| Titel: | Erfahrungsresultate über den Brennmaterialverbrauch bei den Dampfmaschinen des Hrn. Farcot. | 
| Fundstelle: | Band 138, Jahrgang 1855, Nr. XLIII., S. 163 | 
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                        XLIII.
                        Erfahrungsresultate über den
                           								Brennmaterialverbrauch bei den Dampfmaschinen des Hrn. Farcot.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, Juli 1855, S.
                              								48.
                        Ueber den Brennmaterialverbrauch bei Farcot's
                           								Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Die Gesellschaft der Civilingenieure beschäftigte sich in ihren Sitzungen am 20. Mai
                              									und 1. Juni d. J. mit dem größten Interesse mit einer Mittheilung des Hrn. Farcot über die Resultate, welche er bei den von ihm in
                              									der Spinnerei zu Ourscamp aufgestellten Dampfmaschinen erlangte. Diese verbundenen
                              									Balanciermaschinen mit zwei Cylindern, deren jede eine nominelle Kraft von 60
                              									Pferdekräften hat, geben gewöhnlich eine Gesammtleistung von 160 Pferdekräften, an
                              									der gemeinschaftlichen Schwungradwelle gemessen.
                           Nachdem man ihre Leistung wiederholt durch einen Dynamometer bei dem Druck und bei
                              									der Expansion, wie sie genau dem normalmäßigen Betrieb der Fabrik entsprechen,
                              									ermittelt hatte, bestimmte man den Brennmaterialverbrauch durch zwei achtstündige
                              									Versuche.
                           Die angewendeten Steinkohlen waren von Mons und von dem gewöhnlichen Haufen genommen,
                              									mehr als zur Hälfte aus kleinen Kohlen bestehend, einen starken Rauch entwickelnd
                              									und 8 Procent Asche hinterlassend.
                           Der Heizer besorgte drei Feuer, und da zwei von den drei Oefen die vorhergehenden
                              									Monate allein im Betriebe gewesen waren, so enthielten sie viel Ruß und Flugasche.
                              									Dazu kam noch, daß der Druck, anstatt nach dem Stempel der Kessel auf 5 1/2
                              									Atmosphären zu bleiben, nur 4 1/2 betrug.
                           Unerachtet dieser ungünstigen Umstände ergab sich der Kohlenverbrauch in der Stunde
                              									und per Pferdekraft zu 1,20 Kilogr.
                           Dieses Resultat bestätigt diejenigen, welche Hr. Farcot
                              									früher bei Maschinen von 30 bis 40 Pferdekräften erhalten hatte, von denen die eine
                              									horizontal, die andere mit zwei Cylindern und mit Balancier versehen war. Bei
                              									diesen, Tag und Nacht mit guten Kohlen von Charleroi im Betriebe stehenden
                              									Maschinen, deren Oefen im bessern Zustande als diejenigen zu Ourscamp waren, betrug
                              									nämlich der Verbrauch 1,10 bis 1,15 Kilogr.Polytechn. Journal Bd. CXXXI S
                                       											321.
                              								
                           
                           Eine Maschine mit zwei Cylindern wurde zu Ourscamp nur aus dem Grunde gewählt, weil
                              									die Spinner eine Vorliebe für dieses System haben; allein mehrere von Hrn. Farcot gemachte Versuche berechtigen ihn zu dem
                              									Ausspruche, daß er mit seinen eincylindrigen Maschinen dieselbe Regelmäßigkeit
                              									erlangt hat wie mit den zweicylindrigen, und daß der Kohlenverbrauch bei beiden
                              									gleich ist.
                           Seit einiger Zeit hat Hr. Farcot mehrfach horizontale
                              									Dampfmaschinen zur Wasserhebung benutzt. Noch nicht beendigte Versuche mit den
                              									neuerlich zu Troyes aufgestellten horizontalen Maschinen ergaben den Kohlenverbrauch
                              									in der Stunde und per Pferdekraft, durch das gehobene
                              									Wasser gemessen, zu 2,20 bis 2,25 Kilogr.
                           Dieser Verbrauch ist gering, wenn man in Betracht zieht, daß diese Versuche mit
                              									Maschinen angestellt wurden, deren Nutzeffect sich nur auf 13 Pferdekräfte belief,
                              									und daß das Speisewasser so schlammig war und soviel Kesselstein absetzte, daß der
                              									Betrieb eingestellt und dann anderes Wasser zur Kesselspeisung genommen werden
                              									mußte. Bei Maschinen von dreifacher Stärke, die er jetzt zu Bordeaux aufstellt,
                              									hofft er günstigere Resultate zu erlangen.
                           Ein Vortheil der horizontalen Maschinen besteht darin, daß man das Wasser leichter
                              									auf verschiedene Höhen heben kann, ohne das Verhältniß der Expansion zu verändern,
                              									als dieß bei den senkrechten Maschinen der Fall ist, und daß ihre Aufstellung
                              									weniger kostet als die der letztern. Der Kohlenverbrauch wurde nach der
                              									Effectivkraft oder der Leistung berechnet.
                           Die Generatoren dieser Maschinen sind mit einer Heizung versehen, die sich mittelst
                              									zur Seite angebrachter Siederöhren steigert, bei welcher das Speisewasser in
                              									umgekehrter Richtung des hinabgehenden Rauchs aufwärts steigt. Die heißen Gase
                              									berühren auf diese Weise immer kältere Wände, treten nach und nach ihre Wärme an das
                              									Wasser ab, und strömen mit einer Temperatur von nur 250 bis 300° C., welche
                              									für den Zug erforderlich ist, in die Esse. Diese Einrichtung ist daher zur
                              									Brennmaterialersparung sehr vortheilhaft.