| Titel: | Ueber Legirungen; von Professor F. Crace Calvert und Richard Johnson in Manchester. | 
| Fundstelle: | Band 138, Jahrgang 1855, Nr. LXXIII., S. 283 | 
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                        LXXIII.
                        Ueber Legirungen; von Professor F. Crace Calvert und Richard Johnson in
                           								Manchester.
                        Aus dem Philosophical Magazine, October 1855, S.
                              									240.
                        Calvert und Johnson, über Legirungen.
                        
                     
                        
                           Bis jetzt wurden die Legirungen nach Gewohnheit dargestellt; die Verhältnisse,
                              									wornach man sie zusammensetzte, waren das Resultat willkürlichen Urtheils, anstatt
                              									bestimmter chemischer Proportionen. Da alle chemischen Verbindungen durch
                              									Vereinigung ihrer Bestandtheile in stöchiometrischem Verhältniß entstehen, so schien
                              									es uns wahrscheinlich, daß dieses auch bei den Metallen der Fall seyn muß, wenn die
                              									Umstände ihnen gestatten sich frei zu vereinigen. Daß sich unter gewöhnlichen
                              									Umständen Verbindungen in stöchiometrischen Verhältnissen nicht bilden, rührt daher,
                              									daß eines oder mehrere von den Metallen, woraus die Legirungen bestehen, in
                              									Ueberschuß vorhanden sind, und daß die wirkliche (stöchiometrisch zusammengesetzte)
                              									Verbindung in der Masse des im Ueberschuß vorhandenen Metalles erstarrte; gerade so,
                              									als wenn man Wismuth oder Schwefel in einem Tiegel schmilzt und hierauf erkalten
                              									läßt, wo dann bekanntlich die deutlichen Krystalle von Wismuth oder Schwefel sich in
                              									dem Ueberschuß von Wismuth oder Schwefel befinden, welcher nicht krystallisiren
                              									konnte.
                           Wir sind daher der Ansicht, daß man mittelst Darstellung von Legirungen welche eine
                              									stöchiometrische Zusammensetzung haben, wohlfeilere und bessere Compositionen
                              									erhielte, als bisher gebräuchlich waren; denn ohne Zweifel rührt die
                              									Unregelmäßigkeit in der Qualität der im Handel vorkommenden Legirungen nicht nur von
                              									einem Ueberschuß eines der Metalle her, sondern auch von dem Umstand, daß ein Theil
                              									dieses Ueberschusses sich mit einer bestimmten (stöchiometrisch zusammengesetzten)
                              									Legirung verbindet und die Zusammensetzung abändert; ist z.B. das in Ueberschuß
                              									vorhandene Metall ein sehr schmelzbares, so wird es flüssig bleiben und sich mit dem
                              									letzten Antheil der wirklichen Legirung verbinden, also eine Legirung erzeugen,
                              									welche eine andere Zusammensetzung hat, als diejenige welche sich anfangs an der
                              									Außenseite der Masse bildete; wohingegen, wenn das in Ueberschuß angewandte Metall
                              									ein weniger schmelzbares ist, dasselbe früher erstarren wird als die vorherrschende
                              									Legirung der Masse, so daß man keinen homogenen Guß erhalten kann. Um diesen
                              									ernstlichen Uebelstand zu vermeiden, werden jetzt die bronzenen Kanonen kurz nach
                              									dem Gusse abgekühlt, damit die Masse so gleichförmig als möglich bleibt; in Folge
                              									hievon fällt jetzt nur beiläufig ein Zehntel der bronzenen Geschütze mangelhaft aus,
                              									wogegen es früher ein Drittel war.
                           Während unserer Versuche veröffentlichten die HHrn. Levol, Rieffel und Joule Abhandlungen über einige
                              									Legirungen und Amalgame von stöchiometrischer Zusammensetzung. Die Legirungen von
                              									Gold und Silber, von Gold und Kupfer, dann von Silber und Blei, welche Levol analysirte, sind sehr interessant, und viele
                              									derselben sind gewiß bestimmte Verbindungen, weil das relative Verhältniß ihrer
                              									Aequivalente ein niedriges ist; hinsichtlich der von Rieffel analysirten bezweifeln wir dieß aber, da z.B. folgende
                              									Verhältnisse vorkommen:
                             1 Aequivalent Kupfer,
                           48 Aequivalente Zinn,
                           oder
                           98 Aequivalente Kupfer,
                             1 Aequivalent Zinn.
                           Unsere Absicht war nicht, einige besondere Fälle zu untersuchen, oder nur die im
                              									Handel vorkommenden Legirungen, sondern zahlreiche neue Legirungen in
                              									stöchiometrischen Verhältnissen darzustellen und deren physische und chemische
                              									Eigenschaften etc. zu bestimmen.
                           Die erste Classe von Legirungen welche wir beschreiben werden, ist nicht nur ganz
                              									neu, sondern auch höchst interessant, denn es sind dieß die ersten Legirungen,
                              									welche mit Eisen in stöchiometrischen Verhältnissen dargestellt wurden. Es ist gewiß
                              									merkwürdig, daß man bei dem niedrigen Preise des Eisens sich nicht bestrebte dieses nützliche
                              									und wohlfeile Metall mit den kostspieligeren Metallen zu legiren, z.B. mit Zinn oder
                              									Kupfer, um wohlfeilere Legirungen als die jetzt gebräuchlichen zu erhalten.
                           Unser Hauptzweck bei der Darstellung der Eisenlegirungen war, das Eisen weniger
                              									oxydirbar zu machen, indem wir es mit einem Metall legirten, welches mehr
                              									elektro-positiv als es selbst ist. Wir gingen nämlich von der Annahme aus,
                              									daß mittelst solcher Legirungen des Eisens das Rosten dieses schätzbaren Metalls in
                              									Berührung mit der Atmosphäre am sichersten vermieden werden könnte; in dieser
                              									Voraussetzung täuschten wir uns jedoch, denn die Verwandtschaft des Eisens zum
                              									Sauerstoff ist derart, daß sie nicht vermindert wird, ausgenommen in einem Falle,
                              									wenn nämlich das Eisen mit Aluminium verbunden ist.
                           
