| Titel: | Einiges über die Mühlen der Münchener Industrie-Ausstellung; von Hrn. Professor Dr. Rühlmann. | 
| Fundstelle: | Band 135, Jahrgang 1855, Nr. XCI., S. 424 | 
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                        XCI.
                        Einiges über die Mühlen der Münchener
                           							    Industrie-Ausstellung; von Hrn. Professor Dr. Rühlmann.
                        Aus den Mitteilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1854, H. 6.
                        Rühlmann, über die Mühlen der Münchener
                           								Industrie-Ausstellung.
                        
                     
                        
                           Nachdem der moderne technische Sprachgebrauch die altherkömmlichen Namen Spinnmühle,
                              									Hammermühle, Papiermühle u.s.w. in Spinnerei, Hammerwerk, Papierfabrik u.s.w.
                              									umgewandelt hat, verbinden wir mit dem Ausdruck „Mühle“ einen ziemlich eingeschränkten Begriff, und wenden
                              									denselben hauptsächlich auf diejenigen Maschinenwerke an, deren Zweck das Vermahlen
                              									des Getreides ist, um solches zur Nahrung der Menschen und Thiere vorzubereiten oder
                              									zur Anwendung in den Brauereien, Brennereien und Essigfabriken geeignet zu
                              									machen.
                           Welche Maschinengattung man unter vorstehender Ueberschrift im Auge haben wird,
                              									bedarf sonach keiner weiteren Auseinandersetzung, und werde deßhalb nur bemerkt, daß
                              									hauptsächlich und vorerst die Mühlen zur Mehlfabrication, sodann aber auch die für
                              									Graupen, Farbestoffe und landwirthschaftliche Zwecke besprochen werden sollen.
                           Wie es größtentheils die Natur der Sache mit sich bringen mußte, hatte die Münchener
                              									Ausstellung nur wenig größere Getreidemühlen aufzuweisen. Das Vorhandene diente aber
                              									auch nicht dazu, den heutigen Standpunkt dieser Maschinen zu beurtheilen; jedoch
                              									reichte dasselbe hin, die beiden immer noch scharf ausgeprägten Richtungen der
                              									deutschen Müllerei zu erkennen, wovon die eine bekanntermaßen die fabrikmäßige
                              									Erzeugung von Mehl im Auge hat, die andere dem unmittelbaren Bedürfnisse der
                              									kleinern Städte und des platten Landes entspricht, sogenannte Posten mahlt und ein schätzenswerthes Element des Kleingewerbetriebes
                              									bildet.
                           
                           Von den Mühlen erster Art fehlten, mindestens für den größeren Betrieb, solche mit
                              									Metallwalzen statt der Steine (Walzenmühlen) gänzlich, so wie auch die Steinmühlen
                              									mit ganz eisernem Gerüste, insbesondere nach Fairbairn's
                              									System, nicht vertreten waren. Dagegen hatten unter Nr. 4216 Gottlieb Haase Söhne in Prag ein nach Bryan,
                                 										Donkin und Comp. in London construirtes System ausgestellt, welches in
                              									mehrfacher Hinsicht als neu bezeichnet werden mußte.
                           Es bilden hierbei die horizontalliegenden Mühlsteine nicht wie gewöhnlich (mit
                              									Ausnahme des Läufer- und Büchsen-Auges), Vollcylinder, sondern
                              									concentrische Ringe (Hohlcylinder) von etwa 1/3 Steinhalbmesser als Breite. Ebenso
                              									steht hier der obere Stein fest, während sich der untere dreht oder den sogenannten
                              									Läufer bildet, wodurch zugleich alle die Uebelstände wegfallen, welche sonst die
                              									sogenannte Mühleisenbüchse im festliegenden Untersteine (Bodensteine) mit sich
                              									führt.
                           Beide Steine sind in gußeisernen Schalen befestigt, damit compaßartig aufgehangen,
                              									und zwar der obere Stein an außerhalb befindlichen Zapfen, der untere innerhalb an
                              									Zapfen, ähnlich wie bei der bekannten Fairbairn'schen
                              									Haue, nur mit dem Unterschiede, daß dabei der äußere Zapfenring bis zur Innenfläche
                              									des unteren Steinringes erweitert ist, welcher wie bemerkt den Läuferstein
                              									bildet.
