| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 138, Jahrgang 1855, Nr. , S. 388 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Wohlfeiler Ersatz für Strohdächer; von Hrn. John Boswell.
                           Der Umstand, daß es sehr schwierig ist eine vegetabilische Substanz zu entzünden,
                              									welche einen, wenn auch höchst dünnen Ueberzug von Kalkmilch erhalten hat,
                              									veranlaßte Hrn. Boswell, mit Kalkwasser einen Versuch im
                              									Großen zur Erzielung verhältnißmäßig unverbrennlicher Strohdächer anzustellen; er
                              									weichte das Stroh in
                              									Kalkwasser ein und überzog das fertige Dach mit einem Gypsguß; dieses Verfahren
                              									erwies sich aber als zu umständlich.
                           Jetzt wendet er eine Methode an, von welcher er überzeugt ist, daß sie mit dem besten
                              									Erfolge von den Landbewohnern benutzt werden kann und sich als sehr vortheilhaft
                              									erweisen wird. Er ließ im September v. J. zwei Dächer von Wirthschaftsgebäuden etwas
                              									stärker construiren, als es gewöhnlich für Strohdächer geschieht, und deckte
                              									dieselben mit Rasen, über letztern wurde mit der Schaufel eine zwei Zoll dicke Lage
                              									von Mörtel aufgetragen, welcher mit gutem Sande angemacht und nach Verlauf von zwei
                              									Wochen mit klein gehacktem Riedgras vermengt worden war. Um sichere Resultate zu
                              									erhalten, wurden die Dächer etwas flacher als die Schieferdächer gemacht. Sie
                              									widerstanden nicht allein dem Wind, Regen und Frost, sondern auch Stürmen, welche
                              									andere Dächer abdeckten. Ebenso sind diese Dächer auch verhältnißmäßig feuerfest,
                              									indem sie von außen nicht entzündet werden konnten, was also bei Feuersbrünsten
                              									einen großen Vortheil gewährt.
                           Hr Boswell will den gröbern Ueberzug noch mit einem
                              									feinern von blauschwarzer Farbe überziehen, um den Dächern das Ansehen von
                              									Schieferdächern zu geben. Die beim Trocknen solcher Dächer entstehenden Risse müssen
                              									durch einen sehr dünnen Mörtelbrei mit aller Sorgfalt wieder verschlossen werden.
                              									Statt des Riedgrases kann man zerhacktes Stroh anwenden, und sehr wesentlich ist es,
                              									die Arbeit bei warmem Sommerwetter vorzunehmen, damit der Mörtel bald trocken werden
                              									kann. Ein solches Dach kostet etwa ein Zehntel von einem Schieferdach und ist auch
                              									wohlfeiler als ein gewöhnliches Strohdach, da dieses vieler Reparaturen bedarf,
                              									während ein Dach von der neuen Construction 10 Monate lang allen atmosphärischen
                              									Einwirkungen aufs Beste widerstand. (Aus einem Vortrage welchen Hr. Boswell am 1. Junius d. J. in der Royal Dublin Society hielt. – Civil Engineer
                                 										and Architect's Journal, Juli 1855, S. 249.)
                           
                        
                           Französische Vorrichtung zum Oeffnen und Schließen von
                              									Fensterläden; beschrieben von Hrn. Herrenberger,
                              									Schlossermeister in Ulm.
                           Von Havé in Paris befand sich auf der allgemeinen
                              									Industrie-Ausstellung ein Fensterstock mit zwei Jalousieläden, an welchem
                              									eine Vorrichtung angebracht war, die beiden Läden zu öffnen, an der Wand anzulegen
                              									und wieder zu schließen, ohne ein Fenster auszumachen. Dieses Problem war auf eine
                              									sehr sinnreiche Art und Weise gelöst und auch präcis ausgeführt. Es sind nämlich
                              									außerhalb dem Fenster, unten am Laden, zwei ineinander greifende conische
                              									Getriebrädchen in einem gußeisernen Stuhle angebracht und mit Steindollen an die
                              									Wand befestigt; an dem verticalen Rädchen geht die Achse durch die Mauer in das
                              									Zimmer und erhält hier einen messingenen Drehknopf, in Form einer sogenannten Olive;
                              									das in Verbindung stehende horizontale Rädchen ist mit einem an demselben
                              									verbundenen Hebelarm versehen, welcher bei seiner Kreisbewegung den Laden vom
                              									offenen in geschlossenem Zustand, oder umgekehrt, dirigirt. Die Läden werden durch
                              									Zugfallen geschlossen und mittelst Windfallen an die Wand angelegt; dieses wird auf
                              									folgende Art bewerkstelligt: die Zugfallen sind unter sich durch Drahtstängeln und
                              									Basculescheiben verbunden und eine Scheibe in
                              									unmittelbare Nähe der durch die Wand gehenden Achse gebracht, so daß ein an dieser
                              									befestigter Zapfen beim Drehen der Achse die Scheibe sogleich bewegt und die Fallen
                              									auslöst, wonach der Laden bewegt werden kann und so in Schwung kommt, daß er von
                              									selbst auf der gegenüberliegenden Seite einschließt. Die Ladenbänder müssen
                              									gekröpfte Gewinde haben, so daß ihr Drehpunkt concentrisch zu dem des horizontalen
                              									Rädchens steht. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1855, Nr. 48.)
                           
                        
                           
                           Verfahren, aus dem durch Zersetzung des Wassers mittelst Kohle
                              									dargestellten Wasserstoffgas das Kohlenoxydgas abzuscheiden, von F. G. Dehaynni in Paris.
                           Das Gas, welches durch Einwirkung von Wasserdampf auf glühende Kohle gebildet wird,
                              									besteht bekanntlich aus Wasserstoff, Kohlenoxyd und Kohlensäure. Letztere kann man
                              									leicht daraus entfernen, aber zur Abscheidung des Kohlenoxydgases war bisher kein im
                              									Großen anwendbares Mittel bekannt. Es kann jedoch für gewisse Anwendungen des so
                              									erzeugten Wasserstoffgases wünschenswerth seyn, dasselbe frei vom Kohlenoxydgas zu
                              									erhalten, welches manchmal 30 Volumprocente und darüber beträgt Zu diesem Zweck gibt
                              										Dehaynni folgendes Verfahren an: man läßt das Gas auf
                              									glühendes Natronhydrat wirken, wobei das Kohlenoxydgas durch den Sauerstoff des
                              									Hydratwassers zu Kohlensäure oxydirt wird, die sich mit dem Natron verbindet,
                              									während der Wasserstoff des Hydratwassers frei wird, so daß also nicht nur das
                              									Kohlenoxydgas weggenommen, sondern auch durch ein gleiches Volum Wasserstoffgas
                              									ersetzt wird.
                           Das Natronhydrat wendet man am besten in Form von Natronkalk an, d.h. man vermischt caustische Natronlösung mit Kalkhydrat
                              									und trocknet die Masse aus. Den Natronkalk erhitzt man in eisernen Cylindern zum
                              									Glühen, und leitet dann das Gas, welches zuvor schon von Kohlensäure befreit wurde,
                              									hindurch. Das Natron, welches bei dieser Benutzung in kohlensaures Salz übergeht,
                              									kann natürlich durch Auslaugen der Masse mit Wasser, Behandeln mit Kalk u.s.w. immer
                              									wieder verwendbar gemacht werden. – Patentirt für England am 3. Jan. 1855.
                              										(London Journal of arts, October 1855, S. 213.)
                           
