| Titel: | Ueber Wilhelm Siemens' Maschine mit regenerirtem Dampf; von Hrn. F. Moigno. | 
| Fundstelle: | Band 138, Jahrgang 1855, Nr. LXIII., S. 241 | 
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                        LXIII.
                        Ueber Wilhelm Siemens'
                           								Maschine mit regenerirtem Dampf; von Hrn. F. Moigno.
                        Im Auszug aus dem Cosmos, Revue encyclopédique,
                              									Sept. 1855, S. 311.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
                        Moigno, über Siemens' Maschine mit regenerirtem Dampf.
                        
                     
                        
                           Hr. Seguin
                              									sen. hat zuerst auf die großen Vortheile (hinsichtlich
                              									der Brennmaterial-Ersparniß) aufmerksam gemacht, welche Maschinen gewähren
                              									müßten, die fortwährend mit demselben Dampf betrieben würden, welcher abwechselnd
                              									erhitzt und gespannt, ausgedehnt und abgekühlt, wieder erhitzt und auf seine
                              									anfängliche Spannung gebracht wird etc. Er übergab eine diesen Vorschlag
                              									entwickelnde Abhandlung nebst einer Skizze einer derartigen Maschine (mit nur zwei
                              									Cylindern, ohne Anwendung eines Respirators) der französischen Akademie der
                              									Wissenschaften am 3. Januar 1855 (m. s. den Aufsatz im polytechn. Journal Bd. CXXXV S. 325). In Folge dieser
                              									Mittheilung schrieb Hr. Wilhelm Siemens an die Akademie:
                              									1) daß er seit 1846 eine erste Maschine construirt habe, welche auf dem Princip der
                              									Umsetzung der Wärme in Triebkraft beruht, und zu deren Betrieb er dem ausgedehnten
                              									und durch die Erzeugung mechanischer Kraft abgekühlten Dampf seine anfängliche Wärme
                              									und Spannung wieder ertheile, nämlich mittelst Hüllen (Mänteln) welche auf einer
                              									hohen Temperatur erhalten werden, und mittelst des neuen Organs, welches zuerst von
                              										Stirling unter dem Namen
                              										„Respirator“, dann von Ericsson
                              									unter dem Namen „Regenerator“ angewandt wurde; 2) daß er von
                              									1846 bis 1855 fortwährend mit der Vervollkommnung seiner Maschine beschäftigt
                              									gewesen sey und ein Modell von sechs bis acht Pferdekräften besitze, welches man auf
                              									der Pariser Industrie-Ausstellung sehen werde. Außer jenem Modell lieferte er
                              									in den Industriepallast aber auch eine Maschine von vierzig Pferdekräften.
                           
                           Hr. Wilhelm Siemens (welcher seit ungefähr 14 Jahren in
                              									England ansässig und der jüngere Bruder des um die elektrische Telegraphie so
                              									verdienten Hrn. Werner Siemens zu Berlin ist) hat seine
                              									theoretischen Ansichten, durch positive Versuche unterstützt, in zwei Abhandlungen
                              									auseinander gesetzt, wovon die erste am 29. Juni 1852 in der Versammlung des Vereins
                              									der Mechaniker zu Birmingham vorgetragen wurde, die andere am 17. Mai 1853 in der
                              									Versammlung der Gesellschaft, der Civilingenieure zu London.