                        
                           Legirungen von Eisen und Kalium.
                           Unser erster Versuch bestand darin, etwas Weinstein (zweifachweinsteinsaures Kali)
                              									und Eisen, gemischt mit überschüssigem Weinstein, einer sehr hohen Temperatur
                              									auszusetzen; wir erhielten aber nur eine geschmolzene Masse von kohlensaurem Kali,
                              									nebst einem Knopf Gußeisen, ohne Zweifel weil das fein zertheilte Eisen sich zuerst
                              									mit Kohlenstoff verband und dann nicht mehr mit Kalium verbinden konnte.
                           Wir machten dann eine Mischung von feiner Eisenfeile und Weinstein in folgendem
                              									Verhältniß:
                           
                              
                                 12 Aequiv. Eisen
                                   336
                                 Gran
                                 oder
                                 3 Aequiv.
                                 Eisen,
                                 
                              
                                   8 Aequiv.
                                    											Weinstein    
                                 1504
                                    „
                                    „
                                 2      „
                                 Kalium.
                                 
                              
                           Dieses Gemisch wurde in einem Tiegel einer hohen Temperatur ausgesetzt, wodurch wir
                              									einen großen Knopf erhielten, der bei der Analyse folgende Zusammensetzung
                              									ergab:
                           
                              
                                 Eisen
                                   74,60
                                 
                              
                                 Kalium   
                                   25,40
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           welche der Formel entspricht:
                           
                              
                                 4 Aequiv. Eisen
                                 112 =   74,17
                                 
                              
                                 1 Aequiv. Kalium   
                                   39 =   25,83
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 151 = 100,00
                                 
