tyre den Schlägen eines Dampfhammers ausgesetzt vollkommenen
                              Wiederstand, ohne nur ein Rißchen als genommenen Schaden zu zeigen.
                           Unter ein Fallwerk mit 13 1/10 Ctr. schwerem kugelförmigen Fallklotz gebracht,
                              widerstand er einem Schlage von 36 Fuß Fallhöhe außer einer vergrößerten Einbiegung
                              auf 11'' 2''' vollkommen, brach aber bei einem Schlage aus 36 Fuß Fallhöhe innerhalb
                              eines gegen den
                              halben Umfang kleineren Bogens an drei Orten, und zeigte in den Bruchflächen sehr
                              gleichförmiges selbst sehniges Material.
                           Hr. Engerth lenkte die Aufmerksamkeit der Versammlung
                              zugleich auf die Güte der aus demselben Gußstahle des Hrn. Krupp in dessen Fabrik erzeugten Eisenbahnwagenachsen, nachdem diese Fabrik, dieser vorzüglichen Güte des
                              Erzeugnisses bewußt, sich verbindlich erklärt habe, für jede abgelieferte Achse, die
                              während der ersten 10 Jahre ihrer Verwendung bricht, einen Pönfall von 15,000
                              Thalern an den Schadentragenden zu erlegen. Durch solche Beweise schwinde daher das
                              alte Vorurtheil, nach welchem der Gußstahl als zu spröde gehalten wurde, um ihn für
                              Bestandstücke in Anwendung zu bringen, die nebst größeren Belastungen auch Stößen
                              ausgesetzt sind, wie es vorzüglich beim Maschinenbaue vorkömmt. (Zeitschrift des
                              österr. Ingenieurvereins, 1854, Nr. 11.)
                           
                        
                           Ueber angeblich aus Gußstahl bestehende Glocken.
                           Ein Artikel der „Preußischen Correspondenz“, welcher in
                              zahlreiche Blätter übergieng, macht auf die Fortschritte der Gußstahlfabrication in
                              Rheinland-Westphahlen aufmerksam, und erwähnt dabei insbesondere die Gußstahlglocken der Gußstahlfabrik von Mayer und Kühne bei Bochum. Die Güte und Brauchbarkeit dieser Glocken ist
                              anerkannt; zahlreiche Zeugnisse von Gemeindebehörden und Kirchenvorständen
                              bestätigen ihren reinen, kräftigen Thon, ihre große Schallweite und Haltbarkeit; die
                              Benennung „Gußstahlglocken“ ist aber eine Täuschung des
                              Publicums, welche nur den Zweck haben kann, dem Material derselben den Werth des in
                              der Fabrication so kostspieligen Gußstahls beizulegen, während solche Glocken nach
                              dem Zerbrechen nur als Roh- und Gußeisen an die Hütten verkäuflich sind.
                           Man braucht nur ein Stück von einer solchen Glocke abzuschlagen, um sich zu
                              überzeugen, daß ihr Material (wie auch dasjenige der in jenem Artikel erwähnten
                              Walzen) aus Roheisen besteht, dessen Verhalten es, kalt und warm behandelt, zeigt;
                              es ist ein so kohlehaltiges Eisen, daß es weit davon entfernt ist schmiedbar zu
                              seyn, sondern leichtflüssig und in Glockenform gießbar ist, während schmiedbarer
                              Gußstahl (Eisen mit dem erforderlichen Gehalt an Kohlenstoff im Tiegel geschmolzen)
                              sehr schwerflüssig und nur in compacten massiven Stücken gießbar ist. Ein aus
                              Tiegeln gegossenes Eisen ist noch kein Gußstahl; die wesentliche Eigenschaft,
                              wodurch sich der Stahl oder Gußstahl vom Roheisen unterscheidet, ist bekanntlich die
                              Dehnbarkeit im kalten und warmen Zustande, wenigstens die Schmiedbarkeit und
                              Härtefähigkeit. Wollte man Gußstahl gleich in Form einer Glocke gießen, so würde man
                              kein gesundes ganzes Stück bekommen; die Unmöglichkeit liegt in der Natur des
                              Gußstahls; kein Cylinder, kein Körper von abwechselnden Dimensionen kann aus
                              Gußstahl compact gegossen werden, nur in massiven einförmigen Blöcken gießt man ihn
                              compact und brauchbar, und das Fabricat ist erst dann verwendbar, wenn es durch Schmieden oder Walzen die
                              erforderliche innige Verbindung und Verdichtung erlangt hat.
                           Die Eisenhütten, welche Spiegeleisen oder weißes Roheisen darstellen, brauchen nur
                              die richtige Mitte zwischen Spiegeleisen und körnigem Roheisen zu treffen, um ein
                              gleiches Fabricat als die sogenannten Gußstahlglocken von Bochum unmittelbar aus dem
                              Hohofen zu gießen; manche arme Gemeinde würde dann in den Stand gesetzt sich Glocken
                              anzuschaffen, woran sie jetzt durch den hohen Preis der Bronze verhindert ist.
                           
