| Titel: | Die Fähigkeit der Leiter, Ströme verschiedener Batterien gleichzeitig aufzunehmen und die Telegraphie; von Dr. H. M. C. zur Nedden . | 
| Autor: | H. M. C. zur Nedden | 
| Fundstelle: | Band 138, Jahrgang 1855, Nr. XXVIII., S. 100 | 
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                        XXVIII.
                        Die Fähigkeit der Leiter, Ströme verschiedener
                           								Batterien gleichzeitig aufzunehmen und die Telegraphie; von Dr. H. M. C. zur Nedden .
                        (Schluß von S. 43 des vorhergehenden
                           								Heftes.)
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II.
                        Zur Nedden, über die Fähigkeit der Leiter, Ströme verschiedener
                           								Batterien gleichzeitig aufzunehmen.
                        
                     
                        
                           12. So eben wurde auf eine in das dießjährige erste Augustheft dieses Journals (Bd.
                              									CXXXVII S. 172) übergegangene Abhandlung des Hrn. Dr.
                              										Brix aufmerksam gemacht, welche das Problem der
                              									gleichzeitigen Telegraphie zum Gegenstande hat und durch ihren historischen und
                              									wissenschaftlichen Inhalt zu einigen Bemerkungen und Berichtigungen Veranlassung
                              									gibt.
                           Als der. Verfasser im Winter 1852/53 in der Eingangs Nr. 1 angeführten Weise die
                              									Möglichkeit der Componirung von Strömen, und ihrer Gesetze zu prüfen begann, wurde
                              									er bald in der Ansicht der gleichzeitigen Leitung entgegengesetzter Ströme befangen;
                              									denn, so sehr auch diese Annahme den einfachsten und darum festesten Naturgesetzen
                              									widerspricht, die fraglichen Erscheinungen sind so täuschend und delicat, daß man
                              									leicht auch bei ihrer Beobachtung noch mehr Wunderbares zu sehen glaubt als die
                              									wunderbare Einfachheit jener Gesetze. Im Januar 1853 suchte er sich von der
                              									praktischen Einrichtung der preußischen Telegraphen zu unterrichten und zugleich ein
                              									Urtheil zu gewinnen über die Möglichkeit der unmittelbaren Benutzung jener
                              									vermeintlichen Superposition bei den üblichen Apparaten nach eigener Anschauung, die
                              									er sich bekanntlich verneinen mußte. Inzwischen führten seine nur selten
                              									anzustellenden Versuche, welche die vermutheten Erscheinungen ferner constatiren
                              									und, wenn möglich, Gesetze derselben feststellen sollten, mehr und mehr zu
                              									zweifellosen Erklärungen derselben durch Stromspaltung und Widerstände, so daß die
                              									Zweifel an dem gleichzeitigen Vorhandenseyn entgegengesetzter Ströme sich erneueten
                              									und endlich mit der Gewißheit des Gegentheils endeten. Es gibt nur eine
                              										„Kraft“, sie wirkt an und für sich von ihrem Angriffspunkt
                              									aus nur nach geraden Linien, auf denen sie sich mit gleichgerichteten summiren kann,
                              									ihren gleichen Gegensatz aber hebt sie auf und wird von ihm aufgehoben. Ohne Zweifel
                              									sind diese Gründe bewußt oder unbewußt die Veranlassung gewesen, daß man, wie Hr.
                              										Dr. Brix bemerkt, der
                              									Frage so wenig Aufmerksamkeit schenkte; allein gerade weil auch in dieser schon so
                              									bedeutend gewordenen
                              									Anwendung des Galvanismus solche Räthsel und Zweifel sich fort und fort zeigen, muß
                              									man darzuthun bemüht seyn, daß auch die Kraft des Galvanismus den allgemeinen
                              									Kraftgesetzen überall folgt (2) und daß die ihnen widersprechenden Wirkungen
                              									desselben (3) einstweilen als Ausnahmen bestehen, die sich nothwendigerweise als
                              									scheinbar erweisen müssen. Alsdann erst kann man das Gesetz des Leitungswiderstandes
                              									als wiederum verwendbar und als Führer in der vorliegenden Frage erkennen, und erst
                              									dann kann man zu der Fassung derselben gelangen, welche wir ihr (4) gegeben
                              									haben.
