| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 135, Jahrgang 1855, Nr. , S. 315 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber Schwungräder bei Walzwerken; von Hrn. Hofmann in Breslau.
                           Bei den Walzwerken für Eisen und andere Metalle muß man schwere Schwungräder
                              									anwenden, welche mit großer Geschwindigkeit laufen, um die momentane große Kraft
                              									hervorzubringen, welche nothwendig ist, die Walzen zu bewegen. Es kommt nun häufig
                              									vor, daß dergleichen Räder durch verschiedene Veranlassungen zerbrechen, und dann
                              									fliegen die Stücke derselben oft viele Hundert Fuß weit fort, zertrümmern Gebäude und beschädigen
                              									Menschen. Erst kürzlich zertrümmerte in Oberschlesien ein etwa 30 Centner schweres
                              									Stück eines solchen Rades zwei Bindebalken des Hüttengebäudes, ging dann durch eine
                              									18 Zoll dicke Mauer in ein Zimmer und schlug gegen die entgegengesetzte Wand noch
                              									mit solcher Kraft, daß es die Wand, welche dort gerade einen Strebepfeiler hatte,
                              									der 3 Fuß dick war, durchstieß. Ein anderes Stück flog zum Dache hinaus und fiel an
                              									200 Fuß davon in den Hof. Im Jahre 1853 zerstörte ein solches Rad das Gebäude des
                              									Zawadzki-Werkes und beschädigte zwei Arbeiter sehr stark. Wie kann diese
                              									Gefahr beseitigt werden?
                           Wenn das Rad zerbricht, so fliegen die Stücke in tangentieller Richtung fort, und
                              									wenn sie auf ihrem Wege einen Gegenstand im rechten Winkel oder nahe so treffen, so
                              									äußern sie die ganze Stärke des Stoßes auf denselben und zertrümmern ihn. Treffen
                              									sie den Gegenstand aber unter einem spitzigen Winkel, so wird die Wirkung des Stoßes
                              									eine immer kleinere, je kleiner der Winkel wird, indem sie dann mit der Fläche
                              									parallel fortgehen. Es reducirt sich daher die Aufgabe dahin: eine Fläche zu
                              									construiren, welche mit der Richtung, in welcher die Stücke fliegen können, einen
                              									möglichst kleinen Winkel bildet, damit die Stücke durch ihren Stoß möglichst wenig
                              									auf die Fläche wirken und die Kraft des fliegenden Stückes nach und nach durch
                              									Reibung absorbirt wird, und das Stück dann ruhig liegen bleibt.
                           Eine solche Fläche erhält man aber, wenn man um das Rad herum eine Einfassung macht,
                              									die ganz nahe am Kranze ist. Wenn nun ein Stück vom Rade abgeht, so trifft es sofort
                              									diese Umfassung, schlägt aber nicht in senkrechter Richtung dagegen, sondern unter
                              									einem ganz spitzigen Winkel, daher die Wirkung eine sehr geringe ist, und schiebt
                              									nun vermöge seines Beharrungsvermögens nur auf derselben fort, und die Reibung
                              									bringt es nach und nach zum Stillstande, ohne daß die Umfassung zertrümmert werden
                              									kann. Um das Schwungrad herum ist eine Rinne von Dampfkesselblech, etwa 3/8 Zoll
                              									dick, die auf ihrer inneren Fläche ganz glatt gearbeitet seyn muß, damit kein Punkt
                              									da ist, wo ein Stück, das in der Rinne fortschieben wollte, in rechtwinkliger
                              									Richtung anstoßen kann. Die Rinne muß auch so enge seyn, damit nicht ein Stück neben
                              									das andere kommen und sich einkeilen oder fest einklammern kann; 3 Zoll Spielraum
                              									sind hinlänglich. Die ganze Umfassung müßte in einer Mauer liegen und mit Bolzen
                              									gehörig befestigt seyn. Auf diese Art wäre die Möglichkeit einer Beschädigung
                              									beinahe nicht mehr denkbar, sondern das Schwungrad und seine Theile müssen in der
                              									Einfassung bleiben, welche auch zugleich jedes Hineinfallen von Gegenständen
                              									verhindert, welche einen Bruch des Schwungrades herbeiführen können, und Eigenthum
                              									und Leben der Menschen ist gesichert. Es kann bei Anlage von Hüttenwerken auch gar
                              									keine Schwierigkeit haben, eine solche Umfassung anzubringen, da die Schwungräder ja
                              									ohnehin gewöhnlich an der Wand liegen, wo man leicht eine solche Verstärkung
                              									anbringen kann, damit die Rinne mitgehalten wird. Es ist eine solche Einfassung
                              									ebenso nothwendig, als eine Barriere an der Straße, und von eben solchem Nutzen.
                              									(Verhandl. d. Ver. z. Beförd. d. Gewerbfl. in Preußen, 1854, S. 116.)
                           
