| Titel: | Ueber das Conserviren von Bahnschwellen und andern Hölzern gegen Fäulniß; vom Ingenieur Ad. Schweitzer in Hannover. | 
| Fundstelle: | Band 138, Jahrgang 1855, Nr. LXXXIII., S. 327 | 
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                        LXXXIII.
                        Ueber das Conserviren von Bahnschwellen und
                           								andern Hölzern gegen Fäulniß; vom Ingenieur Ad. Schweitzer in Hannover.
                        Aus der Zeitschrift des hannoverschen Architekten- und
                                 										Ingenieur-Vereins, 1855, Bd. I Heft 2.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									V.
                        Schweitzer, über das Conserviren von Bahnschwellen gegen
                           								Fäulniß.
                        
                     
                        
                           Am Schlusse einer früheren Mittheilung im Notizblatte des (hannoverschen)
                              									Architekten- und Ingenieur-Vereins über Conserviren von Holz gegen
                              									Fäulniß (polytechn. Journal, 1852, Bd. CXXV S. 121) ist des Verfahrens im
                              									Allgemeinen gedacht, welches bei den hiesigen (hannoverschen)
                              									Eisenbahn-Neubauten zum Zwecke der Präparation von Bahnschwellen und andern
                              									Hölzern in Anwendung gekommen. Die in dieser Angelegenheit seitdem gemachten
                              									Erfahrungen lassen es an der Zeit erscheinen, jene Mittheilung durch einige
                              									speciellere Angaben zu ergänzen, namentlich außer einer Beschreibung der benutzten
                              									Präparirapparate einen Nachweis über die Kosten und die bisherigen Erfolge des
                              									eingeschlagenen Verfahrens zu liefern.
                           Das schon früher angegebene Präparirverfahren, nach welchem die zu behandelnden
                              									Hölzer zunächst mit Wasserdampf ausgedämpft und sodann durch hydraulischen Druck mit
                              									einer Mischung von Chlorzink und Wasser imprägnirt werden, ist bisher im
                              									Wesentlichen unverändert in Anwendung geblieben; theils zu besonderen Zwecken,
                              									theils versuchsweise zur Gewinnung demnächstiger gründlicher Erfahrungen sind
                              									indessen einige Modificationen des Verfahrens eingeschlagen, die hier berührt werden
                              									mögen. In ersterer Beziehung ist namentlich das vorgängige Dämpfen der Hölzer als
                              									stellenweise nicht ausgeführt zu erwähnen. Es hat hierzu einestheils die Erfahrung
                              									geführt, daß große, nicht sehr starke Hölzer durch das Dämpfen leicht windschief
                              									werden und dadurch die Benutzung verhindern oder vertheuern, anderntheils auch
                              									beobachtet wurde, daß durch das Ausdämpfen eine nicht so bedeutende Quantität der
                              									Saftbestandtheile, als anfänglich erwartet wurde, aus dem Holze entfernt werden
                              									konnte; es lag daher die Idee nahe, das ohnehin zeitraubende und kostspielige
                              									Ausdämpfen zu unterlassen und statt dessen sogleich die Präparirflüssigkeit in das
                              									Holz zu pressen, um mittelst dieses Fäulniß verhindernden Stoffes die ganze Menge der Saftbestandtheile des Holzes unschädlich
                              									zu machen, während
                              									solches bei vorausgegangenem Dämpfen des Holzes nur noch für für die geringere im
                              									Holze verbliebene Saftmenge zu thun seyn kann. Außer für Bautischlerarbeiten wie
                              									Fußbodendielen, Lambris etc., sowie für Wagenbauhölzer ist dieß Verfahren ohne
                              									Dämpfen übrigens nur zum Zwecke von Versuchen über den mehr oder minderen Werth der
                              									einzelnen Operationen bei verhältnißmäßig unerheblichen Quantitäten von Holz
                              									benutzt. Theoretisch möchte sich über die Frage, ob das vorgängige Dämpfen
                              									vortheilhaft oder nicht, wenig Bestimmtes sagen lassen; es wird durch das Dämpfen,
                              									welches den Versuchen nach bei Schwellen von 6 und 12 Zoll Querschnitt, wenn nicht