                              E. D.
                              
                           
                        
                           Das Verbot des Dampfmaschinenrauchs in England
                           gab dem Landesgewerbeverein in Hessen Anlaß zur Nachfrage,
                              welche. Mittel man zur Erreichung des Zwecks anwende. Die HHrn. Gebrüder Sharp, Eigenthümer der großartigen
                              Maschinenbau-Anstalt „Atlas Works“ in Manchester,
                              versicherten hierauf auf das Bestimmteste – indem sie erklärten, daß man
                              ihren Namen als Autorität nennen möge – daß noch keine Erfindung gemacht
                              worden sey, wodurch gänzliche Rauchverbrennung ermöglicht werde, und daß insbesondere auch alle
                              Versuche, den Rauch mehrmals durch die Oefen zu führen und ihn auf diese Weise zu
                              zerstören, zu keinem befriedigenden, Wohl aber theilweise zu nutzlos kostspieligen
                              Resultaten geführt haben. Der einzige Weg, möglichst wenig
                                 Rauch bei Steinkohlenfeuerung zu erhalten, liege in der Sorgfalt des
                                 Heizers, welcher mit steter Aufmerksamkeit die eingelegten Kohlen in der
                              Gluthhitze erhalten müsse und deßhalb nie Massen auf
                              einmal in den Ofen werfen dürfe, indem hierdurch eine Zeitlang Rauch, statt Flamme,
                              erzeugt werde, welcher durch den Schonstein entweiche, während die wünschenswerthe
                              Hitze so lange unterbrochen bleibe, bis die frisch ausgeworfenen und im allzugroßen
                              Maaße angehäuften Kohlen wieder zu Gluth gekommen seyen. (Wir verweisen auf die
                              bezüglichen Verhandlungen der Londoner Civilingenieure S. 190 in diesem Bande des polytechn. Journals, ferner auf die
                              Bemerkungen des Hrn. Professor P. T. Meißner über
                              rauchverzehrende Apparate in Bd. CXXXII S. 23. Die Redact.)
                           
                        
                           Vorrichtung zur Verhütung des Verlusts an Lauge durch
                              Ueberkochen beim Bäuchen der Zeuge.
                           Um den Verlust an Lauge, in Folge des Ueberkochens der beim gewöhnlichen
                              Bleichverfahren gebräuchlichen Laugkufen zu verhüten, hat Hr. A. P. Coubrough (Director der Blanefield Bleichanstalt,
                              Strathblane, Stirlingshire) folgende einfache Vorrichtung mit bestem Erfolge
                              eingeführt. Auf dem Deckel der Laugkufe befindet sich ein senkrechtes Rohr, dessen
                              unteres Ende in der Kufe ausmündet; dieses Rohr hat über der Kufe eine beträchtliche
                              Höhe. Das obere Ende dieses Rohrs öffnet sich in eine besondere kleine Sammelkammer,
                              welche gänzlich geschlossen ist, in deren Decke jedoch eine Dampfauslaßröhre mündet.
                              Diese Dampfröhre, von kleinerem Durchmesser als das andere Rohr, reicht von der
                              Decke der erwähnten Kammer durch das Dach des Bleichhauses hinaus, so daß sie
                              großentheils der kalten Luft ausgesetzt ist; die Röhre kehrt dann wieder zurück, zu
                              einem zweiten kleinen Behälter hinab, der in kurzer Entfernung über dem Niveau des
                              Laugkufen-Deckels angebracht ist; und vom Boden dieses zweiten Behälters geht
                              ein kleines, mit einem Sperrventil versehenes Rohr in die Laugkufe zurück. Auf dem
                              Behälter ist auch ein Sicherheitsventil angebracht, damit keine Explosion entstehen
                              kann.
                           Wenn während der Laugoperation zufällig ein Ueberkochen stattfindet, so steigen Dampf
                              und Lauge, durch den innern Druck getrieben im Hauptrohr hinauf und gelangen in die
                              oberhalb desselben befindliche Sammelkammer, den ersten Behälter. Es kann daher von
                              der übergekochten Lauge nichts verloren gehen; denn wenn der Druck nachläßt, so
                              läuft die gestiegene Flüssigkeit durch das Hauptrohr wieder in die Kufe hinab. Der
                              Dampfstrom aber, eine Quantität Lauge mit sich reißend, tritt an der Decke der
                              Sammelkammer in die erwähnte Dampfröhre, welche größtentheils der freien Luft
                              ausgesetzt ist, daher er sich verdichtet, worauf durch den andern Schenkel dieser
                              Röhre die condensirte Flüssigkeit in den zweiten Behälter hinabläuft, der sich
                              unmittelbar über der Laugkufe befindet. So lange die Laugoperation vor sich geht,
                              hat dieser zweite Behälter keine Communication mit der Laugkufe. Entleert man aber
                              die Laugkufe, wobei der Druck aufhört, so öffnet sich das Sperrventil, die
                              condensirte Flüssigkeit läuft sogleich in die Laugkufe hinab, und man gewinnt
                              folglich alle vom Dampf mitgerissene Lauge wieder. (Practical
                                 Mechanic's Journal, August 1854, S. 114.)
                           
