| Titel: | Versuche über die Cohäsions- und Torsionskraft des für Geschütze bestimmten Krupp'schen Gußstahls; von Gs. Weber, k. b. Artillerie-Oberst. | 
| Autor: | Gs. Weber | 
| Fundstelle: | Band 135, Jahrgang 1855, Nr. LXXXVIII., S. 401 | 
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                        LXXXVIII.
                        Versuche über die Cohäsions- und
                           								Torsionskraft des für Geschütze bestimmten Krupp'schen
                           								Gußstahls; von Gs. Weber, k. b.
                           								Artillerie-Oberst.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VI.
                        Weber, über die Cohäsions- u. Torsionskraft des für
                           								Geschütze bestimmten Krupp'schen Gußstahls.
                        
                     
                        
                           Obgleich die Artillerie-Techniker niemals ihre Bemühungen aufgaben, ein
                              									Geschützmaterial ausfindig zu machen, welches allen billigen Anforderungen
                              									vollkommen entspricht, so war man bis jetzt doch nicht im Stande dieses Ziel zu
                              									erreichen.
                           Es ist Thatsache, daß das in neuerer Zeit fabricirte Schießpulver, welches man mit
                              									sorgfältiger gereinigten Bestandtheilen, insbesondere zweckmäßig erzeugter Kohle so
                              									bereitet, daß es die Eigenschaft hat sich möglichst rasch zu entzünden, folglich der
                              									Verbrennungsproceß beschleunigt wird, in sehr beachtenswerther Weise nachtheilig auf
                              									die bronzenen Geschütze einwirkt, daher diese durch eine geringere Anzahl Schüsse,
                              									als in früheren Zeiten bei minderer Güte des Schießpulvers, unbrauchbar werden; auch
                              									ist durch Anwendung des jetzigen Pulvers bei solchen Bronzegeschützen, welche mit
                              									einem beträchtlichen Bleigehalt oder anderen die Widerstandskraft vermindernden
                              									Metallen verunreinigt sind, erfahrungsgemäß deren sichere Haltbarkeit in Frage
                              									gestellt. – Ich hatte Gelegenheit, eine große Anzahl metallener Geschütze aus
                              									neuerer und älterer Zeit, von den verschiedenen europäischen Staaten und türkisches
                              									Fabricat, auf ihren Metallgehalt chemisch zu untersuchen; dabei fand ich in manchen
                              									Geschützen aus früherer Zeit einen so beträchtlichen Gehalt an schädlichen Metallen,
                              									daß ich mich verwundern mußte wie sie den Einwirkungen des Pulvers widerstehen
                              									konnten, was also nur dem weniger nachtheilig wirkenden Schießpulver früherer Zeit
                              									zuzuschreiben ist.
                           
                           Bekanntlich hat man sich ehedem in keiner Geschützgießanstalt mit einer chemischen
                              									Untersuchung der zum Umguß bestimmten alten Bronzegeschütze befaßt, sondern die
                              									Beschaffenheit ihrer Legirung lediglich nach dem Bruchansehen der abgeschlagenen
                              									Delphinen oder der Traube beurtheilt, wodurch natürlich selbst der erfahrenste
                              									Kennerblick häufig irregeführt wurde, da es unmöglich ist auf diesem Wege ein
                              									verläßliches Resultat zu erlangen. Man kümmerte sich wenig um das
                              									Mischungsverhältniß und die Verunreinigungen der anzuwendenden alten Bronze, und
                              									hörte selbst von Artillerie-Officieren sagen: „es war ein Geschütz
                                 										und wird sohin wieder ein solches.“ Bei solchen Ansichten wurden
                              									selbst in der Neuzeit nicht selten bronzene Geschütze aus schlechtem Bruchmetall
                              									erzeugt, folglich unhaltbare Rohre erzielt, was Veranlassung gab, die Haltbarkeit
                              									der Bronzegeschütze überhaupt etwas zu verdächtigen.
                           Wie sehr aber manchmal das Metall älterer Geschütze mit schädlichen Beimischungen
                              									verunreinigt ist, zeigt nachstehende Analyse des Metalls einer im Jahre 1663 zu
                              									Würzburg durch den Gießer Sebald Kopp gegossenen 6
                              									Pfünder-Batterie-Kanone Nr. 3 mit dem Namen
                              										„Rottenberg“ bezeichnet und 1753 bayer. Pfund wiegend;
                              									dieses Rohr enthielt nämlich:
                           
                              
                                 
                                   5,38
                                 Proc.
                                 Zinn,
                                 
                              
                                 
                                   0,44
                                    „
                                 Antimon,
                                 
                              
                                 
                                   7,34
                                    „
                                 Blei,
                                 
                              
                                 
                                   3,69
                                    „
                                 Zink, incl. eines geringen
                                    											Antheils von Eisenund Nickel,
                                 
                              
                                 
                                    Spur
                                 von
                                 Silber.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 sohin
                                   16,85
                                 Proc.
                                 Legirung und
                                 
                              
                                 
                                   83,15
                                    „
                                 Kupfer
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 in
                                 100
                                 Metall;
                                 
                                 
                              
