| Titel: | Verfahren Lichtbilder auf Glastafeln darzustellen, welche mit Collodium und Eiweiß überzogen sind; von Hrn. F. Martens. | 
| Fundstelle: | Band 139, Jahrgang 1856, Nr. LXV., S. 263 | 
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                        LXV.
                        Verfahren Lichtbilder auf Glastafeln
                           								darzustellen, welche mit Collodium und Eiweiß überzogen sind; von Hrn. F. Martens.
                        Aus den Comptes rendus, Novbr. 1855, Nr. 21 und Decbr.
                              									Nr. 24.
                        Marren's Verfahren Lichtbilder auf Glastafeln
                           								darzustellen.
                        
                     
                        
                           Ich ergänze im Folgenden meine frühere Abhandlung über diesen Gegenstand (S. 121 in
                              									diesem Bande des polytechn. Journals).
                           Das beschriebene Verfahren, mit Eiweiß überzogenes Collodium anzuwenden, wird auf
                              									Reisen zu einer kostspieligen und lästigen Methode, denn man muß nicht nur einen
                              									Vorrath von Collodium und von Eiweiß mit sich führen, sondern braucht auch zwei
                              									Bäder von salpetersaurem Silber, und einen großen Vorrath destillirten Wassers für
                              									die verschiedenen Waschungen. Die bloß mit Eiweiß zu überziehenden Glastafeln können
                              									mit gewöhnlichem Wasser gewaschen, lange Zeit vorher präparirt und empfindlich
                              									gemacht werden; die Schicht wird so fest, daß sie schwer zu entfernen ist. Dagegen
                              									haftet eine Schicht von mit Eiweiß überzogenem Collodium nicht stark an dem Glase,
                              									und löst sich leicht stellenweise ab oder bildet Säcke, hauptsächlich wenn man viel
                              									Zeit aufwendet um das Bild zum Vorschein zu bringen. Jedenfalls muß man bei der
                              									neuen Methode eine große Sorgfalt auf das Reinigen der Glasplatten verwenden, denn
                              									davon hängt großentheils das Gelingen derselben ab.
                           Zubereitung der Glastafeln für architektonische
                                 									Denkmäler. – Das Weiße von acht Eiern; 4 Gramme Milchzucker; 4 Gramme
                              									Jodammonium, geröthet durch ein Stückchen Jod welches auf den Boden des das
                              									Jodammonium enthaltenden Fläschchens gegeben wurde; 1 Gramm Dextrin; 25 Gramme
                              									destillirtes Wasser; 1 1/2 Gramme Traubenzucker.
                           Zubereitung der Glastafeln für Landschaften, Bäume und
                                 										Gegenstände von grüner Farbe. – Das Weiße von acht Eiern; 4 Gramme
                              									Milchzucker; 8 Gramme Jodammonium, geröthet auf angegebene Weise; 1 Gramm Dextrin;
                              									25 Gramme destillirtes Wasser; 1 1/2 Gramme Traubenzucker. Man lasse die Glastafeln
                              									in horizontaler Lage trocknen, langsam und vollkommen gegen Staub geschützt.
                           Es gibt sehr große Eier welche viel Eiweiß und ein kleines Gelbes enthalten, und
                              									andere welche sehr wenig Eiweiß enthalten. In letzterm Falle wäre 1 Gramm Jodammonium
                              									auf das Weiße von einem Ei zu viel. – Wenn das Jodammonium durch das Jod so
                              									stark gefärbt worden ist, daß es fast schwarz aussieht, so muß man von demselben
                              									weniger anwenden, als wenn es bloß schwach geröthet ist.
                           Die Dauer der Operation in der camera obscura beträgt, je
                              									nach der Witterung und der Natur der Gegenstände, fünf bis zwanzig Minuten.