                           13. Noch nie hatte der Verfasser von einer Bemerkung über die in Rede stehende
                              									Gleichzeitigkeit galvanischer Ströme in Leitungen anderweitig gehört, als ihm eine
                              									betreffende Mittheilung der Gintl'schen Beobachtungen in
                              									den Hamburger neuen Nachrichten und später im polytechnischen Journal von 1854 (Bd.
                              									CXXXI S. 191) der von Hrn. Director Gintl aufgestellte
                              									erste Apparat bekannt wurde. Principiell war der Verf. schon damals gegen diesen
                              									Versuch eingenommen, ebenso aber auch gegen den dort angegebenen Mechanismus,
                              									welcher sich dann auch nach dem Inhalte am Ende jenes Aufsatzes als völlig
                              									unzureichend erwiesen hatte. Ohne die anerkannten Verdienste des Hrn. Director Gintl anzugreifen, konnte dennoch der Verf. nach jener
                              									Mittheilung, wie jetzt Hr. Dr. Brix, die Frage nicht als thatsächlich und noch weniger als vollständig
                              									gelöst ansehen, und da er zur Zeit der Beendigung seiner wissenschaftlichen Prüfung
                              									durch sorgfältige Nachfrage und Nachlese nicht in Erfahrung bringen konnte, ob noch
                              									weitere oder andere Arbeiten in dieser Sache vorhanden seyen, setzte er selbst die
                              									seinige fort. Der Weg, welchen der Verf. hiebei geführt wurde, ist aus den frühern
                              									Nummern klar zu ersehen, unter denen Nr. 5 und 6 durch ihren Inhalt die Aufgabe (4)
                              									vollständig lösen. Nach Vollendung derselben entnahm er aus einer, im Uebrigen nach
                              									dem eigenen Urtheil des Referenten völlig unverständlichen mündlichen Mittheilung
                              									von einem bereits auf telegraphischen Linien erprobten Halske'schen Apparat die für ihn erprobte Gewißheit, daß der Widerstand
                              										W bei beliebiger Stärke in bequemer Form bereits
                              									hergestellt sey, und ersah daraus, daß ein sogenannter getheilter Elektromagnet
                              									bereits in Anwendung gekommen sey; er muß daher, nachdem (7) bereits die Gründe
                              									angeführt worden, weßhalb ein solcher von ihm empfohlen wurde, hier noch bemerken,
                              									daß er dergleichen schon zu Anfang 1853 zur Prüfung der elektromagnetischen
                              									Wirkungen von Strom-Summen und Differenzen angewendet hatte. Als hierauf
                              									bekannt wurde, daß das preußische Ministerium die Halske'sche Erfindung nicht adoptirt habe, erbot sich der Verf. am 19. Februar
                              									1855 zur Mittheilung der seinigen, welche indeß bis heute nicht verlangt worden ist. Daher schritt
                              									er erst jüngst zur Veröffentlichung dieser Abhandlung, mit der Hoffnung auf diesem
                              									Wege zur Enthüllung der wahren Verhältnisse der Frage, so wie des Galvanismus
                              									überhaupt das Seinige beitragen zu können, und ebendaher schreitet er nach
                              									Erscheinen des (12) angezogenen Aufsatzes zur Veröffentlichung dieser
                              									Bemerkungen.
                           Nach den historischen Bemerkungen in dem letzteren bleibt nun eine kurze, das Wesen
                              									der Apparate von Frischen und Edlund beschreibende Notiz höchst wünschenswerth, sowohl zur Förderung der
                              									Sache selbst, als im allgemein wissenschaftlichen Interesse.