                           Die Grundsätze und Thatsachen, auf welchen die mechanische Theorie der Wärme
                              									hauptsächlich beruht, sind folgende:
                           1) die Wärme und die (mechanische) Kraft sind zwei Wirkungen, zwei Aeußerungen einer
                              									und derselben Ursache; sie setzen sich gegenseitig in einander um, und erzeugen sich
                              									eine aus der andern; derselben Wärmemenge entspricht unter allen Umständen dieselbe
                              									mechanische Arbeit und umgekehrt;
                           2) unter allen Umständen wo Wärme verschwindet oder in den latenten Zustand übergeht,
                              									wird sie durch Kraft oder Bewegung ersetzt; dieß findet bei den Feuermaschinen
                              									statt; der Dampf oder die heiße Luft spielt bei diesen Maschinen nur die Rolle des
                              									Vermittlers zwischen dem Wärmestoff und der Kraft, indem sie durch ihre Ausdehnung
                              									einen Verlust an Wärme, der sich in Kraft umsetzte, veranlassen;
                           3) unter allen Umständen wo Kraft verschwindet (gewissermaßen in latenten Zustand
                              									übergeht), wird sie durch Wärme ersetzt; dieß ist z.B. bei der Reibung der Fall;
                           4) durch die Versuche von Despretz, Regnault und Siemens ist genügend nachgewiesen, daß die Summe der
                              									gebundenen und freien Wärme des gesättigten Wasserdampfs bei verschiedenen
                              									Pressungen eine verschiedene ist;
                           5) Regnault hat durch directe Versuche gezeigt, daß wenn
                              									ein heißes Gas aus einer ersten Hülle bei derselben Temperatur in eine zweite
                              									größere übergeht, so daß es einen größern Raum einnimmt, aber ohne eine mechanische
                              									Arbeit hervorzubringen, in diesem Falle weder Erniedrigung noch Erhöhung der
                              									Temperatur stattfindet. Daß hingegen, wenn man das in die zweite Hülle tretende Gas
                              									eine mechanische Arbeit vollbringen läßt, eine Abkühlung stattfindet, welche stets
                              									der erzeugten Arbeit proportional ist.
                           Wir wollen nun den Mechanismus und das Spiel der so genannten „Maschine mit
                                 										regenerirtem Dampf“ beschreiben, und zwar nach dem Modell oder der
                              									Londoner Maschine mit zwei einander gegenüber befindlichen horizontalen Cylindern
                              									und einem verticalen Cylinder; dieselbe wird jetzt in der Fabrik des Hrn. Moussard, rue Jean Goujou zu
                              									Paris, fortwährend in
                              									Betrieb bleiben. (Die Maschine von vierzig Pferdekräften, welche im Anbau des
                              									Industriepallasts aufgestellt wurde, hat drei verticale Cylinder.)
                           Beschreibung der Maschine, Fig. 15. – M und M' sind zwei
                              									Feuerräume, die mit Kohlen gespeist werden, welche man in die zwei Rümpfe schüttet.
                              										NN, N'N'
                              									sind zwei Kessel, welche den innern Mechanismus allenthalben, oben und unten,
                              									einhüllen. OO, O'O' sind cylindrische Wände,
                              									welche der Flamme des Feuerraums ihre Richtung zu geben haben. H, H' sind zwei Mäntel von Gußeisen, welche unaufhörlich
                              									von der Flamme oder den heißen Gasen bespült werden; ihre Böden sind eingetieft und
                              									gerundet, um eine größere Heizfläche zu erzielen; die inneren Wände dieser Mäntel
                              									sind gänzlich mit rauhen Theilen oder Spitzen bekleidet, damit sie dem Dampfe,
                              									welcher in ihnen sich regeneriren (d.h. seine anfängliche Temperatur und Pressung
                              									wieder erlangen) muß, die Wärme besser mittheilen. GG, G'G' sind zwei cylindrische Flächen,
                              									ebenfalls von Gußeisen, auf ihrer vordern und hintern Seite offen, und allenthalben
                              									von den Mänteln H, H' umgeben.
                           AF, A'F' sind die Kolben, aus zwei mit einander
                              									verbundenen Hälften bestehend; die ersten Hälften A, A'
                              									sind die eigentlichen Arbeitskolben, welche wie gewöhnlich aus Metallringen
                              									bestehen; sie bewegen sich in Cylindern hin und her, welche stets die Temperatur von
                              									denen der gewöhnlichen Dampfmaschinen haben: dieser Bedingung mußte nothwendig
                              									entsprochen werden, weil die tägliche Erfahrung lehrt, daß wenn ein Kolben sich in
                              									einem Cylinder von hoher Temperatur bewegt, die Metallringe bald zerstört werden.
