| Titel: | Neue Verfahrungsarten zur Fabrication des Stahls, Eisens und verschiedener Legirungen, von Hrn. C. A. Chenot zu Paris. | 
| Fundstelle: | Band 138, Jahrgang 1855, Nr. LVII., S. 210 | 
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                        LVII.
                        Neue Verfahrungsarten zur Fabrication des Stahls,
                           								Eisens und verschiedener Legirungen, von Hrn. C. A. Chenot zu Paris.
                        Aus dem London Journal of arts, Septbr. 1855, S.
                              									170.
                        Chenot, über die Darstellung des Eisenschwammes zur Fabrication v.
                           								Schmiedeisen etc.
                        
                     
                        
                           Diese Erfindung, welche am 20. März 1854 für England patentirt wurde, besteht in der
                              									Darstellung des sogenannten Eisenschwammes und seiner Verwendung zu verschiedenen
                              									Zwecken. Die patentirten Verfahrungsarten betreffen folgende Punkte: 1) die Auswahl
                              									und Vorbereitung der Erze und, in Verbindung mit diesen Operationen, eine
                              									elektrische Sortirmaschine; 2) die Reduction dieser Erze zu Metallschwamm mittelst
                              									irgend eines Reductionsmittels, hauptsächlich aber durch reines Kohlenoxydgas,
                              									welches aus der bei der Reduction sich entwickelnden Kohlensäure gewonnen wird; 3)
                              									das Zerpulvern des Schwamms; 4) die Vermengung des Schwammes mit mehreren Substanzen
                              									vor oder nach dem Zerpulvern; dieser Mischproceß kann zuweilen mit Vortheil statt
                              									der Cementation angewendet werden; 5) die Zusammenpressung des Schwammes vor oder
                              									nach dem Pulverisiren; 6) das Formen der Metalle im zertheilten oder schwammigen
                              									Zustande mittelst der Zusammenpressung. 7) die Bewahrung des Schwammes gegen
                              									Veränderung vor oder nach der Zusammendrückung; 8) die heiße Cementation des
                              									zusammengepreßten Schwammes, falls derselbe nicht mit denjenigen Substanzen welche
                              									guten Stahl bilden, durch Tränken oder Mischen (nach 4) verbunden worden ist; 9) das
                              									Schmelzen und
                              									Zusammenschweißen des zusammengedrückten Schwammes, entweder im offenen Feuer oder
                              									in Tiegeln, oder auch durch Kohle; 10) eine Verbindung des Schmelz- und des
                              									Cementirprocesses, indem dieselben gleichzeitig ausgeführt werden.
                           Den ersten Punkt betreffend, nämlich die Auswahl, Auf-
                                 										und Vorbereitung der Erze, so ist es nothwendig, daß dieselben rein und von
                              									solcher Beschaffenheit sind, um gutes Eisen oder guten Stahl geben zu können. Bei
                              									der Auswahl der Erze muß man denen den Vorzug geben, welche Eisen in Verbindung mit
                              									Mangan enthalten, wohin hauptsächlich die Spatheisensteine gehören. Da aber selbst
                              									die besten Erze außer der gewöhnlichen erdigen Beimengung auch andere Metalle
                              									enthalten, welche ihre guten Eigenschaften vermindern, so werden sie der Wirkung
                              									einer elektrischen Sortirmaschine unterworfen. Diese Maschine, welche auf die Erze
                              									nach dem Rösten und Pochen angewendet wird, wirkt auf solche Weise, daß sie
                              									einerseits ununterbrochen eisenhaltige Substanzen und andererseits die Gangarten mit
                              									den fremdartigen Metallen niederschlägt. (Sie wird auch zur Sortirung des Schwammes
                              									benutzt, wenn derselbe mit fremdartigen Stoffen vermengt ist.) Der Hauptcharakter
                              									dieser Maschine ist die Benutzung eines Elektromagnetes statt eines natürlichen oder
                              									permanenten Magnetes, wie man ihn zur Trennung der Eisen- von den
                              									Messing-Feilspänen benutzt. Durch dieses Mittel können alle eisenhaltigen
                              									Substanzen zur weiteren Verwendung sehr rein dargestellt werden. Man kann daher