                        
                           Gleichzeitige Erkennung von Jod und Brom in Gemischen.
                           Hierzu bediene ich mich des Chloroforms und des Aethers in folgender Weise: die
                              									wässerige Lösung der Jod- und Bromverbindungen bringe ich mit Chloroform in
                              									ein Probirröhrchen, setze einen Ueberschuß von Chlorkalklösung (oder Chlorwasser)
                              									zu, um Jod und Brom frei zu machen, und schüttele so lange um, bis alles Jod vom
                              									Chloroform gelöst ist. Sobald die beiden Flüssigkeitsschichten, wovon die unterste
                              									schön roth, die obere vom Brom gelblich gefärbt ist, sich vollständig gesondert
                              									haben, gieße ich eine dünne Schicht Aether darüber und befördere die Aufnahme des
                              									Broms durch letzteren durch Bewegen mit einem Glasstabe. Auf diese Weise läßt sich
                              									alles Brom in den Aether überführen, die wässerige Flüssigkeitsschicht wird
                              									vollkommen entfärbt und man hat nun Jod und Brom nicht bloß in einer für die
                              									Erkennung überaus hübschen Weise von einander gesondert, sondern kann, wie ich kaum
                              									bezweifle, sogar unter gewissen Bedingungen die Mengen derselben bestimmen. Das
                              									Ueberführen des Broms in den Aether hat selbstverständlich nur den Zweck, seine
                              									Farbe deutlicher sichtbar zu machen; wäre so viel Brom vorhanden, daß die wässerige
                              									Schicht deutlich genug seine Gegenwart erkennen läßt, so ist die Zumischung von
                              									Aether überflüssig. Prof. W. Stein in Dresden.
                              									(Polytechnisches Centralblatt, 1855, S. 1288.)
                           
                        
                           Ueber die Löslichkeit des Zinnobers in Schwefelalkalien und
                              									ein neues Prüfungsmittel auf seine Reinheit.
                           Daß Schwefelquecksilber in Schwefelalkalien unter gewissen Umständen löslich sey, ist
                              									schon längst bekannt. Berzelius führt in seinem Lehrbuche
                              									darüber Folgendes an: „Der Zinnober ist eine Schwefelbase und bildet mit
                                 										flüchtigen Sulphiden flüchtige Schwefelsalze u. s. w“. Liebig in seinem Handbuche sagt vom amorphen
                              									Schwefelquecksilber: „Concentrirte Aetzkali- und Aetznatronlösung
                                 										nimmt anfangs nur
                                 										den überschüssigen Schwefel auf. Beim anhaltenden Kochen aber mit überschüssiger
                                 										Lösung löst sich endlich ein Theil oder Alles auf.“ In Gmelin's Handbuche ist nur angeführt, daß wässerige
                              									Alkalien nicht auf Zinnober einwirken. Die bestimmtesten Angaben (mit Rücksicht auf
                              									das durch Präcipitation mit Schwefelwasserstoff erhaltene Quecksilbersulphid) machen
                              										Rose und Fresenius.
                              									Letzterer gibt in seiner Anleitung zur quantitativen Analyse an, daß Kalilauge,
                              									selbst kochende, es nicht auflöse; wenn man es dagegen mit Kalilauge unter Zusatz
                              									von Schwefelwasserstoff, Schwefelammonium oder Schwefel koche, so erfolge
                              									vollständige Lösung. In Schwefelammonium, farblosem oder gelbem, sey es gänzlich
                              									unlöslich. Diese Angaben lassen schließen, daß das Quecksilbersulphid von
                              									Schwefelkalium gelöst wird, nicht aber von Schwefelammonium. Versuche, welche ich
                              									anstellte, um die Bedingungen kennen zu lernen, unter denen das schwarze
                              									Quecksilbersulphid in Zinnober übergeht, gaben mir Gelegenheit, einige Beobachtungen
                              									und Versuche zu machen, welche zur Vervollständigung des bisher Bekannten dienen.
                              									Zuerst fand ich, daß Schwefelwasserstoff-Schwefelnatrium (und wohl auch -Kalium) den
                              									Zinnober schon in der Kälte mit derselben Leichtigkeit, wie Wasser den Zucker,
                              									auflöst. Durch Beimischung von Aetznatron zu dem vorgenannten Lösungsmittel wird
                              									seine Wirkung etwas geschwächt. Dieses Verhalten bietet ein vortreffliches Mittel
                              									dar, fremde Beimengungen, namentlich Mennige, Ziegelmehl und dergl., im Zinnober
                              									augenblicklich zu entdecken. Ich fand ferner, daß Einfach-Schwefelkalium die
                              									Lösung, obgleich nicht in demselben Grade, und auch dann noch bewirkt, wenn ihm
                              									freies Aetznatron beigemischt ist. Selbst Schwefelammonium, wovon ich bei meinen
                              									Versuchen gelb gefärbtes benutzte, färbte sich bei längerer Digestion mit dem
                              									schwarzen Sulphid braunroth, und hatte davon geringe Mengen aufgelöst, die ich durch
                              									Abdampfen bis zur Trockne als schwarzen Rückstand erkannte. Dagegen löste
                              									Fünffach-Schwefelkalium weder kalt noch kochend im reinen Zustande
                              									wahrnehmbare Mengen; wohl aber fand dieß statt nach Beimischung von
                              									Aetznatronlösung. Prof. W. Stein. (A. a. O.)
                           
                        
                           Zusammensetzung einiger
                              									Colonial-Zucker-Melassen.
                           Der Zuckergehalt wurde direct durch die Kupferprobe auf bekannte Weise bestimmt, der
                              									Aschengehalt durch Abdampfen und vorsichtiges Einäschern einer gewogenen Menge
                              									ermittelt und der Wassergehalt aus dem Verluste berechnet. Das specifische Gewicht
                              									wurde mit Hülfe eines genauen Aräometers bei 18° C. genommen.
                           
                              
                                 
                                   Spec.
                                  Rohrzucker
                                 Schleimzucker  
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Gewicht  
                                 (C¹²H¹ºO¹º)  
                                   (C¹²H¹²O¹²)
                                 Wasser   
                                 Asche
                                 
                              
                                 
                                 
                                       in 100 Theilen.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1)
                                   1,41
                                   34,589
                                     35,626
                                 27,073
                                 2,712
                                 
                              
                                 2)
                                   1,41
                                   24,472
                                     41,527
                                 31,672
                                 2,329
                                 
                              
                                 3)
                                   1,40
                                   15,261
                                     40,700
                                 41,139
                                 2,900
                                 
                              
                                 4)
                                   1,41
                                   13,414
                                     42,770
                                 40,770
                                 3,046
                                 
                              
                                 5)
                                   1,41
                                   14,302
                                     42,712
                                 39,568
                                 3,428
                                 
                              
                                 6)
                                   1,44
                                     7,768
                                     59,183
                                 30,167
                                 2,882
                                 
