| Titel: | Napier's und Rankine's patentirte Luftexpansionsmaschine. | 
| Fundstelle: | Band 135, Jahrgang 1855, Nr. LIII., S. 241 | 
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                        LIII.
                        Napier's und Rankine's patentirte
                           								Luftexpansionsmaschine.
                        Aus dem Mechanics'
                                 									Magazine, 1854, Nr. 1628.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV.
                        Napier's Luftexpansionsmaschine.
                        
                     
                        
                           Fig. 1 stellt
                              									die wesentlichen Theile dieser Maschine zum Theil im senkrechten Durchschnitte, zum
                              									Theil im Aufrisse dar. Die Figuren 2, 3, 4 und 5 sind Grundrisse
                              									besonderer Theile nach einem größeren Maaßstabe.
                           A, Fig. 1, ist ein Cylinder
                              									mit einem Kolben B, dessen Stange C durch eine Stopfbüchse läuft und durch eine Schubstange mit einer Kurbel
                              									verbunden ist und dadurch die Schwungradwelle D in
                              									Rotation setzt. E, E sind die Leitrollen für das
                              									Querhaupt der Kolbenstange. F ist ein Canal, welcher das
                              									obere Ende des Cylinders mit einem starken luftdichten Recipienten G in Verbindung setzt, dessen mittlerer Theil
                              									cylindrisch ist. Der obere Theil dieses Recipienten besteht aus einer Anzahl
                              									messingener Röhren I, welche mit ihrem unteren offenen
                              									Ende an eine Platte gut befestigt sind. Diese Röhren sind von Wasser umgeben,
                              									welches in einem Behälter H circulirt; ihre Anordnung
                              									ist aus dem vergrößerten Grundriß Fig. 2 zu entnehmen. Drei
                              									dieser Röhren sind mit Stopfbüchsen versehen, durch welche die nachher zu
                              									beschreibenden Stangen laufen. Die übrigen sind oben geschlossen und dienen zur
                              									Abkühlung der Luft. Der untere Theil des Recipienten besteht aus einer Anzahl
                              									messingener Röhren, welche unten geschlossen und mit ihrem oberen offenen Ende an
                              									eine Platte befestigt sind; ihre Anordnung ist aus dem in größerem Maaßstabe
                              									ausgeführten Grundrisse Fig. 3 ersichtlich. Sie
                              									haben die Bestimmung, der Luft die Wärme mitzutheilen, welche sie von dem Feuer
                              									empfangen, das sie in dem Raume J umspielt. Die Platte,
                              									in welche die unteren Röhren befestigt sind, ist durch einen Schild aus feuerfestem
                              									Thon gegen die Einwirkung der Flamme geschützt. K ist
                              									ein Canal, welcher die Flamme von einem Ofen herbeileitet. L ist ein Seitencanal, welcher in die Kammer J
                              									führt. Ein anderer aus dieser Kammer in den Hauptcanal N
                              									führender Seitencanal M leitet die Verbrennungsproducte
                              									in den Schornstein. P ist ein leichter, aber dennoch
                              									starker Metallkolben, welcher in mehrere Abtheilungen getheilt ist; einige der
                              									letzteren sind luftdicht und mit Ziegelmehl, feuerfestem Thon oder einem andern
                              									schlechten Wärmeleiter gefüllt. Eine oder mehrere Abtheilungen p jedoch erstrecken sich durch den Kolben, so daß sie
                              									für die Luft einen Durchgang bilden; sie sind mit einer Schichte von Drahtgeweben
                              									oder dünnen durchlöcherten Metallplatten gefüllt, welche vermöge ihrer bedeutenden
                              									Oberfläche der hindurchstreichenden Luft die Wärme rasch mittheilen oder
                              									entziehen.
