| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 135, Jahrgang 1855, Nr. , S. 393 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ericsson's
                              									Luftexpansionsmaschine.
                           Ein mit Hrn. Ericsson persönlich bekannter Correspondent
                              									in New-York theilt uns Dd. 21. Februar d. J. mit,
                              									daß das sogenannte calorische Schiff mit einer Dampfmaschine versehen wurde (wie die
                              									Zeitungen gemeldet haben) und demnächst in See gehen wird; Ericsson nehme aber seine Versuche über die Luftexpansionsmaschine in
                              									kleinerem Maaßstabe wieder auf. Die Redact.
                           
                        
                           Die Zusammensetzung der Grubengase von Bexbach.
                           In den Steinkohlengruben von Bexbach in der bayerischen Rheinpfalz strömt das
                              									Grubengas in so bedeutender Menge und so constant aus einzelnen Wandlöchern
                              									abgebauter Stollen, daß man es förmlich gefaßt und zur Beleuchtung eines Stollens
                              									benutzt hat Dr. F. Keller in
                              									Speyer analysirte dieses Gas, indem er es mit Kupferoxyd verbrannte, nachdem es
                              									zuvor durch mehrere URöhren, die mit Schwefelsäure
                              									getränkten Bimsstein und Chlorcalcium enthielten, gegangen war. Die etwa beigemengte
                              									Kohlensäure wurde durch eine mit Kalilauge getränkten Bimsstein enthaltende URöhre entfernt. Das Gas war in Flaschen über Wasser
                              									aufgefangen und wurde aus diesen mittelst eines Aspirators durch die
                              									Verbrennungsröhre geleitet.
                           Die Analysen ergaben das Verhältniß des Kohlenstoffs zum Wasserstoff wie im reinen
                              										Sumpfgas. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Octbr.
                              									1854, S. 74.)
                           
                        
                           Anwendung des Gaskalks zur Gewinnung von Berlinerblau.
                           Hr. Kraft ließ sich am 25. Juni 1850 in Frankreich
                              									folgendes Verfahren patentiren, um den Kalk, womit das Steinkohlengas gereinigt
                              									worden ist, zur Bereitung von Berlinerblau zu verwenden.
                           
                           Dieser Gaskalk enthält nicht nur Cyancalcium und Cyanammonium, sondern auch ziemlich
                              									viel freies Ammoniak. Um letzteres besonders zu gewinnen, setzt man den Gaskalk der
                              									Einwirkung eines Stromes von Wasserdampf aus und leitet das sich entbindende
                              									Ammoniak in eine Säure. Der hinterbleibende feste Rückstand des Gaskalks wird mit
                              									Wasser gehörig ausgelaugt; in diesem Wasser ist Cyancalcium und Cyanammonium
                              									aufgelöst; man gießt in dasselbe ein Eisensalz, läßt den Niederschlag sich setzen,
                              									decantirt die überstehende Flüssigkeit und gießt so oft frisches Wasser aus den
                              									Niederschlag, bis sich die blaue Farbe hinreichend entwickelt hat; er wird hierauf
                              									filtrirt, getrocknet etc.
                           1000 Kilogr. Gaskalk sollen bei dieser Behandlung 12 bis 15 Kilogr. Berlinerblau und
                              									15 bis 20 Kilogr. Ammoniaksalze geben. (Brevets d'invention,
                                 										t. XVII p. 159.)
                           
                        
                           Ryder's Firniß für polirte
                              									Metalle.
                           Die Mechaniker William und James Ryder zu
                              									Bolton-le-Moors in Lancashire, ließen sich am 24. Februar 1854
                              									folgende Composition zum Firnissen der polirten Theile von Metallen patentiren, um
                              									solche gegen Oxydation zu schützen.
                           Man löst 2 Pfd. Gutta-percha, 4 Pfd. Colophonium und 2 Loth Schellack in 34
                              									Pfd, rectificirtem Steinkohlentheeröl (von 0,85 spec. Gew.) auf, indem man das Ganze
                              									auf beiläufig 57° R. erwärmt.
                           Man kann dieser Composition auch verschiedene Farbstoffe zusetzen. Für einen
                              									schwarzen Anstrich ersetzt man das Colophonium durch Asphalt und das
                              									Steinkohlentheeröl durch unreines Benzin, welches aus Schieferkohlen gewonnen wird.
                              										(Repertory of Patent-Inventions, Februar
                              									1855, S. 121.)
                           