                           Durch diese Art der Aufhängung beider Mühlsteine wird dem ganzen Mahlapparate
                              									jedenfalls die größtmögliche wünschenswerthe Beweglichkeit ertheilt.
                           In der unteren, der hohlen Mittelpartie, des nur zu Seitenbewegungen, nicht aber zu
                              									Umdrehungen geschickten Obersteines, läuft in einem nach oben gehörig geschlossenen
                              									Raume (mit Ausnahme der Mitte, woselbst das Getreide eingeführt wird) ein Windflügel
                              									(Ventilator) um, der hauptsächlich auf Abkühlung des Mahlgutes wirken soll. Die
                              									Bewegung dieses Flügels erfolgt von oben her, unabhängig von den Umgängen des
                              									Mühleisens, durch einen Riemen über die Scheibe einer kurzen stehenden Spindel
                              									geschlagen, deren unterer oder Spurzapfen an einer Deckplatte des Läufers
                              									aufgehangen ist. Dabei geht diese Spindel durch den Trichter des Rumpfzeuges,
                              									welches letztere, beiläufig bemerkt, ganz nach bekannter Fairbairn'scher Idee angeordnet ist.
                           Die äußeren Zapfen, woran der Oberstein aufgehangen ist (um welche derselbe jedoch
                              									nur compaßartig schwingen, nicht aber ganze Umdrehungen machen kann), befinden sich
                              									oberhalb an einer Art von Bocklagern oder gußeisernen Ständern, deren Basis von
                              									einer starken ⊤-förmigen gußeisernen Brücke gebildet wird, die unter
                              									der Steinmitte weggeht und zu beiden Seiten entsprechend über die Steine
                              									heraustritt. Die Mittelpartie derselben ist wie eine Radnabe gestaltet, um das Mühleisen
                              									hindurchtreten zu lassen und diesem zugleich eine Führung, ähnlich der gewöhnlichen
                              									Bodensteinbüchse, zu gewähren, ohne jedoch dabei, wie schon oben bemerkt, die
                              									bekannten Uebel dieser Büchsen zu erfahren, da hierher niemals ein unzermahlenes
                              									Korn, höchstens Mehlstaub gelangen kann, also eine Büchse der sonst gebräuchlichen
                              									Art auch gar nicht erfordert wird. Der Abschluß dieser ganzen Halspartie der
                              									Mühlsteinwelle wird durch die oben erwähnte Deckplatte der Läufersteinmitte bewirkt,
                              									welche zugleich das Lager der Windflügelspindel trägt.
                           Abgesehen von der etwas complicirten Zusammenstellung dieses Mahlapparates dürfte der
                              									Erfolg desselben der von den Ausstellern zugesicherte seyn.Es sollen nämlich die Vortheile derartiger Mahlgänge, vor den jetzt üblichen
                                    											hauptsächlich, nach ganz besonderer Versicherung des Ausstellers, in
                                    											Folgendem bestehen:1) Soll der Mahlgang weniger Kraft in Anspruch nehmen, weil er nur die zum
                                    											Vermählen nothwendige (ringförmige), genau berechnete Mahlfläche habe, der
                                    											in der Mitte des Mahlganges angebrachte Ventilator sogleich Alles, was
                                    											zwischen den Steinen genug verkleinert ist, herausblase und den anderen
                                    											Körnern keinen Widerstand verursache.2) Durch das Hervorblasen des schon hinreichend zerkleinerten Mahlproducts
                                    											werde ein größeres Quantum Gries erzielt, weil derselbe, sobald er gehörig
                                    											zerkleinert ist, von dem Windflügel beseitigt und daher nicht unnöthig
                                    											gedrückt werde.3) Die Circulation des Windes bewerkstellige auch, daß Gries und Mehl
                                    											vollkommen (?) kalt bleiben und mehr weißes Mehl gewonnen werde.(Der Preis eines derartigen Mahlganges, jedoch ohne die dazu gehörigen
                                    											französischen vierfüßigen Steine, ist ab Prag = 720 Gulden Conv. –
                                    											Münze = 480 Thaler.)