                           14. Durch die seiner Zeit für die Praxis der einfacheren Orientirung wegen als
                              									unveränderlich bestimmte Stellung aller Leitungsbatterien, wonach ihre gleichnamigen
                              									Pole mit der Erde verbunden waren, drängten sich bei dem ersten Auftauchen der
                              									gleichzeitigen Telegraphie wie es schien als einziges Mittel zur Lösung die
                              									entgegengesetzten Ströme auf; sobald man sich dieser Schranken enthob, oder von der
                              									wissenschaftlichen Basis ausging, mußte man auch zur Verwendung gleichgerichteter
                              									Ströme gelangen. In Betreff der letztern wird jetzt mitunter die Ansicht
                              										ausgesprochenBrix, a. a. O., als finde bei solcher Aufstellung eine Summirung der Ströme statt; auch
                              									findet man häufig ein solches Durcheinanderwerfen und selbst Verwerfen der Begriffe
                              									von Strom-Quantität, Intensität etc.Beetz, in der Zeitschrift des
                                    											deutsch-österreichischen Telegraphen-Vereins, 1855, Heft 3, S.
                                    											1 ff., daß es nothwendig ist, mit der Berichtigung jener Summenbildung zugleich
                              									die Realität dieser Begriffe hier zu vertreten, so weit wir sie in dem Früheren
                              									gebraucht haben.
                           Bei der (4) an Fig.
                                 										1 Tab. I gezeigten Verbindung zweier Batterien summiren sich nicht die
                              									Ströme, wie solche Summenbildung (1) nach Fig. 4 (Tab. I) für
                              									gemeinsame Stromzweige einzelner Batterien gezeigt ist,Man lese (im vorhergehenden Hefte) S. 30 Z. 10 v. oben: „durch
                                       												Spaltung der Ströme und vermehrten
                                       												Leitungswiderstand.“
                                    										 sondern es summiren sich nur ihre Spannungen, während das bewegte
                              									elektrische Quantum nicht vermehrt wird. Der erhaltene Strom ist daher dort der
                              									einer Batterie aus allen vorhandenen Zellen in der häufig sogenannten
                              									Intensitäts-Kuppelung, folglich von doppelter Spannung als der der einfachen
                              									Batterie, und für den vorliegenden Zweck der Kürze wegen und zur Unterscheidung von
                              									einer Stromsumme, der combinirte Strom genannt. Würden dagegen die dort vorhandenen
                              									Zellen, ihre Gesammtzahl zu n angenommen, in der
                              									Quantitäts-Kuppelung verbunden, so würde die erhaltene Zelle das nfache elektrische Quantum aber nur die einfache Spannung der einfachen
                              									Zelle liefern. Kurz, es würde diese Kombination in dem unveränderlichen
                              									Schließungsbogen die nfache Stromstärke hervorbringen
                              									von der der einfachen Zelle; jene Batterie aber in dem einfachen Bogen dieselbe
                              									Stromstärke wie die einfache Zelle im einfachen Bogen. Ein jeder Strom an sich hat
                              									immer eine ganz bestimmte Quantität, Intensität, oder Stärke, und man kann nicht von
                              									einem Quantitäts-, Intensitäts- oder Stärke-Strom sprechen. Ein
                              									jeder Strom ist aber Bewegung und, welcher Art sie auch sey, wie die Größe oder
                              									Quantität jeder Bewegung durch das Product aus Geschwindigkeit in bewegtes Quantum
                              									oder in die Masse dargestellt wird, so setzt sich die Stromstärke aus der Spannung
                              									und dem elektrischen Quantum zusammen. Der Fehler liegt hier darin, daß man in
                              									unrichtigem Verständniß des Stromes die in ihm repräsentirte Größe der Bewegung mit
                              									dem in der Mechanik in diesem Sinne nicht anerkannten Ausdruck
                              										„Stärke“ bezeichnet hat. Das elektrische Quantum eines
                              									Batterie-Stromes bestimmt sich ceteris paribus
                              									aus der Flächengröße der metallischen Elemente der gleichen Zellen, die Spannung aus
                              									der Anzahl der Zellen. Diese so kurz wie möglich gefaßten Begriffsbestimmungen
                              									werden für den vorliegenden Zweck genügen; wir hoffen bald ausführlicher darauf
                              									zurückkommen zu können.