                        
                           Bouillon's schützender Ueberzug für
                              									die Spiegelbelegung.
                           Das Verfahren welches sich Fr. Bouillon zu diesem Zweck am
                              									9 Febr. 1854 in England patentiren ließ, besteht darin, an die belegte Hinterseite
                              									und die Ränder der Spiegel ein Gewebe zu kleben, welches mittelst eines Firnisses
                              									und Oelfarbe, nöthigenfalls noch durch Kautschuk, wasserdicht gemacht wird. Er
                              									beschreibt seine Methode folgendermaßen:
                           
                              „Ich lege die zu behandelnde Spiegelplatte mit der nicht belegten Seite
                                 										flach auf einen Tisch, welcher für große Spiegel um einen Zapfen beweglich seyn
                                 										muß, so daß er nach Belieben geneigt werden kann. Dann gieße ich auf die
                                 										Belegung gewöhnlichen Firniß, mit der Hälfte seines Gewichts Terpenthinöl
                                 										verdünnt, und lasse ihn über die ganze Platte laufen, während ich dieselbe von
                                 										Seite zu Seite neige. Den überschüssigen Firniß lasse ich nun ablaufen, und den
                                 										zurückbleibenden Ueberzug an freier Luft trocknen. Zwei Tage nach dem Anbringen
                                 										des ersten Ueberzugs überziehe ich die Platte mit einer zweiten Schicht, aber
                                 										von nicht verdünntem Firniß, mittelst eines Kameelhaarpinsels. Letztere
                                 										Operation wiederhole ich drei bis vier Mal, wobei sich jedoch der Spiegel nicht
                                 										in horizontaler Lage zu befinden braucht, sondern auf seine Füße gestellt werden
                                 										kann.“
                              
                           
                              „Hernach lege ich die Glasplatte auf eine ebene Fläche und breite über dem
                                 										Firniß ein dickes Muslingewebe mit weiten Maschen aus, welches groß genug ist,
                                 										um das ganze Glas und dessen Ränder zu bedecken. Das Muslingewebe muß vor dem
                                 										Auflegen auf den Firniß gebügelt werden, um Falten zu beseitigen, auch muß man
                                 										es beim Auflegen so strecken, daß sich keine Falten bilden können. Auf den
                                 										Muslin gieße ich Firniß, mit der Hälfte seines Gewichts Terpenthinöl verdünnt,
                                 										wodurch das Gewebe sogleich an der frühern Firnißschicht haftend gemacht wird.
                                 										Dann lasse ich den Ueberschuß des Firnisses ablaufen, und nachdem der Ueberzug
                                 										ganz trocken ist, trage ich mit einem Pinsel eine concentrirte Kautschuklösung
                                 										auf. Der Kautschuk dringt in die Poren des Gewebes und verkörpert sich mit dem
                                 										Firniß.“
                              
                           
                           
                              „Wenn die Kautschuklage trocken ist, wozu zwei Tage erforderlich sind,
                                 										überziehe ich sie mit einer Schicht Firniß, dann mit zwei bis drei Lagen
                                 										gewöhnlicher Oelfarbe. Nachdem der nun fertige Ueberzug auf dem Glast gehörig
                                 										ausgetrocknet ist, widersteht er nicht nur der Reibung, sondern auch der
                                 										Feuchtigkeit und schädlichen Gasarten.“
                              
                           „Wenn die Spiegel nicht über See versendet werden sollen, kann man die
                                 										Anwendung von Kautschuk unterlassen; in diesem Falle verfahre ich, wie
                                 										angegeben, anstatt aber den Firniß zum Ankleben des Gewebes auf den Spiegel mit
                                 										Terpenthinöl zu verdünnen, benutze ich dazu unverdünnten Firniß von gewöhnlicher
                                 										Consistenz. – Anstatt des Muslins kann man auch stärkere Gewebe, z.B.
                                 										solche von Draht, Pferdehaaren etc. anwenden.“ (Repertory of Patent-Inventions, Februar 1855, S.
                              									158).
                           