                        
                           Ventilirung der Eisenbahnwagen.
                           Die Amerikaner Atwood und Waterbury haben ein System erfunden, um die Eisenbahnwagen zu ventiliren
                              									und das Eindringen von Staub in dieselben zu verhindern, und es scheint dieser Plan
                              									der zweckmäßigste von allen bisher vorgeschlagenen zu seyn, um diesen wichtigen
                              									Zweck bei Sommerwetter zu erzielen; es ist dabei aber minder leicht, das Heizen des
                              									Innern der Wagen zu bewerkstelligen, als bei dem System von Ruttan und Foote, welches im polytechn. Journal
                              									Bd. CXXXIV S. 433 besprochen wurde und bei 24 neuen Personenwagen auf einer der
                              									bedeutendsten Eisenbahnen eingeführt worden ist.
                           Die Einrichtung von Atwood und Waterbury, welche wir hier betrachten wollen, ist seit einiger Zeit auf
                              									der Bahn zwischen New-York und Philadelphia, so wie auf mehreren östlichen
                              									Bahnlinien in ausgedehntem Gebrauch. Sie besteht im Wesentlichen in einer biegsamen
                              									Verbindung zwischen allen Wagen eines Zuges, so daß, wenn man alle (am vordern und
                              									hintern Ende der Wagen angebrachten) Thüren öffnet, ein straker Luftzug von vorn
                              									nach hinten stattfindet.
                           
                           Die offene Mündung der auf diese Weise gebildeten Röhre darf nicht zu hoch angebracht
                              									seyn, weil sonst Rauch und Cinders hineingetrieben werden, aber auch nicht zu
                              									niedrig, weil sonst der von dem Tender und der Locomotive aufgewirbelte Staub
                              									hineingelangt. Die besten Stellen zum Auffangen der Luft befinden sich zu beiden
                              									Seiten des Tenders am vordern Ende, ganz in der Nähe des hintern Endes der
                              									Locomotive, wo die Luft ohne jede Beimischung aufgenommen wird. Zu beiden Seiten des
                              									Tenders werden Gehäuse von dünnem Eisenblech angebracht, welche am vordern Ende
                              									offen sind und deren Mündung zum Einströmen der Luft dient, so lange nicht einige
                              									Seitenthüren und Fenster geöffnet worden, erfolgt, selbst bei einem ziemlich langen
                              									Zuge, eine ziemlich vollkommene Lüftung. Man kann diesem System nur den Vorwurf
                              									machen, daß beim Zustande der Ruhe auf den Stationen das Verweilen in den
                              									geschlossenen Wagen unbehaglich wird, so daß einige Fenster geöffnet werden müssen.
                              									Dieser Nachtheil findet jedoch bei jeder Ventilation statt, welche durch das Fahren
                              									bewirkt wird und eine solche ist auch stets die wirksamste. Bei diesem
                              									Ventilirungssystem werden zwischen den Wagen elastische Schläuche von Kautschukzeug
                              									angebracht, welche im Innern hölzerne Reife haben und durch messingene Bügel und
                              									Federn mit den Wagen verbunden sind. (Practical Mechanic's
                                 										Journal, December 1854, S. 195.)
                           
