| Titel: | Chemische Untersuchung einiger englischen hydraulischen Kalke; von Carl Knauß. | 
| Fundstelle: | Band 135, Jahrgang 1855, Nr. LXXVII., S. 362 | 
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                        LXXVII.
                        Chemische Untersuchung einiger englischen
                           								hydraulischen Kalke; von Carl Knauß.
                        Aus dem württembergischen Gewerbeblatt, 1855, Nr. 4.
                        Knauß, chemische Untersuchung einiger englischen hydraulischen
                           								Kalke.
                        
                     
                        
                           Die Eigenschaft mancher Kalksteine, durch das Brennen hydraulisch zu werden, ist
                              									bekanntlich bedingt durch die Beschaffenheit und Menge fremder Beimengungen,
                              									namentlich des Thons und Sandes, besonders des ersteren; daß es aber nicht allein
                              									auf die Quantität des Thons ankommt, wie früher häufig angenommen ward, daß seine
                              									Zusammensetzung so wie auch die übrigen Beimengungen, und außerdem die richtige
                              									Temperatur beim Brennen den wesentlichsten Einfluß auf die Güte hydraulischen Kalkes
                              									haben, ist nicht zu bezweifeln.
                           Die Wichtigkeit dieses Materials und die in Beziehung auf den Verbrauch noch
                              									unverhältnißmäßig geringe Production desselben in Württemberg veranlaßte die königl.
                              									Centralstelle für Gewerbe, die genaue Untersuchung einiger englischen Cemente,
                              									welche 1851 in London von John Bazley, White und Son ausgestellt waren, einzuleiten.
                           Die Untersuchung derselben schien um so eher Erfolg zu versprechen, als nicht allein
                              									verschiedene in England fabricirte hydraulische Kalke, namentlich auch der
                              									Portland-Cement, sondern auch die Kalksteine, aus welchen sie gebrannt
                              									werden, und aus den hydraulischen Kalken verfertigte Würfel zur Untersuchung
                              									vorhanden waren. Es war daher die Möglichkeit gegeben, aus der Zusammensetzung
                              									anerkannt guter Kalksteine und der daraus gebrannten hydraulischen Kalke selbst, die
                              									Veränderungen beim Brennen der Kaltsteine, so wie die beim Erhärten der
                              									hydraulischen Kalke kennen zu lernen, vorausgesetzt, daß die Angaben in Betreff der
                              									Kalksteine und der dazu gehörenden Mörtel richtig waren, welches nach dem Ergebniß
                              									der Untersuchung nicht immer der Fall zu seyn scheint. Gegenstand der Untersuchung
                              									waren: 3 Kalksteine, 4 hydraulische Kalke und 4 aus letzteren verfertigte
                              									Würfel.
                           Nr. I. Kalkstein aus der Grafschaft Kent; er ist gelbbraun, reichlich mit
                              									Kalkspathkrystallen besetzt und von mäßiger Härte. Derselbe liefert den sogenannten
                              									Sheppy-Cement. Nr. IV ist der zu diesem Kalkstein gehörige hydraulische
                              									Kalk.
                           Nr. II. Kalkstein aus der Grafschaft Essex; von ähnlichem Aussehen wie Nr. I. Er
                              									liefert den Harwich-Cement, von welchem Nro. V eine Probe ist.
                           Nr. III. Kalkstein aus der Grafschaft Yorkshire; er ist bläulich grau und härter als
                              									die beiden andern. Derselbe liefert den Whiteby-Cement Nr. VI.
                           Nr. VII ist der Würfel von Sheppy-Cement.
                           Nr. VIII ist der Würfel von Harwich-Cement.
                           Nr.
                              									IX    „    „      „      
                              									„   Whiteby-Cement.
                           Nr. X ist Portland-Cement, sein Kalkstein fehlte, aber sein Würfel ist in Nr.
                              									XI vorhanden.
                           Gang der Analyse. – Die Kalksteine wurden in
                              									verdünnter Salzsäure gelöst, die Lösung sammt dem ungelösten Thon und Sand zur
                              									Trockne verdampft, bis die in Salzsäure gelöste Kieselerde unlöslich wurde; hierauf