                           Der Kolben schließt genau, jedoch mit möglichst geringer Reibung an die Seiten des
                              									Recipienten G. Er hängt an einer oder mehreren Stangen
                              										Q, Q von einem Balancier R herab. Die Stangen laufen durch Stopfbüchsen der Röhren I und sind an eine von dem Balancier herabhängende
                              									Querstange befestigt. Letztere gestattet einer dritten Stange zu einem nachher zu
                              									erläuternden Zweck den Durchgang. Diese Stange ist zum Theil in der ersteren
                              									verborgen und bewegt sich in einer andern von den Röhren I. An die obere Seite des Kolbens P sind die
                              									cylindrischen stangenförmigen Metallkolben q befestigt,
                              									welche, mit ihm sich bewegend, lose in die Röhren passen, so daß für den Durchgang
                              									der Luft ein ungefähr 1/8 Zoll breiter Raum rings um jede Röhre bleibt. Die von dem
                              									Balancier T herabhängende Röhre S läuft durch eine Stopfbüchse an dem oberen Ende einer der Röhren I, ferner ohne Reibung durch die Mitte des Kolbens P und ist an das Heizsieb U
                              									befestigt.
                           Dieses Heizsieb besteht aus einer kreisrunden eisernen oder messingenen
                              									durchlöcherten Scheibe, welche sich an den cylindrischen Theil des Recipienten ohne
                              									Reibung anschließt, ferner aus einem System stangenförmiger Metallkolben, welche
                              									sich mit dieser Scheibe, woran sie befestigt sind, bewegen, und die Röhren, in
                              									welche sie tauchen, so weit ausfüllen, daß rings herum ein Raum von nur 1/8 Zoll
                              									übrig ist. Fig.
                                 										5 stellt dieses Sieb im Grundrisse dar. Die Löcher der Scheibe sind durch
                              									kleine ausgezogene Kreise, die Kolben durch punktirte Kreise, die Stange S, woran das Heizsieb hängt, ist durch einen dunklen
                              									Punkt in der Mitte angedeutet. Das Sieb hat den Zweck, die Uebertragung der Wärme
                              									von der Flamme in der Kammer J auf die in dem unteren
                              									Theile des Recipienten befindliche Luft zu reguliren, so daß sie während der
                              									Expansion dieser Luft vollständig oder beinahe vollständig stattfindet. Der
                              									Balancier T, von welchem das Sieb an der Stange S herabhängt, dreht sich um eine Achse und V
                              									ist ein Gegengewicht, um das Gewicht des Siebes ganz oder zum Theil zu äquilibriren.
                              									Bei stationären Maschinen kann man dem Sieb ein Uebergewicht geben, welches
                              									hinreichend ist, dasselbe von der höchsten Stelle seines Hubes mit Schnelligkeit,
                              									jedoch nicht mit Heftigkeit nach dem Boden des Recipienten hinabzutreiben. Bei
                              									Schiffsmaschinen und Locomotiven müßte dagegen das Gleichgewicht genau hergestellt
                              									und das Niedergehen des Heizsiebes mittelst einer Feder oder irgend einer geeigneten
                              									mechanischen Vorrichtung bewerkstelligt werden. W ist
                              									ein Fanghebel, der sich am Balancier T um einen Zapfen
                              									dreht, gegen einen Stift sich lehnt und durch eine Feder x an seine Stelle gehalten wird. Die an dem Ende des Balanciers R befindliche Rolle X drückt
                              									auf diesen Fanghebel, hebt den Balancier T und das Sieb
                              										U während des letzteren Theils des aufwärtsgehenden
                              									Kolbenhubes. Wenn der Kolben an dem höchsten Punkt seines Hubes ankommt, so gleitet
                              									der Fanghebel von der Rolle ab, und das Heizsieb sinkt nieder. Während des abwärts
                              									erfolgenden Zuges stößt die Rolle den Fanghebel in eine Lage herab, welche der durch
                              									Punktirungen W¹ angedeuteten ähnlich ist, und
                              									geht an ihm vorüber, worauf der Fanghebel in seine ursprüngliche Lage zurückspringt.
                              									Auf der linken Seite von Fig. 1 ist der Fanghebel
                              									eben von der Rolle ausgelöst worden und das Heizsieb ist daher im Fallen begriffen;
                              									auf der rechten Seite befindet sich das Sieb in seiner tiefsten Lage. Y ist ein Excentricum zum Betrieb der Kolben und des
                              									Heizsiebes. Dasselbe setzt vermittelst der Stange Z ein
                              									um einen Zapfen a drehbares Gelenk in oscillirende
                              									Bewegung. In diesem Gelenk befindet sich ein Schieber b,
                              									der mit einem Federhaken versehen ist, um ihn in verschiedenen Einschnitten des
                              									Gelenkes befestigen zu können. Dieser Schieber steht durch eine Stange c mit dem Ende des Hebels d
                              									in Verbindung, welcher entweder einen Theil des Balanciers R bildet oder mit ihm an der nämlichen Achse befestigt ist. Auf diese
                              									Weise setzt das Excentricum diesen Balancier in hin- und hergehende Bewegung.