                        
                           Eine das Chinin ersetzende organische Basis.
                           Hr. August Castets, Fabrikant von Fettsubstanzen zu
                              									Puteaux bei Paris, hat im Kümmelsamen ein das Chinin ersetzendes Alkaloid entdeckt,
                              									welches er Cumin nennt und wofür er sich am 24. Juli v.
                              									J. in England patentiren ließ. Die Darstellungsweise desselben ist nach der
                              									Patentbeschreibung im Repertory of
                                 										Patent-Inventions, Märzheft 1855, S. 210 folgende:
                           1°. Der Same des römischen Kümmels wird mit kochendem Wasser extrahirt, die
                              									Lösung durch Abdampfen concentrirt und Bleiglätte zugesetzt, bis die Flüssigkeit
                              									nicht mehr sauer reagirt, worauf man das Bleioxyd theilweise mit Schwefelsäure
                              									niederschlägt.
                           2°. Die filtrirte Flüssigkeit wird zur Trockne abgedampft, wobei ein brauner
                              									klebriger Rückstand zurückbleibt, welcher das unreine Cumin und Extractivstoffe
                              									enthält; dieser Rückstand wird mit Alkohol behandelt, welcher über die Hälfte
                              									desselben auflöst.
                           3°. Die alkoholische Lösung wird zur Trockne verdampft, der Rückstand in
                              									destillirtem Wasser aufgelöst, die wässerige Lösung mit Säure (Schwefelsäure oder
                              									Salzsäure) behandelt und Ammoniak in Ueberschuß zugesetzt, welches das lösliche Salz
                              									zersetzt und reines Cumin fällt.
                           4°. Diese reine Basis wird wieder mit Schwefelsäure behandelt, abgedampft, und
                              									ihr schwefelsaures Salz dann in krystallisirtem Zustande erhalten.
                           5°. Um die andere Hälfte des Rückstands (Nr. 2), welche sich im Alkohol nicht
                              									auflöste, zu verwenden, behandelt man sie mit Schwefelsäure, dampft ab und läßt
                              									krystallisiren. Oder man zersetzt nach der Behandlung des Rückstands mit Säure das
                              									entstandene lösliche Salz durch überschüssiges Ammoniak; die gefällte reine Basis
                              									wird dann wie in Nr. 4 weiter behandelt. Um das schwefelsaure Cumin sehr rein zu
                              									erhalten, muß man es mehrmals umkrystallisiren.
                           
                        
                           Ikonometer für Photographen.
                           Es ist dieß ein ganz kleines Instrument, welches Reisenden zur Aufnahme von Ansichten
                              									ganz vortreffliche Dienste leisten wird.
                           Wenn der Photograph eine Ansicht aufnehmen und den Punkt wissen will, wo er seine Camera wird aufstellen sollen – wenn er den
                              									Effect beurtheilen will, welchen das Bild noch seiner Höhe und Breite gewähren
                              									– wenn er wissen will, wie groß er die Platte, das Papier oder Glas
                              									benöthigen wird, um eine bestimmte Ansicht aufzunehmen, wird der Ikonometer mit seinem matten Glase die Stelle seiner Camera vertreten – er wird an den verzeichneten
                              									Linien auf diesem Glase über Alles Auskunft erhalten und es ersparen, bald hier und
                              									bald dort die unbehülfliche Camera aufzustellen, um den
                              									geeigneten Platz zur Aufnahme zu ermitteln.
                           
                           Man kann so Untersuchungsreisen machen, z.B. Personen, welche einen Photographen mit
                              									der Aufnahme von Ansichten beauftragen – oder wenn der Photograph sich im
                              									voraus durch eine Reise seine Notate über die aufzunehmenden Ansichten machen und
                              									dabei keine andere Bagage mit sich führen will, als ein Instrument, das er in seiner
                              									Tasche trägt. – Es ist dieß eine kleine Camera
                                 										obscura, ähnlich einem Theaterperspectiv, erfunden von dem ausgezeichneten
                              									Maler und Photographen Ziegler in Paris; an einem Ende
                              									des Instrumentes befindet sich ein Objectiv, am andern Ende das matte Glas, welches
                              									auf einer Scala im verjüngten Maaßstabe die Verhältnisse der Höhe und Breite mit
                              									Bezug auf die eigentliche Camera enthält; diese Scala
                              									läßt sich für jedes Objectiv bezeichnen. Der Operateur kann somit, wie mit einer
                              									Lorgnette in der Hand, die verschiedensten Standpunkte studiren und die Mittel zur
                              									Ausführung bestimmen.Hr. Wilh. Horn in Prag führt dieses Instrument in
                                    											seinem Depot. (Photographisches Journal, 1854, Nr. 11.)
                           
