| Titel: | Die Newark-Zinkwerke in der nordamerikanischen Provinz Jersey. (Anwendung des Rothzinkerzes und Franklinits zur Zinkweiß-Fabrication.) | 
| Fundstelle: | Band 135, Jahrgang 1855, Nr. XXXI., S. 134 | 
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                        XXXI.
                        Die Newark-Zinkwerke in der
                           								nordamerikanischen Provinz Jersey. (Anwendung des Rothzinkerzes und Franklinits zur
                           								Zinkweiß-Fabrication.)
                        Aus dem Civil Engineer and
                                 									Architect's Journal, Decbr. 1854, S. 462.
                        Ueber die Newark-Zinkwerke in der nordamerikanischen Provinz
                           								Jersey.
                        
                     
                        
                           Zink ist ein weit sparsamer über die Erdoberfläche verbreitetes Metall als die
                              									übrigen, allgemein angewendeten. In Europa haben Oberschlesien,
                              									Russisch-Polen, Westphalen und Rheinland, so wie Belgien die Hauptproduction,
                              									und es wird von da aus auch der amerikanische Markt versorgt, obgleich neuere
                              									Untersuchungen herausgestellt haben, daß in einem der östlichen Staaten dieses
                              									großen Landes ungeheure Zinkerz-Lagerstätten vorhanden sind. Auf der Londoner
                              									Ausstellung im Jahre 1851 befand sich ein schönes Stück von dem amerikanischen Erz
                              									in einer Masse von etwa 16,000 Pfd. Gewicht, nebst mehreren daraus erzeugten
                              									Producten. Diese Erzmasse erregte in hohem Grade die Aufmerksamkeit der Mineralogen,
                              									nicht allein als ein sehr schönes Exemplar, sondern auch wegen des sie begleitenden
                              										„Franklinits.“ Das Erz und die Fabricate waren von der
                              									New-Jersey-Bergwerks-Compagnie eingesendet, welche übrigens
                              									damals noch keine genügenden Erfolge bei ihren Fabrikpreisen gehabt hatte. Seitdem wurde die
                              									Compagnie neu organisirt und an der Spitze derselben steht jetzt Hr. C. E. Detmold, ein wissenschaftlich gebildeter Ingenieur,
                              									welcher den Bergbau wieder in guten Betrieb gebracht und in Newark zur Zugutemachung
                              									des Erzes bedeutende Hütten und Fabriken angelegt hat. Prof. Wilson besuchte die Zinkbergwerke im Anfang des Sommers 1854 und später,
                              									in Begleitung des Hrn. Detmold, die Anlagen in Newark,
                              									welche er wie folgt, beschreibt.
                           Das Erz, Rothzinkerz,Rothzinkerz ist Zinkoxyd, durch kleine Antheile von Manganoxyd und Eisenoxyd
                                    											gefärbt. wird in der Susser-Landschaft im Staate New-Jersey, etwa 50
                              									englische Meilen von New-York, auf einem regelmäßigen Lager oder Lagergang
                              									von 9 Fuß Mächtigkeit gewonnen. Unmitelbar im Liegenden befindet sich ein 12 Fuß
                              									mächtiges Lager von Franklinit, der in kleinen Krystallen in einem Teige von
                              									Rothzinkerz, fast zu gleichen Theilen vorkommt. Dieses Lager hat ein regelmäßiges
                              									Fallen von 80'' und liegt unmittelbar auf Gneis und sein Hangendes besteht aus einem
                              									mehr oder weniger mächtigen Lager von sehr krystallinischem Kalkstein. Die
                              									Bergbaukosten sind verhältnißmäßig wohlfeil, indem die ziemlich hoch vorkommenden
                              									Erze nur 2 Dollars per Tonne kosten, die Transportkosten
                              									nach Newark aber, theils zu Lande, theils zu Wasser, 4 1/2 Doll. betragen, die Tonne
                              									Erz auf den Werken also 6 1/2 Doll. kostet. Dort beginnt die Fabrication, bis jetzt
                              									nur auf einen Artikel, das Zinkweiß, beschränkt, welches bereits häufig statt des
                              									Bleiweißes angewendet wird. Obgleich bedeutende Mengen metallisches Zink in die
                              									Vereinigten Staaten eingeführt werden, so ist doch noch kein Versuch gemacht worden,
                              									die erwähnten Erze zu diesem Zweck zu reduciren. Das die kleinen
                              									Franklinit-Krystalle enthaltende Rothzinkerz bildet pulverisirt und mit Oel
