| Titel: | Ueber die Mittel zur Vermeidung des Rauchs bei den Dampfkessel-Oefen; von Hrn. W. Woodcock. | 
| Fundstelle: | Band 135, Jahrgang 1855, Nr. XXXVI., S. 162 | 
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                        XXXVI.
                        Ueber die Mittel zur Vermeidung des Rauchs bei
                           								den Dampfkessel-Oefen; von Hrn. W. Woodcock.
                        Vortrag desselben in der Versammlung der
                              								Civilingenieure zu London am 14. Nov. 1854.
                        Aus dem London Journal of
                                 									arts, Decbr. 1854, S. 446.
                        Woodcock, über die Mittel zur Vermeidung des Rauchs bei den
                           								Dampfkessel-Oefen.
                        
                     
                        
                           Der Verf. begann mit der Erklärung der Natur des Rauchs in den
                              									Dampfkessel-Oefen, der Ursache seiner Bildung, feinen gasförmigen
                              									Bestandtheilen und der Temperatur wobei sie sich entzünden; dann beschrieb er eine
                              									Methode, wodurch die Entwickelung von undurchsichtigem Rauch mittelst einfacher,
                              									aber offenbar wirksamer Mittel verhindert wird.
                           Die Bildung des Rauches, oder der sichtbaren Kohle, wird nur durch die
                              									Unzulänglichkeit der in den Ofen gelangenden Sauerstoffmenge veranlaßt, da bei der
                              									Hitze in dem Ofen die verschiedenen Gase sich schneller entwickeln, als ihre
                              									Verbrennung von der, in derselben Zeit durch den Rost bringenden Luft- oder
                              									Sauerstoffmenge bewirkt werden kann. Das Uebel wird durch die Wärme der Luft
                              									wesentlich vergrößert, denn dieselbe, sowie sie durch den Aschenfall in den Rost
                              									gelangt, liefert eine Temperatur von 200 bis 300° Fahr. (75 bis 108°
                              									R.), und da dasselbe Volum Luft bei dieser Wärme ungefähr ein Drittel weniger
                              									Sauerstoff enthält als bei der gewöhnlichen Temperatur der Atmosphäre, so muß auch
                              									die Verbrennung des Brennmaterials, welche sie bewerkstelligen soll, um ein Drittel
                              									weniger vollkommen seyn.
                           Die einfachsten Mittel zur Verhinderung der Rauchbildung bestehen in der Zuführung
                              									einer großen Menge Sauerstoffs im verdichteten Zustande, in Form von kalter Luft, zu
                              									dem Brennmaterial auf dem Rost, und in der weitern Zuführung hinreichenden
                              									Sauerstoffs zu den erhitzten Gasen behufs ihrer vollständigen Verbrennung, während
                              									sie mit dem Kessel in
                              									Berührung sind; diese letztere Luft muß von solcher Temperatur eingeführt werden,
                              									daß die Gase, welche sich entwickeln, nach und nach entzündet werden. Wenn auf diese
                              									Weise die anfängliche Verbrennung eine möglichst vollkommene ist, so wird die Menge
                              									des entwickelten Rauchs erfahrungsgemäß auf ein Minimum vermindert und den Gipfel
                              									der Esse erreicht kaum eine Spur desselben. Der Apparat, mittelst dessen dieser
                              									wünschenswerthe Zweck vom Verf. erreicht wurde, besteht aus zwei Theilen, von denen
                              									jeder ein sehr einfacher Zusatz zu dem gewöhnlichen Kesselofen ist. Der erste von
                              									diesen Apparaten besteht in einer doppelten Reihe dünner Eisenstäbe, welche
                              									horizontal und ihrer Länge nach parallel mit einander liegen und zwar unmittelbar
                              									unter dem Rost, in dem Aschenfall. Jede Reihe von Stäben ist wie ein
                              									Jalousie-Gitter angeordnet; die Stäbe haben nämlich eine Neigung von
                              									45° zum Horizont in ihrer Breitenrichtung. Die Stäbe der beiden Reihen sind
                              									so in entgegengesetzter Richtung geneigt und liegen so eng aneinander, daß zwischen
                              									deren anliegenden Paaren gar kein Zwischenraum stattfindet, aber weit genug
                              									auseinander, daß alle Cinders frei hindurchfallen können und daß auch die Luft frei
                              									aufwärts zu dem Feuer gelangen kann. Die Stäbe haben dieselbe Länge wie der Rost.
