| Titel: | Verbesserungen in dem Verfahren, koniplastische Abdrücke darzustellen; von Prof. G. Osann. | 
| Fundstelle: | Band 135, Jahrgang 1855, Nr. XIII., S. 41 | 
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                        XIII.
                        Verbesserungen in dem Verfahren, koniplastische
                           								Abdrücke darzustellen; von Prof. G. Osann.
                        Aus dem Journal für praktische Chemie, 1854, Nr.
                              								18.
                        Osann's Verbesserungen in dem Verfahren koniplastische Abdrücke
                           								darzustellen.
                        
                     
                        
                           In einer Abhandlung, welche im Jahrgang 1841 von Poggendorff's Annalen der Physik (polytechn. Journal Bd. LXXX S. 433)
                              									enthalten ist, habe ich ein Verfahren bekannt gemacht, durch Kompression von mit
                              									Wasserstoffgas reducirtem Kupfer auf Münzen und ähnliche Gegenstände, metallische
                              									Abdrücke zu erhalten. Da man auch mit anderen Metallen dergleichen Abdrücke erhalten
                              									kann, und diese hierbei in einem äußerst feinen pulverigen Zustande angewendet
                              									werden, so habe ich dieser technischen Kunst (von xονία
                              									Pulver) den Namen Koniplastik gegeben.
                           Bei einem Verfahren, welches nicht bloß den Zweck hat, einen empirischen Beweis zu
                              									liefern, sondern zugleich eine Arbeit, an welche Ansprüche der Kunst erhoben werden,
                              									ist es durchaus nothwendig, alle einzelnen Operationen mit der größten Sorgfalt
                              									auszuführen. Ich werde daher erst diese beschreiben und dann zu den neuen
                              									Verbesserungen des Verfahrens übergehen. – Das Material, womit man arbeitet,
                              									ist halbkohlensaures Kupferoxyd. Ich stellte mir dieß auf folgende Weise dar.
                              									Käuflicher Kupfervitriol wird in Wasser aufgelöst. Ein Viertel der Auflösung wird
                              									kochend mit kohlensaurem Natron gefällt und der erhaltene Niederschlag von
                              									halb-kohlensaurem Kupferoxyd ausgewaschen und getrocknet. Das Pulver wird in
                              									einen hessischen Tiegel gebracht und so stark erhitzt, bis es schwarz geworben ist,
                              									d.h. bis Kupferoxyd sich gebildet hat. Die übrige Flüssigkeit wird etwas mit
                              									Salpetersäure versetzt und gekocht, um das dabei befindliche Eisenoxydul zu oxydiren. Hierauf wird das
                              									erhaltene Kupferoxyd zur Flüssigkeit gethan und diese damit gekocht. Hierdurch
                              									werden die gewöhnlichen Beimischungen des Vitriols, namentlich Eisen und Zink, als
                              									Oxyde herausgefällt. Die Flüssigkeit zur Krystallisation gebracht gibt dann einen zu
                              									diesem Zwecke reinen Kupfervitriol. Dieser wird nun in Wasser aufgelöst und kochend
                              									mit kohlensaurem Natron gefällt. Der erhaltene Niederschlag von
                              									halb-kohlensaurem Kupferoxyd wird gehörig ausgewaschen und vollkommen
                              									getrocknet.
                           Das zur Reduction nöthige Wasserstoffgas wird durch Einwirkung von verdünnter
                              									Schwefelsäure auf Zink erhalten. Um es zu reinigen, wird es durch eine Auflösung von
                              									essigsaurem Bleioxyd und dann noch durch Kalkwasser geleitet. Man bringt nun in eine
                              									Glasröhre von etwa zwei Fuß Länge und 3/4 Zoll Weite halb-kohlensaures
                              									Kupferoxyd, so daß die Röhre ungefähr zur Hälfte damit erfüllt ist. Durch Schütteln
                              									gibt man ihm eine solche Lage, daß das Gas darüber hinwegstreichen kann. Die Röhre
                              									wird mit dem Gasapparat in horizontaler Richtung verbunden und Gas darüber geleitet.
                              									Nachdem dieß ungefähr 5 Minuten darüber hinweggegangen ist, stellt man eine einfache
                              									Weingeistlampe unter die Röhre an das Ende, woselbst das Wasserstoffgas eintritt.