                              
                           Nr. 6 war sehr dickflüssig und wohl als eine gesättigte Lösung zu betrachten.
                           In diesem Falle würde sich die Löslichkeit des Schleimzuckers aus der Zusammensetzung
                              									dieser Probe wenigstens annähernd berechnen lassen. Wenn nämlich der Rohrzucker 1/3
                              									seines Gewichtes Wasser zur Lösung bedarf, so brauchen 7,768 Rohrzucker 2,556
                              									Wasser; mithin bleiben für 59,183 Schleimzucker 30,167 – 2,556 = 27,611.
                              									Letzterer war demnach in etwas weniger als der Hälfte Wassers gelöst. Nahezu
                              									dasselbe Verhältniß berechnet sich auch aus Nr. 1, welches jedenfalls mit Rohrzucker vollkommen gesättigt seyn mußte, da
                              									derselbe in ziemlicher Menge sich daraus abgeschieden hatte. Hier kommen nämlich auf
                              									35,626 Schleimzucker 15,544 Wasser, die aber ohne Zweifel ebenfalls mit ersterem
                              									gesättigt seyn mußten, weil sonst sich der im Ueberschuß vorhandene Rohrzucker darin
                              									aufgelöst haben würde. Da nun das specifische Gewicht gesättigter
                              									Schleimzuckerlösungen größer als das von gesättigten Rohrzuckerlösungen ist (eine Rohrzuckerlösung
                              									aus 3 Theilen Zucker und 1 Theil Wasser bereitet, zeigte bei 18° C. 1,38
                              									spec. Gewicht), so scheint dieß von einer Verdichtung herzurühren, welche beim Lösen
                              									des Schleimzuckers in Wasser stattfindet, während umgekehrt beim Lösen des
                              									Rohrzuckers eine Ausdehnung stattzufinden scheint.S. die Tabellen in Gerhardt's
                                    											Traité de chimie org. t. II. p. 516. Auch die Kochpunkte dieser Lösungen weichen bedeutend von einander ab. Die
                              									angeführte Rohrzuckerlösung von 1,38 kochte bei 109° C. und 27'' 8''',5 Bar.;
                              									in demselben Gefäße und bei demselben Barometerstande kochte Nr. 6 bei 119°
                              									C., Nr. 1 bei 117° C. Gegen Alkohol verhält sich der unkrystallisirbare
                              									Zucker der untersuchten Melassen verschieden von dem des Honigs und der Weintrauben,
                              									denn anstatt beim Schütteln der Melassen mit absolutem Alkohol eine Lösung zu
                              									erhalten, bemerkt man, daß derselbe gar nicht gefärbt wird und die Melasse sich
                              									vollständig davon wieder abscheidet, sobald man zu schütteln aufhört. Professor W.
                              										Stein. (A. a. O. S. 68.)
                           
                        
                           Verfahren zum Ausziehen der wesentlichen Oele, und zum
                              									Reinigen des Quecksilbers.
                           Seit einiger Zeit kam in Frankreich zur Gewinnung der ätherischen Oele ein neues
                              									Verfahren in Gebrauch, welches darin besteht, daß man einen Strom von Wasserdampf
                              									über die das flüchtige Oel enthaltende Substanz leitet. Der Dampf wirkt gleichzeitig
                              									als Erhitzungsmittel und als mechanisches Agens, indem er die flüchtige Substanz in
                              									ein zweites Gefäß mit sich reißt, wo sie verdichtet wird. Dieses Verfahren läßt sich
                              									mit Vortheil zur Behandlung von Terpenthin, Holz- und Steinkohlentheer,
                              									überhaupt zum Reinigen jeder flüchtigen Substanz von fremdartigen Beimischungen
                              									anwenden. Man kann Dampf von 100° C. anwenden, wenn die Substanzen welche die
                              									flüchtige Materie enthalten, diese leicht entweichen lassen, wie z.B. die Blätter
                              									und Blumen riechender Pflanzen; oder wenn die Substanz flüssig ist, wie z.B.
                              									Steinkohlentheer; oder wenn die zu behandelnde Substanz bei jener Temperatur flüssig
                              									wird, wie z.B. Erdharz (Asphalt). Sehr stark erhitzter Dampf muß hingegen angewendet
                              									werden, wenn die zu behandelnde Substanz eine höhere Temperatur als 100° C.
                              									zum Schmelzen erfordert, sowie auch in dem Falle wo die flüchtigen Substanzen bei
                              									einer höheren Temperatur leichter und in größerer Menge abgeschieden werden.
                           Es gibt Substanzen – wie z.B. Harze und Kautschuk – welche, obgleich
                              									sie gar keine flüchtige Substanz mechanisch beigemischt enthalten, doch bei
                              									Anwendung einer hohen Temperatur eine solche liefern, weil sich in Folge ihrer
                              									Zersetzung eine flüchtige Materie bildet. Bei der Behandlung solcher Substanzen mit
                              									stark erhitztem Dampf gewinnt man diese flüchtige Materie.
                           Um den stark erhitzten Dampf zu erhalten, leitet man gewöhnlichen Dampf, sowie er aus
                              									dem Kessel kommt, durch (gußeiserne) Röhren welche in einem besondern Ofen erhitzt
                              									werden.
                           Das Quecksilber erfordert bekanntlich eine hohe Temperatur
                              									zu seiner Verdampfung. In Berührung mit Wasserdampf, welcher auf wenigstens
                              									400° C. erhitzt ist, verwandelt sich dieses Metall in Dampf, welcher mit dem
                              									Wasserdampf in die Vorlage übergeht, wo er sich zu sehr reinem Quecksilber
                              									verdichtet. Der hierzu dienende Destillirapparat besteht aus einer Retorte von
                              									Guß- oder Schmiedeisen, in welche der offene Behälter des Quecksilbers (oder
                              									seines Amalgams) gestellt wird. Ein gußeisernes Schlangenrohr verbindet die Retorte
                              									mit dem Dampfkessel, und das Schlangenrohr wird durch oder über einen besondern Ofen
                              									geleitet. Nachdem der Dampf so auf die erforderliche Temperatur erhitzt worden ist,
                              									tritt er in die das Quecksilber enthaltende Retorte, letzteres wird verdampft und
                              									geht mit dem Wasserdampf in den Kühlapparat über. (Practical
                                 										Mechanic's Journal, November 1855, S. 177.)
                           
                           Das erwähnte Verfahren zum Destilliren des Quecksilbers wurde im J. 1850 von Hrn. Violette angegeben; m. s. polytechn. Journal Bd. CXVIII S. 198.
                           
