| Titel: | Behandlung der Quercitronrinde und des Waues, um Producte von größerem Färbevermögen zu erhalten; von Francis Leeshing, Chemiker zu Busby bei Glasgow. | 
| Fundstelle: | Band 139, Jahrgang 1856, Nr. XXXII., S. 131 | 
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                        XXXII.
                        Behandlung der Quercitronrinde und des Waues, um
                           								Producte von größerem Färbevermögen zu erhalten; von Francis Leeshing, Chemiker zu Busby bei Glasgow.
                        Patentirt in England am 23. Mai 1855.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Januar
                              									1856, S. 55.
                        Sorel, über Darstellung einer neuen plastischen Masse.
                        
                     
                        
                           Das Verfahren besteht im Wesentlichen darin, daß man die Quercitronrinde und den Wau
                              									entweder bloß mit verdünnter Schwefelsäure oder Salzsäure kocht, oder dieses
                              									Erhitzen mit Mineralsäuren nach vorläufiger Behandlung jener Farbmaterialien mit
                              									Alkalien anwendet.
                           
                           Erste Methode. – In eine hölzerne Kufe oder
                              									bleierne Pfanne, welche beiläufig 800 Gallons (= 80 Centner) Wasser fassen kann,
                              									gebe ich 40 bis 50 Centner Wasser und 1 Ctr. Schwefelsäure von 66°
                              									Baumé (oder 2 Ctr. Salzsäure von 24° Baumé) und 5 Ctr.
                              									Quercitronrinde (oder Wau) in gemahlenem oder fein zertheiltem Zustande. Nachdem das
                              									Ganze gut gemischt wurde, lasse ich mittelst eines bleiernen Rohrs, welches fast bis
                              									auf den Boden der Kufe reicht, Dampf durch die Mischung strömen. Wenn die
                              									Flüssigkeit die Temperatur von 80° R. erreicht hat, wird das Kochen noch eine
                              									Stunde lang fortgesetzt, worauf man das Ganze in einen hölzernen Bottich abzieht und
                              									mit kaltem Wasser (beiläufig zweimal soviel als zum Kochen verwendet wurde)
                              									vermischt. Wenn sich nach dem Abkühlen das Farbmaterial auf dem Boden gesammelt hat,
                              									wird die saure Flüssigkeit abgezogen, der Bottich wieder mit Wasser gefüllt und das
                              									Ganze aufgerührt. Nachdem sich das Farbmaterial wieder abgesetzt hat, wird die
                              									Flüssigkeit decantirt und nach nochmaligem Erneuern und Decantiren des Wassers ist
                              									der Rückstand meistens hinreichend frei von Säure. Er wird dann auf ein Filter
                              									gebracht, um ihn abtropfen zu lassen, hierauf noch ausgepreßt. Das so erhaltene
                              									Material kann direct verwendet oder vorher (bei einer die Siedhitze des Wassers
                              									nicht übersteigenden Temperatur) getrocknet werden.
                           Zweite Methode. – Ich versetze 5 Ctr. des
                              									Farbmaterials mit 30 Pfund krystallisirter Soda und 40 Ctr. Wasser; dieses Gemisch
                              									koche ich eine Viertelstunde lang, setze dann 122 Pfd. Schwefelsäure von 66°
                              									Baumé (oder 244 Pfd. Salzsäure von 24° Baumé) zu und lasse noch
                              									drei Viertelstunden lang kochen, worauf ich das Ganze abziehe, abkühlen lasse und
                              									den Niederschlag auf angegebene Weise wasche.
                           Das nach diesen Methoden aus Quercitronrinde erhaltene Product beabsichtige ich
                              										„Quercitrin“ zu nennen, das aus Wau erhaltene
                              										„Luteolin.“ Sie unterscheiden sich von den ursprünglichen
                              									Farbmaterialien dadurch, daß sie von deren beim Färben nachtheiligen Bestandtheilen
                              									(Gerbestoff und Kalk) frei sind; aber die in jenen Farbmaterialien enthaltenen
                              									gelben Farbstoffe haben zugleich eine Veränderung erlitten und neue Eigenschaften
                              									erlangt; sie haben nämlich eine größere Verwandtschaft zu den Beizen, auch liefern
                              									sie beim Färben lebhaftere und viel sattere Nuancen, und obgleich sie sowohl in
                              									kaltem als heißem Wasser viel weniger löslich sind, so zeigen sie sich jetzt viel
                              									geeigneter für jene Färbeoperationen wobei die Temperatur bis zum Kochen gesteigert
                              									werden muß.