                           auch Analysen des Metalls anderer von diesem Gießer erzeugten
                              									Geschütze ergaben keine günstigeren Resultate. Wenn nun aus solchem pêle-mêle von Metallen gegossene
                              									Geschütze der Kraft des älteren Schießpulvers widerstanden, so muß man wohl zugeben,
                              									daß dasselbe bedeutend schwächer als unser gegenwärtiges Pulver war, denn jene Rohre
                              									würden mit dem jetzigen Schießpulver oder mit der Schießbaumwolle ohne Zweifel in
                              									Stücke zerspringen.
                           Um das Kugellager bei zu strenger Schießprobe zu verringern oder vollends zu
                              									beseitigen, versuchte im Jahre 1832 eine deutsche Geschützgießerei beim Gusse einer
                              									12 Pfünder-Feldkanone etc. das Metall durch einen größern Zinnzusatz härter
                              									zu machen, wodurch der gewünschte Zweck zwar erreicht wurde, das Rohr aber während
                              									seines Gebrauches bei den Schießübungen ganz unerwartet zersprang. In einem mir zugekommenen
                              									Stückchen Metall von diesem Rohre fand ich bei der chemischen Analyse:
                           
                              
                                 
                                 13,43
                                 Proc.
                                 Zinn, nebst etwas Antimon,
                                 
                              
                                 
                                   1,36
                                    „
                                 Blei,
                                 
                              
                                 
                                   0,62
                                    „
                                 Zink, mit geringem Antheil von Eisen.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 sohin
                                 15,41
                                 Proc.
                                 Legirung,
                                 
                              
                                 und
                                 84,59
                                    „
                                 Kupfer,
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 in
                                   100
                                 Metall.
                                 
                                 
                              
                           Von den Erzeugnissen einer andern deutschen Gießerei zersprangen bei den
                              									Schießprobeversuchen drei im Jahre 1836 gegossene 12 Pfünder-Feldkanonen,
                              									deren Metall bei der Analyst folgende Mischung ergab:
                           
                              
                                 
                                   7,16
                                 Proc.
                                 Zinn,
                                 
                              
                                 
                                   1,00
                                    „
                                 Antimon,
                                 
                              
                                 
                                   3,52
                                    „
                                 Blei,
                                 
                              
                                 
                                   0,60
                                    „
                                 Zink, inclus. Nickel und
                                    											Eisen.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 sohin
                                 12,28
                                 Proc.
                                 Legirung,
                                 
                              
                                 und
                                 87,72
                                    „
                                 Kupfer,
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 in
                                   100
                                 Metall.
                                 
                                 
                              