                        
                           Zubereitung des photographischen Papiers mit einer Lösung von
                              									Wachs in Terpenthinöl; nach Tillard.
                           Ein Liter Terpenthinöl bringt man in einer Flasche mit 25 bis 30 Grammen weißem Wachs
                              									zusammen, und läßt das Wachs sich darin auflösen, indem man die Mischung 24 Stunden
                              									lang unter öfterem Umschütteln stehen läßt. Um die Operation zu erleichtern, kann
                              									man die Flasche so viel als möglich an die Sonne stellen. Nachdem man die Lösung
                              									filtrirt hat, nimmt man 200 Kubikcentimeter derselben, und fügt 1 Gramm reines Jod
                              									hinzu, welches sich bald darin auflöst. Die Flüssigkeit, zuerst von röthlicher
                              									Farbe, nimmt bald eine gelbe Farbe an, ähnlich der einer verdünnten Chlorgoldlösung.
                              									Man gießt sie in eine Schale und taucht die Papierblätter (am besten von sächsischem
                              									Papier), welche man präpariren will, 5 Minuten lang darin ein, nimmt das Papier
                              									Blatt für Blatt wieder heraus, läßt es abtropfen, und, an einer Ecke aufgehängt,
                              									trocken werden. Wenn man es benutzen will, taucht man es einige Minuten lang in ein
                              									Silberbad (das essig-salpetersaure Silberoxyd von le
                                 										Gray), dann in Wasser, und läßt es nach diesem Waschen zwischen Fließpapier
                              									trocken werden. Die folgenden Operationen sind dieselben, wie sie le Gray angegeben hat. Das so vorbereitete Papier liefert
                              									schöne Schatten, unter Erhaltung der Lichter, und gibt ein Bild von vieler Feinheit,
                              									auch nimmt es den Lichteindruck ziemlich rasch auf. (Aus Cosmos, durch polyt. Centrabl. 1654, S. 1452.)
                           
                        
                           Ueber den präparirten Catechu; von Dr. J. J. Pohl.
                           Unter dem Namen präparirter Catechu für Färber und Drucker wird um ziemlich hohen
                              									Preis eine Gattung Catechu verkauft, welche vor dem gewöhnlichen Handelsartikel
                              									große Vorzüge bezüglich der Ausgiebigkeit und der lebhaften, satt braunen Farbentöne
                              									darbieten soll, welche man damit erhält. Der prävarirte Catechu ist selbst im Bruche
                              									dunkler und feuriger braun gefärbt als der gewöhnliche, er enthält keine fremden
                              									Pflanzenbestandtheile, und schon das Aussehen zeigt, daß derselbe einer Erhitzung
                              									wenigstens bis zum Weichwerden ausgesetzt war. Beim Einäschern erhielt ich nur 1,5
                              									Proc. Asche, welche Thonerde, Kali und Chromoxyd als Basen enthielt. Der Gehalt an
                              									letztgenannter Substanz, so wie das Aussehen und der verhältnißmäßig geringe
                              									Aschengehalt des präparirten Catechu's, da jener des gewöhnlichen zwischen 7 bis 12
                              									Proc. beträgt, gaben wir den Fingerzeig zur Darstellung eines, dem zum Muster
                              									vorliegenden präparirten Catechu ganz gleichen Productes.
                           