                              									mit einigen Tropfen concentrirter Salzsäure übergossen, in Wasser gelöst und
                              									filtrirt. Der Rückstand auf dem Filter gab den in Salzsäure unlöslichen Rückstand
                              									mit der gelösten Kieselerde, welche von ersterem durch Ausziehen mit gelöstem
                              									kohlensaurem Natron getrennt wurde. Die saure Kalklösung wurde zunächst auf dem
                              									Wasserbade eingeengt und mit Ammoniak das Eisenoxyd und die Thonerde gefällt, welche
                              									durch Natronlauge getrennt wurden. Das Filtrat von dem Eisen- und
                              									Thonerde-Niederschlag, mit oxalsaurem Ammoniak versetzt, gab den Kalk in Form
                              									von oxalsaurem Kalk, aus welchem, als schwefelsaurer Kalk gewogen, der kohlensaure Kalk im Kalkstein
                              									berechnet wurde. In dem Filtrat von dem kleesauren Kalk wurde die Bittererde als
                              									phosphorsaures Bittererde-Ammoniak gefällt, und aus der durch Glühen
                              									erhaltenen phosphorsauren Magnesia die kohlensaure Magnesia berechnet.
                           Der in Salzsäure unlösliche Rückstand wurde mit Schwefelsäure aufgeschlossen, indem
                              									derselbe einen Tag lang mit vierfach verdünnter Schwefelsäure digerirt und zuletzt
                              									die überschüssige Schwefelsäure verjagt wurde. Salzsäure entzog hierauf dem
                              									aufgeschlossenen Rückstand das Eisenoxyd und Thonerde, mit nicht bestimmbaren Spuren
                              									von Kalk. Der in Salzsäure unlösliche Theil ist Quarz und aufgeschlossene
                              									Kieselerde, welche von ersterem durch Digeriren mit einer Auflösung von kohlensaurem
                              									Natron getrennt wurde.
                           Zur Bestimmung der Alkalien in den Kalksteinen wurden Proben mit Flußsäure
                              									aufgeschlossen, die flußsauren Verbindungen mit Schwefelsäure abgedampft, nach dem
                              									Glühen und Erkalten mit concentrirter Salzsäure und darauf mit Wasser begossen, aus
                              									der salzsauren Lösung, nachdem die überschüssige Salzsäure durch Abdampfen entfernt
                              									worden, durch Barytwasser das Eisenoxyd, die Thonerde und die Magnesia ausgefällt;
                              									der durch Barytwasser nicht gefällte Kalk wurde durch Abdampfen mit überschüssigem
                              									kohlensaurem Ammoniak entfernt, durch Schwefelsäure der überschüssig zugesetzte
                              									Baryt ausgefällt. Die Lösung enthielt nur noch schwesaure Alkalien, welche als
                              									solche gewogen und in welchen, zur Bestimmung des Verhältnisses in welchem Kali und
                              									Natron in den Kalksteinen enthalten waren, die Schwefelsäure bestimmt wurde.
                           Bei den hydraulischen Kalken und den erhärteten Cementen war der Gang der Analyse
                              									derselbe; nur wurde bei denselben noch die Kohlensäure mittelst des Will-Fresenius'schen Apparats bestimmt. Da sie
                              									sich fast vollständig in Salzsäure lösen, so erschien es überflüssig, zur Bestimmung
                              									der Alkalien sie mit Flußsäure aufzuschließen, da anzunehmen war, daß der geringe in
                              									Salzsäure unlösliche Rückstand derselben, welcher fast nur Quarzsand war, keine
                              									Alkalien mehr enthielt. Das Wasser wurde durch Erhitzen im Oelbad bei 120 bis 150
                              									Grad C. erhalten.
                           In den folgenden Analysen ist mit Quarz der durch Schwefelsäure nicht aufschließbare
                              									Theil des in Salzsäure unlöslichen Rückstands bezeichnet. Kieselerde ist theils
                              									schon in löslichem Zustande vorhanden, theils aus dem in Salzsäure unlöslichen
                              									Rückstand durch Aufschließen mit Schwefelsäure löslich geworden.
                           A. Analyse des Kalksteins aus der Grafschaft Kent Nr. I,
                              									seines Cements Nr. IV, und des daraus verfertigten Würfels Nr. VII.
                           