                           Neben gedächten Mahlapparaten hatten dieselben Herren eine Mahl- und
                              									Griessortirmaschine ausgestellt. Dieselbe bestand aus einem hohlen, aber schmalen
                              									hölzernen (parallelepipedischen) viereckigen Kasten, der in der Mitte der
                              									Längenrichtung noch in zwei Abtheilungen zerfiel, wovon die eine den mit
                              									Messingdraht bezogenen Schrotcylinder und unmittelbar darunter den mit Seidentuch
                              									bespannten Mehlcylinder enthielt. In der anderen Abtheilung befand sich der
                              									Griescylinder, der mit Messingdraht von vier verschiedenen Feinheitsgattungen
                              									bezogen war, unter welchem Cylinder sich endlich die bei der Griesfabrication
                              									erforderlichen Separationszellen etc. vorfanden. Das Ganze zeichnete sich
                              									insbesondere durch die äußerst gedrängte und doch dem Zwecke entsprechende
                              									Zusammenstellung vor dem bisher Bekannten aus.Das den ausgestellten Gegenständen der HHrn. Gebrüder Haase beigelegte Verzeichniß beschreibt diese Zusammenstellung als
                                    											ein „vollständiges vereinfachtes
                                          												System“ aller bei Kunstmühlen
                                    											erforderlichen Putzmaschinen, Reinigungs- und
                                    											Sortirvorrichtungen, durch deren Anwendung jede gewöhnliche Mühle in den
                                    											Stand gesetzt werde, ohne Aenderung in den bestehenden Gebäulichkeiten, so
                                    											vorzügliches Mehl zu mahlen, als es bisher nur den Kunstmühlen möglich
                                    											gewesen wäre. (?)Das Mahlgut kommt in den Dunstaufzug, von welchem es in den
                                    											Hochschrotcylinder gezogen wird. In letzterem scheidet sich das Schrot von
                                    											Mehl und Gries; ersteres wird zur weitern Vermahlung beseitigt, während Mehl
                                    											und Gries durch den Schrotcylinder in den Mehlcylinder fallen, wo das Mehl
                                    											vom Gries sich trennt, indem am Ende des Mehlcylinders der Gries in einen
                                    											Aufzug gelangt, durch diesen in den Griescylinder geführt wird, und dort in
                                    											fünf Sorten sich abscheidet. Die erste Sorte feinster Gries fällt direct in
                                    											einen Sack, die 2., 3. und 4. Sorte kommen zum Reinigen auf die
                                    											Putzmaschine, die 5. Sorte, der grobe Gries, fällt in einen andern Sack und
                                    											wird zum Nachschroten genommen. Sobald das Schroten vollkommen beendet ist,
                                    											gelangt der Gries zur Vermahlung zu Mehl, welches durch den Aufzug in den
                                    											Mehlcylinder kommt, während zugleich der beim Schroten nicht genügend
                                    											geputzte Gries zum zweitenmal durch den Griesaufzug auf die Putzmaschine
                                    											gebracht wird, um vollständig fertig geputzt zu werden. Beim Ausmahlen der
                                    											Kleie wird derselbe Weg verfolgt wie beim Schroten.Die ausgestellte Putzerei ist nur für Einen Mahlgang berechnet, kann aber
                                    											auch für zwei Mahlgänge benutzt werden, wenn eine zweite Putzmaschine als
                                    											Aushülfe beim Nachputzen des Grieses angebracht wird.Mit dieser Einrichtung können auf einem Mahlgange in 24 Stunden 2500 Pfd.
                                    											Wiener Gewicht Weizen vollkommen trocken vermahlen und daraus die. feinsten
                                    											Mehlsorten gewonnen werden.
                           
                           Eine vollständige, eingängige, für die oben erwähnte Kleinmüllerei bestimmte
                              									Mahlmühle für Getreide hatte unter Nr. 1650 Späth,
                              									Maschinenfabrikant in Dutzendteich bei Nürnberg eingesandt, die sich durch
                              									Einfachheit, gefällige Formen, gute Construction und Zweckmäßigkeit bemerklich
                              									machte.
                           Auf einem leichten und hübschen gußeisernen, von acht eben solchen Säulen getragenen
                              									Gestelle von etwa 8 Fuß Höhe, war der Mahlapparat, aus gewöhnlichen horizontalen
                              									Steinen mit hölzernem Rumpfzeuge, aufgestellt, so daß Mühle und Gerüste ein ebenso
                              									leicht transportables als überall gehörig festzustellendes Ganzes bildeten.