                              									angerieben, eine dunkelbraune Farbe, nach welcher in der letztern Zeit bedeutende
                              									Nachfrage war, da sie einen wohlfeilen und sehr zweckmäßigen Anstrich für Eisen
                              										bildet.Der Franklinit, welcher bisher nur bei Sparta und Franklin in
                                    											New-Jersey, und nie ohne Begleitung des Rothzinkerzes angetroffen
                                    											wurde, besteht nach Abich's Analyse aus 68,88
                                    											Eisenoxyd, 18,17 Manganoxyd, 10,81 Zinkoxyd, 0,40 Kieselerde. 0,73 Thonerde,
                                    											nebst Spuren von Talkerde und Cadmium. – Die Krystallformen, in denen
                                    											der Franklinit am häufigsten angetroffen wird, sind das Oktaëder,
                                    											Rhombendodekaeder, Triakisoktaëder und Leucitoëder. Meist
                                    											kommt derselbe derb, in Körnern eingesprengt, vor. Härte: etwa die des
                                    											Feldspaths. Farbe: eisenschwarz. Strich: röthlichbraun. Glanz: unvollkommen
                                    											metallisch. Undurchsichtig und magnetisch. Spec. Gew.: 5,0–5,1. A. d.
                                    											Red.
                           Die Darstellung des Zinkweißes aus dem Rothzinkerz wird auf folgende Weise
                              									bewerkstelligt: Zuvörderst wird das Erz unter einem Pochwerke zerpocht und gelangt dann zu
                              									zwei Paaren gußeiserner Walzen, durch die es bis zur Feinheit des großen Sandes
                              									zerquetscht wird. Dann wird es ungefähr mit einem Drittel feines Gewichts
                              									durchgesiebter Staubkohlen von den Rhode-Island Steinkohlenwerken vermengt,
                              									worauf es für den Ofen vorbereitet ist. Die Oefen haben die Form einer langen
                              									Muffel; sie haben einen Rost an dem einen Ende, auf welchem ein Feuer von Anthracit
                              									unterhalten wird und an dem entgegengesetzten Ende eine Oeffnung mit einer eisernen
                              									Thür, welche verschlossen gehalten wird, außer wenn man den Ofen chargirt, und die
                              									Chargen umrührt. Jede Charge besteht aus 800 bis 900 Pfd. des Gemenges, und zu deren
                              									Verarbeitung sind etwa acht Stunden erforderlich, so daß also in 24 Stunden drei
                              									Chargen gemacht werden. Der Betrieb dauert Tag und Nacht und wird auch Sonntags
                              									nicht unterbrochen. Feuerthüren und Aschenkasten werden verschlossen gehalten, und
                              									durch ein Ventilatorgebläse gelangt eine große Luftmenge in den Aschenkasten und
                              									unter den Rost. Ein kleiner Theil der Flamme zieht durch die Muffel, auf deren Sohle
                              									die Charge (Erz und Kohle) liegt, der übrige Theil wird durch die Canäle geführt,
                              									welche möglichst viel von dem Aeußern der Muffel einnehmen, die aus feuerfesten
                              									Ziegelsteinen construirt ist. Der Ofen wird in einer lebhaften Kirschrothhitze
                              									erhalten. Etwa zwei Stunden nach dem Eintragen der Charge beginnt dieselbe
                              									Zinkoxyd-Dämpfe zu entwickeln, welche vier bis fünf Stunden lang stufenweise
                              									zunehmen, während welcher Periode ein Arbeiter das Gemenge zuweilen mit langen
                              									eisernen Rechen durchrührt. In etwa acht Stunden oder früher noch, wenn das Erz fein
                              									zerquetscht war, hören die Zinkdämpfe auf, die Charge wird dann aus der Muffel
                              									herausgezogen und eine neue hineingetragen, welche vorher auf dem Ofengewölbe
                              									getrocknet worden ist. Die Oefen liegen in Reihen von zwölfen aneinander. Die
                              									Muffeln stehen mittelst senkrechter gußeiserner Röhren von 18 Zoll Durchmesser mit
                              									einer großen horizontalen Hauptröhre von 3 Fuß Durchmesser in Verbindung. An der
                              									Verbindungsstelle zwischen diesen senkrechten Röhren und den Muffeln ist eine
                              									Oeffnung gelassen, durch welche heiße Luft einströmt, die den Zweck hat, die
                              									Zinkdämpfe, welche die Muffel verlassen, vollständiger zu oxydiren.