                           Der käufliche Catechu wird zu diesem Behufe im Wasserbade geschmolzen und in diesem
                              									Zustande etwa eine Stunde erhalten. Sand, Erden u.s.w. setzen sich während dieser
                              									Zeit größtentheils zu Boden, und der gereinigte Catechu, noch Pflanzenbestandtheile
                              									enthaltend, kann darüber abgenommen werden. Man preßt ihn hierauf zur Entfernung der
                              									Pflanzenreste im geschmolzenen Zustande durch ein nicht zu dichtes Seihetuch. Der so
                              									von den meisten Unreinigkeiten befreite Catechu wird nun wieder in den Kessel des
                              									mittlerweile gereinigten Wasserbades gebracht und bei nahe der Kochhitze des Wassers
                              									in demselben 0,75 Proc. sehr fein gepulvertes, zweifachchromsaures Kali eingerührt.
                              									Das Chromsalz muß 1/2 Stunde mit dem Catechu unter beständigem gleichförmigem Rühren
                              									bei ungefähr 100° Cels. erhitzt werden, dann läßt man die geschmolzene Masse
                              									abkühlen und bildet daraus noch im warmen Zustande beliebig geformte Stücke.
                           Färbeversuche mit auf beschriebene Weise behandeltem Catechu lieferten in Hinsicht
                              									der Sattheit und des Feuers der Farbe dasselbe Resultat, wie das vom vorgelegten
                              									Muster erhaltene. Da die Asche des käuflichen präparirten Catechu namhafte Mengen
                              									Thonerde enthielt, so versuchte ich nebst dem zweifach-chromsauren Kali auch
                              									etwas gepulverten Kalialaun beizumengen, allein die mit dem so präparirten Catechu
                              									vorgenommenen Färbeversuche lieferten alle Farben matter und weniger satt, als man
                              									sie bei Anwendung von bloß mit zweifach-chromsaurem Kali präparirten Catechu
                              									erhielt. (Sitzungsberichte der kaiserl. Akademie der Wien,
                              									mathemat.-naturwissenschaftl. Classe, Bd. XII.)
                           
                        
                           Nachweisung von Stärke im Indigo; von Dr. J. J. Pohl.
                           Die Verfälschung des Indigos mit Stärke ist eine häufig vorkommende, der Werth dieses
                              									Farbstoffes wird nicht nur dadurch um das Gewicht der beigemischten Stärke
                              									verringert, sondern der Indigo erhält in Folge der hygroskopischen Eigenschaft des
                              									Verfälschungsmittels die Fähigkeit, beträchtliche Mengen von Wasser aufzunehmen. Die
                              									Wichtigkeit eines sicheren Verfahrens zur Ermittelung der Stärke im Indigo
                              									ermessend, hat bereits Persoz eine Untersuchungsweise
                              										angegebenPersoz: Traité de l'Impression des
                                       												Tissus. Paris 1846. Tome I, p. 427., welche darin besteht, daß er den Indigo längere Zeit mit verdünnter
                              									Schwefelsäure auskocht, um die etwa vorhandene Stärke in Zucker zu verwandeln, dann
                              									filtrirt, mit Kreide neutralisirt, von neuem filtrirt und abdampft, um den
                              									Ueberschuß des gelösten schwefelsauren Kalks zu fällen, hierauf mit Bierhefe
                              									versetzt und endlich die Flüssigkeit gähren läßt. Die Menge des bei der Gährung
                              									gebildeten Alkohols soll nun proportional der vorhanden gewesenen Stärke seyn.
                           Abgesehen von der Langwierigkeit dieses Verfahrens erfordert es sowohl bei der
                              									qualitativen als quantitativen Ausführung so viele Vorsichten, daß es ein Fabrikant
                              									kaum ausführen wird, und zudem ist es nicht einmal empfindlich zu nennen. Im Falle
                              									es sich um bloße Nachweisung der Stärke im Indigo handelt, kann man weit schneller
                              									und sicherer zum Ziele gelangen.
                           Der zu prüfende gepulverte Indigo wird mit verdünnter Salpetersäure bis zur
                              									Entfärbung erhitzt, und zu der erkalteten Flüssigkeit dann etwas Jodkaliumlösung
                              									gefügt. Die kleinste Menge von vorhanden gewesener Stärke wird jetzt durch die
                              									Bildung von Jodstärke angezeigt.
                           Eine etwas weniger empfindliche, aber selbst quantitative Bestimmung zulassende
                              									Ermittelung der Stärke besteht darin, den sehr fein gepulverten Indigo mit
                              									Chlorwasser bis zur Entfärbung zu maceriren und nachher der Flüssigkeit
                              									Jodkaliumlösung zuzufügen. Größere Mengen von Starke lassen sich dann, da sie fast
                              									unverändert bleiben, auf paffende Art selbst quantitativ bestimmen. Bei den meisten
                              									Indigosorten dient hierzu nachstehendes Verfahren. Der nach der Behandlung mit
                              									Chlorwasser bleibende stärkehaltige Rückstand wird mit kaltem Wasser auf einem
                              									gewobenen Filter ausgewaschen, getrocknet und sein Gewicht ermittelt, worauf man denselben
                              									einäschert. Das Gewicht des Aschenrückstandes gibt, abgezogen vom ursprünglichen,
                              									bloß getrockneten Rückstande die Menge der vorhanden gewesenen Stärke zur
                              									Differenz.
                           Dieses Verfahren gibt freilich keine vollkommen scharfen Resultate, allein es bietet
                              									bei leichter Ausführbarkeit mindestens dieselbe Genauigkeit wie jenes von Persoz dar. (Sitzungsber. der kais. Akademie der
                              									Wissenschaften in Wien, mathematisch-naturwissenschaftl. Classe, Bd.
                              									XII.)
                           
