| Titel: | Beschreibung einer Grubenpumpe mit Kautschukventilen; von Gottfried Stumpf. | 
| Autor: | Gottfried Stumpf | 
| Fundstelle: | Band 139, Jahrgang 1856, Nr. LV., S. 241 | 
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                        LV.
                        Beschreibung einer Grubenpumpe mit
                           								Kautschukventilen; von Gottfried
                              									Stumpf.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV.
                        Stumpf's Grubenpumpe mit Kautschukventilen.
                        
                     
                        
                           Die bisher auf den Gruben angewendeten Pumpwerke sind in letzterer Zeit sehr
                              									vervollkommnet worden, und man hat bis jetzt das System der Saug- und
                              									Druckpumpe, als das zweckmäßigste, bei neueren Anlagen angewendet. Ganz besondere
                              									Aufmerksamkeit hat man bei den neuen Ausführungen auf die Vermeidung des todten
                              									Raumes gerichtet. Während man früher der in dem Cylinder befindlichen Erweiterung,
                              									welche vom Kolben nicht berührt wird, durch den Guß mit dem eingelegten Kerne schon
                              									die fertige Dimension gab, wird jetzt erwähnter Theil ebenfalls ausgebohrt und wohl
                              									nur zu dem Zweck, um eine möglichst geringe und dabei gleichmäßige Entfernung des
                              									Kolbens von den inneren Cylinderwänden zu erzielen. Auch sind die Einrichtungen der
                              									Ventile sehr vervollkommnet worden. Vermittelst eines Keils sind solche leicht zu
                              									lösen und die Sitze selbst herauszunehmen und durch Reserveventile, welche bei jeder
                              									neuern Anlage jetzt mit angeschafft worden sind, die herausgenommenen Theile rasch
                              									ersetzt. Ganz besonders gute Werke dieser Art läßt jetzt das königl. Berg-Amt
                              									in Saarbrücken für einige Kohlengruben dorten ausführen.
                           Mit Benutzung erwähnter Vervollkommnungen erlaube ich mir hiemit, eine neue
                              									Construction einer Grubenpumpe mit Kautschukventilen (nach dem System der bereit im
                              									polytechn. Journal Bd. CXXXVIII S. 250
                              									veröffentlichten) mitzutheilen, wobei ich folgende Aufgabe zu lösen suchte:
                           1) da bei jeder größeren Maschine ein Kraftverlust immer
                              									fühlbarer ist als bei kleinern, so war ich besorgt den todten Raum der Pumpe
                              									möglichst zu verringern;
                           
