| Titel: | Ueber die Einwirkung der Luft auf arsenigsaure Alkalien, bezüglich ihrer Anwendung zur Chlorimetrie; von Prof. Dr. Fresenius. | 
| Fundstelle: | Band 135, Jahrgang 1855, Nr. CII., S. 449 | 
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                        CII.
                        Ueber die Einwirkung der Luft auf arsenigsaure
                           							    Alkalien, bezüglich ihrer Anwendung zur Chlorimetrie; von Prof. Dr. Fresenius.
                        Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, März 1855, S. 384.
                        Fresenius, über die Einwirkung der Luft auf arsenigsaure
                           								Alkalien.
                        
                     
                        
                           Das arsenigsaure Natron, als bei der Maaßanalyse zu verwendendes Reductionsmittel,
                              									ist von Penot zuerst in Vorschlag gebracht und bei der
                              									Chlorkalkprüfung verwendet worden. Die Anwendung der alkalischen Lösung der
                              									arsenigen Säure, gegenüber der von Gay-Lussac
                              									gebrauchten salzsauren, bot so viele Vortheile dar, daß die Penot'sche Methode bald allgemeinen Anklang fand.
                           Dr. Mohr, in seiner
                              									Abhandlung über Oxydations- und Reductionsanalysen,S. 289 in diesem Bande des polytechn. Journals. hat ebenfalls das arsenigsaure Natron warm empfohlen, so zur Chlorimetrie,
                              									wie zu einigen andern Prüfungen.
                           
                           Um so weniger will ich zögern, darauf aufmerksam zu machen, daß die Lösung des
                              									arsenigsauren Natrons ihren Titer auf die Dauer nicht unverändert behält, wie man
                              									bisher allgemein annahm, sondern daß sie in lufthaltenden Flaschen aufbewahrt, oder
                              									überhaupt mit Luft dauernd in Berührung, Sauerstoff aufnimmt und allmählich in eine
                              									Lösung von arsensaurem Natron übergeht.
                           Auf diese überraschende Thatsache wurde ich aufmerksam, als ich eine und dieselbe
                              									Chlorkalklösung mit frisch bereiteter und mit längere Zeit in einer halbgefüllten
                              									Flasche aufbewahrter Penot'scher Lösung prüfte, und fand,
                              									daß ich von der letzteren weit mehr zusetzen mußte, als von der ersteren, um die
                              									bekannte Endreaction auf dem Jodkaliumkleisterpapier zu erreichen. Eine kurze
                              									Untersuchung lehrte mich den Grund kennen; denn während die frisch bereitete Lösung
                              									mit salpetersaurem Silberoxyd den bekannten hellgelben Niederschlag von
                              									arsenigsaurem Silberoxyd erzeugte, lieferte die alte einen stark ins Rothbraune
                              									neigenden.
                           Diese Versuche nahm ich Ende December 1854 vor. Ich füllte damals, um die Sache
                              									weiter zu verfolgen, 1) eine Flasche ganz voll, 2) eine große Flasche zu 1/16 voll,
                              									3) eine kleinere zu 1/8. Die beiden ersten Flaschen wurden mit Glasstopfen fest
                              									verschlossen, 1 wurde gar nicht, 2 von Zeit zu Zeit vorübergehend geöffnet. Die
                              									Flasche 3 blieb in einem Glasschranke unbedeckt stehen.
                           Als ich nun nach drei Wochen die Flüssigkeiten untersuchte, fand sich, wie
                              									vorauszusehen war, die in der ganz gefüllten, verschlossen gebliebenen Flasche
                              									völlig unverändert, während die in den beiden andern Flaschen enthaltenen fast
                              									vollständig in Lösungen von arsensaurem Natron übergegangen waren, so daß
                              									salpetersaures Silberoxyd darin braunrothe Niederschläge gab.
                           Aus dem Gesagten ergibt sich, daß man eine titrirte Lösung von arsenigsaurem Natron
                              									sorgfältig gegen Lufteinwirkung schützen muß, wenn sie ihren Titer auf die Dauer
                              									behalten soll. – Für Chlorkalkfabriken etc. wird es daher am besten seyn, den
                              									Bedarf an Penot'scher Lösung etwa für einen Monat
                              									anzufertigen und die Lösung sogleich in 30 kleine, durch eingeschliffene Glasstopfen
                              									wohl verschlossene Flaschen zu bringen, deren jede dem Bedarf eines Tages
                              									entspricht.