| Titel: | Ueber die Zusammensetzung und Menge der Asche, welche die zur Fabrication des Cichorienkaffees dienende Cichorienwurzel hinterläßt; von Hrn. I. L. Lassaigne. | 
| Fundstelle: | Band 135, Jahrgang 1855, Nr. LXXXV., S. 386 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        LXXXV.
                        Ueber die Zusammensetzung und Menge der Asche,
                           								welche die zur Fabrication des Cichorienkaffees dienende Cichorienwurzel hinterläßt; von
                           								Hrn. I. L. Lassaigne.
                        Aus dem Journal de Chimie
                                 									medicale, Juli 1854, S. 424.
                        Lassaigne, über die Zusammensetzung und Menge der Asche, welche die
                           								Cichorienwurzel hinterläßt.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich enthält das Cichorienkaffee-Pulver eine gewisse Menge Erde, welche
                              									bei dem jetzigen fehlerhaften Verfahren, die Wurzeln zu trocknen, ohne sie vorher zu
                              									waschen, an derselben hängen bleibt und mit gepulvert wird. Mehrere Fabrikanten
                              									blieben dabei nicht stehen und setzten ihrem Fabricat noch mehr solche Erde zu;
                              									andere setzten, um die Farbe dieser Gemenge zu verdecken, noch rothen Ocker oder Ziegelpulver zu. Die (in
                              									Frankreich) angestellten UntersuchungenPolytechn. Journal Bd. CXXX S. 378. ergaben, daß der Cichorienkaffee oft 40–50 Proc. mit Ocker vermengter
                              									Erde enthält.Man s. Chevallier's Abhandlung über die Mittel zur
                                    											Erkennung der Verfälschungen des Cichorienkaffees im polytechn. Journal Bd
                                       											CXII S. 390. A. d. Red.
                           Ich analysirte in Gemeinschaft mit Hrn. Chevallier, gemäß
                              									erhaltenem Auftrag, mehrere aus der Umgegend von Paris und aus den Departements des
                              									Nordens und der Oise bezogene Fabricate, und stelle in Folgendem die Resultate
                              									dieser Untersuchungen zusammen.
                           Cichorienwurzel aus dem
                                 										Nord-Departement, gesiebt und getrocknet.
                           
                              
                                 Organische Materie
                                 
                                 
                                 
                                 
                                   96,00
                                 
                              
                                 Anorganische od.  
                                    											mineralische   Substanzen(weißliche Asche.).
                                 
                                    
                                    
                                 kohlensaures, schwefelsaures Kali
                                    											      und
                                    											Chlorkaliumkohlensaurer Kalkbasisch-phosphorsaures Salz
                                    											von       Magnesia und
                                    											KalkKieselerde (Sand)
                                 
                                    
                                    
                                 2,0  0,70,9
                                    											    4
                                   4,00
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 100.
                                 
                              
                           
                           Cichorienwurzel aus dem
                                 										Oise-Departement (Senlis und Clermont), gereinigt und geröstet.
                           
                              
                                 Organische Materie
                                 
                                 
                                 
                                 
                                   95,00
                                 
                              
                                 Anorganische od.  
                                    											mineralische   Substanzen(weißliche Asche.).
                                 
                                    
                                    
                                 kohlensaures, schwefelsaures
                                    											Kali      und
                                    											Chlorkaliumkohlensaurer Kalkbasisch-phosphorsaures Salz von
                                    											      Magnesia und
                                    											KalkKieselerde (Sand)
                                 
                                    
                                    
                                 1,90  0,572,230,30
                                     5,00
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 100.
                                 
                              
                           Cichorienwurzel aus der Umgegend von Paris,
                                 										gereinigt und gewaschen.
                           
                              
                                 Organische Materie
                                 
                                 
                                 
                                 
                                   97,30
                                 
                              
                                 Anorganische od.  
                                    											mineralische   Substanzen(weißliche Asche.).
                                 
                                    
                                    
                                 kohlensaures, schwefelsaures
                                    											Kali      und
                                    											Chlorkaliumkohlensaurer Kalkbasisch-phosphorsaures Salz von
                                    											      Magnesia und
                                    											Kalksandhaltiger Thon
                                 
                                    
                                    
                                 0,70  0,340,930,73
                                     2,70
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 100.
                                 