                           Der Betrieb war auf Elementarkraft berechnet, weßhalb die horizontale Hauptwelle
                              									unter der Mitte des Gerüstes mit loser und fester Riemenscheibe versehen war,
                              									während die Uebertragung der Bewegung von dieser zur Mühlsteinwelle (Mühlspindel)
                              									durch ein conisches Räderpaar vermittelt wurde. Das Stellzeug der Steine war durch
                              									zwar bekannte Mechanismen, aber auf recht einfache und constructive Weise
                              									ausgeführt.
                           Wie bei unseren deutschen Mühlen sonst gebräuchlich, befand sich auch hier
                              									unmittelbar vor dem eisernen Mühlgerüste ein hölzerner Beutelkasten aufgestellt, der
                              									als eine neue und recht praktisch verbesserte Ausgabe seiner bekannten
                              									altväterischen Vorgänger bezeichnet werden mußte.
                           Vor allem fand sich hier der alte schlaffe Schlauchbeutel mit Gabelzeug, letzteres
                              									insofern modernisirt, als die schwingende Bewegung desselben, ohne den poetischen Dreischlag
                              									der sonstigen Klappermühlen, durch Riemenbetrieb, Excentric und Zugstange eben so
                              									einfach als sicher und dauerhaft bewirkt wurde. Ein hierbei erforderliches,
                              									stehendes Riemenvorgelege, zwischen der Mühlspindel und verticalen Excentricwelle,
                              									war zugleich benutzt, um die Bewegung ebenfalls durch Riemen nach dem Kleiesiebe vor
                              									der Beutelkastenmündung überzutragen.
                           Bemerkenswerth dürfte hierbei seyn, daß überhaupt in den meisten bayerischen, besonders kleineren Mahlmühlen (selbst in
                              									der Münchener Ludwig-Walzenmühle an den Steingangen, welche das Ausmahlen auf
                              									Steinen besorgen) neuerdings wieder jener schlaffe Sackbeutel angewandt wird, indem
                              									man in Erfahrung gebracht haben will, daß das straffgespannte Beuteltuch auf den
                              									sogenannten Cylindern sich zu sehr verschwitze und nicht genug Mehl liefere, sobald
                              									die Mühle einigermaßen warm mahlt, endlich auch nicht immer Raum genug vorhanden
                              									sey, um gehörig lange Cylinder mit straffgespanntem Tuche
                              									aufstellen zu können.Nach der schönen Ausstellung eines vollständigen Sortiments schlaffer Beutel,
                                    											des Mühlenbeutelmachers Levi in Haidhausen bei München (unter Nr. 461 des
                                    											Katalogs) zu urtheilen, muß mit derartigen Beuteln, mindestens in Bayern,
                                    											noch ein bedeutendes Geschäft gemacht werden.
                           Unter den sonst vorhandenen durch Elementarkraft zu betreibenden Mahlmühlen ist noch
                              									eine recht compendiöse Knochenmühle mit französischen horizontalen Steinen zu
                              									erwähnen, welche der Maschinenfabrikant Breitfeld in Prag
                              									(unter Nr. 4213) ausgestellt hatte. Das Steinbett wurde von einem gußeisernen
                              									dreifußförmigen Gestelle getragen. Der Betrieb erfolgte durch Riemen, das Stellen
                              									der Steine konnte durch außerhalb am Gestelle angebrachtes Handrad, mittelst
                              									Schrauben und Hebelwerk, ohne weiteres vorgenommen werden; das Rumpfzeug stand
                              									unmittelbar auf der Büttendecke der Steine etc.
                           Als zum Systeme der gegenwärtigen Graupenmühlen gehörig, hatte der Mechaniker Luckhardt aus Waltershausen (Herzogthum
                              									Sachsen-Koburg-Gotha) unter Nr. 6181 eine Gerstespaltmaschine
                              									eingesandt, die als wesentliche und wahrscheinlich nun als vollendete Verbesserung
                              									einer Gattung von Gerstespaltmaschinen angesehen werden mußte, der man bisher
                              									praktische Brauchbarkeit vergebens beizubringen bemüht gewesen war.Referent sah schon im Jahre 1845 in Wien eine derartige Versuchsmaschine,
                                    											welche der dort etablirte Hannoveraner, Mechaniker Pfannkuche, construirt hatte.
                           Ohne Beifügung von Zeichnungen wird es hier nur möglich, das Hauptprincip der
                              									Maschine zu besprechen.
