| Titel: | Lademaschine für Kupferzündhütchen; von J. H. Josten, Mechaniker in Ratingen bei Düsseldorf. | 
| Autor: | J. H. Josten | 
| Fundstelle: | Band 138, Jahrgang 1855, Nr. LXXXV., S. 339 | 
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                        LXXXV.
                        Lademaschine für Kupferzündhütchen; von J. H. Josten, Mechaniker in Ratingen bei Düsseldorf.Wir verweisen auf dessen Maschine zum Einpressen der Metalldecke in
                                 										Kupferzündhütchen, beschrieben S. 14 in diesem Bande
                                 										des polytechn. Journals.A. d. Red.
                           							
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									V.
                        Josten's Lademaschine für Kupferzündhütchen.
                        
                     
                        
                           Die zu wiederholtenmalen stattgefundenen Explosionen beim Laden der Zündhütchen,
                              									deren unmittelbare Folge die Zertrümmerung der ganzen Maschine, oft sogar bedeutende
                              									Verletzungen des Betriebslocals und der mit dem Laden beschäftigten Arbeiter waren,
                              									brachten mich auf den Gedanken eine Lademaschine zu construiren, welche ebenso
                              									einfach in ihrer Zusammensetzung als sicher in ihren Verrichtungen seyn sollte.
                              									Abgesehen von dem augenblicklichen Verlust bei einer derartigen Explosion, welcher
                              									durch Zertrümmerung der Maschine entsteht und eine mehr oder minder lange
                              									Arbeitsunterbrechung veranlaßt, ist der Umstand oft noch mißlicher, daß die Arbeiter
                              									mit Furcht an das Laden gehen und Mancher deßhalb seine Stelle aufgibt, welcher
                              									bereits dem Geschäfte nützlich zu werden versprach.
                           Bekanntlich spielt die Reibung bei den Explosionen die Hauptrolle, und es war wohl
                              									keine kleine Aufgabe, bei möglichst wenig Reibung den dichtesten Schluß herzustellen,
                              									besonders da die Gestalt der Maschine, wegen der vorhandenen Preßformen (Hand) und
                              									sämmtliche beim Laden gebräuchlichen Werkzeuge beibehalten werden mußten. Dennoch
                              									ist diese Aufgabe in meiner Lademaschine so vollkommen gelöst, daß wohl schwerlich
                              									eine Explosion stattfinden kann. Zudem ist meine Maschine billiger wie die
                              									gewöhnlichen (sogenannten Pariser) und kann in verhältnißmäßig kurzer Zeit von einem
                              									guten Arbeiter hergestellt werden.
                           Diese Maschine (Fig.
                                 										1–5) besteht aus folgenden Theilen:
                           a gußeisernes Gestell oder Gerüst der Maschine;
                           b ein aus Schmiedeisen gebildeter Mantel, woran dieses
                              									Gestell geschraubt ist;
                           c ein messingener Schieber, worauf die Preßform (Hand)
                              									gelegt wird;
                           d Führungsstange für diesen Schieber (von Stahl);
                           e, e Schrauben, womit das Gestell an den Mantel
                              									geschraubt wird;
                           f Stellschraube mit Gegenmutter zum Feststellen der
                              									Führungsstange;
                           g Stellschraube zur Regulirung des Schiebers mit der
                              									Ladeform;
                           h, h Stellschrauben (mit Gegenmuttern), in deren Spitzen
                              									die eigentliche Lademaschine hängt;
                           i ein aus hartem, feinfaserigem Holze gebildeter Rahmen,
                              									welcher durch Querstücke in verschiedene Fächer eingetheilt ist;
                           k ein aus dünnem Messing (Rothguß) gebildeter Boden für
                              									die vordere Abtheilung dieses Rahmens;
                           l der eigentliche Ladeschieber (von Rothguß);
                           m Platte mit angegossenen Röhrchen, ebenfalls von
                              									Rothguß;
                           n Deckplatte (aus gewöhnlichem Weißblech) auf dem untern
                              									Schieber, worauf die Preßformen gelegt werden;
                           o Zugstange, womit der eigentliche Ladeschieber beim
                              									Laden der Hütchen bewegt wird.