                           Am Ende der horizontalen Hauptröhre ist ein kräftiges Ventilatorgebläse in einem sehr
                              									schnellen Betriebe; feine Wirkung ist eine doppelte, indem es die Dämpfe aus dem
                              									Ofen zieht, und sie in der Röhre nach einem andern Theil des Gebäudes treibt,
                              									welcher das Catching-house (Auffang-Haus)
                              									genannt wird. In demselben sind ungeheure Säcke von baumwollenem Zeuge horizontal in
                              									Reihen aufgehängt und an ihnen sind viele engere Säcke senkrecht angebracht, deren
                              									offene Enden nach dem Boden gehen. Die großen Säcke sind ungefähr 5 Fuß weit und 150 Fuß lang, während
                              									die kleinern nur 18 bis 24 Zoll im Durchmesser haben. Das Zinkoxyd und die es
                              									begleitenden Gase werden in den, aus starkem Kesselblech angefertigten Röhren
                              									hinreichend abgekühlt, daß sie die baumwollenen Säcke nicht mehr entzünden können,
                              									durch deren Maschen die Gase schnell entweichen, während das Oxyd zurückbleibt. Die
                              									Säcke werden alle zwei Stunden ausgeschüttelt, wobei das darin gesammelte und ihren
                              									Seiten anhaftende Oxyd auf den Boden niederfällt; dasselbe wird dann in andere Säcke
                              									gefüllt und in großen Kästen aufbewahrt.
                           Es wird entweder trocken, in Fässern, welche 200 Pfd. enthalten, oder mit Leinöl zu
                              									Farbe angerieben, in den Handel gebracht. Obgleich das Zinkoxyd im trocknen Zustande
                              									vollkommen weiß ist, so zeigt es doch häufig im Gemisch mit Leinöl und im Licht,
                              									eine grünliche Farbe. Dieß rührt wahrscheinlich daher, daß die Oxydation
                              									unvollkommen war, und daß ein kleiner Theil von Suboxyd hinreicht, um diese
                              									nachtheilige Färbung hervorzubringen.Diese Färbung des Leinöls wird offenbar durch eine Spur von Cadmiumsuboxyd
                                    											veranlaßt. A. d. Red. Hr. Detmold glaubte diesem Umstand dadurch
                              									abhelfen zu können, daß man das Oxyd auf eine gelinde Rothglühhitze bringt und dann
                              									zur vollständigen Oxydation einen Luftstrom darüber leitet; es ist ihm auch auf
                              									diese Weise die Darstellung der schönsten weißen Farbe (im trocknen Zustande?)
                              									vollkommen gelungen. Es können jetzt in dem Werke wöchentlich etwa 50 Tonnen Oxyd
                              									dargestellt werden.
                           Der Rückstand, welcher hauptsächlich aus Eisen-, Mangan- und Zinkoxyd
                              									besteht, die von dem theilweise zersetzten Franklinit herrühren, wurde von Hrn. Detmold mit sehr gutem Erfolg auf das trefflichste
                              									Roheisen zu Gute gemacht. Dasselbe hat die größte Aehnlichkeit mit dem sogenannten
                              									Spiegeleisen, welches aus den Spatheisensteinen des Siegener Landes erblasen wird.
                              									Es hat große und glänzende Flächen oder Blätter, ist zuweilen schön krystallisirt
                              									und so hart, daß es leicht Glas schneidet. Es enthält volle 5 Procent Kohle und fast
                              									ebenso viel Mangan, und es wird daraus ein eben so treffliches Stabeisen, als
                              									vorzüglicher Stahl dargestellt.
                           Auf dieselbe Weise wie die Rückstände von der Zinkweiß-Fabrication, wird auch
                              									der Franklinit reducirt, welcher bis jetzt für sich allein fast gar nicht verwerthet
                              									wurde.