                           Eine gußeiserne Walze (Cylinder) von etwa zweimal Durchmesser zur Länge, ist mit
                              									Längenriffeln parallel zur Achse des Cylinders und durch ringförmige Riffeln,
                              									rechtwinkelig auf erstere, derartig mit Vertiefungen versehen, daß von oben in der
                              									ganzen Breite einfallende Gerstenkörner, sowohl parallel zur Walzenachse, als auch
                              									so tief in diese zu liegen kommen, daß sie bei gedachter Lage ganz in der Umfläche
                              									des Cylinders liegen und nirgends vorspringen, eine Lage, die überdieß durch eine
                              									besondere sinnreiche Anordnung noch mehr sicher gestellt wird. Am oberen Umkreise
                              									dieser Walze laufen zwei kleinere Walzen, parallel zur Achse der größeren, ähnlich
                              									wie die Arbeits- und Wendewalzen bei den Krempeltrommeln der
                              									Streichgarnspinnerei und mancher Baumwollkrempeln, auf welchen kleineren Walzen
                              									Schneidscheiben, ähnlich wie die Blätter der Kreisscheren, geschoben und gehörig
                              									befestigt sind. Die sämmtlichen Scheiden der einen Walze sind gegen die der anderen
                              									derartig versetzt, daß immer die Messer der einen in die Zwischenräume der andern
                              									passen und überhaupt in einem Abstande, welcher kleiner als die Länge eines
                              									Gerstenkornes ist, ein schneidendes Messer gegen die große Trommel wirkt. Uederdieß
                              									sind besondere Führungen für die Messer, Bürsten, Stellmechanismen etc. vorhanden,
                              									um in jeder Hinsicht Sicherheit der Arbeit zu erreichen. Das Arbeitsproduct, was die
                              									(freilich sonst hermetisch allen Augen verschlossene) Maschine auf der Ausstellung
                              									erkennen ließ, entspricht hinsichtlich Quantität und Qualität allen Anforderungen,
                              									und veranlaßt mich die Maschine einem hannoverschen Mühlenbesitzer zu empfehlen, der
                              									auch sofort Bestellung, machte und nach neueren mir zugekommenen Nachrichten mit den
                              									Leistungen der Maschine besonders zufrieden seyn soll.Mühlenbesitzern und Fabrikunternehmern bin ich übrigens gern bereit weitere
                                    											Auskunft zu ertheilen.
                           Unter den sonst vorhandenen und durch Elementarkraft zu betreibenden Mühlen verdient
                              									insbesondere eine Farbemühle (Indigomühle) Erwähnung, welche von der anerkannten
                              									Werkstatt des bereits oben genannten Hrn. Späth in
                              									Dutzendteich ausgestellt war.
                           Den Haupt- und Arbeitskörper dieser Maschine bildeten zwei große hohle,
                              									gußeiserne Halbkugeln, die an ihren Kanten mit kräftigen Flantschen versehen waren,
                              									und wodurch die beiden Hälften schnell und fest zu einer ganzen Kugel vereinigt
                              									werden konnten, in deren hohlem Raume sich mehrere (5 Stück) schön polirte
                              									gußeiserne Kugeln frei herumbewegen konnten.
                           Dieser Hohlkörper war durch vier Backen in einem Ringe gelagert, auch darin
                              									verschiebbar gemacht, welcher Ring durch gehöriges Räderwerk in Umdrehung gesetzt
                              									werden konnte. Gleichzeitig wurde aber durch eine endlose Schraube der Hohlkugel
                              									noch eine (langsamere) zwischen den obengedachten Backen schiebende Bewegung
                              									ertheilt, deren Richtung auf der erstgenannten Drehbewegung rechtwinkelig war, so
                              									daß überhaupt die Hohlkugel gleichzeitig zwei auf einander rechtwinkelige Bewegungen
                              									machte, um dadurch den in ihrer Höhlung frei laufenden massiven eisernen Kugeln die
                              									Fähigkeit zu ertheilen, den zu mahlenden und fein zu reibenden Farbstoff an
                              									möglichst vielen Punkten zu berühren. Der Schluß der großen Hohlkugel während der
                              									Arbeit zeigte sich eben so sicher wie einfach, und schnell entfernbar wenn man in
                              									das Innere der Hohlkugel gelangen wollte.
                           Sonst war die ganze Maschine ein schönes Zeugniß von der vielseitigen Tüchtigkeit des
                              										Späth'schen Etablissements.