                           Es ist sohin einleuchtend, wie sorgsam man bei der Untersuchung und Auswahl der für
                              									einen Geschützguß zum Umschmelzen dargebotenen Bruch metalle seyn muß, und daß man
                              									sich häufig veranlaßt sehen wird, eine mehr oder weniger bedeutende Quantität neuen
                              									reinen Metalles zuzusetzen.
                           Bekanntlich wird eine Kupfer-Zinn-Legirung um so härter, aber auch um
                              									so spröder, leichtflüssiger und der chemischen und mechanischen Einwirkung des
                              									entzündeten Schießpulvers weniger widerstehend, je größer der Zinngehalt derselben
                              									ist; es würde schon eine reine Legirung von 88 Proc. Kupfer und 12 Proc. Zinn für
                              									den Geschützguß viel zu spröde seyn, und sie könnte der Explosionskraft unseres
                              									Schießpulvers um so weniger gesicherten Widerstand leisten, je mehr sie mit andern
                              									die Zähigkeit der Bronze vermindernden Metallen verunreinigt wäre. Das geeignetste
                              									Mischungsverhältniß der Geschützbronze für alle Kaliber ohne Ausnahme dürfte wohl 9
                              									bis höchstens 10 1/2 Proc. Zinn auf 91 und 89 1/2 Proc. Kupfer seyn. Ein geringerer
                              									Zinngehalt würde besagtes Metall für die Einwirkung der harten gußeisernen Geschosse
                              									verhältnißmäßig zu weich lassen, und durch einen Zinkbeisatz würde keine größere
                              									Härte und keine beträchtlichere Festigkeit erlangt werden, obgleich zugegeben werden
                              									muß, daß ein kleiner Zinkgehalt, wenn er in einer Legirung von 10 Proc. Zinn 1 Proc.
                              									nicht übersteigt, nicht
                              									nachtheilig ist. – Es ist hier nicht mein Zweck, auf die
                              									Geschützmetall-Legirungen näher einzugehen, ich will aber nicht unterlassen
                              									beizufügen, daß selbst ein Bleigehalt von 1 Proc. gerade nicht besorglich
                              									nachtheilig auf die Haltbarkeit der bronzenen Geschütze einwirkt, was viele, früher
                              									häufig ernstlich gebrauchte Rohre mit solchem Bleigehalte sattsam beweisen; nur
                              									sollte bei solcher Bleiverunreinigung der Zinngehalt niemals 10 1/4 Proc.
                              									übersteigen und dabei der Antimongehalt höchstens 1/4 Proc. betragen.
                           Die Geschütze aus Gußeisen haben gegen Bronzegeschütze außer ihrer Wohlfeilheit noch
                              									durch ihre Härte einen großen Vorzug; dieselben sichern hinsichtlich der Anzahl
                              									scharfer Schüsse, wobei die Seele unbeschädigt bleibt, eine bei weitem größere
                              									Ausdauer als die bronzenen. Nur wird das Zündloch bei ihnen sehr frühzeitig und
                              									gewöhnlich dreieckig zackig ausgebrannt; diesem Uebelstande hat man in mehreren
                              									Artillerien dadurch zu begegnen gesucht, daß man die neuen gußeisernen Rohre schon
                              									mit einem kupfernen Zündkern versteht.
                           Da aber die Cohäsion, selbst des besten Gußeisens, beträchtlich geringer als jene der
                              									Geschützbronze ist, das Gußeisen ferner nur eine sehr geringe Zähigkeit besitzt,
                              									überdieß specifisch leichter als Bronze ist, so muß man nothwendig den gußeisernen
                              									Rohren eine größere Stärke geben; dessenungeachtet kommt es aber bekanntlich nicht
                              									selten vor, daß gußeiserne Geschütze, besonders wenn deren Material nicht von
                              									vorzüglicher Güte ist, oder wenn bei dem Schmelzproceß und dem Gusse nicht die
                              									erforderliche Achtsamkeit eingehalten wurde, nach mehr oder weniger daraus gemachten
                              									Schüssen plötzlich, ohne vorher Rißchen oder sonstige Anzeichen wahrnehmen zu
                              									lassen, in Stücke zerspringen.
                           Den sowohl bei bronzenen als gußeisernen Geschützen beobachteten Mängeln suchte man
                              									durch Anfertigung schmiedeiserner Rohre zu begegnen, erreichte jedoch bis jetzt den
                              									beabsichtigten Zweck keineswegs; denn einerseits wollte es ungeachtet vieler
                              									Versuche nicht gelingen, so große Massen Schmiedeisen in verläßlicher Weise
                              									fehlerfrei herzustellen, andererseits hat sich die merkwürdige Erfahrung
                              									herausgestellt, daß weiches sehniges Schmiedeisen durch andauernde Erschütterungen
                              									oder Stöße seine nervige Eigenschaft verliert und eine körnige kaltbruchartige
                              									Textur bekommt.
                           Gegenwärtig dürfte es aber außer allem Zweifel liegen, daß es den andauernden
                              									Bemühungen der Gußstahlfabrik des Hrn. Friedrich Krupp bei Essen an der Ruhr, in
                              									Rheinpreußen, gelungen ist, durch Gußstahl ein Material zu erzeugen, welches allen
                              									billigen Anforderungen der Artillerie an das Geschütz, sowohl bezüglich der Härte,
                              									als der Zähigkeit und Widerstandskraft, in vollkommenster Weise entspricht; für
                              									diese Ansicht sprachen
                              									schon die vor einigen Jahren von der königl. preußischen
                              									Artillerie-Prüfungscommission angestellten Schieß- und Sprengversuche
                              									mit einer gußstählernen 3 Pfünder-Kanone aus der Krupp'schen Fabrik (man s. polytechn. Journal, Jahrgang 1852, Bd. CXXIII
                              									S. 191), und sie wurde seitdem durch die Versuche constatirt, welche der herzogl.
                              									braunschweigische Artillerie-Oberstlieutenant Hr. G. Orges im J. 1854 mit einer 10 Kaliber langen 12
                              									Pfänder-Granatkanone von Gußstahl aus derselben Fabrik angestellt hat,
                              									worüber in einem gedrängten Aufsatz im polytechn. Journal Bd. CXXXIII S. 369
                              									berichtet wurde.
                           Da ich in Besitz der Details der letztgenannten Versuche gelangt bin, so theile ich
                              									dieselben im Wesentlichen hier mit.
                           Die hauptsächlichsten Ausmaaße dieser 12 Pfünder-Granatkanone von Gußstahl sind in der folgenden Tabelle I
                              									sowohl nach den angegebenen englischen, als nach den darnach berechneten rheinischen
                              									Zollen verzeichnet, und zur Vergleichung wurden jene der bayerischen und
                              									österreichischen 12 Pfünder-Feldkanone beigefügt, wovon erstere 18, letztere
                              									16 Kugelkaliber lang ist.
                           Tabelle I.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 135, S. 405
                              Rohrtheile: Stählerne
                                 										braunschweigische 12 Pfünder-Granatkanone in Zollen; engl.; rhein.;
                                 										Bronzene 12 Pfünder-Feldkanone; bayer.; österr.; in rhein; Zollen; Ganze
                                 										Länge des Rohrs; in Seelendurchmessern; Länge des Kammer- oder
                                 										Bodenstücks; Zapfenstückes; Flugtheils oder Langfelds mit Kopf; Kopfes ohne
                                 										Halsband; der Traube sammt Bändchen u. Stoßgewölbe; Ganze Länge der Seele;
                                 										Durchmesser des Fluges oder der Seele; Länge des Fluges; der conischen Kammer;
                                 										Die Kammer ist halbkugelf. abgerundet mit Radius; Stärke des Stoßbodens; der
                                 										Verstärkung des Stoßes; Aeußerer Durchmesser; der höchsten Bodenfriese;
                                 										Kopffriese; in der Zündlochgegend; am hintern Ende des Bodenstückes; am vordern;
                                 										hinten am Zapfenstücke; vorn; hinten am Langfelde; am Halse
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 135, S. 406
                              Rohrtheile: Stählerne
                                 										braunschweigische 12 Pfünder-Granatkanone in Zollen; engl.; rhein.;
                                 										Bronzene 12 Pfünder-Feldkanone; bayer.; österr.; in rhein.; Zollen;
                                 										Durchmesser des Trauben-Kopfes; Halses; Plättchens; Metallstärke;
                                 										hintere, des Kammer- od. Bodenstückes; vordere; hintere; des
                                 										Zapfenstückes, hintere des Flugtheils oder Langfeldes am Halse; Abstand der
                                 										Schildzapfenachse vom hintern Rand der Bodenfriese; Abstand der
                                 										Schildzapfenachse von der Mündung; Durchmesser der Schildzapfen; Länge der
                                 										Schildzapfen; Abstand der Angußscheiben von einander; Versenkung der
                                 										Schildzapfenachse unter d. Rohrachse; Abstand der Zündlochmitte von der
                                 										Bodenfriese; Durchmesser des Zündlochs; Gewicht des Rohres; preuß. Pfunde;
                                 										bayerische Pfunde
                              