                           
                              
                                 In Salzsäure
                                       												unlöslich:
                                 
                              
                                 
                                      Nr. I.
                                 
                                      Nr. IV.
                                    Nr. VII.
                                 
                              
                                     Quarz
                                     6,0 Proc.
                                 
                                     6,2
                                    											Proc.    
                                     8,4 Proc.
                                 
                              
                                     Kieselerde        
                                   10,5  „
                                 
                                     0,3  
                                    											„
                                     3,8  
                                    											„
                                 
                              
                                     Eisenoxyd
                                    											    Thonerde
                                     1,2  „    2,5  „
                                 
                                    
                                    
                                     1,3  
                                    											„
                                     2,5  
                                    											„
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                   20,2 Proc.
                                 
                                     7,8 Proc.
                                   14,7 Proc.
                                 
                              
                                 In Salzsäure
                                       												löslich:
                                 
                              
                                     Kieselerde
                                     0,7    „
                                 
                                   19,4    „
                                     8,4    „
                                 
                              
                                     Eisenoxyd
                                    											(mit einer Spur    Manganoxyd)
                                   11,6    „
                                 
                                     9,2    „
                                     6,6    „
                                 
                              
                                     Thonerde
                                 
                                    											    4,3    „
                                 
                                 
                                    											    7,3    „
                                 
                                    											    5,9    „
                                 
                              
                                     Kohlensaurer Kalk
                                   52,4    „
                                 Calciumoxyd      
                                   48,2    „
                                   42,8    „
                                 
                              
                                     Kohlensäure
                                    											Magnesia
                                     7,0    „
                                 Magnesia
                                     2,7    „
                                     1,9    „
                                 
                              
                                     Kali
                                     0,8    „
                                 
                                     0,8    „
                                     1,0    „
                                 
                              
                                     Natron
                                     0,2    „
                                 
                                     0,2    „
                                     0,3    „
                                 
                              
                                     Wasser
                                     2,8    „
                                 
                                     1,0    „
                                     6,9    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Kohlensäure
                                     3,4    „
                                     1,8    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0 Proc.
                                 
                                 100,0 Proc.
                                 100,0 Proc.
                                 
                              
                           Analyse des Kalksteins aus der Grafschaft Essex Nr. II, seines Cements Nr. V und
                              									seines Würfels Nr. VIII.
                           
                              
                                 In Salzsäure
                                       												unlöslich:
                                 
                              
                                 
                                      Nr. II.
                                 
                                      Nr. V.
                                     Nr. VIII.
                                 
                              
                                     Quarz
                                   12,3 Proc.
                                 
                                     8,3
                                    											Proc.    
                                     3,1 Proc.
                                 
                              
                                     Kieselerde
                                     9,0    „
                                 
                                     0,5    „
                                     1,2    „
                                 
                              
                                     Eisenoxyd
                                    											(mit einer
                                    											Spur    Manganoxyd)    Thonerde
                                     1,9    „    2,4    „
                                 
                                    
                                    
                                    
                                     1,7    „
                                     0,6    „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                   25,6 Proc.
                                 
                                   10,5 Proc.
                                     4,9 Proc.
                                 