                              									Die zweiten Hälften F, F' der Kolben sind Ansätze oder
                              									Muffe, im Innern hohl und mit Kohlenstücken (als schlechten Wärmeleitern)
                              									ausgefüllt; ihr Zweck ist, die Cylinder und die Arbeitskolben A, A' soviel als möglich gegen die große Hitze des Bodens der Mäntel zu
                              									schützen; diese Muffe bewegen sich frei und ohne dichte Berührung in den
                              									cylindrischen Flächen G, G'.
                           Man wird bemerken, daß die Durchmesser der Ansätze (Muffe) F,
                                 										F' zweimal so groß als die Durchmesser der Arbeitskolben A, A' sind; folglich sind die ringförmigen Flächen (die
                              									Dampfräume) an den Arbeitskolben die Hälfte der Hinteren Flächen dieser Ansätze; und
                              									weil der in den Mänteln enthaltene Dampf, wegen des den Muffen in den cylindrischen
                              									Räumen G, G' gelassenen Spiels, gleichzeitig auf die
                              									vorderen und Hinteren Seiten der Muffe wirkt, so ist die resultirende Wirkung (die
                              									Differenz der zwei Wirkungen in entgegengesetztem Sinne) diejenige, welche der Dampf
                              									auf die Basis des Arbeitskolbens ausüben würde. Die Stangen der Arbeitskolben gehen durch Stopfbüchsen
                              										E, E' und sind in der Mitte B der Maschine mit Kurbeln verbunden, welch die abwechselnde geradlinige
                              									Bewegung in eine stetige Kreisbewegung umsetzen und der Welle C die Drehbewegung ertheilen. Die vier Linien II, I
                              									'I', welche man zwischen den cylindrischen Flächen
                              										G, G' und den Seitenwänden der Mäntel H, H' sieht, bedeuten auch cylindrische Flächen, welche
                              									durch mehrmals um sich selbst gerollte Drahtgewebe gebildet sind; man nennt sie
                              									Respiratoren, weil ihre Bestimmung ist, die Wärme des Treibedampfs abwechselnd
                              									anzusaugen und wieder auszuathmen; sie müssen nämlich an den Dampf welcher zum
                              									(innern) Boden der Mäntel geht, die in ihnen aufgespeicherte Wärme abgeben; dagegen
                              									müssen sie dem Dampf welcher aus den Arbeitscylindern tritt (um, wenn er von links
                              									kommt, unter, wenn er von rechts kommt, über den Arbeitskolben eines dritten
                              									verticalen Cylinders D zu gelangen), die Wärme entziehen
                              									um diese vorräthig zu halten. Die Stange des verticalen Kolbens D ist unten verlängert und mit derselben Kurbel
                              									verbunden welche die Welle C dreht, aber rechtwinkelig
                              									mit den Stangen der zwei horizontalen Kolben, um deren Bewegung fortzusetzen. Der
                              									Cylinder D ist also, wie die Abbildung zeigt, in freier
                              									Verbindung, durch seinen untern Theil mit dem Mantel H,
                              									durch seinen obern Theil mit dem Mantel H'. Er ist das
                              									charakteristische Organ der neuen Maschine; Hr. Siemens
                              									nennt ihn Regenerator, weil durch seine Vermittlung der Dampf regenerirt (auf seine
                              									anfängliche Temperatur und Pressung gebracht) wird.
                           P ist die Esse; Q ein mit
                              									Ventil versehenes Rohr, durch welches der Dampf in die Maschine gelangt; R der Vertheilungsschieber; S ein Ventil, durch welches der verlorne Dampf in die Esse zieht, um den
                              									Zug zu befördern.
                           In Gang setzen der Maschine. – Man zündet das
                              									Feuer an und wartet bis die Temperatur des Bodens der Mäntel H, H' (welche man mit einem Luftthermometer messen kann) auf beiläufig
                              									400° C. gestiegen ist; der Druck des Wasserdampfs in den Generatoren
                              									(Kesseln) beträgt alsdann beiläufig fünf Atmosphären. Wenn also der Manometer einen
                              									inneren Druck von fünf Atmosphären anzeigt, so weiß man auch, daß der Boden der
                              									Mäntel die Temperatur von 400° erreicht hat, und die Maschine kann folglich
                              									in Gang gesetzt werden. Untersucht man in diesem Zeitpunkt die Temperatur der
                              									Respiratoren oder Cylinder von Drahtgewebe, so wird man finden, daß sie an
                              									demjenigen Ende welches dem Boden am nächsten ist, die Temperatur dieses Bodens
                              									haben, während an ihrem andern Ende ihre Temperatur nur 150° C. beträgt.