                              
                           Anstatt also eine Legirung in dem angewandten stöchiometrischen Verhältniß zu
                              									erhalten, bekamen wir eine welche viel mehr Eisen enthielt. Diese Legirung hatte
                              									ganz das Ansehen von hämmerbarem Eisen, und ließ sich schmieden und schweißen;
                              									sonderbarerweise war sie aber außerordentlich hart, so daß bei gewöhnlichen
                              									Temperaturen ein schwerer Vorschlaghammer kaum einen Eindruck hervorbrachte und die Feile sie nur
                              									wenig angriff. Eben so auffallend ist es, daß in dieser Legirung, obgleich sie von
                              									einem der stärksten elektro-positiven Metalle, dem Kalium, 25 Proc. enthielt,
                              									doch das Eisen sowohl in der Atmosphäre als unter Wasser sich rasch oxydirte.
                           Wir machten einen andern Versuch mit demselben Verhältniß von Weinstein und Eisen,
                              									nur setzten wir ein wenig feingepulverter Holzkohle zu; der Knopf bestand aus:
                           
                              
                                 Eisen
                                   81,42
                                 
                              
                                 Kalium   
                                   18,58
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           was der Formel entspricht:
                           
                              
                                 6 Aequiv. Eisen
                                 168 oder   81,16
                                 
                              
                                 1 Aequiv. Kalium   
                                   39  
                                    											„      18,84
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 207 oder 100,00
                                 
                              
                           Wir vermuthen, daß diese Legirung einen Ueberschuß von Eisen enthielt, denn auf ihrer
                              									Oberfläche befand sich eine dünne Schicht Gußeisen; wir feilten dieselbe so
                              									sorgfältig als möglich weg, ohne Zweifel war sie aber zum Theil in die Masse
                              									eingedrungen. Da diese Legirung alle Eigenschaften der vorhergehenden zeigte, so
                              									bemerken wir weiter nichts darüber. In der Absicht, diese Legirung wo möglich auf
                              									einem wohlfeileren Wege zu erhalten, setzten wir ein Gemisch von seiner Eisenfeile
                              									und kohlensaurem Kali (welches eben so viel Kalium enthielt als der bei den
                              									vorhergehenden Versuchen angewandte Weinstein) mehrere Stunden einer sehr starken
                              									Hitze aus, jedoch ohne den Zweck zu erreichen.
                           
                        
                           Legirungen von Eisen und Aluminium.
                           Wir stellten zahlreiche Versuche an, um diese neuen Legirungen hervorzubringen, und
                              									zwar wegen der merkwürdigen Eigenschaften welche das Aluminium besitzt; es ließ sich
                              									nämlich einerseits erwarten, daß diese Legirungen nützliche Eigenschaften besitzen,
                              									und andererseits daß sich mittelst derselben das Aluminium wohlfeiler darstellen
                              									ließe als bisher.
                           Wir übergehen hier unsere fruchtlosen Versuche und beschränken uns auf diejenigen
                              									welche genügende Resultate lieferten.
                           Die erste Legirung von Aluminium und Eisen erhielten wir, indem wir folgendes Gemisch
                              									zwei Stunden lang der Weißglühhitze aussetzten:
                           
                              
                                   8 Aequiv.
                                    											Chloraluminium    
                                 1076
                                 
                              
                                 40      „      feine
                                    											Eisenfeile
                                 1120
                                 
                              
                                   8      „     
                                    											Kalk
                                   224
                                 
                              
                           
                           Der Kalk wurde der Mischung zugesetzt um das Chlor aus dem Chloraluminium zu
                              									entfernen und so das Metall Aluminium frei zu machen; ziehen wir den Kalt (als
                              									Chlorcalcium) von obigen Verhältnissen ab, so hätten wir eine Legirung von folgender
                              									Zusammensetzung erhalten sollen:
                           
                              
                                 1 Aequiv. Aluminium   
                                   14
                                    											=    9,09
                                 
                              
                                 5    
                                    											„       Eisen
                                 140 =   90,91
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 154 = 100,00
                                 
                              
                           Die Legirung welche wir am Boden des Tiegels fanden, bestand hingegen in 100 Theilen
                              									aus:
                           
                              
                                 Aluminium   
                                   12,00
                                 
                              
                                 Eisen
                                   88,00
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           entsprechend der Formel:
                           