                              									Siedhitze, doch eine dieser nahestehende Temperatur selbst im Innern des Holzes
                              									hervorbringen kann, außer dem Forttreiben von einer Quantität der Saftbestandtheile
                              									jedenfalls ein Gerinnen des Eiweißes im Safte (geschieht schon bei 60º R.)
                              									und damit ein Verhindern der Fäulniß dieses gefährlichen Hauptbestandtheiles des
                              									Holzsaftes bezweckt. Anderntheils kann die Vermuthung gehegt werden, daß eben durch
                              									das Gerinnen des Eiweißes die Poren des Holzes so verstopft werden, daß die
                              									einzupressende Präparirflüssigkeit nicht so vollständig, wie sonst möglich, mit dem
                              									Safte in Berührung gebracht wird. Ob dieß oder jenes überwiegt, werden erst die
                              									späteren Erfahrungen mit Verlässigkeit entscheiden können, doch scheint man die
                              									Befürchtung der schwierigeren Berührung des Saftes mit der Präparirflüssigkeit nach
                              									der durch Dämpfen bewirkten Gerinnung des Eiweißes schon jetzt einigermaßen durch
                              									die aus genauen Versuchen hervorgegangene Thatsache als beseitigt ansehen zu dürfen,
                              									daß gedämpftes Holz unter gleichen Verhältnissen mehr von der Präparirflüssigkeit
                              									aufnimmt, als ungedämpftes, während eben letzteres theils der größeren Saftmenge,
                              									theils des Umstandes wegen, daß ein Theil derselben nicht schon, wie beim Dämpfen,
                              									unschädlich gemacht ist, ein erheblich größeres Quantum des antiseptischen Stoffes
                              									erfordern muß. Den Versuchen nach verhalten sich die Mengen Zinkchloridlösung,
                              									welche Hölzer unter gleichen Verhältnissen aufgenommen haben, bei gedämpftem und
                              									ungedämpftem Eichenholz wie 1 : 1,07 bis 1 : 1,11.
                           Bei einem der Präparirapparate (dem des hiesigen Centralbahnhofs, der übrigens
                              									unvollkommener eingerichtet, als die später zu beschreibenden, neueren) ist dem
                              									allgemeinen Verfahren des Dämpfens und Pressens noch hinzugefügt, daß die
                              									Präparirflüssigkeit, in welche die Hölzer gebracht werden, durch Einleiten von Dampf
                              									zum Kochen gebracht wird. Es ist dieß eine Operation, die wohl nur eine
                              									vollständigere Gerinnung des Saftes im Holze bezwecken kann, als durch Dämpfen
                              									erreichbar, dabei aber allerdings durch den Aufwand an Brennmaterial kostspielig
                              									wird. Bei den größeren,
                              									neueren Apparaten ist ein Auskochen nicht in Gebrauch, da solches dort nur mit
                              									bedeutendem Zeitverlust ausführbar seyn würde.
                           Eine andere zum Zwecke von Versuchen vorgenommene Abänderung des allgemeinen
                              									Präparirverfahrens besteht in einer Verwendung anderer Salze, als des Zinkchlorids.
                              									Die Kostspieligkeit des Chlorzinks ließ es zumal bei der allerdings noch völlig
                              									unsicheren Beurtheilung seines Werths in Bezug auf Verhinderung von Fäulniß
                              									zweckmäßig erscheinen, einige ähnliche Salze, die geringeren Handelswerth haben,
                              									ebenfalls zu erproben, und sind daher zu größeren Versuchen benutzt:
                           1) Das dem Chlorzink in manchen Beziehungen sehr ähnliche Chlormagnesium, welches in
                              									den Mutterlaugen der Salinen ausgedehnt vorkommt und in der der Saline Lüneburg
                              									besonders vorherrscht. Die Mutterlauge der Lüneburger Saline besteht in 100 Theilen
                              									aus:
                           
                              
                                 schwefelsaurem Kali und
                                    											Gyps   
                                   8,031,
                                 
                              
                                 schwefelsaurer Magnesia
                                   1,098,
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                 13,671,
                                 