                              									auch, außer den Eisenerzen, alle Arten von Eisenabfällen, sey es in Stücken oder in
                              									Feilspänen von Guß- und Schmiedeisen, benutzen, indem man sie rosten läßt, um
                              									sie in künstliche Erze zur Darstellung des Schwammes zu verwandeln. Die Art und
                              									Weise, wie Elektromagnete vortheilhaft zur Separation angewendet werden können, ist
                              									folgende: – Eine Reihe von Elektromagneten, z.B. vierzig, werden auf einer
                              									mit einer Welle versehenen Metallscheibe befestigt. Zwischen und ringsum die
                              									Elektromagnete auf der Scheibe wird ein ununterbrochener Kranz vom zweiten
                              									Elektromagneten in solcher Art angebracht, daß ihre Pole einen cylindrischen Ring
                              									bilden. Es würde daher die ganze cylindrische Oberfläche des Ringes als Magnet
                              									wirken, wenn die Elektricität durch die beiden Pole eines jeden
                              									Elektromagnetenkranzes durchginge; dieß wird aber auf folgende Weise vermieden:
                              									– Einer von den Polen von vier bis fünf Elementen einer Bunsen'schen Batterie ist mit der Metallscheibe verbunden, auf der die
                              									Elektromagnete in einem Kreise angebracht sind. Diese Elektromagnete stehen daher
                              									unter dem Einfluß dieses Poles der Batterie, und können nur dann als Magnete wirken,
                              									wenn der zweite Pol mit einer von den Windungen jedes Elektromagneten verbunden wird. Zu diesem Zweck
                              									befestigt man das Ende eines der Kupferdrähte, welche die Spirale der doppelten
                              									Windung eines jeden Magnetes bilden, an einem Commutator von Holz (also einer
                              									nichtleitenden Substanz), welcher an der Achse der Scheibe, auf der die
                              									Elektromagnete befestigt sind, angebracht ist. Er besteht aus einem Ring, der eben
                              									so viele Löcher auf seiner Peripherie hat, als Elektromagnete vorhanden sind, in
                              									diesem Fall also vierzig. Eines von den Kupferdrahtenden eines jeden Elektromagnetes
                              									ist durch feste Reibung in diesen Löchern auf solche Weise befestigt, daß es an der
                              									dem Eintritt entgegengesetzten Seite etwa 1/8 Zoll aus dem Loch hervorsteht; auf
                              									diese Weise bilden die hervorstehenden Drahte an der Oberfläche des Commutators
                              									gewissermaßen ein kleines Zahnrad. Wenn nun mehrere Punkte dieses Rades abwechselnd
                              									mit dem entgegengesetzten Pol von demjenigen, welcher schon mit dem ganzen System
                              									communicirt, verbunden werden, so entsteht ein Strom, und die Drähte der so
                              									verbundenen Elektromagnete werden dieselben magnetisiren, so daß sie magnetische
                              									Substanzen anziehen. Wenn demnach das beschriebene System von Elektromagneten sich
                              									über einem endlosen Zuführtuch dreht, welches die Erze in einer tangentialen Linie
                              									oder Ebene zu dem von den Elektromagneten beschriebenen Kreise herbeiführt, so wird
                              									das magnetische Erz durch drei oder vier Reihen von Elektromagneten, die sich in
                              									einer Reihenfolge drehen, aufgelesen; die Elektromagnete werden nämlich, ehe sie zu
                              									dem tangirenden Punkt auf dem Zuführtuch gelangen, magnetisirt oder wirksam gemacht,
                              									daher die nicht magnetischen Substanzen an dem Tangentialpunkt des Zuführtuches
                              									abfallen können, wenn die letzte Walze, welche dasselbe führt, sich an diesem Punkte
                              									befindet. Das Erz, welches an den Magneten hängen geblieben ist, wird von denselben
                              									noch vier bis sechs Fuß weiter geführt und fällt dann ab, weil die Wirksamkeit der
                              									Magnete aufhört. Das Zuführtuch schafft dann wieder Erze herbei, die Magnete werden
                              									wieder wirksam gemacht etc.