                              
                                 1 Aequiv. Aluminium   
                                   11,11
                                 
                              
                                 4      „      Eisen
                                   88,89
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Wie man sieht, hat diese Legirung dieselbe Zusammensetzung wie eine der erwähnten von
                              									Kalium und Eisen, war auch, wie letztere, außerordentlich hart und rostete in
                              									Berührung mit feuchter Luft; doch konnte sie geschmiedet und geschweißt werden.
                           Wir erhielten eine ähnliche Legirung, als wir obiger Mischung ein wenig sehr fein
                              									gepulverter Holzkohle beigaben und das Ganze zwei Stunden lang einer hohen
                              									Temperatur in einer Schmiedesse aussetzten. Diese Legirung ergab bei der Analyse
                              									folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Aluminium   
                                   87,91
                                 
                              
                                 Eisen
                                   12,09
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           In der Masse von Chlorcalcium und Kohle, welche im Tiegel zurückblieb, befand sich
                              									aber eine große Anzahl Kügelchen, von der Größe einer Erbse bis zu derjenigen eines
                              									Stecknadelknopfs herab; diese Kügelchen waren silberweiß und außerordentlich hart;
                              									was die Legirung (der Kügelchen) besonders interessant macht, ist ihre Eigenschaft,
                              									in Berührung mit der feuchten Atmosphäre (und selbst mit Salpetergas) nicht zu
                              									rosten; ihre Analyse ergab folgende Zusammensetzung in 100 Theilen:
                           
                              
                                 Aluminium   
                                   24,55
                                 
                              
                                 Eisen
                                   75,45
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           entsprechend der Formel:
                           
                           
                              
                                 2 Aequiv. Aluminium   
                                   28 =   25,00
                                 
                              
                                 3    
                                    											„       Eisen
                                   84 =   75,00
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 112 = 100,00
                                 
                              
                           Diese Legirung hat also dieselbe Zusammensetzung wie die Thonerde, indem das Eisen
                              									die Stelle des Sauerstoffs in der letztern einnimmt.
                           Wir behandelten diese Kügelchen mit schwacher Schwefelsäure, welche das Eisen auszog
                              									und die Aluminium-Kügelchen zurückließ; diese hatten genau dieselbe Form wie
                              									vor dem Auflösen des Eisens, und das so gewonnene Aluminium besaß alle Eigenschaften
                              									des auf dem bisherigen Wege dargestellten.
                           Wir haben noch Versuche mit folgender Mischung angestellt:
                           
                              
                                 Kaolin oder
                                    											Thonerde-Silicat   
                                 1750
                                 Theile
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                 1200
                                     „
                                 
                              
                                 Eisen
                                   875
                                     „
                                 
                              
                           Diese Mischung lieferte eine metallische Masse und Kügelchen; die Resultate genügen
                              									uns aber noch nicht, und wir behalten uns vor, in einer zweiten Abhandlung darauf
                              									zurückzukommen.
                           
                        
                           Legirungen von Aluminium und Kupfer.
                           Um diese Legirungen zu erhalten, benutzten wir dieselbe chemische Reaction wie zur
                              									Darstellung der Eisenlegirungen; wir wendeten nämlich an:
                           
                              
                                 20 Aequiv. Kupfer
                                   640
                                 
                              
                                   8    
                                    											„      Chloraluminium   
                                 1076
                                 
                              
                                 10    
                                    											„      Kalk
                                   280
                                 
                              
                           Wir mischten diese Substanzen innig mit einander, und nachdem wir sie eine Stunde
                              									lang einer hohen Temperatur ausgesetzt hatten, fanden wir am Boden des Tiegels eine
                              									mit Chlorkupfer bedeckte geschmolzene Masse, und in dieser Masse Kügelchen, welche
                              									bei der Analyse folgende Zusammensetzung ergaben:
                           
                              
                                 Kupfer
                                   91,53
                                 
                              
                                 Aluminium   
                                     8,47
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           entsprechend der Formel:
                           
                              
                                 5 Aequiv. Kupfer
                                 160 =   91,96
                                 
                              
                                 1    
                                    											„      Aluminium   
                                   14 =    
                                    											8,14
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 174 = 100,00
                                 
                              
                           Wir machten dann wieder eine Mischung von Chloraluminium und Kupfer in obigem
                              									Verhältniß ließen aber den Kalk weg; dadurch erhielten wir eine Legirung, welche
                              									folgende Zusammensetzung ergab:
                           
                           
                              
                                 Kupfer
                                   87,18
                                 
                              
                                 Aluminium   
                                   12,82
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           entsprechend der Formel:
                           