                        
                           Macpherson's Verfahren Lithographien mittelst der
                              									Photographie zu erhalten.
                           In der British Association, welche sich im September d.
                              									J. zu Glasgow versammelte, beschrieb Professor Ramsay ein
                              									Verfahren, wornach Robert Macpherson in Rom sehr schöne
                              									Lichtbilder auf lithographischen Steinen erhielt. Dasselbe besteht in folgenden
                              									Operationen:
                           1) Asphalt (Judenpech) wird in Schwefeläther aufgelöst, und nachdem die Lösung mit
                              									einer kleinen Quantität Seife gemischt worden ist, gießt man sie auf einen genau
                              									horizontal gelegten lithographischen Stein. Der Aether verdunstet schnell und
                              									hinterläßt auf dem Stein einen dünnen, gleichförmig verbreiteten Ueberzug von
                              									Asphalt. Dieser Ueberzug ist für das Licht empfindlich, wie bekanntlich Hr. Joseph
                                 									Niceph. Niepce entdeckt hat.
                           2) Ein auf Glas oder Wachspapier dargestelltes negatives Lichtbild wird nun auf den
                              									empfindlichen Asphalt-Ueberzug gelegt und dem directen Sonnenlicht
                              									ausgesetzt, während einer kürzeren oder längeren Zeit, je nach der Lichtstärke,
                              									wodurch man eine schwache Copie des Lichtbildes auf dem Asphalt erhält.
                           3) Der Stein wird nun in ein Bad von Schwefeläther gelegt, das den Asphalt, auf
                              									welchen das Licht nicht gewirkt hat, fast augenblicklich auflöst und auf dem Stein
                              									ein zartes Bild hinterläßt, bestehend aus dem Asphalt, auf welchen das Licht gewirkt
                              									hat.
                           4) Nachdem der Stein sorgfältig gewaschen worden ist, kann er sogleich dem
                              									Lithographen übergeben werden, welcher ihn mit Gummi und Säure zu behandeln hat, wo
                              									dann nach dem gewöhnlichen Verfahren Abdrücke davon gemacht werden.
                           Prof. Ramsay bemerkte, daß das beschriebene Verfahren mit
                              									Abänderungen sich vortheilhaft anwenden läßt, um Kupfer oder Stahlplatten zu
                              									ätzen:
                           1) Die Metallplatte wird auf vorher angegebene Weise mit einem dünnen Ueberzug von
                              									Asphalt versehen.
                           2) Man legt dann ein auf Glas oder Papier dargestelltes positives Lichtbild auf den Asphalt und exponirt die Platte dem Licht, um
                              									eine Copie zu erhalten.
                           3) Die Platte wird in ein Aetherbad getaucht, welches den vom Licht nicht afficirten
                              									Asphalt auflöst. Auf der Platte verbleibt ein schönes negatives Bild.
                           4) Die Platte wird nun in einem galvanoplastischen Bad vergoldet. Das Gold adhärirt
                              									dem bloßgelegten Metall, aber nicht dem Asphalt.
                           5) Der Asphalt muß dann mittelst Weingeist und gelinder Wärme gänzlich beseitigt
                              									werden. Die Linien des negativen Bildes sind nun in Stahl oder Kupfer dargestellt,
                              									während der Rest der Platte mit Gold überzogen ist.
                           6) Man trägt nun Salpetersäure auf, wie beim gewöhnlichen Aetzen. Die Säure greift
                              									die Linien des Bildes an, welche durch das nackte Metall gebildet werden, ätzt aber
                              									die vergoldete Fläche nicht. (Civil Engineer's Journal,
                              									November 1855, S. 390.
                           
                        
                           Methode das Horn zu präpariren, um es als Surrogat für
                              									Fischbein zu benützen; von Karl Burnitz, Kammmacher in
                              									Stuttgart.
                           Die immer mehr sich steigernden Preise des Fischbeins brachten mich auf den Gedanken,
                              									ob nicht dasselbe durch eine dem Fischbein homogene Substanz zu ersetzen sey
                              									– durch Horn. Die innere Bauart des Horns ist genau dieselbe wie die des
                              									Fischbeins, und es kommen Hornsorten vor, wo sich die Fasern ihrer ganzen Länge nach
                              									von dem Horn ablösen lassen, wie die Faser des Fischbeins; ich verwende zu diesem künstlichen
                              									Fischbein Büffelhörner der geringsten Sorte. Die Hörner werden ihrer Länge nach in
                              									zwei Theile gespalten. Durch diese Arbeit wird das zeitraubende Aufziehen der
                              									Höhlung, wie es sonst gebräuchlich ist, umgangen, und man erhält die Hornfasern
                              									ihrer Länge nach, was dem Horn schon eine größere Elasticität gibt. Die Hörner
                              									werden nun auf einige Tage in ein Wasser gelegt, dem schon vorher feine Hornabfälle
                              									beigesetzt werden. Die Hörner müssen jetzt von ihren Schwülen und Rissen befreit und
                              									auf die bekannte Art gepreßt werden. Man reinigt dann die Platten von ihrem Fett und
                              									schneidet sie nach der Form von Fischbeinstäben zu. Es kommen aber nicht immer
                              									Hörner vor, die die nöthige Länge haben; es muß, um die erwünschte Länge zu
                              									erreichen, zu einer neuen Arbeit geschritten werden, zum Löthen. Es ist bekannt, daß
                              									sich Schildpatt ganz schön zusammen schweißen läßt, nicht so das Horn. Die
                              									Löthstellen des Horns lösen sich sehr gern wieder ab. Die Ursache davon ist wohl
                              									die, daß das Horn mehr fettige Stoffe enthält. Um nun dieselben Resultate
                              									hinsichtlich des Löthens wie beim Schildpatt zu erzielen, unterwerfe ich die Stäbe
                              									folgender Arbeit: die zu löthenden Enden der Stäbe werden abgeschrägt und mit
                              									Schachtelhalm gut abgerieben, wobei aber dieselbe Vorsicht wie beim Löthen des
                              									Schildpatts nöthig ist, nämlich die Löthstellen nicht mit den Fingern zu berühren.
                              									Sind sie so zugerichtet, so werden die Löthstellen kurze Zeit in heißen Alkohol
                              									gestellt, um sie von ihrem Fette zu befreien. Auf einer Platte von hartem Holz,
                              									welche vor ihrem Gebrauch im Wasser liegen muß, werden die Stäbe zusammen gelegt,
                              									mit einer gleichen Platte bedeckt und diese zwischen die Löthzange gebracht, die
                              									aber eine stärkere Hitze haben muß als zum Löthen des Schildpatts, die Zange wird
                              									sodann einem starken allmählichen Druck ausgesetzt; während dieser Zeit wird
                              									zwischen die Holzplatten immer etwas Wasser gegossen, bis die Zange erkaltet ist.
                              									Die Löthung ist nun vollkommen und man kann die Stäbe fertig machen und schleifen.
                              									Man bereitet dann ein Bad von 1 Schoppen Scheidewasser, 5 Schoppen Wein, 2 Schoppen
                              									Essig, 2 Schoppen Wasser, nebst einem kleinen Zusatz von Catechu oder anderer
                              									gerbstoffhaltiger Substanz. In dieses Bad lege ich die Stäbe 12 Stunden; sollten
                              									dieselben noch nicht tief schwarz seyn, so werden sie gefärbt in einem Absud von
                              									Blauholz und chromsaurem Kali. Jetzt kommen die Stäbe in ein warmes Bad von
                              									Salpetersäure, dem die Hälfte Wasser zugesetzt wird, und zuletzt legt man sie noch
                              									12 Stunden in verdünnte Essigsäure. Die Stäbe können noch polirt werden, was ihnen
                              									ein schöneres Ansehen gibt. Bei einigen Dutzenden Planschetten, die ich nach dieser
                              									Methode fertigte, sind die gleichen Versuche wie mit denen von Fischbein angestellt
                              									worden, ohne daß eines zerbrach, und doch waren alle aus zwei und mehreren Stückchen
                              									zusammen gelöthet. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1855, Nr. 48.)
                           