                              
                                 Chlornatrium
                                 69,649,
                                 
                              
                           außerdem erheblichen Spuren von Brom.
                           Das Chlormagnesium ist übrigens zu gedachten Versuchen nicht aus den angegebenen
                              									Verbindungen geschieden, sondern die Mutterlauge direct so benutzt, daß die daraus
                              									bereitete Präparirflüssigkeit denselben Gehalt an Chlormagnesium besaß, als die
                              									gewöhnlich benutzte an Chlorzink.
                           2) Der zur Erhaltung anatomischer Präparate ausgedehnt benutzte Zinkvitriol
                              									(schwefelsaures Zinkoxyd, weißer Vitriol), welcher auf dem Harze sehr billig
                              									gewonnen wird und als Nebenproduct einiger gewerblichen Industrien geringen Werth
                              									besitzt. Bei den angestellten Versuchen hat sich übrigens gezeigt, daß das Holz von
                              									der Zinkvitriollösung weit weniger aufnimmt, als von Chlorzink mit Wasser; das
                              									Verhältniß hat sich
                           
                              
                                 bei gedämpftem Eichenholz
                                    											wie   
                                 1 : 1,467,
                                 
                              
                                 
                                    											„          
                                    											„          
                                    											Buchenholz  „
                                 1 : 3,97
                                 
                              
                           herausgestellt. Die Zinkvitriollösung ist so stark gemacht,
                              									daß sie denselben Gehalt an metallischem Zink besatz, wie die übrigens verwandte
                              									Chlorzinkflüssigkeit.
                           Diese Bemerkungen vorausgeschickt, möge eine Beschreibung der Apparate, welche zum
                              									Präpariren von Holz beim Baue der Süd- und Westbahn in Benutzung sind, hier
                              									Platz finden. Es sind von diesen Apparaten 4 Stück im Betriebe, die zum Theil durch
                              									mehrmalige Versetzung von einem Orte zum andern für verschiedene Districte haben
                              									arbeiten können.
                           