                              									Die Handhabe e dient zur Verschiebung des Schiebers b in verschiedene Lagen am Gelenke. Befindet er sich in
                              									der bezeichneten Lage, so rotirt die Welle D in der
                              									durch den Pfeil angedeuteten Richtung, nimmt er dagegen die Mitte des Gelenkes ein,
                              									so steht die Maschine still; befindet er sich an dem entgegengesetzten Ende, so ist
                              									die Bewegung rückgängig; bei den Zwischenlagen findet eine Mäßigung der
                              									Geschwindigkeit statt. Die ökonomischste Methode indessen, mit ermäßigter
                              									Geschwindigkeit zu arbeiten, besteht darin, die Klappen, womit die Feuercanäle
                              									versehen sind, zu schließen und auf diese Weise die Verbrennung im Ofen zu mäßigen.
                              									Der Canal f führt von dem unteren Ende des Cylinders in den
                              									Recipienten G¹, welcher mit seinen Röhren,
                              									Kolben, Heizsieb u.s.w. dem oben beschriebenen vollkommen gleich ist.
                           Eine an den Excentricumring befestigte Stange g dient zum
                              									Betrieb einer Druckpumpe h, welche in ein hinter dem
                              									Cylinder befindliches Magazin i Luft drückt, sowohl um
                              									den nöthigen Druck zu erzielen, als auch um den Luftverlust durch die Fugen zu
                              									ersetzen. Diese Druckpumpe, welche gleichfalls hinter dem Cylinder liegt, ist durch
                              									Punktirung angedeutet. k ist eine Justirschraube,
                              									mittelst deren die Stange g sich verlängern oder
                              									verkürzen läßt, so daß die Zuführung comprimirter Luft vermehrt oder vermindert oder
                              									auch ganz eingestellt werden kann. l, l sind Röhren,
                              									welche von dem Magazin nach den Canälen führen, die mit den beiden Cylinderenden
                              									communiciren und mit aufwärts sich öffnenden Ventilen versehen sind, damit, wenn
                              									etwa der Druck in der einen oder der andern Cylinder-Abtheilung unter
                              									denjenigen im Magazin sinken sollte, die Luft in die desselben bedürfende Abtheilung
                              									des Cylinders einströmt. m, m, m sind Sicherheitsventile
                              									für die beiden Cylinderenden und für das Magazin.
                           Eine andere durch das Excentricum getriebene, hier nicht sichtbare Druckpumpe
                              									befindet sich hinter dem Magazin. Ihre Function besteht darin, einen Strom kalten
                              									Wassers den Behältern H, H¹ zuzuführen; o, o sind die
                              									Abflußrohren. Mit den beiden Enden der Cylinder und mit dem Luftmagazin sind die
                              									Manometer r, r, r verbunden, welche Pressungen bis zu
                              									200 Pfd. per Quadratzoll anzeigen können. s, s ist der Mantel für den unteren Theil des
                              									Recipienten G; derselbe ist mit Ziegelmehl, Asche oder
                              									einem sonstigen schlechten Wärmeleiter gefüllt.
                           Wir kommen nun an die Beschreibung der Art und Weise, wie die Maschine in Betrieb
                              									gesetzt wird.
                           Wenn die Maschine in Ruhe ist, so sind die Pressungen auf die obere und untere Seite
                              									des Kolbens gleich; letzterer stellt sich alsdann von selbst in die Mitte des
                              									Cylinders, in welcher Lage er in Fig. 1 dargestellt ist.