                           Was nun den zweiten Punkt betrifft, nämlich die Reduction der
                                 										Erze zu Metallschwamm, so können bekanntlich die Eisenoxyde durch Kohle,
                              									welche dann Kohlensäure bildet, oder durch Wasserstoff, der Wasser erzeugt, oder
                              									durch gekohlte Gase, die Kohlensäure und Wasser liefern, reducirt werden. Wenn
                              									Stein- oder Holzkohle zur Reduction angewendet wird, so nimmt die mit dem Erz
                              									geschichtete Kohle vielen Raum ein, aus welchem Grunde die Gase vorzuziehen sind.
                              									Die Wahl der anzuwendenden Gase ist übrigens wohl zu berücksichtigen, sowohl in
                              									Beziehung auf Oekonomie, als wegen ihrer Reaction. So erzeugt das überdieß theure
                              									reine oder gekohlte Wasserstoffgas Wasser, welches der Reduction dann
                              									entgegenwirkt.
                           
                           Kohlenoxyd ist das zweckmäßigste von allen Gasen zu dem Reductionsproceß. Durch jede
                              									Unreinheit wird sein Reductionsvermögen aber sehr vermindert. Es ist demnach, den
                              									Versicherungen der Hüttenleute entgegen, unmöglich irgend ein Erz durch Kohlenoxyd,
                              									welches durch Verbrennung erzeugt worden, zu reduciren, weil solches mit seinem
                              									vierfachen Volum Stickstoff gemischt ist. Wenn Gase ohne die Zwischenlagerung irgend
                              									einer Substanz angewendet werden, so können die schwammigen Theilchen während des
                              									Reductionsprocesses zusammenkleben, und es wird derselbe daher aufgehalten oder
                              									verhindert. Um diesen Nachtheil zu vermeiden, wendet Chenot eine von den zwei folgenden Verfahrungsarten an. Die erste besteht
                              									darin, das Erz in kleine Büchsen mit durchbohrten Seiten zu geben, welche Büchsen
                              									aus Eisenblech bestehen. Das zweite Verfahren besteht darin, das Erz mit Kalkwasser
                              									zu tränken, welches das Aneinanderhängen der Theilchen verhindert und sich nach der
                              									Reduction absondert. Ein anderes Mittel besteht darin, das Erz mit Kalk und Kohle zu
                              									schichten. Das zur Reduction dienende Kohlenoxydgas stellt er mittelst reiner
                              									Kohlensäure (aus Kalkstein mittelst Salzsäure entbunden) dar, indem er letztere in
                              									eine Retorte leitet, welche glühende Kohlen enthält. Leitet man dann dieses
                              									Kohlenoxyd in den Apparat, welcher das Metalloxyd enthält, so wird es in Kohlensäure
                              									verwandelt, welche durch einen geeigneten Apparat in die Retorte zurückgepumpt und
                              									dort wieder in Kohlenoxyd verwandelt wird. Auf diese Weise erhält man eine reiche
                              									Quelle von reiner Kohlensäure und folglich auch von reinem Kohlenoxyd. Mag nun der
                              									Reductionsapparat seyn welcher er wolle, mag er senkrecht stehen, horizontal oder
                              									geneigt liegen, so muß er luftdicht verschlossen seyn; das Kohlenoxydgas wird auf
                              									der einen Seite eingeführt und verläßt ihn am andern Ende als Kohlensäure. Auf diese
                              									Weise ist die bis jetzt mit vielen Schwierigkeiten verbunden gewesene Benutzung des
                              									Gases sehr erleichtert und wirksam gemacht. Der so erlangte Schwamm kann entweder
                              									durch ein kohlenstoffhaltiges Gas oder durch eine verkohlte Substanz cementirt
                              									werden; die weiter unten beschriebenen Mittel sind jedoch zweckmäßiger, um jede
                              									gewünschte Qualität gleichartigen Metalles zu erlangen; überdieß ist die directe
                              									Cementation ein sehr langsamer, schwieriger und unvollkommener Proceß.