                        
                           Fontenau's Sicherheitsvorrichtung
                              									für Percussionsgewehre.
                           Diese eben so einfache als sinnreiche Vorrichtung hat den Zweck, den zahlreichen
                              									Unglücksfällen, welche jedes Jahr, besonders während der Jagdsaison sich ereignen,
                              									vorzubeugen. Der Erfinder macht nämlich den cylindrischen Theil des Hahns oder den
                              									Hammer, welcher auf die mit dem ZündhütchenZüudhütchen bekleidete Warze schlägt, nach Willkür beweglich, indem er in den Cylinder
                              									eine Schraubenmutter mit sehr feinen Gängen schneidet, in welche eine Schraube paßt,
                              									die außen mit einem geränderten Kopfe versehen und sehr leicht drehbar ist. Eine
                              									halbe Umdrehung reicht hin, das Gewehr außer Schußfähigkeit zu setzen und das
                              									Losgehen desselben unmöglich zu machen, wenn durch irgend einen Zufall der Hahn auf
                              									die Warze niederschnappen sollte. Man erkennt hieraus, mit welcher Leichtigkeit der
                              									Träger sich gegen die Möglichkeit eines Unfalles sichern kann, und wie schnell das
                              									Gewehr wieder schußfertig ist. Nimmt man die Schraube ganz heraus, so wird die
                              									Schießwaffe ganz und gar unschädlich, selbst wenn sie Kindern und unvorsichtigen
                              									Personen in die Hände fallen sollte.
                           Fontenau's Mechanismus wurde bereits im polytechn.
                              									Journal, 1851, Bd. CXIX S. 182 mit beigegebener Abbildung beschrieben.
                           Auf das Zeugniß zahlreicher verläßlicher Personen, daß die Erfahrung die Nützlichkeit
                              									und Zweckmäßigkeit dieses Mechanismus bewiesen hat, erkannte die französische
                              									Akademie der Wissenschaften Hrn. Fontenau in Nantes eine
                              									Belohnung von 1500 Francs zu. (Comptes rendus, Januar
                              									1855, Nr. 2.)
                           
                        
                           Anwendung des Kartoffelstärkmehls statt des Kohlenstaubs zum
                              									Bepudern der Formen vor dem Gusse.
                           Der Waffenschmied Hr. P. Rouy ersetzte das feine
                              									Kohlenpulver beim Vorbereiten der Sandformen für den Messing –, Bronze
                              									– und Eisenguß durch Kartoffelstärkmehl.
                           Die mehr oder weniger bedeutenden Uebelstände des Kohlenpulvers, wenn man damit die
                              									Form durch einen leinenen Beutel bepudert, rühren von dem Staub her, welcher sich
                              									dann in der Luft des Locals verbreitet.
                           Dieser Kohlenstaub schwärzt nicht nur die Hände, das Gesicht und das Weißzeug der
                              									Arbeiter, sondern hat auch, wenn er in die Brust gelangt, alle Nachtheile eines
                              									unveränderlichen Pulvers, welches, das Gewebe der Lungen durchdringend, Husten, Engbrüstigkeit und
                              									selbst den Tod veranlaßt, was neue und authentische
                              									Thatsachen bewiesen haben.
                           Das Kartoffelstärkmehl ist frei von diesen Uebelständen, weil es aus dem Beutel auf
                              									die Form fällt, ohne sich in der Luft zu verbreiten. Es dringt daher nicht in die
                              									Brust, und beschmutzt überdieß die Hände des Arbeiters nicht.
                           Die Arbeiter in den Gießereien ziehen einstimmig das Stärkmehl der Kohle vor.
                           Die Gießerei-Besitzer erkennen einstimmig an, daß alle Bronzegüsse, mit
                              									Ausnahme der sogenannten Kunstbronze, in den mit
                              									Stärkmehl bepuderten Formen vollkommen gelingen. Die meisten derselben geben zu, daß
                              									dieß auch bei der Kunstbronze der Fall ist; einige glauben jedoch, daß die
                              									Kunstbronze bei Anwendung von Stärkmehl keine so schöne und gleichförmige Oberfläche
                              									darbietet, als wenn sie in mit Kohle bepuderten Formen gegossen worden ist.
                           Hr. Christofle zu Paris hat erklärt, daß seine
                              									Kunstbronze, welche die größte Sorgfalt erheischt, in mit Stärkmehl bepuderten
                              									Formen gegossen, eben so schön ausfällt als bei Anwendung von Formen, welche mit
                              									Kohle bepudert wurden.
                           Die französische Akademie der Wissenschaften hat nun Hrn. Rouy wegen der Wichtigkeit seines Verfahrens bezüglich der Gesundheit der
                              									Arbeiter, einen Preis von 2500 Francs zuerkannt. (Comptes
                                 										rendus, Januar 1855, Nr. 2.)
                           