                           Fig. 8 zeigt
                              									einen solchen Apparat mit seinen wesentlichsten Einrichtungen im Durchschnitt, Fig. 9 im
                              									Grundriß. Die Hauptbestandtheile sind:
                           1) Die beiden großen Präparirkessel; diese neben einander liegenden, zur Aufnahme der
                              									zu behandelnden Hölzer bestimmten Kessel sind jeder 34' lang, 6' im Durchmesser
                              									weit, aus 3/8'' starkem Eisenblech zusammengenietet. Der vordere halbkugelförmige
                              									Kopf ist zum Ab- und Anschrauben an den cylinderförmigen Theil eingerichtet
                              									und kann mit Hülfe einer Rollvorrichtung, welche ihn trägt und welche auf einem im
                              									Gebälk liegenden Träger läuft, behufs Oeffnen des Kessels seitwärts geschoben
                              									werden. Beim Schließen des Kessels wird der Kopf an denselben geschraubt und die
                              									Dichtung durch Zwischenlegen eines mit getalgtem Hanf umwickelten Eisenringes
                              									bewirkt.
                           In jeden der Kessel führt eine einfache Schienenbahn, mittelst welcher die zur
                              									Aufnahme der Hölzer bestimmten, eisernen Wagen nach ihrer außerhalb der Kessel
                              									vorgenommenen Beladung in das Innere der Kessel geschoben werden können. Diese
                              									kleinen Wagen schließen sich dem kreisförmigen Querschnitte der Kessel genau an und
                              									bestehen außer ihren 4 eisernen Rädern mit zugehörigen Achsen hauptsächlich aus 2
                              									großen, gabelförmigen Eisenbügeln, zwischen welchen die Hölzer gelagert werden. In
                              									jedem der Kessel finden der Länge nach 4 solcher Wagen Platz, so daß, da ein Wagen
                              									durchschnittlich mit 30 Stück der gewöhnlichen Bahnschwellen von 8' Länge und 12/6''
                              									Querschnitt beladen werden kann, jeder Kessel durchschnittlich mit 120 Stück solcher
                              									Schwellen beschickt werden kann.
                           Jeder der großen Kessel ist mit Sicherheitsventil, Lufthahn, Manometer und den später
                              									zu bezeichnenden Röhren versehen, welche die Verbindung beider Kessel unter
                              									einander, sowie mit dem Dampfkessel, den Luftpumpen, der Druckpumpe, den Cisternen
                              									etc. bewirken.
                           2) Dampfmaschine und Dampfkessel.
                           Die Dampfmaschine, für 4 Pferdekräfte, freistehend, mit untenliegender
                              									Schwungradachse eingerichtet, hat zwei Luftpumpen, eine Druckpumpe und eine
                              									Speisepumpe zu treiben, die Luftpumpe zum Luftleermachen der großen Präparirkessel,
                              									die Druckpumpe, um in diesen Kesseln durch Einpressen von Präparirflüssigkeit den
                              									zum Tränken der Hölzer erforderlichen hydraulischen Druck zu erzeugen, die
                              									Speisepumpe zur Herbeischaffung des zum Anmachen der Präparirflüssigkeit
                              									nothwendigen Wassers. Die Maschine bewegt außerdem zur Speisung ihres Dampfkessels
                              									die gewöhnliche Kaltwasserpumpe, und ist stark genug, um neben ihrem eigentlichen
                              									Zwecke kleine
                              									Arbeitsmaschinen, wie Mörtelwerke, Schleifsteine etc. in Bewegung zu setzen.
                           Der Dampfkessel ist für eine Maschine von 10 Pferdekräften eingerichtet (14' lang, 3
                              									1/2 im Durchmesser, mit durchgehendem Feuerrohr von 18'' Weite), um außer dem Dampf
                              									zum Treiben der Maschine den Dampf zum Auslaugen der Hölzer in den Präparirkesseln
                              									liefern zu können.
                           Der benutzte Dampf der Maschine wird zum Vorwärmen des Wassers benutzt, welches dem
                              									Dampfkessel zugeführt werden soll.
                           3) Die zum Anmachen und Aufnehmen der Präparirflüssigkeit bestimmten Cisternen (in
                              									der Zeichnung nicht angegeben) sind außerhalb des Gebäudes unter einem Schutzdache
                              									bis zu ihrem oberen Rande in den Erdboden eingegraben und bestehen beispielsweise
                              									aus 13 1/2' langen, 4 1/2' breiten und eben so hohen Bottichen, welche aus eichenen,
                              									2 bis 2 1/2 zölligen Bohlen, dicht kalfatert, zusammengefügt sind und durch
                              									umgelegte, hölzerne Keilzwingen oder mittelst durchgezogener, eiserner Schraubbolzen
                              									zusammengehalten werden. Die Cisternen müssen groß genug seyn, eine solche Quantität
                              									der Präparirflüssigkeit aufzunehmen, daß beide große Kessel gleichzeitig bearbeitet
                              									werden können; von den Bottichen der angegebenen Größe sind zu diesem Behufe 4 Stück
                              									erforderlich.