                           Der dritte Punkt betrifft die Pulverisirung des Schwammes;
                              									wenn nämlich die Erze nicht von der Art sind, daß sie ein Metall von der gewünschten
                              									Qualität und Schmelzbarkeit liefern, so muß der Schwamm durch irgend einen
                              									zweckmäßigen Apparat pulverisirt werden. Apparate die durch Reibung wirken, sind
                              									besser als solche die durch Stöße zerkleinern, weil bei dem letztern Verfahren
                              									leicht Klumpen entstehen, die sich schwierig zerbrechen lassen. Nach dem Pulverisiren kommt
                              									die Substanz zu der elektrischen Sortirmaschine.
                           Der vierte Punkt bezieht sich auf die Vermengung des Schwammes
                                 										mit verschiedenen Substanzen. Wenn die Erze die Eigenschaften, welche zum
                              									Schmelzen oder Schweißen erforderlich sind, besitzen, wie es der Fall seyn kann, so
                              									braucht der Schwamm nicht pulverisirt zu werden; und da der gehörig bereitete
                              									Schwamm porös ist, so wird diese Eigenschaft benutzt, um ihm die erforderliche Kohle
                              									zur Stahlbildung beizumischen. Zu dem Ende wird der Schwamm in ein fettiges Präparat
                              									getaucht, dessen Zusammensetzung der Dichtigkeit oder dem Absorptionsvermögen des
                              									Schwammes angepaßt ist, so daß derselbe hinreichend fettige Substanz aufnimmt. Das
                              									überschüssige Fett wird hierauf durch Destillation, welche fast bis zur Verkohlung
                              									getrieben wird, entfernt. Der Schwamm enthält dann alle Bestandtheile der verlangten
                              									Stahlart – die Härte dieses Stahls fällt nach der Dichtigkeit des
                              									angewendeten Fettpräparates verschieden aus. Dieses Verfahren bildet ein ganz neues
                              									Princip, um dem Eisen genau bestimmte Kohlenmengen durch seine ganze Masse
                              									einzuverleiben ohne Anwendung von Wärme.
                           Besitzt hingegen das Erz an und für sich nicht die erforderlichen Eigenschaften, so
                              									muß man den Schwamm pulverisiren, ihm das erforderliche Mangan zusetzen und eben so
                              									die Kohle, mit welcher er gekohlt werden soll. Diese Kohle kann, wie oben bemerkt,
                              									von dem Fett, oder von einer gepulverten kohlenstoffhaltigen Substanz, oder von
                              									Eisen-, Mangan- oder andern Metallsalzen, von den Alkalien im Zustande
                              									der Cyanide, oder von Gußeisen entlehnt werden. Der Schwamm muß mit dem
                              									erforderlichen Fluß, nämlich calcinirtem und pulverisirtem Borax, versehen werden.
                              									Will man Legirungen haben, so werden die erforderlichen Metalle dem Schwamm als
                              									Niederschläge oder zartes Pulver zugesetzt. Alle diese Substanzen werden durch
                              									zweckmäßige Mittel, wie Schütteln, Durchrühren, Sieben und Beuteln, mit dem Schwamm
                              									vermengt.