                        
                           Mabru's Verfahren zum Conserviren
                              									der Milch.
                           Im polytechn. Journal Bd. CXXXIII S. 449 wurde Mabru's
                              									Verfahren mitgetheilt, um die Milch zu conserviren, ohne daß man ihr irgend einen
                              									fremdartigen Körper zusetzt und ohne daß man ihren wässerigen Theil verdampft.
                           Hr. Mabru gieng von der Ansicht Gay-Lussac's aus, daß nämlich die Milch, gegen die Berührung mit
                              									Luft geschützt, sehr lange Zeit unverändert bleiben kann. Er erhitzt daher Milch,
                              									welche in einem geschlossenen Gefäß von Weißblech enthalten ist, woran sich eine
                              									bleierne oder zinnerne Röhre befindet, fo lange im Wasserbad, bis alle Luft
                              									ausgetrieben ist; dann drückt er die Röhre platt und verlöthet ihre Oeffnung.
                           Eine Commission der französischen Akademie der Wissenschaften hat sich überzeugt, daß
                              									so behandelte Milch, welche vom Monat März 1854 bis zum 18. December aufbewahrt
                              									worden war, noch alle Eigenschaften der frischen Milch besaß, nur mußte der Rahm,
                              									welcher sich über der Flüssigkeit gesammelt hatte, vorher gleichförmig darin
                              									vertheilt werden.
                           Die Akademie beschloß daher, Hrn. Mabru einen
                              									Ermunterungs-Preis von 1500 Francs zuzuerkennen. (Comptes rendus, Januar 1855, Nr. 2.)
                           
                        
                           Zur Photographie.
                           
                              1) Crawford's Verfahren das Papier
                                    											mit Collodium zu überziehen.
                              Hr. Stanley Crawford theilte der photographischen
                                 										Gesellschaft in London folgendes Verfahren mit:
                              
                                 „Ich verschaffe mir eine Glasplatte von der Größe meines länglich
                                    											viereckigen Collodium-Behälters (er ist 8 1/2 Zoll lang und 6 1/2
                                    											Zoll breit); ferner mehrere Bogen negativen Papiers der Gebrüder Canson von 9 1/2 Zoll Länge auf 6 Zoll
                                    											Breite.
                                 
                              
                                 „Ich lasse die Papierbogen drei bis vier Minuten lang auf destillirtem
                                    											Wasser schwimmen; dann breite ich auf der Glasplatte einen dieser Bogen aus,
                                    											welcher oben und unten um einen halben Zoll darüber hinausreicht, an den
                                    											Seiten aber einen Viertelszoll vom Rand entfernt bleibt; ich klebe nun die
                                    											vorstehenden Ränder auf die hintere Fläche des Glases mit dickem Gummi, und
                                    											lasse hierauf das Papier ganz oder nahezu trocknen. Alsdann gieße ich auf
                                    											das Papier dickes jodhaltiges Collodium, verbreite es gut und verfahre
                                    											übrigens ganz so, wie mit einer Glasplatte welche mit Collodium überzogen
                                    											wurde; nun ziehe ich das Papier schnell aus dem empfindlichmachenden
                                    											Silberbad, indem ich es darin bloß 80 bis 90 Secunden lasse.
                                 