                              
                                 3 Aequiv. Kupfer
                                   96 =   87,27
                                 
                              
                                 1    
                                    											„      Aluminium   
                                   14 =   12,73
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 110 = 100,00
                                 
                              
                           
                        
                           Legirungen von Eisen und Zink.
                           Wir analysirten auch einen Niederschlag der sich beständig am Boden eines Metallbades
                              									bildet, welches aus geschmolzenem Zink und Zinn besteht und zum Galvanisiren des
                              									Eisens angewendet wird. Dieser Niederschlag ergab folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Eisen   
                                     6,06
                                 
                              
                                 Zink
                                   93,94
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           entsprechend der Formel:
                           
                              
                                   1 Aequiv. Eisen
                                   28 =    
                                    											6,79
                                 
                              
                                 12      „      Zink
                                 384 =   93,21
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                           100,00
                                 
                              
                           Diese Legirung hatte nicht das blätterige Ansehen des Zinks, aber ein
                              									krystallinisches; sie war außerordentlich hart und kaum schmelzbar. Wir kamen auf
                              									die Vermuthung, daß das Bad mit Eisen gesättigt war, welches sich mit dem Zink
                              									verbunden und allmählich abgesetzt hatte; wir nahmen daher an verschiedenen Stellen
                              									des Bades Proben der geschmolzenen Legirung von Zink und Zinn, und untersuchten
                              									dieselben, fanden aber nur Spuren von Eisen darin. Es ist gewiß merkwürdig, daß in
                              									dem Metallbad, welches beständig in geschmolzenem Zustande erhalten wird, das Eisen
                              									nicht vertheilt bleibt, sondern mit dem Zink eine krystallinische Verbindung bildet,
                              									welche sich bei einer Temperatur von wenigstens 800° F. (426° C.)
                              									absetzt.
                           Diese Thatsache veranlaßte uns die Zusammensetzung des Metallbades zu untersuchen; da
                              									dasselbe sehr groß ist, so benutzten wir diese Gelegenheit, um über eine sehr
                              									interessante Frage ins Reine zu kommen, nämlich ob bei Anwendung eines aus Zink und
                              									Zinn in bestimmtem Verhältniß zusammengesetzten Bades die geschmolzene Masse eine
                              									gleichförmige oder je nach ihrer Tiefe verschiedene Zusammensetzung hat. Das von uns
                              									angewandte Bad war 2 1/2 Fuß breit, 10 Fuß lang und 3 1/2 Fuß tief; es enthielt von
                              									geschmolzenem Zink und Zinn 14 Tonnen (280 engl. Cntr.). Da die erwähnte Verbindung von
                              									Eisen und Zink in großer Menge am Boden des Metallbades vorhanden war, so ließen wir
                              									zum Herausnehmen der Proben eine schmiedeiserne Röhre von zweierlei Querschnitten
                              									anfertigen, mit Flanschen auf ihrer ganzen Länge, welche durch Schrauben mit
                              									einander verbunden und in dichte Berührung gebracht wurden. Diese, am obern Ende mit
                              									einem luftdichtschließenden Hahn versehene Röhre wurde in das geschmolzene Metallbad
                              									getaucht, und nachdem sie eine gewisse Tiefe erreicht hatte, ließen wir ein wenig
                              									Legirung eindringen, indem wir den Hahn schwach öffneten und dann schlossen. Auf
                              									diese Weise erhielten wir folgende Proben; eine am obern Ende, eine in 21 bis 24
                              									Zoll Tiefe, und eine am Boden, welche folgende Zusammensetzung ergaben:
                           
                              
                                 
                                   Oben.  
                                 21 bis 24 Zoll.
                                   Boden.
                                 