                           Wir gehen nun zu dem fünften Punkt über, zu der Zusammendrückung des Schwammes. Wenn derselbe nicht pulverisirt zu werden
                              									braucht, so kann er direct zur Preßmaschine gelangen, jedoch muß er gewöhnlich erst
                              									zerkleinert werden. Ist dieß nun geschehen und sind die oben erwähnten Gemenge
                              									gemacht, so wird er dem Druck unterworfen und dieser Proceß ist aus den
                              									nachstehenden Gründen von größter Wichtigkeit für die vollkommenere Eisen-
                              									und Stahlfabrication: 1) Der Eisenschwamm ist ein fehr veränderlicher Körper, und er
                              									wird um so leichter oxydirt, von je besserer Beschaffenheit er ist, besonders wenn
                              									er metallisches Mangan enthält. Diese Empfindlichkeit rührt von seiner Porosität her, welche die
                              									Capillar-Absorption von Luft und Gasen erleichtert, die aber durch eine
                              									starke Zusammenpressung aufgehoben wird, wo dann der Metallschwamm eben so
                              									unveränderlich ist wie feste Metalle. 2) Da der Metallschwamm sehr voluminös im
                              									Verhältniß zum festen Metall ist, so wird er durch Druck auf etwa ein Viertel seines
                              									ursprünglichen Volums reducirt und dadurch eine große Ersparniß in Beziehung auf
                              									Apparate, Brennmaterial und Handarbeit erzielt. Auch wird durch die Zusammenpressung
                              									der Metallverlust bedeutend vermindert, besonders bei der Bearbeitung im offenen
                              									Feuer. 3) Bei dem mit anderen Substanzen gemischten Schwamm begünstigt die durch
                              									Druck erzielte Berührung die späteren Reactionen sehr. 4) Die Zusammendrückung
                              									schafft einen neuen Industriezweig, nämlich die Fabrication von Artikeln, welche
                              									direct aus Eisen oder Stahl geformt sind. Nachdem nämlich der Schwamm in Formen von
                              									der erforderlichen Gestalt eingepreßt worden ist, wird die erhaltene Masse einer
                              									starken Hitze, entweder in einem Kohlen- oder in einem reducirenden Gasfeuer
                              									ausgesetzt, worauf die aus Eisen, Stahl oder Legirungen bestehenden Gegenstände eben
                              									so fest sind, als wenn sie gegossen worden wären.
                           Den sechsten Punkt betreffend, nämlich das Formen von
                                 										Metallen, so ist auch hier die Zusammenpressung anwendbar, um den Metallen
                              									im zertheilten Zustande, als Bohr-, Dreh- und Feilspäne,
                              									Blechschnitzel etc., entweder für sich allein oder im Gemenge mit Schwamm, die
                              									gewünschte Form zu geben oder ihr Volum zu vermindern. Durch dieses Verfahren sind
                              									die Schwierigkeiten, Eisendrehspäne zusammen zu packen (um sie auszuschweißen),
                              									ebenfalls gehoben. Es sind bei dieser Methode sehr starke Pressen erforderlich; auch
                              									kann man die zusammenzudrückenden Späne dabei in große erhitzte metallene Gefäße
                              									bringen.
                           Der siebente Punkt betrifft die Conservirung des Schwammes
                                 										gegen Veränderungen, wenn er z.B. weit transportirt werden soll; dazu
                              									taucht man ihn in Oel, Pech, harzige oder fettige Körper, welche alsdann auf dem
                              									Schwamm verkohlt werden. Auch kann man Oelfarben anwenden, die keine Oxyde enthalten
                              									welche der Beschaffenheit des Metalles nachtheilig sind.
                           Der achte Punkt betrifft die warme Cementation des
                                 										zusammengepreßten Schwammes. Da zusammengepreßter Schwamm nur schwierig
                              									selbst die flüssigsten Oele absorbirt und da man ihm auf diese Weise nur durch
                              									wiederholte Eintauchungen und Verkohlung des Oels die nöthige Kohlenstoffmenge
                              									einverleiben könnte, so ist es oft nothwendig, den Schwamm auf gewöhnliche Weise,
                              									oder in continuirlichen Reductions-Apparaten zu cementiren. Die Cementation
                              									schreitet dann sehr günstig vorwärts, was von der vorhergehenden Zusammenpressung, und
                              									unter gewissen Umständen auch von dem vorhergehenden Einsaugen herrührt.