                              									Man begreift, daß die Wirkung dieses Schirms darin bestehen muß, den Aschenfall
                              									gänzlich von der Hitze zu trennen, welche der Rost direct gegen unten ausstrahlt, so
                              									daß durch Reflexion kaum etwas von derselben hindurchgehen kann. In der That könnte
                              									nicht ein Wärmestrahl den Aschen fall von dem Ofen aus erreichen, ohne vier
                              									Reflexionen von rauhen eisernen Flächen zu erleiden, welche von dem Strahl für
                              									dessen weitere Verbreitung nichts mehr übrig lassen würden. Auf diese Weise wird
                              									eine bedeutende Wärmemenge, die bisher von dem Ofen in den Aschenfall ausstrahlte,
                              									von da reflectirt wurde und so verloren ging, für den Kessel erhalten. Der
                              									Aschenkasten wird von den durchfallenden Cinders nur wenig erwärmt; auch kann diese
                              									Wärmequelle dadurch beliebig vermindert werden, daß man den Aschenfall oft ausräumt.
                              									Eine andere Folge ist die, daß die Luft, da sie von unten durch den Rost strömt, in
                              									dem Aschenfall nicht erwärmt wird, also kalt und nicht – wie es bei der
                              									gewöhnlichen Einrichtung der Fall ist – in verdünntem Zustande zu dem Feuer
                              									gelangt. Durch die niedrige Temperatur der einströmenden Luft wird auch das
                              									Verbrennen der Roststäbe großentheils verhindert und in Folge ihrer fast
                              									unveränderten Dichtigkeit bewirkt sie eine stärkere und schnellere Verbrennung des
                              									Brennmaterials, nachdem sie durch den Rost gedrungen ist.
                           Ein anderer Theil der Vorrichtung ist speciell der Rauchverbrennungs-Apparat.
                              									Er besteht in einer Reihe von an beiden Enden offenen Röhren, welche von vorn nach hinten
                              									horizontal durch den Ofen gehen und in der Mauer des Vordertheils der Brücke
                              									endigen; diese Röhren sind mit Ventilen zur Regulirung der in sie einziehenden Luft
                              									versehen. Die Feuerbrücke ist aber von der eines gewöhnlichen Ofens verschieden; sie
                              									ist hohl und in zwei Theile getheilt, von denen der breitere unten aufsteht, während
                              									der schmälere mit dem Kessel in Berührung ist. Zwischen denselben strömen alle
                              									Verbrennungsproducte des Ofens durch. Beide Theile stehen durch Canäle an den Seiten
                              									mit einander in Verbindung, und bilden so zusammen eine ringförmige Kammer. Die oben
                              									erwähnten Röhren treten in die vordere Mauer dieser Kammer und stellen folglich eine
                              									Verbindung zwischen ihrem Innern und der äußern Luft her. Die hintere Mauer oder
                              									Platte, sowohl am obern Ende als am untern Theil dieser Kammer oder Brücke, ist
                              									nämlich mit vielen Löchern versehen, die von dem Innern der Brücke nach dem Raum
                              									jenseits derselben sich öffnen und eine directe Verbindung zwischen der äußern Luft
                              									und der Esse herstellen. Jenseits der ersten Brücke befindet sich eine zweite
                              									massive Brücke, die von der obern Seite des Canals niedergeht; indem dieselbe den
                              									directen Canal an ihrem Platze unterbricht, verzögert sie den Abfluß des Rauchs und
                              									der Gase und veranlaßt deren vollkommene Vermischung innerhalb des Raumes zwischen
                              									den Brücken,
                           Das Resultat dieser Einrichtung ist, daß ein Strom von stark erhitzter Luft durch die
                              									Röhren in den Ofen dringt, an der Brücke durch die Löcher in deren hinterer Wand
                              									entweicht, dann sich mit den Ofengasen, welche den Rauch suspendirt enthalten,
                              									vermischt und so den Rauch in Flamme verwandelt.
                           Durch Einführung dieses Apparates auf den Dampfschiffen würde die hohe Temperatur in
                              									der Heizkammer und in dem Kesselraum vermieden werden, und die Dampfschiffe wären
                              									nicht mehr, wie es jetzt der Fall ist, durch die Rauchwolken, welche sie ausgeben,
                              									aus weiter Ferne sichtbar. Würde man sie mit einer verschiebbaren, sogenannten
                              									Teleskop-Esse versehen, und dabei während des Betriebes eine horizontale
                              									Röhre mit einem kleinen Ventilator anwenden, so könnte das Verbrennen des
                              									Hauptcanals und der Esse in hohem Grade vermieden werden.