                              									Daraus folgt, daß wenn der Dampf mit einer Temperatur von 100° in den Mantel
                              										dringt, indem er
                              									durch den zwischen dessen Wänden und den Geweben des Respirators begriffenen Raum
                              									zieht, seine Temperatur unaufhörlich steigen wird, so daß er am (innern) Boden des
                              									Mantels mit einer Temperatur von 400° und mit fünf Atmosphären Druck ankommen
                              									wird; daß hingegen, wenn der Dampf mit 400° vom Boden des Mantels herkommt
                              									und denselben Raum sowie den Respirator in entgegengesetztem Sinne durchzieht, er
                              									nach und nach seine überschüssige Wärme an die Drahtgewebe abgeben und mit einer
                              									Temperatur von ziemlich 150° austreten wird. Die Erfahrung hat gezeigt, daß
                              									diese Temperatur-Austauschung zwischen dem Dampf und den Geweben des
                              									Respirators in sehr kurzer Zeit stattfindet, in zwei Fünfteln einer Secunde, also
                              									150 Mal in der Minute; oder sogar in einem Fünftel einer Secunde, also 300 Mal in
                              									der Minute. Da jede doppelte Wärme – Austauschung zwischen dem Dampf und den
                              									Geweben einem Kolbenschub entspricht, so könnte die Maschine 300 Kolbenschube in der
                              									Minute machen.
                           Spiel der Maschine. – Erste
                                 										Periode. Wenn die Temperatur und der Druck die erforderlichen sind, nämlich
                              									erstere 400° C. und letzterer fünf Atmosphären beträgt, die Maschine überdieß
                              									die in der Figur angegebene Stellung hat, d.h. die drei Kolben am Ende ihres Weges,
                              									am Boden der Mäntel und des regenerirenden Cylinders angelangt sind, so öffnet man
                              									das den Dampf aus dem Generator zulassende Ventil Q; der
                              									Dampf langt am Schieber an, welcher ihn gegen den Mantel links H richtet; er dringt durch den Raum, welcher zum Theil
                              									mit den Drahtgeweben des Respirators gefüllt ist, erhitzt sich immer mehr, langt am
                              									(innern) Boden des Mantels an, verbreitet sich vor und hinter dem Muff, drückt aber
                              									mehr auf die hintere Basis des Muffes, wegen ihres zweimal größeren Durchmessers;
                              									der Arbeitskolben A wird fortgeschoben und ertheilt der
                              									Kurbel eine halbe Umdrehung. Da in dem Maaße als der Kolben vorrückt, der Dampf
                              									welchen er vor sich her treibt, wieder zum Boden des Mantels gelangt, indem er
                              									theils zwischen dem Cylinder und dem Muff durchgeht, theils neuerdings durch die
                              									Drahtgewebe dringt, so nimmt er die Wärme wieder auf, welche er verloren hatte, und
                              									in Folge dieser Wiedererhitzung behält der Dampf während des Kolbenschubes, und
                              									obgleich er endlich den doppelten Raum einnimmt, nahezu seinen Druck von fünf
                              									Atmosphären.
                           Zweite Periode. Wenn der Arbeitskolben A das Ende seines Weges erreicht hat, tritt der Dampf
                              									mit dem Kolben des regenerirenden Cylinders D in
                              									Verbindung und beginnt ihn zu heben. In dem Maaße als letzterer Kolben steigt,
                              									dringt der Dampf in den leeren Raum, welcher sich hinter ihm bildet; da dieser vom
                              									(innern) Boden des Mantels H
                              									 herkommende Dampf die
                              									Drahtgewebe in entgegengesetztem Sinne durchzieht, so gibt er seine Wärme an
                              									dieselben ab und geht aus dem Zustande des überhitzten Dampfes in den des bloß
                              									gesättigten Dampfes über. Nun ist der Durchmesser des regenerirenden Cylinders aber
                              									zweimal so groß als derjenige des Arbeitscylinders, daher sich der Dampf auch auf
                              									den doppelten Raum ausdehnt; und in Folge der combinirten Wirkung der Abkühlung und
                              									der Ausdehnung sinkt sein Druck, welcher anfänglich 4 bis 5 Atmosphären betrug, auf
                              									beiläufig 1 Atmosphäre herab.