                              
                                 Zink   
                                   81,48
                                      87,72
                                   90,04
                                 
                              
                                 Zinn
                                   13,60
                                      10,03
                                     8,64
                                 
                              
                                 Blei
                                     4,92
                                       
                                    											2,25
                                     1,32
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                    100,00
                                 100,00
                                 
                              
                           Diese Zahlen zeigen klar, daß das Metallbad von Zink und Zinn (denn das Blei ist als
                              									eine Unreinheit des Zinks zu betrachten) in verschiedenen Tiefen eine verschiedene
                              									Zusammensetzung hatte, und daß die chemische Verwandtschaft nicht stark genug war,
                              									um in der ganzen Masse eine gleichförmige Zusammensetzung zu unterhalten. Es ist
                              									auch merkwürdig, daß die schwersten Metalle, nämlich Zinn und Blei, am obern Theil
                              									des Bades in größerm Verhältniß vorhanden sind, als am Boden. Bis wir weitere Daten
                              									haben, wollen wir keine Erklärung dieser Thatsache aufstellen.
                           Bemerkenswerth ist ferner, daß wenn man bei den analysirten Proben das Blei
                              									unberücksichtigt läßt und bloß das Zink und Zinn auf Procente berechnet, sich
                              									Legirungen von stöchiometrischer Zusammensetzung ergeben, nämlich:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Gefunden.   
                                 Berechnet.   
                                 Formel.
                                 
                              
                                 Oben:
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Zinn
                                    14,30
                                    13,89
                                   1 Sn.
                                 
                              
                                 
                                 Zink
                                    85,70
                                    86,11
                                 11 Zn.
                                 
                              
                                 Mitte:
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Zinn
                                    10,26
                                      9,98
                                   1 Sn.
                                 
                              
                                 
                                 Zink
                                    89,74
                                    90,02
                                 16 Zn.
                                 
                              
                                 Boden:
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Zinn
                                      8,76
                                      8,54
                                   1 Sn.
                                 
                              
                                 
                                 Zink
                                    91,24
                                    91,46
                                 19 Sn.
                                 
                              
                           Obgleich die analytischen Resultate so nahe mit den berechneten übereinstimmen,
                              									bezweifeln wir doch, daß die Metalle in dem Bad in stöchiometrischem Verhältniß verbunden sind, um so
                              									mehr, da das Aequivalent des Zinks so hoch im Vergleich mit demjenigen des Zinnes
                              									ist.
                           
                        
                           Legirungen mit vorherrschendem Zink.
                           In der Absicht, wohlfeilere Legirungen zu erhalten, als die jetzt unter dem Namen
                              									Messing und Bronze gebräuchlichen, in welchen das Kupfer vorherrscht, stellten wir
                              									mehrere Legirungen in stöchiometrischen Verhältnissen dar, worin der Zink
                              									vorherrscht. Um diese Legirungen zu erhalten, schmolzen wir Zinn, setzten ihm
                              									allmählich den Zink, oder den Zink und das Blei zu, und gossen dann diese Mischung
                              									in geschmolzenes Kupfer; wir rührten hierauf die Mischung gut um und gossen das
                              									Ganze in Barren. Auf diese Weise erhielten wir folgende Legirungen:
                           
                              
                                 
                                    Nr. 1.   
                                 Gefunden.   
                                 Berechnet.
                                 
                              
                                   6 Aequiv.
                                 Zink
                                   68,32
                                   68,55
                                 
                              
                                   1     „
                                 Zinn
                                   20,62
                                   20,34
                                 
                              
                                   1     „
                                 Kupfer
                                   11,06
                                   11,11
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 
                              
                                 
                                   Nr. 2.   
                                 
                                 
                                 
                              
                                 10 Aequiv. 
                                 Zink
                                   62,64
                                   62,85
                                 
                              
                                   1      
                                    											„
                                 Zinn
                                   11,32
                                   11,18
                                 
                              
                                   1      
                                    											„
                                 Blei
                                   19,94
                                   19,86
                                 
                              
                                   1      
                                    											„
                                 Kupfer
                                     6,10
                                     6,11
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 
                              
                                 
                                   Nr. 3.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 20 Aequiv. 
                                 Zink
                                   69,56
                                   69,77
                                 
                              
                                   2     „
                                 Zinn
                                   12,58
                                   12,41
                                 
                              
                                   1     „
                                 Blei
                                   11,06
                                   11,04
                                 
                              
                                   2     „
                                 Kupfer
                                     6,80
                                     6,78
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 
                              
                           
                        
                           Legirungen mit vorherrschendem Kupfer.
                           Wir stellten auch eine Reihe von Legirungen dar, worin das Kupfer vorherrscht, indem
                              									wir dasselbe Verfahren befolgten wie bei den vorhergehenden; die Analyse derselben
                              									ergab folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                   Nr. 1.   
                                 Gefunden.   
                                 Berechnet.
                                 