                           Die Apparate werden benutzt wie folgt:
                           Nachdem die zu präparirenden Hölzer mittelst ihrer Wagen in das Innere der Kessel
                              									gefahren und diese durch Vorschrauben des Kopfes wieder verschlossen sind, wird
                              									unter Abstellung sämmtlicher sonstigen Röhren an den Präparirkesseln der im
                              									Dampfkessel erzeugte, möglichst stark gespannte Dampf mittelst Rohr a in die Kessel geleitet, um während einer Zeit von 3
                              									Stunden die Hölzer auszulaugen. Bei der Größe der Präparirkessel gegenüber dem
                              									Dampfkessel ist es leicht erklärlich, daß die Spannung des Dampfes im großen Kessel
                              									nur gering seyn kann, sie beträgt selbst, wenn vorher im Dampfkessel eine Spannung
                              									von 4 Atmosphären erzeugt war, im großen Kessel wenig mehr, als 1 Atmosphäre. Dieses
                              									Umstandes, sowie der Ersparung von Feuerungsmaterial wegen ist zweckmäßig bei einem
                              									der benutzten Apparate eine Umhüllung des großen Kessels mittelst hölzerner, mit
                              									Stroh gefüllter Kasten in Anwendung gekommen.
                           Während der Operation des Dämpfens im großen Kessel wird ab und zu die im Kessel
                              									angesammelte Lauge von Saftstoffen, das condensirte Wasser, sowie der von den
                              									Hölzern abgelaufene Schmutz durch Oeffnen des Rohrs g
                              									abgelassen, durch dieses Rohr auch nach Beendigung des Dämpfens unter Abstellung des
                              									Dampfzuleitungsrohrs a der Kessel abgeblasen. Es wird
                              									hierauf durch Oeffnen des Dampfrohrs e die Dampfmaschine
                              									zum Bewegen der Luftpumpen in Gang gesetzt, so daß nach Oeffnen des
                              									Verbindungsrohres b die großen Kessel luftleer gepumpt
                              									werden. Ist solches soweit geschehen, daß das Manometer der großen Kessel eine
                              									Luftverdünnung in denselben nachweist, welche einem Barometerstande von 20''
                              									entspricht, so öffnet man unter stetem Fortgang der Luftpumpen das Rohr d, welches den Präparirkessel mit den Bottichen
                              									verbindet, um auf solche Weise die in den Cisternen enthaltene Präparirflüssigkeit
                              									(aus 1 Raumtheil Zinkchlorid von 30 Proc. Gehalt an metallischem Zink und 1,8
                              									specifischem Gewicht auf 30 Theile Wasser oder bei 25procentigem Chlorid, spec.
                              									Gewicht 1,6 von 1 Raumtheil Chlorid auf 25 Raumtheile Wasser gemischt) in die großen
                              									Kessel steigen zu machen. Sind diese nahezu gefüllt, so wird mittelst der durch die
                              									Dampfmaschine bewegten Druckpumpe Präparirflüssigkeit in die großen Kessel gepreßt
                              									und damit unter Abstellung sämmtlicher Röhren (mit Ausnahme des Rohrs c, welches Kessel und Druckpumpe verbindet) so lange
                              									fortgefahren, bis das Heben des Sicherheitsventils zu erkennen gibt, daß im Kessel
                              									eine Pressung von 10 Atmosphären hervorgerufen. Je nach der Arbeitseintheilung wird
                              									dieser Druck, welcher bei guten Kesseln übrigens stundenlang nicht leicht nachläßt,
                              									während einer bis drei Stunden unterhalten. Die Kessel können sodann nach Ablassen
                              									der Präparirflüssigkeit (mittelst Rohr d) geöffnet, die
                              									Wagen herausgefahren und entladen werden, um einem zweiten schon vorher beladenen
                              									Satze von Wagen zu neuer Präparation Platz zu machen.
                           Der gleichmäßigeren Vertheilung der Arbeit unter die beim Apparate beschäftigten 10
                              									bis 14 Handarbeiter, sowie des Umstandes wegen, daß eine gleichzeitige Behandlung
                              									der Hölzer in beiden großen Präparirkesseln eine stärkere Maschine, einen größeren
                              									Dampfkessel und der Unterbrechung der Maschinenarbeit wegen verhältnißmäßig größeren
                              									Aufwand an Brennmaterial verursachen würde, wird die Präparation so eingerichtet,
                              									daß in dem einen großen Kessel gedämpft wird, während im andern der hydraulische
                              									Druck hervorgerufen. Der eine Kessel kann dabei entleert und von Neuem beschickt
                              									werden, während im zweiten Kessel die Operation im Gange; außer einem nöthigenfalls
                              									ununterbrochenen Betriebe wird auf solche Weise an Handarbeitern (die in den
                              									Zwischenzeiten mit Hobeln der Schwellen, Transportiren derselben beschäftigt werden)
                              									wesentlich gespart. Die Dauer der einzelnen Operationen der Holzpräparation
                              									beträgt:
                           