                        
                           Staite's Behandlung des Krapps, um
                              									ihn für das Färben zu verbessern.
                           W. E. Staite ließ sich am 25. Februar 1854 zu diesem Zweck
                              									folgende Verfahrungsarten patentiren:
                           1. Alter gemahlener Krapp. Man bringt den Krapp in ein
                              									Bad, welches aus Wasser und Essigsäure besteht, im Verhältniß von beiläufig 1600
                              									Thln. reinem Wasser auf sieben Theile Essigsäure von einem halben Grad am
                              									gewöhnlichen Acetometer. Das Verhältniß zwischen Wasser und Essig ändert sich aber,
                              									je nachdem der Krapp mehr oder weniger auflösliche Pflanzenstoffe enthält, welche
                              									ihm entzogen werden sollen.
                           Der Krapp muß in dem säuerlichen Bad bleiben, bis die Flüssigkeit zuerst eine gummige
                              									Consistenz erlangt hat, und hierauf klar und verhältnißmäßig farblos geworden ist.
                              									Dieß wird bei gewöhnlicher Temperatur in 30 bis 40 Stunden der Fall seyn. Der Krapp
                              									wird dann aus dem Bad genommen und in kaltem Wasser gut gewaschen, hernach auf ein
                              									Filter zum Abtropfen gebracht. Hierauf wird er getrocknet und zu einem feinen Pulver
                              									gemahlen. Um das Auswaschen des Krapps im kalten Wasser zu beschleunigen, kann man
                              									dabei eine schwache alkalische Lösung, vorzugsweise Ammoniak, anwenden.
                           2. Frisch gemahlener Krapp. Den Krapp, welcher noch nicht
                              									gealtert ist, bringe ich zuerst in ein Bad aus beiläufig sieben Theilen Ammoniak von
                              									0,880 spec. Gew, und 1600 Theilen Wasser. In demselben lasse ich ihn 24 Stunden,
                              									oder bis die bei gewöhnlicher Temperatur löslichen Substanzen ausgezogen sind. Der
                              									Krapp wird dann aus dem Bad genommen und weiter behandelt wie es für alten Krapp
                              									angegeben wurde.
                           Den Munjeet (ostindischen Krapp) behandle ich auf ähnliche
                              									Weise; nämlich die beste Qualität direct nach Nr. 1, die geringeren Qualitäten aber
                              									zuvor nach Nr. 2. (Repertory of
                                 									Patent-Inventions, Februar 1855, S. 122.)
                           
                        
                           Unterscheidung von ächt und unächt schwarzgefärbtem Tuche; von
                              										Dr. J. J. Pohl.
                           Um ächt schwarz gefärbtes Tuch von dem unächt gefärbten zu unterscheiden, wird häufig
                              									noch das zu prüfende Tuch 3 bis 4 Minuten mit Wasser gekocht, dem ungefähr 2 Procent
                              									Alaun und eben so viel raffinirter Weinstein zugesetzt sind. Aechtfarbiges Tuch soll
                              									nach dieser Operation die Farbe gar nicht geändert haben, während unächt gefärbte
                              									Waare eine Nüancirung ins Gelbrothe oder Kirschrothe annimmt. Diese Prüfung ist
                              									eines Theils für Ungeübtere unsicher, da beim längeren Kochen selbst ächte schwarze
                              									Farben ins Dunkelbraunrothe hinüber ziehen, anderen Theils ist sie zu unbestimmt, da
                              									dabei auf keine Unterscheidung des Indigo- und Berlinerblau-Schwarz
                              									von dem Chromschwarz Rücksicht genommen wird, das in neuester Zeit den ächten
                              									schwarzen Farben beigezählt, sich im Sonnenlichte wenig hält, wenn es auch der
                              									Einwirkung der Alkalien und Säuren im hohen Grade widersteht.
                           
