| Titel: | Verfahren zur Bereitung der Fettsäuren für die Kerzen- und Seifenfabrication, von Hrn. Tilghman; patentirt in England am 9. Januar 1854. | 
| Fundstelle: | Band 138, Jahrgang 1855, Nr. XXXIV., S. 122 | 
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                        XXXIV.
                        Verfahren zur Bereitung der Fettsäuren für die
                           								Kerzen- und Seifenfabrication, von Hrn. Tilghman; patentirt in England am 9. Januar
                              								1854.
                        Aus dem Bulletin de la
                                 									Société d'Encouragement, August 1855, S. 476.Nach dem Repertory of Patent-Inventions,
                                    										November 1854.
                           							
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II.
                        Tilghman's Verfahren zur Bereitung der Fettsäuren für die
                           								Kerzen- und Seifenfabrication.
                        
                     
                        
                           Behufs der Zerlegung des neutralen Fettes in Fettsäure und in Glycerin, unterziehe
                              									ich es der Einwirkung des Wassers bei hoher Temperatur und unter Druck, so daß ich
                              									eine Glycerinlösung und freie Fettsäuren erhalte.
                           Ich mische das Fett mit dem Drittel oder der Hälfte seines Volums Wasser und bringe
                              									das Gemisch in ein geeignetes Gefäß, worin es der Einwirkung der Wärme, nämlich
                              									einer beiläufig dem Schmelzpunkt des Bleies gleichkommenden Temperatur ausgesetzt
                              									werden kann, bis der Zweck erreicht ist. Um den erforderlichen Druck zu erzielen und
                              									die Verflüchtigung des Wassers zu verhüten, muß man natürlich in einem geschlossenen
                              									Gefäß operiren.
                           