                           Der neunte Punkt betrifft die Schmelzung und das Schweißen des
                                 										zusammengepreßten Schwammes; auch hier ist die Zusammenpressung ein sehr
                              									wesentlicher Theil des Processes, ohne welchen jene Operationen nicht möglich wäre.
                              									Wollte man z.B. Gußstahl aus unzusammengepreßtem Schwamm bereiten, so müßte man
                              									einen und denselben Tiegel viermal füllen, um eine gleiche Gewichtsmenge von Stahl,
                              									wie die aus dem zusammengepreßten Schwamm erlangte, darzustellen; außerdem würde
                              									auch der nicht zusammengepreßte Schwamm in der Schmelzhitze eine sehr bedeutende
                              									Oxydation erleiden. Das Schmelzen des Schwammes in Tiegeln wird am besten durch
                              									Gasfeuerung bewirkt. Der zusammengepreßte Schwamm kann aber auch durch Kohle,
                              									besonders Holzkohle, mit welcher man ihn schichtweis aufgibt, in einem Cupolofen
                              									geschmolzen werden; die Sohle dieses Ofens wird durch einen andern Ofen sehr stark
                              									erhitzt. Zusammengepreßter Schwamm kann ferner in einem Flammofen, oder im
                              									Raffinir-Ofen (refining furnace) geschmolzen
                              									werden, deren Sohlen erhitzt werden muß, wenn das Metall abgestochen werden soll,
                              									wogegen man sie kalt läßt wenn man eine Stahlluppe produciren will, die sofort unter
                              									den Hammer kommt. In beiden Fällen ist der Ofen, statt auf der Sohle einen Abstich
                              									zu haben, in einer Ebene mit der Oberfläche des flüssigen Metalles auf solche Weise
                              									in zwei Theile getheilt, daß der obere Theil abgehoben werden kann, indem an der
                              									geeigneten Stelle ein Rost eingeschoben wird, der die Kohlen oben erhält; der untere
                              									Theil kann dann mittelst eines Krahns ausgehoben werden, um das Metall ebenso in
                              									eiserne Formen zu gießen, wie jetzt flüssiges Roheisen in Gießladen. Sowohl
                              									Eisen- als Stahlschwamm kann nach dem Zusammenpressen in jedem Feuer oder
                              									Ofen, wie man sie jetzt zu diesen Arbeiten anwendet, ausgeschweißt werden. Bei allen
                              									diesen Schmelz- und Schweißarbeiten kann der Schwamm mit jeder geeigneten
                              									Substanz vermengt werden; so kann man ihn in flüssiges Roheisen stecken und darin
                              									herumführen, wodurch man eine gewöhnliche Stahlsorte erhält.
                           Den zehnten Punkt, nämlich den Schmelz- und Cementir-Proceß betreffend, sind die oben
                              									erwähnten Methoden zum Schmelzen des Schwammes auch auf gewöhnlichen Stahl
                              									anwendbar, wegen der beim Schmelzen mit Holzkohlen stattfindenden Cementation,
                              									welche nach der Länge der Zeit, in der die Schmelzung erfolgt, mehr oder weniger
                              									vollkommen ist. Man kann daher durch eine langsame Führung des Schmelzens die
                              									gleichzeitige Cementation erzielen. Die Sohle des hierzu benutzten Ofens wird
                              									erhitzt, damit das Metall nicht in festen Zustand übergeht. Um die Schmelzung möglichst zu
                              									verzögern, wird der Ofen nur oben mit Kohlen gefüllt, statt daß man ihn, wie es
                              									gewöhnlich der Fall ist, mit abwechselnden Lagen von Kohle und Schwamm oder andern
                              									eisenhaltigen Substanzen (der Form gegenüber und ungefähr drei Fuß über derselben)
                              									füllt. Durch eine kleine Oeffnung im Ofen wird der Schwamm in kleinen Quantitäten
                              									hineingebracht, indem man ihn gegen die Kohle hineindrückt, während dieselbe
                              									niedersinkt. Die Erfindung umfaßt in dieser Beziehung nicht allein die gleichzeitige
                              									Schmelzung und Cementation von Stahl oder eisenhaltiger Substanz, sondern auch das
                              									Verfahren, dieselben in einem mehr oder minder hohen Ofen zu schmelzen, dessen Sohle
                              									erhitzt wird, der aber keine Abstichöffnung, sondern eine kellenförmige Sohle hat.