                           In Fig. 1 Tab.
                              									VI ist die Construction dieser stählernen 12 Pfünder-Granatkanone in 1/6 tel
                              									nach englischen Maaßen ersichtlich.
                           Bei den im Juli 1854 zu Braunschweig mit fraglicher 12 Pfünder-Granatkanone
                              									vorgenommenen Schießversuchen ergaben sich folgende Resultate.
                           Zur Ermittelung der Schußrichtigkeit wurden aus diesem Rohre mit je 1 1/4 Pfd.
                              									braunschweigisch. (= 1 Pfd. 1 2/5 Loth bayer. Gewicht) Ladung folgende Schüsse und
                              									Würfe gemacht:
                           
                              
                                 23
                                 Shrapnelwürfe
                                 auf
                                   800
                                 Schritte
                                 
                              
                                 17
                                         
                                    											„
                                   „
                                 1000
                                      „
                                 
                              
                                   6
                                         
                                    											„
                                   „
                                 1200
                                      „
                                 
                              
                                   2
                                 Granatwürfe
                                   „
                                 1200
                                      „
                                 
                              
                                   6
                                 Schüsse mit 1 1/4 Pfd. Ladung1 braunschweigisches, hannoversches oder preußisches Pfund = 0,8352
                                          													bayerische Pfund oder = 26,7264 bayer. Loth = 0,46771 Kilogramm.
                                    										
                                 
                              
                           und einer rothglühenden 6pfündigen Kugel, welche 1 Minute lang
                              									in der Seele verweilte, wobei sich sehr befriedigende Resultate ergaben; weiter
                              									geschahen mit derselben Ladung:
                           acht 12 Pfünder-Kartätschenschüsse,
                           6 Schüsse mit je einer 6pfündigen Vollkugel ohne Spiegel,
                           ferner an Gewaltproben 10 Würfe mit 4 Pfd. (= 3 Pfd. 13 1/2
                              									Loth bayer.) Ladung und nachstehenden Vorlagen:
                           2 Würfe mit einer mit Blei ausgefüllten 12 Pfd. (= 10 Pfd. 7 3/5 Loth bayer.)
                              									schweren Granate und einer 12 Pfünder-Kartätschenbüchse;
                           5 Würfe mit zwei mit Blei ausgefüllten, durchschnittlich je 24 Pfd. 10 Loth (= 20
                              									Pfd. 23 4/5 Loth bayer.) schweren Granaten;
                           3 Würfe mit einer 12 Pfd. 10 Loth (= 10 Pfd. 11,9 Loth bayer.) schweren Granate.
                           Bei diesen Versuchen sind mehrere Granaten im Rohre zersprungen und verursachten
                              									einige Schrammen in der Seelenwand, die jedoch nicht tiefer als 0'',015 befunden
                              									wurden.
                           Die Laffette erlitt hiebei mehrfachen Schaden; der Rücklauf betrug 9 bis 17 Fuß.
                           Um die Widerstandskraft der Schildzapfen zu prüfen, wurde der Rücklauf fast ganz
                              									gehemmt, wobei aber auch die Schildzapfen hinten am Anschlußeck an die Angußscheiben
                              									feine Riffe bekamen; hierauf schlug man die Schildzapfen vom Rohre ab.
                           Sprengversuche:
                           
                              
                                 1ter
                                 Schuß:
                                 1 1/4 Pfd. (= 1 Pfd. 1 2/5 Loth bayr.) Ladung mit vier
                                    											6pfündigenKugeln.
                                 
                              
                                 2ter
                                     „
                                 Dieselbe Ladung mit 6 solchen Kugeln.
                                 
                              
                                 3ter
                                     „
                                 Gleiche Ladung mit 8 jener Kugeln.
                                 
                              
                                 4ter
                                     „
                                 2 Pfd. (= 1 Pfd. 22 3/5 Loth bayr.) Ladung mit 8 der
                                    											6pfündigenKugeln.
                                 
                              
                                 Ster
                                     „
                                 3 3/4 Pfd. (= 3 Pfd. 4 1/5 Loth bayr.) Ladung mit 8
                                    											solchen Kugeln.
                                 
                              
                                 6ter
                                     „
                                 5 Pfd. (= 4 Pfd. 5 3/5 Loth bayr.) Ladung mit 7 solchen
                                    											Kugeln.
                                 
                              
                                 7ter
                                     „
                                 6 1/4 Pfd. (= 5 Pfd. 7 Loth bayr.) Ladung mit 6 jener
                                    											Kugeln.
                                 
                              
                                 8ter
                                     „
                                 4 Pfd. (= 3 Pfd. 13 1/5 Loth bayr.) Ladung, wobei die
                                    											Seele mittrockenem Sande ausgefüllt ward, und noch zwei mit
                                    											Bleiausgegossenen Granaten, die mit Hede festgestopft waren.
                                 
                              
                                 9ter
                                     „
                                 2 Pfd. (= 1 Pfd. 22 3/5 Loth bayr.) Ladung, die Seele
                                    											ebensowie bei dem vorigen Schuß voll angestopft.
                                 
                              
                           Nach den letzten 5 Schüssen war das Rohr nach dem Abfeuern bis an die Schildzapfen
                              									und beim 8ten sogar bis an das Halsband rückwärts in feste Erde eingedrungen; ein
                              									Beweis der äußerst großen Wirkung des Rückstoßes.
                           Bei der vorgenommenen Wasserprobe wurde ein Druck von 90 Atmosphären angewendet,
                              									welcher circa 168 3/4 bayr. Centner entspricht.
                           