                        
                           Ueber den Ursprung der ächten Perlen; von H. Zeise.
                           Seit den ältesten Zeiten haben sich die ächten Perlen, welche in gewissen Muscheln
                              									des Meeres und der Flüsse gebildet werden, die Aufmerksamkeit der Menschen durch das
                              									angenehme und glänzende Aeußere, das sie dem Auge darbieten, wenn sie mit
                              									regelmäßiger Form den eigenthümlichen Regenbogenglanz vereinigen, zugezogen; seit
                              									den ältesten Zeiten ward deßhalb die Perle als ein Sinnbild des Schönen, Reinen und
                              									Edlen angesehen, und ebensoweit gehen deßhalb auch die Grübeleien der Menschen über
                              									den Ursprung der Perlen zurück. Die verschiedenartigsten Vorstellungen haben sich in
                              									dieser Richtung gegenseitig abgelöst, von der phantastischen, wenn auch schönen
                              									Auffassung an, daß die Perlen Thautropfen des Himmels wären, welche in
                              									Mitsommernächten in den Schooß des Meeres niedergefallen wären, oder während der
                              									Nacht von den Muscheln aufgefangen wurden, indem sie ihre Schalen öffneten u.s.w.,
                              									bis zu der krassen, gewiß weniger schönen, aber sicher der Wahrheit näher kommenden
                              									Vorstellung, daß die Perlen nur krankhafte Bildungen seyen, nach Beschädigungen des
                              									Thiers erzeugt, oder während der Krankheit desselben hervorgebracht, und deßhalb
                              									seyen sie mit Nierensteinen und anderen ähnlichen harten Massen in den Körpern der
                              									höheren Thiere zu vergleichen.
                           
                           Ungeachtet die letzte Anschauung zu verschiedenen Zeiten stark angegriffen wurde, ja
                              									sogar für kurze oder längere Zeit aus der Wissenschaft vertrieben ward, so ist sie
                              									doch wieder aufgetreten und hat sich aufs Neue geltend gemacht; es ist also
                              									sicherlich diejenige Anschauung, zu welcher die Wissenschaft, seitdem sie mehr auf
                              									Erfahrungen fußt, sich am längsten und häufigsten bekannt hat. Nach dieser
                              									Anschauung haben nicht allein namhafte Naturforscher (z.B. Linné, Gray) im vorigen Jahrhundert, sondern auch in diesem es
                              									versucht, die Muscheln künstlich zu reizen, um Perlen um kleine hineingebrachte
                              									Körper, oder als eine Art Narbenbildungen, um feine beigebrachte Wunden, zu
                              									erzeugen. – Man hatte es nämlich ganz richtig aufgefaßt, daß die Perlen
                              									wesentlich wie die perlmutterglänzenden innern Schichten in den Schalen der
                              									Muscheln, welche Perlen erzeugen, gebaut waren; daß sie ebenso wie diese Schichte
                              									aus einer außerordentlichen Menge äußerst dünner kleiner Schichten bestanden, die
                              									eine um die andere lag, und daß im Innersten der Perle ein kleiner Mittelpunkt von
                              									anderer Beschaffenheit sey, entweder fest, oder auch ein regelmäßiger hohler Raum.
                              									Da man nun außerdem sehr häufig auf der inneren Seite der Schale allerlei, mehr oder
                              									weniger den Perlen ähnelnde Auswüchse gefunden hatte, welche deutlich zu erkennen
                              									gaben, daß sie von der Muschel bei ihren Bestrebungen hervorgebracht waren, um
                              									entweder fremde Körper zu bedecken oder zu entfernen, die zufällig in sie
                              									hineingekommen waren, oder um sich gegen Feinde, welche durch die Schale eindrangen,
                              									zu schützen, deren Angriffsöffnungen sie durch diese Bildungen zu verstopfen suchte,
                              									oder im Ganzen, um die ihr zugefügten zufälligen Beschädigungen in Stand zu setzen,
                              									so lag es ja nahe anzunehmen, daß auch die freiliegenden Perlen mit dem fremdarigen
                              									Mittelpunkt einen gemeinschaftlichen Ursprung mit diesen, den Perlen ähnelnden
                              									Auswüchsen hätten, um zu versuchen, die Muschel planmäßig zu zwingen, Perlen um
                              									kleine fremde Körper zu bilden. Diese künstliche Perlenerzeugung hat indeß nicht
                              									recht glücken wollen; wie fein und regelmäßig auch die Wunden waren, welche man der
                              									Muschel beibrachte, wie rund und regelmäßig man auch die kleinen Körper zu machen
                              									sich bemühte, welche man hineinbrachte, und wie gleichförmig man diese auch mit der
                              									Perlenmasse selbst zu machen sich bestrebte, indem man kleine feine Kugeln dazu
                              									benutzte, welche aus der Perlmutterschichte der Schale gedreht waren, so haben doch
                              									diese künstlich erzeugten Perlen sich niemals in der Regelmäßigkeit der Form, der
                              									Glätte der Oberfläche und besonders nicht in dem eigenthümlichen Farbenspiel mit den
                              									natürlichen Perlen messen können. Am weitesten scheinen die Chinesen in dieser Kunst
                              									gekommen zu seyn, und sie sollen recht gute Perlen von Halbkugelform hervorbringen
                              									können, aber diese sollen von den Kennern durch ihren Glanz von den natürlichen
                              									leicht zu unterscheiden seyn. Eine überwiegende Menge derselben hat einen kleinen
                              									regelmäßig hohlen Raum, und es scheint also, als ob die festen Körper in der Regel
                              									den Organismus zu stark reizten, so daß sich die Perlenmasse nicht mit der nöthigen
                              									Ruhe um sie absetzen konnte; diesen hohlen Raum haben Mehrere für die innere Höhlung
                              									eines Eies ausgegeben, und zu den obengenannten, angedeuteten, zahlreichen
                              									Anschauungen über den Ursprung der Perlen gehört auch die, daß jede Perle um ein Ei
                              									der Muschel, das sich verirrt hatte und an die unrechte Stelle gekommen war,
                              									gebildet sey.
                           Ein italienischer Naturforscher, Ph. de Filippi, Professor
                              									in Turin, der viele tüchtige Untersuchungen anstellte, hat vor wenigen Jahren einige
                              									mikroskopische Untersuchungen über die Perlen- und Eingeweidewürmer
                              									veröffentlicht, und namentlich über die Icten, welche in den Perlenmuscheln leben,
                              									und er zeigte, daß die Muschel Perlenmasse in den Säcken oder Futteralen absetzt,
                              									worin sie, gleichsam wie in einem Gefängniß, den Eingeweidewurm einzuschließen
                              									sucht; er bewies, daß der hohle Raum in den Perlen gerade solche Säcke sind, um
                              									welche sich, Schicht auf Schicht, die Perlenmasse allmählich gelagert hat; innerhalb
                              									aller kleineren Perlen, den sogenannten „Perlensamen,“ hat er
                              									mit Leichtigkeit den eingeschlossenen Eingeweidewurm, der gewöhnlich ein Icte war,
                              									zeigen können. Wiederholte neuere Untersuchungen haben diese Beobachtung bekräftigt.
                              									Die Perlen würden hiernach größtentheils mit den Massen von Kalk und andern
                              									unorganischen Theilen zu vergleichen seyn, welche in den höheren Thieren oft an den
                              									Wandungen der Säcke abgesetzt werden, worin namentlich die Blasenwürmer
                              									eingeschlossen liegen, und die „verkalkte Eingeweidewürmer“
                              									genannt werden.
                           Es ist wahrscheinlich, daß die Speculation und die Industrie sich Filippi's neue Erfahrungen zu nutz zu machen suchen
                              									werden, und nachdem die früher angewandten Stimuli die Bildung der Perle nicht zu reguliren vermocht
                              									haben, so wird man es nun mit den mildern Reizungen, welche die Eingeweidewürmer
                              									verursachen, versuchen, und sich also bestreben, die Muscheln mit diesen
                              									Schmarotzerthieren anzustecken. Dieß wird indeß gewiß eine weniger leichte, und
                              									unter allen Umständen eine complicirte Verfahrungsmethode seyn, da die Entwickelung
                              									der Eingeweidewürmer viele Eigenthümlichkeiten zeigt. Ebenso wie früher werden die
                              									Versuche zuerst nur mit Flußperlenmuscheln vorgenommen werden können; aber von den
                              									Eingeweidewürmern, und namentlich von den Icten derselben, wissen wir mit ziemlicher
                              									Gewißheit, daß sie innerhalb der Muschel nicht verpflanzungstüchtig werden, und daß
                              									sie, um dieß zu seyn, in andere und höhere Thiere, der Analogie nach wahrscheinlich
                              									in Fische oder Kröten übergeführt werden müssen. Erst aus den Eiern dieser
                              									verpflanzten Icten kommen dann Junge, die wieder auf die Muscheln zurückgehen und in
                              									diesen die Perlenbildung hervorrufen können, wenn nämlich die stärkere Natur der
                              									Muschel die eindringenden Feinde überwältigt, und es ihr gelingt, sie in starke
                              									Perlmuttergefängnisse einzuhüllen. Es kommt also darauf an, ausfindig zu machen, in
                              									welchen höheren Thieren die Eingeweidewürmer der Perlenmuscheln in der Regel ihren
                              									verpflanzungstüchtigen Zustand erreichen, und mit diesen muß man alsdann die
                              									Gewässer bevölkern, in welchen die Muscheln leben. In den Gegenden, wo früher der
                              									Perlenfang als eine Regale nach einem größern Maaßstab getrieben wurde, wie in
                              									Schottland, Lappland und anderen Orten, hat man schon seit langer Zeit gewußt, daß
                              									der eine Fluß weit mehr als der andere den Perlenreichthum der Perlenmuscheln
                              									begünstigte; man suchte den Grund in der Beschaffenheit des Wassers; es liegt
                              									vielleicht bei weitem näher, ihn in dem Vorkommen einer größern Anzahl
                              									Eingeweidewürmer und einer größeren Anzahl derjenigen Pflanzen zu suchen, welche die
                              									ersteren in den Stadien beherbergen, während welcher sie nicht in den Muscheln sind.
                              									Alle, welche sich mit Eingeweidewürmern beschäftigt haben, wissen, welcher
                              									Unterschied hinsichtlich der Menge derselben zwischen Gewässern stattfindet, welche
                              									ganz nahe bei einander liegen und dieselbe Beschaffenheit zu haben scheinen.
                              									(Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1855, Nr. 22.)
                           