                              									Durch die Hitze der Flamme wird theils die Kohlensäure ausgetrieben, theils das
                              									Kupferoxyd bis zu der Temperatur erhitzt, bei welcher es durch das Wasserstoffgas
                              									reducirt wird. Bei der Reduction erglüht das Kupferoxyd. Sowie dieser Moment
                              									eingetreten ist, schiebt man die Lampe weiter und reducirt so die gesammte Menge des
                              									in der Röhre befindlichen halb-kohlensauren Kupferoxyds. So wie die Reduction
                              									beendet ist, läßt man die Röhre erkalten. Das darin enthaltene metallische Kupfer,
                              									welches sich leicht vom Glas ablöst, wird dann in ein trockenes Glas gebracht und
                              									zum Gebrauche aufbewahrt. Zwei Mengen halb-kohlensauren Kupferoxyds, Welche
                              									sich nach der angegebenen Größe der Glasröhre bemessen lassen, sind hinreichend, um
                              									einen Kupferabdruck einer Münze von 1'' bis 1 1/2'' Durchmesser zu Stande zu
                              									bringen. Um den Abdruck zu bewerkstelligen, ist folgende Vorkehrung nöthig. Man läßt
                              									sich ein cylinderförmiges Holz von ungefähr 3'' Höhe und einem Durchmesser gleich
                              									dem der Münze anfertigen. Auf diesen werden einige Scheiben von Pappe gelegt, worauf
                              									dann die Münze gelegt wird. Das Ganze umgibt man mit einem Zinkblech und befestigt
                              									es mit zwei Drähten, so daß es eine Hülle bildet. Das Zinkblech muß noch über die
                              									Münze hinausragen. Man siebt nun das metallische Kupfer durch einen Flor. Das, was
                              									zuerst durchgegangen ist, ist das feinste. Es wird auf die Münze gebracht und darauf
                              									vertheilt. Hierauf wird das später durchgesiebte darauf gebracht. Auf das Pulver legt man einige
                              									Scheiben von Eisen- oder Zinkblech, und bringt nun die Vorrichtung unter eine
                              									Presse. Man preßt sie so stark zusammen, als es nur immer angeht. Nach der
                              									Zusammenpressung wartet man etwa eine Stunde und nimmt dann die Vorrichtung unter
                              									der Presse hervor. Bei dem Auseinandernehmen der einzelnen Theile findet man den
                              									Kupferabdruck mit ungemeiner Festigkeit an der Münze haftend. Es ist jetzt die
                              									Aufgabe, den Abdruck von der Münze zu trennen. Früher verfuhr ich hierbei auf
                              									mechanische Weise. Dieß hat jedoch den Nachtheil, daß leicht eine Verletzung
                              									eintritt, wodurch die Zeichnung leidet. Diesen Uebelstand habe ich jetzt auf
                              									folgende Weise gehoben. Man bringt ein Eisen- oder Kupferblech auf eine
                              									Vorrichtung, so daß es von unten mittelst einer Lampe erhitzt werden kann. Auf das
                              									Blech stellt man ein Schälchen mit Wasser und erhitzt so lange bis das Wasser zum
                              									Kochen kommt. Hierauf entfernt man Schälchen und Lampe und legt die Münze mit dem
                              									Abdrucke darauf. Es erwärmt sich jetzt die Münze und dehnt sich etwas aus, der
                              									Kupferabdruck hingegen zieht sich etwas zusammen. Durch diese Ungleichheit in der
                              									Ausdehnung trennt sich der Abdruck von der Münze und kann nun davon abgenommen
                              									werden. Die Abnahme geschieht, nachdem beides erkaltet ist.
                           Man bringt jetzt den Abdruck in eine Kapsel von Kupferblech, um ihn darin zu glühen.
                              									Diese Kapsel besteht aus zwei viereckigen Stücken von Kupferblech, deren Ränder nach
                              									oben gebogen sind. Sie müssen von einer solchen Größe seyn, daß man sie ineinander
                              									schieben kann. Die innere Fläche, auf welche der Abdruck mit der Zeichnung gelegt
                              									wird, muß erst blank gemacht worden seyn. Die Fugen der Kapsel werden von außen mit
                              									nassem Thon verstrichen. Früher hatte ich die Kapsel mit ihrem Inhalt ohne weiteres
                              									in die glühenden Kohlen gebracht. Dieß hatte öfters zur Folge, daß der Abdruck in
                              									derselben durch Senkung der Kohlen zum Rutschen kam, bevor er durchgebrannt war.