                           So wenig man nun in der Mechanik der Ponderabilien, wo gleiche Quantitäten der
                              									Bewegung sind, auch allseitig gleiche Wirkungen erwartet, sofern sie bald mehr von
                              									der Masse, bald mehr von der Geschwindigkeit abhängen, eben so wenig genügt in der
                              									Anwendung des Galvanismus zur Erzielung gewisser Effecte die bloße Herstellung
                              									gleicher Quantitäten der Bewegung, oder Stromstärken beliebig, bald durch Vermehrung
                              									der Spannung, bald durch Vermehrung des elektrischen Quantums. Ein solcher Fall ist
                              									der von uns in Nr. 10 gelöste, nämlich die Abgabe derselben Depesche von einer
                              									Station gleichzeitig nach n verschiedenen Richtungen,
                              									oder die bestimmtere Aufgabe für einen in n gleiche
                              									Theile gezweigten Schließungsbogen eine Batterie herzustellen, welche auf allen
                              									Theilen dieselbe Wirkung hervorbringt, wie eine gegebene Batterie für sich auf einem
                              									der Theile. Es wäre aber nicht im Geiste der Nr. 10 gegebenen Lösung, noch der eben
                              									gegebenen Begriffsbestimmungen, noch des Ohm'schen
                              									Gesetzes gehandelt, wenn man zu dem angegebenen Zweck eine unbeholfene Säule von nmaliger Fläche construirte, in der vielleicht obendrein
                              									durch Vergrößerung der Flüssigkeitsstärke ein großer Theil der Kraft verloren ginge.
                              									Wohl aber verführe man in jenem Geiste, wenn man, die für richtige Beförderung der
                              									Depesche auf einer Linie erforderliche Batterie zu m
                              									Zellen von der Fläche 1 angenommen, je die ersten, 2ten ... mten Zellen der 
                              									n Batterien in der Quantitäts-Kuppelung verbände
                              									und die so erhaltenen m Zellen von nfacher Fläche zu einer Batterie in der
                              									Intensitäts-Kuppelung vereinigte. Nie aber wird man bei einer solchen
                              									Stromtheilung auf allen Theilen die gleiche Wirkung der einfachen Batterie auf einem
                              									Theile erhalten können durch Erhöhung der Spannung derselben, bei unveränderter
                              									Quantität.
                           15. Wir wollten hiemit die Erläuterung unserer Begriffsbestimmungen an der Frage (10)
                              									und dieser selbst schließen, als wir am Ende der Eingangs erwähnten Abhandlung die
                              									letztere behandelt fanden. Obgleich wir bedauerlich auch auf diese Lösung nicht so
                              									tief als sie Veranlassung geben könnte, eingehen dürfen und daher des Näheren ihrer
                              									selbst auf den Ort verweisen,Beetz, in der Zeitschrift des
                                    											deutsch-österreichischen Telegraphen-Vereins, 1855, Heft 4, S.
                                    											79 ff. so bemerken wir doch, daß wenn die dort zugegebenen Auslegungen und
                              									Anwendungen des Ohm'schen Gesetzes zulässig wären, mit
                              									einer für eine beliebige Telegraphen-Linie genügenden Batterie, ja mit jeder
                              									einfachen Zelle eine Kraft gegeben wäre, die, nachdem sie sich zur Ausführung einer
                              									gewissen Arbeit tauglich erwiesen hätte, dann auch das beliebig Tausendfache und
                              									Mehrfache derselben Arbeit mit unveränderter Leichtigkeit und Genauigkeit in
                              									demselben Augenblick verrichten könnte. Die unzweideutige Fassung und Lösung, welche
                              									der Aufgabe so eben gegeben, mit dem in Nro. 10 Bemerkten leisten Alles, was für
                              									jetzt zu leisten möglich ist, indem sie für jede der Linien die arbeitende Kraft
                              									geben, welche ihr auch bei einseitiger und einfacher Telegraphie zugewendet wird.