                        
                           Nekrolog.
                           Der Unterzeichnete hat im zweiten Maiheft den geehrten Lesern des polytechnischen
                              									Journals den Tod seines Vaters Dr. J. G. Dingler angezeigt, welcher nach kurzem Krankenlager, aber
                              									längerem Leiden unter Altersschwächen, an den Folgen der Brustwassersucht am 19. Mai
                              									d. J. verschied. Nachstehende Lebensskizze bezieht sich hauptsächlich auf die
                              									schriftstellerische Thätigkeit des Verewigten.
                           Johann Gottfried Dingler war geboren den 2. Januar 1778
                              									zu Zweibrücken, wohin sein Vater Christian Dingler, Leinenweber von Profession, aus
                              									Plöningen, Oberamts Stuttgart, eingewandert war. Den bescheidenen Verhältnissen der
                              									Eltern entsprechend, war er wie seine vier Brüder für ein einfaches bürgerliches
                              									Gewerbe bestimmt, daher auch sein Unterricht sich höchst wahrscheinlich auf den
                              									Besuch der dortigen lutherischen Volksschule beschränkte. Ein hoch gestellter
                              									herzogl. zweibrück. Beamter, welcher gegen die Eltern freundlich gesinnt war und in
                              									dem Knaben ungewöhnliche Fähigkeiten und geistige Regsamkeit erkannte, wirkte aber
                              									auf die Wahl eines definitiven Lebensberufes entscheidend ein und vermittelte ihm
                              									eine Lehrlingsstelle in der Officin seines Verwandten, des Apothekers Hahn zu Oppenheim am Rhein, wo der Eingetretene mit
                              									außerordentlichem Fleiße an seiner Ausbildung arbeitete. Zunächst wurde er dann als
                              									Feldapotheker bei der königl. preußischen Haupt-Feldapotheke in Minden
                              									angestellt (1793–1795). Nachdem er hierauf noch in Schmalkalden und Nürnberg
                              									conditionirt hatte, etablirte er sich im J. 1800 als Apotheker in Augsburg.
                           
