| Titel: | Der hydrostatische Percolator (Kaffeemaschine) des Ingenieurs Loysel zu Paris. | 
| Fundstelle: | Band 139, Jahrgang 1856, Nr. LXII., S. 254 | 
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                        LXII.
                        Der hydrostatische Percolator (Kaffeemaschine)
                           								des Ingenieurs Loysel zu Paris.
                        Aus dem Cosmos, Revue encyclopédique, August
                              									1855, S. 127.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV.
                        Loysel's hydrostatisches Percolator.
                        
                     
                        
                           Dieser Apparat, von Kupferblech verfertigt und glänzend polirt, war auf der Pariser
                              									Industrieausstellung als Kaffeemaschine in Gebrauch.Mit diesem großen Apparat, welcher beiläufig 6000 Francs kostete, konnten
                                    											täglich 40,000 Tassen Kaffee bereitet werden. Von dem vortrefflichen Kaffee
                                    											wurde die Tasse, den Zucker inbegriffen, im Industriepallast zu dem mäßigen
                                    											Preise von 20 Centimes abgegeben; der Aufguß von 2 Kilogr. Kaffee entsprach
                                    											172 Tassen.
                              								
                           Der untere Theil (Fig. 5) schließt den Heizraum ein. Die einfachste und angenehmste
                              									Heizmethode besteht in einem großen Gasbrenner, der aus mehreren Ringen, denen das
                              									angezündete Leuchtgas entströmt, zusammengesetzt ist, eine Methode, die in England
                              									bereits große Verbreitung gefunden hat. Ueber dem Feuerraum ist ein cylindrischer
                              									Siedekessel mit ovaler Basis angebracht, der eine mehr oder minder bedeutende Größe
                              									hat und bis 500 Liter Wasser fassen kann. Zwei auf den Kessel geschraubte kleine
                              									Säulen tragen zwei Kugeln, dazu bestimmt, den fertigen Aufguß aufzunehmen, welchen
                              									man vermittelst zweier an den Enden von zwei langen Röhren angebrachten Hähne
                              									ablassen kann. Jede Kugel steht durch eine ebenfalls mit einem Hahn versehene Röhre
                              									mit einem Cylinder in Verbindung. Etwas über dem Boden dieser Cylinder befindet sich
                              									ein Filter, nämlich ein mit sehr feinen Löchern versehenes Metallblech, wie es bei
                              									den gewöhnlichen Kaffeemaschinen angewendet wird. Man könnte, strenge genommen, auf
                              									das Filter in dem einen Cylinder 1 Kilogramm gepulverten Thee, auf dasjenige in dem andern Cylinder 6
                              									Kilogramme Kaffee geben; doch ist es besser, wie Fig. 6 in der Vergrößerung
                              									zeigt, im Innern des Cylinders eine Reihe von Filtern über einander anzubringen und
                              									auf ihnen die bestimmte Menge von Kaffee oder Thee zu vertheilen. Oben auf dem
                              									Apparat befindet sich ein Reservoir, welches einerseits durch die Röhren rechts und
                              									links mit dem Kessel communicirt, andererseits mit dem Boden der Cylinder, unter dem
                              									ersten Filter. Die erwähnten Röhren sind unterhalb mit Ventilen versehen, welche der
                              									Druck des Wassers im Kessel von unten nach oben öffnet, während der Druck der
                              									Flüssigkeitssäule sie wieder schließt, wenn das Wasser aufgestiegen ist. An den zwei
                              									Cylindern sind Seitenröhren von Glas angebracht, welche den Wasserstand in ihrem
                              									Inneren anzeigen. Das obere Reservoir enthält einen Schwimmer, welcher das Niveau
                              									des Wassers regulirt, und ist auch mit einem Sicherheitsventil versehen das sich von
                              									selbst öffnet wenn der Wasserdampf zu reichlich zuströmt, oder welches man durch
                              									Ziehen einer Schnur hebt, wenn man will daß der Druck dieses Dampfes aufhören
                              									soll.
                           Nachdem man die Filter mit Pulver und den Kessel mit Wasser versehen hat, zündet man
                              									das Gas, die Kohle oder das Holz an, worauf das Wasser sich in Dampf verwandelt,
                              									welcher am obern Theile des Kessels angehäuft, das Wasser durch die Seitenröhren in
                              									das obere Reservoir treibt. Dieses Wasser gelangt vermöge seines eigenen Gewichtes