                              
                                 „Das empfindlich machende Bad bereite ich mit: krystallisirtem
                                    											salpetersaurem Silber, 2 Unzen; destillirtem Wasser, 24 Unzen; Alkohol, 1
                                    											Unze. Das Bad, womit ich das Bild zum Vorschein bringe, enthält:
                                    											Eisenvitriol, 100 Gran; Weinsteinsäure, 100 Gran; destillirtes Wasser, 10
                                    											Unzen; Salpetersäure, 30 Tropfen. Dieses Bad wirkt sehr kräftig auf das
                                    											Papier und ist dem Bad mit Pyrogallussäure vorzuziehen, weil es mit letzterm
                                    											sehr schwer ist den Zeitpunkt zu treffen wo man die Operation unterbrechen
                                    											muß.
                                 
                              
                                 „Die nach diesem Verfahren erhaltenen negativen Bilder sind sehr
                                    											intensiv, dabei sehr scharf, und sehr rasch darzustellen; überdieß behält
                                    											das Papier mehrere Stunden lang seine Feuchtigkeit bei. Nachdem man mit
                                    											unterschwefligsaurem Natron fixirt hat, zieht man das Papier vom Glase ab,
                                    											wascht es mehrmals mit Wasser, hängt es zum Trocknen auf und wichst es.
                                 
                              
                           
                              2) Lloyd's Bereitung eines
                                    											Collodiums welches sich nicht zersetzt.
                              Hr. Giesler Lloyd theilte der photographischen
                                 										Gesellschaft folgende Vorschrift zur Bereitung eines Collodiums mit, welches
                                 										sich nicht zersetzt und beliebig lange aufbewahrt werden kann. Man nimmt: reinen
                                 										Aether, 6 Drachmen; sehr starken Alkohol, 4 Drachmen; Schießbaumwolle, 5 Gran;
                                 										sublimirtes Jod, 5 Gran. Man gibt das Ganze in eine Flasche und stellt in das
                                 										Gemisch einen Streifen von vollkommen reinem Zink, der so lang ist, daß er bis
                                 										an die Oberfläche der Flüssigkeit reicht; die Flasche wird sorgfältig verpfropft
                                 										und an einen ziemlich warmen Platz gestellt, wo man sie von Zeit zu Zeit
                                 										schüttelt. Die dunkle Farbe des Gemisches verschwindet allmählich, und nach
                                 										einigen Tagen ist das Collodium ganz farblos, oder bloß noch schwach gelblich;
                                 										man braucht es dann zur Verwendung bloß zu decantiren; das Zinkblech muß aber
                                 										stets in Berührung mit der Flüssigkeit bleiben.
                              Hr. Lloyd behauptet, daß das so erhaltene Collodium
                                 										empfindlicher als das auf gewöhnliche Weise mit Jodkalium und Jodsilber
                                 										bereitete ist, daß es sich vollkommen conservirt und nach sechs Monaten noch so
                                 										gut ist wie am ersten Tage.
                              
                           
                              3) Lloyd's Verfahren Auflösungen von
                                    											Gallussäure zu conserviren.
                              Nach Hrn. Lloyd conserviren sich Lösungen von
                                 										Gallussäure sehr lange Zeit vollkommen, wenn man einen Tropfen Gewürznelkenöl
                                 										zusetzt. Dieser Oeltropfen scheint, indem er das salpetersaure Silber reducirt,
                                 										das Vermögen der Gallussäure, das Bild zum Vorschein zu bringen, zu erhöhen; die
                                 										Schatten der so erhaltenen Bilder sind intensiver.
                              
                           
                              4) Haydon's Verfahren das
                                    											empfindlich gemachte Papier zu conserviren.
                              Wenn man nach Haydon dem Bad von salpetersaurem Silber
                                 										ein kleines Stück nicht raffinirten Zuckers zusetzt, so erhält sich das
                                 										empfindlich gemachte Papier mehrere Tage unverändert; selbst nachdem es gelb
                                 										geworden ist, werden nach der Exposition und nach der Behandlung mit
                                 										unterschwefligsaurem Natron die Lichter wieder sehr weiß. Der Zucker gewährt
                                 										überdieß den Vortheil, die Oberfläche des Papiers sammtartiger und die
                                 										Vertheilung des salpetersauren Silbers gleichförmiger zu machen, so daß man die
                                 										Details von ähnlicher Feinheit erhält, wie bei Anwendung von Eiweiß.
                              