                              
                                   4 Aequiv.
                                 Kupfer
                                   56,25
                                   56,45
                                 
                              
                                   3     „
                                 Zink
                                   43,75
                                   43,55
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                   Nr. 2.   
                                 Gefunden.   
                                 Berechnet.
                                 
                              
                                 10 Aequiv.
                                 Kupfer
                                   87,05
                                   86,29
                                 
                              
                                   1      „
                                 Zink
                                     5,07
                                     4,93
                                 
                              
                                   1      „
                                 Zinn
                                     7,88
                                     8,78
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 
                              
                                 
                                   Nr. 3.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 10 Aequiv.
                                 Kupfer
                                   77,45
                                   77,77
                                 
                              
                                   3     „
                                 Zink
                                   14,39
                                   14,23
                                 
                              
                                   1     „
                                 Zinn
                                     8,16
                                     8,00
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 
                              
                           Die Legirung Nr. 1 dieser Reihe, oder eine sich ihr annähernde, kommt bereits im
                              									Handel vor und wurde von Hrn. Rieffel analysirt.
                           Die Legirung Nr. 2 kam kürzlich in den Handel, und wird wegen ihrer außerordentlichen
                              									Härte besonders beim Locomotivenbau verwendet.
                           Die Legirung Nr. 3 kommt noch nicht im Handel vor, wir glauben aber, daß sie wegen
                              									ihrer physischen Eigenschaften die Legirung Nr. 2 bei vielen ihrer Hauptanwendungen
                              									ersetzen kann, während sie viel wohlfeiler ist. Wir haben auch die Wirkung
                              									verschiedener Säuren auf obige Legirungen ermittelt; denn wenn dieselben bloß
                              									Gemische von Metallen wären, so ist kein Grund vorhanden, weßhalb ihre Bestandtheile
                              									von den Säuren nicht gerade so angegriffen werden sollten, als wenn sie in freiem
                              									Zustande vorhanden wären; wogegen, wenn die Metalle chemisch mit einander verbunden
                              									sind, die Wirkung der Säuren eine andere seyn muß.
                           Salzsäure von 1,24 spec. Gewicht, welche bekanntlich auf das Kupfer schwach, hingegen
                              									auf den Zink und das Zinn heftig wirkt, löste in zwei Stunden von 100 Theilen der
                              									Legirung Nr. 1 nur 0,2, von Nr. 2 nur 0,18 und von Nr. 3 bloß 0,12 auf. Diese
                              									Legirungen werden also viel weniger angegriffen als die Metalle woraus sie bestehen;
                              									interessant ist, daß die Legirung Nr. 1, welche nahezu 50 Proc. Zink enthält, von
                              									Salzsäure so schwach angegriffen wird.
                           Schwefelsäure von 1,50 spec. Gewicht, welche bekanntlich auf das Zinn und das Kupfer
                              									schwach, auf den Zink aber heftig wirkt, löste in zwei Stunden von den drei
                              									Legirungen gar nichts auf.
                           Salpetersäure von 1,100 spec. Gewicht, welche auf die dreierlei Metalle sehr heftig
                              									wirkt, löste in zwei Stunden von 100 Theilen der Legirung Nr. 1 nur 0,03, von Nr. 2
                              									nur 0,02, und von Nr. 3 bloß 0,06 auf.
                           Diese Resultate bestätigen vollständig unsere Ansicht, daß Legirungen von
                              									stöchiometrischer Zusammensetzung gegen die Einwirkung der Säuren einen
                              									außerordentlichen Widerstand darbieten.
                           
                           Wir beabsichtigen in der Folge nicht nur die relative Zähigkeit, Härte etc. gewisser
                              									Legirungen im Vergleich mit den Metallen, woraus sie bestehen, zu ermitteln, sondern
                              									auch den Einfluß, welchen eines, zwei oder drei Aequivalente eines Bestandtheils der
                              									Legirung auf deren physische und chemische Eigenschaften haben.