                           Fig. 1 stellt
                              									die Maschine in der Seitenansicht dar, wobei man sich das Gestell a der Länge nach durchschnitten gedacht hat;
                           Fig. 2 ist ein
                              									Längendurchschnitt der eigentlichen Lademaschine;
                           Fig. 3 ist die
                              									vordere Ansicht der Maschine, vom Mantel aus gesehen;
                           Fig. 4 der
                              									Querschnitt nach der Linie AB in Fig. 1;
                           Fig. 5 die
                              									obere Ansicht der Maschine.
                           Fig. 6 ist der
                              									Querschnitt des Ladeschiebers nach verbesserter Construction;
                           Fig. 6a der Querschnitt desselben Schiebers, bevor
                              									derselbe gebohrt ist;
                           Fig. 7 der
                              									Längendurchschnitt des Bodens (verbesserte Construction);
                           
                           Fig. 7b derselbe vor der Bohrung. (Dieser Boden
                              									bildet zugleich den Deckel auf dem Ladeschieber.)
                           Fig. 6 und
                              										Fig. 7
                              									sind in natürlicher Größe gezeichnet, alle andern Figuren im vierten Theil der wirklichen Größe. Gleiche Buchstaben bezeichnen in allen
                              									Figuren dieselben Gegenstände.
                           Die Lademaschine ist wie gewöhnlich in einem besondern Raume (dem Füllraum)
                              									aufgestellt, so daß sie durch eine Wand von den Arbeitern getrennt ist. Hinter
                              									dieser Wand ist der schmiedeiserne Mantel b von
                              									beiläufig 5' Höhe und 2 1/2' Breite auf eine passende Weise befestigt; seine
                              									Eisenstärke beträgt wenigstens 5/8'', damit er nöthigenfalls Schutz bei einer
                              									Explosion gewährt. Er ist nach derjenigen Seite, wo das Gestell a mit den zwei starken Schrauben e, e an ihm befestigt ist, etwas gebogen, wie dieß aus der Zeichnung
                              									ersichtlich ist. An entsprechender Stelle, wo der Schieber c, worauf die Ladeform zu liegen kommt (nachdem dieselbe mit Hütchen
                              									gefüllt worden), seinen Weg durch den Mantel macht, hat dieser eine Oeffnung, welche
                              									der Form des Schiebers c und der Ladeform (Hand)
                              									möglichst angepaßt ist, doch so, daß beide zugleich bequem durchgehen können, ohne
                              									den Mantel zu berühren. An dem entgegengesetzten Ende des Gestells a sind zwei Lappen angegossen, welche im rechten Winkel
                              									des Geleises nach oben stehen und die Muttern für die Stellschrauben h, h bilden, in deren Spitzen sich die eigentliche
                              									Lademaschine bewegt. Jede dieser Stellschrauben ist mit einer Gegenmutter von
                              									Messing versehen, welche mit der Hand, ohne Schraubenschlüssel, festgeschraubt wird.
                              									Es ist an jeder Seite so viel Raum gelassen, daß eine Verstellung nach der einen
                              									oder andern Seite möglich ist. Der untere Schieber c hat
                              									hinten ebenfalls einen Lappen, der aber rechtwinkelig nach unten steht, in welchem
                              									ein Loch gebohrt ist, um über das Gußstahlstängelchen d
                              									zu greifen, das dem Schieber als Führung dient. Dieses Gußstahlstängelchen d steht nach dem Ende welches an den Mantel befestigt
                              									ist, mit stumpfer Spitze in dem Gestell a, während es an
                              									dem entgegengesetzten Ende durch die Stellschraube f
                              									festgehalten wird. Ueber dieser Stellschraube f befindet
                              									sich eine andere Stellschraube g, die dem Schieber d mit der Ladeform das Ziel seines Laufes bestimmt.