                           Das Verfahren läßt sich rasch und in ununterbrochener Weise ausführen, indem man das
                              									Gemisch von Fett und Wasser durch ein Rohr circuliren läßt, welches auf die erwähnte
                              									Temperatur erhitzt ist. Fig. 20 ist der
                              									senkrechte Durchschnitt, Fig. 21 der Grundriß des
                              									dazu dienenden Apparats.
                           Ich bringe das neutrale Fett im flüssigen Zustande in das Gefäß a, und vermische es mit dem Drittel oder der Hälfte
                              									seines Volums heißen Wassers; der mit einer großen Anzahl kleiner Löcher durchbohrte
                              									Kolben b, welcher im Innern des Gefäßes a in rasche Bewegung gesetzt wird, bewirkt eine innige
                              									Vermischung der zwei Substanzen. Eine Druckpumpe c,
                              									ähnlich den bei den hydraulischen Pressen gebräuchlichen, treibt das Gemisch durch
                              									ein langes und sehr starkes schmiedeisernes Rohr d, d,
                                 									d, welches mehrmals schlangenförmig umgebogen, in dem Ofen e, e angebracht ist und durch den Feuerraum f auf den Schmelzpunkt des Bleies erhitzt wird. Beim
                              									Austritt g aus den Heizröhren zieht das Gemisch, welches
                              									schon in freie Fettsäuren und in Glycerin umgewandelt ist, durch ein anderes
                              									schmiedeisernes Schlangenrohr h, h, h, welches in Wasser
                              									getaucht ist. Auf letzterm Wege kühlt sich das Gemisch ab, und seine Temperatur
                              									sinkt auf 212° Fahr. (100° C.); es entweicht dann durch das
                              									Entleerungsventil i und fällt in einen geeigneten
                              									Behälter.
                           Die schmiedeisernen Röhren welche mir die besten Resultate gaben, hatten beiläufig
                              									einen Zoll äußeren Durchmesser und einen halben Zoll innere Weite, wie man sie jetzt
                              									für den Perkins'schen Dampferzeuger anwendet. Die Enden
                              									der Röhren werden durch Schweißen vereinigt; wenn man dieses Mittel nicht anwenden
                              									kann, verbindet man die Fugen wie bei dem Perkins'schen
                              									Dampferzeuger. Die Heizröhre d, d ist nach vorn und
                              									hinten mehrmals umgebogen, so daß man eine große Länge in einem beschränkten Raum
                              									hat. Die verschiedenen Schenkel dieser Röhre sind beiläufig einen Viertelszoll von
                              									einander entfernt und dieser Zwischenraum wird mit Gußeisenstücken ausgefüllt,
                              									welche auch die äußeren Schenkel auf eine Dicke von 1/2 bis 3/4 Zoll bedecken. Diese
                              									Hülle von Gußeisen sichert eine sehr gleichförmige Temperatur im ganzen Apparat; sie
                              									verstärkt ihn und schützt ihn gegen Beschädigung durch das Feuer.
                           Das Entleerungsventil i wird so belastet, daß wenn die
                              									Heizröhren die gewünschte Temperatur haben und die Pumpe nicht in Thätigkeit ist, es
                              									durch den innern Druck nicht geöffnet werden kann, daß folglich, wenn die Pumpe
                              									nichts in den Apparat treibt, aus demselben auch nichts entweicht, vorausgesetzt daß
                              									die Temperatur nicht zu hoch ist. Wenn aber die Druckpumpe durch die Oeffnung j eine gewisse Menge neuen Gemisches treibt, so öffnet
                              									sich das Ventil i und läßt durch das schlangenförmige
                              										Kühlrohr h, h eine entsprechende Menge behandelten Gemisches
                              									entweichen. Eine Anhäufung von Luft oder Dampf in den Heizröhren muß so viel als
                              									möglich vermieden werden. – Obgleich die Zersetzung des neutralen Fettes
                              									durch das Wasser bei der gehörigen Temperatur mit großer Schnelligkeit erfolgt, so
                              									ziehe ich es doch vor, den Gang der Druckpumpe im Verhältniß zum Inhalt der
                              									Heizröhren so zu berechnen, daß das Gemisch dieser Temperatur beiläufig sechs
                              									Minuten lang ausgesetzt bleibt, bevor es in das Kühlrohr h,
                                 										h übergeht.
                           Der Schmelzpunkt des Bleies (334° Cels.) ist diejenige Temperatur, welche mir
                              									die besten Resultate lieferte; manche Fette, z.B. das Palmöl, lassen sich jedoch
                              									schon bei dem Schmelzpunkt des Wismuths (247° Cels.) umsetzen. Je höher die
                              									Wärme ist, desto kräftiger wirkt das Wasser. Uebrigens läßt sich durch Versuche der
                              									für jedes Fett geeignete Temperaturgrad leicht bestimmen, indem man bei einer
                              									gelinden Wärme beginnt und dieselbe nach und nach steigert.
                           Um die Temperatur der Heizröhren zu ermitteln, benutzte ich verschiedene Metalle,
                              									deren Schmelzpunkt bekannt ist. Es wurden mehrere Löcher von einem halben Zoll
                              									Durchmesser und 2 bis 3 Zoll Tiefe in die gußeiserne Hülle der Röhren gebohrt und
                              									jedes Loch mit einem andern Metall gefüllt, wozu folgende Reihe diente: Zinn,
                              									welches bei 228° Cels. schmilzt; Wismuth, welches bei 247° Cels.
                              									schmilzt; Blei, welches bei 334° Cels. schmilzt. Eine Eisenstange geht durch
                              									die Seite des Ofens und reicht bis auf den Boden jedes Loches, gestattet also dem
                              									Heizer zu ermitteln welche von diesen Metallen in Fluß gekommen sind, um darnach
                              									sein Feuer zu reguliren. Für die Schnelligkeit und Vollkommenheit der Arbeit ist es
                              									sehr wichtig, daß das Fett und das Wasser während der ganzen Zeit wo sie durch die
                              									Heizröhren ziehen, so viel als möglich im Zustand einer Emulsion bleiben. Deßhalb
                              									gebe ich meinem Schlangenrohr eine verticale Stellung, wobei, wenn eine theilweise
                              									Trennung beider Substanzen stattfindet, während die Flüssigkeit in einem Schenkel
                              									aufsteigt, ihre Vermischung beim Herablaufen im andern Schenkel wieder erfolgt. Ich
                              									halte es für zweckmäßig, in gewissen Entfernungen im Innern der Röhren Scheider
                              									anzubringen, welche mit einer Anzahl kleiner Löcher versehen sind, damit die
                              									Flüssigkeiten, während sie hindurchgehen, sich besser mischen müssen. – Zur
                              									Sicherheit sollte man den Apparat vor seinem Gebrauche bei einem Druck von 10000
                              									Pfd. per Quadratzoll probiren; ich glaube jedoch, daß
                              									der zur Reaction der beiden Substanzen erforderliche Druck 2000 Pfd. per Quadratzoll nicht übersteigt. – Will man die
                              									Berührung der Flüssigkeiten mit dem Eisen vermeiden, so kann man die Röhren innen
                              									mit Kupfer füttern.
                           