                           Um das negative Bild zum Vorschein zu bringen, gießt man
                              									auf die horizontal gehaltenen (oder in einer Schale angebrachten) Glastafeln eine
                              									starke Auflösung von Gallussäure, versetzt mit einigen Tropfen einer Lösung von
                              									salpetersaurem Silber (4 Gr. desselben auf 100 Gr. Wasser). Unter der Glasplatte
                              									bringt man eine Platte von stark erhitztem Kupfer an.
                           Um die mit dem Eiweiß überzogenen Glastafeln empfindlich zu
                                 										machen, dient ein Bad von destillirtem Wasser mit Zusatz von 12 Grammen
                              									salpetersaurem Silber auf 100 Gramme Wasser, und von 12 Grammen Essigsäure. Die aus
                              									diesem Bade genommenen Tafeln müssen sorgfältig mit destillirtem Wasser gewaschen
                              									werden, besonders wenn man sie längere Zeit aufbewahren will, ehe man die Bilder
                              									aufnimmt. Man kann sie zehn Tage lang aufbewahren.
                           Fixiren des negativen Bildes auf dem mit Eiweiß überzogenen
                                 										Glase. – Nachdem das Bild gehörig zum Vorschein gekommen ist, wäscht
                              									man mit vielem Wasser und bringt die Glastafel an einen dunklen Ort, um später zu
                              									fixiren; es ist dieß eine Vorsicht, weil die Eiweißschicht, indem sie neuerdings
                              									austrocknet, hernach den verschiedenen Bädern vollkommen widerstehen wird. Einen Tag
                              									darnach taucht man die Lichtbilder, eines nach dem andern, in ein neues Bad von
                              									unterschwefligsaurem Natron, aus beiläufig 30 Gr. dieses Salzes auf 100 Gr. Wasser
                              									bestehend. Beim Tageslicht sieht man sogleich die gelbe Farbe verschwinden, oft
                              									stellenweise; man zieht die Glastafel heraus, um sie beim durchgehenden Lichte zu
                              									betrachten, und nachdem die gelbe Farbe verschwunden ist, wäscht man mehrmals, indem
                              									man sogar die Glastafel einige Zeit (1/2 bis 3/4 Stunde) im Wasser liegen läßt; dann
                              									läßt man sie aufrecht stehend trocknen.
                           Beim Darstellen der positiven Copien kann man auf verschiedene Weise verfahren, um
                              									verschiedenartige Nüancen zu erhalten. Ich habe absichtlich auf die allgemeine
                              									Industrie-Ausstellung Bilder von verschiedenen Nüancen gegeben, auf deren
                              									Rückseite ich die Fixirmethode verzeichnete, um zu sehen welche Veränderung sie nach
                              									mehr als sechs Monaten erleiden würden: alle blieben absolut so kräftig wie am
                              									ersten Tage, ausgenommen eines; letzteres war bloß in ein altes Bad von
                              									unterschwefligsaurem Natron getaucht worden. Dagegen conservirten sich alle diejenigen, welche ich in
                              									ein neues Bad getaucht hatte; ich habe daher gar kein Vertrauen zu den alten Bädern,
                              									obgleich sie ein vortreffliches Mittel sind um die Farbe des Bildes zu ändern; wenn
                              									man sich ihrer bedient, muß man jedenfalls das Bild vorher oder nachher durch ein
                              									neues Bad nehmen.
                           Fixiren der positiven Bilder. – Diese Operation
                              									ist sehr wichtig und ich will sie daher genau beschreiben. Das zuerst mit Kochsalz
                              									und hernach mit salpetersaurem Silber auf bekannte Weise behandelte Papier, muß
                              									vollkommen trocken seyn; denn sonst könnte dasselbe das negative Bild, womit es in
                              									Berührung gebracht wird, benachtheiligen. Es ist immer gut, das Belichten längere
                              									Zeit dauern zu lassen, damit sich das Bild in den verschiedenen Bädern nicht zu sehr
                              									abschwächt. Man legt das Bild beiläufig eine Viertelstunde in ein Bad von filtrirtem
                              									Wasser; dann taucht man es in ein neues Bad von unterschwefligsaurem Natron (10
                              									Theile Natronsalz auf 100 Theile Wasser), worin es wenigstens eine Stunde bleiben
                              									muß; hernach bringt man es in ein altes Bad von unterschwefligsaurem Natron, in
                              									welchem es seine Farbe rasch verändert, von Roth in Dunkelbraun; bei längerem
                              									Verweilen wird es schwarz, zugleich aber gelb, endlich schwächt es sich ab und ist
                              									verloren.