                              
                                 In Salzsäure
                                       												löslich:
                                 
                              
                                     Kieselerde
                                     0,6    „
                                 
                                   17,4    „
                                   17,6    „
                                 
                              
                                     Eisenoxyd
                                     6,3    „
                                 
                                   12,4    „
                                     9,5    „
                                 
                              
                                     Thonerde
                                     1,1    „
                                 
                                     4,6    „
                                     6,6    „
                                 
                              
                                     Kohlensaurer Kalk
                                   57,8    „
                                 Calciumoxyd      
                                   46,1    „
                                   36,6    „
                                 
                              
                                     Kohlensaure
                                    											Magnesia          
                                     5,7    „
                                 Magnesia
                                     3,7    „
                                     1,7    „
                                 
                              
                                     Kali
                                     0,9    „
                                 
                                     0,9    „
                                     1,1    „
                                 
                              
                                     Natron
                                     0,2    „
                                 
                                     0,1    „
                                     0,2    „
                                 
                              
                                     Wasser
                                     1,8    „
                                 
                                     0,7    „
                                     8,3    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Kohlensäure
                                     3,6    „
                                   13,5    „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0 Proc.
                                 
                                 100,0 Proc.
                                 100,0 Proc.
                                 
                              
                           Analyse des Kalksteins aus der Grafschaft Yorkshire Nr. III, seines Cements Nr. VI
                              									und seines Würfels Nr. IX.
                           
                           
                              
                                 In Salzsäure
                                       												unlöslich:
                                 
                              
                                 
                                      Nr. III.
                                 
                                     Nr. VI.
                                     Nr. IX.
                                 
                              
                                     Quarz
                                     9,2 Proc.
                                 
                                   11,0 Proc.
                                     7,8 Proc.
                                 
                              
                                     Kieselerde          
                                     8,1  
                                    											„
                                 
                                     2,8    „
                                     1,2    „
                                 
                              
                                     Eisenoxyd
                                    											    Thonerde
                                     2,1    „        3,8  
                                    											„
                                 
                                    
                                    
                                     4,4    „
                                     0,4    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                   23,2 Proc.
                                 
                                   18,2 Proc.
                                     9,4 Proc.
                                 
                              
                                 In Salzsäure
                                       												löslich:
                                 
                              
                                     Kieselerde
                                 
                                    											    0,5    „
                                 
                                 
                                    											    9,1    „
                                 
                                    											    9,2    „
                                 
                              
                                     Eisenoxyd
                                    											(mit einer Spur     Manganoxyd)
                                 
                                    											    2,3    „
                                 
                                 
                                    											    7,1    „
                                 
                                    											    6,1    „
                                 
                              
                                     Thonerde
                                     1,6    „
                                 
                                     9,8    „
                                     9,5    „
                                 
                              
                                     Kohlensaurer Kalk
                                   68,7    „
                                 Calciumoxyd      
                                   49,6    „
                                   40,0    „
                                 
                              
                                     Kohlensäure
                                    											Magnesia
                                     2,3    „
                                 Magnesia
                                     1,6    „
                                     1,6    „
                                 
                              
                                     Kali
                                     0,7    „
                                 
                                     0,8    „
                                     1,0    „
                                 
                              
                                     Natron
                                     0,3    „
                                 
                                     0,2    „
                                     0,2    „
                                 
                              
                                     Wasser
                                     0,4    „
                                 
                                     0,9    „
                                     8,6    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Kohlensäure
                                     2,7    „
                                   14,4    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0 Proc.
                                 
                                 100,0 Proc.
                                 100,0 Proc.
                                 
                              
                           Analyse des hydraulischen Kalks, Portland-Cements Nr. X und seines Würfels Nr.
                              									XI.
                           
                              
                                 In Salzsäure
                                       												unlöslich:
                                 
                              
                                 
                                      Nr. X.
                                      Nr. XI.
                                 
                              
                                     Quarz
                                     8,1
                                    											Proc.    
                                     9,8 Proc.
                                 