                              									Hierdurch löste sich leicht etwas von den Rändern des Abdruckes ab, und die Arbeit
                              									mißlang. Diesen Uebelstand kann man auf folgende Weise beseitigen. Man bringt in
                              									eine gewöhnliche Kohlenpfanne zu unterst glühende Kohlen, hierauf todte, und legt
                              									oben drauf in horizontaler Richtung die Kapsel. Die Erwärmung geschieht jetzt von
                              									unten und das Senken der Kapsel tritt nicht eher ein, als bis der Abdruck
                              									durchgeglüht ist. Ist er einmal durchgeglüht, so hat er eine solche Festigkeit
                              									erlangt, daß sich bei einer Bewegung derselben keine Theile mehr losreißen. Nachdem
                              									die Kapsel erkaltet ist, öffnet man sie und nimmt den Abdruck heraus. Er sieht
                              									ungleich aus, am Rande ist er gewöhnlich grau von einer dünnen Schicht Kupferoxyd,
                              									das sich gebildet hat, dann kommt nach innen eine concentrische Schicht, welche roth aussieht,
                              									und in der Mitte erscheint er gelb. Um diese Ungleichheit der Färbung zu beseitigen,
                              									legt man den Abdruck in ein Porzellanschälchen, gießt Wasser darauf, und fügt ein
                              									Stückchen Weinstein hinzu. Man bringt jetzt das Wasser durch eine untergestellte
                              									Lampe zum Kochen. Die freie Säure des Weinsteins löst die dünne Oxydschicht auf der
                              									Oberfläche des Kupferabdrucks auf und das Kupfer erhält die ihm eigenthümliche Farbe
                              									in gleichmäßiger Beschaffenheit.
                           Bei Ausführung dieses Verfahrens tritt ein in physikalischer Hinsicht ganz
                              									bemerkenswerther Umstand hervor. Der Abdruck zieht sich nämlich in der Hitze
                              									zusammen, ohne daß hierdurch die Zeichnung im geringsten leidet. Die Erscheinung des
                              									Zusammenziehens bei Körpern, deren Theile sich lose berühren, ist nicht neu und in
                              									der Chemie unter dem Namen des Zusammensinterns bekannt. Von dieser Eigenschaft ist
                              									sogar bei dem Thon eine Anwendung gemacht worden zur Construction des Wedgewood'schen Pyrometers. Wir besitzen bis jetzt jedoch
                              									noch keine physikalische Theorie derselben, und es fehlt auch noch an einer
                              									umfangreichen Zusammenstellung aller hierher gehörigen Thatsachen, welche durchaus
                              									nothwendig wäre, um Einsicht in diese Erscheinung zu erhalten. Wenn man das
                              									koniplastische Verfahren mit dem galvanoplastischen vergleicht, so stellen sich
                              									folgende Vortheile zu Gunsten des ersteren heraus:
                           1) Man kann in einem Tage recht gut zwei Abdrücke von 1'' bis 1 1/2'' Durchmesser
                              									anfertigen, während bei dem galvanoplastischen 4 bis 5 Tage nöthig sind, um einen
                              									Abdruck von solcher Dicke zu erhalten, daß man ihn von der Münze bequem abnehmen
                              									kann.
                           2) Man kann die Abdrücke beliebig dick machen. Hierzu ist bei dem galvanoplastischen
                              									Verfahren ein beträchtlicher Zeitaufwand nöthig.
                           3) Die Abdrücke sind schärfer als das Original, was daher kommt daß sie sich während
                              									des Brennens zusammenziehen, ohne daß die Zeichnung dabei leidet.
                           4) Man kann Münzen vollkommen nachahmen; das reducirte Kupfer wird zwischen zwei
                              									vertiefte Abdrücke gebracht und zusammengepreßt. Man erhält dann einen Abdruck mit
                              									zwei erhabenen Seiten.