                           Dritte Periode. Wenn in Folge der Expansion des Dampfes
                              									der Kolben des regenerirenden Cylinders D am Ende seines
                              									Weges oder an seinem todten Punkt angelangt ist, so beginnt der Arbeitskolben A – welcher in diesem Moment auf jeder seiner
                              									zwei Flächen den atmosphärischen Druck erleidet, weil er durch die eine mit dem auf
                              									1 Atmosphäre zurückgebrachten Dampf, durch die andere mit der äußern Luft
                              									communicirt – durch den Impuls des Schwungrades, ohne merklichen Widerstand,
                              									zurückzutreten. In demselben Augenblick bewirkt der Vertheilungsschieber, daß Dampf
                              									aus dem Generator zum Boden des Mantels H' gelangt;
                              									dieser zweite Dampf überhitzt sich seinerseits und schiebt den Arbeitskolben A' vorwärts, wie der erste den Arbeitskolben A vorgeschoben hatte.
                           Wenn der Kolben A' am Ende seines Weges angelangt ist,
                              									beginnt der Dampf, welcher ihn bewegte, an den Deckel des regenerirenden Cylinders
                              									hinaufzudringen; der Kolben D dieses Cylinders muß
                              									alsdann niedergehen, indem er den expandirten und abgekühlten Dampf vor sich her
                              									durch den Respirator zum Boden des Mantels H treibt. Zu
                              									derselben Zeit, wo der vom Mantel H' gekommene Dampf auf
                              									die obere Fläche des Kolbens D drückt und auf diesen
                              									Kolben als Kraft wirkt, wirkt der durch die untere Fläche dieses Kolbens in den
                              									Mantel H getriebene Dampf auf ihn als Widerstand. Der
                              									Kraft-Dampf hat anfangs einen hohen Druck, 5 Atmosphären, sein Druck
                              									vermindert sich nachher fortwährend bis zum atmosphärischen. Der
                              									Widerstand-Dampf hingegen hat anfangs bloß den atmosphärischen Druck, aber
                              									sein Druck nimmt unaufhörlich zu und erreicht 5 Atmosphären wenn er in den Mantel
                              										H gedrungen ist. Da der Kraft-Dampf anfangs
                              									der stärkere ist und der Widerstand erst im letzten Moment sein Maximum erreicht, so
                              									überwindet diesen der Kolben D, in Folge seiner
                              									erlangten Geschwindigkeit, leicht und erreicht das Ende seines Weges. Wie hieraus
                              									ersichtlich, hat dieser Kolben, auf welchen zwei Kräfte in entgegengesetztem Sinne
                              									wirkten (eine Kraft und ein Widerstand, welche beiderseits die Pressionen von 1 bis
                              									5 Atmosphären durchliefen), keinen Nutzeffect hervorgebracht, welcher denjenigen der
                              									Arbeitskolben 
                              									A, A' vergrößern könnte; er hat aber sehr vortheilhaft
                              									dazu gedient, den expandirten und abgekühlten Dampf in den Mantel H zurückzuführen, damit er darin regenerirt wird, seine
                              									anfängliche Temperatur und Pressung wieder erlangt.
                           Dieß ist im Wesentlichen das ganze Spiel der Maschine; es besteht in einem ersten
                              									positiven Schub, demjenigen des Arbeitskolbens A; in
                              									einem zweiten positiven Schub, demjenigen des Arbeitskolbens A'; in einem weder positiven noch negativen Schub, dem Null-Schub
                              									des regenerirenden Kolbens D. Der Nutzeffect der zwei
                              									positiven Schube erfolgte während der Expansion des Dampfes, indem dieser mittelst
                              									der ihm von den Drahtgeweben des Respirators und dem Boden des Mantels abgegebenen
                              									Wärme den doppelten Raum einnahm, während er auf demselben Druckgrad, 4 bis 5
                              									Atmosphären, erhalten wurde. Die Wärme welche sich in Kraft umgesetzt hat, ist genau
                              									dieselbe, welche man dem Dampfe hätte beifügen müssen, damit er diesen doppelten
                              									Raum bei gleichbleibendem Druck einnimmt.