                           
                              
                                 für Ausfahren der präparirten Hölzer,
                                    											Einfahren neuer und    für Dichten des
                                    											Kesselkopfes
                                 1 Stunde,
                                 
                              
                                 für Dämpfen der Hölzer
                                 3 Stunden,
                                 
                              
                                 für Abblasen des Dampfes vom großen Kessel,
                                    											Luftleerpumpen    desselben und Aufsaugen
                                    											der Präparirflüssigkeit
                                 1 3/4   „
                                 
                              
                                 für Hervorbringen u. Festhalten des
                                    											hydraul. Druckes im Kessel
                                 1–3    
                                    											„
                                 
                              
                                 für Ablassen der Präparirflüssigkeit und
                                    											Oeffnen des Kessels
                                 3/4
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                                                                                         Summa
                                    											7 1/2 bis
                                 9 1/2 Stunden.
                                 
                              
                           Man sieht hieraus, daß, ohne die Nachtzeit zu Hülfe zu nehmen, in jedem Kessel
                              									täglich zweimal operirt werden kann, pro Tag also nach
                              									der früheren Angabe über die Capacität der Kessel durchschnittlich 480 Stück
                              									gewöhnlicher Bahnschwellen zu imprägniren sind. Da dieß in den meisten Zeiten nicht
                              									erforderlich, so werden meist nur 2 bis 3 Kesselfüllungen pro Tag gemacht und die dadurch gewonnene Zeit zur Verlängerung des
                              									Dämpfens und zu längerem Festhalten des hydraulischen Druckes benutzt. Die letzte
                              									der täglichen Füllungen für jeden Kessel verbleibt in demselben bis zum Beginne der
                              									Arbeit am andern Morgen, so daß die Hölzer dann während der Nachtzeit in der
                              									Präparirflüssigkeit liegen und davon noch einsaugen können.
                           Was den Erfolg des Ausdämpfens und des Einpressens der antiseptischen Mischung
                              									hinsichtlich der Menge der aus- und resp. eingetriebenen Stoffe betrifft, so
                              									ist über das erstere Genaues nicht anzugeben, da die Menge der vom Kessel
                              									abzulassenden Lauge des damit verbundenen Condensationswassers wegen eben so wenig
                              									maßgebend seyn kann, als das Gewicht des Holzes vor und nach dem Dämpfen, da durch
                              									letztere Operation offenbar Wasser in das Holz gebracht wird, welches das Gewicht
                              									modificirt und durch das Luftleerpumpen der Kessel schwerlich ganz wieder zu
                              									entfernen seyn wird.
                           Die Angaben über Aufnahme von Zinkchlorid durch Einpressen in das Holz weichen bei
                              									den einzelnen Apparaten stark von einander ab, nach größerem Durchschnitte stellt
                              									sich das Folgende heraus.
                           
                           
                              
                                 
                                             
                                    											Es nimmt auf an Zinkchlorid
                                 
                              
                                 
                                    Apparat
                                    
                                       a. 1 gewöhnliche
                                       												Schwelle
                                    										
                                 
                              
                                       zu
                                     
                                    											vonEichenholz.   Pfund.
                                     von.Buchenholz.  
                                    											Pfund.
                                     von.Kiefernholz.  
                                    											Pfund.
                                 
                              
                                 
                                 1) Zinkchlorid von 25 Proc. metallischem
                                    											Zink,                    spec.
                                    											Gewicht 1,6.
                                 
                              
                                 Göttingen
                                 2,42 bis 2,83
                                 2,78 bis 3,75
                                       –
                                 
                              
                                 Hannover
                                 1,0    „   1,07
                                 1,96  
                                    											„  2,25
                                     2,70
                                 
                              
                                 
                                 2) Zinkchlorid von 30 Proc. metallischem
                                    											Zink,                    spec.
                                    											Gewicht 1,8.
                                 
                              
                                 Leer
                                       1,30
                                       3,93
                                     3,36
                                 
                              
                                 
                                                 
                                       												b. 1. Kubikfuß.
                                 
                              
                                 
                                 Eichenholz.   Pfund.
                                 Buchenholz.    Pfund.
                                 Kiefernholz.   Pfund.
                                 
                              
                                 
                                             1)
                                    											Zinkchlorid von 25 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                   (tannen)
                                 
                              
                                 Hildesheim
                                    0,354
                                     0,909
                                     1,44
                                 
                              
                                 
                                             2)
                                    											Zinkchlorid von 30 Proc.
                                 
                              
                                 Leer
                                    0,33
                                     0,98
                                     0,84
                                 
                              
                           Es sind diese Verschiedenheiten theils durch die verschiedene Beschaffenheit der zu
                              									behandelnden Hölzer, die zum Theil sehr jung, zum Theil gelagerter zur Verwendung
                              									gekommen seyn mögen, theils dadurch zu erklären, daß bei dem Mischen der
                              									Präparirflüssigkeiten wohl nicht ganz gleichmäßig verfahren seyn wird. Bei einigen
                              									Apparaten ist die Mischung wirklich nach Raumtheilen von Zinkchlorid und Wasser, bei
                              									anderen durch Messen mit Aräometern bestimmt, und ist das letztere schon deßwegen
                              									wenig zuverlässig, weil die Lösung von Chlorzink in Wasser bei geringen
                              									Temperaturunterschieden bereits stark verschiedene specifische Gewichte zeigt.
                           Schon diese Abweichungen in den Angaben über Aufnahme von Zinkchlorid im Holze machen
                              									die Kosten der ganzen Operation von einander bedeutend abweichend; die
                              									Preisunterschiede in den verbrauchten Materialien an den verschiedenen Orten
                              									(namentlich Leer gegenüber) machen dieß noch erheblicher.
                           