                              									Sind die concurrirenden Leitungen Vorkommendenfalls nicht von gleicher Länge, so
                              									wird man immer besser thun auf allen gleiche Widerstände herzustellen als durch
                              									Einhängen der kürzeren in Theile der Batterie die Wirkung der ganzen Batterie zu
                              									confundiren. Bei der a. a. O. angenommenen Theilung würde unseres Erachtens der
                              									Hauptsache nach die Leitung schwächeren Widerstandes einen Strom empfangen von dem
                              									Quantum l und der Spannung x, und für die übrigen als gleich angenommenen Leitungen eine Stromsumme in
                              									dem Nr. 1 bestimmten Sinne zu gleichmäßiger Vertheilung kommen, nämlich, wenn das
                              									Quantum der Zelle mit E bezeichnet wird, ein Strom vom
                              									Quantum e und der Spannung 60 und ein zweiter von dem
                              									Quantum E–e und der
                              									Spannung 60–x. Das x
                              									selbst wäre durch die für diese Linie bei einfacher Telegraphie erforderliche
                              									Zellenzahl gegeben, indem wir die Größe derselben, wie am angezogenen Orte
                              									vorausgesetzt, als gleich der aller gewöhnlich daselbst üblichen annehmen.
                           Sollte es wirklich nach unserer Fassung der Aufgabe und Lösung noch Jemand
                              									räthselhaft erscheinen, daß vielleicht mit einer für die einfache Richtung üblichen
                              									Batterie mitunter nach zweien oder mehreren Richtungen richtig gleichzeitig
                              									Depeschen gegeben sind, so ist zu erinnern, daß die Zellengröße für die einfache
                              									Korrespondenz beträchtlicher als theoretisch geboten obgleich praktisch
                              									gerechtfertigt ist. Im Allgemeinen kann übrigens die Ausführung dieser Telegraphie
                              									mit allseitiger Sicherheit um so weniger erwartet werden, je langer die Linien oder
                              									je größer daher das durchschnittene Terrain ausgedehnt ist, da dann um so weniger
                              									eine unveränderte Beschaffenheit aller Leitungen zu erwarten ist. Wird auf einer der
                              									Linien die Leitung verschlechtert, so kommt dieß allen übrigen zu Gute und stört nur
                              									die Depeschen-Abgabe auf jener. Wird aber auf einer oder mehreren Linien die
                              									Leitung durch Nebenschließungen verbessert, so bringt dieß allen übrigen
                              									Kraftverlust und kann im schlimmsten Fall selbst verderblich für jene werden. Der
                              									Zinkverbrauch ist überall den elektromagnetischen Wirkungen proportional.
                           16. Alle Apparate, welche bisher zur Ausführung der gleichzeitigen Telegraphie aus
                              									den Endstationen eines Drahtes in entgegengesetzten Richtungen bekannt geworden
                              									sind, bedürfen, welche Stellung der arbeitenden Batterien man auch gewählt haben
                              									mag, einer Ausgleichung der Wirkung des abgehenden Stroms auf das eigene Relais der
                              									Station. Geht ihr Strom ungetheilt zur oberen Leitung, so wird die Aufstellung einer
                              									besonderen Ausgleichungsbatterie und ihrer Leitungen empfohlen, also eines
                              									vollständigen zweiten Apparates, dessen erster Bestandtheil noch eine stete
                              									besondere Aufwartung verlangt, neben derjenigen, welche auch leider denjenigen
                              									Verfahrungsweisen bleibt, bei denen jene Ausgleichung von der Leitungsbatterie
                              									selbst durch eine Stromtheilung bewirkt wird. Der größern Einfachheit des Betriebs
                              									wegen möchten daher diese letzteren vorzuziehen seyn. Jene Ausgleichung geschieht in
                              									beiden Fallen durch einen Strom, dessen Wirkung derjenigen des, zum Telegraphiren
                              									entsendeten Stromes entgegengesetzt ist; da aber dieser wegen nicht zu
                              									beherrschender fremder EinflüsseZur Abwendung der elektrischen Induction scheint es sehr rathsam, die im Jahr
                                    											1849 auf der Wien-Lundenburger Telegraphenleitung angewandten
                                    											Ableiter der atmospärischen Elektricität in möglich großer Ausdehnung zu
                                    											verwenden. Man vergl. Zeitschr. des deutsch-österreichischen
                                    											Telegraphen-Vereins, 1855, Heft 5, Seite 99 zweite und dritte
                                    											Zeichnung. auf die obere Leitung veränderlich ist, so bedarf es einer weiteren Ausgleichung zwischen
                              									den Stärken der Ströme oder einer Regulirung des Ausgleichungsstromes. Die
                              									Hauptausgleichung wird durch Einschieben eines veränderlichen Widerstandes oder
                              									Rheostaten ermöglicht auf der Zweigleitung oder der Leitung der besonderen
                              									Ausgleichungsbatterie, und nachdem auf diesen der Strom dem telegraphirenden Strom
                              									momentan gleich gemacht ist, werden die Schwankungen in ihren Wirkungen indirect
                              									durch die eigentlich nur zum Abreißen des Ankers bestimmte Feder bei s zum Theil unschädlich gemacht, allein es bleibt eine
                              									Unsicherheit, wonach der schwankende Fehler jede Größe erreichen kann. Dieser Fehler
                              									ist bei den von uns in Nr. 7 und 9 für Theilung des abgehenden Stromes
                              									vorgeschlagenen Relais unter allen Umständen auf die Hälfte reducirt, dadurch daß
                              									der Strom schon vor der Theilung zur Ausführung der halben erforderlichen
                              									Ausgleichung benutzt wird.