                           Mehrfach wurde bemerkt, daß diese sinnreiche Maschine für den beabsichtigten Zweck
                              									viel zu complicirt und wohl auch zu zerbrechlich sey, dem jedoch dadurch begegnet
                              									werden dürfte, daß bereits solche Maschinen seit sieben Jahren für Indigo und
                              									Kakaobohnen (Chocolate) im wünschenswerthen Gange seyn sollen. Der Preis einer
                              									derartigen Farbmühle wurde zu 420 Gulden rheinisch angegeben.
                           Nicht unerwähnt darf hierbei ein von C. A. Wolf in Ansbach
                              									unter Nr. 1646 eingeliefertes Modell bleiben, das zum Abrunden weicher und
                              									Pulverisiren harter Körper bestimmt seyn sollte und jedenfalls im Großen ausgeführt
                              									jene Späth'sche Farbmühle vortheilhaft zu ersetzen im
                              									Stande gewesen wäre, da ihm der Vorzug der Einfachheit vor der Späth'schen unbedingt zugestanden werden mußte. Es war nämlich die
                              									ebenfalls doppelte Bewegung dieser ganzen Mühle völlig dem sogenannten
                              									Differentialmechanismus nachgebildet, wie er zur Zeit bei gewissen
                              									Vorspinnmaschinen, Kraftmessern, Bohrmaschinen etc. höchst zweckmäßig in Anwendung
                              									gebracht wird. Von zwei conischen Rädern, deren Achsen sich unter einem rechten
                              									Winkel schneiden, trägt die Welle des einen nach außen die zur ersten Bewegung
                              									erforderlichen Riemenscheiben, während sich diese Welle in ihrer Fortsetzung nach
                              									innen zu einem viereckigen Rahmen gestaltet, der einer zweiten Welle zur Lagerung
                              									dient, an welcher innerhalb des Rahmens das Gefäß zur Aufnahme der zu zerreibenden
                              									Körper, außerhalb aber das zweite der beiden gedächten Kegelräder befestigt ist.
                           Unter der großen Menge auf der Ausstellung vorhandener Mühlen zum Mehlmachen,
                              									Schroten und Quetschen des Getreides, des Malzes oder Hafers, wobei der Betrieb
                              									durch Menschenhand erfolgen soll, fand sich durchaus nichts neues vor und war
                              									deßhalb zu bedauern, daß von den in unserem Lande bewährten derartigen Mühlen, wie
                              									z.B. der neueren Construction von Kappe in Coppenbrügge, keine zur
                              									Ausstellung gesandt worden war. Unter den vorhandenen verdienten höchstens die
                              									sogenannten rheinischen Walzenschrotmühlen mit (darüber befindlichem)
                              									Reinigungssiebe erwähnt zu werden, die Jordan in
                              									Darmstadt, höchst solid und vortrefflich gearbeitet, ausgestellt hatte, und von
                              									denen Dr. Hamm aus Leipzig
                              									behauptete, bereits über 300 Stück deutschen Landwirthen geliefert zu haben.
                           Bei allen derartigen Mühlen, sie mögen nach Art der Kappe'schen (und vieler englischen Constructeure) auf das Princip der
                              									Kaffeemühlen basirt, oder wie unsere gewöhnlichen Mühlen mit horizontalen Steinen
                              									ausgeführt, mit Walzen oder metallenen Mahlscheiben (excentrischen oder
                              									concentrischen) versehen seyn, bemüht man sich noch immer (natürlich vergeblich)
                              									diese Maschinen geeignet zu machen, die verhältnißmäßige
                              									Concurrenz mit den durch Wasser oder Wind getriebenen großen Steinmühlen bestehen zu
                              									können. Ich habe über diese unselige Bestrebung und arge Täuschung bereits an einem
                              									anderen OrteJournal für Landwirthschaft der konigl. Gesellschaft in Celle. Jahrgang 1854,
                                    											S. 243 „Ueber Handschrotmühlen im Allgemeinen und über die Kappe'sche insbesondere.“
                                    										 ausführlich gehandelt, und bemerke deßhalb hier bloß schließlich, daß nur
                              									besondere örtliche oder sonstige Umstände, wie z.B. gänzlicher Arbeitsmangel für
                              									einmal vorhandene Menschen, allein das Anschaffen von Handmühlen, von welcher Art
                              									sie auch seyn mögen, rechtfertigen kann.