                           Wenn man die aus dem Wasser genommene positive Copie in ein Bad von gelbem Chlorgold
                              									bringt, welches mit Salzsäure angesäuert ist, so wird sie in kurzer Zeit eine
                              									violette Farbe annehmen, hernach eine blaue; man muß das Bild überwachen, es im Bad
                              									herumbewegen, und sobald es die gewünschte Nüance erreicht hat, dasselbe rasch in
                              									gewöhnliches Wasser tauchen, es mehrmals waschen, und dann wenigstens eine Stunde
                              									lang in ein neues Bad von unterschwefligsaurem Natron legen; für diese
                              									Behandlungsweise ist aber (wie schon Hr. Legray bemerkte) eine längere Exposition erforderlich, nämlich bis
                              									die schwarzen Theile metallisirt sind. Bringt man hingegen in dasselbe Goldbad ein
                              									Bild, welches vorher in einem Bad von (bloß) unterschwefligsaurem Natron fixirt und
                              									von diesem Salz dann gut gereinigt worden ist, so wird es eine satte und lebhafte
                              									Sepiafarbe erhalten.
                           Die Hauptsache beim Fixiren der positiven Bilder ist, daß man das unterschwefligsaure
                              									Salz vollständig aus dem Papier entfernt, denn wenn von demselben die geringste
                              									Menge zurückbleibt, wird das Bild sicher mit der Zeit erlöschen. Beim Auswaschen des
                              									unterschwefligsauren Natrons darf man daher nicht viele Bilder mit einander in das
                              									Wasserbad bringen, weil sie sonst an einander kleben und das Salz behalten. Sie
                              									müssen in viel Wasser schwimmen und man muß dieses Wasser mehrmals erneuern, dann ein Bild nach dem
                              									andern in eine Schale mit lauwarmem Wasser bringen, sie hierauf in einer andern
                              									Schale durchziehen, und auf diese Weise mehrere Stunden fortfahren. – Ein
                              									vortreffliches Mittel besteht darin, einen großen viereckigen Kasten anzuwenden,
                              									durch welchen in der Quere Schnüre gehen, die oben gespannt sind, an denen man die
                              									Bilder befestigt, so daß sie sämmtlich aufgehängt sind ohne sich zu berühren; unter
                              									dem Kasten bringt man einen sehr kleinen Hahn an, durch welchen das mit Salz
                              									geschwängerte Wasser abläuft, während oben ein Wasserbehälter, mit einem Hahn von
                              									gleicher Größe, den Kasten stets voll erhält. Die Bilder werden so fortwährend
                              									gewaschen, weil das Wasser beständig erneuert wird, indem das salzhaltige sich nach
                              									unten begibt. Diese Operation erheischt weder eine Beihülfe, noch eine
                              									Ueberwachung.
                           Man muß sich wohl hüten, die Bilder mit gewöhnlichem Kleister auf Pappdeckel zu
                              									leimen; sie wären in kurzer Zeit verloren; des arabischen Gummis oder Dextrins kann
                              									man sich hingegen ohne alle Gefahr dazu bedienen. Auch muß man die auf jeder Sorte
                              									von Papier dargestellten Lichtbilder an einem trocknen Ort aufbewahren, weil die
                              									Feuchtigkeit sie in kurzer Zeit verdirbt.