                              									Während sich der Schieber b in der Mitte des Gelenkes
                              										a befindet, sind sämmtliche Balanciers R, T und T¹
                              									horizontal, die Kolben befinden sich in der Mitte ihrer Recipienten und das Heizsieb
                              									am Boden. Nachdem das Feuer angezündet worden ist, heizt die in der Kammer J circulirende Flamme das untere System der Röhren, die
                              									Stangen des Heizsiebes und die zwischen denselben befindliche Luftschicht. Anfangs
                              									häuft sich der größere Theil der Wärme in diesen Körpern an, nur ein kleiner Theil
                              									derselben erreicht die Luft oberhalb der Heizsiebe. Da nun die Wirkung in jedem
                              									Recipienten die gleiche ist, so erfährt der Kolben immer noch auf beiden Seiten die
                              									gleiche Pressung und bleibt somit in Ruhe.
                           
                           Angenommen, die Kurbel befinde sich in der Fig. 1 angegebenen
                              									Stellung und die Maschine solle nach der Richtung des Pfeils in Bewegung gesetzt
                              									werden, so muß der Maschinist den Federhaken des Schiebers b lösen und ihn mittelst der Handhabe e nach
                              									dem oberen Ende des Gelenkes hin bewegen. Diese Bewegung bringt den Balancier R in die dargestellte Lage, und drückt den Kolben des
                              									Recipienten G¹ hinab; zugleich strömt die Luft
                              									durch die Oeffnung dieses Kolbens in den oberen Raum des Recipienten und in die
                              									Röhren des Behälters H¹, wodurch die durch die
                              									Flamme dargebotene Wärme absorbirt wird. Zugleich hebt sich der Kolben P bis an den oberen Theil des Recipienten G, treibt die Luft aus den oberen Röhren und dem oberen
                              									Theil des Recipienten durch den Canal P hinab. Der
                              									Heizschild U wird gleichfalls gehoben und
                              									niedergelassen, was zur Folge hat, daß die in dem unteren Theile des Recipienten
                              									enthaltene Luft rasch über die Oberfläche der heißen Stangen und durch die unteren
                              									heißen Röhren hinstreicht und eine gewisse Quantität Wärme aufnimmt. Die sich
                              									expandirende heiße Luft theilt ihren Druck vermittelst des Canales F dem Kolben B mit, und die
                              									Maschine beginnt sofort ihre Bewegung.
                           Während des Ganges der Maschine ist die Reihenfolge der Wechsel, welchen die Luft des
                              									Recipienten G unterliegt, folgende. Gegen das Ende des
                              									abwärts gehenden und am Anfang des aufwärtsgehenden Kolbenhubes befindet sich das
                              									Heizsieb am Boden des Recipienten. Beim Niedergang des Kolbens P strömt die Luft durch den Canal p und theilt eine bedeutende Quantität ihrer freien Wärme den in diesem
                              									Canal befindlichen Drähten oder Metallstreifen mit. Der Rest des Wärmeüberschusses
                              									der Luft über die Wärme des in dem Behälter O¹
                              									befindlichen Wassers wird durch die Oberfläche der oberen Röhren und der Stangen q absorbirt. Der aufwärtsgehende Kolben comprimirt diese
                              									Luft, und diese Compression erzeugt Wärme, welche gleichfalls durch diese Stangen
                              									und Röhren absorbirt wird. Würde diese Wärme der Luft nicht entzogen, so würde die
                              									Spannung der letzteren zunehmen und der Bewegung des Kolbens einen Widerstand
                              									entgegensetzen. Gegen Ende des Aufganges und beim Beginn des Niederganges des
                              									Kolbens P strömt die Luft durch den Canal p hinab und nimmt den größeren Theil der Wärme, welche
                              									sie vorher abgegeben, von den Drähten und sonstigen Wärmeleitern wieder auf. Während
                              									der ersten Hälfte des Niederganges wird das Heizsieb t
                              									auf und nieder bewegt, und die Luft nimmt dadurch, daß sie über dessen Stangen und
                              									durch die unteren heißen Röhren hinstreicht, den Rest der freien Wärme auf, welche
                              									zu ihrer Temperaturerhöhung und eben so die latente Wärme, welche zu ihrer Expansion
                              									nöthig ist. Dadurch ist der Cyclus der Operationen in dem mit dem oberen Cylinderende
                              									verbundenen Recipienten geschlossen. Die gleichen Operationen wiederholen sich in
                              									dem andern Recipienten, wenn man sich nur den aufwärtsgehenden statt des
                              									abwartsgerichteten Hubes denkt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