                           Wenn der Schieber d aus der Maschine herausgezogen wird,
                              									um die Form welche gefüllt worden ist, mit einer andern zu wechseln, so könnten
                              									einige Körnchen von der Zündmasse aus der Lademaschine auf das Gußstahlstängelchen
                              									und das Geleise fallen und durch die Reibung welche beim Wiederhereinfahren des
                              									Schiebers verursacht wird, sich entzünden. Diesem ist nun durch das Schutzblech n vorgebeugt, indem dasselbe etwas breiter als der
                              									Schlitten und so lang ist, daß es auch dann noch der Führung und dem Geleise Schutz bietet, wenn der
                              									Schieber ganz herausgezogen ist. Damit der Schieber nicht seitwärts ausgleite, ist
                              									er an seiner untern Seite gleich einem Drehbankgeleise mit einer Nuth versehen, in
                              									die ein entsprechendes Stück paßt, worauf er gleitet. Zum Festhalten der Preßformen
                              									auf diesem Schieber dienen ein Paar einfache Stahlstifte, welche in die Löcher, die
                              									jede Ladeform enthält, lose passen, damit die Form bequem und sicher hineingelegt
                              									werden kann.
                           Rechts an dem Gestell a ist unter den angegossenen
                              									Lappen, welche nach oben stehen, seitwärts ebenfalls ein Querstück angegossen, worin
                              									sich ein vierkantiges Loch befindet. Es dient der Zugstange o als Leitung, wenn der Ladeschieber l bewegt
                              									werden soll. Die andere Leitung für diese Zugstange ist in dem Mantel, worin ein
                              									gleiches viereckiges Loch angebracht ist.
                           Der wichtigste Theil ist der Obertheil der Maschine oder die eigentliche
                              									Lademaschine; ihre Herstellung erfordert die größte Genauigkeit, wenn der Zweck
                              									vollkommen erreicht werden soll. Je leichter – unbeschadet der Festigkeit
                              									– dieser Theil der Maschine dargestellt werden kann, um so weniger hat man
                              									eine Explosion zu befürchten, und sollte sich dennoch eine ereignen, so ist eine
                              									sehr leicht gebaute Lademaschine nicht so zerstörend als eine solche die ein
                              									bedeutendes Gewicht hat. Dieses gründet sich auf meine praktische Erfahrung und ist
                              									leicht erklärlich.
                           Der aus feinfaserigem Holze gearbeitete Rahmen i, welcher
                              									durch mehrere Querstücke in verschiedene Fächer eingetheilt ist, hängt in den
                              									Spitzen der Stellschrauben h, h und kann sich in diesen
                              									auf- und abbewegen gleich einem Balancier. Das Ende desselben nach dem Mantel
                              									zu, bildet den Fülltrog, dessen Boden aus der dünnen Messingplatte k gebildet und möglichst dicht mit Schrauben an der
                              									untern Seite des Rahmens i befestigt ist. Dieser Boden
                              									ist in Fig. 2
                              									so gezeichnet, wie er in der gewöhnlichen Lademaschine geformt ist; in Fig. 7 jedoch
                              									so, wie er in meiner verbesserten Lademaschine behufs der Verminderung der Reibung
                              									angebracht ist; Fig.
                                 										7 zeigt ebenfalls den Boden, jedoch ohne die eingebohrten Löcher in der
                              									vorigen Figur. Betrachtet man diese beiden Gegenstände, den Boden dieses Fülltroges
                              									und den unmittelbar darunter liegenden Ladeschieber (Fig. 6), so ist es sehr
                              									einleuchtend, daß diese Anordnung eine wesentliche Verminderung der Reibung zur
                              									Folge haben muß. Der Boden ist, wie aus Fig. 7 deutlich zu
                              									ersehen, zwischen den Löchern so viel als thunlich querüber ausgenommen, wodurch
                              									mehr als 2/3 der reibenden Flächen wegfallen. Der Ladeschieber (Fig. 6) ist hingegen der
                              									Länge nach, sowohl unten als oben, ausgenommen, wodurch derselbe also noch bedeutend
                              									weniger Reibung verursacht. Er wird durch dieses Verfahren ganz geeignet, wenn er durchaus
                              									von einerlei Dicke gearbeitet und auf dem Boden k
                              									einerseits, auf die Röhrenplatte m andererseits gut
                              									aufgeschliffen ist, sich ohne bedeutende Reibung zwischen diesen beiden ihn
                              									umschließenden Platten zu bewegen.