                              									durch die mittlere Röhre auf den Boden der Cylinder hinab, es zieht dann unter dem
                              									Druck der obern Säule durch das erste Filter, die erste Pulverlage, durch das zweite
                              									Filter u.s.f. und treibt in dem Maaße als es im Cylinder steigt, die im Pulver
                              									befindliche Luft vor sich her; gleichzeitig zieht das Wasser die im Thee und Kaffee
                              									enthaltenen löslichen Substanzen aus und verwandelt sich so in einen Aufguß, der den
                              									obern Theil der Cylinder erfüllt. Zeigen nun die Niveauröhren an, daß die Cylinder
                              									voll sind, so unterbricht man die Operation; man löscht das Feuer aus, was bei
                              									Gasheizung sehr leicht durch Schließen des Einströmungshahns zu bewerkstelligen ist.
                              									Hierauf öffnet man die Hahnen, welche die Cylinder mit den großen Kugeln verbinden;
                              									die Infusion fällt daher vermöge ihres eigenen Gewichtes, zieht rasch durch die
                              									Pulverlagen und Filter, nimmt auf ihrem Wege noch diejenigen löslichen Stoffe auf,
                              									deren sie sich bei ihrer ersten Berührung nicht bemächtigt hat, und erfüllt endlich
                              									die Kugeln in sehr concentrirtem Zustande, aber doch vollkommen klar.
                           Außer diesem großen Apparate (ein solcher ist auch schon im Krystallpallast zu
                              									Sydenham bei London im Gebrauch) hat der Erfinder noch kleinere für Haushaltungen, von
                              									Silber, versilbertem Kupfer, Porzellan etc. construirt. Solche Kaffeemaschinen haben
                              									die Form einer Zuckerdose mit beweglichem Deckel. Das Gefäß ist am Boden mit einem
                              									ersten Filter versehen, auf welchem das Pulver liegt, und darüber befindet sich ein
                              									zweites Filter; eine metallene Röhre mündet unter dem ersten Filter aus, indem sie
                              									durch beide Filter gesteckt ist und nach oben fast so weit als das Gefäß überhaupt
                              									reicht. Der Deckel bildet umgestürzt einen Trichter, welchen man auf der erwähnten
                              									Röhre, die mitten durch den Apparat geht, befestigt. Man schüttet nun siedendes
                              									Wasser in den Trichter; dasselbe gelangt auf den Boden des Gefäßes hinab, dringt,
                              									weil es allenthalben gleiches Niveau herzustellen sucht, durch das erste Filter, das
                              									Pulver und das zweite Filter, und der Aufguß ist fertig. Oeffnet man jetzt den Hahn,
                              									so läuft der Aufguß, indem er sich nochmals filtrirt, vollkommen klar aus; es ist
                              									immerhin gut, den zuerst abfließenden Theil zu beseitigen, da er nicht genug
                              									aufgenommen haben könnte.
                           Die Theemaschine unterscheidet sich von den gewöhnlichen nur durch die Form; im
                              									Innern ist der bewegliche Percolator angebracht, auf dessen Boden sich der Thee in
                              										Pulverform befindet; das in den Deckel des
                              									Percolators gegossene siedende Wasser geht zuerst abwärts, dringt durch das Pulver
                              									wieder in die Höhe und kommt so, nachdem es alles extrahirt hat, in die
                              									Theekanne.
                           In großen Dimensionen ausgeführt, ist dieser Apparat in der Industrie zum Extrahiren
                              									aller Substanzen mittelst des siedenden Wassers und Dampfdruckes anwendbar, z.B. der
                              									Farb- und Arzneistoffe, des Malzes, Hopfens etc. Versuche welche in London
                              									unter Aufsicht des Vorstandes der Apothekerhalle, Hrn. Warington, angestellt wurden, haben gezeigt, daß
                              									man auf diese Weise mit bedeutender Ersparung an Zeit und Geld Auflösungen, Aufgüsse
                              									und Extracte reiner, concentrirter und klarer erhält, als nach den gebräuchlichen
                              									Methoden. Behufs besserer Extraction kann man eine zweite Infusion durch dieselben
                              									Filter und Pulverlagen ziehen lassen, und wenn ein Stoff erschöpft ist, kann man ihn
                              									leicht herausnehmen, indem man die obere Schraube (Fig. 6) löst, worauf man
                              									sogleich ein neues System von Filtern einsetzt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