                           Besser genügt den gestellten Anforderungen nachstehende Prüfungsweise. Ein kleines
                              									Stückchen des zu prüfenden Tuches kocht man mit einer kalt gesättigten Lösung von
                              									Oralsäure etwa 1 Minute lang, wonach es mit Wasser ausgewaschen und getrocknet wird.
                              									Hat die ursprüngliche Farbe durch diesen Vorgang gar nicht gelitten, so war das Tuch
                              									im strengsten Sinne ächtfarbig, d.h. mittelst Indigo oder Berlinerblau schwarz
                              									gefärbt. Ist die Farbe fast ganz abgezogen, so hatte man jedenfalls unächt gefärbtes
                              									Tuch; bei Umwandlung der Farbe ins Gelb- oder Rothbraune kann das Tuch
                              									entweder mit Chromschwarz oder unächt gefärbt seyn. In diesem Falle bedarf man noch
                              									einer Gegenprobe. Ein zweites Stückchen vom ursprünglichen Tuche wird zu diesem
                              									Endzwecke zwei Minuten lang mit Wasser gekocht, das bei 8 Procent Chlorkalk enthält,
                              									dann ausgewaschen und getrocknet. Bleibt bei diesem zweiten Versuche die Farbe des
                              									Tuchmusters ungeändert, oder wird sie nur ins dunkelste Kastanienbraun übergeführt,
                              									so kann man das geprüfte Tuch ebenfalls als ächtfärbig im weiteren Sinne des Wortes,
                              									d.h. mit Chromschwarz gefärbt, beträchten. Jedenfalls hat dem zweiten Versuche der
                              									erstgenannte vorauszugehen und die Prüfung mittelst Chlorkalk unterbleibt ganz, wenn
                              									durch die Oralsäure allein keine wesentliche Farbenänderung hervorgebracht wird.
                              									(Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien,
                              									mathematisch-physikalische Clase, Bd XII).
                           
                        
                           Schwarze Holzbeize.
                           Vor einiger Zeit setzte Hr. Prof. Altmüller zu Wien mich
                              									in Kenntniß von seiner Beobachtung: daß die zum Schreiben mit Stahlfedern beliebte
                              									und auch sonst hin und wieder gebräuchliche (von Runge
                              									erfundene) Chromtinte ein vortreffliches Mittel zum
                              									Schwarzbeizen des Holzes abgebe. Einige hiernach von mir selbst angestellte Versuche
                              									mächten mir die Vorzüglichkeit dieser Beize so einleuchtend, daß ich nicht umhin
                              									kann, dieselbe in weiteren Kreisen zu empfehlen.
                           Die erwähnte Tinte – welche man sich leicht selbst verfertigen kann –
                              									wird ohne Erwärmung und überhaupt ohne alle Vorbereitung mittelst eines Pinsels oder
                              									Schwammes auf das Holz gestrichen, und nach dem Trocknen der Anstrich wiederholt.
                              									Drei- oder höchstens viermaliges Bestreichen bringt eine tiefe Schwärze
                              									hervor, welche den höchsten Grad von Schönheit erlangt, sobald Politur oder ein
                              									Firniß darübergesetzt wird.
                           Man kann die Tinte lange Zeit in Vorrath halten; sie übertrifft in Einfachheit der
                              									Anwendung sowie in Güte und Schnelligkeit des Resultates die gewöhnliche
                              									Schwarzbeize, und ist wenigstens eben so wohlfeil wie diese. Ich habe mit gleich
                              									gutem Erfolge die verschiedensten Holzarten zu meinen Proben benutzt, namentlich
                              									Ahorn, Kirschbaum, Linde, Pappel, Tanne etc.
                           Das Verfahren zur Bereitung der Chromtinte, welches ich nach mehreren vergleichenden
                              									Versuchen als das beste erkannt habe, ist folgendes: Man übergießt 2 Loth käufliches
                              										Blauholz-Extract (zerstoßen) mit 4 Pfund oder
                              									2 Quartier kochenden Wassers, setzt, nachdem die Auflösung erfolgt ist, 1 Quentchen
                              										gelbes chromsaures Kali hinzu, und rührt gut um.
                              									Damit ist die Flüssigkeit fertig, die man nun als Schreibtinte oder als Holzbeize
                              									gebrauchen kann. Sie hat eine prächtige, tief violettblaue Farbe, welche man beim
                              									Schütteln der Flasche an der längs des Glases herabfließenden dünnern Schicht
                              									bemerkt; auf Holz gestrichen zeigt sie jedoch ein reines Schwarz.
                           Die Herstellungskosten berechnen sich wie folgt. Im Kleinverkauf kostet gegenwärtig,
                              									zu Hannover, das Pfund Blauholz-Extract 6 Ggr., das Pfund des gelben
                              									chromsauren Kalis 12 Ggr. Man erhält mit
                           