                              
                                     Kieselerde
                                     0,5    „
                                     0,5    „
                                 
                              
                                     Eisenoxyd
                                    											und Thonerde      
                                     0,8    „
                                     0,3    „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                     9,4 Proc.
                                   10,6 Proc.
                                 
                              
                                 In Salzsäure
                                       												löslich:
                                 
                              
                                     Kieselerde
                                   15,9    „
                                     8,0    „
                                 
                              
                                     Eisenoxyd
                                     4,5    „
                                     2,6    „
                                 
                              
                                     Thonerde
                                     6,5    „
                                     3,3    „
                                 
                              
                                     Calciumoxyd      
                                   57,0    „
                                   51,6    „
                                 
                              
                                     Magnesia
                                     2,5    „
                                     1,8    „
                                 
                              
                                     Kali
                                     1,0    „
                                     0,8    „
                                 
                              
                                     Natron
                                     0,2    „
                                     0,1    „
                                 
                              
                                     Wasser
                                     0,4    „
                                     3,2    „
                                 
                              
                                     Kohlensäure
                                     2,6    „
                                   18,0    „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0 Proc.
                                 100,0 Proc.
                                 
                              
                           B. Berechnen wir die gefundenen Bestandtheile für den
                              									wasserfreien Zustand, und addiren wir zu den Analysen der Cemente und der Würfel die
                              									fehlende Kohlensäure, so finden wir, wenn wir den Quarz und die Kieselerde, das
                              									Eisenoxyd und die Thonerde, sowohl in dem löslichen als in dem unlöslichen Theil
                              									zusammen nehmen:
                           
                           
                              
                                 
                                      Nr. I.
                                     Nr. IV.
                                     Nr. VII.
                                 
                              
                                 Kohlensaurer Kalk
                                   54,0
                                    											Proc.    
                                   63,0
                                    											Proc.    
                                   65,3 Proc.
                                 
                              
                                 Kohlensäure Magnesia
                                     7,2    „
                                     4,2    „
                                     3,4    „
                                 
                              
                                 Kali
                                     0,8    „
                                     0,6    „
                                     0,8    „
                                 
                              
                                 Natron
                                     0,2    „
                                     0,2    „
                                     0,2    „
                                 
                              
                                 Quarz, Kieselerde,
                                    											Eisenoxyd   und Thonerde
                                   37,8    „
                                   32,0    „
                                   30,3    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0 Proc.
                                 100,0 Proc.
                                 100,0 Proc.
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                      Nr. II.
                                      Nr. V.
                                    Nr. VIII.
                                 
                              
                                 Kohlensaurer Kalk
                                   58,8
                                    											Proc.    
                                   60,5
                                    											Proc.    
                                   60,0 Proc.
                                 
                              
                                 Kohlensäure Magnesia
                                     5,8    „
                                     5,7    „
                                     3,3    „
                                 
                              
                                 Kali
                                     1,0    „
                                     0,7    „
                                     1,0    „
                                 
                              
                                 Natron
                                     0,2    „
                                     0,1    „
                                     0,2    „
                                 
                              
                                 Quarz, Kieselerde,
                                    											Eisenoxyd   und Thonerde
                                   34,2    „
                                   33,0    „
                                   35,5    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0 Proc.
                                 100,0 Proc.
                                 100,0 Proc.
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                     Nr. III.
                                     Nr. VI.
                                     Nr. IX.
                                 
                              
                                 Kohlensaurer Kalk
                                   69,0
                                    											Proc.    
                                   64,6
                                    											Proc.    
                                   64,9 Proc.
                                 
                              
                                 Kohlensäure Magnesia
                                     2,3    „
                                     2,4    „
                                     3,0    „
                                 
                              
                                 Kali
                                     0,7    „
                                     0,7    „
                                     0,9    „
                                 
                              
                                 Natron
                                     0,3    „
                                     0,1    „
                                     0,1    „
                                 
                              
                                 Quarz, Kieselerde,
                                    											Eisenoxyd   und Thonerde
                                   27,7    „
                                   32,2    „
                                   31,1    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0 Proc.
                                 100,0 Proc.
                                 100,0 Proc.
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                       Nr.
                                    											X.
                                     Nr. XI.
                                 