                           Bei den Versuchen die Traube an ihrem dünnsten Theile, dem 2'',44 engl. (= 2'',37
                              									rhein.) dicken Halse abzuschlagen, brach derselbe erst nach 313 Schlagen eines 42
                              									braunschw. Pfd. (= 35 bayr. Pfd.) schweren Hammers entzwei.
                           Die hierauf vorgenommene Untersuchung des Rohres ergab, daß dasselbe, abgesehen von
                              									den abgeschlagenen Schildzapfen und der Traube, innen und außen beinahe völlig
                              									unversehrt geblieben war; nur am untern Theile des Zündloches bemerkte man eine
                              									geringe Ausbrechung mittelst des genommenen Thonabdruckes.
                           Es dürfte durch diese Versuche eine auffallende Widerstandskraft des Krupp'schen Geschützgußstahls schon mit großer Sicherheit
                              									dargelegt seyn.
                           Ich muß hier noch bemerken, daß die fraglichen gußstählernen Geschütze nicht als
                              									solche in Formen gegossen sind; die Gußstahlblöcke werden nämlich zu Artikeln von
                              									der gewünschten Gestalt und Größe gehämmert, mittelst eines 240 Zollcentner schweren
                              									Dampfhammers mit 24 Fuß Fallhöhe, was einer Aufschlagfallkraft von circa 8266 bayr.
                              									Cntr. entspricht.
                           Versuche über die Cohäsions- und Torsionskraft des
                                 										Krupp'schen Gußstahls etc. – Aus Veranlassung der hierdurch bekannt
                              									gewordenen trefflichen Eigenschaften und der gewiß auffallenden Widerstandskraft des
                              										Krupp'schen Gußstahls für Geschütze, machte ich
                              									hierorts mit einer Cohäsions- und Torsions-Maschine vergleichende
                              									Versuche mit demselben und andern Metallen, z.B. Stahl, Eisen und einigen
                              									Geschützbronze-Legirungen; die Fabrik des Hrn. Krupp übersendete zu diesen Versuchen mit aller Bereitwilligkeit die
                              									gewünschten Stahlproben, und zwar a) dreierlei Sorten
                              									weichen Geschützgußstahls, zur Ermittelung deren Cohäsions- und
                              									Torsionskraft, dann b) drei Sorten Werfzeugstahl, bloß
                              									zur Prüfung auf Torsion, und auf sein Verhalten beim Arbeitsgebrauche, wovon zwei
                              									Sorten nach dem Schmieden ausgeglüht waren, die dritte Sorte aber die mittlere
                              									Schneidwerkzeug-Härte hatte.
                           Die drei Geschützstahlsorten, ebenfalls nach dem
                              									Schmieden und vor der Bearbeitung auf die gewünschten Ausmaaße ausgeglüht, waren je
                              									mit einer, zwei und drei
                              									Kronen bezeichnet und folgende Verwendung dafür angegeben:
                           Zeichen: eine Krone. Mittelharter Gußstahl für ungehärtete
                              									Wagenachsen (Qualität, welche in gleichem Maaße hohe Stabilität und Zähigkeit
                              									vereinigt); die Fabrik beabsichtigt mit dieser sehr bewährten Gattung von Gußstahl
                              									die nächsten Versuche zu Kanonen vorzunehmen.
                           
                           Zeichen: zwei Kronen. Weicher Gußstahl zu Achsen für
                              									Locomotiven und Tender, Krummachsen, Kolbenstangen, Kolbendeckeln,
                              									Dampfschiffsachsen etc., überhaupt zu Zwecken, wo nach den bisherigen Erfahrungen
                              									Eisen oder andere Stahlgattungen hinsichtlich der Stabilität und Zähigkeit nicht
                              									genügen (zu welchen Zwecken der Gußstahl weiter nicht künstlich gehärtet wird);
                              									außerdem zum Graviren der Platten für Banknoten, Druckanstalten u. dgl. Aus dieser
                              									Qualität wurden bisher die Kanonen gefertigt.
                           Zeichen: drei Kronen. Weichste und zäheste Qualität,
                              									hauptsächlich verwendet zu Kürassen, Gewehr- und Büchsenläufen,
                              									Schartenblenden und allen Gegenständen welche den höchst möglichen Widerstand
                              									leisten müssen, ohne zu zerreißen oder zu brechen, zu welchen Zwecken der Gußstahl
                              									weiter nicht künstlich gehärtet wird.
                           Die drei Werkzeugstahlsorten hatten folgende Bezeichnung
                              									und Angabe der Verwendung:
                           HG härtester schmiedbarer Gußstahl.
                           
                              ♦♦♦ W, drei
                                 											carreau, Demantstahl bester Qualität;
                                 										Werkzeugstahl für Schneidzeuge, z.B. Dreh- und Haumeißel, feine
                                 										Feilen.
                              ♦♦♦ H, drei
                                 											carreau, Demantstahl, gehärtet und darnach
                                 										abgelassen, so daß eine mittlere Schneidwerkzeug-Härte verblieb.
                              
                           Mit diesen sechs Krupp'schen Gußstahlsorten, dann mit
                              									engl. Gußstahl, deutschem sogenanntem Fischer-Gußstahl von Salzburg, sowie Tyroler Cementstahl, ferner
                              									dreierlei Schmiedeisengattungen, auch mit Gußeisen, dann mit fünferlei reinen
                              									Geschützbronze-Legirungen (bloß aus Kupfer und Zinn bestehend), dann mit zwei
                              									durch Blei verunreinigten Geschützbronzen, und zuletzt mit Messing wurden die
                              									Versuche zur Ermittelung der Cohäsions- und Torsionskraft gemacht, deren
                              									Resultate in der folgenden Tabelle II zusammengestellt sind; ich habe hinsichtlich
                              									dieser Proben der Bronze-Legirungen, des Messings und des Gußeisens zu
                              									bemerken, daß diese Metalle im Tiegel geschmolzen und dann in getrockneten vertical
                              									stehenden Sandformen gegossen wurden.
                           