                           In dem Zeitpunkt wo wir jetzt angelangt sind, ist die erste Dampfmasse welche in die
                              									Maschine zugelassen wurde, wieder in den Mantel H
                              									gelangt, nachdem sie durch den Respirator drang, welcher ihr die anfängliche
                              									Temperatur von 400° wieder ertheilte; und die zweite Dampfmasse füllt den
                              									regenerirenden Cylinder, mit 150° Temperatur und dem atmosphärischen Druck;
                              									es kann jetzt ein zweiter positiver Schub des Arbeitskolbens A erfolgen, und zugleich oder hernach ein zweiter Null-Schub des
                              									Kolbens D, welcher die zweite Dampfmasse in den Mantel
                              										H' treibt, endlich ein zweiter positiver Schub des
                              									Arbeitskolbens A'.
                           Es hat den Anschein, daß das Spiel der Maschine sich auf diese Weise beständig
                              									fortsetzen könnte; zahlreiche Versuche ergaben, daß die Maschine durch die
                              									aufeinanderfolgende und abwechselnde Abkühlung und Wiedererhitzung der zwei ersten
                              									mittelst des Vertheilungsschiebers eingelassenen Dampfmassen wirklich eine
                              									Viertelstunde oder eine halbe Stunde in Gang bleiben kann. Aber diese Versuche
                              									ergaben auch, daß nach einiger Zeit die Kolbenschube langsamer auf einander folgen
                              									und endlich das Spiel der Maschine aufhört.
                           Wie sich nachweisen läßt, entspricht dieser langsamere Gang einer steten Verminderung
                              									der Differenz zwischen den Temperaturen der Hinteren und vorderen Enden der
                              									Drahtgewebe des Respirators. Im anfänglichen und normalen Zustand ist diese
                              									Differenz, wie bereits erwähnt, beiläufig 250°, am Boden beträgt nämlich die
                              									Temperatur der Gewebe 400° und am Ende 150°; nach einigen
                              									Kolbenschuben erhitzen sich aber die Enden immer mehr und erreichen selbst
                              									400°; die Maschine steht dann still.
                           
                           Man würde sich sehr irren, wenn man diese Krafterlöschung einer materiellen
                              									Unvollkommenheit der Maschine zuschreiben wollte; sie ist im Gegentheil eine
                              									physikalische Notwendigkeit und hängt mit der Thatsache zusammen, daß der Dampf
                              									welcher sich freiwillig ausdehnt, ein mit Wärmestoff übersättigter Dampf ist, oder
                              									ein Dampf dessen Temperatur im Verhältniß zu seinem Druck zu hoch ist. In dem
                              									regenerirenden Cylinder D hat nämlich der Dampf nur den
                              									Druck von 1 Atmosphäre, während seine Temperatur 120 bis 150° C. beträgt; er
                              									enthält folglich einen Ueberschuß freier Wärme, welche er nothwendig an die
                              									Drahtgewebe abgeben muß, wenn er in Folge des Niedergangs des Kolbens D durch dieselben dringt um wieder zum Mantel zu
                              									gelangen. Auf diese Weise nimmt die Temperatur jener Gewebe gegen ihr vorderes Ende
                              									unaufhörlich zu, bis sie 400° erreicht. Diesem Umstand ist aber leicht
                              									abzuhelfen; um nämlich dem Dampf im Cylinder D den
                              									Ueberschuß freier Wärme zu benehmen, läßt man einen Theil dieses überhitzten Dampfes
                              									durch das Ventil S in die Esse P abziehen, und ersetzt ihn durch eine gleiche Menge neuen und feuchten
                              									Dampfes aus dem Kessel. Hr. Siemens hat sich durch
                              									zahlreiche Versuche überzeugt, daß auf diese Weise der Zweck vollständig erreicht
                              									wird und die Maschine vollkommen in Gang bleibt, wenn man ein Zehntel des zu heißen
                              									Dampfes im Cylinder D in die Esse treibt, um ihn durch
                              									ein Zehntel neuen Dampfes zu ersetzen. Er erneuert daher zu einem Zehntel, bei jedem
                              									Kolbenschub, den schon einmal in die Mäntel eingeführten Dampf, welcher sich hernach
                              									expandirt und abkühlt, sich wieder erhitzt und seine Pressung wieder erlangt, und so
                              									abwechselnd fort. Dieses Erneuern des Dampfs zu einem Zehntel gewährt nebenbei den
                              									doppelten Vortheil, daß der in Folge der unvermeidlichen Undichtheiten stattfindende
                              									Verlust ausgeglichen und der Zug der Esse verstärkt wird.