                        
                           Ueber verschiedene Anwendungen von Dr.
                              Stenhouse's Holzkohle-Respirator.
                           Auf Veranlassung von Dr.
                              Wilson überschickte Dr.
                              Stenhouse der Royal Scottish
                                 Society of Arts zwei Exemplare seines (S. 28 in diesem Bande des polytechn. Journals besprochenen)
                              Kohle-Respirators. Dieser Apparat legt sich genau an die unteren Theile des
                              Gesichts an, von dem Kinn bis so hoch über den Mund, daß er noch die Nasenlöcher mit
                              einschließt, während die Augen und der Vorderkopf frei bleiben; im Wesentlichen
                              besteht er aus zwei Blättern feinen Drahtgewebes, welche 1/8 bis 1/4 Zoll von
                              einander abstehen und so ein mit kleinen Stückchen von Holzkohle gefülltes Gehäuse
                              bilden. Der Rahmen (das Gestell) des Gehäuses ist von Kupferblech, aber die Ränder
                              sind von weichem Blei gefertigt und mit Sammet überzogen, so daß sie sich dicht an
                              das Gesicht anlegen. Es kann beim Gebrauch dieses Respirators folglich keine Luft in
                              die Lungen gelangen, ohne daß sie durch das Drahtgewebe zog und durch die Kohle
                              drang. Am Apparat ist eine mittelst einer Schraube oder eines Schieberventils
                              verschließbare Oeffnung angebracht, damit man die grobgepulverte Holzkohle
                              herausnehmen und wieder einfüllen kann. Er wird durch ein elastisches Band, welches
                              um den Hinterkopf herumgeht, festgehalten.
                           Dr.Wilson und mehrere seiner Schüler haben, mit einem
                              solchen Respirator versehen, ohne Nachtheil die Dämpfe von Aetzammoniak,
                              Schwefelwasserstoff, Schwefelammonium und Chlor eingeathmet, obgleich dieselben nur
                              schwach mit Luft verdünnt waren; wenn man nämlich die Kohle solche Gase, wie
                              Schwefelwasserstoff, zugleich mit Luft absorbiren läßt, so wird (nach Dr.
                              Stenhouse) durch den Sauerstoff dieser absorbirten und
                              verdichteten Luft das beigemischte Gas rasch oxydirt und zerstört. Da die in der
                              Luft suspendirten Miasmen durch oxydirende Agentien notorisch leicht zerstört und in
                              unschädliche Substanzen, nämlich Wasser, Kohlensäure und Stickstoff verwandelt
                              werden, so ist kaum zu bezweifeln, daß diese Miasmen bei Anwendung des Respirators
                              in der. Kohle oxydirt werden, daher nicht in das Blut gelangen und dasselbe
                              vergiften können.
                           Mehrere große chemische Fabriken in London versehen jetzt ihre Arbeiter mit dem
                              Respirator, um sie gegen nachtheilige Dämpfe zu schützen.
                           Man beabsichtigt auch die Arbeiter welche die großen Cloaken in London zu räumen
                              haben, mit Respiratoren zu versehen; das Einathmen von Schwefelwasserstoffgas etc.
                              hat schon vielen solchen Arbeitern das Leben gekostet.
                           In Districten wo, wie in der Campagna von Rom, das Marschfieber herrscht, dürfte man
                              hinreichend gesichert seyn, wenn man beim Reisen während der Nacht oder während des
                              Schlafens, selbst nur einige Stunden, den Respirator gebraucht.
                           Geistliche, Aerzte und Rechtsanwälte können sich beim Gebrauch des Respirators ohne
                              Gefahr mit Personen besprechen, welche mit ansteckenden Krankheiten behaftet
                              sind.
                           Man hat in der neuesten Zeit zur Anwendung im Kriege Bomben in Vorschlag gebracht,
                              welche beim Platzen weithin einen erstickenden oder giftigen Dampf verbreiten, und
                              als eine solche Flüssigkeit sollte namentlich das stärkste Ammoniak benutzt werden;
                              gegen dieses wird wohl der Kohle-Respirator die Soldaten schützen können; das
                              brittische Artilleriecollegium beabsichtigt in dieser Hinsicht demnächst Versuche
                              anstellen zu lassen. Civil Engineer's Journal, August
                              1854, S. 315.)
                           