                           Tab. II. Resultate der Versuche über
                              									die Cohäsions- und Torsionskosionskraft des Krupp'schen
                              									Geschütz-Gußstahls im Vergleich mit anderen Stahl- und Eisensorten,
                              									dann einigen Geschützmetall-Caetall-Compositionen (theils aus reinem
                              									Kupfer und Zinn, theils mit Beimischungen versehen), und endlund endlich mit
                              									Messing.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 135, S. 410–411
                              Cohäsion; Material und Bezeichnung
                                 										der Probe-Stäbe; Cohäsionskraft von 1 rheinischem Quadratzoll; Bei dem
                                 										anfangenden Strecken: Maximum bei gleichförmigen Strecken; Auf die Bruchfläche
                                 										bei dem Abreißen berechnet; In bayerischen Pfunden; Der Stab wurde im
                                 										Allgemeinen dünner um:; Die Bruchfläche linear kleiner als die anfängliche; Die
                                 										Brüchfläche linear kleiner als die anfängliche Stabstärke um:; Strecken des
                                 										Stabes auf 9 Zoll Länge; Strecken in der Bruchgegend auf 1 Zoll Länge; Aussehen
                                 										der Bruchfläche; Stahl; Ausgehämmerter Gußstahl von Fr. Krupp in Essen;
                                 										Schweißbarer Geschütz-Gußstahl; Zeichen:; Kronen; Unschweißbarer
                                 										Werkzeug-Stahl; härtester ausgeglühter ausgeglüht. Demantstahl gehärteter
                                 										Demanstahl; Gewöhnlicher, nicht schweißbarer ausgeglühter englischer Gußstahl;
                                 										Schweißbarer ausgeglühter Gußstahl von der Fabrik des Hrn. Fischer zu Salzburg;
                                 										Ausgeglühter Tyroler Cementstahl; Diese drei Stahlsorten konnten in Essen in
                                 										Ermangelung verfügbarer Proben auf Cohäsion nicht geprüft werden; feinkörnig,
                                 										licht schiefergrau; feinkörnig, etwas dichter und die Nüance heller als vorige;
                                 										wie von 1 Krone; feinkörnig, radial gestreift, lichtgrau, in der Asche ein 0'',1
                                 										großer dunkler Kern; kleinkörnig, bläulich, weißgrau; kleinkörnig, etwas rauh,
                                 										grauliche Farbe; Schmiedeisen; Hartes, Gemischtes; Weiches faseriges; Gußeisen;
                                 										Bronze oder Geschützmetall; mit Blei- binäre Legirung reiner gehalt.;
                                 										Metalle; Proc.; Kupfer; Zinn; Blei; Antimon; Zink incls. eines geringen Antheils
                                 										von Nickel und Eisen; Messing, mittlerer Sorte; aschgrau und glänzend,
                                 										kleinkörnig lichtgrau gemengt; fein u. kleinkörnig aschgrau, u. grobkörnig
                                 										glänzend, weißgrau gemengt; faserig sehnig, dicht gestreift, mausgrau;
                                 										kleinkörnig schwärzlich grau; Die Bronze-Legirungen haben alle eine
                                 										krystallinische gegitterte Textur und ihrer röthliche Metallfarbe wird mit dem
                                 										zunehmenden Zinngehaltblässer; schmal länglich krystallinisch gegittert von
                                 										blaugrau röthlicher Farbe; krystallinisch gegitterte Textur, etwas graulich
                                 										messinggelb
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 135, S. 412–413
                              Torsion; Material und Bezeichnung
                                 										der Probe-Stäbe; Windungs-Grade bei 5'' Länge; Maximum der; Pfund;
                                 										Torsionskraft; Windungsgrade bei 5'' Länge; Torsionskraft in bayer. Pfunden;
                                 										Zustand des Bruches; Specifisches Gewicht; Ausgehämmerter Gußstahl von Fr. Krupp
                                 										in Essen; Unschweißbarer Schweißbarer; Werkzeugstahl; Geschütz-Gußstahl;
                                 										Zeichen:; Kronen; härtester ausgeglühter; Demantstahl; gehärteter Demantstahl;
                                 										Gewöhnlicher nicht schweißbarer ausgeglühter englischer Gußstahl; Schweißbarer
                                 										ausgeglühter Gußstahl von der Fabrik des Hrn. Fischer zu Salzburg; Ausgeglühter
                                 										Tyroler Cementstahl; eben, abgewetzt; bloß gefedert, in scharfeckigen Stücken
                                 										1'',9 lang, schief zersprengt; 1'',8 schief feinkörnig; Schmiedeisen; Hartes;
                                 										Gemischtes; Weiches faseriges; Gußeisen; Bronze oder Geschütztmetall; mit
                                 										Bleigehalt; binäre Legirung reiner Metalle; Proc.; Kupfer; Zinn; Blei; Antimon;
                                 										Zink inclus. eines geringen Antheils von Nickel und Eisen; Messing, mittlerer
                                 										Sorte; eben und abgewetzt; 2'',3 schief, bloß gefedert; eben, am Rande
                                 										abgewetzt; 1 rheinischer Zoll = 0,89613 bayer. Decimalzoll = 1,07536 oder 1''
                                 										0''' 10 IV, 85 ba''' 10 IV, 85 bayer. Duod. = 26,15446 Millimeter; 1 rhein.
                                 										Quadratzoll = 1,1564 bayer. Quadratzoll = 166,5213 □''' bayer. = 1
                                 										□'' bayer. = 1 □'' 22,5213 □''' bayer. = 683,82 □
                                 										Millimeter; 1 bayer. Pfund = 1,19732 Pfd. oder 38,314 Loch preuß. = 0,56 Kilogr.
                                 										= 1,12 Pfd. Zoll 1,12 Pfd. Zoll-Gewicht = 35,84 Loth
                                 										Zoll-Gewicht
                              