                           Die Arbeit des Präparirens ohne Transport des Holzes zu und von den Apparaten hat
                              									durchschnittlich gekostet:
                           eichene gewöhnliche Schwellen pro Stück
                           2 gGr. 2 Pf. bis 3 gGr. 4,79 Pf.,
                           buchene gewöhnliche Schwellen pro Stück
                           3 gGr. 2 Pf. bis 5 gGr. (in Leer 6 gGr. 3,2 Pf.),
                           kieferne gewöhnliche Schwellen pro Stück
                           5 gGr. 6 3/4 Pf. (in Leer);
                           oder pro Kubikfuß (nach anderen
                              									Versuchen:
                           
                              
                                 1 Kubikfuß
                                 Eichenholz
                                 – gGr.
                                   7,83 Pf.
                                 (Hildesheim),
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –   „
                                   9,2    „
                                 (Leer),
                                 
                              
                                 1       „
                                 Buchenholz
                                 –   „
                                 11,81  „
                                 (Hildesheim),
                                 
                              
                                 
                                 
                                 1   „
                                   6,8    „
                                 (Leer),
                                 
                              
                                 1       „
                                 Kiefernholz
                                 1   „
                                   4,7    „
                                 (Leer).
                                 
                              
                           Von diesen Kosten fallen 5,8 bis 9,98 Pf. pro gewöhnliche
                              									Schwelle (durchschnittlich 2,00 Pf. pro Kubikfuß) auf
                              									den Arbeitslohn der Präparation.
                           Außerdem müssen die Kosten der Apparate selbst auf die verarbeiteten Kubikfuß Holz
                              									repartirt werden, um die Gesammtkosten der Präparation zu erhalten.
                           Der Apparat zu Hildesheim (jetzt zu Lehrte) hat mit allem Zubehör gekostet 8500
                              									Rthlr., der Apparat zu Leer 10350 Rthlr. Rechnet man zu letzterer Zahl noch 362
                              									Rthlr. für angeschaffte Geräthe und nimmt man an, daß von dieser Summe von 10712
                              									Rthlr. auf die in den beiden Jahren 1. October 1851/53 verarbeiteten 300000 Kubikfuß
                              									Holz 30 Proc. geschlagen werden müssen (welche Annahme mit Rücksicht auf die seit
                              									jener Zeit bereits eingetretene und noch weiter bevorstehende Benutzung des Apparats
                              									zu Bau- und Betriebszwecken, sowie mit Rücksicht auf den verbleibenden Werth
                              									der Anläge nicht zu günstig erscheinen dürfte), außerdem aber 628 Rthlr.
                              									Reparaturkosten, welche in jenem Zeitraume aufgewandt wurden, ganz gedeckt werden
                              									müssen, so kommen auf jeden Kubikfuß präparirtes Holz an Kosten des Apparates ppr. 3,7 Pf., welche Zahl wohl als die ungünstigste
                              									angesehen werden kann, welche bei der erst später möglichen, genauen Calculation
                              									sich ergeben wird. Für die Westbahn, bei welcher die Präparation namentlich durch
                              									die kostspieligen Bezüge des Materials am kostbarsten sich herausgestellt, betragen
                              									nach Obigem die Gesammtkosten des Präparirverfahrens ohne Transport des Holzes von
                              									und zu den Apparaten:
                           
                           
                              
                                 
                                    pro
                                    
                                 Kubikfuß
                                 Eichenholz
                                 1 gGr.
                                   0,9 Pf.
                                 
                              
                                   „
                                       „
                                 Buchenholz
                                 1   „
                                 10,5  „
                                 
                              
                                   „
                                       „
                                 Kiefernholz
                                 1   „
                                   8,4  „
                                 