                           Hier machte er die Bekanntschaft des seiner Zeit intelligentesten und berühmtesten
                              									Kattundruckfabrikanten Johann Heinrich Edlen v. Schüle,
                              									dessen Erzeugnisse in allen europäischen Ländern Bewunderung erregten. Die
                              									ausgezeichneten Producte der großartigen v. Schüle'schen
                              									Fabrik, welche einzig der empirischen Praxis ihre Entstehung verdankten, brachten J.
                              									G. Dingler bald zu der Ueberzeugung, daß durch Anwendung
                              									der chemischen Wissenschaft nicht nur die in den Zeugdruckereien gebräuchlichen
                              									Verfahrungsarten sicher geregelt und ökonomischer gemacht, sondern auch ganz neue
                              									Artikel erfunden werden könnten. Sein fester Entschluß, sich als ausübender Chemiker
                              									der Druck- und Färbekunst zu widmen, bestimmte ihn im J. 1804 zu einer Reise
                              									nach Mülhausen im Elsaß, wo die Fortschritte der v. Schüle'schen Fabrik schon weiter getrieben und die Druckfabriken in
                              									raschem Aufschwung begriffen waren. Von Mülhausen (wo er sich im folgenden Jahre mit
                              									seiner zweiten Gattin, geb. Anna Herbster, verband)
                              									kehrte er wieder nach Augsburg zurück, mit dem Standpunkt und den Bedürfnissen der
                              									Zeugdruckereien vollkommen vertraut, und gründete daselbst im J. 1806 eine Fabrik
                              									chemischer Producte unter der Firma „Dingler
                                 										und Arnold“ , die er später für alleinige
                              									Rechnung übernahm. In demselben Jahr erschien der erste Band seiner Zeitschrift für
                              									die Druck- und Färbekunst, welche sich einer für die damalige Zeit
                              									bedeutenden Verbreitung rühmen konnte.
                           In den Jahren 1809 und 1810 verweilte er wieder fast beständig in Mülhausen, sich
                              									hauptsächlich mit dem Türkischrothfärben der Baumwollengewebe beschäftigend, welchen
                              									neuen Industriezweig er nach Augsburg verpflanzteGeschichte der Zeugdruckerei von Dr. Wilhelm
                                    											Heinrich v. Kurrer, mit Beiträgen von Dr. K. J. Kreutzberg.
                                    											Nürnberg bei Joh. Leonh. Schrag. Zweite Auflage, 1844, Seite 23 und 251., wo derselbe von den Fabriken der HHrn. Schöppler
                              									und Hartmann und der HHrn. Wohnlich und Frölich fast zu gleicher Zeit
                              									ergriffen und als vielfarbiges Druckfabricat (sogenannte illuminirte Merinos) bald
                              									einem hohen Grade von Vollkommenheit zugeführt wurde.
                           Im J. 1815 gab er nach Erwerbung einer günstigen Localität seinem chemischen Geschäft
                              									eine größere Ausdehnung. Seine Präparate, besonders festes Zinnchlorid (sogenanntes
                              									Tafeldrucksalz), oxydulhaltiges schwefelsaures Zinnoxyd (sogenannte allgemeine
                              									Composition, zum Weißätzen des türkischrothen Grundes in der Chlorkalkküpe, zur
                              									Darstellung von Fayencegrün als Druckfabricat etc.) und die Gummisurrogate fanden in
                              									den deutschen, österreichischen, böhmischen und schweizerischen Kattundruckereien
                              									guten Absatz. – Später brachte er eine fistirte Augsburger Kattundruckerei an
                              									sich, vergrößerte dieselbe durch Bauten und versah sie nach und nach mit den
                              									neuesten mechanischen EinrichtungenMan s. ebendaselbst S. 27., steigerte sie auch mit großer Anstrengung und Ausdauer zu einem bedeutenden
                              									Betriebe, den er aber wegen unzureichender eigener Mittel nicht zu behaupten
                              									vermochte. – Im J. 1845 zog er sich von den Geschäften ganz zurück, nach
                              									einem rastlos thätigen Leben der Ruhe genießend.
                           Seine oben erwähnte Zeitschrift für den Zeugdruck und die Färbekunst erschien unter
                              									dem Titel:
                           Journal für die Zitz-, Kattun- oder
                                 										Indiennendruckerei, die Seiden- und Zeugdruckerei, auch
                              									Wollen-, Seiden-, Baumwollen- und Leinenfärberei und Bleicherei. Von Dr. Johann Gottfried Dingler.Die philosophische Facultät in Gießen ertheilte ihm am 5. December 1806 wegen
                                    											seiner Schriften die Doctorwürde (in philosophia,
                                       												chemia praesertim ac physica). Augsburg, in der Expedition der Allgemeinen königl. bayerischen
                              									Vaterlandskunde. Leipzig, in Commission bei Kummer. Zwei
                                 										Bände. 1806 und 1807.
                           Als Fortsetzung dieser Zeitschrift erschien:
                           Neues Journal für die Indiennen- oder
                                 										Baumwollendruckerei, die Leinen-, Seiden- und
                              									Wollenzeugdruckerei, die Türkischrothfärberei, die Wollen-, Seiden-,
                              									Baumwollen – und Leinenfärberei, und die Kunst zu bleichen. In Verbindung mit
                              										Dr. Carl Wilhelm Juch und
                              									Wilhelm Heinrich v. Kurrer herausgegeben von Dr. Johann Gottfried Dingler.
                              									Augsburg und Leipzig, in der v. Jenisch und Stageschen Buchhandlung. Vier Bände. 1815–1817. Seine Versuche mit
                              									Dampfapparaten veranlaßten die Schrift:
                           Beschreibung und Abbildung mehrerer Dampfapparate zur
                              									Benützung der Wasserdämpfe zum Kochen und Heizen in verschiedenen öffentlichen
                              									Anstalten, in der Haus- und Landwirthschaft, in Fabriken, Manufacturen,
                              									Gewerben etc.; von Dr. J. G. Dingler. Mit 4 Kupfertafeln. Zum Besten des Augsburgischen Armenwesens
                              									gedruckt. Augsburg, in Commission bei Nicolaus Doll. 1818.
                           Seine verbesserte Construction der Avivirkessel für
                              									Türkischrothfärbereien und sein Dampfkochofen zur
                              									Bereitung der Farbholz-Decocte (bereits im Neuen Journal für die
                              									Baumwollendruckerei etc. Bd. I S. 97 und Bd. III S. 337 beschrieben) bewährten sich
                              									als sehr zweckmäßig und verbreiteten sich bald in den Färbereien und
                              									Druckereien.
                           Nach längeren Vorbereitungen erschien zu derselben Zeit:
                           Neues englisches Färbebuch oder Untersuchungen über die
                              									Natur beständiger Farben und die besten Verfahrungsarten solche in der Färberei und
                              									Kattundruckerei hervorzubringen, von Dr. Edward Bancroft. Aus dem Englischen übersetzt von Dr. Joh. Andrä Buchner.
                              									Herausgegeben und mit Anmerkungen und Zusätzen versehen von Dr. J. G. Dingler und Dr. W. H. v. Kurrer. Zwei Bände. Nürnberg, bei
                              									Johann Leonhard Schrag. 1817 und 1818.
                           Die beiden Herausgeber ergänzten Bancroft's Werk in ihren
                              									Anmerkungen und Zusätzen mit allen auf dem Continent bis 1817 in der Färberei und
                              									dem Zeugdruck gemachten Fortschritten.
                           Als Fortsetzung des Neuen Journals für die Baumwollendruckerei etc., nach erweitertem
                              									Plan, erschien das
                           Magazin für die Druck-, Färbe- und
                                 										Bleichkunst und die damit verwandten Hülfswissenschaften. Herausgegeben von
                              										Dr. J. G. Dingler.
                              									Augsburg und Leipzig, Verlag der v. Jenisch und Stageschen Buchhandlung. Drei Bände. 1818–1820.
                           Später erschien als besonderes Werk über die Färberei und den Zeugdruck noch:
                           Grundriß der Färberei auf Wolle, Seide, Leinen, Hanf und
                              									Baumwolle, nebst einem Anhange über die Druckerkunst, von
                              									J. B. Vitalis. Aus dem Französischen von J. H. Schultes, mit Anmerkungen, Zusätzen und einem Anhange von Dr. J. G. Dingler und Dr. W. H. v. Kurrer. Mit drei
                              									Kupfertafeln. Stuttgart und Tübingen in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung. 1824. (Eine zweite, von dem Unterzeichneten
                              									umgearbeitete Auflage von Vitalis' Grundriß der Färberei
                              									und des Zeugdrucks erschien i. J. 1839.)
                           Diejenigen Arbeiten, durch welche Dr. J. G. Dingler zu den Fortschritten der Färbekunst und des
                              									Zeugdrucks wesentlich beitrug, sind folgende:
                           1) Wie bereits erwähnt wurde, war in Frankreich Daniel
                                 										Köchlin der Erste, welcher gewebte
                                 										Baumwollenstoffe türkischroth färbte. Seine ersten Versuche wurden in Dingler's Gesellschaft im J. 1810 in der Färberei des
                              									Siamoise- (Chagrin-Taft-) Fabrikanten Weber in Mülhausen gemacht. Dingler verpflanzte
                              									dann das Türkischrothfärben der Baumwollengewebe, womit er sich viel beschäftigte,
                              									nach Augsburg.Bancroft's Färbebuch, Bd. II S. 439. Anfangs wurden diese rothen Zeuge bloß mit schwarzen Mustern bedruckt.
                           Nach der Entdeckung des Chlors und dessen Anwendung zum Bleichen, versuchte man in
                              									England mit dem Chlorwasser türkischroth gefärbte Zeuge örtlich zu entfärben, indem
                              									man dieselben zwischen zwei, mit Ausschnitten versehenen Platten einpreßte und das
                              									Chlorwasser durch die correspondirenden Ausschnitte trieb
                              									(Bandanos-Fabrication). Auf diese Weise konnten jedoch nur sehr einfache
                              									Muster ausgeführt werden. Daniel Köchlin in Mülhausen
                              									entdeckte zuerst im J. 1811 ein Verfahren um türkischroth gefärbte Baumwollenzeuge
                              									mit Mustern, nicht nur in Weiß, sondern in allen Farben zu bedrucken. Er druckte
                              									nämlich auf den rothen Zeug Weinsteinsäure auf, und brachte denselben dann in eine
                              									Küpe mit aufgelöstem Chlorkalk; die neutrale Chlorkalklösung hat keine Wirkung auf
                              									den rothen Grund, aber an den bedruckten Stellen findet ihre Zersetzung statt und
                              									das frei werdende Chlor bleicht dieselben in wenigen Minuten völlig weiß; wird daher
                              									z.B. mit der Weißätze gemischtes Berlinerblau aufgedruckt, so kommt der Zeug an
                              									diesen Stellen mit blauer Farbe aus der Küpe etc. Dingler, welcher in Verfolgung desselben Zieles seinen eigenen Weg gieng,
                              									erreichte den Zweck, indem er als Weißätze schwefelsaures Zinnoxyd anwandte, welches
                              									er mit Traganthschleim und Pfeifenerde zur Druckfarbe verdickte.Neues Journal für die Druck- und Färbekunst, Bd. I S. 175 und 289; Bd.
                                    											III S. 225. Bancroft's Färbebuch, Bd. II S.
                                    											471. – Die Darstellung der mit farbigen Mustern bedruckten türkischrothen
                              									Baumwollenzeuge, des schönsten und lebhaftesten Artikels der Kattundruckerei, ist
                              									einzig das Resultat wissenschaftlicher Forschung, Zufall und empirisches Probiren
                              									trugen dazu nichts bei.
                           2) Im J. 1809 stellte Dingler in der Kattunfabrik von Dollfus Mieg zu Mülhausen zuerst das Fayencegrün als Druckfabricat auf Baumwollenzeugen dar.
                              									Er versetzte zerriebenen Indigo mit möglichst neutralem, oxydulhaltigem
                              									schwefelsaurem Zinnoxyd und verdickte die Mischung mit Gummi zur Druckfarbe. Die mit
                              									derselben bedruckten Zeuge wurden in den Fayence-Küpen (Kalk-,
                              									Eisenvitriol- und Alkaliküpe) eben so wie für Blau behandelt, nur mit dem
                              									Unterschiede, daß statt der caustischen Kaliküpe eine solche mit kohlensaurem Alkali
                              									(Potasche oder Soda) in Anwendung kam. Die Zeuge wurden dann mit schwacher
                              									Schwefelsäure gesäuert und gewaschen, wodurch man eine blaue Farbe erhielt, welche
                              									im Waubade sich in Grün
                              									verwandelte, indem das gelbe Pigment sich mit dem auf dem Zeuge befestigten Zinnoxyd
                              									verbindet und die grüne Farbe bildet.Neues Journal für die Druck- und Färbekunst, Bd. I S. 105. Bancroft's Färbebuch, Bd. I S. 275.
                              								