                              
                                 Kohlensaurer Kalk
                                   70,5
                                    											Proc.    
                                   75,9 Proc.
                                 
                              
                                 Kohlensäure Magnesia
                                     3,6    „
                                     3,1    „
                                 
                              
                                 Kali
                                     0,7    „
                                     0,7    „
                                 
                              
                                 Natron
                                     0,1    „
                                     0,1    „
                                 
                              
                                 Quarz, Kieselerde,
                                    											Eisenoxyd   und Thonerde
                                   25,1    „
                                   20,2    „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0 Proc.
                                 100,0 Proc.
                                 
                              
                           Diese berechneten Resultate von Nr. IV und Nr. VII, von Nr. V und Nr. VIII, von Nr.
                              									VI und Nr. IX stimmen so weit überein, daß ohne Bedenken angenommen werden kann: Nr.
                              									IV, Nr. V und Nr. VI sind die hydraulischen Kalke, welche beim Erhärten die Würfel
                              									Nr. VII, Nr. VIII und Nr. IX liefern. Die Differenzen dieser Resultate von denen der entsprechenden
                              									Kalksteine sind allerdings größer, doch liegen sie wohl nicht außerhalb der Gränzen,
                              									zwischen welchen die Zusammensetzung der Kalksteine eines und desselben Steinbruchs
                              									variirt; dieß ist um so mehr anzunehmen, da diese Kalksteine häufig und zwar sehr
                              									unregelmäßig mit Krystallisationen von Kalkspath durchsprengt sind. Die Analysen der
                              									Kalksteine Nr. I, Nr. II und Nr. III können, da sie gegenüber von den hydraulischen
                              									Kalken von verhältnißmäßig kleinen Quantitäten genommen wurden, nur annähernd die
                              									Zusammensetzung der ganzen Kalksteinmassen repräsentiren, welche die hydraulischen
                              									Kalke Nr. IV, Nr. V und Nr. VI und die Würfel Nr. VII, Nr. VIII und Nr. IX
                              									geben.
                           Aus den unter A angeführten Analysen der gebrannten
                              									Kalksteine Nr. IV, Nr. V und Nr. VI folgt, daß dieselben sehr vollständig gebrannt
                              									wurden; die geringen Mengen Wasser und Kohlensäure, welche dieselben enthalten,
                              									haben sie wohl der Luft entzogen, da sie erst, nachdem sie schon wenigstens zwei
                              									Jahre gebrannt waren, der Analyse unterworfen wurden. Ferner enthalten die in
                              									Salzsäure unlöslichen Rückstände bei Nr. IV und Nr. V nur 4 Procent aufschließbare
                              									Kieselerde (bei Nr. VI beträgt sie 15 Proc.); ein Beweis dafür, daß nicht allein die
                              									Kohlensäure des kohlensauren Kalks und der kohlensauren Magnesia vollständig
                              									ausgetrieben, sondern auch die Thone fast vollständig aufgeschlossen worden
                              									sind.
                           Der Verlust der Kalksteine beim Brennen beträgt gegen 30 Procent, während die
                              									hydraulischen Kalke beim Erhärten 12–15 Proc. Kohlensäure und ungefähr 8
                              									Proc. Wasser aufgenommen haben.
                           Nach diesen Analysen wären an einen Kalkstein, welcher bei richtigem Brennen einen
                              									guten hydraulischen Kalk liefern soll, folgende Anforderungen zu stellen:
                           Der Gehalt an in Salzsäure unlöslichen Bestandtheilen kann 20–30 Procent des
                              									Kalksteins betragen.
                           Der kohlensaure Kalt und die kohlensaure Magnesia dürfen zusammen 60 bis höchstens 70
                              									Procent ausmachen (die kohlensaure Magnesia betrug bei den untersuchten Kalksteinen
                              									im Maximum 7 Proc.). Die noch fehlenden 10–20 Proc. vertheilen sich auf das
                              									Eisen, die Thonerde und die Alkalien. Bei den untersuchten Kalksteinen betrug das
                              									Eisenoxyd im Maximum gegen 12 Proc., im Minimum 2–3 Procent; die Alkalien
                              									machten ungefähr 1 Proc. aus.
                           Was die in Salzsäure unlöslichen Bestandtheile betrifft, so waren in den untersuchten
                              									Kalksteinen 3/4–5/6 derselben aufschließbare Kieselerde und Quarz. Bei dem
                              									Kalkstein Nr. I ist die aufschließbare Kieselerde, bei Nr. II und III der Quarz im
                              									Ueberschuß vorhanden; jedoch beträgt die aufschließbare Kieselerde, selbst wo sie am geringsten
                              									vertreten ist, 1/3 der in Salzsäure unlöslichen Bestandtheile. Von dem Gehalt an
                              									aufschließbarer Kieselerde hängt ohne Zweifel die Temperatur ab, welche zum Brennen
                              									des Kalksteins nöthig ist; ein Kalkstein wird um so leichter zu brennen seyn, je
                              									mehr er aufschließbare Kieselerde, d.h. Kieselerde an Eisenoxyd und Thonerde
                              									gebunden, in Form von Thon, enthält. Es scheint jedoch die Gefahr des zu starken
                              									Erhitzens beim Brennen der Kalksteine viel geringer zu seyn, als bisher angenommen
                              									wurde, da die untersuchten englischen hydraulischen Kalke nur noch sehr geringe
                              									Mengen Kohlensäure enthielten, und da zum vollständigen Austreiben der Kohlensäure
                              									aus den Kalksteinen eine viel höhere und länger andauernde Erhitzung nöthig ist, als
                              									es das Aufschließen der Kieselerde in den Thonen erfordert.
                           Zum Schluß sollen hier noch die Analysen zweier inländischer Kalksteine angeführt
                              									werden, welche auch einen brauchbaren hydraulischen Kalk geben; diese Kalksteine
                              									sind von Horb; Hr. Bergrath v. Alberti hat den daraus
                              									gebrannten Kalk als sehr hydraulisch gefunden.
                           Nr. I und Nr. II sind die Kalksteine, Nr. III der daraus gebrannte hydraulische
                              									Kalk.
                           