                           
                           Da der für die Cohäsionsversuche angewandten Maschine, mittelst welcher die bei
                              									Geschützbronze gewöhnlich 1 rh. Zoll im Quadrat starken und 9 Zoll langen
                              									prismatischen Stäbe abgerissen werden, die große Widerstandskraft für Stahl nicht
                              									zuzumuthen war, so wurden sämmtliche zu den Versuchen bestimmte Stahl- und
                              									Schmiedeisen-Probestabe auf einen Durchmesser von 0'',977 cylindrisch
                              									abgedreht und erhielten sonach hiedurch eine Querdurchschnittsfläche von 3/4 rhein.
                              									Quadratzoll, aus welchem aber die in der Tabelle aufgeführten Resultate jedesmal auf
                              									einen rheinischen Quadratzoll berechnet worden sind. Zur Festhaltung hatte jeder
                              									dieser Probestäbe an seinen beiden Enden einen 2'' bis 2'',3 langen Conus, dessen
                              									größerer äußerer Durchmesser 1'',55 und der innere kleine 1'',15 betrug. Die
                              									Probestäbe von Gußeisen und jene von Bronze waren jedoch ursprünglich prismatisch 1
                              									Quadratzoll stark. Die Stäbe für die Probe zum Abwinden (Torsion) waren hingegen
                              									sowohl bei Stahl und Eisen als bei Bronze etc. prismatisch je 1 rheinischen
                              									Quadratzoll stark.
                           Zur Ermittelung der Cohäsion diente eine eigens für derartige Versuche construirte
                              									hydraulische Presse mit 80,000 Pfund äußerster Kraftleistung, und zur Ermittelung
                              									der Torsion eine Vorrichtung mit einem 60 Zoll langen Hebel, welcher einerseits den
                              									1 rhein. Quadratzoll starken und 12'' langen abzuwindenden Probestab festhält und an
                              									dessen anderem Ende ein Dynamometer den hier 120mal geringeren Torsionswiderstand
                              									angibt. Die Länge des der Probe unterworfenen Theils vom Probestab beträgt, der
                              									Vergleichung wegen, jedesmal 5 Zoll.
                           Die Peripherie des großen Rades, in dessen verlängerte Achse der abzuwindende Stab
                              									passend eingesteckt wird, ist in 360 Grade eingetheilt und sohin können die
                              									erlangten Windungsgrade jedesmal genau, angegeben werden; dieses Rad wird mittelst
                              									einer Kurbel und eines Getriebes durch zwei Mann herumgedreht.
                           Die in Tabelle II aufgeführten Resultate der angestellten Versuche dürften keiner
                              									weitern Erläuterung bedürfen, und die relative Widerstandskraft und Zähigkeit der
                              									probirten Stahl-, Eisen- und Metall-Sorten klar genug
                              									darlegen.
                           Um die Gestalt anschaulich zu machen, welche ein Probestab von Geschützgußstahl beim
                              									Abreißen annimmt, wurde ein solcher von der mit drei Kronen bezeichneten Sorte in
                              										Fig. 2 in
                              									wirklicher Größe gezeichnet; aus derselben ist das Strecken des Geschützstahles im
                              									Allgemeinen, so wie dessen Zähigkeit durch das beachtenswerthe Zusammenziehen in der
                              									Gegend der Bruchstelle ersichtlich; die drei Geschützstahlsorten und das weiche
                              									Schmiedeisen erhielten eine ähnliche Form, welches aber bei keiner der anderen dem Cohäsionsversuche
                              									unterstellten Proben in dieser Weise der Fall war.
                           Die schraffirte Darstellung in Fig. 2 bezieht sich auf
                              									die ursprüngliche Größe des erwähnten Geschützstahl-Stabes, in welche der
                              									gestreckte und abgerissene Stab eingezeichnet ist.
                           Ich habe noch zu bemerken, daß mit den Stahlsorten der Krupp'schen Fabrik und dem englischen Stahl in Ermangelung mehrerer Proben
                              									derselben Gattung, nur je ein Versuch gemacht wurde, wogegen mit allen übrigen
                              									Metallen mehrere Versuche gemacht und das im arithmetischen Mittel erlangte Resultat
                              									in der Tabelle II aufgeführt wurde.
                           Das ermittelte specifische Gewicht der Bronzelegirungen bezieht sich auf das untere
                              									Ende des Torsionsstabes; am oberen Theil desselben, zunächst des Eingusses, stellt
                              									sich dasselbe oft um 0,22 und im Mittel um 0,11 geringer heraus, was erfahrungsgemäß
                              									auch bei Geschützen sich in ähnlicher Weise verhält.
                           Bezüglich des gehämmerten Krupp'schen Geschützgußstahls
                              									ist nun nebst der auffallend großen Zähigkeit desselben die damit verbundene große
                              									Widerstandskraft, wodurch die beste Geschützbronze wohl um das Doppelte übertroffen
                              									wird – insbesondere ins Auge zu fassen, und es dürfte somit als thatsächlich
                              									hinreichend erwiesen anzuerkennen seyn, daß es der Gußstahlfabrik des Hrn. Fried.
                                 										Krupp gelungen ist, Geschütze aus einem Material zu
                              									liefern, welche nicht nur volle Sicherheit hinsichtlich der Haltbarkeit und Ausdauer
                              									gewähren, sondern ohne Zweifel auch allen sonstigen Anforderungen hinsichtlich ihres
                              									Gebrauches vollkommen entsprechen werden; denn nach der Natur des Materials lassen
                              									dieselben im Vergleich mit der Bronze eine viel größere Ausdauer gegen die
                              									mechanischen Einwirkungen der daraus abgeschossenen harten gußeisernen Projectile,
                              									so wie gegen die Einwirkung des entzündeten Schießpulvers erwarten, für welche
                              									Behauptung die oben erwähnten Versuche der königl. preußischen
                              									Artillerie-Prüfungscommission und jene der herzogl. braunschweigischen
                              									Artillerie sprechendes Zeugniß geben.
                           Die Fabrik des Hrn. Krupp glaubt in der Anfertigung
                              									gußstählerner Geschützrohre so sicher zu seyn, daß sie sich anheischig machen will,
                              									eine sechsfach größere Dauer derselben zu garantiren als alle anderen bisher
                              									angewendeten Geschütze darbieten.
                           Für die früher bei so großen Massen von Gußstahl nie erreichte Gleichförmigkeit des
                              									Fabricats gaben die in den Industrie-Ausstellungen zu London und München
                              									bewunderten Bruchflächen von beträchtlich großen Gußstahlstücken aus der Fabrik des
                              									Hrn. Krupp genügendes Zeugniß.
                           