                           So viel die Beschreibung des Hrn. Dr. Brix von dem Halske'schen
                              									Apparat ohne Anschauung eines solchen zu urtheilen gestattet, würde man diesen
                              									Fehler an demselben namentlich bei doppelter Ankerumwickelung in noch größerem Maaße
                              									unschädlich gemacht glauben, wenn nicht zwei Umstände Bedenken erregten. Den
                              									Hauptangelpunkt für die Tüchtigkeit des Apparats scheint zunächst die Drehbarkeit
                              									seines Ankerschenkels zu bilden, die wir in einer horizontalen Welle bei verticalen
                              									Schenkeln ruhend annehmen müssen, und diese scheint bei der Masse des Eisenkerns
                              									sammt seiner Umwickelung nicht mit der Leichtigkeit erreichbar, daß
                              									Unregelmäßigkeiten nicht zu befürchten wären. Je mehr die Drehung des Ankermagneten
                              									Kraft erfordert, desto mehr heben sich die abstoßenden gleichen Kräfte auf und der
                              									Ueberschuß wird als Anziehung wirksam. Daher feste Anker und Regulirung! Der zweite
                              									Punkt ist der, daß so wie der ankommende Strom bei einseitiger Telegraphie, so auch
                              									die Einwirkung jeder dem abgehenden Strom entgegengesetzten atmosphärischen
                              									Induction durch die Einrichtung des Apparates vorzugsweise begünstigt ist, daher wir
                              									nach dem Vorliegenden dem Apparat keine so zuverlässige Function zutrauen können,
                              									als es auf den ersten Blick scheint.
                           Wir finden endlich im 1sten Augustheft dieses Journals (Bd. CXXXVII S. 166) auch die
                              									Beschreibung der in Nr. 11 berührten genialen Gintl'schen
                              									Erfindungen wieder; wir beharren im Allgemeinen auf der früher ausgesprochenen
                              									Ansicht, so bald die Ausgleichungsbatterie eine solche Stellung hat, daß sie sich
                              									mit der sprechenden zu einer von vermehrter Spannung vereinigen kann und überdieß
                              									mit ihr gleiche Zellengröße hat. Möglich ist, daß die Regulirung beim
                              									elektrochemischen Apparat erleichtert ist, da, wie es scheint, die Polarisation eine
                              									Unterbrechung in der sonst überall statt findenden Stetigkeit von
                              									Widerstandswirkungen hervorbringt, allein die Regulirung bleibt, wie wir hier bemerken
                              									müssen, unentbehrlich; nur wird der Fehler in derselben, so lange er innerhalb der
                              									Gränzen dieser Widerstandsgröße bleibt, ohne Einfluß seyn.