                        
                           Bereitungsart des festen Zinnchlorids; von W. Grüne.
                           Die vielfache Anwendung welche das Chlorzinn in flüssiger und fester Form in der
                              Färberei und Druckerei findet, macht es gewiß vielfach wünschenswerth, die beste und
                              schnellste Bereitungsart desselben kennen zu lernen, und folgt deßhalb nachstehend
                              die Beschreibung der neuesten Methode, welche ein stets gleichmäßiges und für
                              Wollen-, Seiden- und Baumwollen-Färberei und Druckerei ganz
                              vorzügliches Product liefert, keiner Chlorentwicklungs- oder sonstiger
                              Apparate bedarf, und von Jedem leicht selbst durchzuführen ist.
                           Man bereitet sich zuförderst eine Zinnsalz-Lösung, indem man Salzsäure von
                              21° oder 22° Baumé mit Zinn sättigt, bis die davon entstandene
                              Lösung 58° zeigt. Am besten und schnellsten geschieht dieß in einem
                              verzinnten Kessel über freiem Feuer, oder durch Einhängen des die Salzsäure und Zinn
                              enthaltenden Topfes in kochendem Wasser.
                           
                           16 Quart1 Quart gleich dem Raum von 2 1/2 Pfund Wasser. salzsaurer Zinnlösung von 58° Baumé schüttet man in eine
                              Bleischale, gibt dazu
                           10 Quart Salzsäure,
                           12 Pfund Schwefelsäure von 66° B., erhitzt bis zum Kochen
                              und gibt nach und nach
                             8 Pfund Kali- oder 8 1/2 Pfund
                              Natronsalpeter hinein.
                           Gegen das Ende der Operation tritt eine Entwicklung von rothen salpetrigsauren
                              Dämpfen ein. Die auf diese Weise erhaltene Lösung zeigt nach dem Erkalten 65°
                              B. und kann gleich so verbraucht werden.
                           Das feste Chlorzinn erhält man durch Eindampfen der Lösung bis ein Tropfen derselben
                              auf Glas gebracht krystallisirt. In einem solchen Zustande schüttet man dieselbe in
                              Pfannen oder andere Gefäße zum Krystallisiren. Die ganze Masse wird bald durch und
                              durch hart.
                           Der chemische Hergang bei dem Proceß der Herstellung läßt sich sehr einfach erklären.
                              Der eine Theil der vorhandenen Schwefelsäure zersetzt den Salpeter, der andere Theil
                              bewirkt in Gegenwart von freier Salpeter- und Salzsäure eine Entwicklung von
                              Chlor aus der letzteren, dieses verbindet sich mit dem Zinnchlorür zu Chlorid.
                           Für die Wollenfärberei hat ein so bereitetes Chlorzinn den Vortheil, daß man mit
                              demselben wenig Weinstein oder Weinsteinpräparat anzuwenden braucht, da das in
                              demselben gebildete schwefelsaure Kali oder Natron die Stelle vertritt. (Deutsche
                              Musterzeitung, 1854, Nr. 4.)
                           
                        
                           Bereitung des chromsauren Natrons.
                           Da das chromsaure Natron bei niederer Temperatur in Verbindung mit Wasser
                              krystallisirt, so schien es von Interesse, das Verhalten zwischen Lösungen von
                              chromsaurem Kali und chromsaurem Natron in der Kälte zu untersuchen Es wurde deßhalb
                              eine Lösung von doppelt-chromsaurem Kali mit kohlensaurem Natron gesättigt
                              und die Lösung bei 0° verdunstet. Es bildeten sich schöne citrongelbe
                              Krystalle, die in kalter trockener Luft verwitterten und bei 20 – 21°
                              C. schmolzen. Sie enthielten keine Spur von Kali, sondern ergaben sich bei der
                              Analyse als reines chromsaures Natron, NaO, CrO3 + 10
                              HO, dem Glaubersalze entsprechend. S. W. Johnson. (Journal für praktische Chemie, 1854, Nr.
                              13.)
                           
                        
                           Metalllegirung für Meßinstrumente.
                           Die Commission zur Herstellung neuer englischer Standard-Yards hat als das geeignetste Metall hiefür eine Legirung vorgeschlagen
                              von 16 Theilen Kupfer, 2 1/2 Theilen Zinn und 1 Theil Zink, weil eine solche weniger
                              als andere Metalle einer Veränderung unterworfen sey, wie sie z.B. die Wärme oder
                              Kälte bei Eisen veranlaßt. Zu einem Gewicht-Standard ist ein Gewicht aus Platin vorgeschlagen; ein im J.
                              1828 aus diesem Metall gefertigtes ist unverändert geblieben, während eines aus
                              Messing schwerer geworden ist. (Bremer Handelsblatt, 1854, Nr. 140.)