                              									Die Methode der Theilung des Ofens in zwei Theile, in einer Ebene mit dem flüssigen
                              									Metall, ist auf die praktische Beobachtung begründet, daß die Einwirkung der Luft
                              									mit der größten Sorgfalt abgehalten werden muß, wenn man den Stahl in den Einguß
                              									absticht. Zu diesem Zweck kann man auch folgendes Verfahren anwenden: man hängt den
                              									ganzen Ofen in Zapfen, und zwar so daß der obere leicht das Uebergewicht erhält; man
                              									kann ihn dann in eine horizontale Lage bringen und am obern Theil des flüssigen
                              									Metalles (statt unten) abstechen, während das Herausfallen der Kohlen durch einen
                              									Deckel verhindert wird.
                           ––––––––––
                           Die Herausgeber des Génie industriel, die Brüder
                              										Armengaud, sagen im Augustheft S. 109 ihrer
                              									Zeitschrift über das neue System der Eisen- und
                                 										Stahlfabrication von Chenot, dessen
                              									Etablissement sich zu Chlichy bei Paris befindet, Nachstehendes:
                           
                              „Wir haben mit dem größten Interesse das Werk des Hrn. Chenot besucht, der, ein sehr tüchtiger Chemiker und
                                 										intelligenter Erfinder, sich seit 25 Jahren mit großer Ausdauer mit der
                                 										Metallurgie beschäftigt. Er hat uns sein ganzes System erklärt und uns die
                                 										sinnreichen Apparate gezeigt, die er zu seinen Processen benutzt.
                              
                           Bekanntlich wendet Hr. Chenot den Metallschwamm, d.h. das unmittelbar durch Reduction der Eisenerze
                              									dargestellte schwammförmige Eisen, welches sich mittelst der Presse zusammendrücken
                              									läßt, zu Luppen an, welche wie gewöhnliches Eisen bearbeitet werden, oder er
                              									cementirt den Schwamm bei der gewöhnlichen Temperatur, um Stahl daraus zu
                              									bilden.
                           Hr. Chenot hat zuerst klar gezeigt, daß das gewöhnlich bei
                              									der Eisenfabrication angewendete Verfahren weder rationell noch ökonomisch ist, daß es zuviel
                              									Arbeitskräfte und zuviel Brennmaterial erfordert, und daß man von diesem Grundsatz
                              									ausgehend nicht erst Roheisen zu erzeugen braucht, um Stabeisen darzustellen. Es ist
                              									ihm auch gelungen, schmiedbares Eisen direct aus den Erzen darzustellen.
                           Er bedarf daher bei seinen Processen weder der Hohöfen, noch der Frischfeuer oder
                              									Puddelöfen, sondern ersetzt dieselben einfach durch einen Flammofen seiner
                              									Erfindung, in welchen Schichten von Kohle und Erz 10 bis 12 Meter (32 bis 38 rheinl.
                              									Fuß) aufgegeben werden. Der auf diese Weise gefüllte Ofen wird 20 bis 24 Stunden
                              									lang gefeuert; das Eisenoxyd wird reducirt, und man erhält nach dieser Zeit alles
                              									Eisen als Schwamm, welchen man in Kästen im untern Theile des Apparates mittelst
                              									einer eigenthümlichen, sehr sinnreichen Anordnung sammelt; diese Vorrichtung ist
                              									nothwendig, um die Entzündung des schwammförmigen metallischen Eisens beim
                              									Herausnehmen zu vermeiden, wobei überdieß sehr starke Explosionen erfolgen
                              									würden.