                              
                                 
                                 1 Pfd.
                                 Extract für
                                 
                                 6 Ggr.
                                 –  Pf.
                                 
                              
                                 und
                                 4 Loth
                                 chromsaurem Kali
                                    											für      
                                 
                                 1   „
                                 6   „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 zusammen
                                 7 Ggr.
                                 6  Pf.
                                 
                              
                           
                           30 bis 32 Quartier Tinte, wornach das Quartier höchstens auf 3
                              									Pfennig zu stehen kommt.
                           In Ermangelung des Blauholz-Extractes wird die Bereitung etwas umständlicher.
                              									Man kann alsdann 4 Pfd. Blauholz etwa eine Stunde lang mit Wasser abkochen; die
                              									durch Abgießen und durch Auspressen des Holzrückstandes getrennte Flüssigkeit so
                              									weit eindunsten, daß sie nur noch 3 Quartier beträgt; endlich 1 Quentchen des
                              									chromsauren Kalis darin auflösen. Mit einer nach diesem Recepte bereiteten Tinte
                              									habe ich beim Schwarzbeizen des Holzes ausgezeichnet guten Erfolg gehabt; die
                              									Flüssigkeit setzte aber beim ruhigen Stehen einen bedeutenden schwarzen Bodensatz
                              									ab, worin ein Beweis liegt, daß sie mehr Wasser vertragen kann. In der That schreibt
                              										Runge zur Darstellung seiner Chromtinte eine größere
                              									Menge Wasser und auch mehr chromsaures Kali vor. Nach seiner Angabe soll man aus 125
                              									Theilen Blauholz 1000 Theile Absud bereiten und denselben mit 1 Theil chromsaurem
                              									Kali versetzen. Ein zwischen diesem und dem vorhergehenden Recepte in der Mitte
                              									liegendes Verhältniß dürfte für die Anwendung zum Holzbeizen Empfehlung verdienen;
                              									nämlich
                           
                              
                                 
                                   aus
                                 4 Pfund Blauholz
                                 
                              
                                 
                                 
                                 9 Quartier Absud bereitet,
                                 
                              
                                 und
                                 dazu
                                 1 Loth chromsaures Kali gegeben.
                                 
                              
                           Jedenfalls bleibt aber die Anfertigung mittelst des käuflichen
                              									Extractes vorzuziehen, da sie so sehr schnell und mit so wenig Mühe von statten
                              									geht. Karl Karmarsch. (Mittheilungen des hannoverschen
                              									Gewerbevereins, 1854, Heft 6.)
                           
                        
                           Neue Methode des Einbalsamirens.
                           Das einzubalsamirende Object wird in eine 30 bis 40° R. warme Lösung von 1
                              									Unze Tannin in 4 Pfd. destillirten Wassers ungefähr 6 Stunden lang eingetaucht und
                              									hernach an der Decke eines gut gelüfteten Zimmers aufgehängt. Nach sechs Monaten,
                              									selbst nach einem Jahre, gibt die Substanz kein Zeichen der Fäulniß. –
                              									Ersetzt man das Wasser durch schwachen Alkohol und nimmt eine kalte Lösung, so wird
                              									das Tannin leichter absorbirt und die Wirkung ist stärker. (Aus Giorn. de Pharm. di Torino, durch Archiv der Pharmacie
                              									Bd. CXXX S. 341.)