| Titel: | Ueber ein elektrochemisches Papier für die elektrischen Telegraphen; von Hrn. Pouget-Maisonneuve. | 
| Fundstelle: | Band 138, Jahrgang 1855, Nr. XII., S. 43 | 
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                        XII.
                        Ueber ein elektrochemisches Papier für die
                           								elektrischen Telegraphen; von Hrn. Pouget-Maisonneuve.
                        Aus den Comptes rendus, Juli 1855, Nr.
                              								5.
                        Pouget-Maisonneuve, über ein elektrochemisches Papier für
                           								elektrische Telegraphen.
                        
                     
                        
                           Nachdem der Generaldirector der französischen Telegraphenlinien sich sich jetzt dahin
                              									entschieden hat, daß der gegenwärtig (in Frankreich) gebräuchliche Telegraph durch
                              									das Morse'sche System ersetzt werden soll, welches schon
                              									von allen benachbarten Staaten angenommen ist, bemühte ich mich ein Problem zu
                              									lösen, das längst und mit Recht mehrere Personen beschäftigte, welche sich die
                              									Vervollkommnung und Vereinfachung der telegraphischen Apparate angelegen seyn
                              									lassen; ich meine nämlich die Darstellung eines entsprechenden elektrochemischen
                              									Papiers.
                           Ein solches Papier muß folgenden Anforderungen genügen: es soll 1) nur wenig kosten;
                              									2) hinreichend geleimt seyn, um mit Tinte darauf schreiben zu können; 3) hinreichend
                              									feucht seyn, um einen guten Leiter darzustellen; 4) etwas sauer seyn, um seine
                              									Leitfähigkeit zu vergrößern, aber doch nicht in solchem Grade, daß es die Metalle
                              									benachtheiligen kann, welches es berührt; 5) bei leichter Zersetzung ein stark
                              									gefärbtes, unauflösliches und unveränderliches Salz liefern; 6) so leicht zu
                              									bereiten seyn, daß man nöthigenfalls auch auf den Stationen solches darstellen kann;
                              									7) nicht die Anwendung eines besondern Papierzeugs erfordern; 8) endlich eine
                              									einfache Zusammensetzung haben, so daß man die erforderlichen Salze nicht in ganz
                              									genauen Verhältnissen anzuwenden braucht.
                           Ich lege der (französischen) Akademie der Wissenschaften eine Probe meines
                              									elektrochemischen Papiers vor; die Zubereitung eines Streifens für eine ganze Walze
                              									kommt auf beiläufig 15 Centimes zu stehen.
                           Durch die Einführung dieses Papiers reducirt sich der Morse'sche Schreibapparat auf ein Uhrwerk zum Umdrehen der Papierwalze und
                              									auf einen Schreibstift
                              									von Stahl. Der Hebel mit trockner Druckspitze und die Spule mit ihrem Anker, also
                              									die theuersten und zartesten Theile, werden unnütz. Ueberdieß geschieht die
                              									Uebertragung durch die Elektricität allein, unverhältnißmäßig rascher als durch die
                              									Schläge des Hebels.
                           Zum Zubereiten meines Papiers sind nur zwei im Handel vorkommende Salze erforderlich;
                              									unter allen von mir versuchten Compositionen ist folgende die einfachste und
                              									diejenige welche mir am besten gelang:
                           
                              
                                 Wasser
                                 100 Theile
                                 
                              
                                 krystallisirtes salpetersaures
                                    											Ammoniak
                                 150    „
                                 
                              
                                 gelbes Blutlaugensalz
                                     5
                                    											   „
                                 
                              
                           Wendet man 150 Theile salpetersaures Ammoniak an, so ist das Papier während des
                              									Sommers brauchbar, ohne daß man es gegen den Zutritt der Luft zu verwahren braucht.
                              									Es ist übrigens einleuchtend, daß man die Verhältnisse abändern und doch noch ein
                              									gutes Resultat erhalten kann. Um einen Ueberschuß des angewandten Präparats zu
                              									entfernen, genügt ein kurzes Eintauchen in Wasser, welches man auch verlängern kann,
                              									ohne daß die Schärfe der Schriftzüge dadurch beeinträchtigt wird.
                           Man hat zur Prüfung meines Papiers von Paris direct nach Saarbrücken, Berlin und
                              									Hamburg so rasch als möglich telegraphirt und die Zeichen wurden mit aller Schärfe
                              									zu Paris gedruckt. Nach so vollkommenen Resultaten betrachte ich das Problem als
                              									vollständig gelöst.