                           Bekanntlich liefert die Krupp'sche Fabrik den größten
                              									Theil der Eisenbahnwagenachsen aus Gußstahl, so wie die sogenannten Tyres
                              									(Randbandagen aus Gußstahl für Wagenräder) für die k. k. österreichischen
                              									Eisenbahnen, über deren durch interessante Versuche erprobte Festigkeit, Haltbarkeit
                              									und Ausdauer der k. k. technische Rath Hr. Engerth in der
                              									Monatsversammlung des österreichischen Ingenieur-Vereins vom 2. Mai 1854
                              									einen Vortrag hielt, welcher in der Zeitschrift des österreichischen
                              									Ingenieur-Vereins, 1854 Nr. 11 (und im polytechn. Journal Bd. CXXXIII S. 396)
                              									mitgetheilt ist. Am Schlusse dieses Aufsatzes ist bemerkt, daß die Krupp'sche Fabrik, der vorzüglichen Güte ihres
                              									Erzeugnisses bewußt, sich verbindlich erklärt hat, für jede abgelieferte Achse,
                              									welche während der ersten zehn Jahre ihrer Verwendung brechen sollte, einen Pönfall
                              									von 15000 Thaler oder 26250 rhein. Gulden an den Schadentragenden zu erlegen.
                           Nach mir zugekommener Mittheilung hat die Fabrik des Hrn. Krupp gegenwärtig für England die Anfertigung eines 68Pfünders von 94
                              									Centner Gewicht übernommen, ein Beweis, daß diese Fabrik selbst die schwersten
                              									Geschütze aus Gußstahl herzustellen vermag.
                           Etwas unangenehm würde bei gußstählernen Geschützrohren, wenn solche der freien
                              									Einwirkung der Witterung längere Zeit ausgesetzt bleiben, das unvermeidliche Rosten
                              									seyn, wogegen sich indessen gewiß Mittel finden werden, allenfalls äußerlich durch
                              									Lackiren und innen durch fettige Einschmierung der Rohre.
                           Den Kostenpunkt betreffend, kann die Krupp'sche Fabrik zur
                              									Zeit die Preise der Geschütze von Gußstahl noch nicht festsetzen; bei den bekannten
                              									Preisen ihrer Stahlsorten ist aber anzunehmen, daß jene Geschütze immerhin etwas
                              									billiger als solche von Bronze zu stehen kommen werden.
                           Nach Versicherung des Fabrikbesitzers haben unbrauchbar gewordene Rohre von besagtem
                              									Gußstahl den Werth des besten Gußstahls, und könnten dann durch Spalten, Strecken
                              									und Walzen zu Waffen und Kürassen etc. verarbeitet werden.
                           Da der Geschütz-Gußstahl schweißbar ist und sich sehr gut dem Eisen
                              									anschweißen läßt, so kann man ihn zu verschiedenen entsprechenden Zwecken oft in
                              									erwünschter Weise verwenden. Zu Schneidwerkzeugen auf Holz angewendet, zeigte sich
                              									diese Stahlsorte vortrefflich; sie setzte sich jedoch, als Bohrmeißel auf Metall
                              									angewendet, und erwies sich für Drehmeißel und dergl. auf Metall zu weich.
                           Die von der Fabrik des Hrn. Krupp übersendeten drei Muster
                              									des unschweißbaren Werkzeugstahls erwiesen sich sämmtlich von ausgezeichneter Güte, sowohl als große
                              									Drehmeißel bei Bronzegeschützen, wie auch als Behaumeißel bei letztem und auf
                              									Gußeisen, dann als feine Drehstähle und Schneidzähne, und sie sind unbedenklich dem
                              									englischen Gußstahl wenigstens gleich zu schätzen, während sie namhaft billiger als
                              									dieser bezogen werden können.
                           Die Fabrik des Hrn. Krupp scheint es im Allgemeinen ganz
                              									in der Hand zu haben, Stahl für jeden gewünschten Zweck in befriedigender Weise zu
                              									erzeugen.
                           Augsburg, den 15. März 1855.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