                              
                                 In Salzsäure
                                       												unlöslich:
                                 
                              
                                 
                                        Nr.
                                    											I.
                                       Nr.
                                    											II.
                                 
                                      Nr. III.
                                 
                              
                                     Quarz
                                     4,6
                                    											Proc.    
                                     3,2
                                    											Proc.    
                                 
                                     4,9 Proc.
                                 
                              
                                     Kieselerde
                                     6,6    „
                                     4,1    „
                                 
                                     1,3    „
                                 
                              
                                     Eisenoxyd      
                                     2,2    „
                                     2,1    „
                                 
                                     1,2    „
                                 
                              
                                     Thonerde
                                     2,5    „
                                     1,8    „
                                 
                                     1,3    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                   15,9 Proc.
                                   11,2 Proc.
                                     8,7 Proc.
                                 
                              
                                 In Salzsäure
                                       												löslich:
                                 
                              
                                     Kieselerde
                                     1,4    „
                                     0,8    „
                                 
                                   11,9    „
                                 
                              
                                     Eisenoxyd
                                     1,7    „
                                     3,1    „
                                 
                                     3,6    „
                                 
                              
                                     Thonerde
                                     3,1    „
                                     0,8    „
                                 
                                     5,6    „
                                 
                              
                                     Kohlensaurer Kalk
                                   63,1    „
                                   71,7    „
                                 Calciumoxyd      
                                   47,4    „
                                 
                              
                                     Kohlensäure
                                    											Magnesia      
                                   12,3    „
                                     9,3    „
                                 Magnesia
                                     9,4    „
                                 
                              
                                     Kali
                                     0,8    „
                                     1,1    „
                                 
                                     1,5    „
                                 
                              
                                     Natron
                                     0,4    „
                                     0,3    „
                                 
                                     0,3    „
                                 
                              
                                     Wasser
                                     1,3    „
                                     1,7    „
                                 
                                     0,6    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Kohlensäure
                                   11,0    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0 Proc.
                                 100,0 Proc.
                                 