                           Im Vorstehenden dürfte der Mechanismus und das Spiel der neuen Dampfmaschine genügend
                              									erläutert seyn. Bei derselben geht keine Kraft verloren durch Pressungen die in
                              									entgegensetztem Sinne stattfinden. Der Dampf gelangt in die Mäntel und
                              									Treibecylinder zurück, ohne daß man ihn mittelst einer Luftpumpe (mit beträchtlichem
                              									Kraftverlust) anzusaugen und zurückzustoßen braucht. Alle Verbindungstheile, die
                              									Kolben und die Stopfbüchsen, sind in Berührung mit gesättigtem Dampf von der
                              									Temperatur desjenigen der gewöhnlichen Dampfmaschinen, und nicht mit überhitztem
                              									Dampf umgeben. Die Mäntel, welche stets auf einer sehr hohen Temperatur bleiben,
                              									können in Folge ihrer Gestalt und Anordnung ihren Dienst sehr lange ohne
                              									Benachtheiligung versehen. Die Wirkung der Respiratoren ist so constant und sicher,
                              									daß bei einer der Versuchsmaschinen die Anzahl der Kolbenschube während mehrerer
                              									Monate fast constant dieselbe blieb, nämlich 110 bis 120 per
                              									Minute. Die Temperatur der Mäntel ist stets proportional dem Druck des Dampfes; der
                              									Heizer kann sich daher nach dem Zeiger des Manometers und dem Wasserstand
                              									richten.
                           Man wird nun mit der im Anbau des Industriepallasts aufgestellten Maschine von
                              									vierzig Pferdekräften, welche drei verticale Cylinder hat, Bremsversuche anstellen,
                              									ihren Kohlenverbrauch und die verdampfte Wassermenge, die Anzahl der Kulbenschube,
                              									den Nutzeffect etc. bestimmen.
                           Gegenwärtig müssen wir uns begnügen die Resultate mitzutheilen, welche man mit der
                              									ersten von Benjamin Hick u. Sohn in Bolton erbauten Maschine des neuen Systems erhielt.
                           Versuch am 8. December 1854.
                              									100 Umdrehungen in der Minute; Dampfdruck im Mantel, 5 Atmosphären; dynamische
                              									Kraft, mit Naught's Indicator gemessen, 25,1 Pferde;
                              									Brennmaterial-Verbrauch per Pferdekraft in der
                              									Stunde, nachdem die Maschine vorher in Gang gesetzt war, 2,54 engl. Pfund (1,15
                              									Kilogr.).
                           Versuch am 11. December 1854.
                              									100 Umdrehungen in der Minute; Dampfdruck, 5,6 Atmosphären; gemessene dynamische
                              									Kraft, 25,1 Pferde; Brennmaterial-Verbrauch, nachdem die Maschine in Gang
                              									gesetzt war, durchschnittlich 2,23 engl. Pfund (1 Kilogr.) per Stunde und Pferdekraft.
                           Versuch im Januar 1855. Dampfdruck, 65,75 engl. Pfund,
                              									4,38 Atmosphären; effective Kraft, durch Bremsen der Welle gemessen, 6,14 Pferde;
                              									verbrauchtes Brennmaterial, 2,5 engl. Pfund (1,14 Kilogr.) per Stunde und Pferdekraft.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