                           Zu den Hauptarbeiten der ganzen Fabrication sind einige Mann hinreichend, und auch
                              									diese sind nur kurze Zeit beschäftigt, z.B. etwa alle drei Stunden, um die
                              									Fortschritte des Processes zu untersuchen, um Kohlen auf die Roste zu schüren,
                              									endlich beim Ausladen der Producte.
                           Bei dem jetzigen Zustande seines Betriebes glaubt Hr. Chenot nur 700 Kilogr. Holzkohlen zu bedürfen, um 1000 Kilogr.
                              									Eisenschwamm darzustellen und mit 1350 Kilogr. des letztern 1000 Kilogr. reines
                              									Eisen zu erhalten, wozu nicht mehr als 200 Kilogramme Brennmaterial erforderlich
                              									wären. Zur Erzeugung von 1000 Kilogr. Luppeneisen wären also nach seinem System nur
                              									beiläufig 1200 Kilogr. Kohlen erforderlich. An Brennmaterial würde demnach bei den
                              										Chenot'schen Processen, gegen die ältern, bedeutend
                              									erspart werden.
                           Der Metallschwamm ist in Vergleich mit dem Erz oder Eisen leicht, da er sehr viel
                              									Luft eingeschlossen enthält; diese Luft entwickelt sich aber, wenn man ihn dem Druck
                              									unterwirft oder in eine Flüssigkeit taucht. Durch starken Druck kann man ihm jede
                              									beliebige Form ertheilen. Wenn man also eine gewisse Quantität Schwamm, welcher
                              									vorher in Pulver oder in Körner verwandelt worden ist, in eine länglich viereckige
                              									oder irgend eine andere Form bringt und ihn darin dem Druck einer kräftigen
                              									hydraulischen Presse aussetzt, so erhält man Luppenstücke oder Masseln, die alsdann
                              									schweißwarm gemacht und wie die gewöhnlichen Luppenstücke ausgeschmiedet und
                              									ausgewalzt werden können.
                           Hr. Chenot läßt jetzt eine ungeheure Presse mit zwölf
                              									Kolben bauen, die auf eine große Oberfläche wirken und nöthigenfalls einen Druck von
                              									drei Millionen Kilogr. ausüben soll, um Stücke von großen Dimensionen, wie Eisenbahn- und andere
                              									Radreifen, Eisenbahnschienen etc. formen zu können.
                           Sein Verfahren wird seit Kurzem mit bedeutendem Vortheil in Spanien angewendet und
                              									dürfte bald auch in anderen Ländern in Anwendung kommen.
                           Jetzt führt dieser unermüdliche Erfinder in seiner Hütte einen Apparat aus, mit
                              									welchem er Gase erzeugen und diese statt des gewöhnlichen Brennmaterials zur
                              									Feuerung verwenden will. Dadurch glaubt er eine bedeutende Kohlenersparung zu
                              									erlangen, die bei seinen Flammöfen um so wichtiger wäre, weil solche alsdann wegen
                              									der wegbleibenden Kohlenschichten mehr Erz aufnehmen könnten, so daß in demselben
                              									Ofen in gleicher Zeit mehr Schwamm erzeugt würde.
                           Hr. Chenot verwandelt seinen Schwamm auf eine sehr
                              									einfache Weise in Stahl; er taucht ihn eine Zeit lang in ein mit Oel gefülltes
                              									Gefäß, worauf sich die Luft vollständig entwickelt und eine natürliche Cementation
                              									bei der gewöhnlichen Temperatur bewirkt wird. Fette und Harze sollen nach seiner
                              									Angabe dasselbe bewirken. – Taucht man den Schwamm in geschmolzenes Kupfer,
                              									Silber oder sonstiges Metall, so erlangt man ebenfalls eine Art von Cementation, die
                              									nicht mehr Stahl, sondern eine metallische Verbindung gibt, deren Farben und
                              									Eigenschaften verschieden sind, daher man jedenfalls in der Industrie interessante
                              									Anwendungen davon wird machen können.