                           17. Nachdem so eben nachgewiesen, daß alle bekannten Apparate nach geschehener
                              									momentaner Haupt-Ausgleichung der concurrirenden Stromwirkungen mehr oder
                              									weniger einer steten Regulirung bedürfen werden, scheint diese vollständig nur
                              									möglich, wenn die Stromstärken zu einer Selbstregulirung
                              									gezwungen werden könnten. Ein solcher Selbstregulator zweier Ströme würde ein viel
                              									weitergreifendes Interesse, als das der alleinigen Telegraphie befriedigen; es kann
                              									in mannichfachen Fällen darauf ankommen, zwei Ströme während der Dauer einer Arbeit
                              									oder Beobachtung in unveränderlich gleicher Stärke wirken zu lassen, ohne ihnen eine
                              									stete Aufmerksamkeit widmen zu müssen, daß wir uns bei der Andeutung (11) nicht
                              									beruhigen, sondern um für die Sache eine größere Aufmerksamkeit zu erregen, in den
                              										Figuren 4
                              									und 5, Tab.
                              									II, eine Horizontal- und Verticalzeichnung von einer Vorrichtung geben,
                              									welche nur eine Idee veranschaulichen soll, wie die Frage vielleicht gelöst werden
                              									könnte. In Fig.
                                 										4 ist AB ein gleicharmiger um C leicht beweglicher Hebel, mit dem die weichen Eisen
                              										A und B fest verbunden
                              									und daher in ihrer Entfernung von den feststehenden gleichen Eisen E und F bei Drehung des
                              									Hebels veränderlich sind. Es sind w', w'' .... Gefäße mit einer Flüssigkeit, die mit den
                              									festen Drahtverbindungen d, d' .... und den durch den
                              									Hebel beweglichen Drähten e, e' .... den punktirten
                              									Linien in den Gefäßen nach, eine einzige zusammenhängende, und bei Drehung des
                              									Hebels sich verkürzende oder verlängernde Leitung bildet, je nachdem die Drehung in
                              									einem oder in dem entgegengesetzten Sinne erfolgt. Die Eisenpaare A und E, B und F werden nun so aufgestellt, daß bei der mittleren Lage
                              									des Hebels die Eisen das ungestörte Spiel des Hebels mit den Drähten in den Gefäßen
                              									gestatten. Jedes Paar erhält im Allgemeinen gleichviel gleichgerichtete
                              									Drahtwindungen, so daß die mit ungleichnamigen Polen sich gegenüberstehenden Eisen
                              									sich einander anziehen. Genauer ist dann die Windungszahl jedes Paares so zu
                              									reguliren, daß wenn derselbe Strom alle vorhandenen Windungen gleichzeitig
                              									durchströmt, der Hebel die mittlere Lage einnimmt. Wie ein solcher Regulator bei der
                              									Telegraphie einzuschalten, ergeben die Bemerkungen an den Figuren, von denen Fig. 5 keiner
                              									weiteren Erklärung bedarf. Wäre der Widerstand der Flüssigkeitssäule bei einem
                              									Querschnitt wie die benetzten Gefäßtheile und einer Länge gleich der aller Gefäße,
                              									etwa dem Widerstand der ganzen oberen Leitung gleich, und dieser Regulator nach der
                              									Stromspaltung auf der Leitung eingeschaltet, so würde er, nachdem sein Hebel durch
                              									den Rheostaten in die mittlere Ruhelage gebracht wäre, mit einem Widerstande, welcher der halben
                              									oberen Leitung gleich ist, sich stärken oder schwächen können. Es kommt bei jedem
                              									Instrumente diesem ähnlich darauf an, daß die Veränderungen in der Stromstärke,
                              									veranlaßt durch die Veränderung in dem Wege durch die Flüssigkeit, sehr bedeutend
                              									sind gegen die Veränderungen, welche die wechselnde Entfernung der Elektromagnete
                              									auf ihre Anziehungskraft ausübt, mithin auf Verwendung vieler Gefäße und einer
                              									schlecht leitenden Flüssigkeit, wozu sich das reine Wasser empfiehlt, wenn es
                              									wirklich 27 Millionenmal schlechter leitet in runder Zahl als Eisen.Buff, Grundzüge der Experimental-Physik S.
                                    											350. Winkelhebel, Wassergemische, capilläre Substanzen etc. werden sich bei einem
                              									Regulator sicherlich immer empfehlen; wir müssen mit dieser Anregung schließen, der
                              									wir die erfolgreichste Aufmerksamkeit wünschen.
                           Geschlossen den 11. October 1855.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