                              
                           Anlangend die bisher gewonnenen, praktischen Resultate zur Beurtheilung des Werths
                              									der eingeschlagenen Präparationsmethode, so läßt sich darüber, obwohl der Kürze der
                              									Zeit wegen durchschlagende Erfahrungen noch nicht haben gemacht werden können, das
                              									Folgende anführen:
                           Mitte Julius 1847 wurden zu Bremen 6 Stück Probeschwellen nach zuvorigem,
                              									dreistündigem Dämpfen mit einer Mischung von 1 Raumtheil Zinkchlorid von 1,8 spec.
                              									Gewicht auf 60 Raumtheile Wasser imprägnirt. (Wie vorher schon angegeben, ist bei
                              									den späteren Präparationen die Mischung der Sicherheit wegen doppelt so stark an
                              									Zinkchlorid genommen.) Diese Schwellen (8' lang, 6 und 12'' Querschnitt) waren der
                              									Holzart nach: Zitterpappel, Eichen, Pappel (deutsche), Fuhren, Tannen und Buchen.
                              									Die Hölzer wurden kurze Zeit nach der Präparation in ein Gleis auf dem Bahnhofe zu
                              									Bremen verlegt, Ende December 1849 aber hier anzustellender Beobachtung wegen nach
                              									hiesigem Bahnhofe geschafft und an einer zur Erhaltung des Holzes nicht günstigen
                              									Stelle in das Bahngleis verlegt. Die letzte am 7. April d. J. (also nach Verlauf von
                              									acht Jahren, welche die Hölzer im Boden gelegen) angestellte Besichtigung ergab
                              									folgendes Resultat:
                           
                              1) Zitterpappel, vollständig gesund und ohne irgend ein Zeichen
                                 										angehender Vermoderung.
                              2) Eichen wie Nr. 1.
                              3) Deutsche Pappel. Die ganze Schwelle ist etwa 1 Zoll tief stark
                                 										angegangen, das Holz dieser Schicht schwarz gefärbt, leicht abzulösen und
                                 										zwischen den Fingern zerreiblich. Bei 1'' Tiefe zeigt sich festes, helles Holz,
                                 										in welchem die Nägel zum Befestigen der Schienen noch halten können.
                              4) Fuhren. Die Schwelle zeigt im Allgemeinen völlig derbes,
                                 										gesundes Holz; nur in der Nähe des einen Schienenauflagers zeigt sich eine
                                 										angegangene Stelle, an welcher sich etwa 1/2 Zoll tief das beschädigte Holz
                                 										leicht abtrennen läßt.
                              5) Tannen. Völlig gesund und ohne Spuren von Vermoderung.
                              6) Buchen. Völlig gesund. Auf der ganzen Schwelle zeigt sich eine
                                 										stark bläulich gefärbte Schicht von etwa 1 Linie Stärke, welche sich breiartig
                                 										leicht abschaben und die frühere Holzbeschaffenheit nur noch sehr wenig erkennen
                                 										läßt. Unter dieser Schicht ist das Holz frisch, wie so eben bearbeitetes.
                              
                           
                           Probehölzer verschiedener Art, von denen ein Theil der Präparation unterworfen, ein
                              									anderer Theil im gewöhnlichen Zustande seit Mitte 1851 im Erdboden vergraben, haben
                              									bisher genügende Resultate nicht ergeben. Das Pappelholz (an eine Stelle verlegt,
                              									welche durch spätere Holzaufstapelung sehr geschützt ist) hat zwar ein auf der
                              									Oberfläche begonnenes Weichwerden des unpräparirten Holzes, keineswegs aber einen
                              									bedeutenden Unterschied des unpräparirten von dem präparirten Holze ergeben, so daß
                              									directe, relative Vergleichungen noch fehlen.
                           Nichts desto weniger dürfte sich aus dem erstgenannten Versuche, zumal mit
                              									Berücksichtigung des Umstandes, daß von den auf der Hannover-Mindener Bahn
                              									nahezu gleichzeitig mit den Probehölzern verlegten, eichenen Schwellen bereits ein erheblicher Theil, als durch Fäulniß
                              									unbrauchbar geworden, ausgewechselt werden mußte, ein für die Präparation
                              									sprechendes, günstiges Urtheil schon jetzt ziehen und mit Zuversichtlichkeit die
                              									Erwartung aussprechen lassen, daß die Präparation mindestens die Kosten des Verfahrens decken wird, zu welchem Ende bei den
                              									oben berechneten, ungünstigen (für Leer geltenden) Preisen eine Mehrdauer von circa 1 2/3 Jahren für Eichenholz (6 gGr. pro Kubikfuß Schwellholz, Erhaltungsdauer unpräparirter
                              									Schwellen zu 10 Jahren angenommen) und von circa 2 1/3
                              									Jahren für Buchenholz (4 gGr. Kosten, Erhaltungsdauer des unpräparirten Holzes zu 5
                              									Jahren gerechnet) erforderlich seyn würde.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