                           Diese sämmtlichen Theile (der Boden k, der Ladeschieber
                              										l und die Röhrenplatte m) sind von Rothguß, und müssen daher durchaus gut gegossen werden. Der
                              									Schieber l geht zwischen dem Boden k und der Röhrenplatte m,
                              									und wird durch zwei seitwärts aufgenietete Messingstreifen gegen das
                              									Seitwärtsgleiten gesichert. Dieser Schieber ist nach hinten zu verlängert, und
                              									enthält an dem Ende dieser Verlängerung bei p, q zwei
                              									Knaggen angeschraubt, womit der Gang des Schiebers regulirt wird. Ist der Schieber
                              										l in die der Zeichnung entsprechende Lage gebracht,
                              									so ist er mit seinen eingebohrten Löchern (deren 102 sind) gerade unter denen im
                              									Boden des Fülltroges, und kann das in diesen enthaltene Pulver (Zündmasse) in seine
                              									glatt ausgebohrten Löcher aufnehmen. Wird er hingegen mittelst der Zugstange o (Fig. 5) in die Lage
                              									gebracht wo statt des Knaggens q der Knaggen p an das dem Schwanz des Schiebers als Träger dienende
                              									Querstück r stößt, so stehen seine Löcher mit denen in
                              									der Röhrenplatte m in Verbindung, und es kann dann das
                              									in den Löchern des Schiebers enthaltene Pulver durch die Röhrchen sicher in die mit
                              									letzteren correspondirenden untergestellten Hütchen gelangen. Die Röhrchen an dieser
                              									Platte sind von wesentlichem Vortheil, da sie das Pulver so sicher in die Hütchen
                              									leiten, daß auch nicht ein Körnchern gestreut wird.
                           An dem andern Ende des Holzrahmens i ist dieser zu einem
                              									Kästchen gearbeitet, in das ein Gewicht von Blei gestellt wird, um der Maschine das
                              									Uebergewicht nach Hinten zu geben, weßhalb jenes Gewicht schwerer seyn muß als die
                              									in dem Fülltroge enthaltene Masse. Es hat dieß zum Zweck daß, wenn die Hütchen mit
                              									Zündmasse gefüllt sind, die Maschine das Bestreben hat sich von selbst von der
                              									Preßform zu heben. Anstatt jenes Gewichtes wende ich jetzt eine Kautschukfeder an,
                              									welche treffliche Dienste thut und das Herausnehmen der Maschine sehr erleichtert.
                              									Um die Maschine, wenn die Preßform mit dem Schieber d
                              									unter den Fülltrog geschoben ist, niederzudrücken, wird an dem Ende des Holzrahmens
                              										i, wo sich das Kästchen für das Bleigewicht
                              									befindet, eine Schnur eingebunden, die über eine Rolle geführt durch die Wand in das
                              									Arbeitszimmer geleitet ist, wo die Hütchen, nachdem sie gefüllt sind, gepreßt
                              									werden, und dort auf geeignete Weise mit einem Fußtritt in Verbindung steht, so daß
                              									der das Laden besorgende Arbeiter mit der einen Hand den Schieber l mit der Ladeform hinein schiebt, mit der andern Hand
                              									die Zugstange o führt um die Hütchen zu füllen, und mit dem Fuß die
                              									Maschine, während er füllt, niederdrückt.
                           Diese Maschine arbeitet so sicher und genau, daß sie nichts zu wünschen übrig läßt
                              									und hat eben sowohl die Furcht der Arbeiter vermindert, als sich den Beifall der
                              									Fabrik-Herren erworben. Auch sind bereits mehrere dieser Maschinen
                              									angefertigt worden, die sowohl einfache als mehrfache Ladungen liefern, und mit dem
                              									besten Erfolge benutzt werden.
                           
                        
                     
                  
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