| Titel: | Verfahren zur Bereitung des Schwefelbaryums und der Barytsalze, von Joseph Kuczynski zu Paris. | 
| Fundstelle: | Band 135, Jahrgang 1855, Nr. CVI., S. 456 | 
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                        CVI.
                        Verfahren zur Bereitung des Schwefelbaryums und
                           								der Barytsalze, von Joseph Kuczynski zu Paris.
                        Patentirt in England am 23. Mai 1854.
                        Aus dem Repertory of
                                 									Patent-Inventions, Februar 1855, S. 151.
                        Kuczynski 's Verfahren zur Bereitung des
                           								Schwefelbaryums.
                        
                     
                        
                           Bisher hat man den schwefelsauren Baryt oder Schwerspath auf die Art zu
                              									Schwefelbaryum reducirt, daß man ihn mit Kohlenpulver vermengt erhitzte; da diese
                              									Materialien aber nicht zum Schmelzen kommen, so bleibt die Reaction eine
                              									unvollkommene. Ich setze hingegen dem Gemenge von Schwerspath und Kohlenpulver noch
                              									Kochsalz zu, wo es dann beim Erhitzen schmilzt, wodurch eine vollkommene Zersetzung
                              									erreicht wird; da ich überdieß die Materialien im Ofen nicht abkühlen zu lassen
                              									brauche, sondern das Gemisch in flüssigem Zustande auslaufen lassen kann, so wird
                              									nicht unbedeutend an Zeit und Brennmaterial erspart. Mein Verfahren ist
                              									folgendes:
                           100 Theile zu Pulver gemahlener Schwerspath werden mit etwa 15 Theilen Kohlenpulver
                              									und mit 200 Theilen Kochsalz gemengt. Das Gemenge wird so gleichförmig als möglich
                              									gemacht und gut getrocknet (mittelst der vom Schmelzofen abziehenden Hitze). Man
                              									bringt die getrockneten Materialien auf den Herd eines Flammofens und unterhält die
                              									Hitze, bis ein vollständiges Schmelzen bewerkstelligt ist und sich kein Gas mehr aus
                              									der geschmolzenen Masse entwickelt; die Anwendung einer zu starken Hitze muß man
                              									vermeiden, denn es genügt, die Masse lange genug im geschmolzenen Zustande zu
                              									erhalten.
                           Ich habe es bei diesem Verfahren vortheilhaft gefunden, sobald das Schmelzen beginnt
                              									und sich folglich das Volum des Gemenges im Ofen vermindert, von Zeit zu Zeit
                              									immer mehr von dem getrockneten Gemenge zuzusehen, so daß der Ofen beiläufig drei
                              									Viertel voll erhalten wird. Durch dieses häufige Beschicken des Ofens wird jede
                              									plötzliche Gasentwickelung vermieden und der Herd ist zuletzt hinreichend mit
                              									geschmolzener Masse gefüllt, welche man (wenn sie kein Gas mehr ausgibt) in ein
                              									Sandbett auslaufen läßt, wo sie abkühlt und erstarrt.
                           Die Masse, welche nun aus Schwefelbaryum, gemengt mit Kochsalz, besteht, löst man in
                              									einer hölzernen Kufe auf, worin sich ein gewundenes Dampfrohr zum Erhitzen des
                              									Wassers befindet; nachdem man eine möglichst concentrirte Auflösung erzielt hat,
                              									läßt man dieselbe sich setzen und zieht dann die klare Lösung in eine andere Kufe
                              									ab, welche ebenfalls mit einer gewundenen Dampfröhre versehen ist. In letzterer Kufe
                              									vermischt man sie mit etwas mehr als dem äquivalenten Verhältniß von Zinkoxyd oder
                              									Kupferoxyd, und kocht sie, bis alles Schwefelbaryum zersetzt ist, wovon man sich
                              									durch Probiren mit einer Bleizuckerlösung überzeugt.
                           Nach erfolgter vollständiger Zersetzung läßt man das Schwefelzink oder Schwefelkupfer
                              									sich absetzen und zieht die klare Auflösung von Barythydrat in eine andere Kufe ab,
                              									um kohlensaures Gas (durch Verbrennen von Kohle dargestellt) hindurchzuleiten, bis
                              									aller Baryt niedergeschlagen ist. Man läßt dann den kohlensauren Baryt sich
                              									absetzen, und zieht die überstehende Flüssigkeit (eine Kochsalzlösung) ab. Der
                              									kohlensaure Baryt wird nun mit Wasser ausgewaschen und getrocknet, um zur Bereitung
                              									verschiedener Barytsalze verwendet zu werden, z. B. für essigsauren Baryt als
                              									Ersatzmittel des Bleizuckers in den Zeugdruckereien.
                           Das bei dem beschriebenen Verfahren erhaltene Schwefelzink oder Schwefelkupfer
                              									braucht man nur zu rösten, um es in Oxyd zu verwandeln, wo es dann wieder zum
                              									Zersetzen von Schwefelbaryum benutzt werden kann. Durch Abdampfen der Flüssigkeit,
                              									woraus sich der kohlensaure Baryt abgesetzt hat, kann man das Kochsalz wieder
                              									gewinnen.
                           Anstatt den Baryt mit Kohlensäure zu fällen, könnte man ihn auch aus der abgedampften
                              									Lösung krystallisiren lassen, da er viel weniger löslich ist als Kochsalz.