                           
                              
                              5) Maconochie's empfindlich
                                    											machendes Bad.
                              Nach Welwood Maconochie ist das beste und beständigste
                                 										von den empfindlich machenden Agentien das Bromcalcium, wovon man per Unze Jodkalium 2 bis 3 Gran zusetzt.
                              
                           
                              6) Ueber das Fixiren der Lichtbilder
                                    											mit unterschwefligsaurem Natron.
                              Ein Ungenannter hat der photographischen Gesellschaft in London die sehr
                                 										nützliche Beobachtung mitgetheilt, daß die beiden Eigenschaften welche das
                                 										unterschwefligsaure Natron besitzt, das Bild zu fixiren und dasselbe zu färben
                                 										oder ihm Kraft zu geben, wirklich verschieden sind; denn gewisse Bäder färben
                                 										die Bilder stark ohne sie vollständig zu fixiren; andere fixiren ohne zu färben,
                                 										und man würde sich sehr tauschen, wenn man die Fixirung nach der Färbung
                                 										bemessen wollte. Es sind hauptsächlich die alten Bäder welche färben und die
                                 										neuen welche fixiren.
                              Durch folgenden Versuch kann man sich davon überzeugen. Nachdem das Bild aus dem
                                 										Rahmen genommen ist, tauche man es in eine mäßig starke Auflösung von
                                 										unterschwefligsaurem Natron, welche man aber nicht alt werden läßt, sondern
                                 										erneuert, sobald man sieht daß sie färbende Eigenschaften angenommen hat. Wenn
                                 										das Bild so fixirt ist und die Schatten und Lichter die gehörige Intensität
                                 										haben, wasche man es in Wasser und tauche es in eine sehr schwache Auflösung von
                                 										unterschwefligsaurem Natron, welche per Unze mit
                                 										zwei Tropfen Salpetersäure gesäuert ist: diese Auflösung bereite man erst zur
                                 										Zeit des Bedarfs. Man wird dann sehen, daß das Bild sehr rasch die verschiedenen
                                 										Farben bekommt, welche gewöhnlich bei Anwendung alter Bäder erscheinen. Nachdem
                                 										das Bild die gewünschte Farbe hat, nehme man es aus dem Bade und wasche es
                                 										rasch, damit die Wirkung nicht fortdauert. Es wäre offenbar vortheilhaft, die
                                 										Lichtbilder auf diese Weise zuerst zu fixiren und hernach zu färben. (Cosmos, Revue encyclopédique, December 1854,
                                 										S. 603.)
                              
                           
                        
                           Photographisch-chemisches Institut in Jena.
                           In der Photographie hängt die Sicherheit des Gelingens der Arbeiten und die Stufe der
                              									Vervollkommnung, welche der Photograph erreicht, nächst der bloßen mechanischen
                              									Fertigkeit fast ausschließlich von dem Maaß der chemischen Vorkenntnisse desselben
                              									ab. Hr. Dr. I. Schnauß, durch
                              									seine literarischen Arbeiten in dem betreffenden Gebiete den Chemikern und
                              									Photographen rühmlich bekannt, glaubte daher etwas Zeitgemäßes zu unternehmen mit
                              									der Errichtung eines photographisch-chemischen Instituts, in welchem ein
                              									gründlicher theoretisch-praktischer Unterricht in allen Theilen der
                              									Photographie ertheilt werden soll.
                           Der Lehrplan des Instituts enthält Folgendes: 1) Vorlesungen über angewandte Chemie
                              									und Optik; 2) praktische Uebungen im chemischen Laboratorium, und zwar a) Darstellung der photographisch-chemischen
                              									Präparate, b) Untersuchung derselben in Bezug auf ihre
                              									Reinheit und Brauchbarkeit; 3) Unterricht in der praktischen Photographie, wobei die
                              									gangbarsten und besten Methoden zur Erzeugung von Lichtbildern auf Glas, Papier und
                              									Metall vorgeführt und eingeübt werden; 4) Unterricht im Retouchiren, gelehrt von
                              									einem geschickten Maler.
                           Für gute und zweckmäßige Apparate, sowie für die sonstigen nöthigen Vorrichtungen zum
                              									Photographiren ist hinreichend gesorgt. Außerdem bietet sich an der Universität in
                              									Jena jede erwünschte Gelegenheit zur Erlangung anderweitiger, wissenschaftlicher
                              									Belehrung. Jeder Cursus ist auf ein halbes Jahr festgesetzt und der erste beginnt
                              									mit dem 1. Mai dieses Jahres.
                           
