| Titel: | Ueber Verfälschung des Perubalsams mit Ricinusöl; von Prof. Dr. Wagner in Nürnberg. | 
| Autor: | Wagner | 
| Fundstelle: | Band 135, Jahrgang 1855, Nr. LXXXII., S. 378 | 
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                        LXXXII.
                        Ueber Verfälschung des Perubalsams mit Ricinusöl;
                           							    von Prof. Dr. Wagner in Nürnberg.
                        Wagner, über Verfälschung des Perubalsams mit
                           								Ricinusöl.
                        
                     
                        
                           Es wurde mir von einer Nürnberger Materialhandlung ein der Verfälschung mit Ricinusöl
                              									verdächtiger Perubalsam zur Untersuchung übergeben. Ich überzeugte mich, daß die in
                              									verschiedenen Waarenkunden und Lehrbüchern der Pharmakognosie angegebenen Proben
                              									nicht zuverlässig waren, und versuchte folgende Methode, die zuverlässige Resultate
                              									gibt, wenn der Gehalt an Ricinusöl im Perubalsam noch 10 Procent beträgt. Sie gründet sich auf die
                              									zuerst von Redtenbacher bemerkte, dann von mir und Tilley und zuletzt von Bertagnini allgemein angewendete Eigenschaft der Aldehyde, mit den
                              									Bisulfiten der Alkalien krystallisirbare Verbindungen zu bilden. Reiner Perubalsam
                              									gibt bei der Destillation saure Producte, aber kein Aldehyd; Ricinusöl dagegen das
                              									Aldehyd der Oenanthylsäure.
                           Man destillirt etwa 10 Gramme des verdächtigen Perubalsams, bis reichlich die Hälfte
                              									übergegangen ist, schüttelt das aus zwei öligen Schichten bestehende Destillat mit
                              									Barytwasser, hebt die auf demselben schwimmende Oelschicht mittelst einer Pipette ab
                              									und schüttelt sie hierauf mit einer concentrirten Lösung von Natronbisulfit. Enthält
                              									der Balsam Ricinusöl, so erstarrt die Flüssigkeit sogleich zu einer Krystallmasse,
                              									aus der man, nach wiederholtem Umkrystallisiren aus siedendem Alkohol, bis der
                              									Acroleïngeruch vollständig verschwunden ist, vermittelst Kali oder verdünnter
                              									Schwefelsäure das Oenanthylaldehyd als farblose, in Wasser unlösliche Flüssigkeit
                              									abscheiden kann.
                           Die krystallisirte Natronverbindung hat die Zusammensetzung: C₁₄
                              									H₁₃ Na S₂ O₆ + 4 aq. Es ist
                              									indeß viel wahrscheinlicher daß sie ein Gemenge ist der Oenanthylaldehydverbindung
                              									mit der entsprechenden Caprylaldehydverbindung:
                           
                              
                                 C₁₄
                                    											H₁₃C₁₆ H₁₅
                                 
                                    
                                    
                                 Na S₂ O₆ + 4 aq.
                                 
                              
                           da, wie es scheint, bei der trocknen Destillation des Recinusöls nicht nur
                              									Oenanthylaldehyd, sondern auch Caprylaldehyd sich bildet.