                           Die Anwendung des oben beschriebenen Apparates lieferte sehr gute Resultate; in der
                              									Brauerei der HHrn. Meux zeigte sich nicht die geringste
                              									Spur von dickem Rauch auf der Esse. Die Kosten-Ersparung sowohl in Folge der
                              									bessern Verbrennung der Steinkohlen, als auch weil man schlechtere Kohlen verwenden
                              									kann, soll volle 20 Procent betragen.
                           
                           In der nächsten Versammlung der Civilingenieure wurde die beschriebene Einrichtung
                              									von den Mitgliedern besprochen. Es wurde zugegeben daß, obgleich früher genaue
                              									Versuche über die Größe der Verdampfung nicht gemacht worden waren, es doch
                              									unzweifelhaft feststehe, daß bei Anwendung der neuen Einrichtung eine geringere
                              									Brennmaterialsorte benutzt werden konnte und der Kessel vollkommen seine Leistung
                              									erfüllte, ohne daß sich von der Esse dunkler Rauch entwickelte, so daß neben der
                              									Erfüllung der gesetzlichen Vorschriften eine wesentliche Ersparung erzielt wurde.
                              									Neuerlich wurde aber durch Versuche mit einem 17 Fuß langen und 3 Fuß weiten
                              									cylindrischen Kessel nachgewiesen, daß 8 9/10 Pfund Wasser von 42° F. (4
                              									1/2° R.) anfänglicher Temperatur mit 1 Pfd. kleiner Newcastle-Kohlen
                              									verdampft wurden, als man Woodcock's Apparat anwandte.
                              									Man fand, daß mit kleinen Backkohlen eine bessere Verdampfung bewirkt wurde, als mit
                              									Sandkohlen von Llangennoch, und ohne alle Rauchentwickelung aus der Esse. Die
                              									gußeisernen Brücken des Ofens litten durchaus nicht von dem Feuer, da die Luftströme
                              									das Metall verhältnißmäßig kalt erhalten.
                           Sobald die Ventile an dem Apparat in der Brauerei der HHrn. Meux und Comp. verschlossen waren, zeigte sich
                              									dichter Rauch; als dieselben aber geöffnet wurden, vereinigten sich die erhitzten
                              									Gase mit dem Sauerstoff der Luft und bildeten helle Flammen. In der erwähnten
                              									Brauerei wendete man in der Regel Llangennoch-Steinkohlen an, nicht weil sie
                              									wohlfeiler sind, denn sie leisten nicht so viel als die Newcastle-Kohlen,
                              									sondern wegen der Nachbarschaft und deren Klagen, da sie weniger dicken Rauch
                              									entwickelten. Mit dem beschriebenen Apparat des Hrn. Woodcock konnten aber kleine Newcastle-Kohlen verwendet werden, und
                              									da dieselben nur 14 Shilling per Tonne kosten, die
                              									Llangennoch-Kohlen aber 28 Shill., so erzielte man eine bedeutende Ersparung,
                              									während der Kesselbetrieb mit denselben ganz untadelhaft war.
                           Im Princip sind die Rauchverbrennungs-Apparate der HHrn. Williams und Woodcock ziemlich gleich, indem
                              									der einzige wesentliche Unterschied zwischen beiden darin besteht, daß ersterer die
                              									Einführung von kalter Luft für nothwendig hält, während der andere die Erwärmung der
                              									Luft, ehe sie sich mit den Gasen vermischt, als vorteilhafter betrachtet. In dieser
                              									Beziehung äußerten sich in der Gesellschaft sehr widersprechende Meinungen; man gab
                              									übrigens zu, daß die Anbringung des einem Jalousie-Gitter ähnlichen Schirms
                              									unter den Roststäben neu und jedenfalls zweckmäßig sey, um die Ausstrahlung der
                              									Wärme in den Aschenfall (und daher auch in die Maschinenkammer der Dampfschiffe) zu
                              									verhindern. Auch sey man
                              									dadurch nicht verhindert, mit Spießen von unten zwischen die Stäbe zu dringen, da
                              									geschickte Heizer stets wie ein ⊤ gestaltete Schürhaken von oben zwischen die
                              									Roststäbe einzuführen Pflegen, um sie rein zu erhalten; nur nachlässige Heizer
                              									dulden eine Anhäufung der Cinder oder Klinker auf dem Rost, so daß sie zwischen die
                              									Stäbe fallen und bloß durch Anwendung des Spießes fortgeschafft werden können.