                           Das heiße Gemisch von Fettsäure und Glycerinlösung wird durch Decantiren getrennt;
                              									die Fettsäure wird mit Wasser gewaschen, die Glycerinlösung abgedampft und auf
                              									bekannte Weise gereinigt.
                           Die so bereiteten Fettsäuren verwendet man, je nach ihrer Qualität, zur
                              									Kerzen- und Seifenfabrication; man kann sie durch Destillation oder auf
                              									sonstige Weise noch bleichen und reinigen.
                           Es ist zweckmäßig, die neutralen Fette vorher von ihren Unreinigkeiten zu befreien,
                              									weil diese die Fettsäuren färben könnten; wenn man aber letztere durch Destillation
                              									reinigen muß, so ist diese Vorsicht unnütz.
                           Wenn man eine Säure angewandt hat, um das neutrale Fett zu bleichen, hart zu machen
                              									oder zu reinigen, so muß man von jener die geringsten Spuren sorgfältig beseitigen,
                              									bevor man das Fett in den Apparat gibt. Einige Fette, hauptsächlich die unreinen,
                              									erzeugen während der Operation eine gewisse Menge Essigsäure oder andere auflösliche
                              									Säuren, welche die eisernen Röhren angreifen können; in diesem Fall setze ich dem
                              									Gemisch von Fett und Wasser eine entsprechende Menge Alkali zu, bevor ich es
                              									mittelst der Pumpe in die Röhren treibe.
                           Seifenfabrication mit neutralem Fett und kohlensaurem
                                 										Alkali. – Hierzu vermische ich das flüssige Fett mit der zur
                              									Verseifung nothwendigen Quantität einer Auflösung von kohlensaurem Alkali und
                              									unterziehe dieses Gemisch einer hohen Temperatur unter Druck, nach demselben
                              									Verfahren welches ich für die Fabrication der Fettsäuren beschrieben habe; auch wird
                              									derselbe Apparat auf gleiche Weise zur Verseifung benutzt. Das kohlensaure Alkali
                              									kann in so viel Wasser aufgelöst werden, als in der Seife verbleiben muß. Wenn Harz
                              									oder andere Substanzen beigemischt werden sollen, so kann man sie im Alkali
                              									auflösen; man kann sie aber auch mit der Seife verbinden, nachdem diese aus dem
                              									Apparat getreten ist. Diese Operation erfordert keinen so hohen Wärmegrad wie die
                              									Umsetzung des neutralen Fettes in Säure und in Glycerin; gewöhnlich reicht eine
                              									Temperatur zwischen dem Schmelzpunkt des Zinnes und Bleies hin. Bei ungefähr
                              									350° F. (195° C.) bildet ein neutrales Fett mit einer Auflösung von
                              									kohlensaurem Alkali eine Seife; aber bei einer höheren Temperatur erfolgt die
                              									Verseifung schneller.
                           Die bei dieser Reaction frei werdende Kohlensäure entweicht durch dieselbe Oeffnung
                              									wie die Seife; wenn man nur sehr wenig Wasser angewendet hat und die Seife rein
                              									genug ist, so kann man sie sogleich in den Formen erstarren lassen; man kann sie
                              									aber auch in Kesseln sieden lassen, vom gebildeten Glycerin trennen und nach den
                              									gewöhnlichen Verfahrungsarten fertig machen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