                           2) suchte ich bei den Kolben und Ventilen nur solches Material
                              									anzuwenden, welches die längste Dauer verspricht;
                           3) beabsichtigte ich mit dem Lösen des Ventildeckels das Ventil
                              									sammt Sitz herausnehmen zu können und die Deckelschrauben vor der Oxydation zu
                              									schützen;
                           4) endlich Material zu sparen.
                           Von der hier näher zu beschreibenden Grubenpumpe ist
                           Fig. 1 der
                              									Längendurchschnitt,
                           Fig. 2 und
                              										3 sind die
                              									vordere und Seitenansicht des Ventilgitters;
                           Fig. 4 ist der
                              									Querdurchschnitt nach der Linie MN von Fig. 1.
                           In dem Cylinder A, Fig. 1, bewegt sich der
                              									Druckkolben B und der Saugkolben C, beide abwechselnd thätig. Der Ventilkasten D ist für das Steigventil, der Ventilkasten E
                              									für das Saugventil bestimmt.
                           Den bisher angewendeten Querschnitt der Saugröhre habe ich wie früher auch hier
                              									benutzt, jedoch den Querschnitt der Steigröhre in seiner Quadratfläche nur halb so
                              									groß ausgeführt als bei früheren Werken, wodurch, selbst wenn die bei weiteren
                              									Röhren angewendete Metallstärke beibehalten würde, doch über 1/3 des früheren
                              									Gewichtes gespart würde. Ich kann die Steigröhrenfahrt deßhalb enger machen, weil
                              									der Kolben beim Auf- und Absteigen thätig ist. Bei der einfachen Druckpumpe
                              									wurde beim Niedergang des Kolbens alles angesaugte Wasser durch die Steigröhre
                              									gefördert, und dieses geförderte Wasser blieb während des Aufgangs des Kolbens
                              									stehen; bei der vereinigten Saug- und Heb-, sowie Saug- und
                              									Druckpumpe jedoch wird eine Pumpe von gleichem Durchmesser und Hub, beim Niedergang
                              									die eine, und beim Aufgang die andere Hälfte des angesaugten Wassers zur Steigröhre
                              									bringen, und deßhalb bei gleicher Geschwindigkeit des Wassers in der Steigröhre nur
                              									einen halb so großen Querschnitt nothwendig haben als die einfache Druckpumpe. Nicht
                              									minder ist zu berücksichtigen, daß das Gestänge in seiner Widerstandsfähigkeit
                              									schwächer gehalten werden kann. Entsprechend dem Durchmesser der Saug- und
                              									Steigröhren werden die Saug- und Steigventile ausgeführt. Fig. 2 und 3 zeigen ein Gitterstück
                              									zu dem Ventile gehörend, in 45° liegend. Dasselbe hat auf seinen Seiten e und f zwei Wände g, welche unten Schienen h,
                                 										h haben, auf denen das Ventil ein- und ausgeschoben wird. Durch die
                              									Oeffnungen c, c' gehen die Bolzen d und d, auf welche Schrauben geschnitten sind
                              									und vermittelst deren man durch Anziehen der auf denselben befindlichen Muttern das
                              									Ventilstück vor- oder zurückschieben kann. Passend angebrachte Stellschrauben
                              									werden nach dem Adjustiren eingesetzt, um die Gränze zu bestimmen, wie weit die
                              									Sitze vorgeschoben werden. Auf das Gitter wird eine Kautschukplatte gelegt und
                              									vermittelst eines Steges
                              										b und Fängers m an das
                              									Gitter angedrückt. Um das eingeschobene Gitterstück herum ist ein freier Raum, der
                              									jedoch von der Kautschukplatte n überdeckt und dicht
                              									gehalten wird.
                           Bei dem Oeffnen des Ventils wird sich auch der obere Theil der Kautschukplatte heben;
                              									da jedoch der Fänger m der Kautschukplatte n an dieser Stelle nur sehr wenig Platz läßt, so wird
                              									letztere an erwähnter Stelle nicht umschlagen können und offen stehen bleiben; wo
                              									möglich lasse ich die Kautschukplatten stets auf Messing aufschlagen. Um den todten
                              									Raum möglichst gering zu halten, habe ich den untern Stopfbüchsentheil am
                              									Cylinderdeckel in den Cylinder so weit als thunlich eingesenkt und die Ventile so
                              									nahe als möglich an den vom Kolben zu durchlaufenden Raum gebracht.
                           Fig. 4 zeigt
                              									das Saugventil in seiner oberen Ansicht; die Muttern p,
                                 										p sind von Messing, auf der oberen Seite verschlossen und ziemlich hoch;
                              									sie halten den Deckel, welcher mit denselben angeschraubt wird, dicht, überdecken
                              									die Schraubenenden ganz, und verhüten die in den Gruben so unangenehme Oxydation der
                              									Deckelschrauben. Ist ein Ventil herauszunehmen, so löst man vorerwähnte messingene
                              									Muttern und zieht vermittelst der Griffe o, o die auf
                              									Schienen laufenden Ventile heraus; dieselben werden nur immer so groß eingerichtet,
                              									daß sie sich von einem Mann handhaben lassen, und bei größeren Pumpen werden die
                              									Ventile doppelseitig eingeschoben und ausgelöst. Bei Pumpen von mehr als 0,30 Meter
                              									Durchmesser findet diese Einrichtung schon statt. An der Saugkapsel sind zwei Deckel
                              									angebracht, und zwei in 45° stehende Gitterstücke, mit Kautschukplatten
                              									überdeckt, werden von beiden Seiten eingeschoben. Damit jedoch die Dichtung eine
                              									zweckmäßige ist, stehen die zwei Gitter nicht an ihrer oberen höchsten Kante
                              									zusammen, sondern das eine dieser Stücke hat einen senkrecht auf seiner untern
                              									Fläche stehenden Vorsprung. Zusammengeschoben, wird dieses Stück, in einer Ebene mit
                              									dem zweiten und kleineren liegend, die Oberfläche des letztern ergänzen und der
                              									entstandene Zwischenraum durch die aufschlagende Kautschukplatte gedichtet seyn. Da
                              									das Druckventil etwas kleiner als das Saugventil ist, so kann die Anwendung noch bei
                              									größerer Dimension stattfinden; wird aber auch hier die Handhabung zu schwierig, so
                              									wird die Zwischenscheibe t mit einem Steg versehen,
                              									ebenso die Ventildecköffnung, und dann an zwei Deckel zwei Ventile eingesetzt.
                           Die Dichtung der Ventildeckel geschieht durch Kautschukschnüre, welche in Ruthen
                              									eingelegt werden. Um das Wasser bei vorkommenden Reparaturen rasch aus der
                              									Steigröhre ablaufen zu lassen, verbindet man die Steigkapsel D mit der Saugröhre und bringt dazwischen einen gut eingedichteten Hahn an. Diese
                              									zwar bekannte, aber doch noch nicht vielseitig angewendete Vorrichtung erspart bei
                              									vorzunehmenden Pumpenreparaturen viel Zeit und Arbeit. Schließlich bemerke ich, daß
                              									die Kautschukfabrikanten Voigt und Winde in Berlin es sich zur Aufgabe gemacht haben, alle in den
                              									Maschinenbau einschlagendem Kautschukfabricate nach jeder eingesandten Dimension und
                              									Form genau und bestens auszuführen, und daß diese Herren auch von vielen Fabriken
                              									hierüber anerkennende Zeugnisse erhalten haben.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