                           Die Anwendung von erwärmter Luft wurde als zweckmäßig erachtet, weil, wenn die Luft
                              									kalt einströmt, durch die Abkühlung der mit ihr zu vermischenden Gase ein gewisser
                              									Verlust entstehen muß, welche Wirkung aber nicht stattfinden kann, wenn die
                              									einströmende Luft eine gewisse Temperatur angenommen hat. Bei dem Williams'schen System hatte man diesen Umstand dadurch zu
                              									vermeiden gesucht, daß man die Luft durch viele kleine statt weniger großen
                              									Oeffnungen einströmen ließ. Durch Vergrößerung der Anzahl der Oeffnungen und durch
                              									vorherige Erwärmung der eingeführten Luft hinter der Brücke, kann aber offenbar der
                              									Zweck noch sicherer erreicht werden; die Einführung sehr stark erhitzter Luft unter
                              									die Gasretorten ist seit Jahren, in Verbindung mit einer hohlen Brücke, als sehr
                              									vortheilhaft befunden worden. Zur Unterstützung dieser Ansicht wurde auch erwähnt,
                              									daß auf dem „Citizen“, einem Themse-Dampfboote, der
                              									dichte Rauch lediglich dadurch verhindert worden sey, daß man in der Feuerthür eine
                              									Reihe paralleler Gitter von Drahtgaze anbrachte und so die Luft in sehr dünnen
                              									Strahlen frei einströmen ließ. Es wurde dadurch an Brennmaterial erspart, ohne daß
                              									man an Geschwindigkeit der Fahrt einbüßte, oder den Heizer mehr belästigte. Eine
                              									hohle Brücke wurde ebenfalls angewendet, und ein Blaserohr ging von dem Fuß des
                              									Canals aus und öffnete sich in der Brücke, wodurch eine weitere gute Wirkung
                              									hervorgebracht wurde.
                           Man zeigte in der Versammlung das Modell einer hohlen gußeisernen
                              									Brücken-Platte mit einer Reihe von senkrechten Rippen, welche so angeordnet
                              									waren, daß sie Röhren bildeten, die von dem Aschenfall zu dem Scheitel der Brücke
                              									führen, wo sich die Luft mit den heißen Gasen vermischt und als Flamme abzieht. Die
                              									Luftströme schützen diese Brückenröhren gegen die Zerstörung, indem sie ihnen die
                              									Wärme entziehen.
                           Die Einführung von kalter Luft wurde andererseits aus dem Grunde befürwortet, weil
                              									eine Luftmasse, welche in dünne Strahlen zertheilt ist, sich nicht wieder vereinigt,
                              									sondern jeder Strahl seinen besondern Weg verfolgt, bis er sich mit den heißen Gasen
                              									vereinigt. Deßhalb wurde auch das Einströmenlassen der Luft mittelst der
                              									durchlöcherten Feuerthür, so daß sie über das glühende Brennmaterial hinziehen muß,
                              									sehr vertheidigt.
                           
                           Mehrere Mitglieder erklärten sich dahin, daß mechanische oder andere Mittel
                              									angewendet werden sollten, um das Verhältniß des Sauerstoffes je nach der Hitze des
                              									Brennmaterials auf den Roststäben zu reguliren; dieß werde offenbar durch die
                              									Seitenröhren des Woodcock'schen Apparats sicher erreicht;
                              									denn es sey erwiesen, daß die Geschwindigkeit des Luftstromes durch die Röhren im
                              									genauen Verhältnisse zu dem für das Brennmaterial nöthigen Sauerstoff stand. Daß die
                              									Luft auf ihrem Wege wirklich erhitzt wurde, bewies ein gegen die strahlende Wärme
                              									geschützter Thermometer, welchen man in den Canal steckte, der mit der hohlen Brücke
                              									in Verbindung stand.
                           Bei der Frage über die Anwendbarkeit der meisten Systeme zur Verhinderung der starken
                              									Rauchentwickelung kommt übrigens die Fläche des Feuerrostes und die Größe des
                              									Kessels sehr in Betracht; denn wenn beide beschränkt sind, so daß sie einen sehr
                              									raschen Zug erfordern, so kann keine hinreichende Vermischung der Gase mit Luft und
                              									folglich keine vollkommene Verbrennung derselben stattfinden.