                                 100,0 Proc.
                                 
                              
                           Berechnen wir diese Resultate auf den wasserfreien Zustand und addiren wir (wie unter
                              										B.) bei dem hydraulischen Kalk die fehlende
                              									Kohlensäure, so ist:
                           
                           
                              
                                 
                                       Nr.
                                    											I.
                                      Nr. II.
                                     Nr. III.
                                 
                              
                                 Kohlensaurer Kalk
                                   63,9
                                    											Proc.    
                                   72,9
                                    											Proc.    
                                   62,2 Proc.
                                 
                              
                                 Kohlensäure Magnesia 
                                   12,5    „
                                     9,5    „
                                   14,5    „
                                 
                              
                                 Kali
                                     0,8    „
                                     1,1    „
                                     1,1    „
                                 
                              
                                 Natron
                                     0,4    „
                                     0,3    „
                                     0,3    „
                                 
                              
                                 Quarz, Kieselerde,
                                    											Eisenoxyd   und Thonerde
                                   22,4    „
                                   16,2    „
                                   21,9    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0 Proc.
                                 100,0 Proc.
                                 100,0 Proc.
                                 
                              
                           Diese Kalksteine enthalten gegenüber von den englischen zu wenig Thon; ferner enthält
                              									der Horber hydraulische Kalk zu viel Kohlensäure, er ist nicht vollständig gebrannt
                              									worden.
                           Ein von Professor Pettenkofer in München zuerst
                              									vorgeschlagenes Mittel zur Vergleichung hydraulischer Kalke in Betreff ihrer
                              										GütePolytechn. Journal, 1849, Bd. CXIII S. 366. mag in folgendem Verhalten liegen, das auf ihrer physikalischen
                              									Beschaffenheit beruht.
                           Von zwei hydraulischen Kalken im gemahlenen Zustande, welche im luftfreien Zustande
                              									gleiches oder nahezu gleiches specifisches Gewicht haben,
                              									kann man dem Gewichte nach sehr verschiedene Mengen brauchen, um denselben Raum
                              									anzufüllen; derjenige hydraulische Kalk, von welchem das größere Gewichtsquantum
                              									nöthig ist, ist der bessere.
                           Ein Glas, dessen Mündung abgeschliffen war und mit einer Glasplatte verschlossen
                              									werden konnte, wurde unter beständigem Aufklopfen auf den Tisch mit den untersuchten
                              									hydraulischen Kalken angefüllt. Bei wiederholten Versuchen wurde gefunden:
                           Das Glas faßt von den englischen Cementen:
                           
                              
                                     Nr.
                                    											IV  
                                 39,2 Gram.
                                 
                              
                                     Nr.
                                    											V
                                 43,5    „
                                 
                              
                                     Nr.
                                    											VI
                                 40,5    „
                                 
                              
                                     Nr.
                                    											X
                                 52,5    „
                                 
                              
                           Von dem Horber hydraulischen Kalk faßt es 37,9 Gram., während es 30,8 Gram. Wasser
                              									faßt.
                           Demnach wiegt ein württemb. Kubikfuß der Cemente von
                           
                              
                                       Nr. IV
                                 63,98 Pfd. (württemb.)
                                 
                              
                                       Nr. V
                                 71,00   „
                                 
                              
                                       Nr. VI
                                 66,10   „
                                 
                              
                                       Nr. X
                                 85,69   „
                                 
                              
                                 Horber Kalke
                                 61,86   „