                        
                           
                           Spargelsamen als Kaffeesurrogat.
                           Liebig hat im Spargel einen dem Caffeïn sehr nahe
                              									verwandten Stoff entdeckt, den er Taurin (Gallenasparagin) genannt hat. Die seitdem
                              									angestellten Versuche lieferten das Ergebniß, daß junge Sprößlinge des Spargels zur
                              									Kaffeebereitung nicht dienen können. Dagegen lieferten die Samen, nachdem sie
                              									geröstet und gemahlen, einen kräftigen duftenden Kaffee, der nicht leicht von feinem
                              									Mokka zu unterscheiden war. Schon der verstorbene Medicinal-Assessor Schrader in Berlin hat vor mehr als 30 Jahren auf dem
                              									Wege des Versuchs gesunden, daß der Spargelsamen ein dem Kaffee am nächsten
                              									kommendes Surrogat liefere. (Lüdersdorff's Annalen, 1854,
                              									S. 192)
                           
                        
                           Anwendung des Collodiums bei Vermehrung der Pflanzen durch
                              									Stecklinge.
                           Diese von Löw erfundene Methode ist in England nun in
                              									allen Gärtnereien im Gebrauche, da sie sich als höchst vortheilhaft erwies. Das Collodium erhält man in jeder Apotheke. In die
                              									Flüssigkeit taucht man das untere Ende der Stecklinge ungefähr 1/8 Zoll tief ein,
                              									was die Schnittwunde mit einer zarten Haut überdeckt, welche das schädliche
                              									Eindringen der übermäßigen Feuchtigkeit und Luft in die Stecklinge verhindert,
                              									wodurch die Bewurzlung ungemein gesichert und befördert wird. Auch bei Veredlungen
                              									aller Art, sowohl bei Obstbäumen, als Camellien, Rhododendron etc., ist das Collodium von hohem
                              									Nutzen und ersetzt das kostspieligere Baumwachs.
                              									(Fortschritt. 1854, Nr. 40.)
                           
                        
                           Mittel gegen die Traubenfäule.
                           Längs der deutschen Thalsohle der Etsch, wo der Bauer fast nur vom Weinertrage lebt,
                              									hat er drei volle Jahre wenig oder nichts geerntet; die Rebstöcke litten sehr stark,
                              									und es steht nur ein allmähliches Verschwinden des Uebels in Aussicht. Man
                              									beabsichtigt nun Versuche, die zwar nicht der Krankheit der Rebe selbst, wohl aber
                              									dem Wuchern des unheilvollen Schwammes auf den Beeren Einhalt thun sollen. Das
                              									Mittel ist einfach. Man läßt 1 1/2 bis 2 Pfd. Leim sich in einem Eimer Wasser
                              									auflösen, und taucht darein die Trauben nach vollendeter Blüthe, sobald sich der
                              									Schwamm zeigt. Der Erfinder, Dr. Vulcan in Eppan, stellte bereits die verschiedenartigsten Proben an. Er
                              									überzog ganze und halbe Trauben, einzelne und halbe Beeren mit der klebrigen
                              									Flüssigkeit, und so weit das Schutzmittel reichte, war die Beere so gesund, voll und
                              									schön wie in den gesegnetsten Jahren, während der Rest selbst einer und derselben
                              									Beere der Fäule erlag. Die Rebe freilich verkümmerte nach wie vor. Botzen, den 13.
                              									Februar 1855. (Allg. Zeitung.)