                              
                           Wie man sieht, liefert die in verschiedenen Graden gereinigte Wurzel nur eine geringe
                              									Menge Asche, höchstens 5 ProcentHr. Feneulle verschaffte sich von einem
                                    											Fabrikanten im Nord-Departement ein Quantum frisch gerösteter
                                    											Cichorienwurzeln, um sie mit Sorgfalt einzuäschern; diese Wurzel wurde
                                    											zuerst gebürstet, um die ihrer Oberfläche anhängende Erde zu beseitigen,
                                    											hernach gepulvert und im Wasserbad getrocknet; sie lieferte 4,5 Procent
                                    											Asche. (Journal de Chimie médicale, Juni
                                    											1854, S. 326). A. d. Red.; wenn man daher bei der gerösteten Cichorie einen größern Gehalt, nämlich 6
                              									bis 7 Proc. tolerirt, wie wir es in mehreren Berichten an die HHrn.
                              									Instructions-Richter gethan haben, so wird man sowohl den Fabrikanten als den
                              									Consumenten gerecht werden. Auf diese Erfahrungen gestützt, kann man die dem
                              									Cichorienkaffee durch Nachlässigkeit oder in strafbarer Absicht beigemengte Erde auf
                              									1/2 oder 1 Proc. verläßlich berechnen. Angenommen, ein Pulver (Mehl) von gerösteter
                              									(gebrannter) Cichorie hinterlasse beim Einäschern 33 Proc. Rückstand, welcher aus
                              									der Asche, die die Cichorie ursprünglich gibt, und der Erde oder andern zugesetzten
                              									feuerbeständigen Körpern besteht, so bestimmt man durch eine einfache Rechnung die
                              									Menge der Asche, welche die 67 Theile organischer Materie ohne stattgefundene
                              									Verfälschung der Wurzel hinterlassen haben würden. Da die reine, gewaschene und geröstete Cichorie 5 bis
                              									7 Proc. Asche hinterläßt, so nehmen wir als Mittelzahl 6 Proc. an. In diesem Fall müßte
                              									die organische Materie, welche 67 Proc. vom Gewicht der Wurzel betrug, eine Menge
                              									Asche = x hinterlassen, welche wir durch folgende
                              									Proportion finden:
                           94 : 6 = 67 : x
                           x = (67 × 6)/94 = 4,27.
                           Zieht man nun 4,27 von 33, dem Rückstand beim Einäschern, ab, so erhält man 28,73 für
                              									die Erde oder sonstige der Cichorie fremdartige Substanz, welche letztere man einer
                              									weitern Prüfung unterziehen kann.
                           
                        
                           Nachtrag.Instruktion zur Prüfung des Cichorienkaffees auf Beimengungen
                                 										von Thon, rothem Ocker, oder anderen erdigen Substanzen.
                           Die häufigen Verfälschungen des Cichorienkaffees mit den genannten Substanzen haben
                              									den kais. französischen Minister für Ackerbau und Handel veranlaßt, die Präfecten
                              									aufzufordern, den Verkauf dieser Waare durch die Medicinal-Jurys ihres
                              									Departements überwachen zu lassen. Denselben wurde folgende Anleitung zur Prüfung
                              									des Cichorienkaffees mitgetheilt, welche sich darauf gründet, daß eine Probe von
                              									unverfälschter Waare bei der Einäscherung nicht über 5 Procent Asche von graulicher
                              									Farbe hinterlassen darf.
                           Man bringt in einen hessischen Tiegel 100 Gramme von dem zu prüfenden
                              									Cichorienkaffee. Dieses Quantum soll den Tiegel zu zwei Drittel füllen; letzterer
                              									wird in einen Ofen gestellt und bis zum obern Theil mit glühenden Kohlen umgeben.
                              									Wenn die Wärme anfängt sich in die Masse fortzupflanzen, und lange bevor der Tiegel
                              									rothglühend geworden ist, beginnt die Substanz mit schwacher Flamme zu verbrennen.
                              									Um diese Verbrennung zu befördern, zertheilt man die Masse mittelst eines eisernen
                              									Spatels; bald wird die Flamme ganz verschwunden seyn und einen schwarzen Rückstand
                              									hinterlassen. Dieser Rückstand enthält eine große Menge Kohle und muß nun
                              									vollständig eingeäschert werden. Zu diesem Zweck fährt man fort den Tiegel zu
                              									erhitzen, rührt aber den Inhalt bloß von Zeit zu Zeit um, damit er nicht zu sehr
                              									abgekühlt, aber alle darin befindliche Kohle verbrannt wird. Sobald der Rückstand in
                              									ein leichtes Pulver verwandelt ist, worin man keine schwarzen Theile mehr bemerkt,
                              									und wenn der bis zum angehenden Rothglühen erhitzte Tiegel beim Umdrehen in verschiedenen Richtungen in
                              									der Masse kein verbrennendes Theilchen mehr gewahr werden läßt, nimmt man ihn aus
                              									dem Feuer, läßt ihn erkalten, löst die Asche mit Vorsicht ab, und sammelt sie auf
                              									einem tarirten glatten Papier, um sie zu wägen. Sollte man über die Genauigkeit der
                              									Operation in Zweifel seyn, so kann man die Asche wieder in den Tiegel geben und sie
                              									wiederholt bei angehender Rothglühhitze calciniren; war die erste Operation gut
                              									ausgeführt, so muß das Gewicht der Asche unverändert bleiben. Eine solche Operation
                              									dauert wenigstens zwei Stunden. Man darf den Tiegel nicht zu stark erhitzen, weil
                              									sonst die Asche nicht pulverig bleiben, sondern eine teigige Consistenz bekommen
                              									würde, welche sich der Verbrennung der Kohle widersetzt.
                           In chemischen Untersuchungen geübte Personen, welche eine empfindliche Waage
                              									besitzen, können sich begnügen 20 Gramme von einer Probe einzuäschern, und selbst
                              									weniger.
                           In der Praxis, und mit Rücksicht auf die Schwierigleiten der Fabrication, kann man
                              									jeden Cichorienkaffee, welcher über 6 Procent Asche gibt, als schlecht fabricirt
                              									oder der Verfälschung verdächtig betrachten. (Journal de
                                 										Pharmacie, December 1853, S. 439.)