                           Zur Darstellung des möglichst neutralen, oxydulhaltigen schwefelsauren Zinnoxyds
                              									vermischte er eine concentrirte Zinnchlorürlösung mit Schwefelsäure, dampfte die
                              									Mischung in einer Glasretorte im Sandbad ab, und erhitzte den Rückstand.
                           3) Im J. 1816 veröffentlichte er seine Versuche über die Anwendbarkeit des Catechus zum Drucken und Färben der Baumwollenzeuge.Neues Journal für die Druck- und Färbekunst, Bd. II S. 7. Dieses Farbmaterial, welches später im Zeugdruck eine große Rolle spielte,
                              									wurde zuerst in der ausgezeichneten Kattunfabrik der HHrn. Schöppler und Hartmann zu Augsburg als braune
                              									Eindruckfarbe neben Krappfarben verwendet.
                           Seine zwei letzten Abhandlungen, die Färbekunst betreffend, waren: Verfahren die
                              									Decocte der geringen Rothholzsorten von ihrem falben Farbstoff (mittelst säuerlicher
                              									Milch) zu reinigen, um sie anstatt Fernambukabsud in den Färbereien und Druckereien
                              									verwenden zu könnenPolytechn. Journal, 1821, Bd. V S. 85.; Verfahren, Wollentuch mit Lac-Dye scharlachroth zu färben.Polytechn. Journal, 1822, Bd. VII S. 199.
                              								
                           Bevor der letzte Band seines „Magazins für die Druck- und
                                 										Färbekunst“ erschien, entwarf Dr. J. G.
                              										Dingler den Plan einer das ganze Gebiet der
                              									Polytechnik umfassenden Zeitschrift, woran es bis dahin in Deutschland gefehlt
                              									hatte. Er begann mit dem J. 1820 die Herausgabe des Polytechnischen Journals, ein zu jener Zeit schwieriges Unternehmen,
                              									welches der verewigte Frhr. v. Cotta, damaliger Chef der
                              									Verlagshandlung, mit regem Eifer förderte. Den ersten Jahrgängen dieses Journals
                              									wendeten nur persönliche Freunde des Herausgebers Originalbeiträge zu; hauptsächlich
                              									lieferten solche: Dr. v. Kurrer, Regierungsrath Dr. Wirschinger (nationalökonomische Abhandlungen),
                              									Kreis-Bauinspector Voit und Stadtbrunnenmeister G.
                              										Hävel in Augsburg; Professor Marechaux und Oberbergrath Joseph v. Baader in
                              									München; Prof. Petri in Erfurt und Prof. Ch. Bernoulli in Basel. Ein Hauptzweck des polytechn.
                              									Journals war natürlich, das deutsche Publicum mit dem wichtigsten Inhalt der
                              									technischen Literatur des Auslandes bekannt zu machen, was dem Herausgeber durch
                              									seine Verbindung mit dem Professor der Universität Landshut Dr. Joseph August Schultes ermöglicht wurde,
                              									welcher ihm zahlreiche Uebersetzungen aus den englischen, französischen etc.
                              									technischen Zeitschriften und Werken lieferte. Nach dem Tode dieses Gelehrten
                              									(1831), betheiligte sich dessen Sohn Dr. Julius Hermann
                              										Schultes, praktischer Arzt in München, an der
                              									Redaction, welcher im J. 1840 im kräftigsten Mannesalter der damals in München
                              									herrschenden Schleimfieber-Epidemie erlag.Man sehe den Nekrolog des Dr. Schultes
                                    											sen. im polytechn. Journal Bd. XLII S. 222; denjenigen seines
                                    											Sohnes in Bd. LXXVIII S. 77.
                              								
                           Der Unterzeichnete, welcher sich seit 1831 (Bd. XXXIX) der Redaction des Polytechnischen Journals gewidmet und seit 1840 (Bd.
                              									LXXVIII) dieselbe in seine alleinige Hand genommen hat, wird diese Zeitschrift in
                              									bisheriger Weise fortsetzen.
                           Augsburg, den 12. December 1855.
                           Dr. Emil Dingler.